Gerade als ich vollkommen abgedriftet war, und kaum noch nachdachte, riss mich jemand aus meinem gedankenlosen Tagtraum. Ich drehte mich zu der Stimme und stellte fest, dass das eine der zwei Frauen war. Irgendwie war ich kurz irritiert und über alles enttäuscht. Was hatte ich falsch getan, dass Gott mich nur so hasste? Musste ich mich jetzt auch noch mit einem pubertierenden Mädchen herumschlagen? Hoffentlich war das keine Schülerin. Plötzlich lächelte ich ihr zu und sprach vollkommen ohne Boshaftigkeit. "Zuerst einmal einen guten Abend. Danke für den Hinweis. Diesen Nagel habe ich jedoch bereits sechzehn Jahre in meinem Schädel stecken und es haben mich bereits genügend Menschen darauf hingewiesen. Langsam beginne ich jedoch an der geistigen Kompetenz gewisser Individuen zu zweifeln, da es eigentlich nicht zu übersehen ist, dass ich bereits bemerkt habe, dass ich einen Nagel im Schädel habe. Wollen sie mich vielleicht noch auf die Nähte hinweisen? Ich habe wirklich keine Ahnung was jeder hat, dass jeder wildfremde Menschen provoziert. Wissen Sie, ich bin sowieso kein glücklicher Mensch, also verkneifen Sie sich solche Bemerkungen einfach. Ich habe schon ein ganzes Volk wegen einer Streitigkeit zwischen zwei Menschen sterben gesehen." Vielleicht war das zu dick aufgetragen, aber seit einigen Jahren hatte ich eine vollkommen neue Persönlichkeit. Ein die versuchte, jeglicher Aggression aus dem Weg zu gehen. Mein altes Ich war irgendwo tief in mir versteckt, jedoch verzerrt und korrumpiert von Hass, Trauer und Leider. Rache war sein einziger Gedanke, Rache an der gesamten Menschheit. Mein neues ich hingegen verabscheute Gewalt und war fast zu jedem freundlich. Kein Wunder, es war der klägliche Versuch eines geschundenen Geistes, sich der brutalen Wahrheit und Vergangenheit zu entziehen. Ich wandte mich wieder meinem Sprite zu und nörgelte leise in mich hinein. "Wieso eigentlich ich? Wieso können so viele Menschen ein glückliches Leben führen und ich zum Beispiel nicht. Wieso schickst du mir jedes mal jemanden, der auf mir herumhackt? Achtzehn Jahre... Mit Barherzigkeit hat das nichts zu tun. Wahrscheinlich rede ich sowieso nur mit einer von schwachen Geistern erfunden Gottheit. Wer weiß, vielleicht gibt es dich doch und du machst dir einen Spaß daraus, mich jeden Tag auf's neue leiden zu sehen. Wie auch immer..." Ich zog noch einmal kräftig an der Zigarette, schaute noch einmal zu dem frechen Mädchen und begrub dann meinen Schädel auf den Händen. Es sah fast so aus, als würde ich weinen. Ich hätte es am liebsten getan, aber ich konnte es nicht. In diesen achtzehn Jahren hatte ich mich sehr stark verändert. Schon wieder schloss sich dieser Schleier um meine Gedanken und ich genoss diese innere Ruhe. Eigentlich war ich immer optimistisch, nett und lebensfroh, aber alle paar Tage hatte ich einige Stunden eine heftige Emotionale Kriese. Besonders dann, wenn mich jemand blöd anmachte. Dennoch war ich selbst so, fast immer höflich und nett.

