Frisch angereist war Caprice bereits wieder mit den Gedanken zuhause gewesen und hatte das Schulpersonal, als wären es ihre Bediensteten, höflich dazu aufgefordert, ihr Gepäck doch bitte in ihr Zimmer zu bringen. Geweigert hatten sie sich zwar nicht, doch genauso wenig hatten sie sich ein genervtes Augenverdrehen verkneifen können. Caprice hatte das als äußerst anmaßend und verletzend empfunden und das Personal mitsamt Gepäck kopfschüttelnd zum Wohnheim gescheucht. Daraufhin hatte sie voller Vorfreude, auch wenn man ihr diese kein bisschen ansehen hatte können, das Schulgebäude betreten und sich ins Erdgeschoss begeben. Da sie über einen guten Orientierungssinn verfügte, hatte sie nicht lange suchen müssen, um sich nun vor dem Klassenraum der Sternenklasse zu befinden. Bevor sie eintrat, schaute Caprice auf ihre Beine und Hände hinab. Sie zitterte nicht, und extremes Herzklopfen schien sie ebenfalls nicht zu haben. Eigentlich war sie so gelassen wie immer. Doch Caprice hatte nicht auf ihren Körper hinabgeblickt, um zu schauen, ob sie nervös war, nein, sie hatte lediglich ihre Schuluniform korrigieren wollen. Alles saß, stellte sie zufrieden fest und klopfte an, bevor sie dann endlich die Tür zum Klassenraum aufschob.
Also das hatte Caprice nicht erwartet. Der Zustand der Klasse war ja entsetzlich: es waren kaum Schüler anwesend, bis vor einigen Sekunden hatte noch ein Junge gebrannt, ein Tier hatte sich gerade in einen Mensch verwandelt, und die Lehrerin war ein Punk. Caprice wurde erstmals seit langem wieder ein wenig aus der Fassung geschubst. Dennoch behielt die Neureiche weiterhin ihre gepflegte Etikette, entschuldigte sich bei der Lehrerin mit einer Verbeugung fürs Zuspätkommen, und setzte sich an den für sie vorgesehenen Platz. Anschließend ließ Caprice den Blick noch einmal kurz durch den Raum schweifen und bemerkte, dass die Schüler jeweils in Pärchen beieinander saßen. Sie vermutete, dass dies die berühmtberüchtigte Partnerarbeit war, von der ihr Privatlehrer, der nicht nur einzelne Schüler, sondern auch kleinere Grüppchen von ihnen unterrichtete, immer erzählt hatte. Anscheinend war niemand der Schüler übrig geblieben, sodass sich Caprice nun entweder einem bereits vorhandenen Team anschließen oder mit der Lehrerin ein Team bilden musste. Bevor sie voreilig handelte, beschloss sie erst mal abzuwarten, was die Frau Lehrerin dazu sagte. Vorausgesetzt natürlich Caprice würde deren Japanisch gut genug verstehen.
