„Klar, hier.“, ich schaute das Mädchen neben mir an lächelnd an und gab ihr einen Stift. Ich wusste zwar nicht genau wofür sie bei einer Vorstellungsrunde einen Stift brauchte, aber das fand ich jetzt nicht weiter merkwürdig. Vielleicht hatte sie einfach ein Gedächtnis wie ein Sieb und konnte sich keine Namen merken oder sowas. Aber das würde ihr bestimmt keiner übel nehmen, denn ich fand sie ziemlich hübsch und die meisten ließen sich von sowas ziemlich beeindrucken. Wahrscheinlich hab ich deshalb auch so wenig Probleme. Als nächstes stellte sich Kazuya vor. Mehr oder weniger. Eigentlich laberte er nur dummes Zeug und verriet überhaupt nicht über sich selbst und fand sich wohl ziemlich lustig. Wenn man sich kannte war es das vielleicht auch, aber so… Richtig kindisch. Erst der Lehrer gab deutlich zu verstehen, dass auch er ein Engel war. War ich hier in einer Klasse gelandet, in der es nur so „gute“ Wesen gab? Ich wusste zwar, dass man nicht alle in Gut und Böse einteilen konnte, trotzdem hörten sich „Engel“ und „Nixen“ deutlich netter an als „Dämon“. Überhaupt meine ich gehört zu haben, dass Engel und Dämonen sowieso nicht so gut zueinander stehen. Dabei fand ich alles bis jetzt eigentlich ganz nett. Allerdings entging es mir nicht, dass Kazuya mich etwas seltsam ansah als ich meine Rasse verriet und seitdem hatte er mich gar nicht mehr angesehen. Anscheinend nahm er diese Einteilung viel ernster als ich oder er hatte einfach schlechte Erfahrungen mit Dämonen gemacht. Vielleicht musste ich ihn dann vom Gegenteil überzeugen und ihm zeigen, dass es auch nette Dämonen gab. Gerade hier in dem Stuhlkreis saß eine wirklich nette Dämonin. Ich ließ mich davon also nicht sonderlich beeindrucken und hörte gespannt dem nächsten Mädchen zu. Evangeline Usagi. Sie war ein Vampir, kam aus Japan und war 200 Jahre alt. Alte Schachtel. Auch wenn sie nicht so aussah, was wahrscheinlich gut so war, war das der erste Gedanke der mir dazu einfiel. Ich zweifelte das auch gar nicht sonderlich an, denn hier gab es ja einiges an Merkwürdigkeiten. Ich musste an Ressie und ihre süßen Hörnchen denken. Auch hier musste ich feststellen, dass meine Gedanken in Bezug auf das Aussehen mal wieder stimmten. Wenn sie aussehen würde wie 200 würde sie in dieser Klasse wohl kaum einer für voll nehmen. Aber was machte man mit 200 noch in einer Schule? War man das nicht irgendwann leid? Oder machte sie so gerne den Abschluss und demonstrierte gerne wie gut sie war? Interessant war jedoch, dass sie anscheinend die gleiche Fähigkeit hatte wie ich. Viellicht konnte ich also noch etwas von ihr lernen. Ich wollte gerade etwas zu ihr sagen, als der Lehrer noch einen weiteren Klassenkameraden vorstellte. Takeo Ishade. Er war ebenfalls Dämon. Endlich auch einer von meiner Sorte. Ich konnte ein entspanntes seufzen nicht unterdrücken. Mir war es auch egal ob er stumm war oder nicht, Dämon war Dämon. Immerhin war ich nicht in einer „Guten“ Klasse gelandet. Mit einem Vampir und zwei Dämonen mischte sich das etwas. Jetzt, wo er sich noch mit denen beschäftigte, die zu spät waren, worunter das Mädchen neben mir (Misu) fiel und ein anderer Typ…Moment mal! Das war doch der aus dem Speisesaal, der mich so blöd angemacht hatte. Ich verdrehte die Augen und hoffte einfach, dass er für sein zu spät kommen direkt wieder raus geworfen wurde oder sonstiges. Jedenfalls konnte ich jetzt Evangeline kurz fragen was ich wissen wollte. Ich beugte mich also etwas vor und über Kazuya, so dass ich etwas näher bei Evangeline war. „Warum bist du eigentlich noch hier wenn du schon so alt bist?“, flüsterte ich und erst dann viel mir auf, dass sich das ziemlich anhörte. „Shit! So meinte ich das nicht, ich wollte nur wissen, ob du…hier…“, mir fiel einfach nichts besseres ein. „Ist hier irgendwas besonderes was du in deiner langjährigen Lebenszeit noch nicht in Erfahrung bringen konntest?“, flüsterte ich leise. Gerettet. Zwar würde ich so eigentlich nicht reden, aber so hörte es sich doch etwas netter an, als plump zu fragen warum sie in dem Alter noch hier rumlungerte. Ich wartete auf ihre Antwort und überlegte in der Zeit, was an den anderen besonders sein konnte. Woher bitte sollte ich das wissen? Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie Rassenkunde, glaube ich. Woher sollte ich dann über die besonderen Fähigkeiten der anderen Bescheid wissen? Engel fand ich nur in Bezug auf ihrer Hintergrundgeschichte interessant. Mussten die nicht sterben, um Engel zu werden? Warum, wieso weshalb? Das waren Fragen die mich interessieren würden. Fliegen mochte ich überhaupt nicht, davor hatte ich sogar regelrecht Angst, auch wenn ich nicht abstreiten konnte, dass Flügel an sich etwas wunderschönes waren. Vielleicht beneidete ich sie auch manchmal, dass sie einfach schwerelos durch die Luft fliegen konnten und ich…nicht, aus verschiedenen Gründen. Dann Nixen. Die waren wirklich interessant. Jemanden mit seiner Stimme zu beeinflussen, war doch durchaus vorteilhaft. Was man damit nicht alles machen konnte. Überhaupt war es doch auch bestimmt mega cool sich im Wasser so fließend bewegen zu können und im wahrsten Sinne des Wortes einfach mal abzutauchen wenn einem alles zu viel wurde. Was konnte ein Dämon da schon großartig mithalten? Sich in Monster verwandeln und Zerstörung bringen. Super, echt Klasse. Brachte nur irgendwie niemandem was. Bei Vampiren wollte mir auch nichts so recht einfallen, weil die Tatsache mit dem Blut trinken, störte schon etwas. Manche nahmen es da ja mit dem „am leben lassen“ auch nicht so genau. Allerdings fand ich interessant, dass auch hier anscheinend manche besondere Fähigkeiten hatten wie Evangeline. Mehr Rassen waren nicht in meiner Klasse vorhanden. Vielleicht reichte es dann also einfach aus, wenn ich erstmal zu einem Wesen was sagen würde und die anderen konnte sich dann selbst bisschen loben. Also hob ich die Hand. „Ich würde gerne etwas sagen. Ich finde es eigentlich ziemlich cool, dass man andere mit seiner Stimme beeinflussen kann, auch wenn es etwas strange ist, aber das bringt doch bestimmt so einige Vorteile. Außerdem stell ich mir das voll schön sich im Wasser so fließend bewegen zu können.