Während ich mich mit Takeru unterhielt, blickte ich umher. Wie erwartet, hatte mich niemand begrüsst und irgendwie hatte auch niemand Bock hier zu sein. Es war auch komisch, nach dieser Schlacht einfach munter weiter Schule zu machen.. oder etwa nicht? War nur mir so? Mein zweifelnder Blick fuhr wieder zu meinem Freund, der mich gerade fragte, ob ich seine SMS nicht gelesen hatte. SMS? "Hä..?", murmelte ich und.. ooooooh backe. "Oh nein! Ich hab das im Zimmer gelassen.." Schmollend fasste ich mir an die Wangen. Konnte auch nur mir passiern. Und mittlerweile war mein Bett eh durch..shampooniert! ;_; Schöne schweinerei..! Nachdem noch ein Schüler hereingetreten war, drehte ich mich ebenfalls um und .. musste leider eine bestimmte Stimme wiedererkennen. Was zum Henker.. "Oh mein Gott..", nuschelte ich und zuckte zusammen. In dem Moment wo ich den Lehrer.. diesen.. Psycholehrer erblickte, wollet ich am liebsten verschwinden.. Wieso war so ein Psycho Lehrer? Erst recht bekam ich Angst als er anfing von seiner Puppe zu reden, die neben ihm stand. Sie sah ziemlich menschlich aus.. Und das war er tat war ziemlich unmenschlich. Obgleich sich in mir Panik ausbreitete, wurde ich wütend. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und würdigte ihm keines Blickes, auch als er die Zettel mit dem anatomischen Aufbau des Menschens verteilte. Ich musste mich wirklich zusammenreissen, ihm den Zettel nicht gleich wieder an den Kopf zu werfen. Dennoch.. blieb ich ruhig und starrte weiter geradeaus, weswegen ich Takerus Zettelversuch nicht bemerkte, immer bereit aufzustehen und dem Typen einfach eine reinzuhauen. Auch wenn es nicht meine Art war, aber bei so einem Spiel würde ich bestimmt nicht mitmachen. Als er dann doch plötzlich mit einem Skalpell rumwedelte und die zarte Haut der Puppe beinah aufschlitzte, schluckte ich. Ich erinnerte mich an die Schlacht.. an die Nadeln, die er in mich reingedroschen hatte. Was war das nur für ein verrückter Kerl?! Gedankenversunken senkte ich nun den Blick und versuchte langsam zu atmen.. und genau in diesem Augenblick rammte Gin tatsächlih sein Skalpell in die Puppe hinein, so dass das Blut beinah bis zu mir hinspritze! Fassungslos öffnete ich den Mund und starrte auf den Boden, wo die Puppe regungslos lag. "Spinnt der..?", nuschelte ich und hielt mich verkrampft an meinem Pult fest. Und nun? Was dachte er, was wir tun können? Die meisten von hier haben doch keine Ahnung? Und wenn sie starb? Konnte so ein Ding sterben..? Dann würde er doch eine Neue holen.. oder?! Gerade als ich etwas sagen wollte, stolperte ein ungeschickter Junge.. herein.. und.. fiel doch wirklich wegen dem Mädchen ..Puppe... um. Und machte mir natürlich noch mehr Panik mit Hilfe holen und dem Ganzen.. "Ahhh..Setz dich bitte hin.. Das ist .. eine recht lebensechte Puppe mit dem der Spinner von Lehrer rumspielt..", sagte ich ..ziemlich laut und starrte Akako an. Setz dich einfach.. Gott.. Was hier abging, war einfach beschissen. Ehrlich?! Sowas konnte man doch nicht bringen? Am ersten Schultag? Konnte er nicht erstmal mit Theorie anfangen und die Scheisse? Ich verspürte Angst .. Panik und Wut.. und am liebsten hätte ich dem Lehrer das Pult angeschmissen, doch leider war ich überhaupt nicht so stark..und ich denke auch meine anderen Mitschüler nicht. Die meisten blieben regungslos hocken oder sagten kurz war sie dachten. Keiner traute sich aufzustehen und irgendetwas zu tun.
Irgendwie hatte ich die letzte Nacht kaum schlafen können - mir war doch noch nie passiert, dass ich mit nassen Haaren mich erkältete! Wegen dem Fiebertraum schlief ich erst fast nicht ein, rollte mich dann im Schlaf auch unmöglich oft hin und her, sodass ich wirklich fest eigentlich erst gegen Morgen einschlafen konnte. Der plötzliche, feste Schlaf kam von der nächtlichen Erschöpfung, und als ich aufwachte, war ich wieder top fit - allerdings auch viel zu spät dran für die Schule.
Als ich den Raum außer Puste betrat, war ich komplett ungeschminkt [warum auch nicht] und ein wenig zerzaust. Allerdings hatte ich in der Eile meine Zähne geputzt und auch meine Haare gekämmt, zuuu durch den Wind durfte ich also nicht aussehen. Kurz zog ich meine Overknees hoch [unfassbar, dass die zur Schulkleidung mit dazugehörten] und sah mich nach dem [mir noch unbekannten] Lehrer um. Als ich ihn vermutete, machte ich eine demütige Geste mit dem Kopf und huschte auf meinen Platz. Neben mir saß ein Junge, den ich vorher noch nie gesehen hatte. Mein Blick streifte ihn kurz, wandte sich dann aber nach hinten. Takeru saß in der letzten Reihe und leicht schüchtern winkte ich kurz, drehte mich dann wieder um und neigte mich heimlich, und so gut es ging [immerhin saß ich in der ersten Reihe] zu meinem neuen Banknachbar[Damon] und fragte ihn leise: "Was machen wir denn gerade?"