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Er nahm den Stab entgegen und schenkte seine Aufmerksamkeit ebenfalls der Lehrerin, welche sie ja so dringend benötigte. Als ich zu ihm blickte, formte er den Holzsstab gerade wieder zu etwas anderem. Matheo wirkte überrascht, als ich mich neben ihn setzte um eine Zweiergruppe zu bilden. Und auch ich machte große Augen als er plötzlich auf dem Boden vor mir Kniete und meine Hand hielt. >>Ja ich will<< Huch! Welchen Knopf hatte ich da gedrückt! Gibt's da auch ein Notausknopf? Erstarrt vor Überraschung schaute sie ihn schief an, als er schlussendlich wieder auf dem Stuhl saß. So kam ich wohl auf diese komische Fragen mit den beiden Jungs. Man sah die beiden ständig miteinander. Sie rochen schon beinahe gleich. Matheo wirkte verwirrt auf meine Frage hin. War ja nur eine Frage. Mehr nicht. Voreilig? Ich und Voreilig? Haha. Ja könnte sein. "Naja, ich dachte ja nur..." doch bevor ich noch etwas sagen konnte, drehte er sich schon um und fragte die beiden einfach gerade aus an. Ob sie miteinander gehen. Oh, ich hätte jetzt nie gedacht, dass er so was tun würde. Einfach so aus heiterem Himmel. Und schon wurden wir von der Lehrerin erwähnt! Privatgespräche und persönliche Anliegen. Das ist ja wohl nicht Privat, wenn man es durch die ganze Klasse ruft. Aber egal. Wenn sie es nicht auch wissen möchte, konnten wir immer noch nach der Stunde nachfragen. Doch jetzt wo er nachgefragt hatte, interessierte es mich gar nicht mehr. Die Antwort war mir eigentlich egal. Es wirkte so, als wäre es eine Mutprobe gewesen. Und Mat hat sie bestanden. Cooler Typ. Mein Blick fiel wieder auf die Lehrerin, welche wieder über das Reiki laberte. Reaktionen der Körper, Schmerzen lindern, Engel und Dämonen ... Was Matheo wohl für ein besonderes Wesen war? Kein Werwolf und kein Vampir, das konnte ich feststellen. Doch es gab ja so viel mehr als nur diese Zwei Wesen. Ich musterte ihn kurz, ehe ich wieder verträumt zur Lehrerin schaute - bzw. an ihr vorbei. Hoffentlich war er keine Nixe, mit denen hatte ich bis jetzt keine gute Erfahrungen gemacht. Gibt es überhaupt männliche Nixen? Wäre doch mal cool so einen zu sehen. "Hm okay. Lady's First, ich fang an." meinte ich und hielt ihm meine Hände hin. Wohin sollte ich die nochmal legen? Auf den Rücken? "Dreh dich um" befahl ich ihm mit einem Grinsen. Ob es funktionieren würde? Ob er diese angenehme Wärme empfinden würde? Es erinnerte mich an Levi, als er mich einmal am Kopf berührte, als es mir nicht so gut ging. Diese Wärme, ja sie war angenehm gewesen. Ich schaute mich um, als es angekokelt roch. Es kam von Cruel, war ja klar, der Stinker. Mein Blick fiel auf die Klassentüre, als sie aufging und ein Mädchen herein kam. Sie schaute sich um und wirkte etwas entsetzt. Weil es hier angekokelt roch? Weil einer der Jungen-Päärchen sich zurückverwandelte? Sie verbeugte sich, ich lächelte ihr zu, jedoch sah sie nicht zu mir. Dann konzentrierte ich mich wieder auf Matheo. Als er mir den Rücken zu gedreht hatte, legte ich meine Hände links und rechts neben der Wirbelsäule. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich - wie es die Lehrerin gesagt hatte - auf den Punkt wo wir uns berührten. Nach wenigen Minuten öffnete ich die Augen um zu sehen, ob irgendetwas passierte. Doch es passierte nichts. Rein gar nichts. Hm? Verwirrt nahm ich die Hände wieder zu mir und sah sie an, ehe ich sie wieder auf seinen Rücken klatschte. Wieder konzentrierte ich mich auf meine Hände, für wenige Augenblicke, jedoch passierte rein gar nichts. Ein tiefer Seufzer entkam mir, weil einfach nichts passierte.