“, Ich glaube das hörte sich zwar etwas stumpf an, aber ich wusste nicht genau was erwartet wurde und so wie ich das sagte, so meinte ich das auch. Dann wandte ich mich an Yuna direkt. „Wie sieht eigentlich deine Flosse aus? Du hast doch ne Flosse oder? Wie kann man die sehen? Kann ich die auch mal sehen? Was muss man da tun, damit die sichtbar wird? Reicht da Wasser über die Beine Kippen?“, jetzt ging es schon wieder mit mir durch und ich bombardierte Yuna mit Fragen. Arme kleine. Für jeden anderen würden sich meine Fragen wahrscheinlich ziemlich dumm anhören, aber wenn ich ehrlich war hatte ich noch nie eine Nixe gesehen und ich wollte wirklich wissen wie das funktionierte. Ich lächelte Yuna freundlich an, damit sie nicht auf den Gedanken kam, dass ich irgendso ein kranker Psyho war, der irgendwelche Experimente mit ihr machen wollte. Ich war einfach nur interessiert.
Nachdem der Lehrer sich bei ihr für ihre Aussage bedankt hatte, behielt die Blonde ihren Blick auf der Runde. Langsam gingen ihre Augen einmal im Sitzkreis umher. Jeder der sich vorstellte wurde in ihrem Fotografischen Gedächtnis festgehalten. Nur die Namen musste sie sich jetzt noch merken können. Aber das war schon wieder eine ganz andere Geschichte. Einer nach dem anderen sagten sie ihren Namen, ihre Rasse, ihr Alter und was sie besonders machte und Shiina hörte zu. Auch, wenn sie es äußerst schwierig fand so viel Informationen auf einmal aufzunehmen und doch schaffte sie es, das Gröbste aufzunehmen. Das Mädchen neben ihr war also eine Nixe. In den Vorstellungen der Blonden waren einfache Fische. Die Vorstellung von einem Yuna Gesicht mit einem Karpfen-Körper war das einzige was sie sich gerade im Kopf darunter vorstellte. Nie zuvor hatte sie eine verwandelte Nixe gesehen, sonst wüsste sie ja, das Nixen nur den Schweif verändern würden. Allerdings bemerkte sie die Reaktion des Lehrers auf diese Aussage hin. Eine Zeit lang schaute sie ihn daraufhin mit ihrem Ausdruckslosen, beinahe durchbohrenden Blick an. Sie wunderte sich, warum er das getan hatte. Jedoch brach sie den Blickkontakt stillschweigend ab als die Nächste Person anfing sich vorzustellen. Ein Dämon. Dämonen waren ihr durchaus bekannt und gleichzeitig das einzige, wofür sie ausnahmsweise mal keine genauere Erklärung brauchte. Trotzdem änderte das nichts daran, das ihr Wissen über diese Art von Wesen eher quantitativ als hochwertig war. Sie waren das Gegenteil von Engeln, das wars. "...Dämon...", sagte sie leise und senkte den Kopf wieder. Was sich jedoch nicht auf ihre Aufmerksamkeit auswirkte. Sie nahm die Aura des Mädchens (Candice) wahr. Sie spürte die gleiche Art dieser Aura noch ein weiteres Mal. Noch wusste sie aber noch nicht woher. Erst, nachdem sich der Rest der Truppe vorgestellt hatte, konnte sie es ganz genau ausmachen. Es ging nicht von den beiden Personen aus, welche sich als Dämonen zu erkennen gegeben hatten. Stillschweigend schaute sie wieder auf und in die Runde bis ihr Blick bei Kazuya hängen blieb. Sie spürte den Teil des Dämons, welcher in ihm steckte. Und der Blick den sie ihm zu warf. So neutral und Ausdruckslos ließ das ganze durchaus schon ein wenig gruselig erscheinen. Wie aber auch beim Lehrer, wendete sich ihr Blick wieder von ihm ab. Zu viele Gedanken schwirrten im Kopf der Engelin herum und Anstrengend war es für sie auch gewesen so lange zuzuhören. Jedoch sollte die Leistungsforderung des Lehrers nicht so schnell nachlassen. Wieder waren sie gefordert. Nun sollten sich die Schüler überlegen, was an anderen Rassen so besonders war. Jetzt konnte sie es aber loswerden. Gleich nachdem Candice so fasziniert über Yunas Rasse gesprochen hatte, äußerte sich Shiina mit ihrer abwesenden Art. "Kazuya......" , begann die Blonde in ihrer sanften Stimme zu sagen, "...hat einen Dämon in sich.". Nun schaute die Engelin in Kazuyas Augen. Fast schon als wäre er als Ziel irgendeiner Rakete aufgeschaltet hingen ihre Augen ausdruckslos an seinen. "...ich spüre ihn...". Ja, diese Antwort konnte man nun durchaus als etwas überraschend ansehen. Wenn es nicht sogar an der Fragestellung des Lehrers komplett vorbei ging. Vielleicht hatte sie sich damit auch total ins aus geschossen. Immerhin war ihr erster Kommentar zu Candice, welchen man eigentlich nicht hören konnte, auch als beleidigend ansehbar. So exzentrisch wie sie war, kümmerte sie dabei aber nicht was die anderen nun von ihr denken, oder denken würden. Sie sagte das was sie sagen wollte, schüchtern war sie also auf keinen Fall. Eigentlich war sie dadurch wie ein offenes Buch. Nur ihre Teilweise zusammenhangslosen Aussagen in Verbindung mit ihrer abwesenden Art machten es teilweise schwer, dieses zu lesen oder zu verstehen. Kurz nach dieser Aussage verlor sich der Blick der Engelin im Fenster und sie war wieder kurz davor in ihrer eigenen Welt zu verschwinden.
