An Isolas Hafen ankern nur wenig große Schiffe, dafür jedoch umso mehr kleinere Boote. Auch die S.K. Isola, jenes Passagierboot, das fast täglich neue Teenager auf die Insel bringt, ankert hier. Zu jeder vollen Stunde hat man die Möglichkeit, mit dem Boot auf das Festland zu reisen.
Mein Herz setzte einen Moment aus, als sie mich umarmte, denn ich befürchtete, dass war die letzte Umarmung, die ich befürchtete. Also drückte ich nicht umso weniger zurück, fuhr mit einer Hand über ihren Kopf, streichelte sanft über ihr glattes Haar. "Ich werd dich.." ..Vermissen? Aber das würde ihr nur ein schlechtes Gewissen einjagen~ Ich ließ sie los und zog sie nochmal an mich, wollte sie grad leidenschaftlich zum Abschied küssen, um ihr wohl noch mehr Probleme als überhaupt schon damit einzuheimsen. Aber sie ergriff ihren Koffer und ein breites Grinsen machte sich auf meinem Gesicht bemerkbar. Ich nahm ihr ihren Koffer ab, stemmte ihn auf's Boot und hob Alisha an ihrer Taille hoch, stellte sie ebenfalls aufs Boot. "Du bist so leicht.", meinte ich strahlend, "nicht nur wegen deinen Flügeln." Ich stellte mich mit aufs Boot, nah an sie ran und war mit meinem Gesicht nah an ihrem. Der alte Tanker, denn ein Boot konnte man das kaum nennen, legte ab und wir standen da, zusammen; der Wind brauste stark, sodass mein Hut abhebte und durch die Luft segelte. Ich sah ihm nach und versuchte nichtmal, nach ihm zu greifen, denn ich hatte etwas viel Wichtigeres in der Hand. "Alisha.", murmelte ich und drückte sie wieder an mich, und grinste zufrieden. Dann nahm ich unsere Koffer und suchte und nahm eine der Decken, die auf Deck rumlagen, legte sie auf den Boden und gammelte mich dort hin. Auch zog ich die Jacke enger, denn an Bord war es ein wenig frisch. "Setz dich und mach's dir bequem; ich hab viel zu erzählen, bis wir am Festland anlegen.", verschmitzt lächelte ich sie von unten an; immernoch aufgeregt und so freudig erregt, dass wohl nichts und niemand das Grinsen aus meinem Gesicht wischen konnte. Aber jetzt war es an der Zeit, auch diese Stimmung zu behalten, wenn ich ihr langsam aber sicher, wohl zum ersten Mal wirklich Klarheit über meine Vergangenheit geben würde, und den Grund nennen, warum ich zurück musste. Von der Insel Shima No Koji aus war das Boot nur noch als winziger Punkt erkennbar, bis es aber auch langsam aber sicher verschwand; und ich war mir mehr als sicher, dass ich die Insel lange nicht wieder betreten würde, sie aber vermutlich auch nicht das letzte Mal gesehen haben würde.
Ich werd dich...vermissen wollte er wohl gerade sagen, als er von mir abließ und ich sogleich meinen Koffer ergriff, denn ich war bereit mit ihm zu gehen und seine Freude entging mir nicht. Das breite Grinsen in seinem Gesicht war schön anzusehen, und es ließ auch mich ein zaghaftes Lächeln aufsetzen. Liam nahm mir den Koffer ab und hievte ihn aufs Decke, dann packte er mich an der Taille und hob ich mich dort hin. >>Du bist so leicht <<, sagte er und fuhr fort, >>Nicht nur wegen deiner Flügel <<, daraufhin wurde mein Lächeln breiter. >>Wie könnte ein Engel ohne Last auf den Schultern schwer sein? <<, fragte ich eine rhetorische Frage und er kam mir mit seinem Gesicht so unfassbar nahe, dass mein Herz anfing wie wild zu hämmern. Ich war so aufgeregt, wie ich schon lange nicht mehr gewesen war und dann flog ihm plötzlich der Hut vom Kopf, der Wind war so stark und wirbelte alles hin und her, auch meine langen Haare blieben von diesem nicht verschont. Liam murmelte meinen Namen und drückte mich fest an sich, ich konnte das Lächeln aus meinem Gesicht einfach nicht vertreiben, denn ich war so glücklich bei hm zu sein, so glücklich, dass doch alles irgendwie gut geworden ist. >>Liam<<, murmelte ich also ebenfalls. Er ließ von mir ab und breitete eine Decke aus, die er auf dem Deck des Bootes gefunden hatte, darauf nahm er platz und sah sprechend zu mir auf, >>Setz dich und mach's dir bequem; ich hab viel zu erzählen, bis wir am Festland anlegen <<, war dies wohl der Moment der Wahrheit? Der Moment in dem er mir alles beichten würde? Aufgeregt setzte ich mich zu ihm und war gespannt auf die Geschichte die er mir erzählen würde. Das Boot fuhr das Meer hinunter, doch ich wusste nicht mehr wohin es ging. Wohin wir fahren wollten - alles was ich wusste war, dass ich mit Liam davon ging ohne mich von meinen Freunden zu verabschieden oder mich von der Schule abzumelden.
