Wer sich ohne Kompass ohne besonderen Navigierungsfähigkeiten in den Wald traut, muss schon sehr mutig sein! Egal wo man hinsieht, überall finden sich die hohen Bambusbäume mit den leicht buschigen Kronen am Ende. Durch die Höhe des Bambus lässt der Wald kaum Sonnenlicht eindringen, weshalb es im Inneren stets eher dunkel ist. Seitdem nach jeder Vollmondsnacht Kinder auf mysteriöse Weise verschwunden sind, die sich in der Nähe des Waldes aufhielten, wird jener in diesen Nächten gesperrt und bewacht. Desweiteren leben in diesem Wald viele besondere einzigartige Tiere, die man sonst nicht so schnell zu Gesicht bekommt. Vergesst eure Taschenlampen nicht!
Matthew
Matthew Mason
98 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 204 Aktuelles Outfit: Knielange Bluejeans, schwarzes T-Shirt und dunkle Sneakers
Der Fluch war eine Sache, die leider momentan zwischen den beiden stand. Da sie sich nicht berühren konnten, konnten sie die zwischenmenschlichen Gefühle miteinander nicht fühlen. Es war einfach traurig, aber sie mussten sich damit irgendwie arrangieren, denn anders würde es einfach nicht gehen. Sai schien sich auch schon so ihre Gedanken zu diesem Thema gemacht zu haben, denn sie brachte den Einwand, dass eventuell ein Lehrer ihnen weiterhelfen könnte. Der Rothaarige nickte zustimmend. „Die Frage ist aber nur noch welcher Lehrer sich mit Flüchen sehr gut auskennt“, sagte er anschließend noch zu ihr. Matthew selbst wusste es leider nicht. Vielleicht hatte aber Saiyana ja eine Idee, welchen Lehrer sie fragen könnten.
Der Engländer hatte sein Herz ausgeschüttet, indem er der Weißhaarigen seine Vergangenheit erzählt hatte. Es tat ihm irgendwie weh im Herz nochmals an diese Ereignisse zu denken. Aber irgendwie befreite es ihn auch nachdem er darüber gesprochen hatte. Es war eher ein zwiespältiges Gefühl, das den Rothaarigen umgab. Aber gut, er versuchte es eher runter zu spielen, ob dies auch wirklich so gelang? Saiyana nahm kurzzeitig seine Hand. Er war so überrascht von ihrer Reaktion, dass er einfach zu spät reagierte und seine Hand auch zu spät zurückzog. Er spürte eine Hitze, die von ihrem Fluch wahrscheinlich ausging. Sofort zog er seine Hand zurück. „Geht es dir gut?“, fragte der Rothaarige besorgt. Die Hitze war so stark, sodass er jetzt Angst hatte, dass sie sich verbrannt hatte. Gerade als er nach ihrer Handfläche sehen wollte, machte er einen Schritt auf Sai zu. Dabei stolperte er über ein Steinchen und fiel auf Saiyana. Er berührte sie nicht direkt, was wirklich ein Glück war. Aber sein Gesicht lag unterhalb ihrer Brust und als er hochsah, sah er ihre Oberweite von einem anderen Blickwinkel. Sofort wurde der Rothaarige komplett rot im Gesicht und er setzte sich sofort ein bisschen weiter weg von Sai hin. „Alles okay? Sorry, ich bin gestolpert und ja… Hoffentlich hab ich dir nicht wehgetan?“, fragte er besorgt und immer noch peinlich berührt. Sowas konnte aber auch nur Matthew passieren, denn er war einfach ein kleiner Tollpatsch. Es war einfach nicht das erste Mal, dass Matt sich selbst, dank seiner Tollpatschigkeit, in eine peinliche Situation brachte. Das würde wahrscheinlich auch nicht so schnell wieder weggehen. Er stand nun wieder auf, damit er nicht weiterhin am Boden herumsaß. Immerhin mussten sie ja noch einen Panda finden.