Kaum hatten sich alle vorgestellt wurde ich auch schon auf mein hohes Alter angesprochen. Candice fragte mich wieso ich in meinem Alter noch zur Schule ging. Scheinbar fand sie ihre Frage aber etwas unhöflich und versucht sich irgendwie besser auszudrücken, sodass sie die Frage so änderte das sie wissen wollte ob hier für mich irgendwas besonderes wäre, das mir bisher verwehrt blieb. "Naja, wir Vampire wurden Jahrhunderte lang von den Menschen gejagt." antwortete ich ihr flüsternd. "Aber mehr verrate ich erstmal nicht. Lass uns nach dem Unterricht darüber reden." fügte ich noch hinzu ehe ich wieder dem Unterricht folgte. Als nächstes wurden wir aufgefordert zu sagen was wir an den anderen Rassen besonders finden. Kaum stand die Aufgabe im Raum äußerte sich Candice zu dem Thema. Sie erklärte das sie es interessant fand das Nixen andere mit ihren Stimmen beeinflussen konnten. Wenn sie wüsste das Nixen den Ruf haben ahnungslose Seefahrer mit ihrem Gesang auf Riffe oder Felsen auffahren zu lassen um sich an ihrem Fleisch zu begnügen hätte sie sicher eine andere Meinung dazu. Anschließend äußerte sich Shiina mehr oder weniger. Sie murmelte vor sich hin das in Kazuya ein Dämon wäre. Ich verstand das nicht so ganz. Meinte sie damit einen echten Dämon? Naja, sicherlich würde Kazuya auf diese Aussage eingehen sodass es mich erstmal nicht weiter interessieren brauchte. So widmete ich mich nun der Aufgabe. "Ich finde an allen Rassen interessant das sie zwei Dinge gemeinsam haben. Alle haben einen schlechten Ruf. Vampire und Dämonen sollen furchteregende Kreaturen sein, die sich vom Leid und vom Blut der Menschen ernähren. Aus Sicht der Vampire und Dämonen sind Engel, die angeblichen Boten Gottes, Monster, die ihren Glauben als Grund missbrauchten uns zu jagen und vor Jahrhunderten in großen Kriegen in Massen abgeschlachtet haben. Nixen verführten seite Jahrtausenden Seefahrer um sie zu ertränken und sich an ihrem Fleisch zu laben. Tiermenschen und Werwölfe fallen Menschen an, weil sie ihre tierischen Instinkte nicht im Griff haben. Jede Rasse hat ihre dunkle Seite und wird von einer anderen Rasse verachtet." erklärte ich mit ernstem Gesichtsausdruck. "Und trotzdem sitzen wir hier alle zusammen und reden über unsere Rassen. Abgesehen von Werwölfen hat kaum noch jemand Vorurteile den anderen Rassen gegenüber. Das wäre dann die zweite Gemeinsamkeit. Alle haben ihre Streitigkeiten größtenteils angelegt und leben jetzt friedlich zusammen." beendete ich meine etwas ungewöhnliche Antwort nun wieder lächelnd. Mag sein das die anderen meine Aussage vielleicht etwas merkwürdig fanden, aber das war mir egel. Aufgabe war es zu erzählen was wir an den anderen Rassen besonders finden und das hatte ich getan.
Der Lehrer schien sich wirklich dafür zu interessieren, was die Schüler sagten. Allerdings verwunderte es Yuna sehr, wie er reagierte als er das Wort 'Nixe' Nixe vernahm. Er schien nicht gut auf diese anzusprechen zu sein. Wow... ein rassistischer Rassekunde Lehrer! dachte sie sich und wurde irgendwie beleidigt. Doch relativ schnell wurde der Mann mit dem unaussprechbaren Namen wieder normal und hörte auch den anderen zu. Nach und nach stellten sich eine Dämonin, ein Engel, eine Vampirin und noch ein Dämon, unter gewissen Umständen, vor. Zwischen drin kam auch noch ein anderes Mädchen herein, welches sich aber nicht vorstellte. Der Engel stellte sich auf eine ziemlich schräge Weise vor, das gefiel Yuna. Endlich wieder etwas einigermaßen Lustiges! Es gab offenbar zwei Eismagier in dieser Klasse, welche sich aber ziemlich unterschieden. Nachdem der Lehrer einen neuen Arbeitsauftrag aussprach, kam noch jemand neues hinzu. Nun sollten sie überlegen, was sie an den anderen Wesen besonders fanden. Die Dämonin, die sich direkt nach Yuna vorgestellt hatte, meinte sofort, dass sie es sich toll vorstellen konnte, manche mit ihrer Stimme zu beeinflussen und durch das Wasser gleiten zu können. Das vernahm Yuna schon irgendwie als Kompliment und sorgte wieder für etwas Aufmunterung. Doch dann überkam sie ein Bombardement aus Fragen! Etwas eingeschüchtert versuchte sie alle Fragen mitzubekommen und zu beantworten. "Ä-Ähm... Ja, ich habe eine -" begann sie und ließ dann die Frage, wie diese Aussah aus. Denn sie zu beschreiben war nicht so einfach und sie einfach zeigen wollte sie auch nicht. "- J-Ja, Wasser über mich zu kippen würde reichen, damit sie erscheint. Aber ich glaube nicht dass es mitten im Klassenzimmer so toll wäre..." versuchte sie zu erklären und hoffte bloß, Candice würde nicht gleich eine Wasserflasche zücken und sie über Yuna kippen. Irgendwie war ihre Befürchtung davor ziemlich groß, da Candice so neugierig war.
