Da ich die meiste Zeit, seit ich in der Klasse saß, etwas von meinem Handy abgelenkt gewesen war, hatte ich die anderen Schüler nicht so wirklich registriert, bis die Schulglocke zu hören war und ich das Gerät hastig stumm schaltete und in meine Tasche schob. Dann richtete ich meinen Blick nach vorn auf dem Lehrer, der allerdings noch zu warten schien, weil noch ein paar Nachzügler herein kamen. Froh, nicht zu jenen zu gehören, die zu spät gekommen waren, schnappte ich mir meinen Stift und machte mir gewissenhaft Notizen, als der Lehrer den Unterricht begann. Als er mit einem scharfen Ton in der Stimme anmerkte, dass er großen Wert auf Pünktlichkeit legte, war ich ein weiteres Mal ganz froh früh genug hier gewesen zu sein. Schließlich gab er quasi schon die erste Aufgabe, weshalb ich einen Moment nur nachdenklich auf den Zettel vor mir sah, ehe ich den Blick wieder hob. Ich wollte auch schon etwas sagen, hielt aber noch wartend inne, als weiter vorn jemand etwas sagte. Geduldig wartete ich kurz etwas ab, ehe ich mein spärliches Wissen teilte. "Also, ich kenne nicht viele Rassen. Aber die geläufigsten sind wohl Vampire, Werfwölfe und Dämonen. Und Engel. Von denen weiß ich hauptsächlich nur, dass Vampire sich von Blut ernähren und die Sonne nicht so gut vertragen. Und Werwölfe werden wohl stark von dem Mond beeinflusst." Ich hoffte ja, dass ich dem Mitschüler weiter vorn damit nicht irgendwas vorweg nahm, weil ich nicht gehört hatte, was der rothaarige gesagt hatte. "Über Engel weiß ich nur, dass sie Flügel und besondere Fähigkeiten haben." Über Flüche könnte ich mehr erzählen, zumal ein ganz spezieller in unserer Familie gelehrt wird wie an anderen Schulen Lesen, Schreiben und Rechnen. Aber Flüche gehörten wohl nicht in diesen Unterricht.
Ivy war nicht sonderlich motiviert gewesen, um richtig am Unterricht teilzunehmen, doch sie hörte aufmerksam zu, was die anderen zu sagen hatten. Vampire, Engel, Dämonen und Werwölfe. Sie nickte nur, eher zu sich selbst, und stimmte den anderen Schülern zu, die deutlich mehr Motivation bis jetzt gezeigt hatten, als Ivy erwartet hätte. Es war ein Montag Morgen gewesen und gestern war die Party im neuen Wohnheim und trotzdem waren so viele anwesend und machten sogar richtig beim Unterricht mit. Ein wenig erstaunt darüber schaute Ivy einen Moment lang etwas nachdenklich, dann hob sie die Hand und beschloss, wenigstens etwas dazu beizutragen. Es ist zwar keine richtige Rasse, aber ich denke, dass es auch sehr viele Mischwesen gibt, die zwei oder sogar mehrere Rassen vereinen. Sagte sie, sodass jeder sie hören konnte. Dabei schaute sie den Lehrer an und lächelte freundlich. Hoffentlich hatte sie nichts falsches gesagt, doch Ivy war in der Hinsicht nicht so besorgt, denn immerhin waren sie im Unterricht und man wurde hier nicht bestraft, wenn man seine Gedanken äußerte und diese vielleicht nicht immer ganz richtig waren. Sie stützte ihren Kopf auf ihre Hand ab, aber nicht so, als wäre sie gelangweilt, sondern sie schaute dabei weiterhin interessiert nach vorne und hoffte, dass der Lehrer ihre Anteilnahme nicht schlecht bewertete und sie nicht direkt einen schlechten Eindruck gemacht hatte.