Die nächsten Worte ließen den Rothaarigen aufatmen, denn Sai hasste nicht die Magier. Somit konnten sie doch noch zusammen bleiben und er war echt froh darüber. „Dann hab ich ja noch mal Glück gehabt. Ich kann eben nur den Wind kontrollieren und kenn mich leider mit Flüchen nicht aus“, erklärte er anschließend noch kurz. Es wär auch nur umso schöner gewesen, wenn er sich mit gerade der Fluchart von Saiyana auskannte und ihr helfen könnte. Doch leider war er einfach nicht so ein Magier. Nachdem der Magier wieder das Thema gewechselt hatte, erklärte ihm die Weißhaarige, was genau sie schwer fand beim Menschdasein. Es zauberte wortwörtlich ein Lächeln in das Gesicht von Matthew. „Also, wenn du mal Probleme mit dem Handy haben solltest, kannst du mir das jederzeit sagen. Ich kann dir dabei immer helfen. Beim anderen kann ich dir leider nicht wirklich helfen, aber ich denke, dass das schon noch kommen wird“, sagte er zuversichtlich zu dem Halbwesen. Matthew sah sich im Bambuswald derweil weiterhin um. Die Bambusse standen so dicht aneinander, sodass er eigentlich nichts sehen konnte. Doch dann sah er etwas weißes. War es der Rücken eines Pandas? Er versuchte mit eng werdenden Augen noch mehr zu sehen, doch war sich immer noch nicht sicher. Deshalb wandte er sich Sai zu. „Ist das da vorne eventuell ein Panda?“, fragte er sie und zeigte in die Richtung des vermeintlichen Tieres. Ob es wirklich ein Panda war, oder eventuell nur eine Spiegelung durch das Licht und die Blätter des Bambus, würde vielleicht die Weißhaarige ja herausfinden, immerhin war sie ja zur Hälfte ein Wolf. Vielleicht konnte sie den Panda ja auch riechen? Gespannt wartete er die Reaktion von Saiyana ab.
Saiyana fragte sich auch schon selbst, welcher Lehrer sich wohl überhaupt auch nur annähernd mit dem Thema auskennen würde. Im Moment fiel ihr eigentlich keiner so richtig an. Vielleicht könnten wir anfangen, bei den Ärzten als erstes nachzufragen. Schlug sie dann vor. Ärzte kannten sich bestimmt mit solchen Dingen aus. Zumindest ein wenig, und wenn nicht kannten sie die Lehrer sicherlich besser als Sai und Matt und konnten ihnen vielleicht ein paar Tipps geben, bei welchem Lehrer sie anfragen könnten. Sie hatte zwar schon einiges an Unterricht gehabt, doch so wirklich über die Fähigkeiten der Lehrer hatten sie noch nie sehr intensiv gesprochen. Aber es wäre so oder so ein Anfang, wenn sie einfach irgendjemanden um Hilfe fragen würden, denn bisher hat sich Saiyana das alleine nie getraut, doch jetzt hatte sie ja einen noch größeren Grund, den Fluch endlich von sich zu bekommen. Damit sie Matt in den Armen liegen kann und damit sie sich vielleicht sogar küssen konnten. Bei dem Gedanken wurde sie kurz rot.
Saiyana hatte Mist gebaut, indem sie Matt einfach anfassen wollte. Normalerweise wusste sie genau, dass sie das einfach nicht konnte, egal wie sehr sie wollte, doch in dem Moment wollte sie einfach unbedingt Matt trösten können. Nun tat ihre Handfläche weh und sie hatte Matt erschreckt. Ach nein... sagte sie leise. Es war ja meine eigene Schuld... sagte sie weiterhin und wurde etwas rot, als Matt näher kommen wollte, um sich ihre Hand anzusehen, doch was dann geschah hatte sie nicht vorausahnen können. Er stolperte und landete einfach auf ihr drauf. Die Landung auf dem Boden war nicht angenehm gewesen, doch wirklich weh getan hatte sie sich nicht, allerdings war Matt in einer sehr ungünstigen Position gelandet. Ziemlich weit unten... Sowohl Matt, als auch Sai wurden knallrot und Matt ging sofort von ihr runter, während Sai total peinlich berührt zur Seite schaute. Ne...in nein, all..es gut. Sagte sie stotternd. Er hatte wie durch ein Wunder sie nicht direkt berührt, sondern nur ihre Kleidung was an sich ja schon ein riesen Glück war. So waren also keine Schmerzen entstanden, sondern nur eine extrem peinliche Situation.