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
Die Lehrerin unterbrach Mathéos Hoffnung auf eine Antwort von den beiden Turteltäubchen. Die blieben für sich brav und ruhig. War ihnen wohl doch etwas peinlich, was sie miteinander teilten oder sie fühlten sich vor den Kopf gestoßen, überhaupt in solch einer Rolle verdächtigt zu werden. Was es auch war, es nahm ihnen die Stimme. Nur die Lehrerin in ihrem ganz eigenen Outfit wusste, den Mund zu öffnen. Doch wäre es Mathéo lieber gewesen, wenn sie sein Verlangen bekräftigt und das Pärchen gedrängt hätte, eine Antwort zu geben. Aber gut, so wollte es das Schicksal nicht. Mathéo seufzte, ließ sich wieder in den Sitz sinken und lehnte sich lässig zurück. Als er seinen Blick zu Caiwen lehnte, kam es ihm vor, als hätte sie im Moment kurz davor ihren Kopf wieder von ihm weggedreht. Sie schaute zur Lehrerin, schien nachdenklich. Mathéo stutzte noch ein wenig vor sich hin, bis sie sich wieder zu ihm hindrehte. Caiwen legte kräftig vor. Sie nahm sich einfach mal das Los der Ersten und befahl dem Tristam, sich umzudrehen. Da war es vorbei mit dem legeren Lümmeln auf dem Stuhl. Dabei hatte er anfangen wollen, sich dort einzunisten. Doch Caiwen schien die Aufgabenstellung ernst zu nehmen. Gut, sollte ihn nicht stören, immerhin hatte er nichts zu tun. Wie ihm befohlen wurde, drehte er seiner Partnerin den Rücken zu. In der Nase hingegen nahm er einen verbrannten Geruch wahr. Wenn er sich nicht täuschte, kam dieser von den beiden Kerlen, die zwar keine erotische Szene füllten, aber trotzdem nicht in der Lage waren, positiv aufzufallen. Scheinbar kokelten sie sich gegenseitig die Sachen an. Wer kann, der kann, dachte er sich schroff. Und das nächste Ereignis ließ nicht lange auf sich warten. Ganz im Gegenteil, es rückte hautnah nach. Die Tür zum Klassenraum ging auf und ein neues Mädchen trat ein. Zuerst dachte der Tristam, es wäre eine seiner vermissten Klassenkameradinnen, doch dann stellte sich heraus, dass sie noch frische dabei war als er selbst. Mitten im Unterricht stieß sie dazu, war wohl ebenso unpassend auf der Insel angekommen wie der Tristam selbst am vergangenen Tag. Wo er schon bei dem Gedankengang war: Ihm fiel auf, wie lange ihm die letzten Stunden vorgekommen waren. Erst am letzten Nachmittag hatte er seinen ersten Fuß auf die Insel gesetzt, sein Zimmer in der Unterkunft bezogen. Trotzdem kam es ihm vor, als wäre er Wochen hier gewesen, ohne jemanden kennen gelernt zu haben. Vielleicht hatte er geschlafen, die ganze Zeit und war im Traum herumgeirrt. Den Stoff sollte man in ein Buch bringen, könnte was werden, kommentierte er die eigene Fantasie. Mit der neuen Mitschülerin befasste er sich nicht groß. Als sie sich zu ihrem Platz bewegte, nickte er ihr zu und wünschte sie in der Klasse willkommen. Zu Mädels sollte man freundlich sein, also war er es auch zu ihr. Danach überließ er sie jedoch wieder sich selbst. Caiwen sollte nicht denken, er hätte sie vergessen. Apropos Caiwen: Sie hatte ihre beiden Hände auf Mathéos Rücken gelegt. Sicherlich konzentrierte sie sich auf die Aufgabe, dieses Reiki. Aber Mathéo spürte nichts. An seinem tätowierten Rücken baute sich weder eine Wärme auf, noch spürte er den Energiefluss in seinen Körper. Laut den lehrreichen Worten war es eh nur ein Ankurbeln der Selbstheilungskräfte. Daher sollte der Tristam nichts spüren können, solange er keine Heilung benötigte. Wirklich energiereicher sollte er laut der Definition nicht werden. Konnte es also möglich sein, dass Caiwen es anwenden konnte, es jedoch nicht einsetzte, weil der Nutzen nicht vorhanden war? Mathéo achtete darauf, nicht während des Denkens zu murmeln. So enttäuscht von sich selbst wollte er sie nicht lassen. Das mit der Wärme sollte kein Hindernis darstellen. An den Stellen, wo Caiwen ihn berührte, erhöhte Mathéo die eigene Temperatur. Er strömte Wärmewellen direkt in ihre Hände. Seicht sollte sie es spüren und glauben, es käme durch ihre Konzentration. Das Grinsen, welches bei Mathéo aufkam, sollte ihn nicht verraten, denn es hätte ebenso seine Freude über das Gelingen seiner Partnerin sein können als die schelmische Fratze eines Tricksers. Selbst wenn Caiwen hintersteigen würde, würde sie es sicher als gut gemeinten Scherz erkennen, dachte er sich.