Die Schüler, die bereits in der Klasse waren, als der Lehrer die Tür geöffnet hatte, hatten sich nun auf ihren Platz begeben. Travis saß in der Mitte der hinteren Reihe. Links und rechts neben ihm saßen ebenfalls noch Schüler. Die gesamte letzte Reihe war voll. Der einzige Platz in der Klasse, der noch frei war, war von ihm aus rechts am Rand in der vorderen Reihe. Die Tür öffnete sich und es kamen noch zwei weitere Schüler in die Klasse. Sie waren eine gute Ecke zu spät. Travis hatte auf die Uhr geschaut, zu diesem Zeitpunkt war es 8:14 Uhr. Eigentlich hatte er gedacht, dass er zu spät kommen würde, da er am Morgen nicht gut aus dem Bett kam. Anscheinend hat sein schneller Schritt auf dem Weg zur Schule doch etwas gebracht. Der Lehrer fing an sich vorzustellen. Sein Name war Marik Adel und er kam aus Ägypten. Travis war dort noch nie gewesen, doch er wusste, dass dort die Pyramiden von Gizeh und die Sphinx standen - gehörte schließlich zum Allgemein Wissen. Das erste was der Lehrer danach machte: er sprach das Mädchen an, das kurz zuvor noch bei ihm am Tisch stand. Somit vernahm er den Namen von ihr; jedenfalls den Nachnamen. Er wollte von ihr wissen, ob es ihr gut ging. Der Frage wich sie immerhin aus. Marik Adel war also Travis´ Lehrer in Rassenkunde. Er fragte in die Runde, welche Rassen die Schüler der Klasse bereits kannten. Die ersten Schüler sagten etwas über die verschiedenen Rassen auf der Welt und was sie über sie wussten. Travis hörte ihnen zu und blieb stumm auf seinem Platz sitzen. Sein Blick schweifte einmal zu dem Schüler links neben ihm - eher zu dem Fenster hinter ihm, aus dem er hinaus schaute.
Zufrieden beobachtete ich, wie mein sympathischer Mitschüler die Desinfektionstücher nahm und damit seine Tischplatte reinigte. Ich fühlte mich gleich besser und ausgeglichener. Dieses Gefühl nicht alleine zu sein und zu wissen, das nicht alle Bewohner dieser Insel, einfach keinen Wert auf Reinlichkeit legten, befriedigte mich von innen heraus. Selig lächelte ich vor mich hin und jeder, der mich schon länger kannte, wusste, das so ein Lächeln nicht oft in meinem Gesicht zu finden war. Dieser Montag konnte gar nicht schlecht werden. Dann fing der Unterricht an. Der Lehrer stellte sich vor, doch ich konnte mich nur auf seine langen Haare konzentrieren. Wie kann ein Mann sich nur die Haare so lang wachsen lassen...? Ich war ziemlich irritiert, da lange Haare für mich nicht zu einem Mann gehörten und doch sah unser Lehrer eindeutig männlich aus. Hmm. Mein Weltbild geriet leicht ins Wanken. Als ich noch als weibliches Model gearbeitet hatte, liebte ich es langhaarige Perücken zutragen und sie waren eindeutig mein Markenzeichen. Zurück in die Gegenwart wurde ich dann von meinen Mitschülern geholt, welche anfingen zu reden. Leicht verwirrt sah ich mich um und versuchte heraus zu finden, worum es gerade ging. Auch wenn eine öffentliche Schule nicht gerade das war, was ich ideal für mich fand, so wollte ich trotzdem eine gute Leistung zeigen. Es dauerte auch nicht lange, bis ich erahnte worum es in der heutigen Unterrichtsstunde ging. Unterschiedliche Rassen und Wesen. Die typischen , von denen es unzählige Filme gab, wurden schon genannt. “Nixen.“ meldete ich mich dann auch zu Wort, weil die immer vergessen wurden. Doch schnell fiel mir wieder ein, dass ja keiner wusste, dass ich zu dieser Rasse gehörte, also musste ich nun aufpassen, was ich sage. “Ich glaube, die können Unterwasser atmen oder so.“