Plötzlich meinte die nicht sehr wortgewandte Shiina, dass der Engel einen Dämon in sich hätte. Irgendwie waren das für Yuna zwei Wesen, die sich gegenseitig komplett ausschlossen, weshalb sie sich so etwas nur schwer vorstellen konnte.
Nacheinander meldeten sich die Schüler zu Wort und gaben ihre Eindrücke gegenüber ihren Mitschülern preis. Den Anfang machte Candice, die zum einen darauf einging, was das Scheusal Yuna selbst von sich behauptet hatte, eine Fähigkeit, die nur Unglück und Verderben über die Welt brachte, dann aber auch etwas offensichtliches ansprach, was zu jeder Nixe gehörte: Ihre Flossen und die damit verbundene Mobilität Unterwasser. Am Ende artete Candice plötzlich in einem Schwall von Fragen aus, was Bernardo ein fremdverlegenes Lächeln ins Gesicht setzte. Er nahm das Mädchen extra ins Auge, um abzuschätzen, ob sie gleich mit einer Flasche Wasser auf ihre Mitschülerin losging oder nicht. Sollte sie es tatsächlich vorhaben, würde er das Wasser schnell durch ätzende Säure austauschen. Somit wären nicht seine Hände die Hände des direkten Täters. Als nächstes hörte er plötzlich neben sich einzelne Wörter, die genauso gut von einer weissagenden Hexe stammen konnten. Die Tonlage war sehr beunruhigend und klang absolut nicht nach einem Scherz. Shiina schien es ernst zu meinen, als sie Kazuya plötzlich einen Dämon bezeichnete. Als Engel ein Gefühl dafür zu besitzen, war grundsätzlich nichts Überraschendes. Allerdings würde das bedeuten, dass Kazuya nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Er war nicht dazu verpflichtet gewesen, allerdings hatte der Lehrer es – des Anstandes wegen – von allen erwartet. Selbst hatte sich Bernardo keinen Kopf darüber gemacht, zu prüfen, was seine eigenen Messungen besagte. Er vertraute den Schülern. Was Shiinas Behauptung anging, wollte er diese erst mal nur im Raum stehen lassen und sich später dem widmen. Bernardo nahm seine große Pranke und legte sie auf Shiinas Kopf, tätschelte sie kurz und meinte keck: „Bleib dem auf der Spur, Sherlock.“ Große Sorgen machte er sich da nicht. Vielleicht würde das die beiden als Freunde sogar zusammenbringen. Shiina machte einen sehr stillen und schwer durchschaubaren Eindruck auf den Hünen, aber er schätzte sie nicht als heimliche Bedrohung für ihre Mitschüler ein. Wenn sie sich nun an Kazuya heften würde, würde ihr das eventuell helfen, ihre sozialen Fertigkeiten auszubauen. Der Junge wirkte immerhin sehr aufgeweckt und färbte sicher schnell ab. An dritter Stelle meldete sich Evangeline zu Wort. Bernardo nickte während ihres Monologes immer wieder. Vor allem bei dem Punkt, der sich um Nixen drehte, kam er aus dem engagierten Nicken nicht mehr heraus. Als sie fertig war, musste sich Bernardo nur kurz mahnen, ihr zweites Argument nicht zu widerlegen. Sie durfte die Welt hier auf Isola nicht auf den gesamten Globus übertragen – leider. Natürlich hatte sich die globale Lage stark verbessert im Gegensatz zu früher, aber von größtenteils zu sprechen, war dennoch überzogen. Es gab genug Krisenherde, die nicht auf menschliche Inkompetenz zurückzuführen waren sondern auf übermenschliche. Ihre Worte klangen allerdings schön mit dem, was sie aussagten. Eine solche Welt wünschte sich wohl jeder und sollte auch jeder bekommen. Vor allem die Schüler auf Isola verdienten diese. Direkt beinhaltete Evangelines Monolog nicht die Argumente, welche sich Bernardo erhofft hatte, dennoch passten sie zu seinem Plan.
