Sie waren kurz davor, anzufangen. Mathéo konnte schon Caprices Finger auf Caiwens Rücken sehen, als der ganze Spaß ein jähes Ende fand. Die Schulglocke ertönte und läutete das Stundenende ein. Leicht enttäuscht sackte Mathéo auf seinem Stuhl zusammen. Aus der Hosentasche kramte er sein Handy heraus, um die Uhrzeit zu prüfen. Okay, dritte Stunde vorbei, was kommt als nächstes? Mathéo versuchte, sich daran zu erinnern, doch ihm fiel nichts ein. Er hätte sich den Tagesplan besser einprägen sollen oder zumindest ein Stück Papier mitnehmen müssen, wo was nützliches draufsteht. Stattdessen aber ließ er sich fragend von Caiwen anschauen und schaute ebenso unwissend zurück. Glücklicherweise fragte sie Caprice, ob sie schon wüsste, wo bzw. mit wem sie zusammen wohnte. So hatten die Mädels was zum Quatschen und Mathéo konnte einen Beitrag abwarten, der ihm einen Hinweis drauf gab, was als nächstes anstand. Unterricht – irgendwas musste ja noch kommen, denn die Mittagspause sollte erst später sein. Elf Uhr war viel zu früh dafür, das konnte er sagen, selbst ohne den Plan zu kennen. So verrückt konnten die Japaner nicht sein, die Mittagszeit auf den Vormittag zu legen. „Was haben wir jetzt eigentlich?“, hakte sich der Tristam doch noch energisch ein. Kurzum hatte er beschlossen, dass Warten nicht das angenehmste war. Wollte die Antwort nicht zu ihm kommen, musste er nach ihr rufen, damit sie ihn fand. Hoffentlich würde Caiwen mehr wissen als er, immerhin war sie schon länger an der Schule, da durfte man mehr erwarten.
Ein wenig enttäuscht darüber, dass sie nicht mehr dazu gekommen war, das Reiki an Caiwen anzuwenden oder es wenigstens zu versuchen (Sie war eine fleißige Schülerin, aber solch eine Gelegenheit würde sich sicherlich nicht mehr so schnell anbieten.), erhob sie sich von dem verschobenen Stuhl und rückte ihn wieder an den Tisch, an dem er vorher gestanden hatte. Dann verharrte sie dort, die Hände auf die obere Kante der Stuhllehne gelegt und schaute zu Caiwen und Mathéo hinüber, während sie sich so dastehend fragte, was sie nun tun sollte. Sie hätte sich natürlich an einen ihrer beiden Teamkollegen hängen können, aber nicht nur, dass ihr das ziemlich aufdringlich vorkam - wer weiß - vielleicht hatten sie die Pause, Stunde oder was auch immer die Sternenklasse nun haben würde, bereits bis oben hin verplant. „Ich glaube, mit niemandem.“, antwortete Caprice zwar knapp, aber sofort auf Caiwens Frage, obwohl sie bis gerade eben noch in Gedanken versunken war. Dies war wohl einer ihrer Stärken: alles mitzubekommen, während sie tagträumte. Ihr Privatlehrer hatte dies stets als Aufmerksamkeit gelobt - Caprice fiel jetzt auch auf, dass sie in den letzten Minuten ungewöhnlich oft an ihren Privatlehrer gedacht hatte. Dies kam sehr wahrscheinlich daher, dass sie den Drang hatte, alles und jeden an ihrer neuen Schule mit dem damaligen Privatunterricht von Zuhause aus vergleichen musste. Zu einem Schluss, welches von beidem nun besser war, war sie trotz der vielen Überlegungen jedoch noch nicht gekommen.