Gepannt hörte der Lehrer seinen Schülern zu. Zu erst bemerkte Marik doch glatt wie einer seiner Schützlinge aus seinem Schlaf erwachte und ein kleines Schmunzeln entglitt dem Ägypter. Früher hatte er auch immer in der langweiligen Unterrichtstheorie geschlafen - es war einfach Öde. Nun, Jahre später, wurde ihm bewusst das er niemals solch einen Unterricht führen wollen würde. Daher hatte er sich etwas spezielles für seine Schüler ausgedacht, doch zu erst würde er sich die Antworten anhören. Er nickte dem rothaarigem Jungen zu und fixierte seinen Blick wieder auf die Schlafmütze. "Nun, Akaya.." - wann hatte er sich entschlossen seine Schüler mit Namen anzusprechen? Er fühlte sich einfach wohler dabei und starrte daher öfter auf den Sitzplan, - "..Ich stimme Lyall zu, ich denke wenn du dein Wissen mit uns teilst, wird eine gute mündliche Zensur heraus springen." Er wollte seine Schüler schon am ersten Tag ermutigen und Ihnen helfen einen guten Schulabschluss zu machen, aber irgendwie hatte er es im Gefühl das Akaya jemand war, der sich eher seltener meldete. Jedoch konnte er schlicht den Jungen nicht das Wissen aus der Nase ziehen, somit ließ er das Gespräch fallen und widmete sich wieder den Antworten seiner Schüler. Vampire, Nixen, Werwölfe und Engel, nicht besonders viel aber es war ein Anfang und Marik nickte. Er hatte nicht aufgefordert die Rassen einzeln aufzuschreiben und doch hatte er für seine nächste Tat schon etwas vorbereitet.
Er bewegte sich fort vom Tisch und sah sich in seiner Klasse um, es waren zwar nicht viele Gesichter zu sehen und doch waren es genug. "Nun, ich finde eure Antwort schon gut. Daher habe ich eine Aufgabe für euch. Ihr könnt euch entscheiden ob ihr sie alleine bewerkstelligen wollt oder ob ihr euch untereinander austauscht. Es ist eine Art Gruppenarbeit." - Irgendwie konnte er das Augen rollen, Gestöhne und genervte Zusammensacken voraussehen, doch seine Schüler würden nicht drum herum kommen. - "Wie ihr festgestellt habt, gibt es unterschiedliche Rassen mit Vor- und Nachteilen. Jeder hat seine eigene spezielle Fähigkeit. Nixen können unter Wasser atmen, Vampire können dafür unterschiedliche Fähigkeiten erlernen und auch jeder Engel hat seine Eigenart." Er holte Luft, nahm die Kreide und malte an die Tafel ein Oval, ein paar Palmen und ein altes heruntergekommenes Haus. Es war sicherlich kein Kunstwerk, aber es sollte auch nur veranschaulichen. "Ich möchte gerne, das ihr euch hinsetzt und euch Gedanken macht welche Stärken und Schwächen jeder von Euch hat. Hierbei geht es nicht nur ums Kennenlernen, sondern auch um Wertschätzung und Akzeptanz." An der Tafel schrieb der Lehrer einen weiteren Auftrag. "Ihr habt bis um 9:30 Uhr Zeit, euch Gedanken darüber zu machen wie ihr als Einzelner oder als Gruppe auf einer einsamen Insel solange überleben könnt wie es geht. Bedenkt, wenn ihr die Aufgabe alleine bewerkstelligt, seid ihr auch alleine auf der Insel."
Fein säuberlich legte er die Kreide an seinen Platz und lehnte sich wieder an den Tisch. "Danach werden wir einzelne Ergebnisse besprechen und den Rest dann nächste Woche. Ihr könnt euch eure Gruppen selber aussuchen. Außerdem möchte ich gerne dazu eine Aufführung von Fähigkeiten und Rassen." Jeder sollte sich mit jedem auseinander setzen. Natürlich hatte er gemerkt das der Ein oder Andere sich aus dem Unterricht raushielt, aber bei dieser Aufgabe ging es um Kommunikation. Es sollte keine Scharade sein, sondern ehe eine Hilfestellung. Viele waren Neu an der Schule und durch den Angriff der Lykantopen waren die Schüler verwirrt, so würden sie ihre eigenen persönlichen Stärken und Schwächen kennen lernen und niemand anderen für seine Abstammung verachten. Niemals war eine Rasse eine Schande. Jeder war Einzigartig. "Ich stehe Euch zu Fragen natürlich zur Verfügung."