„Sehr schön“, lobte er alle bisher aufgetretenen Schüler und ging sofort über zu seiner Zusammenfassung. „Vielleicht ist euch aufgefallen, dass jeder einzelne von euch über ganz spezielle Dinge über seine eigene Rasse gesprochen hat bzw. über sich selbst. Als ihr dann aber über eure Mitschüler Aussagen treffen solltet, kamen viel oberflächlichere Aussagen zusammen. Zum Beispiel hat Candice gesagt, dass Nixen ihre Beine in eine Flosse verwandeln konnten und sich somit hervorragend im Wasser bewegen können. Daran sehen wir, wie unterschiedlich wir uns selbst und andere betrachten und dabei Schwerpunkte setzen.“ Der Lehrer verließ seinen Platz in der Runde und begann, mit langsamen Schritten den Stuhlkreis zu umschreiten. „Nixen haben Flossen, sind hervorragende Schwimmer und haben eine Stimme, mit der sie Menschen beeinflussen können – das haben wir schon zusammengetragen. Wir haben hier allerdings auch Dämonen, einen Vampir und Engel. Betrachten wir diese mal ganz oberflächlich: Was macht diese besonders in den Augen von anderen Rassen?“ Damit wollte er den Fokus auf eine sehr einfache Kollektion von Informationen zu den einzelnen Rassen legen. Er hatte gezeigt, dass man die Betrachtung sehr speziell machen konnte aber auch sehr allgemein. Allgemein war für ihn die Spitze des Eisberges und die diversen Spezialitäten innerhalb einer Rasse das, was unter der Wasseroberfläche vom Eisberg nicht zu sehen war. Fortschreiten wollte er natürlich von oben nach unten.
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
Da ich zu spät gekommen war, wusste ich nicht wirklich worum es ging. Ich bekam nur mit wie die anderen anfingen über Nixen zu reden. Bei dem Wort verkrampfte ich leicht und hoffte das es niemand bemerken würde. Es wusste niemand das ich eine Nixe war, man konnte mir das nicht ansehen. Einfach ganz Ruhig bleiben, Lavi. Ich schloss kurz meine Augen und hörte dann unserem Lehrer zu. Er zählte noch mal auf was meine Mitschüler schon gesagt hatten und fragte uns dann was die anderen Rassen so besonders machen. "Dämonen und Vampire sind meistens auch körperlich stark." Meldete ich mich zu Wort. Bisher hatte ich mich nie so wirklich beteiligt habt bei den Unterrichten. Es war immer noch sehr ungewohnt mit so vielen Leute in einem Raum. Im Sommer schwitzten alle und es muffelte und wer weiß wie oft das Zimmer hier überhaupt sauber gemacht wird... ekelhaft. Aber mir ist klar geworden, das wenn ich nicht gut bin und meine Noten nur schlecht waren, das ich dann sowieso vergessen konnte das meine Mama sich wieder bei mir meldet. "Einige können auch ihre Gestallt ändern und bekommen nicht nur eine süße Flosse." erzählte ich weiter. "Engel können Fliege, was schon ein recht großer Vorteil ist."
Auf Shiinas Kommentar hin äußerte sich nur noch Evangeline zu der Frage des Lehrers. Auch, wenn die Antwort wohl um einiges umschriebener und - bei weitem auch mit mehr Inhalt versehen war als die Aussage der Blonden. So ging der Lehrer noch nicht auf ihre Aussage ein als sich kein anderer mehr zu der Frage äußerte. Er wartete noch ein bisschen, ergriff aber sofort wieder das Wort als er merkte, das nun keine weitere Beteiligung mehr zu erwarten war. Wieder senkte sich der Blick der Engelin ein weiteres Mal und sie war wieder still. Doch plötzlich packte ihr irgendetwas - oder irgendwer mit seiner Hand auf den Kopf und so lange der Druck auf ihrem Kopf zu spüren war, bewegte auch sie sich keinen Millimeter. Erst als das Gefühl verschwunden war, richtete sie ihren Blick wieder nach oben und sah, dass der Lehrer sie getätschelt hatte. Mit den Worten "Bleib dem auf der Spur, Sherlock." sah sie noch, wie er seine Hand wieder zu sich zurück steckte und die anderen zu begutachten schien. Mit ihrem allseits bekannten regungslosen Blick schaute sie weiterhin auf das Gesicht des Lehrers. Sie war verwirrt. Ihr Name war doch Shiina und nicht Sherlock. Mit ihren Augen auf dem Gesicht des Lehrers lastend, überlegte sie was das eben zu ihr gesagte bedeuten könnte. Es dauerte ein bisschen, doch letzten Endes erinnerte sich die Blonde an einen Film den sei einmal gesehen hatte und welcher sich um einen Mann Namens Sherlock Holmes drehte. Doch weiter kam sie nicht. Der Mann im Film war ein Detektiv gewesen, doch sie war eindeutig keiner und auch wenn jeder normale Mensch jetzt schon die Lösung gehabt hätte, so kam die Engelin einfach nicht darauf. In ihrer exzentrischen Sicht - und Denkweise war sie dazu einfach nicht in der Lage. Was sie, wie immer, dazu brachte sich auch nicht mehr damit zu beschäftigen. Sie wandte ihren Blick von der Lehrkraft ab und schaute nun, wie er, wieder in die Runde von Schülern. Einen nach dem anderen musterte sie wieder jedes Gesicht. Nun fuhr der Lehrer mit seinem Unterricht fort. Während er den Stuhlkreis der Schüler umrundete, begann er zu erklären, dass jeder nur spezielle Sachen über sich sagen konnte. Als diese Aufgabe dann auf andere Wesen übertragen werden sollte, wären die Sachen mehr und mehr Oberflächlich geworden. Damit machte der Lehrer deutlich wie unterschiedlich alle sich selbst und andere sehen. Shiina hingegen konnte der Aussage des Lehrers nur begrenzt folgen. Aber sie blieb still sitzen und äußerte sich nicht weiter dazu. Immerhin ging die Erklärung des Lehrers noch weiter. In einem erklärenden Unterton in seiner Stimme erläuterte er, dass sie nun schon sehr viel über Nixen zusammengetragen hätten, die übrigen Rassen aber kaum erwähnt wurden. Die Aufgabe bestand also nun darin, sich mit den anderen Wesen auseinanderzusetzen. Nachdenklich senkte Shiina wieder den Kopf. "Das besondere an anderen....", gab die Blonde leise, zu sich selbst sprechend von sich und überlegte was sie über Dämonen, Engel und Vampire wusste. Doch so wirklich fiel ihr nichts zu dem Thema ein. Die Engelin wusste ja nicht einmal wirklich, was an ihrer Rasse so besonders sein sollte. Dementsprechend war dieses Thema mehr als nur Neuland für sie. Doch da äußerte sich schon jemand zu der Frage des Lehrers. Sie hob den Blick und schaute in Richtung der Stimme. Es war der Junge welcher sich im Speisesaal zu ihr gesetzt hatte. Laut seiner Aussage waren Dämonen und Vampire also stark, während Engel fliegen - und Nixen ihre Gestalt ändern konnten. Über die Worte des Blonden nachdenkend schaute sie wieder gen Boden. Da gab es eine Art Gedankenblitz im Kopf der Künstlerin welcher sie auf eine idee brachte. Also schaute sie wieder auf und wandte sich an die Runde. "...Dämonen....", fing sie sanft an zu sprechen. "...bedienen sich dunkler Energie und werden mit Zerstörung und Leid in Verbindung gebracht...". Da war sie nun, Shiinas Aussage. Sie war Oberflächlich und auf eine andere Rasse bezogen. Nur dieses Mal war sie so laut, das alle sie hören konnten. Insbesondere Candice war nun in der Lage zu denken, dass die Engelin etwas gegen sie hätte. Was natürlich keineswegs der Fall war. Shiina hatte lediglich ihre Gedanken zum Ausdruck gebracht und sich am Unterricht beteiligt. Was angesichts ihrer sonstigen Beitragsleistungen früherer Stunden schon ein Rekord war.