Das Wasser schlug große Wellen die an der Hafen-kante abrupt zum Stillstand kamen. Ich stand am Bug des Schiffes. Der Wind sauste durch meine Haare, die frische Meeres-brise stieg in meine Nase und die Schreie der Möwen zogen an meinen Ohren vorbei. Ich war wirklich lange nicht mehr mit dem Boot gefahren. Aber dennoch konnte man in diesem Fall von Glück reden, dass der Clan der Kenichi's eine eigene Yacht hatte. Der Kapitän trat an mich heran und informierte mich, dass wir bald Isola erreichen würden. "Meister Kenichi, ich bin bald wieder bei euch.", sprach ich zu der Insel welche vor wenigen Augenblicken aufgetaucht war. Der Kapitän ging wieder auf die Brücke während ich noch einen letzten Atemzug nahm, bevor ich auch unter Deck ging. Schnell zog ich mich an und schärfte noch einmal mein Schwert. Einen kurzen Schnittest später nickte ich zufrieden und hing es mir an den dafür vorgesehenen Platz an meinem Gürtel. Einer der Diener klopfte an meine Kabine. "Ja Shin?", rief ich nur durch die Tür. Wenige Augenblicke später trug Shin schon meine Koffer hinaus und brachte sie an Deck. Natürlich ging ich ihm direkt hinterher. Er meinte ja, wir würden gerade im Hafen einlaufen.
Nachdem zwei Matrosen die Brücke ausgefahren hatten, ging ich direkt vor. Nach nur ein paar Sekunden stand ich am Hafen von Isola. Hinter mir die Yacht des Clans. Das Wappen der Kenichi's schmückte die Steuerbordseite des Schiffes. Lächelnd sah ich auf das Wappen und sah wenig später hoch zu dieser Schule. Sie war auf einem Berg erbaut, deswegen konnte ich sie schon von dem Hafen aus erkennen. Mein Herr, bald werdet ihr eure Cynthia wieder bei euch haben.", sprach ich leise zu mir selbst während ich zu dem Gebäude der Schule blickte. Wenige Zeit später hörte ich an Board des Schiffes einen laufen Knall. Langsam drehte ich mich um, da sah ich schon, wie einem der Matrosen einer meiner Koffer hingefallen war. Aber ich regte mich nicht darüber auf. Der Koffer war stabil gebaut, da konnte nichts passieren. Ich lächelte nur zu Shin, welcher meinen großen Koffer zu mir brachte. Als dann aber plötzlich einem anderen Matrosen eine kleine Tasche von mir ins Wasser fiel verschwand das Lächeln sofort von meinen Lippen. Wie inkompetent bist du eigentlich??", brüllte ich nur den Matrosen an. Meine rechte Hand fuhr schon zu dem Griff meines Katana's an meinem Gürtel. Mein Blick verengte sich und finster sah ich den Matrosen an, welcher sich gleich mehrfach schon verneigte um seine Schuld zu zeigen. "Wenn das das Oberhaupt erfährt!, drohte ich ihm. Meine Hand lag immer noch auf dem Katana. "Los, sorge dafür, dass die Sachen wieder aus dem Wasser raus kommen! Aber sofort!", schrie ich den Matrosen an, während sich die Sehnen in meinem Arm schon darauf vorbereiteten, dass Schwert zu ziehen. Bevor es aber dazu kam, verneigte sich der Matrose sofort wieder und sprang in hohem Bogen vom Schiff direkt der Tasche hinterher.