Gin war doch tatsächlich ein wenig enttäuscht, er hatte sich erhofft das jemand nach vorne kommen würde und Maribel wieder heile machen würde. Zumindest hatte er sich mehr brauchbare Antworten erwartet, lediglich zwei Rettungsvorschläge hat es gegeben, die restlichen Reaktionen waren entweder Gemecker oder Schock. Sein Blick wanderte in die vorletzte Reihe, zu einem der zahlreichen neuen Schüler, der seinen Kopf sehr gewöhungsbedürftig verziert hatte. "Eine Herz-Illusion ist ein durchaus interessanter und vor allem möglicher Ansatz. Es zeigt uns welch große Rolle das Köpfchen in der Heilkunde spielt. Allein dadurch das wir den Betroffenen vorgaukeln das alles in Ordnung ist schafft es der Körper irgendwie weiterzuarbeiten, selbst ohne physisch vorhandenem Herz. Das Problem dabei ist jedoch das wahrscheinlich die wenigsten hier in der Lage sind Illusions-Magie anzuwenden, insbesondere so starke Illusions-Magie die ein Herz simulieren könnte. Was ihr euch aber merken könnt ist das die Psyche einen großen Faktor spielt, auch wenn es nicht eure Priorität sein sollte, so kann das Lindern von Schmerzen dazu führen das der Körper weniger kritisch auf eine gefährliche Verletzung reagiert." In der Zwischenzeit hatte es irgendein Tollpatsch geschafft zu spät in den Klassenraum zu kommen, auf dem Blut seiner Assistentin auszurutschen und in völlige Panik auszubrechen. Wenigstens war eine seiner Mitschülerinen so nett um ihn aufzuklären und Gin konnte ungestört fortsetzen. Gin lächelte nur nur als er den Vorschlag von der weißhaarigen Schülerin in der zweiten Reihe hörte. "Nadel und Faden, eine zeitlose Methode. Tatsächlich sind Nadel und Faden meine persönlichen lieblings Werkzeuge und mit einem geübten Händchen kann man so ziemlich alles wieder richten. Doch leider ist die Methode ungeeignet für euch, denn sie erfordert ein gewisses Expertenwissen, ein falscher Stich und ihr könntet die Situation eventuell noch verschlimmern.", sprach Gin und wandte sich dann wieder seiner Puppe am Boden zu. Sie war inzwischen Tod, lag regungslos am Boden, die Augen noch leerer als zuvor.
Der Lehrer zog sie an den Haaren auf die Beine und lehnte sie gegen die Wand, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder an die Klasse wandte. "Vielleicht das Wichtigste in der Heilkunde ist die Analyse. Eine Diagnose ist notwendig um festzustellen was kaputt ist und wie man am besten darauf reagiert. Wäre einer von euch nach vorne gekommen und hätte sich die Wunde genauer angeschaut, dann hätte er vielleicht erkennen können das lediglich die äußerste Herzwand beschädigt ist. Selbstverständlich ist es noch immer eine tödliche Verletzung, jedoch eine Verletzung die kein großes Fachwissen oder gar eine Herzoperation verlangt. Eine Diagnose bedeutet nicht nur die Verletzungen des Betroffenen zu analysieren, ihr müsst auch die gegebenen Umstände, die ganze Situation in betracht ziehen. Ich habe Maribel nur mit einem Skalpell abgestochen, zwar schneidet es Fleisch wie Butter, jedoch ist es klein und fügt nur eine kleine Wunde hinzu. Das heißt das Maribel nicht an Herzversagen gestorben ist, im Gegenteil funktionierte das Herz noch einwandfrei, sie ist schlicht und einfach verblutet." Gin seufzte, er hatte wirklich gehofft das jemand die arme Puppe behandeln würde, jetzt hatte er die Drecksarbeit. Mit dem Blut auf ihrer Brust zeichnete er einen kleinen magischen Zirkel, murmelte etwas vor sich hin und das Blut das sich überall am Boden verteilt hatte floss plötzlich wieder zurück zu seiner schwarzhaarigen Assistentin. Kurzerhand biss sich Gin die eigene Fingerkuppe seines Daumen ab und schmierte sein Blut über die Wunde, es verhärtete sich und versiegelte die Verletzung. Kritisch für den Lehrer war erst der nächste Part, er musste auf die Urkräfte seiner dämonischen Seite zugreifen, das möglichst ohne die Kontrolle zu verlieren. Gin schloss die Augen und atmete tief ein und aus, winzige schwärzliche Blitze traten aus seinem Daumen, wanderten springend der Haut seiner Hand entlang. Er presste den Daumen auf die Brust seiner Assistentin, ihr Körper fing wild an zu zucken, während Gin langsam die Intensität der elektrischen Ladung erhöhte. Der natürliche 'Defibrillator' zeigte seine Wirkung, es dauerte nicht lange bevor Maribel aufsprang und quicklebendig, jedoch etwas orientierungslos in die Klasse starrte. Gin hingegen setzte sich etwas erschöpft auf seinen Stuhl, es mag vielleicht leicht aussehen, doch auf seine innersten dämonischen Kräfte zuzugreifen, ohne den Dämonenprinzen in seinen Kopf zu lassen, war unglaublich schwierig und anstrengend. Es war so als ob ein Karussell sich in seinem Kopf drehen würde, auf der einen Seite seine 'vernünftige' Seite, auf der anderen Seite der Wahnsinn, Visionen aus der Vergangenheit des Dämonen und Visionen nach Blut, mehr und immer mehr Blut.