Arbeitsauftag: Einzel- oder Gruppenarbeit mit euren Mitschülern. Eine einsame Insel mit ein paar Palmen und einer alten Blockhütte. Aufführung der Fähigkeiten und der dazugehörigen Rasse um das Überleben zu sichern.
Nachdem wir uns Zimmereinteilung erhalten hatten, ging ich noch einige Zeit spazieren und sah mir alles ganz genau an. Ich hatte schließlich keine große Lust erst alles zu entdecken, wenn ich auch wirklich irgendwo hin musste. Nein, nein, ich wollte vorbereitet sein. Was wenn plötzlich ein erneuter Angriff stattfinden würde? Jetzt nach dem noch alles so unorganisiert war, wäre eigentlich der perfekte Moment. Ich blieb kurz stehen und malte mir aus, wie sowas man so was am schlausten planen würde. Dann schüttelte ich den Kopf. Das hier sollte doch ein Neuanfang werden, dann sollte ich mir den Tag nicht mir so finsteren Gedanken vermiesen. Nach einiger Zeit spürte ich aber, dass dieses ganze hier mich doch etwas schaffte. Die Party würde auch bald losgehen und ein kurzer Powernap davor würde bestimmt nicht schaden. Naja das Ende vom Lied: Ich verschlief nicht nur die Party sondern auch den nächsten Morgen, was ich erstmal gar nicht bemerkte, da meine Uhr auf dem Handy etwas ganz anderes sagte. Sicherlich war es etwas merkwürdig, dass meine Mitbewohnerinnen nicht da waren, aber die hatte ich auch noch gar nicht gesehen. Vielleicht hatten sie noch gar nicht eingecheckt. Ich sah mich um und musste feststellen, dass sie doch schon hier waren. Mist. Ich sprang auf und stieß mir den Kopf am obigen Bett, „Au! Na dieser Tag fängt ja schon wunderbar an.“, fluchte ich und schnappte mir die Schuluniform. Rannte ins Bad, machte mich in Windeseile fertig und rannte zum Klassenraum. Ich war zu spät, aber jede weitere Minute zuspätsein wollte ich auf jeden Fall verhindern. Ich riss die Tür auf und starrte in den Klassenraum. Der Lehrer war schon da. Und so wie es aussah, war ich einer der letzten, die Klasse war mittlerweile schon ziemlich voll besetzt. Mist. Ich spürte wie sich tränen den Weg in meine Augen bahnten. Ich wollte unbedingt einen guten ersten Eindruck machen und jetzt das! Ich atmete tief ein und straffte meine Schultern. Ich würde bestimmt nicht vor all meinen Klassenkameraden weinen, wie würde das denn aussehen? „Entschuldigen sie bitte, ich habe dummerweise verschlafen, meine Uhr war falsch gestellt.“, es hörte sich nach der dümmsten Ausrede der Welt an, aber so war es nun mal und so naiv wie ich war sagte ich gerade heraus wie es nun mal war. Ich verbeugte mich entschuldigend und ging zur Fensterseite, setzte mich neben @Lavinia Efe und holte meine Unterlagen raus. „Entschuldige, kannst du mir vielleicht sagen, was die Aufgabe ist?“, ich tippte meinen Sitznachbar an und flüsterte so leise wie möglich. Ich wollte wissen worum es geht, damit ich sofort einsteigen konnte und mein zu spät kommen, vielleicht durch gute Mitarbeit wieder ausbügeln konnte.