Kerry kicherte leise und bestellte für Evangeline ihren gewünschten Drink. Während der Barkeeper zu mixen begann trank Kerry wieder einen Schluck von ihrem Baileys und verfolgte einen grauhaarigen Mann mit Schraube im Kopf, wie er hereinkam und sich setzte.
Sprichwörtlich mit dem Nagel auf den Kopf getroffen., dachte sich Kerry und musste fast prusten vor Lachen über ihre eigenen Gedanken.
Sie behielt dann doch ihre Würde und belauschte das kurze Gespräch zwischen Evangeline und dem Typen mit den Nähten und der Schraube.
Kerry lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und blickte den Kerl im Kittel erst neugierig dann immer ungläubriger an.
Hat der nicht mehr alle Nägel am Brett?, fragte sich Kerry und merkte dann, wie der Kerl seinen Kopf auf seine Arme senkte.
Kerry räusperte sich schließlich, lockerte ihre Gesichtszüge wieder und stieg mit ins Gespräch ein.
"Ich denke Evangeline wollte nicht unhöflich sein. Aber verdenken Sie es uns bitte nicht, wenn wir neugierig sind.", sagte Kerry mit ruhiger Stimme und versuchte sich dann an einem freundlichen Lächeln.
Das leichte Zucken ihrer Mundwinkel verriet Näherstehenden, dass sie sich ein Lachen verkneifen musste.

pp: Strand

Cruel

Ich hatte nicht viele Ideen, wo ich hingehen sollte, und was ich dort tun könnte und nahm den erstbesten Weg zur örtlichen Strandbar.
Begeistert betrachtete ich die größtenteils seltsamen Leute, die sich hier schon breit gemacht hatten und hockte mich an die Bar, wo die, die alleine irgendwohin gingen, wohl meistens waren. Ich haute zweimal auf den Tisch und bekam ein Glas Leitungswasser, das gratis war, vor mich hingestellt.
Vielleicht würde ich hier verbringen, bis ich rausgeschmissen werden würde. Solange mich eine Nervensäge, vor der ich soeben geflüchtet war, auffinden würde.~

Einen Moment lang hatte ich wirklich mit mir zu kämpfen um diesem Schraubenheini nich an den Hals zu gehen. Wegen verdammten 18 Jahren heult der hier rum? Ich habe seit über 70 Jahren nix als Einsamkeit, Mord und Totschlag durchgemacht. 56 mal wurde ich als Hexe beschimpft und fast umgebracht. 3 mal würde ich verbrannt und einmal davon sogar vorher ans Kreuz genagelt. Und der Typ is wegen 18 Jahren n seeliches Wrack?
Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte überlegte ich kurz was ich sagen könnte und wandte mich dann wieder an den Zombietyp, der sich noch nicht mal vorgestellt hatte. "Hör mal zu Zombiemann. Jeder hat mindestens einmal im Leben ne beschissne Zeit. Ich bin zum Beispiel seit über 70 Jahren das erste mal wieder glücklich und das nur weil ich eine einzige Person kennen gelernt habe. Aber im Gegensatz zu dir habe ich nie so rumgejammert, weil das nix bringt. Vergiss was in der Vergangenheit passiert is, denn es kann jederzeit passieren das du jemanden kennen lernst der dich glücklich machen kann. Wenn du die ganze Zeit rumjammerst werden sich die Leute nur aus Mitleid mit dir anfreunden. Also scheiss auf deine Vergangenheit und schau in die Zukunf. Es kann nur noch besser werden."
Nachdem ich meine Predigt beendet hatte nahm ich einen Schluck von meinem Mojito, der mittlerweile vor mir hingestellt wurde. Als ich dann wieder zum Zombiemann schaute fiel mir ein das ich mich noch gar nicht vorgestellt hatte. "Achso, ich bin übrigens Evangeline. Evangeline Usagi."

out: @Evangeline Woher weißt du, wie lange Uromasaki tot ist? Waren die vielen Rechtschreib- & Grammatikfehler beabsichtigt^^