Nachdem sich Gins Gedanken einigermaßen gefangen hatten konnte er mit dem Unterricht fortsetzen. Wo waren sie gleich nochmal? Irgendwas mit Heilkunde wahrscheinlich. "Keiner verlangt von euch das ihr Ärzte oder etwas in der Art werdet. Ich weiß ja nicht wer euch vorher unterrichtet hat, vielleicht sind meine Methoden auch ein wenig radikal, jedoch ist dieser Unterricht für euch, zum Spaß bin ich nicht hier. Vielleicht seid ihr euch dessen noch nicht bewusst, doch ihr habt viele Feinde, jeder von euch. Erst letzte Woche hat es wie einige von euch wissen einen Angriff auf die Insel und Schülerschaft gegeben. Werwölfe, sie waren einst die Geißel dieser Insel, sie leben noch immer auf der Insel, versteckt in den Schatten, wartend bis sie ihr blutiges Rachewerk endlich vollenden können. Was wenn wir uns jetzt in einem Ernstfall befinden würden? Was wenn Maribel einer eurer Freunde, nein, euer bester Freund gewesen wäre? Ich kann nicht verlangen das ihr in so einer Situation versucht jeden zu retten, doch ich kann verlangen das ihr euch selbst helfen könnt. Wenn einer von euch denkt er ist dazu nicht in der Lage, dann lautet meine Empfehlung das sich diese Person einen gutmütigen Freund mit Heilkräften sucht." Vielleicht war Gins Vortrag ja ein wenig dramatisch, doch es war die Wahrheit. Wieso sonst gab es Fächer wie Heilkunde, Magie und Kampf? Der Grünhaarige pausierte kurz, ließ seinen Blick durch die Klasse streifen, checkte kurz die Uhrzeit. Noch 15 Minuten, dann war die erste Stunde vorbei, schön das sie eine Doppelstunde hatten. Kurz überlegt womit er fortsetzen sollte warf er einen Blick in seine Dokumente, bevor er sich etwas zurücklehnte und in den Raum starrte. "Vorher sagte ich das Heilkunde eine Kunst ist, sie ist eine Kunst weil man Freiraum zur Kreativität hat. Es gibt keine Regeln in der Heilkunde, jedoch gibt es Richtlinien, sie stellen eine Hilfe dar, gelten vielleicht aber nicht immer. Mit einigen dieser Richtlinien seid ihr vielleicht vertraut, sie fallen alle unter einen gemeinsamen Begriff - Erste-Hilfe. Die Erste-Hilfe ist etwas das ihr lernen könnt, etwas das ihr lernen werdet. Selbst mit verbundenen Augen solltet ihr in der Lage sein gewisse Handgriffe routinemäßig durchzuführen. Sie ist eure Grundlage, das Minimalste was ihr tun könnt, eure Pflicht, wenn es etwas gibt das ich von euch verlange, dann ist es das ihr Erste-Hilfe beherrscht und wenn möglich leistet. Doch bevor ich euch irgendetwas über Erste-Hilfe erzähle und demonstriere, würde mich interessieren was ihr darüber wisst oder denkt zu wissen. Was sind die wichtigsten Punkte? Was müsst ihr beachten? Gehen wir davon aus ich habe keine Ahnung von Medizin, könnt ihr mir die Verfahren erklären?"
Akakos erster Auftrit war mit den Worten Reinfall nicht mal annährend beschrieben. wenn man mal ganz davon absah das er zu späät kam würde man sich immer noch fragen wieso der Junge im Moment auf dem boden der Klasse lag und das im Blut einer fremden Frau die er noch nie im Leben gesehen hatte. Die anderen Schüler waren allerdings eine noch größere Überraschung für ihn als das tote Mädchen neben ihm. Zum einen hatte er natürlich einen Haufen von Monstern oder Magischen Wesen erwartet und im vergleich zu dieser Vorstellung waren die Leute hier eher normal. Zumindenst auf den ersten Blick denn auf den zweiten der sich in so einer Situation natürlich ergab sah man das die Hälfte der Klasse absolut uninteressiert das ganze Geschehen verfolgte. Einige lachten sogar über den Auftritt Akakos was, wenn er dadorch nicht blutüberströhmt wäre, nicht verwunderlich wäre. Auf die Frage was hier abging wurde er gekonnt ignoriert sowohl von den meisten Schülern als auch vom lehrer selbst. Es kam sogar eine andere Schülerin in den Raum die sich einfach ohne von irgend etwas Notiz zu nehmen setzte und mit ihrem Mitschüler Quatschte. Waren die denn Alle Pläm Pläm?!? Zwei der anwesenden Schüler meldeten sich und warfen Antworten ein die offenbar auf eine Frage des Lehrers bezogen waren. Interessierte sich denn niemand für das arme Mädchen? Ein Mädchen mit blonden Haaren lies sich dann endlich dazu herab ihm mal ein paar Instruktionen zu erteilen. Sie zeigte auf einen Platz und meinte er solle sich setzten und das das Mädchen nur eine Puppe war. Das klang seltsam und abaritg aber die andere Schüler reagierten dem entsprechend. Einige machten sehr vulgäre Äßerungen die man von irgend welchen Punks gewöhnt war. Offenbar waren die Schüler hier genau so wie in jeder anderen Schule. Akako stand rasch auf und setzte sich auf einen Platz der gaaaaaanz weit