Caprice strich sich mit Fingerspitze und Daumen über einzelne Haarsträhnen und bemerkte dabei, dass sie etwas zersaust waren. Also nein, das ging natürlich gar nicht. „Ich muss ge’en. Auf Wiesen- … ehm … Wiederse’en!“, verabschiedete sie sich von ihren beiden Klassenkameraden und schwebte zu ihrem Platz zurück, hing sich ihre mit Hibiskusblüten bestickte Umhängetasche um die Schulter und verließ den Klassenraum so schnell, wie sie ihn betreten hatte, in Richtung der Mädchentoiletten. Und dann, dachte sie sich, würde sie einen kleinen Abstecher zum Hafen machen, um etwas zu entspannen.
tbc: Der Hafen
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Ich schaute Caprice kurz nach, wie sie aufstand und den Stuhl richtig positionierte. Sie meinte, sie hätte vermutlich keinen Zimmerpartner. Und sie wirkte sehr Gedankenverloren. Ob es ihr gut ging? Irgendwie zweifelte ich daran. Schließlich meinte sie auch gebrochen "Wiesen" oder so. Und "Wiederse ehn". Ganz komisch dieses Mädchen. Und dann war sie auch schon weg. Ich schaute ihr hinterher, bis die Tür zu ging. Ich zuckte zusammen und blickte zu Matheo, als er plötzlich was sagte - besser gesagt fragte - und mich aus den Gedanken riss. Dabei war ich in Gedanken gerade bei Essen. Wie kam ich auf dieses Thema? Achja, ich hab mir Caprice's Tasche angeschaut, wo Blumen drauf waren. Darauf hin habe ich an eine Blumenwiese gedacht, wo man sich so schön hinlegen kann. Und dann hab ich an Freizeit gedacht. Und man hat ja Freizeit, wenn Mittagspause ist. Deshalb hab ich wohl an's Essen gedacht. Oder hatte ich einfach nur Hunger? "Mmmmh" brummte ich und blickte zu ihm, schaute an seiner Augenklappe vorbei auf sein "offenes" Auge. Ob er wohl gut damit sah? Wieso er wohl diese Augenklappe hatte? Wieso machte ich mir plötzlich Gedanken über sowas? Ich lächelte kurz, ehe ich antwortete. "Eh, haben wir jetzt nicht schon verfrüht Mittagspause? Ich dachte es auf dem Supplierplan gelesen zu haben." antwortete ich, ehe ich wieder Gedankenverloren daran dachte, was er wohl für ein "Wesen" war. Magier? Er konnte ja alle Materien irgendwie verformen. Und erst auch jetzt bemerkte ich seine Ohrringe an den Ohren. Hatten zuvor an dieser Stelle die Haare gehangen, sodass ich sie nicht gesehen hatte? Erneut schüttelte ich den Kopf, um von den Gedanken wegzukommen. Ich stand auf, schaute mich in der Klasse um, blickte zu Levi, welcher immer noch einen eigenartigen Geruch mitnahm, ehe ich meine Tasche nahm und schon mal vorging. Kurz blieb ich stehen, drehte meinen Kopf zu Matheo um und fragte grinsend "Kommst du mit?" An der Klassentür blieb ich nochmal stehen um auf Matheo zu warten. Wo sollen wir überhaupt hingehn? Ins Frauenbad? Neeee... Doch nicht mit Mat. Dann schon eher ins Jungenbad. Wo könnten wir was zum Essen herbekommen? Ich hatte ja schließlich Hunger. Glaubte ich zumindest.