Der Unterricht war - vorerst - beendet und Calleigh hatte jede Menge Zeit zu tun, was sie eben tun wollte. Nur hatte sie nicht das kleinste Bisschen Ahnung, was sie überhaupt machen sollte. Neue Leute kennen lernen wäre vielleicht eine Möglichkeit, eine andere wäre gewesen, sich zu Rosiel zu gesellen oder das andere violetthaarige Mädchen ihrer Klasse anzusprechen, doch auf beides hatte sie keine Lust gehabt, weshalb sie sich kurzerhand dazu entschlossen hatte, das Schulgelände einfach zu verlassen; ob sie das nun überhaupt durfte oder nicht war ihr dabei dann doch relativ egal. Sollte man sie doch ermahnen oder ihr eine Strafe aufbrummen; machen würde sie sie ohnehin nicht. Naja..zumindest hatte sie nicht vor, irgendwelche Strafaufgaben zu machen. Wie sie nun aber gerade soweit weg von der Schule gelandet war, war ihr selbst ein Rätsel. Sie war einfach losgegangen, hatte den Wind in ihren Haaren genossen und dabei den Schmerz in ihrem Fuß größtenteils ignoriert, der bei jedem Schritt aufkam. Allerdings würde sie nur deshalb sicher nicht bloß irgendwo rumsitzen und nichts tun, während sie Freizeit hatte. Schon seltsam, wie viel Unterricht schon ausgefallen war, allein in den 5 Tagen, in denen sie auf der Insel war. Angefangen hatte es mit Freitag, was angesichts der davon eingetretenden Umstände auch kein Wunder gewesen war. Aber wieso die Lehrer ausgerechnet jetzt eine Lehrerversammlung halten mussten, war wunderlich - nicht, dass es sie besonders störte. Kopfschüttelnd lief sie weiter und atmete den Duft des Meeres ein; es roch wunderbar und erinnerte sie stark an ihre Heimat. Sie seufzte. Wie es ihrer Schwester wohl erging? Wieder schüttelte sie den Kopf. Von solchen Gedanken wollte sie sich nicht den Tag verderben lassen. Ihr Handy klingelte, machte damit deutlich, dass eine SMS gekommen war und für einen kurzen Moment hoffte sie, dass sie von ihrer Schwester war, doch die Hoffnung wurde ihr schnell zerstört. Beim Lesen der Nachricht allerdings musste sie schnell wieder grinsen. Während dem Laufen war schnell eine SMS getippt und abgeschickt und als sie schließlich wieder hochsah, konnte sie ein riesiges Schiff erkennen; noch war sie nicht besonders nah dran, doch wollte sie das ändern. Stand ein solches Schiff immer hier im Harfen? Schnell sollte ihr die Frage beantwortet werden, denn je näher sie dem Harfen kam, desto mehr erkannte sie Personen, die sich dort aufhielten. Ein Mädchen kam gerade vom Schiff, hinter ihr ein paar Männer, wohl Mtrosen, doch für diese hatte Calleigh kaum Augen. Eher beobachtete sie das Mädchen mit den langen, violetten Haaren - gab es hier eigentlich nur Mädchen mit violetten Haaren? - und einer Figur, die eher der eines Models glich als einem normalen Schulmädchens. Neidisch konnte man da ja schon werden, doch Calleigh beschloss, zumindest für den Anfang, sich darüber keine Gedanken zu machen. Stattdessen beobachtete sie das Mädchen und ihren Umgang mit den Matrosen, was ihr sogleich ein großes Grinsen aufs Gesicht zauberte - einer der Matrosen sprang doch tatsächlich ihrem Rucksack hinterher, und das nur auf ihren Befehl hin. Calleigh mochte ja Menschen, die auch mal durchgreifen konnten; solange sie es nicht bei ihr selbst versuchten. Kurzerhand entschied sie sich also dazu, einfach noch näher heran zu gehen, was sie letztlich auch tat, bis sie ein paar Meter hinter dem Mädchen stand; ihr Handy hatte sie bereits in ihrer Handtasche verstaut, die sie um die Schulter trug - eine Hosentasche hatte sie ja nicht, immerhin trug sie noch immer diese blöde Schuluniform. Wieso hab ich mich eigentlich nicht noch umgezogen? Sie verstand sich selbst nicht, wollte darüber aber auch nicht mehr groß nachdenken, denn ändern konnte sie es jetzt auch nicht mehr. "Interessante Art mit den Menschen umzugehen - gefällt mir." sagte sie schließlich, hielt es allerdings nicht für nötig, das fremde Mädchen erstmal mit einem Hallo oder Ähnlichem zu begrüßen. Und vorstellen tat sie sich auch erstmal nicht. Das hatte schließlich noch Zeit.