hinten war. Neben ihm saß ein Typ mit weißen haaren und Tatoos, sein Aussehen war unheimlich aber der Gesichtsausdruck veriet das er vieleicht doch nicht son schlechter Typ war. Na mal sehen. Der Typ vor ihm war aber noch außergewöhnlicher. Er hatte grüne Haare und einen großen Runden Hut. der einzige hier der mal etwa in dieses außergewöhnliche Bild passte naja abgesehen von dieser Braut auf der anderen Seite der Klasse. Kann man überhaupt so viele Piecings im gesicht Tragen? Unheimlich aber faszinierend. Als Akako nun endlich auf seinen Platz saß fuhr der Lehrer fort. Offenbar war Akako in Heilerziehugn gelandet, was war das doch für ne Verückte Welt? Plötzlich Hob der Lehrer die Puppe an ihren Armen nach oben und fing an mit ihrem Blut zu malen. Hatte der sonnst nichts zuu tun? Waren hier alle verrückt? Doch aufeinmal wanderte das Blut auf dem Boden und sogar das von Akakos T-shirt wieder auf die Puppe zu. Es flog einfach wieder auf sie zu und wanderte durch die offene Wunde. Offenbar konnt der Typ zaubern oder so. Akako hätte nciht gedacht das es so etwas wirklich gab. Dan erzählte er wieder etwas über Heilkunde und fragte ob jemand was wusste. Akako würde sich garantiert nicht melden, für heute hatte er garantiert verkackt.
"Ich bin zuu späääääääääät!",heulte ich wie eine Sirene los und trampelte durch den langen Flur. Der Weg zum Klassenzimmer kam mir noch nie so endlos vor wie heute. Und dabei hatte ich schon eine volle Stunde verpennt. Eine Sportskanone war ich auch in meinen ganzen kurzen Leben nicht gewesen, also schnappte ich nach Luft und klang eher wie ein hechelnder Köter als wie ein süßes Häschen. Als ich dann endlich über den Pausenhof raste, die Treppe rausprintente während ich "Verdammt, wozu gibt es Fahrstuhlbaufirmen?!" wütend schnaufte und endlich das Klassenzimmer erblickte atmete ich erleichert aus. Ich fackelte auch nicht lange und öffnete sofort die Tür: "Es tut mir unendlich Leid das ich zu spät gekommen bin, Herr Lehrer, Teacher, Sensei!" Ich verbeugte mich höflich und stieß einen lauten Seufzer aus, während sich mein Atem langsam wieder beruhigte. "Ich nehme an, kein Frühstück plus Sport am Morgen bedeutet Strafe genug?",fragte ich mit piepshoher Stimme. Mein Magen knurrte zustimmend, für mich war es schon mehr als eine Strafe. Eher lebenslängliche Folterung. Schließlich hatte ich den letzten Abend schon nichts gegessen, weil ich mit Sky solange unterwegs war - übrigens ist das Mädchen ganz oke - und naja, Caiwen kam auch nicht auf die Idee mich zu wecken. Aber ich schwieg und setzte mich dann auf meinen Platz, mit einem Blick zu Misu. Gott sei Dank, sie war noch am Leben! Seit dem Angriff hatte ich sie nicht mehr gesehen. Dennoch kam mir das Klassenzimmer ungewohnt leer vor und anscheinend fehlten doch einige meiner Mitschüler. Ich schluckte und drehte mit den Daumen. Meine Augen starrten die ganze Zeit den Lehrer an, welchen ich noch gar nicht kannte und begann zu hoffen, er wäre ein netter Kerl. Aber nette Leute werden keine Lehrer.
Irgendwie überraschte es mich zwar nicht, dass mein Vorschlag vom Lehrer einfach ignoriert worden war. Wäre auch zu gut gewesen, wenn dieser Idiot sich nun tatsächlich vor versammelter Klasse an einer leblosen Hülle vergreifen würde. Dann hätten wir ja gesehen, wer hier zuerst von der Schule verschwand. Eine Petze war ich nicht unbedingt, aber sowas dem Schulleiter zu stecken wäre bestimmt lustig gewesen. Vor allem mit Augenzeugen. Doch wie gesagt, natürlich wurde aus meinem bescheidenen Wunsch nichts. Zu schade aber auch.
Was dann folgte für ein Spektakel, war doch irgendwie interessant mit anzusehen. Deshalb wandte ich meinen Blick vom Fenster ab, um die vielen Neuankömmlinge zu mustern und ebenso gekonnt zu ignorieren. Klar, einige von ihnen - so wie der Blauhaarige - schafften es schon in den wenigen Sekunden, in denen sie meine Aufmerksamkeit genießen durften, den ersten Eindruck deutlich zu vermasseln...Seltendämlich, wenn man auf Blut ausrutschte und dann panisch wie ein Mädchen erst die leblose Puppe begrabschte und dann um Hilfe bat. Der Blauhaarige wurde auf jeden Fall als Idiot abgestempelt und dann nicht mehr weiter beachtet. Als sich dann einige Schüler - ich sah nicht hin, wer genau - tatsächlich in den Unterricht einbringen wollten, indem sie einen sinnvollen Beitrag zu leisten versuchten, fand ich es belustigend, dass sie allesamt einen Korb vom Lehrer kassierten. Die Mühe war nämlich umsonst gewesen und das komische Mädchen war tot. Mir jedoch war diese Tatsache allerlei. Wirklich, noch gleichgültiger konnte ich nicht sein.