Zufrieden sah ich zu wie Meine Schüler taten was ich ihnen sagte. Natürlich war es eine dämliche Übung und, wäre das hier kein Vertretungsunterricht hätte ich das auch nie durchgenommen. Ich hielt nicht sonderlich viel von Esotherik... eine Neue Schülerin platzte herrein, und Leviathan fakelte Cruel ab. Moment... Ruckartig ging mein Blick zu den beiden Jungen und der Geruch von verkolter Kleidung und Haut stieg in meine Nase. Und auch Cruel schien nicht sehr erfolgreich... Oh mann... Ich sah wieder zu der neuen Schülerin. "..." Ich sah zu Leviathan und Cruel. "Okay... damit hab ich nicht gerechnet, aber Okay. Eh ihr den Klassenraum abkokelt..." ein Blick auf meine Uhr verriet mir das ich noch 25 Minuten hatte... "Verhaltet euch einfach still." Ich war mir sicher das die beiden nur Verletzte verursachen würden, würde ich sie einfach auf die anderen beiden Teams aufteilen. Nun ging mein Blick zu dem neuen Mädchen. "Und du, setz dich bitte einfach zu einem der anderen Teams und lass dir erklären was du machen sollst. Am besten gehst du zu Caiwen und Mathéo." Ich deutete auf das einzige Team das ich als in irgendeiner weise Kometent und verlässlich einstufen würde... vieleicht war das aber qauch eine falsche einschätzung... aber ich würde ja sehen was passiert. Die beiden weiter hinten... Yue und Ryu... schienen nicht sehr motiviert, aber immerhin waren sie ruhig....
Etwas verspannt bewegte sich Caprice auf dem hölzernen Stuhl hin und her. Er war unbequem, und sie konnte nicht begreifen, wie die anderen Schüler - sie brauchte erst etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen, dass dieser wilde Haufen in Zukunft die Bezeichnung Mitschüler tragen würde - ihr ganzes Leben schon auf diesen Steinsesseln ertragen konnten. Von Zuhause war Caprice ganz anderes, besseres gewohnt. Sie war nie auf einer öffentlichen Schule gewesen, sondern stets von Zuhause unterrichtet worden und hatte es sich also jedes Mal auf dem teuren Ledersofa ihrer Eltern gemütlich machen können, während der Privatlehrer ihr dazu stets seine vollste Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Heute war dies nur noch eine dieser schönen Erinnerungen, die man hin und wieder mal aufwärmte, und obwohl es ungewöhnlich war, dies aus dem Munde einer Schülerin zu hören, musste Caprice zugeben, dass sie ihren Privatlehrer ein wenig sogar vermisste. Die Punk-Lehrerin, welche die Sternenklasse momentan in Heilkunde unterrichte, schien dahingegen etwas überfordert mit Caprices neuen Mitschülern - ah, sie hatte das Wort ausgesprochen, zwar nur in Gedanken, aber für den Anfang reichte dies alle Male, fand sie - und versuchte, für Ruhe zu sorgen.