Ich sah leicht genervt und recht wütend an die Stelle wo meine Tasche baden ging. Der Matrose war immer noch nicht wieder aufgetaucht. Selbst wenn, war das nicht weiter schlimm. Es gab genug. Auf einmal vernahm ich aber eine fremde Stimme. Mit einem Lächeln sah ich zu dem Mädchen welches hinter mir aufgetaucht war. Sie hatte also gesehen gehabt, wie ich mit dem Matrosen war? Na und? Ich setzte ein freundliches und total liebes Lächeln auf, beziehungsweise trug ich es immer weiter. "Wenn sie einen Fehler machen, müssen sie den auch korrigieren.", sagte ich nur mit einem freundlichen Lächeln. Die rechte Hand nahm ich nun natürlich auch wieder vom Griff meines Katanas. Ich wollte ja nicht unfreundlich wirken oder so. Als es dann plötzlich aus ihrer Tasche piepte musste ich nur leicht grinsen. "Du hast ne SMS bekommen.", meinte ich nur dazu. Von diesem ganzen neumodischen Technik-quatsch hielt ich ja nicht viel. Zwar benutzte ich ihn auch mal hin und wieder, aber dauerhaft nicht. Ich könnte gar nicht den ganzen Tag mit meinem Handy verbringen, immerhin hab ich einen Meister um den ich mich kümmern muss! Ich sah mir das Mädchen nun erst mal genauer an. Sie trug eine Schuluniform, also musste sie wohl aus dieser Schule sein, auf die auch mein Herr aktuell ging. Bevor ich aber noch etwas sagen konnte, hörte ich wie der Matrose wieder aus dem Wasser aufgetaucht war und nach Luft schnappte. Ich ging zur Kante des Hafens, welche ja nur einen Schritt von mir entfernt war und sah zu ihm. "Du hast meine Tasche nicht?", brüllte ich zu ihm runter. Natürlich hatte er sie nicht. Mein Blick verfinsterte sich wieder als er versuchte sich zu rechtfertigen. "Mich interessieren deine Ausreden nicht! Du holst mir jetzt meine Tasche! Dadrin war ein Geschenk vom Oberhaupt!" Als ich dies sagte, genoss ich mit Freuden den Blick des nassen Matrosen. Eine Mischung aus Angst, Verlegenheit und Schuld. Zwar schnappte er immer noch nach Luft, aber darauf legte ich wahrlich keinen Wert. Immerhin war in dieser Tasche etwas, was mir mein Herr geschenkt hatte. "Los jetzt! Hol mir die Tasche, oder ich muss dich bestrafen!" Während ich diese eindeutige Anweisung an ihn richtete, fuhr meine Hand wieder zu dem Griff meines Katanas und umklammerte ihn auch schon. Aber hier auf der Stelle würde ich ihm schon kein Leid zufügen. Immerhin war dieses Mädchen hier. Als ich sah, wie der Matrose wieder abtauchte, drehte ich mich wieder mit einem nahezu unschuldigen Lächeln zu dem Mädchen um und ließ mein Katana los. "Du gehst wohl auf die Shima no Koji, oder?", fragte ich sie freundlich. Natürlich musste sie auf die Schule gehen. Immerhin trug sie eine dieser Uniformen. Während ich auf eine Antwort von ihr wartete, brachte Shin noch den anderen Koffer. Als er mich fragte, ob er es schon hoch ins Waisenhaus bringen sollte, musste ich leicht grinsen. ch wäre dir sehr verbunden, wenn du das machen würdest." Mit einem Lächeln sah ich wieder zu dem Mädchen. "Verzeih mir die Unterbrechung."
Eine gute Einstellung. Würde Calleigh wohl auch so handhaben, wenn sie Diener hätte, die für sie irgendwelche Sachen erledigten, ohne dass sie sich selbst die Hände schmutzig machen musste; nichts anderes nämlich schienen die Matrosen für das Mädchen zu tun. Sie war vermutlich irgendeine Adlige. Nur was wollte sie dann hier auf dieser Insel? Sinn ergab das bisher nicht für Calleigh, aber vielleicht würde sich das ja noch ändern. "Ganz deiner Meinung." erwiderte Calleigh noch, dann piepte ihr Handy; im ersten Moment wollte sie es nicht heraus holen, immerhin wollte sie nicht unbedingt schon wieder jemanden wegen ihrer Art vergraulen, doch das fremde Mädchen ging auch sogleich darauf ein, also würde es doch nicht schlimm sein? "Ja, das passiert wohl öfter." sagte sie lächelnd, wartete noch ein wenig, bis sie dann doch in ihre Tasche griff, mit dem Wort "Moment." und ihr Handy heraus holte. Den Blick des fremden Mädchens konte sie noch auf sich spüren, doch diese widmete sich schließlich dem Matrosen zu, der wohl wieder aufgetaucht war, sodass Calleigh in Ruhe die SMS, über die sie