Bevor der Lehrer wieder zu sprechen begann - musste der immer so viel Labern? - wurde ich tatsächlich von einer der Neuankömmlinge angesprochen. Erst dachte ich wirklich, dass ich mich verhört hatte, doch die Schwarzhaarige schien das, was mich leise fragte, ernst zu meinen. Obwohl ich eigentlich wieder aus dem Fenster schauen wollte, ging das nicht mehr...weil es eben nicht ging. Ein wenig fassungslos drehte ich meinen Kopf zu ihr und musterte sie. Die Augenbraue vor Skepsis gehoben, versuchte ich - ohne dass es eigentlich möglich war - herauszufinden, ob sie blind oder einfach nur dumm war. Doch da ich keine Brille oder Kontaktlinsen entdecken konnte, musste sie einfach dumm sein. "Ist das dein Ernst? Bist du blind oder tust du nur so?" Den Kopf schief gelegt deutete ich mit dem Zeigefinger nach vorne auf die leblose Puppe auf dem Boden, voll Blut. "Das kann dir doch jetzt nicht wirklich einfach entgangen sein..." Ich schüttelte verständnislos den Kopf. Eigentlich konnte mir das ja egal sein, aber ich war schon gereizt durch den dummen Lehrer, sie war wie ein Bonus. Ein negativer Bonus. "Unser Pedo von Lehrer hat seine Sexpuppe abgestochen und erwartet von uns, dass wir sie retten." Ein kurzer Blick wanderte zum Grünhaarigen, denn ich war nicht sonderlich leise. Nicht laut und schon gar nicht schreiend, aber viel Mühe das Gesagte geheim zu halten, machte ich mir auch nicht. "Aber keiner kann oder will..die Vorschläge bisher waren zu spät gekommen und nun ist die Puppe tot." Ich zuckte mit den Schultern, schenkte ihr noch einmal einen verständnislosen Blick und wandte meine Augen wieder nach vorne. Es wurde doch interessant.
So ungern ich das auch zugab, der Lehrer konnte was. Nach ein wenig krankem Gemurmel und irgendwelchen Zeichen, sowie einem Blutaustausch - oder was auch immer - fing er plötzlich an zu einem menschlichen Defibrillator zu mutieren. Krank. Wenn ich nach diesem Unterricht auch so sein musste, dann würde ich jetzt auf der Stelle aufstehen und gehen. Zum Teufel, keiner konnte von mir verlangen, dass ich wie eine kaputte Stromleitung Menschen zum Zucken brachte! Irgendwie uncool. Naja, zumindest lebte seine Sexpuppe wieder. Ob er sich freute, dass er sie immer und immer wieder verwenden konnte? Bestimmt. Ein leichter Schauer lief mir über den Rücken, obwohl ich kurz lächeln musste. Ohne meine fragenstellende Sitznachbarin anzusehen, korrigierte ich das zuvor Gesagte. "Naja, doch nicht tot, wie es aussieht."
Schlussendlich wurden wir vom Pennerlehrer belehrt. Von wegen wir hätten sie retten können hier, das Herz wäre gar nicht verletzt da...Na und? Normale Lehrer würden so einen Unterricht auch nicht halten und über die Hälfte der Klasse damit einschüchtern. Sie waren alle blass - die meisten - oder einfach desinteressiert - wie ich. Naja...ich war nun auch hungrig. Mein Magen knurrte leise und ich verdrehte die Augen, bei dem letzten Part, den Gin Dokuro von sich gab. Würde es vielleicht schneller vorbei gehen, wenn ich mit machte? Ein Blick auf die Uhr über der Tür verriet mir, dass noch eine GANZE STUNDE vor uns lag. Seufzend lehnte ich mich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Ich habe nicht viel Ahnung.", murrte ich den Lehrer laut an, ohne mich zu melden. Es sah aber nicht aus, als würde jemand anderes seinen Senf dazu geben wollen...und wenn es wirklich schneller vorbei ging, dann würde ich es eben machen. Mich beteiligen. Ein Mädchen platzte in den Klassenraum, brabbelte laut vor sich her und setzte sich dann. Ich ignorierte die Störung einfach. "Aber muss man nicht zuerst schauen, ob der Verletze ansprechbar ist, oder so? Dann war da noch was mit stabiler Seitenlage, Mund zu Mund Beatmung - falls Bewusstlosigkeit vorhanden ist - und Herz-Lungen-Wiederbelebung gab es da auch...Kommt das nicht meist auf die Verletzung drauf an? Bei offenen Wunden würde ich einen Verband anlegen um die Blutung zu stoppen, anstatt dem Gegenüber meine Lippen auf den Mund zu pressen." Ich zuckte mit den Schultern. Das war alles was ich wusste. Sicherlich konnte ich das Ein oder Andere noch beschreiben, aber dazu wurden wir nicht aufgefordert...nicht direkt. Wir sollten nur sagen, was wir glaubten über Erste Hilfe zu wissen. Das hatte ich getan. Damit war mein Beitrag für die nächste Stunde erst einmal erledigt.