Kazu lehnte sich zurück. Er lies seinen Blick über seine Klassenkameraden schweifen und hörte aufmerksam zu. Seiner Meinung nach, waren seine Aussagen gar nicht so schwammig gewesen, wie es den anschein gehabt hatte. Wer ein wenig auf seine Zaupfahl-Winkereien geachtet hatte, hätte mit Leichtigkeit exakt so viel Information daraus ziehen können, wie Kazuya beabsichtigt hatte. Seine Flügel, zum Beispiel, waren immer hin nicht zu übersehen, aber außer dem Lehrer schien das niemand zu begreifen. Zugegeben, Flügel waren nicht unbedingt den Engeln vorbehalten, aber darum hatte er ja auch ironisch hinzugefügt, dass er etwas einzigartiges in diesem Zimmer sei, was ja angesichts Shiina und Bernardo nicht stimmte. Er grinste Evangeline an, als sie ihn als Spaßvogel bezeichnete. Wenn sie meinte. Ihm war es ja ziemlich Banane was die anderen so von ihm dachten bis... Shiina erneut das Wort ergriff. Dem restlichen Bla Bla hatte er wenig aufmerksamkeit geschenkt, vielleicht hin und wieder versucht sich einen Namen zu merken, Takeo, Yuna, Evangeline... doch als Shiina kaum hörbar seinen Namen aussprach, spitzte er die Ohren und seine Schultern strafften sich etwas, als sie Kiba ansprach. Kazus Gesichtsausdruck entglitt ihm für eine Sekunde und versteinerte, während er den Blick misstrauisch in Shiinas Augen bohrte, die ihn ja immerhin auch musterte, dann fing er sich wieder und ein Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss, ließ seine Züge wieder weich werden, er lächelte seine Artgenossin sogar sanft an, auch wenn er unter der Oberfläche sehr kühl und abschätzend war, was sich in seinen Augen wiederspiegelte. Natürlich konnte sie das fühlen. Er selbst hatte Instinktiv gewusst, dass es sich bei Bernardo um etwas celestisches Handeln musste oder wie auch immer man es formulieren wollte. Bei Shiina wäre ihm selbiges wahrscheinlich auch aufgefallen, hätte er darauf geachtet. Aber was ihn ein enig verstörte und nachdenklich machte, war das seine eigene Ausstrahlung so rein weiß nicht mehr sein konnte und irgendwie empfand er diesen Gedanken als schmerzlich und er verfluchte Kiba dafür. ~Hey! Ich..~~Du bist ruhig.~, fuhr er Kiba gedanklich über den Mund, so kalt und entgültig das weder Tenshi noch Kiba etwas zu sagen wagten. Kurz versuchte er seine Gedanken zu ordnen, dann nichte er Shiina kaum merklich zu und versuchte sich aubzulenken, indem er mit halbem Ohr den anderen zuhörte. Auch nach außen hin wirkte er jetzt gefasster, ruhiger und kühler. In seinem Kopf randalierte noch immer der ungeliebte Gedanke, den Shiinas Erkenntnis in ihm erschaffen hatte. Erst als Evangeline ihre Meinung zu der Eintracht der Rassen kunt gab, erstickte alles was ihn bedrückte in einem typisch kazuya'schen Launenumschwung und er konnte nicht anders als ein ungläubiges Lachen auszustoßen, was jedoch zu einem Kicheranfall wurde, als er versuchte es zu unterdrücken. Kiba stimmte mit ein und der neugeborene Engel hatte Schwierigkeiten sich einzukriegen. ~Süß~, merkte Tenshi bitter an. ~Echt niedlich~, prustete Kiba. Evangeline meinte es toternst. Für Kazu und Kiba mochte das totlustig sein, doch Tenshi war nicht so der schwarzhumoristische Typ. Das Mädchen hing einem Irrglauben nach, den Kazuya wohl tief in sich als verletzend empfinden würde, hatte er doch am eigenen Leibe erfahren, das diese Ansicht nicht der Wahrheit entsprach, auch Kiba wusste das immer hin nur zu gut. Kazuya versuchte wieder sich zu beruhigen, wischte sich sogar eine Lachträne aus dem Gesicht er gab ja zu, dass er etwas seltsam war was manche Sachen anging, aber diese Aussage gerade eben hatte allem was er bisher so hören musste die Krone aufgesetzt. ~Hoffnungslos ideologisch~, lautete sein pessimistischer, gedanklicher Kommentar, aber immer hin. Es bestand die Möglichkeit, dass sie ihn ihrem Leben noch nie feindseelige Erfahrungen gemacht hatte. Auch wenn er sich fragte, wie das vonstatten gehen sollte, wenn man so alt war, er selbst, oder zumindest ein Teil von ihm war immer hin genauso alt und er hatte in den 200 Jahren doch einiges an Erfahrungen mit auf die Reise nehmen können... dürfen... müssen... Er kicherte noch ein wenig, versuchte allerdings sich zusammen zu reißen und dem was andere zu sagen hatten weiter zu folgen, sowie sein Grinsen zu unterdrücken. Was Shiina zu sagen hatte quitierte er mit einem zustimmenden Nicken. Das entsprach schon eher seinen persönlichen Erfahrungen. Selbst etwas beitragen wollte er vorerst jedoch nichts, sonst trat er hier noch jemandem auf die Füße und das sollte in der ersten Unterrichtsstunde wohl vielleicht doch noch nicht sein.