beinahe gelacht hätte, lesen und sie mit einem Grinsen beantworten konnte, ohne dass jemand über ihre Schulter sah. Das fremde Mädchen maßregelte währenddessen den Matrosen, und als Call das Handy wieder weggepackt un wieder nach oben geschaut hatte, konnte sie gerade noch sehen, wie der Matrose wieder abgetaucht war; das Wort Oberhaupt hatte sie sehr wohl mitbekommen, weshalb sie sich immer mehr fragte, wo dieses Mädchen überhaupt herkam, doch fragen wollte sie nicht. Noch zumindest. Immerhin kannte sie nicht einmal ihren Namen, was wohl das erste war, was sie zu klären hatten. Zumindest hatte Call das geglaubt, das Mädchen allerdings schien andere Pläne, denn sie wurde auch sogleich gefragt, ob sie auf die Shima no Koji gehen würde; warum sie gerade diese Frage als erstes stellte blieb eine Frage, die sie so ohne weiteres nicht beantworten konnte, aber im Endeffekt war es auch egal. Nach der kurzen Unterbrechung durch einen der Matrosen konnte Call nun auch antworten. "Macht gar nichts. Aber ja, ich gehe auf die Shima no Koji. Du auch?" Im Grunde war es eine Frage, die sie sich schon selbst beantworten konnte; warum sollte ihr Gegenüber sonst her kommen, wenn nicht dafür, auf die Schule zu gehen. Aber wieso gerade ein Waisenhaus, wenn sie alles andere als eine Waise war? Call war zwar auch keine Waise, aber ihr Wohlstand war wohl auch nicht so ausgeprägt wie bei dem Mädchen. "Deine Diener?" fragte sie mit einem Nicken Richtung der Matrosen; schön wäre es, wenn sie selbst auch jemanden haben würde, der ihr so diente. War nur leider nicht. Alles musste sie bisher in ihrem Leben allein machen. "Ich bin Calleigh Nathalja. Auch noch nicht sehr lange hier." stellte sie sich schließlich kurz vor. Vielleicht erfuhr sie so ja auch den Namen der Violetthaarigen. Ansonsten musste sie wohl direkt fragen. Was auch kein Problem wäre. Aber Calleigh mochte es lieber, wenn man ihr einfach so den Namen verriet, ohne extra dafür nachfragen zu müssen. Hatte wohl auch was mit Höflichkeit zu tun - auch wenn sie darauf eigentlich keinen Wert legte.
Ich nickte, als das Mädchen sagte, sie würde auf die Shima no Koji gehen. Das hatte ich ja auch vermutet gehabt. Als das Mädchen dann aber fragte, ob die Matrosen hier und Shin meine Diener währen musste ich nur laut lachen. Als ich dann wieder mit einem lächeln zu ihr sah schüttelte ich mit dem Kopf. "Nein, dass sind nicht meine Diener. Ich bin sozusagen diejenige, die das Kommando hat.", meinte ich nur lächelnd zu ihr. Ich sah direkt wie sehr sie meine Antwort sie verwirrte, da musste ich wieder kurz lachen. "Oh, verzeih mir.", meinte ich nur als ich mir die Hand vor den Mund hielt. Es war noch nie vorher vorgekommen, dass jemand dachte, es wären meine Diener. Nagut, allzuviel außerhalb des Anwesens oder halt der Stadt unterhalb des Anwesens war ich selten ohne die anderen Diener gewesen. Naja, und wenn doch, dann nur in Begleitung des Oberhauptes. Als ich mich wieder eingekriegt hatte und nicht mehr allzu viel lachen musste nahm ich die Hand wieder vom Mund weg und sah wieder zu ihr. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie ein paar Zentimeter kleiner war als ich. Aber naja, dennoch sah ich ihr in die Augen als ich ganz ernsthaft wieder wurde und mir nur ein Lächeln wieder auf die Lippen legte. "Im Prinzip bin ich nur auch eine Dienerin." Mein Lächeln wurde dadurch unbeabsichtigt größer als ich dies sagte, und vielleicht funkelten auch mal wieder meine Augen. Als ich Fran das erste mal vom Oberhaupt erzählt hatte, meinte sie nämlich, ich hätte gestrahlt so glücklich hätte ich gewirkt. "Wir haben alle den selben Herrn." Mit der Hand deutete ich auf das Wappen am Bug des Schiffes. Ich machte eine kurze Pause. Ich wollte, dass sie erstmal Gedanklich alles genau verarbeiten kann. Es musste vielleicht wirklich den Eindruck gemacht haben, als seien das alles hier ihre eigenen Diener, aber dem war ja nicht so. Nicht wirklich. "Freut mich dich kennen zu lernen Calleigh. Ich bin Cynthia Victarius.", stellte ich mich lächelnd vor, während ich einen ganz leichten Knicks machte.