Ich starrte ein wenig in der Klasse herum, betrachtete Gesichter von Leuten, die ich schon vorher gesehen hatte, und Gesichter von Leuten, die neu waren. Automatisch fragte ich mich schon, ob neue Gesichter alte ersetzt hatten - ob gestorbene Leute einfach ausgetauscht wurden. Für einen Moment bemerkte ich resigniert, dass Jinai fehlte. Gut, sie war scheiße, aber ob sie nur wegen Krankheit fehlte, war eben die Frage. Ein weiterer Blick nach hinten, zu Takeru, streifte auch seine Freundin, die, wie ich mittlerweile rausbekommen hatte, das Zimmer mit mir teilte, und stellte erneut etwas fest: Unzwar, dass auch sie noch am Leben war. Ich seufzte und atmete danach tief auf, denn Unterricht interessierte mich für einen Moment rein gar nicht, als sich auch schon die Stimme meines Tischnachbarn meldete. Überrascht, dass er mir antwortete, und auch über seine eigenartig bösartig klingende Stimme hatte ich mich auch schon zu ihm umgewandt und wollte seinen aufklärenden Worten lauschen. Ich lächelte dabei freundlich, immerhin machte er sich die Mühe, mir zu antworten. Blind, blöd, das kann dir noch nicht entgangen sein, tote Puppe, tot, doch nicht tot, hupsala. Hat er sich geirrt, ups. Ich grinste immernoch mit scheinbar eingefrorenen Backen ihn an und gab ihm eine schallende Ohrfeige, nachdem er gesprochen hatte. Sogleich legte sich dieselbe Hand, die ihm soeben eine verpasst hatte, entzückt und schüchtern an meinen Mund und ich kicherte verschämt. "Wie unverschämt, ich hab ganz vergessen, mich vorzustellen! Mein Name ist Misu Kaze, und deiner, Shitface?", ich grinste immernoch ziemlich nett vor mich hin, und irgendwas sagte mir, dass wohl alle Sicherungen gerade durchbrannten. "Ich bin weder blind, noch in irgendeinerweise dumm, wie du soeben überlegt hast. Das Ding ist, ich bin schon länger an dieser Schule, um Bescheid zu wissen, dass die Lehrer, so wie die meisten Schüler wohl gehörig einen an der Waffel haben, und entsprechende Praktiken, zumeist die Schockpraktik anwenden, um Schülern ihr Superwissen zu vermitteln.", dabei wandte ich mich kurz zum Lehrer, hob entschuldigend die Hand, "Nichts für ungut, Sensei." "Dass ich gefragt habe, was wir denn gerade machen, war eine ziemlich einfache Frage gewesen, die du mir hättest beantworten können, ohne mich so dumm von der Seite anzulabern. Ich wollte lediglich wissen, wieso denn dieses Mädchen auf dem Boden liegt, und warum ihr Blut sich hier wie ausgelaufene Tomatensuppe verteilt." Ich strich meinen Rock in aller Ruhe glatt und schaute nochmal auf. "Und wenn du nochmal die Frechheit besitzt, nach dem Horroranschlag überhaupt, hier Witze über tote oder nichttote Menschen zu reißen und dabei auch noch so dämlich zu grinsen, kastrier ich dich mit einer rostigen Säge." Erneut fühlten meine Hände den weichen Stoff meines Faltenrockes, der als Schuluniform vorgeschrieben war und so langsam spürte ich, wie der erhöhte Puls auch wieder zurückging. Still und leise wollte ich nun wieder sein und am Unterricht teilnehmen, mir anhören, was der Lehrer selbst sagte und nicht weiter stören. "Hey Arisa", begrüßte ich und winkte, als das nervöse Hoppelhäschen noch später als ich (!) den Saal betrat und das nicht gerade leise. Um auch noch was zum Unterricht beizutragen, meldete ich mich kurz und meinte simplerweise: "Also erstmal muss jeder erste Hilfe leisten, egal ob er nichts draufhat oder doch. Man kann im Prinzip nämlich nur dafür verklagt werden, dass man nichts getan hat, und nicht dafür, dass man dem dem man helfen muss, ausversehen den Arm ausrenkt, beim Versuch, zu helfen." Ob das überhaupt als Beitrag zählte? Irgendwie fand ich es nur wichtig, es zu erwähnen.
Wie es aussah, gehörte ich zu den wenigen Leuten in dieser Klasse, die einen wirklich produktiven Vorschlag gemacht hatten. Das bestätigte meine Meinung nur noch mehr. Ich war umgeben von Idioten und konnte nur hoffen, dass es nur in diesem Fach so war. Wobei dies auch ziemlich ätzend war, da ich dieses Fach, wenn ich wirklich darüber nachdachte, ziemlich gut gebrauchen konnte. Illusionen konnte ich ja bei anderen anwenden; in diesem Gebiet war ich schon ziemlich gut; aber bei mir selbst brachte das nichts. Ich wusste schließlich, dass es eine war. Es sei denn, jemand anderes setzte so eine bei mir an und ich konnte es noch nicht als Illusion erkennen. Ziemlich schwer. Wieder einmal ließ ich meinen Blick durch die Klasse schweifen und sah mir die ganzen Störenfriede an. Auf der anderen Seite warf irgendein Kerl mit Zetteln um sich und klatschte sich danach auf die Stirn. Der Kerl vor mir brabbelte irgendetwas vor sich her. Das blonde Mädchen, welches vor dem Jungen saß, welcher mit Zetteln um sich warf, war so nett, nach einigen überflüssigen Bewegungen und Gelaber, dem neuen Junge zu erklären, was hier eigentlich los war. Immerhin tat dies jemand. Mir war meine Stimme zu schade dafür. Was mich allerdings störte, war das dieser Tunichtgut hinter mir saß. Hätte er sich nicht einen anderen Platz suchen können? Ganz weit weg von mir? Ich hoffte nur, dass er mich nicht ansprechen würde, weil dann würde ich ihm nämlich nicht antworten. Dieser Kerl war schon bei mir unten durch seit er einfach in die Klasse gefallen war. Anders konnte man es einfach nicht beschreiben.