Nickend drehte er seine Runden um den fleißigen Kreis. Die üblichen Verdächtigen meldeten sich zu Wort, aber auch neue Stimmen drangen ans Tageslicht. „Hm“, murmelte er ab und an. Im Grunde waren es gar nicht viele Stimmen, die auf seine Aufforderung gefolgt waren. Lavinia gab ein paar Worte von sich und Shiina versuchte es auf ihre eigene, ganz spezielle Art und Weise. An dritter Stelle riss Luna noch die Aufmerksamkeit an sich. Ihre ersten Worte verstand man leider nicht, da sie gleichzeitig die Reste ihres letzten Kekses durch die Luft pustete. Als sie sich jedoch kleinlich entschuldigt hatte und von neuem begann, konnten ihr ihre Mitschüler folgen. „Ganz ruhig“, mahnte Bernardo das Mädchen, damit sie nicht Gefahr lief, die restlichen Kekskrümel einzuatmen. „Okay!“, reagierte sie sofort. „Ich habe mal gelesen, dass viele Dämonen Hörner aufhaben sollen, wenn sie sich verwandeln und Flügel sollen auch viele haben. Die haben also nicht nur Engel.“ Nachdenklich legte sie ihr Kinn in ihre linke Hand. „Viele Rassen altern von Natur aus viel, viel langsamer als Menschen. Manchen sagt man daher sogar Unsterblichkeit nach. Und Vampire sind angeblich lebende Tote, habe ich mal gelesen.“ Luna blickte schüchtern zu Evangeline herüber. Vermutlich erhoffte sie sich eine Reaktion seitens des Vampirs, um zu erfahren, was an der Sage dran war. Bernardo war immer noch am Nicken. „Ja, nicht schlecht, wenn auch etwas wenig.“ Zwar hatten die paar Hänsel und Gretel wichtige Informationen zusammengetragen, allerdings hatte sich der Hüne weitaus mehr Beteiligung erwünscht. Nichtdestotrotz würde er mit dem Wenigen arbeiten können. „Ich denke, es ist nicht schwer, diese Oberflächlichkeiten zusammenzutragen. Immerhin sind es Informationen, die tagtäglich in unser aller Munde sind. Wir wachsen mit ihnen auf unabhängig davon, was wir sind. Sei es aus Geschichten oder Sagen. Man sollte nicht alles glauben, aber vieles davon stimmt tatsächlich.“ Er machte eine kurze Pause, um sich am Lehrerpult zu positionieren und die Schülerschaft zu überblicken. „Verwandlung ist ein sehr gutes Thema. Viele Rassen sind geübt im Umgang mit der Verwandlung. Es gibt Gestaltwandler, die eine beliebige Gestalt annehmen können oder Tiermenschen, die sich in Tiere verwandeln können. Vampire werden laut Märchen zu Fledermäusen oder Schatten und Dämonen zu grässlichen Ungeheuern, die dem Teufel persönlich ähnlich sehen sollen. Manche Engel können ihre Flügel verstecken. Das ist nur eine kleine Verwandlung, zählt dennoch darunter. Nixen sind da sehr ähnlich.“ Wieder machte er eine kurze Pause, damit das eben gesagte bei den Schülern sacken konnte. „Verwandlung und äußeres Erscheinungsbild sind zwei elementare Bestandteile, wenn man Rassen oberflächlich voneinander zu unterscheiden versuchen. Welche Beispiele haben wir bis eben genauer unter die Lupe genommen? Nixen, Dämonen, Engel und Vampire. Alle sind hier in der Klasse vertreten und alle sehen wie von derselben Rasse aus, oder? Sehen wir nicht alle wie Menschen aus? Das ist eine wichtige Gemeinsamkeit aller Rassen, von der aus sich die äußerlichen Besonderheiten erst noch abzweigen. Engeln wachsen Flügel, sie verändern sich nur partiell. Ebenso ist es bei Nixen, deren Beine zu einer großen Flosse werden. Wieder nur partiell. Auffälliger wird es bei Dämonen und Vampiren, die ihre Gestalt im Normalfall gänzlich verändern.“ Auf einiges hatte er bereits früher hingedeutet gehabt. Die Zusammenfassung musste dennoch sein, um einen Strich drunter ziehen zu können. Bernardo blickte auf seine Armbanduhr. Die Unterrichtsstunde würde bald vorbei sein. Davon wollte er sich jedoch nicht bedrängen lassen. Was die Schüler nicht mehr schaffen sollten, konnten sie nach der Schule bis zum nächsten Unterricht aufarbeiten. „Luna hatte einen interessanten Punkt angebracht: Sterblichkeit. Jeder von euch wird wissen, dass es hier einen großen Unterschied zu den Menschen gibt. Kennt sich einer von euch eventuell mit der eigenen Sterblichkeit aus?“ Hoffentlich würde keines der Kinder in Panik geraten, weil es über den Tod nachdenken musste. Aber dem einen oder anderen könnte bereits bewusst sein, dass sein Empfinden für die Jahre anders sein würde als das eines kurzlebigen Menschen. Für diesen waren 80 Jahre fast sein ganzes Leben. Für einen Dämon dagegen konnte das nur einen Bruchteil darstellen.