Setz dich … zu … Team … lass dir erklären … machen sollst … Caprice hatte nur Bruchstücke von dem verstanden, was die Lehrerin zu ihr gesagt hatte, doch genügend, um ungefähr nachzuvollziehen, was von ihr verlangt wurde. Ihr Blick fiel auf die beiden Schüler, auf welche die Lehrerin gedeutet, und die sie als Caiwen und Mathéo benannt hatte. Dabei hoben sich Caprices spitzen Elfenohren, die etwas aus der pinken Haarpracht herausguckten, interessiert. Während das Mädchen, Caprices Hyperintelligenz ließ sie darauf schließen, dass es sich bei ihr um Caiwen handelte, einen recht normalen Eindruck machte, war der Junge, Mathéo, mit der Augenklappe und den roten Haaren doch etwas auffälliger. Diese beiden Merkmale hatte er übrigens mit der Lehrerin gemeinsam. Apropos, Caprice hatte ja von eben dieser die Anweisung bekommen, sich dem Team Caiwen-Mathéo anzuschließen, also schob sie den Stuhl nach hinten, richtete sich dabei auf und stolzierte wie einer dieser arroganten Pfauen, die sie bisher nur im Zoo hatte bestaunen können, zum besagten Team. „’Allo! Mein Name ist Caprice Beauchamp“, stellte sie sich vor und verbeugte sich ganz leicht, wie es sowohl in Japan als auch in der höheren Gesellschaft üblich war, „ich soll mit euch … ehm … arbei-“, sie legte eine kleine Pause ein, um nach dem passenden Wort zu suchen, bis es ihr einfiel, „zusammenarbeiten, oui?“ Mit den Fingerspitzen richtete sie ihre Halskette, die sie selbst aus verschiedenfarben Kronkorken gebastelt hatte, zurecht und lächelte, ohne dabei die Zähne zu zeigen.
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Auch Matheo schaute dem neuen Mädchen nach, welche auf ihrem Platz hin und her rutschte und - für mich - etwas nervös wirkte. Aber dann schien auch er sich auf die Aufgabe der Lehrerin zu konzentrieren und hatte mir mittlerweile den Rücken zugedreht, sodass ich die Hände drauflegen konnte. Es passierte einfach gar nichts. Ich kam mir unnütz vor. Als würde ich gar nichts auf die Reihe bekommen. Das war schon irgendwie frustrierend. Auch beim Zweiten mal, als ich mich anstrengte und mich noch mehr konzentrierte, geschah nichts. Zumindest eine Zeit lang. Doch ganz urplötzlich wurde es an ihren Händen warm. Eine angenehme Wärme, was sie aufgeregt rumhopsen lies. "He, he! Spürst du das? Ist das gut so?" meinte ich aufgeregt und grinste, dass es anscheinend doch funktionierte. Das die Wärme nicht von mir kam, erkannte ich vor Aufregung nicht. Und ich wollte es nicht abrupt abbrechen, weshalb ich noch etwas die Hände an der Stelle lies, ehe ich sie langsam weg nahm und die Berührung unterbrach. Dann unterbrach die Lehrerin sie wieder, meinte, die Neue soll zu uns rüber kommen. Wir können das erklären. Ja klar. Ich habs ja grad vorgemacht. Hehe. Ich grinste sie an, als sie zu uns rüber kam. Etwas hochnäsig stand sie vor uns, begrüßte uns mit einem Abgehakten Hallo und stellte sich als Caprice Bukablablabla vor. "Hey, Caiwen" sagte ich, stand auf und reichte ihr meine rechte Hand zur Begrüßung. "Wie schreibt man das... Bukämp..?" fragte ich nach, wohl etwas unhöflich, aber egal. Sie war ja in unserem Team, nicht wir in ihrem. Das klang jetzt auch etwas fies. Und dann meinte sie, sie solle mit uns arbeiten. UI! Was hatte das für eine Bedeutung? Wartet mal... woher kannte ich das? Das kam ja von einer anderen Sprache. Frankreich? Oder? War ich da richtig? Nachdem ich mich vorgestellt und das Mädchen begrüßt hatte, setzte ich mich wieder hin. "Nimm einfach nen Stuhl und setz dich zu uns. Du bist neu? Von wo kommst du?" fing ich neugierig mit einem Grinsen im Gesicht an zu hinterfragen, ohne darauf zu achten, ihr etwas über die von der Lehrerin gestellten Aufgabe zu erklären. Und fast vergas ich, dass Matheo ja auch noch hier war. Ich klopfte ihm auf die Schulter. "Achja, das ist ja Matheo. Wie du vielleicht gehört hast." Achja. Die Lehrerin hatte ja unsere Namen erwähnt. Ich hätte mich eigentlich nicht unbedingt vorstellen müssen. Aber man tat es doch, aus reiner Höflichkeit. Oder so. Mein Blick fiel neugierig auf das Mädchen, musterte sie kurz ehe ich zu Matheo hilflos anschaute - was sollten wir ihr nochmals erklären?