Erneut ging die Tür auf und irgendjemand trat ein, setzte sich und die Tür fiel wieder zu. Ich hatte aus dem Fenster gestarrt und als ich wieder in die Klasse schaute, saß wohl irgendwer, irgendwo, aber eigentlich war es mir so ziemlich egal. Wenn hier jeder antanzte wann er wollte, konnte diese Schule überhaupt nicht seriös sein. Ich konnte meinen Gedanken also einfach nach gehen wie ich wollte, ab und zu. Der Lehrer, Ginger war sein Name; dachte ich jedenfalls irgendwas mit Gin; tat mir schon ein bisschen Leid. Die Unterrichtsstunden mit meinem Vater waren auch nicht immer berauschend gewesen, doch da hatte man wenigstens aufgepasst. Hier tat jeder einfach was er wollte. Mich gestreckt, hob ich meinen Hut etwas an und holte einen Zettel hervor. Mein Stundenplan den ich im Sekretariat bekommen hatte. Nach dieser Stunde, hätten wir noch eine Stunde mit Herrn Ginger, den Nachnamen hatte ich vergessen. Danach hatten wir zwei Stunden Sport. Uh~ Da war ein Fehler. Das hieß eigentlich. Die anderen hätten zwei Stunden Sport und ich würde irgendeine Illusion erschaffen, die für mich am Sportunterricht teilnehmen würde. Guter Plan. Oder auch nicht. Hing von dem Lehrer ab. Wenn er wirklich so dumm war und darauf reinfiel würde ich es machen, wenn nicht, dann nicht. Den Zettel wieder unter den Hut geschoben, eigentlich hätte ich ihn auch in die Tasche packen können, richtete ich meine Seelenspiegel wieder zu dem Grünhaarigen. Meine Idee hatte seine Aufmerksamkeit wohl erweckt, doch sie hatte eine Haken. Nicht alle Schüler hier konnten so etwas. Ich nickte, wusste ja, dass es besonders war ein Illusionist zu sein. Andere Wesen konnten zwar Illusionen erschaffen, jedoch war es immer besser ein Meister in seinem Gebiet zu sein, oder eben einfach zu der Rasse zu gehören. Ich kratzte mich etwas am Kinn, weil es dort eben juckte. Nadel und Faden waren eine schlechte Idee, soso. Wer hatte denn diese schwachsinnige Aussage in den Raum geworfen? Es war ja nicht so, als hätte ich wirklich darauf geachtet, wer was sagte. Es reichte schon, wenn ich hier saß und ab und zu etwas sagte, weil ich sah, dass wir hier nicht vorwärts kommen würden.
Jedenfalls beschloss Ginger und irgendwann aufzuklären. Diese Puppe war verblutet. Den Kopf leicht schräg gelegt, fragte ich mich, wann sie gestorben war. Vor ein paar Minuten hatte sie doch noch ganz munter hier gestanden und gelegen, in ihrem Blut und so. Mir gegen das Kinn getippt entfuhr mir ein leises »Oh...«, aber dann war die Welt auch schon wieder in Ordnung, mehr oder weniger. Der Grünhaarige ließ sie ja wieder auferstehen, indem er halt irgendetwas tat und voller Zeichen war. Die Puppe richtete sich irgendwann auf und starrte irritiert umher. Da, sie lebte doch noch. Eine Weile geschah nichts und dann fuhr der Grünhaarige fort. Ich musste gähnen. Vielleicht hätte ich mehr schlafen sollen. Jetzt hatte ich aber keine Zeit dazu und strich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Ein gutmütiger Freund der mir mit seinen Heilkräften helfen konnte, also? Hm, dass würde schwer werden, weil ich viele Leute einfach dumm fand und mich selten mit anderen abgab. Zudem konnte ich ja etwas. Zaubern, heilen. Ein bisschen halt. Dafür brauchte ich aber meinen Ring. Ich seufzte wieder einmal und ließ meinen Kopf einfach auf meinen Tisch sinken. Wieder war die Tür aufgegangen und irgendjemand kam in die Klasse, entschuldigte sich und setzte sich anscheinend. Ich murmelte etwas vor mich her und erhob meinen Kopf wieder. Es war schrecklich. Weshalb hatte man mich hierher geschickt? Ach ja, ich hatte zu viele Freiheiten. Was sollte ich denn auch machen, wenn mein Vater den ganzen Tag schlief und meine Mutter Sport trieb? Lesen?