Die anscheinend ältere von beiden Frauen sprach mich an, aber das bekam ich kaum mit. Sie schien sich für die andere entschuldigen zu wollen. Daraufhin wand sich der blonde Arroganzbolzen wieder zu Wort. Mit leerem Blick starrte ich sie an und wollte das Bild verdrängen. Ich ließ das Mädchen ausreden und wunderte mich, dass sie älter war als ich. Blonde Frauen sind also wirklich automatisch dümmer. Zumindest beweist das dieses Exemplar. Oder ist sie nur sehr arrogant und naiv? Ob ihr Kopf innen hohler ist, als von der anderen Frau? Eigentlich sollte ich den Blondschopf sezieren... Ich begann den Kopf zu schütteln und schaute nach oben. Was willst du mir damit sagen? Oder warst du einfach nur betrunken, als du dieses Individuum geschaffen hast? "Ich bin Uromasaki Bengalum, der Schul-& Waisenhausarzt. Auch wenn Sie einige Jahrzehnte älter als ich sind, sprechen Sie wie ein kleines Kind. Damit meine ich, dass Sie sehr respektlos sind und ihren Wortschatz kaum einzusetzen wissen. Vorausgesetzt, Sie besitzen überhaupt einen." Wortschatz darf man das gar nicht nennen. Passender wäre Worttragödie, Gebrabbel, Worthaufen, oder Wortschiss. Ich war bereits sichtlich gereizt. Normalerweise mochte ich jeden, aber bei diesem Lebewesen viel es mir besonders schwer. "Nehmen Sie sich ein Beispiel an ihrer Gefährtin. Diese weiß nämlich, wie man sich zu verhalten hat. Außerdem bin ich nicht dazu im Stande herauszufinden, weshalb Sie mich mit du ansprechen. Bin ich mit ihnen verwandt, oder kennen Sie mich schon seit Längerem? Dies ist mir noch unbewusst." Ich nahm einen Schluck Sprite und lies meinen Blick durch die Bar schweifen. Ich wäre gerne aufgestanden und einfach davongegangen. Später hätte ich dies sicherlich bereut. Aus diesem Grund blieb ich sitzen und trank weiterhin aus meinem Glas voll Sprite. "Sie wissen doch fast nichts über mich und meine Vergangenheit. Um alles zu vergessen, müsste ich eine ganze Nation niederstrecken. Um das zu verstehen, müssen Sie etwas Ähnliches durchgemacht haben. Außerdem habe ich den Großteil bereits verdrängt. Zumindest habe ich es versucht. Es ist jedoch nicht möglich, alles zu vergessen. Dazu müsste man tot sein und das habe ich bereits ausprobiert. Man kann nicht vor der Vergangenheit fliehen. Man kann nur als neuer Mensch geboren werden. Selbst dies hat bei mir nicht vollständig funktioniert. Das Gehirn ist wie eine Festplatte. Rückstände bleiben fast immer. Also versuchen Sie nicht, meinen Psychologen zu spielen. Sie sind sicher nett, aber jetzt mag ich sie einfach nicht mehr. Lassen Sie uns einfach nochmal von Vorne beginnen. Wie gesagt, ich bin Uromasaki und ein Zombie, was sind Sie?" Ich versuchte diesen tiefgründigen Hass und den Kummer aus mir zu verdrängen, um eine vollkommen neutrale Einstellung zu haben. Vielleicht konnte ich mir jetzt ein besseres Bild von Evangeline machen. Eine zweite Chance hatte jeder verdient. Fast jeder...

Kerry folgte mit wachsendem Amüsement den Ausführungen von dem Schraubentyp.
Sie musste sich ein Lachen echt verkneifen, wie er da vor sich hin redete.
Schließlich griff Kerry dann doch ein. Aber natürlich immernoch mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
"Ein Zombie? Interessant. Schön sie kennen zu lernen Herr Benglalum. Ich bin Kerry Wayne und an der gleichen Schule angestellt so scheint mir. Ich unterrichte die Regenbogenklasse.", stellte sich Kerry vor und lächelte noch ein wenig mehr.
Dann wandte sie sich wieder ihrem Getränk zu.

cf: Strand

Als ob ich ihn einfach so gehen lassen würde. Ich setzte mich neben ihn und grinste ihn die ganze Zeit fett an. Natürlich machte sich mir nichts aus seinen Worten das hatte ich schon damals nicht gemacht. Schon damals kamen wir gut klar warum nicht jetzt ? Nur weil er etwas anders war hieß es nicht das sie keine Freunde sein konnten. "Du kannst mich nur nicht leiden weil ich Mason kannte" sagte ich und schüttelte gespielt enttäuscht mit dem Kopf. "Anstatt mich erst mal kennen zu lernen" sagte ich grinsend.