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
Hach, schluchzte Mathéo innerlich. Er musste grinsen, als er bemerkte, wie quirlig Caiwen sich freute, dass ihr Zauberwerk ein Erfolg war. Ihr jetzt zu sagen, dass alles eine Lüge war, konnte er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren. Er wollte sich keine allzu große Nächstenliebe eingestehen, aber dieser Anblick war einfach vitalisierend. So sollten alle Wesen um ihn herum sein, egal ob Mensch oder Unmensch. Aber na ja – kurz blickte er wieder zu den anderen Gruppen. Es gab leider doch noch Sondereinheiten. Doch mit denen musste er unbedingt klarkommen, um sich Ruhe in der Klasse zu sichern. Andauernd aneinander zu stoßen fabrizierte nur Ärger, daher war die freundschaftliche Lösung stets die angenehmere, wenn auch eigensinnigere. Während Caiwen ihrer Freude Ausdruck verlieh, nickte Mathéo nur zustimmend. Er wollte nicht zu viel sagen, sondern selbst erstaunt wirken. „Nicht schlecht“, kommentierte er baff. Stolz klopfte er ihr auf die Schulter wie ein Meister seiner Schülerin. Erst von der Lehrerin wurde er unterbrochen, als sie die neue Schülerin seinem Team zuordnete. So wurde aus dem Duo ein Trio. Eh? Aufmerksam schaute er zu Caprice herüber, wie sie sich gleich noch vorstellen würde. Der Name und besonders ihr Familienname erinnerten ihn an ein ganz besonderes Herkunftsland. Zumindest über See grenzte England an dieses Reich. Und hinzu kam die weit zurückgreifende Geschichte. Französin, das musste sie sein oder zumindest aus einem französisch sprechenden Land musste sie stammen. Andernfalls waren ihre Eltern total aufgedreht, ihrem Kind einen total fremdländischen Namen zu geben. Gut, Mathéo war auch kein traditioneller englischer Name. Wohl eher könnte Caprice ihn für einen Landsmann halten, wäre da nicht sein legendärer Nachname. Legendär wohl auch nur für jene, die sich mit der Tafelrunde um König Artus auskannten. Aber das war eine andere Geschichte. Mathéos Story schwebte im hier und jetzt. Seine Augen sammelten das gegenwärtige Bild. Caprice hatte sich zu ihnen gesetzt. Ihr Auftreten und ihr Ton waren ziemlich steil, sicherlich kam sie aus sehr gutem Hause. Er merkte noch, wie Caiwen mit ihrem Caprices Namen rang. Ziemlich frech, wenn er so werten durfte, aber vor allem auch keck – so, wie er es mochte. Caiwen startete erstmal ordentlich durch mit … Smalltalk. Ja, natürlich, es war wichtig, zu wissen, wo sie herkam und ob sie neu war, aber so was hätte man auch in der Pause klären können – würde Mathéo jetzt einwerfen, wenn er ein totaler Ordnungsfreak wäre und für den regelgerechten Erhalt des Unterrichtsverlaufs einstehen würde, doch das war glücklicherweise nicht der Fall. Hingegen grinste er belustigt und ließ sich in seinem Stuhl wieder zurückfallen. Für seine Begrüßung gab es noch keine Offerte. Caiwen nahm ihm jede Chance. Aber dann bemerkte sie ja selbst, wem sie da die Aufmerksamkeit stahl. Prompt fühlte er ihre Hand auf seine Schulter klopfen, da konnte er nicht anders, als sich zu freuen. Caprice nickte er entgegen, während Caiwen in ihrem Vortrag zu stocken begann. Und dann dieser hilflose Blick. Hat sie etwa schon vergessen, was unsere Aufgabe war?, fragte sich Mathéo sofort. Nur … diesem Blick konnte er nicht widerstehen. Seine Finger zuckten schon, er hatte sie nicht unter Kontrolle. In schmeidiger Bewegung näherten sie sich Caiwens Wangen, bis sie diese ordentlich packten. Wie die Großmutter ihre geliebte Enkelin, kniff auch Mathéo in Caiwens Wangenpolster und schnurrte nur: „Ai, bist du niedlich!“ Putzig sah sie aus, das musste man schon zugeben. Aber genug der Scherze. Mathéo wandte sich nun Caprice ernsthaft zu und begrüßte sie erstmal. „Excusez-moi“, er nutzte eine kurze Pause, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu richten. „Bienvenue.