Mit hochgezogenen Augenbrauen und vielleicht auch leicht wütendem Blick beobachtete Calleigh die Fremde beim Lachen, solange, bis diese sich wieder eingekriegt hatte. Nett war das nun nicht gewesen, doch wollte Call sich dazu nicht groß äußern. Irgendwann würde ihr das sicher auch passieren, dann würde sie auch nicht wollen, dass man einfach verschwand; auch wenn sie kurz davor stand, denn das Gefühl ausgelacht zu werden, war nicht gerade berauschend. Aber letztlich hatte sich das Mädchen ja wieder beruhigt. Sie war zwar nicht auf die Frage, ob sie auch auf die Shima no Koji ging, eingegangen, aber zumindest bekam die Blondine eine Antwort darauf, ob es sich bei den Matrosen um ihre Diener handelte; nur stiftete die Antwort bloß Verwirren in ihr. Sie hatte das Kommando? War das nicht das Gleiche? Innerlich verdrehte Calleigh schon die Augen, äußerlich blieb sie zur Abwechslung aber mal ruhig. Eine Erklärung würde schon folgen, sonst konnte das Mädchen doch noch mit einem Abgang Calleighs rechnen. Eine Entschuldigung folgte zum Glück schnell, was zumindest den Effekt hatte, dass Calleigh noch eine Weile länger auf eine Erklärung wartete, die letztlich auch kam. Selbst nur eine Dienerin? Dafür kommandierte sie aber ganz schön gut herum. "Also du hast das Kommando der Diener, dienst aber selbst jemandem, der über dich das Kommando hat?" Und wieso schien das Mädchen darüber nun so glücklich? Calleigh würde sich wohl kaum freuen, irgendjemandem dienen zu müssen. Es gab wohl tatsächlich Personen, die das anders sahen. Schon seltsam. Aber es änderte nichts daran, dass ihr Gegenüber ein gutes Durchsetzungsvermögen hatte, was auf jeden Fall ein Pluspunkt für sie darstellte. Einige Sekunden verstrichen, in denen Calleigh auffiel, dass sie tatsächlich kleiner war als die Violetthaarige vor ihr, was schon beinahe einem Wunder glich. Ausnahmsweise trug sie keine High Heels oder andere Schuhe mit 5cm Absatz oder noch höher und tatsächlich war sie einmal nicht größer als ein Mädchen ihres Alters - oder zumindest ihres äußerlichen Alters. Wie alt ihr Gegenüber war, konnte sie immerhin nicht sagen. Aber dass sie noch größer war als Calleigh...erstaunlich. Sie fand sich schon selbst als eigentlich zu groß für ein Mädchen, aber endlich konnte sie mal von unten zu jemandem hochschauen der nicht männlichen Geschlechts war. Innerlich lächelte sie und ein Teil dieses Lächeln erschien auch in ihrem Gesicht, doch konnte man davon kaum etwas erkennen. Erst als sich das Mädchen vorstellte, wurde das Lächeln deutlich. Sollte sie sich jetzt verbeugen oder so? Sie würde es nicht tun. "Freut mich ebenfalls Cynthia. Und du gehst jetzt auch hier zur Schule?" fragte sie ihre lange zuvor gestellte Frage noch einmal. "Soll ich dir zeigen wo die Zimmer sind? Oder hast du vor, die Diener noch weiter rumzukommandieren?" fragte sie schließlich, tatsächlich mal mit einer ehrlichen Freundlichkeit in der Stimme, die man so bestimmt nicht von ihr kannte. Sowieso war Hilfsbereitschaft wohl eher ein Fremdwort für sie, wenn es nicht um ihre Schwester ging. Cynthia konnte sich also glücklich schätzen; so ein Angebot hörte man nicht oft aus Calleighs Mund.
Als Calleigh dann, wie erwartet, dass mit dem Kommando nachfragte lächelte ich wieder. Wahrscheinlich funkelten meine Augen nun komplett, aber es sollte mir ja egal sein. Wenn sie nicht verstehen könnte, wie großartig doch ihr Herr war, dann tat die Blondine mir Leid. "Ich bin die persönliche Dienerin des Oberhauptes.", meinte ich nur mit ihrem glücklichen Lächeln. "Auf mein Wort hört die Dienerschaft, deswegen dienen sie sozusagen auch mir." Als ich dies sagte, musste ich unwillkürlich grinsen. Wirklich darüber nachgedacht hatte ich ja noch nie. Ich war als persönliche Dienerin von ihm ja sozusagen die zweit höchst gestellte. Aber sonderlich lange dachte ich nicht darüber nach, als das Mädchen wieder zu mir sprach. "Ja, werde ich.", meinte ich freundlich als sie mich nach der Schule fragte. Hoffentlich würde sie jetzt nicht noch danach fragen, warum sie hier wäre. Die Suche nach