===> Bambuswald - Fluss :3
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
Caprice war ziemlich auf Zack. Noch schneller als ihre Versprecher waren nur ihre Hände und Füße. Sie wirkte zwar verwirrt, aber das lag wohl daran, dass sie noch neu hier war. Sie schnappte sich ihre Sachen und verdünnisierte sich. Wohin: Das wussten Caiwen und Mathéo nicht. Zumindest der Dämon wusste es nicht, wie es bei der jungen Dame an seiner Seite aussah, konnte er nicht aus ihren Gedanken herauslesen. Nur kurz fragte er sich, was sie eigentlich war. Dämonischer Natur war sie nicht entsprungen, das hätte er gespürt. Interessant, kommentierte er innerlich. Schon fast begierig musterte er Caiwen, als diese noch wirr umherblickte. Oft genug kam es ihm vor, sie würde ihn ebenso mustern, nur musste ihre Intention anders aussehen. Ja, die Fragen lagen ihr im Gesicht. Sicherlich, davon ging Mathéo aus, fragte sie sich ebenso, was sie nun tun sollte. Mathéos Laune pushte sie mit der Nachricht, die Mittagspause würde heute früher eintreten als sonst: Und zwar jetzt. Mit solch einer Moralspritze konnte man die freie Zeit perfekt in Angriff nehmen. Aber wohin? Mathéo ging nochmal seinen gestrigen Tag durch. Er kannte bereits den kleinen Park am Waisenhaus, einen angrenzenden Spielplatz, der nach faulen Eiern roch und … das Waisenhaus selbst. Wie der Gang der Mädels ausschaute, wusste er ebenso gut. Aber gut, Letzteres musste man jetzt nicht an die frohe Glocke hängen. Gedankenverloren verfolgten seine Augen Caiwen, die ihn erst aus den Überlegungen riss, als sie schon zwischen dem Türrahmen stand. Mathéo sprang förmlich auf, als sie ihn fragte, ob er mitkam. Was Besseres konnte er sich grad nicht vorstellen. Bei solch hübscher Begleitung sagte man doch nicht nein. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bis zum Essen auch nicht mehr weit war. Bis dahin hieß es, Zeit totzuschlagen. Vielleicht fand sich irgendwo ein nettes Plätzen, um … ach, Unhold, ich sollte mal anfangen, meinen Kopf auszumisten, da tanzen noch die dreckigsten Ideen herum. Mathéo, sei mal anständig! Er konnte nicht anders, streckte die Zunge bei einem kecken Grinsen heraus, lachte innerlich über sich selbst. Die rechte Hand fuhr durchs rote Haar, zog es nach hinten, ehe es wieder zurückschoss. Wirr war es ja, aber auch total widerspenstig. Ab und an mal auflockern und schon fühlte sich die Kopfhaut wieder wohl. Das Stirnband saß noch, die Augenklappe ebenso. Nach der Prüfung der Kleidung kam er bei Caiwen an, die schon fast einen drängelnden Eindruck auf ihn machte. „Und wo soll’s hingehen, meine Teuerste?“ Immer noch schaute er mit dem Grinsen im Gesicht, dabei wollte er lieber unschuldig wissbegierig dreinschauen, um seine Wahllosigkeit zu unterstützen. Wenn sie ihn jetzt fragen würde, ob er nicht einen Vorschlag hatte, würde er wohl umkippen – einfach nur als Gag, denn es sollte auf der Hand liegen, dass sich Cai einen bei weitem besseren Überblick über die Auswahlmöglichkeiten machen konnte als er, der erst seit gestern auf der Insel „wohnte“. „Irgendwas Ruhiges zum dösen wäre mir ja recht. Gibt eh gleich Mittag, da brauchen wir nichts allzu weit weg. Also zumindest ich würde gerne in der Kantine was mampfen.“ Mit hochgezogener Augenbraue schaute er Caiwen an; ob sie auch vorhatte, dort später zu speisen? Sicher war, dass sie sich Richtung Unterkünfte bewegen würden, denn dort war auch der Speisesaal im Erdgeschoss untergebracht. Irgendwo drum herum würde sich was Nettes finden lassen, davon ging der Tristam aus. Also musste er Caiwen nur noch in die richtige Richtung geleiten. Seine schnelle Hand war schon an ihrer Hüfte, drehte sie zum Gang und führte sie noch über die Schwelle, ehe er sie wieder alleine gehen ließ. Unschuldig grinste er sie an, dann schaute er nach vorne, um nicht noch über irgendetwas zu stolpern.