“ Das machte schon mal klar, dass man ihm in seinem Hause auch ein paar Zeilen Französisch beigebracht hatte. Allgemein hatte man ihm so viel einhämmern wollen, wogegen er emsig revoltiert hatte. Vieles war ja interessant, aber der ultimative Dolmetscher wollte er definitiv nicht sein. „Wir machen Reiki-Übungen.“ Somit war das Thema genannt. „Reiki ist so ‘ne Art Heilmethode, bei der man einem anderen Energie überträgt, um dessen Heilfähigkeiten zu kräftigen, wenn ich es richtig verstanden hatte. Caiwen hatte gerade schon erfolgreich meine angekurbelt. Am besten, du versuchst es gleich mal bei ihr, damit sie weiß, wie sich das anfühlt.“ Behände berührte er Caiwens wie auch Caprices Stuhl. Mal wieder ließ er sein physikalisch manipulierendes Händchen zaubern, indem er den Stühlen einen hauchzarten Auftrieb verschaffte, sodass sie nur einen einzigen Millimeter über dem Boden schwebten. So konnte er sie einfach zueinander drehen, damit Caprice direkt vor Caiwens Rücken saß. Das Absetzen, wenn man es überhaupt so nennen konnte, war nicht zu spüren, denn alles verlief wie auf einer Zuckerwatteschicht, die alles abpolsterte. Und ein Millimeter Höhe war bekanntlich nichts Weltbewegendes. „So“, setzte er an. „Nun leg‘ deine Hände auf Caiwens Rücken und konzentriere deine Energie auf den Punkt, wo du sie berührst. Stell dir irgendwas Tolles vor und dann sollte das schon klappen, ansonsten frag die Meisterin persönlich.“ Damit meinte er nicht die Lehrerin sondern Caiwen, denn immerhin hatte sie es eben selbst geschafft – angeblich. „Bon courage!“, spornte er Caprice noch an. Dann musste er schon innerlich lachen, weil er sich bereits ausmalte, wie die Geschichte hier weitergehen würde. Er selbst würde es wohl nicht besser können, aber das wollte er hier niemanden auf die Nase binden, daher kam es ihm gerade recht, dass sich Caprice nun an der Aufgabe versuchen konnte.
Caprices dünn gezupften Augenbrauen schossen augenblicklich in die Höhe, als Caiwen ihr zur Begrüßung die Hand reichte. Dabei fragte sie sich, seit wann Japaner denn so berührungsfreundlich waren. Oder war das Mädchen vor ihr überhaupt gar keine Japanerin? Vielleicht war sie aber doch von japanischer Abstammung und bisher nur im Ausland sässig gewesen. Vielleicht war sie auch einfach nur eine sehr offene und zuvorkommende Persönlichkeit. Egal, denn Caprice sollte es recht sein. Zaghaft gab sie Caiwen die Hand, und ließ sich vorsichtig, indem sie vorher ihren Uniformrock zurechtzog, auf einen nahe stehenden Stuhl nieder. Nun war sie bereit, um auf Caiwens Fragen zu reagieren. „Beauchamp schreibt man wie …“, setzte sie an, sprach jedoch nicht weiter. Die Franzosen, die schrieben Beauchamp logischerweise so, wie sie es sprachen. Aber ein geschriebenes A im Französischen klang nicht gleich wie dem im Japanischen, mal ganz davon abgesehen, dass die japanische Schrift nicht aus Buchstaben sondern aus Silben bestand. Caprice schlug die Beine übereinander, während sie überlegte, wie man ihren Nachnamen noch gleich im Hiragana schrieb. Sie war sich ziemlich sicher, dass zuerst das Schriftzeichen für ho kam - oder gab es nicht doch noch eins für bo? - dann jenes für sa und danach wiederum ... Caprice hatte keine Ahnung, wie es weiterging, geschweige denn, ob ihr bisheriger Ansatz überhaupt so richtig war (was sie eher nicht vermutete). „Mille regrets, aber ich weiß nicht, wie man das en japonais- ich meine, auf Japanisch schreibt“, entschuldigte sie sich und machte dabei eine wegwerfende Handbewegung. Dann fuhr sie fort: „ich komme nämlich aus Belgien, aus dem Teil, in dem man Französisch spricht, und ja, du ´ast Recht, ich bin neu.“ Kurz hatte sie es in Erwägung gezogen, sich auch für ihr grauenvolles Japanisch zu entschuldigen, aber vielleicht, so hoffte sie, empfanden es ihre Mitschüler für gar nicht so schlimm, wie sie anfangs vermutet hatte.