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
So langsam verstand ich immer weniger was der Lehrer überhaupt von uns wollte. Anscheinend wollte er auf irgendwas bestimmtes hinaus, aber wir dummen Schüler kamen anscheinend nicht darauf. Dann soll er das doch einfach sagen verdammt! Ich fand das man auf seine Frage sowieso nur Oberflächlich antworten konnte. So wie er das meinte. Was genau meinte er überhaupt damit? Sollten wir in das innere jedes anderen sehen und die tiefsten Geheimnisse erkunden? So ein Quatsch. Das wollte er bestimmt nicht. Anscheinend ging meine Fantasie wieder mit mir durch und ich hörte den anderen gar nicht wirklich zu. Es war fast so, als ob ich mich ausgeklinkt hätte und die nächsten paar Minuten einfach an mir vorbei zogen. Mist! Schon wieder diese Konzentrationsschwäche. Erst als dieses Mädchen Kekskrümel durch die Gegend spuckte, rutschte ich ruckartig mit dem Stuhl nach hinten und verlor sogar fast das Gleichgewicht. „Hoppala!“, kommentierte ich Ausweichmanöver und sah nach, ob ich womöglich doch irgendwelche Kekskrümel abbekommen hatte. Glücklicherweise war dies nicht der Fall und ich versuchte wieder dem Unterricht zu folgen. Aber anscheinend war auch der Unterricht bald vorbei, denn der Lehrer sah auf seine Uhr und setzte zur letzten Frage an. Schade eigentlich. Ich mochte die Klasse an sich und die Art und Weise wie der Unterricht stattgefunden hatte, fand ich ganz interessant. Auch wenn es vielleicht nicht so vorgesehen war, konnte ich jeden etwas kennenlernen und meine Fragen stellen. Da fiel mir wieder ein was Yuna über ihre Flossen gesagt hatte. Wasser über die Beine kippen würde reichen. Vielleicht konnte man ein kleines aufblitzen in meinen Augen sehen, als ich zu Yuna rüber sah. Ich überlegte wirklich ob ich es einfach mal machen sollte. So lange der Lehrer noch da war, konnte doch nichts großartiges passieren und wenn war er doch da und konnte sicherlich wieder alles in Ordnung bringen. Andererseits würde ich bestimmt Ärger bekommen und das wollte ich nicht am ersten Tag riskieren. Ich würde einfach abwarten, bis sie irgendwo alleine war.
Zuhören! Ich zwang mich nicht schon wieder die Konzentration zu verlieren und versuchte zuzuhören. Die letzten Minuten würde ich das auch noch schaffen. Verwandlungen. Ich wusste gar nicht, ob ich sowas überhaupt konnte. Hörner wollte ich schon gar nicht haben. Bei anderen konnten die zwar süß aussehen, wenn ich so an Ressie dachte, aber mir würden sie garantiert nur die Frisur zerstören oder vielleicht sogar die Haare selbst. Grässlicher Vorstellung. Noch viel schlimmer war die Vorstellung das mir Flügel wachsen konnten. Ich hatte doch so furchtbare Höhenangst, wie würde das also aussehen? Ein Dämon mit Flügeln der aber nicht fliegen konnte? Lächerlich war das. Nein nein, lieber keine Verwandlung, so wie ich jetzt war, war ich schön genug und das sollte den anderen reichen.Dann folgte aber etwas, was sich interessanter anhörte. Sterblichkeit. Und da war es wieder. Dieses Gefühl der Leere. Dieses Gefühl , ahnungslos durch die Gegend zu irren, nicht zu wissen wer man selbst eigentlich war. Hörte sich eigentlich wie ein typisches Teenie Problem an, nur wusste ich wirklich nichts über meine Vergangenheit. Ich wusste ja noch nicht einmal wie alte ich wirklich war. 17. Aber wie lange war ich das schon. Das stand nicht in diesem blöden Brief. Und wer sagte mir überhaupt, dass alles stimmte was da drin stand. Wenn mein Blut also wirklich heilende Kräfte hatte, konnte es dann auch Unsterblich machen?
Fragen über Fragen schwirrten in meinem Kopf und ich versuchte krampfhaft alles auszublenden. Nichts davon würde ich an diesem Ort erfahren, dafür war ich hergekommen. Neu anfangen und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Ich musste mich anscheinend damit abfinden, dass immer mal wieder Fragen auftauchten und ich diese immer wieder nach hinten schieben musste, auch wenn es schwierig war, da ich sowieso schon so neugierig war. Aber konnte das die Antwort auf seine Frage sein? Mein Blut und die Unsterblichkeit? Ich hielt es für besser wenn das meine Sache bleiben würde, schließlich hatte ich nicht erwähnt, dass mein Blut das kann und es stand nicht umsonst in dem Brief, dass ich es nicht so rausposaunen soll. Andererseits waren hier einige, wenn nicht sogar alle ziemlich langlebig, wer also sollte hier Interesse daran haben? Doch ich entschied mich dagegen und biss mir ziemlich fest auf die Lippen, damit ich kein Wort darüber verlor. Ich hielt mich also zurück und übte mich im zuhören. Gleich würde sowieso alles sein Ende finden, wieso also so ein Thema anfangen?