tbc: Bambuswald | Der Fluss
Levi (alt)
-22 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: siehe Sig
Eh, ja. Alle schienen relativ vertieft in das zu sein, was sie tun sollten. Oder mussten, und Caiwen hatte Freunde gefunden. Ohne sich gross mit den restlichen Klassenmitgliedern zu beschäftigen konzentrierte sich der Nephilim eher auf das, was Cruel gerade tat, oder auch nicht tat. "Du bist schlecht!", kam es prompt von ihm, woraufhin er eine Kopfnuss erhielt, ob verdient oder nicht, scheissegal. Auch der Lehrerin schien es nicht besonders zu gefallen und den meisten war der verkokelte Geruch wohl auch nicht gegangen. "Das heisst, wir müssen nix mehr tun..." Und genau das tat er auch die restliche Stunde. Sass lediglich auf seinen Stuhl, schaukelte damit vergnügt und stützte sich dabei mit den Beinen am Pult vor sich ab, während er sein Handy herauskramte. Leviathan hatte eine SMS erhalten. Von Aaliyah. Wer war Aaliyah? Als allerdings Misu in der SMS erwähnt wurde und zwar mit einem seltsamen Zusammehang, fiel der Groschen, der andere Fisch! Der noch viel zickiger und aufbrausender war als Misu Kaze. Etwas verwirrt tippte er Aaliyah eine Antwort, schickte sie ab, direkt gefolgt von einer SMS, die er an Misu schickte. Alsbald das Läuten der Schulglocke erklang, sprang der Nephilim zufrieden auf. "Freiheit!", wurde aber gleich wieder aus seinen Träumen gerissen, als er die nächste SMS las. "Lieber Leviathan, sei doch bitte so gut geh zum Hafen, hol Jukka ab und zeig ihm das Waisenhaus, sein Zimmer und erklär das wichtigste. Sternenklasse. Danke." Der Heimleiter hatte auch irgendwie keine Hobbies, oder? Naja, oder vielleicht doch, denn sonst könnte er diese Jukka wohl selbst abholen. Und genau das waren die Gedanken des Engels, als er die Nachricht lediglich überflog und seine Umhängetasche packte. "Wir sehen uns."
Meine Schüler verkrümeöten sich alle, und ich tat eihnen jetzt einfach mal gleich. Ich sammetle schnell meine sachen zusammen und machte mich auf den Kalssenraum zu verlassn. Meine erste Stunde hatte ich mir adners vorgestllt..aber es war in der regel so das dinge nie so waren wie man sie sich vorstellt... Aber egal. "Aufwiedersehen" sagte ich zu den im klassenraum verbliebenen und stielfelt hinaus
Einsam, aber dennoch stolz beschritt Caprice den Weg zu ihrer nächsten Klasse. In ihrer allerersten Unterrichtsstunde hatte sie zwar eine Caiwen und ein Mathéo kennen gelernt und war am Hafen anschließend auf zwei - sagen wir mal - Kerle getroffen, die Gott bei der Vergabe der Intelligenz wohl gnadenlos verschont hatte, aber so richtig war sie noch nicht in die Schülerschaft reinintegriert worden, geschweige denn, dass sie auch nur zu einem einzigen aus der Sternenklasse, ihrer Klasse, einen guten Draht aufgebaut hatte. Und so langsam kam Caprice die Vermutung, dass vielleicht sie selbst der Grund dafür sei, dass sie gerade niemanden in ihrer Nähe hatte. Sie zupfte einen Fussel, der sich an einer der Spitzen ihrer Kronkorkenkette verfangen hatte, ab und warf ihn umweltbewusst in den nächstliegenden Mülleimer. Vielleicht war es ja ihr beinahe gemütskranker Sauberkeitswahn, der andere, potentielle Freunde, so abschreckte.
Caprice betrat nun schon das zweite Mal seit ihrer Ankuft auf der Insel den Raum der Sternenklasse und saß sich auch zum zweiten Mal direkt und ohne Umwege an ihren Tisch. Erst nachdem sie die Umhängetasche auf ihren Schoß abgelegt und ihr optisch dazupassendes Federmäppchen auf den Tisch platziert hatte, wagte sie einen Blick durch die Klasse - et voilà, sie war die Erste. Also kramte sie ein DIN-A-5 großes Buch mit dunkelbraunem Umschlag, der mit der goldenen Aufschrift Journal versehen war, aus ihrer Tasche und legte es aufgeschlagen vor sich auf den Tisch. Dann zückte sie einen Kugelschreiber aus ihrer Federmappe und legte die Miene auf die obere linke Ecke der weiß linierten Seite an, bevor sie schließlich damit begann, ihre Gedanken und Erlebnisse des heutigen Tages niederzuschreiben. Zugegeben waren diese nicht gerade spannend, und Caprice bezweifelte, dass sich ihr Tagesablauf besonders von dem anderer abhob, aber wenn sie erst mal wieder zuhause war, würde sich ihre neugierige, ältere Schwester Camille darum reißen, auch nur einen Blick in das Tagebuch werfen zu können. Ach, was war Caprice doch für ein herzensguter Mensch.