Den Kopf gehoben, streckte ich mich wieder und hörte weiter zu. Ich zwang mich regelrecht. Erste-Hilfe und so. Meine Konzentration lag bei zwanzig Prozent, denn ich betrachtete diesen anderen Jungen, den der Lehrer wohl als seinen besten Freund eingestuft hatte und dann passierte es. Er bekam eine Ohrfeige von seiner Sitznachbarin. Aber was für eine. Innerlich lachte ich zwar nicht, äußerlich auch nicht, aber es war ziemlich amüsant anzusehen. Schadenfreude eben. Diese kleine Vorstellung hatte ich mich so amüsiert, dass ich mich dazu entschied, wieder etwas zum Unterricht beizutragen. Wir hatte ja noch eine ganze Stunde. Ich ließ die schlagfertige Schwarzhaarige erst einmal aussprechen und meldete mich dann zu Wort. Ich war ja meistens nett und so. »Jedenfalls, sollte man solange Erste-Hilfe leisten, bis ein Arzt oder so auftaucht, bei einer Herz-Lungen-Massage zum Beispiel. Oder eben bis man nicht mehr kann.«
Es wunderte mich, das wirklich einige Schüler Vorschläge darboten. Ich persönlich konnte nach wie vor keinen Ton rausbringen, und selbst wenn ich es gekonnt hätte, zu dem Thema wäre mir wirklich nichts eingefallen. Jedoch schien der Lehrer keinen der Vorschläge wirklich beherzigen zu wollen, geschweige denn ihn ernst zu nehmen, und am Ende war die Puppe tot. Als ob das unsere Schuld gewesen war...In meinen Gedanken packte ich meine ordentlich geführte, schwarze Liste aus und notierte fein säuberlich den Namen Gin Dokuro. Dieser Kerl war mir so ziemlich unsympathisch, nicht nur das er nicht gerade wie der kompetenteste Lehrer wirkte, seine Schüler beleidigte und zu irgendwelchen Wettkämpfen um Leben und Tot herausforderte, nein, er zerstückelte auch noch vor den Augen seiner Schüler irgendwelche unschuldigen Lebewesen, und das auch noch mit meinem wohl allerliebsten Freund, dem Skalpell. Auf der Lehrer-Punkte-Skala bekam er von mir eine glatte 0, von 10 möglichen Punkten. Nein, am besten noch eine -5. Ich seufzte leicht, während ich noch etwas weiter auf meinem Stuhl nach unten rutschte. Konnte der Unterricht nicht einfach vorbei gehen? Ich wünschte es mir so sehr...Wollte unbedingt aus diesem vermalledeiten Raum heraus, weg von dem Blut, dem Skalpell und dem Lehrer. Wobei...ich musste ja immernoch als selbsternannter Retter meine neuste Bekanntschaft davor bewahren, eine Dummheit anzustellen. Wie man es drehte und wendete, ich fühlte mich einfach nicht wohl in meiner Haut.
Das besserte sich auch kein Stück, als der Lehrer dann begann - nachdem er uns vorhielt, wir hätten seine Puppe sterben lassen und so weiter, so genau hörte ich ihm nicht zu - seine tolle Puppe, oder seine "Sexpuppe" wie sie der Kerl am Fenster genannt hatte - wieder zu beleben. Damit war er ein ganzes Stück erfolgreicher als mit dem Unterrichten, und am Ende war sie wieder quick lebendig. Wunderbar...ich fragte mich, wie oft die Arme diese Prozedur schon mit erleben musste. Sicherlich hatte der Typ noch bei anderen Klassen Unterricht gehabt, und ich bezweifelte, das dort jemand gewusst hatte, wie man jemanden retten konnte, dem ein Skalpell im Herz steckte. Nachdem er seine Voodo Zauber, oder was immer er da abzog, beendet hatte, hielt er uns wieder irgendwelche Vorträge über Heilkunde und bla bla bla...Ich hörte ihm nicht zu. Ich hatte beschlossen, das ich dieses Fach nicht mochte, und dann musste ich auch nicht zuhören was er sagte. Ich stand sowieso noch irgendwie unter Schock. Naja, mittlerweile kehrte wenigstens die Farbe in mein Gesicht zurück, zumindest so halbwegs. Ich seufzte erneut, während ich mich etwas aufsetzte, und den Ellenbogen auf den Tisch stützte. Dann legte ich meinen Kopf in meine Hand und schloss einen Moment die Augen. Ich hatte immer noch eine ganze Stunde vor mir, wer wusste schon, ob unser toller Lehrer nicht noch irgendwelche anderen Lebewesen ermorden wollte. Hinterher würde er anfangen, an uns Schülern seine Unerrichtspraktiken durchzuführen. Bei der Vorstellung bekam ich eine Gänsehaut und wurde wieder etwas blasser. Also, sollte er damit anfangen, würde diese Klasse mich nie wieder sehen. Als er dann fragte, was Erste Hilfe sei, überlegte ich. Wie könnte man Erste Hilfe jemandem erklären, der keine Ahnung davon hatte? Ich legte den Kopf leicht schief und hörte zu, während einige Schüler die Initiative ergriffen und antworteten, alle Antworten klangen mir recht vernünftig, und wichen auch nicht von dem ab, was ich mir unter dem Begriff Erste Hilfe vorstellte. Ich hatte nicht vor, mich zu melden, und auch nur ein Wort hier zu sagen. Zumindest in den nächsten Minuten. Der Lehrer hatte mich so ziemlich abgeschreckt, und ich war froh, wenn er nicht noch einmal sein Skalpell auspackte. Ich konnte dankend verzichten, auch noch das Geringste zum Unterricht beizutragen. Also hüllte ich mich in Schweigen, während ich einfach dem Unterricht folgte, so gut es ging, und versuchte, möglichst unauffällig zu bleiben, damit der Lehrer bloß nicht auf die Idee kam, mich irgendwie dran zu nehmen.