Nachdem die Einweihungsfeier des neuen Wohnheims gestern für mich ziemlich schnell zu Ende war, wachte ich am nächsten Morgen mit dem schlimmsten Kater meines Lebens auf. Das letzte woran ich mich erinnern konnte war das zischende Geräusch einer sich öffnenden Bierflasche und der Satz "Alter, das ist dein neunzehntes Bier. Für dich ist heute Schluss." Und dann war das Bier aus meiner Hand verschwunden und irgendjemand hat mich auf mein Zimmer gebracht. Somit fing der Tag ja schon mal super an. Welcher Idiot kam bitte auf die Idee an 'nem Sonntag 'ne Party zu feiern? Naja, jetzt musste ich erst mal diesen Kater loswerden. Nach einem Liter Wasser und zwei Kopfschmerztabletten war der Kater zwar noch nicht weg aber zumindest erträglich. Dummerweise sagte mir ein Blick auf die Uhr dann auch schnell das der Unterricht nun bereits vor einer halben Stunde begonnen hatte. Toll. Das hab ich ja mal wieder super hingekriegt. Was lasse ich mich auch vorm ersten Schultag so volllaufen. Ich packte so schnell ich konnte meine Sachen zusammen, zog mich an und rannte los um nicht noch später zu kommen.
Am Klassenzimmer angekommen zögerte ich auch nicht lange und klopfte an bevor ich kurz darauf eintrat. "Entschuldigen sie bitte meine Verspätung, mir ging es bis eben nicht so gut." entschuldigte ich mich bei unserem Lehrer ehe ich mich zu meinem Platz begab. Wow, das war das erste Mal das ich keine Ausrede für's zu spät kommen brauchte. Wahrscheinlich konnte man mir sogar noch ansehen das es mir nicht sonderlich gut ging. Ich hatte zwar vorhin nicht in den Spiegel geschaut doch ich konnte mir denken das ich kreidebleich war. Und durch meinen Sprint bis zur Schule waren auch meine Kopfschmerzen wieder etwas stärker. Aber naja, sowas hat mich noch nie vom zocken abgehalten, also wieso sollte es mich davon abhalten am Unterricht teilzunehmen. Auch wenn ich nicht mal wusste was wir gerade hatten.
Herr Adel schien einigermaßen zufrieden mit unseren Antworten gewesen zu sein und gab uns dann eine Aufgabe auf, für die wir gut eine Stunde zeit haben sollten. Deutlich erleichtert darüber, dass wir selber darüber entscheiden durften, ob wir dies alleine oder in einer kleinen Gruppe bewältigen wollten, atmete ich aus. Auf jeden Fall würde ich diese Aufgabe für mich alleine machen und vor einem Vortrag meines Ergebnisses würde ich mich auch irgendwie drücken können. Ich hasste Gruppenarbeiten, die meisten oder vielleicht auch alle meiner Mitschüler waren einfach nicht intelligent genug und ich hatte einfach nicht genug Nerven, um mit ihnen großartig über so etwas zu diskutieren. Zumal es eh zu nichts führen würde. Wer weiß, ob sie überhaupt vernünftig mitarbeiten würden. Auf keinen Fall würde ich meine Note von solchen minder intelligenten Wesen abhängig machen. Tatsächlich kamen sogar noch zwei Schülerinnen über eine halbe Stunde zu spät zum Unterricht und ich wartete nur schadenfroh darauf, dass unser Lehrer den beiden Nachsitzen aufbrummte. Das Mädchen mit den langen, blonden Haaren (@Lisanna) sah nun auch nicht gerade gut und gesund aus und ich konnte nur hoffen, dass sie sich nicht in meine Nähe setzten würde. Das andere Mädchen (@Candice Gray), welches ein paar Sekunden vorher gekommen war und die dümmste Ausrede, welche ich je gehört hatte, von sich gab, hatte sich direkt neben mich gesetzt und mich dann auch gleich schon angesprochen. Bevor ich mich zu ihr umdrehte, schloss ich meine Augen und versuchte mich innerlich zu beruhigen. Es würde jetzt keinen guten Eindruck machen, das Mädchen neben mir anzuschreien. Ich öffnete meine Augen, drehte mich zu ihr um und setzte mein falschestes Lächeln auf, welches ich bieten konnte. “Entschuldigung nicht angenommen. Wir sollen eine Einzel- oder Gruppenarbeit machen.“ Ich deute mit einer kurzen Bewegung meiner Hand zur Tafel. “Die Aufgabe steht dort.“ Das an der grünen Tafel einfach nur eine Insel mit Palmen und einer Hütte gemalt war, aber nichts geschrieben stand, war mir sehr wohl bewusst. “Und ich werde daraus eine Einzelarbeit machen.“ Somit drehte ich mich wieder meinem Tisch zu und hoffte, nicht weiter von ihr angesprochen zu werden. Ich holte mir meinen Schreibblock raus und notierte mir ein paar Stichpunkte zu der Aufgabenstellung. Immerhin war ich eine Nixe, für mich war es mehr als nur ein Kinderspiel lebend von irgendeiner Insel herunterzukommen. Eine weitere Person würde mich da nur behindern.