Okey, äähm... Ich war leicht irritiert. Mit so einer Antwort hatte ich echt nicht gerechnet. Ich wollte doch eigentlich nur helfen. Wieso ging das so nach hinten los? Hatte ich irgendwas falsches gesagt? Glücklicherweise schien der Zombiemann, der sich als Uromasaki vorstellte, mir eine zweite Chance zu geben.
"Also äh..wie gesagt: Ich bin Evangeline Usagi. Ich bin ein Vampir und bin schon über 200 Jahre alt. Tut mir leid das ich eben so unhöflich war." stellte ich mich nocheinmal vor und entschuldigte mich gleich mit.
Nachdem ich noch einen kleinen Schluck von meinem Mojito getrunken hatte fiel mein Blick zufällig auf die Uhr des Barkeepers. "Oh shit! Schon so spät?" rief ich erschrocken und sprang von meinem Stuhl. Schnell trank ich meinen Cocktal aus und wandte mich dann an Uromasaki. "Entschuldigung aber ich muss jetzt schnell zurück ins Wohnheim, sonst bekomme ich Ärger. Auf Wiedersehen." Dann wandte ich mich an Kerry und gab ihr ein Küsschen auf die Wange. "Gute Nacht Kerry. Und danke nochmal für das Kleid und die Schuhe. Bis morgen."
Sofort nachdem ich mich verabschiedet hatte rannte ich in Richting Wohnheim um noch rechtzeitrig da zu sein.

tbc: Zimmer 111


1x Mojito (13 Zen) BEZAHLT

Kerry wandte sich nach Evangelines Entschuldigung wieder ihrem Drink zu. Sie dachte die kleine Vampirin würde wohl noch mit Uromasaki sprechen wollen. Als dann Evangeline plötzlich losdüste und sich verabschiedete, blickte Kerry ihr nur perplex hinterher.
Tatsächlich war am Horizont schon ein heller Streifen zu sehen. Da sie sowieso noch Jetlag hatte fühlte sich Kerry überhaupt nicht müde.
Sie rutschte einen Sitz näher zu dem Schularzt hin und fragte:
"Sagen Sie, wann müssen Sie denn anfangen?"
Sie meinte natürlich seine Arbeit und lächelte ihn nett an.
Sie hoffte nur, dass er nicht auch auf sie verärgert reagieren würde.

"Guten Schlaf..." Gleichgültig schaute ich der Blondine hinterher. Nach dem sie aus meinem Sichtfeld verschwunden war, wandte ich mich wieder der anderen Dame zu."Morgen beim Schulbeginn. Deshalb müssten Sie auch um diese Uhrzeit zur Arbeit gehen." Wieso sie sich einen Stuhl näher setzte, verstand ich nicht ganz. Mit ernster Mine fuhr ich fort. "Das Mädchen mag Sie. Sind sie Freunde, Verwandte, oder ein Paar?" Es war zwar eine sehr seltsame Frage, aber das war mir egal. Immerhin musste ich mehrere Stunden Zeit totschlagen. Als meine Zigarette nun vollkommen abgebrannt war, durchsuchte ich meine Taschen erneut, fand jedoch nichts. "Verdammt..." Mein Glas war ebenfalls schon leer, weshalb ich keine andere Wahl hatte, als mich ein bisschen nach Vorne auf die Bar zu lehnen und nichts zu tun. "Wissen Sie, wozu man Smalltalk überhaupt benötigt? Aus drei Gründen: Erstens um das Eis zu brechen und eine Konservation zu starten. Zweitens um einer peinlichen Situation aus dem Weg zu gehen. Drittens um diese bedrückende Stille zu bekämpfen, die auftritt, wenn man sich nichts zu sagen hat." Ich ließ ein leichtes Grinsen über mein Gesicht huschen, wurde aber danach sofort wieder ernst. Ach, wenn ich mich doch nur betrinken könnte...