meinem Herrn wollte ich doch wenn es geht nach Möglichkeit nicht erwähnen. Aber zum Glück sagte Calleigh dann wieder etwas, worauf ich auch gleich eingehen konnte. "Nun, ich wäre dir dankbar für diesen Dienst, jedoch fehlt mir da noch etwas.." Den hinteren Teil dieses Satzes betonte ich gewusst etwas wütender und sah wieder an der Hafen-kannte hinunter. Wann würde denn endlich dieser inkompetente Matrose mit meiner Tasche nur wieder auftauchen? Immerhin war der Inhalt von großem Wert für mich. Immerhin hatte er mir diesen Kimono geschenkt. Es war mein schönster von allen! Der Matrose war immer noch nicht aufgetaucht, aber langsam kamen kleine Sauerstoff-blasen an die Wasseroberfläche. Wenig später folgte dann auch dieser inkompetente Matrose. Aber immerhin hatte er meine Tasche! Für einen kurzen Moment verschwand der Zorn in meinem Gesicht und machte einem freudigen Lächeln platz, aber schnell fand es zu dem Zorn zurück als der Matrose am Ende seiner Kräfte im Wasser versank. Ohne groß zu überlegen ergriff ich ein Seil was an der Kante festgemacht war und sprang hinunter. Das Seil zog seine Bahn genau so wie ich es dachte und an der tiefsten Stelle griff ich ins Wasser und hatte meine Tasche in der Hand. Lange darüber freuen konnte ich mich natürlich nicht, immerhin musste ich nun auch wieder aus der Situation hinauskommen. Da kam mir die Yacht des Clans sehr gelegen als sie vor mir auftauchte. Das Seil hatte ich schon losgelassen bevor ich auch nur in die Nähe des Bugs des Schiffes kam. Mit voller Kraft stieß ich mich mit den Beinen am Bug ab und machte einen beeindruckenden Höhenflug während dem ich noch zwei Rollen machte bevor isch schließlich wieder genau dort landete, wo ich eben stand und mich mit Calleigh unterhalten gehabt hatte. "Holt den Nichtsnutz aus dem Wasser!", brüllte ich zu den Matrosen auf dem Schiff welche noch alle von meiner kleinen Akrobatischen Leistung erstaunt war. Ja, selbst für Dämonen war nicht alles möglich. Aber ich war ja keine normale Dämonien, nein. Ich war eine Victarius! Unser Kodex treibt uns zu Taten an, welche selbst für andere Dämonen faszinierend waren. Als dann die Matrosen endlich ins Wasser sprangen und andere eine Leiter hinab ließen drehte ich mich wieder mit einem Lächeln zu der Blondine. In meinem Gesicht war kein einziges Anzeichen von Erschöpfung oder ähnlichem auszumachen. Wieso auch? Es war nicht schwer gewesen. Mit einer Stimme, bei der man denken könnte, nichts von dem eben wäre wirklich passiert, erhob ich das Wort. "Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir zeigen würdest wo genau ich da hin müsste.", sprach ich nur freundlich zu ihr während im Hintergrund der unfähige Matrose aus dem Wasser gezogen wurde. Wie auf die Sekunde genau tauchte auch Shin schon wieder auf und berichtete mir, meine Koffer wären bereits auf das Zimmer gebracht worden. Ich musste Lächeln als er dies sagte und sogleich bekam ich von ihm auch einen Schlüssel."Der Zimmerschlüssel? Danke.", meinte ich darauf. Shin verneigte sich einmal kurz vor mir und ging dann die Brücke zum Boot wieder hoch. "Shin?", rief ich und sofort drehte er sich um. Ich machte die Tasche auf und nahm nur meinen Kimono hinaus, den Rest ließ ich unbeeindruckt in der Tasche, welche ich auch gleich Shin zuwarf. "Verfrachte den Nichtsnutz bis zu meiner Rückkehr in eine Zelle. Ich habe jetzt weder Zeit noch Lust ihn zu bestrafen." Während ich noch mit ansah, wie zwei Matrosen den armen Kerl unter Deck brachten lächelte ich zu Shin und den Kapitän. "Danke das ihr mich gefahren habt. Fahrt wieder zum Anwesen zurück. Ich werde mich dann melden." Lächelnd winkte ich Shin und dem Kapitän zu als die Brücke wieder eingefahren wurde und Schlussendlich die Yacht aus dem Hafen lief. Mit einem glücklichen Lächeln sah ich auf den, zum Glück nur, nassen Kimono in meiner anderen Hand. "Also, wollen wir los Calleigh?", frage ich freundlich das Mädchen als ich wieder zu ihr sah. Ob sie etwas zu dem nassen Kimono für den sie eben diese Halsbrecherische Aktion riskiert hatte, sagen würde?