Travis hatte nicht mitbekommen, dass ein Schüler aus seiner Klasse während des Unterrichts schlief. Wahrscheinlich war er genauso müde wie der Engel. Die anderen Schüler hatten es anscheinend jedoch bemerkt. Nachdem der Lehrer angemerkt hatte, dass er eine gute mündliche Note bekommen könnte, wenn er sich aktiv am Unterricht beteiligte, sah Travis zu dem erst kürzlich aus dem Schlaf erwachten Schüler. Dem Engel ist es bereits auch schon mehrere Male passiert, dass er im Unterricht eingeschlafen ist. Die Lehrer haben darauf immer ganz unterschiedlich reagiert. Marik reagierte auf jeden Fall sehr gelassen. Nicht jeder Lehrer würde es einfach so wie er abtun. Durchaus gab es Lehrer, die wütend wurden, wenn man in ihrem Unterricht schlief. Von Absicht konnte man dabei jedoch nicht sprechen. Wenn Travis in der Nacht nicht genug Schlaf bekommen hatte, musste er sich am nächsten Tag in der Schule immer zusammen reißen, dass ihm die Augenlider nicht zufallen.
Der Unterricht wurde schließlich mit einer Aufgabe fortgesetzt. Dazu sollten die Schüler der Mondklasse Gruppen bilden. Laut Marik wäre es auch in Ordnung, wenn man es in Einzelarbeit machte. Travis entschied sich für die letztere Variante. Er sah, wie seine Mitschüler sich aufmachten, einen Partner für die Arbeit zu finden. Selbst blieb er an seinem Platz sitzen. Er stellte sich nun vor, dass er auf einer einsamen Insel war. Da er lange alleine lebte, hatte er einen persönlichen Vorteil; er kam alleine relativ gut klar. Da dies jedoch nicht zu seiner Rasse gehörte, schrieb er es nicht auf sein Blatt. Travis gehörte zu den Engeln. Engel besaßen Flügel. Da nicht weiter definiert wurde, wie und unter welchen Umständen man auf der einsamen Insel war, ging Travis von dem Fall aus, dass er auf der Insel wohnen würde. So konnte er zum Überleben einfach auf eine andere Insel fliegen und sich lebenswichtige Gegenstände besorgen. Dies schrieb er letztlich auch auf.
Die Stundenaufgabe wurde gestellt und der Arbeitsauftrag dazu verteilt. Lyall blickte auf das Blattpapier vor sich und betrachtete dieses. Man durfte entweder alleine am Arbeitsauftrag arbeiten oder eben in Gruppen - natürlich würde er eine Gruppe mit Cyril gründen, an etwas anderes würde er gar nicht erst denken. Vor allem da er den Gedanken alles andere als schlimm fand, mit einem Liebsten auf einer einsamen Insel zuleben. Schließlich haben sie ewig allein gelebt, in der Wildnis. Allein und zusammen. Natürlich gab es harte Momente. Grausame. Doch auch unsagbar schöne, welche er nicht missen möchte. Ohne all diese Momente wäre die Liebe der zwei Werwölfe nicht die, welche sie heute ist. Unsagbar schön. Auch auf einer kleinen Insel könnten sie gut leben und sich ergänzen, dies stand außer Frage - doch gab es bestimmt kein Internet, was hieße, der Schwarzhaarige könnte nicht weiter an Elaria arbeiten, dabei liebte er dieses Computerspiel doch so. Schließlich erinnerte es Cyril an seinem Bruder. Dieses Erinnerungsstück könnte und wollte Lyall ihm nicht wegnehmen - musste er auch nicht, schließlich war es ein Arbeitsauftrag und kein Umzugsplan. Wobei er schon gerne irgendwann mit Cyril zusammenziehen würde. . .