Ebenso war sie positiv überrascht, als der Junge namens Mathéo sich in ihrer Muttersprache bemerkbar machte. Aber als es ihr wieder in der japanischen Sprache etwas von sogenannten Reiki-Übungen erzählte, verstand sie - dezent ausgedrückt - nur Bahnhof. Dennoch ließ sie sich nicht aus der Fassung bringen, und beobachtete unauffällig, was die anderen Schüler machten. Das einzige, was sie aus Mathéos Erklärung ansatzweise verstanden hatte, war, dass sie nun der Reihe war, besagtes Reiki anzuwenden, und da sowohl die anderen Schüler als auch bis gerade eben Caiwen ihre Hand auf dem Rücken ihres Partners liegen hatte, ließ Caprices schlussfolgern, dass sie genau dies tun sollte. Ihre Vermutung bestätigte sich, als sich ihr Stuhl plötzlich wie von Zauberhand so bewegte, dass sie nun Caiwens Hinterfront vor sich hatte. Doch als sie gerade mit den Fingerspitzen Caiwens Rücken berührt hatte, ertönte urplötzlich ein lautes Ding Dong Ding Dong durch den Klassenraum. Das war das erste Mal, dass Caprice live und in natura einen Schulgong gehört hatte.
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Nicht schlecht. Es war Nicht Schlecht. Ich empfand es eher als FABELHAFT, SUPER, GENIAL oder so. Aber ja, es war eben nur Nicht Schlecht. Der "Neuen" horchte ich aufmerksam zu, als sie ihren Namen buchstabieren wollte, es jedoch aufgab. Hm? War das so schwer? Und was hatte dies mit >milden Regen< zu tun. Dann erklärte sie ihre Herkunft, die kommt ja von eher weiter weg. Doch es gab mehrere, die nicht von hier kamen. Als ich Mat einen hilfesuchenden Blick zuwarf, konnte ich die Gefahr erst zu spät erkennen. Mit großen Augen blickte ich ihn an, als er seine Finger schon an meiner Wange hatte und feste zu kniff. Dann schien auch Matheo vom Virus der Neuen etwas abbekommen zu haben, auch er redete plötzlich komische Wörter, die ich noch nie im Leben gehört hatte. Von wo auch? Ich hatte nichts mit Frankreichianer am Hut. Ich horchte erneut auf, als Mat dann alles erklärte, was wir gerade im Unterricht tun und so. Reiki übungen. Hm? Er wollte, dass sie es bei mir versuchte? Ich grinste. Na dann... Doch gerade als ich die Hände des Mädchenes auf meinem Rücken spüren konnte und ich schon das Schlimmste erwartete, klingelte die Schulglocke. Kurz zusammengezuckt, drehte ich mich um. "Hm, dann doch lieber anderesmal, neh?" meinte ich und lächelte vorsichtig. Und jetzt? Mittagspause? Um Elf? Ich schaute zwischen den Gesichtern hin und her, zwischen Caprice und Mat. "Weißt du schon, mit wem du ein Zimmer Teilst, Caprice?" fragte ich nach. Einfach so. Aus Langeweile.