Zumindest hatte sie nun verstanden, was es mit Cynthia und den Matrosen auf sich hatte; oder zumindest die Beziehung derer. Wer nun das Oberhaupt war wollte sie nicht noch fragen; es ging sie ja auch nichts an, abgesehen davon interessierte es sie auch kaum, solange Cynthia sie nicht wie eine Dienerin behandelte. Ebenso ging es sie nichts an, wieso genau das Mädchen nun hier war, auch wenn es sie interessierte. Doch selbst wollte sie ja auch nicht, dass man sie danach fragte - die Wahrheit sagen würde sie zwar ohnehin nicht, aber gar nicht erst lügen zu müssen war da doch noch besser. "Du solltest wissen, dass es auf der Schule schon so einige Probleme gab, seitdem ich hier bin. Und das ist bestimmt noch nicht lange. Nicht, dass die Schule nur aus Problemen bestehen würde." erklärte Calleigh, obgleich es im Grunde nur zwei wirkliche Probleme gab, die allerdings sehr viel gewichtiger waren als man meinen sollte. Aber eigentlich wollte sie Cynthia die Ankunft nicht gleich vermiesen; eben nur vorwarnen auf was sie sich da einliess. Calleigh hatte ja leider keine andere Wahl als hier zu sein. Auch wenn sie gar nicht wollte. Sie nickte verständnisvoll bei Cynthias Antwort auf ihr Angebot hin, ihr den Weg zur Schule zu zeigen und sah schließlich ebenfalls Richtung Wasser, aus dem wenige Minuten später auch endlich der Matrose auftauchte - wie konnte man eigentlich so lange die Luft anhalten? Call selbst konnte es, allerdings nur als Fisch oder als Sonstiges Meerestier; auch als Mensch konnte sie recht lange die Luft anhalten, hatte sie doch in ihrem bisherigen Leben beinahe nichts anderes getan als zu schwimmen und zu tauchen, aber sie bezweifelte, so extrem lange unter Wasser sein zu können, ohne das Bewusstsein zu verlieren. Und genau so sah der Matrose auch aus, als er kurzzeitig aus dem Wasser auftauchte; völlig erschöpft und am Ende. Wie Cynthia reagierte, hätte selbst die Blondine nicht reagiert. Und da lag es nicht mal so sehr daran, dass sie es nicht einmal gekonnt hätte. Den Matrosen aber wieder unte gehen zu lassen und nicht einmal die Anstalten zu machen ihm zu helfen...Das war doch sehr...Calleigh fehlten im Augenblick die Worte dafür, denn das kleine Kunststück, wie sie es nannte, das Cynthia gerade vollzogen hatte, war wahrlich beeindruckend gewesen. Zu ihrer inneren Erleichterung gab sie dann auch noch den Befehl, den Matrosen aus dem Wasser zu fischen, kurz bevor sie sich endlich wieder Calleigh widmete. Wirklich reagieren konnte sie darauf allerdings nicht, denn der andere Matrose tauchte auf, der die Koffer des Mädchens bereits auf ihr Zimmer gebracht hatte. Nahm das denn nie ein Ende? Langsam fing es an, Calleigh zu nerven, dass sie sich ständig um anderes Zeug kümmerte, aber das war sicher auch bald vorbei, weshalb sie auch noch immer nichts dazu sagte. Der Matrose gab ihr den Zimmerschlüssel und wollte gerade gehen, da hielt Cynthia ihn auch schon wieder auf; so musste Calleigh also noch ein paar Minuten warten, bis sie endlich aufbrechen konnten. Die Zeit, in der Cynthia mit dem Matrosen sprach, nutzte Calleigh, um auf ihr Handy zu schauen; denn eine SMS war eingegangen, dieses Mal sogar nicht von Kurya, wie eigentlich üblich. Nein, es war ihre Schwester, von der sie eine Nachricht bekommen hatte, die sie erleichtert lächeln ließ, obgleich darin auch etwas betrübtes lag. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Schwester sie nicht anlog. Unwillkürlich griff Calleigh an ihre Hüfte, als Cynthia sich jedoch endlich wieder umdrehte, war der Moment der Erinnerungen verschwunden und sie packte das Handy wieder weg. Ein kurzer Blick auf den Kimono in Cynthias Hand, dann in ihr Gesicht. "Ich warte nur auf dich." sagte sie zuckersüß lächelnd und obgleich sie es nicht Bitterböse gemeint hatte, konnte man wohl den Eindruck davon bekommen; Aber das war dann nicht mehr ihr Problem. Zusammen gingen die beiden Mädchen den Weg nun also zurück, aus dem Calleigh gekommen war; für ihren Fuß gewiss nicht gerade leicht oder erholsam, allerdings ignorierte sie den leichten Schmerz einfach. "Muss ja ein wichtiger Kimono sein, wenn du dafür so ne Aktion startest." meinte sie, kurz nachdem sie aufgebrochen waren. Calleigh hatte das wohl kaum gemacht; außer vielleicht, wenn dieses Kleidungsstück besondere Erinnerungen mit sich bringen würde, die man nicht verlieren wollte.