Ich freute mich zunächst, dass der Unterricht endlich vorbei war, auch wenn ich nicht wirklich mich beteiligt hatte. Hauptsache, er war vorbei. Die Menschen, an die ich mich gehängt hatte, waren nicht aus meinem Kurs, und ich dachte mir, wie übel es war, dass ich das nicht wusste, aber hey, dagegen konnte man nichts tun. Außer, sich nett mit allen anfreunden! Hija. Ich dachte zunächst, ich wäre schon wieder im falschen Raum gelandet, als ich ein mir fremdes Mädchen erblickte, schätzte aber, dass sie auch neu war. "Hey.", grüßte ich nebensächlich, legte Cruel-junior ab, um ihn daraufhin ein bisschen zu streicheln. Hmpf, das war das perfekte Tier! Mit seinen doofen Augen schaute er mich treu an, schnüffelte an meiner Hand und hatte offensichtlich nichts dagegen, in der Tasche zu hausen. "Wer bist du?", fragte ich das Mädchen, während ich den Hund kuschelte. Man konnte davon ausgehen, dass die anderen nicht allzu schnell eintreffen würden; und ich so oder so keine Beschäftigung haben würde. Das Hündchen legte sich auf die Seite und ich kraulte ihn am Bauch, setzte mich dann auf einen Platz. Was würden wir hier jetzt machen? Klassensprecherwahl? Zu sowas würden sich sicher nur Idioten melden; und mit meiner Beliebtheit konnte ich davon ausgehen, dass niemand auf die bescheuerte Idee kommen würde, mich aufzustellen.
Nach einigen Schritten merkte Kaji, dass sie garnicht wusste, wo sie eigentlich gerade hinging. Wo zum Teufel war sie? Bevor Kôri und sie zum Unterricht gegangen waren, hatten sie sich nicht wirklich in der Schule oder sonstwo umgesehen - und Kaji war nicht wirklich bekannt für einen guten Orientierungssinn. Aber anstatt stehen zu bleiben und sich eventuell mal umzusehen, oder zurückzugehen, ging sie einfach weiter. Ihren Gedanken nach zu urteilen würde sie schon irgendwann dort auskommen, wo sie hinmusste. Aber wo musste sie hin? In den Klassenraum vielleicht? Das Mädchen wusste ja nichteinmal, wo dieser war. Ob er in diesem Stockwerk, oder in einem anderen war. Auch das Kôri sie verfolgte merkte der jüngere Zwilling nicht, ehe sich die Hand ihrer Schwester schon an ihrem Arm befand. Erschrocken drehte sich Kaji zu ihrer älteren Schwester und die Blicke der beiden trafen sich. "Oh, ich hab ganz vergessen, auf sie zu warten... ich bin furchtbar." Die Worte des Mädchens erreichten Kaji, doch in den ersten Momenten konnte diese nur relativ unbeteiligt dreinschauen. "Etwas angetan..?" Als würde sie aus einer Starre erwachen merkte man, wie ihr Ausdruck im Gesicht etwas entschuldigendes annahm, und sie nahm die Hände ihrer Schwester in ihre eigenen. Sie waren kalt wie immer, aber das störte Kaji nicht im geringsten. "Oh nein, nein, nein! Tut mir Leid, wenn du das denkst!" Wenn sie darüber nachdachte, hatte sie sich ja gerade wirklich komisch verhalten, das passte auch garnicht zu ihr. Doch was genau war los? Kaji wusste, dass ihre Schwester es wissen wollte, und sie selbst wollte es ihrer Schwester ja auch sagen, aber dafür musste sie ersteinmal in sich hinein horchen. Während sie dies versuchte, fiel ihr etwas ein, und sie kramte in ihrer Tasche. Tatsächlich, sie hatte einen Stundenplan und eine kleine Karte der Schule! "Oh, wir sind hier ganz falsch... Wir müssen da lang." Kaji zog ihre Schwester leicht an der