Lächelnd hatte er das Blatt betrachtet und von seinem Liebsten geträumt, doch nun hob er den Kopf an und blickte sich um - dann mal ran ans eingemachte. Es betraten zwei Zuspätkommerinnen die Klasse, wovon sich eine neben Mr. Desinfektionsmittel setzte und nett nach der momentane Aufgabe blickte. Doch die Reaktion vom Grünschopf war unverschämt, aber urkomisch, sodass Lyall sich das Lachen echt verkneifen musste, doch nicht drumherum kam, schief zu grinsen. Dieser Typ war echt eine Sache für sich, eine grummelige Sache, aber gleichzeitig auch irre sympatisch, weil er so frei heraus sprach - doch so, dass Lyall es einfach nur zum Schießen komisch fand. ,,Och, warum denn eine Einzelarbeit? Gruppen sind doch viel cooler. Magst Du nicht mit mir und Deinem neuem Desinfektionsbuddy", dabei deutete er mit einem Stift zu Cyril: ,,in eine Gruppe?" (@Lavinia Efe) Da er sich denken konnte, dass das Grummelchen dankend ablehnt, blickte er sich um. Es fand überwiegend Einzelarbeit statt. An einem ersten Schultag nicht verwunderlich, schließlich kannte sich kein Schwein. Doch um das Klassenklima etwas zu festigen oder überhaupt zu bilden, sollte man Gruppen bilden. Und da dies wohl nicht in Gang ging, hilf Lyall mal nach. So sprach er an alle gewandt, dabei freundlich am Grinsen: ,,Wenn wer in eine Gruppe mag, aber zu schüchtern ist sich eine zu suchen - ich und mein Gruppenpartner, der gutaussehende Schwarzschopf da, im Eck am Fenster, freuen uns jederzeit über Gruppenmitlgieder."
Damit stand er auf, mitsamt seinen Sachen und ließ mit den Worten gutaussehende Schwarzschopf für die Anderen Interpretationsraum da. Die Worte mussten ja nicht sofort darauf schließen, dass Cyril und Lyall ein glückliches Paar waren und Lyall einfach immer in seinen Sätzen um und an Cyril etwas seine Liebe zeigen musste. Oder aber, dass beide einfach befreundet waren - und er einfach jemand war, der random jemanden eine solche Umzeichnung gab. So würde er auch das rosahaarige Mädchen (@Candice Gray) einfach mit den strahlenden Bernsteinaugen betiteln. Damit hatte er auch kein Problem. Und wenn er das tat, wäre er mit dieser ja auch nicht direkt liiert. Davon abgesehen, dass er homosexuell war. Aber das stand ja nicht breit auf seiner Stirn geschrieben.
Doch bevor er sich von seinem Platz entfernte und nach hinten ging, zu Cyril, wand sich der rote Wolf nochmals der Rosahaarigen (@Candice Gray) zu. ,,Aber wenn Du den Arbeitsauftrag von der Tafel nicht ganz erschließen kannst, erklär ich ihn Dir gerne nochmal richtig", sprach er freundlich, doch dann setzte er seinen Weg, mitsamt Stuhl fort. Diesen stellte er vor Cyril's (@Cyril van Nykvist) Tisch und setzte sich dann, ihm dabei zulächelnd: ,,Na?" Den Drang ihn als Begrüßung zu küssen unterdrückte er mal. Als er seine Sachen auf den Tisch richtete, sprach er weiter zu seinem Freund: ,,Musst Du mir wohl erstmal keine Zettelchen zuwerfen, hm?" Sanft grinste er ihn an, ehe er zwei Wölfchen auf die einsame Insel kritzelte, in rot und schwarz. Er war gespannt, ob sich zu den zwei Wölfchen auf der Insel noch weitere Wesen gesellen würden.