Hand mit, um sie in die richtige Richtung zu lenken und dann schlendernd neben ihr herzugehen. "Ach Kôri, es ist eigentlich nichts, aber... Es ist hier so anders!" Das Drachenmädchen schaute Kôri an, versuchte sie dabei leicht anzulächeln. "Bisher sind wir doch nur auf Hass und Abneigung gestoßen, es ist voll komisch, wenn plötzlich jemand ganz normal mit einem redet, oder eher sogar noch.. nett." Inzwischen waren die beiden vor der Sternenklasse angekommen, und Kaji stellte sich mit ihrer Schwester neben die Tür und schaute Kôri verwirrt in die Augen. "Das ist alles nur so neu... Und die Leute hier zeigen nicht offen, wenn sie einen hassen, oder nicht, also weiß ich nicht, was sie nun wirklich von uns denken. Und ich weiß garnicht, wie man richtig Freundschaften schließt! Gehört mehr dazu als nett zu sein? Ich hab Angst, dass wir hier dennoch wieder ausgeschlossen werden!" Wild in der Gegend herumgestikulierend erklärte sie ihrer Schwester mit einem leichten Hauch von Panik, was ihr auf dem Herzen lag, und steigerte sich ihrem Empfinden nach so noch mehr in ihre Gefühle hinein. Es tat ihr sehr Leid, dass sie Levi zum Ende hin kaum mehr beachtet hatte, aber anscheinend war es einfach nur nötig, dass Kaji sich einmal alles bei ihrer Schwester von der Seele redete, um dann bei dem Rest der Personen hier nett und freundlich sein zu können.
Während Caprice fleißig in ihr Tagebuch hineinschrieb, vergaß sie beinahe ganz die Welt um sich herum. So bemüht war sie darum, jeden einzelnen Buchstaben ordentlich und mit perfekten Geraden und Kurven zu formen, schließlich durfte sie sich keinen Fehler erlauben, da sich Makel mit Kugelschreibertinte leider nicht so leicht beseitigen ließen. Doch trotz jeglicher Anstrengung wünschte sich Caprice hin und wieder ein wenig, dass sie anstatt einer Gartenelfe doch eine Tintenelfe wäre. Apropos, ein wenig ärgerte sie sich schon, dass sie die letzten paar Stunden versäumt hatte. Grund dafür war der Jetlag gewesen, den sie von der langen und harten Reise hierhin gehabt hatte. Von Belgien nach Japan war es nun mal kein Katzensprung. Also hatte sie sich ausnahmsweise mit Erlaubnis einer Lehrkraft auf das Krankenzimmer begeben und bis jetzt durchgeschlafen.
Caprice wurde aus ihren Gedanken gerissen, erschrak jedoch nicht, als sie plötzlich jemand grüßte. Sie blickte auf und beobachtete einen Jungen - euh … und einen Hund - wie er nun auf einer der freien Stühle Platz nahm. Wie lange er wohl schon hier war, fragte sich Caprice, kam aber nicht dazu, ihren Gedanken weiterzuführen, da ihr scheinbarer Klassenkamerad - oh, er sah japanisch aus - ihr eine Frage gestellt hatte. Wer sie sei? Das war eine Frage, die Caprice sicher leicht beantworten konnte. „Moi? Ich bin Caprice“, antworte sie einfach, fügte jedoch erst im Nachhinein ihren Nachnamen und höflicherweise die Gegenfrage hinzu, „Beauchamp. Und du?“ Erneut betrat jemand den Klassenraum. Diesmal waren es zwei Mädchen. Caprice waren sie ebenfalls fremd, wobei sie sich an den Jungen mit dem Hund noch vage aus ihrer ersten Unterrichtsstunde erinnern konnte. Damals hatte er während der Partnerarbeitsphase mit diesem Levi, die sie anschließend im Hafen getroffen hatte, zusammengearbeitet, sofern sie es nicht falsch in Erinnerung behalten hatte.