Die Situation wurde weniger peinlich, als Matt dann aufstand und einfach weiter erzählte. Was ein Glück, denn sonst wäre Sai wahrscheinlich noch in Scham versunken. Auch sie stand auf und ging vorsichtig neben Matt her. Interessiert sah sie ihn an. Den Wind kontrollieren? Das klingt aber spannend! Irgendwann musst du mir das mal zeigen. Sagte sie etwas fröhlicher und lächelte ihn an. Die Sache mit dem Handy war ihr ein wenig peinlich. Ich bin wohl einfach nur sehr langsam noch darin. Sagte sie dazu nur und lächelte dann. Sie war sich zwar nicht so ganz sicher, wann sie sich endlich an so ein Dach über den Kopf gewöhnen würde, doch dass Matt davon überzeugt war, gab ihr auch ein wenig mehr Hoffnungen. Eigentlich war es ihr bei Matt egal, wo sie waren, Hauptsache er war irgendwie dabei. Ja ich denke auch. sagte sie etwas zuversichtlicher und sah dann in die Richtung, in die Matt schaute. Sah er etwa etwas? Vorsichtig sah sie sich um und dachte kurzzeitig, auch etwas weißes zu sehen, doch gerochen hatte sie nichts neues und nach genauerem hingucken erkannte sie nur eine Spiegelung. Hm ich glaube das war nur das Licht. sagte sie. So ein Panda zu sehen war aber auch wirklich selten gewesen. Bestimmt finden wir einen, wenn wir hier öfters mal hinkommen. Sagte sie deshalb und lächelte Matt fröhlich an.
Matthew
Matthew Mason
98 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 204 Aktuelles Outfit: Knielange Bluejeans, schwarzes T-Shirt und dunkle Sneakers
Saiyana erwähnte die Ärzte der Schule und des Wohnheims. Ob diese wirklich helfen konnten den Fluch zu brechen, wusste er nicht. Vielleicht fand aber jemand ja auch eine andere Lösung. Vielleicht sollten die beiden auch einfach mehrere Leute in den Fluch einweihen, um eine Art kollektive Intelligenz aller zu schaffen. Das könnte auch bei einer optimalen Lösung helfen, oder? Sicher war sich der Rothaarige nicht so. „Vielleicht können wir mehrere Personen auch dann fragen. Immerhin haben andere Personen eventuell andere Ideen oder so?“, fragte er einmal vorsichtig. Ob dieser Ansatz Sai auch gefiel, wusste er nicht, aber es war besser als gar nichts.
Die Tollpatschigkeit von Matthew ließ nicht lange auf sich warten. Beiden schien wohl die Situation unangenehm zu sein. Vor allem hatte der Engländer Angst, dass er ihr durch den Sturz Schmerzen zugefügt hatte. Doch die Weißhaarige überzeugte ihn, dass alles in Ordnung war. Matt atmete tief ein und aus, da er einfach nur erleichtert war. Er wollte nicht dem Mädchen weh tun, das er liebte. Nun ja, er wollte generell eigentlich niemanden weh tun. Aber bei Sai war dieses Gefühl noch viel intensiver, da er sie einfach liebte. So gerne hätte er sie nun in den Arm genommen und einfach ihre Nähe gespürt. Doch er durfte nicht und deshalb musste er der Versuchung widerstehen.
Die peinliche Situation und auch die Versuchung konnte Matthew ziemlich gleich wieder verdrängen. Immerhin schien die Weißhaarige von den Fähigkeiten des Engländers begeistert zu sein. Es freute den Rothaarigen, dass sie so begeistert von seiner Fähigkeit war. „Ich hab auch meine eigene Fähigkeit sehr gerne. Ich kann dir das auch jetzt hier zeigen“, sagte er und lächelte sie an. Danach fing er an sanfte Töne zu pfeifen. Der Wind fing an sich ein wenig zu bewegen, sodass man es auf der Haut auch spüren konnte. Auch die Haare fingen an sich zu bewegen. Ein feines kleines Lüftchen bewegte sich durch den Bambuswald. Als Matthew aufhörte mit dem Pfeifen, bewegte sich auch der Wind nicht mehr. „Ich kontrolliere die Stärke mit meinem Pfeifen“, sagte er zu Saiyana. Ob sie nun begeistert war? Vielleicht fand sie es auch nur langweilig? Immerhin war es eine eher langweilige Fähigkeit. Nichts so Besonderes, wie bei anderen. Aber gut, es war eine solide und einfache Fähigkeit, mit der der Rothaarige schon ziemlich gut umgehen konnte. „Hast du sonst noch irgendwelche Fähigkeiten, außer, dass du halb Wolf und halb Mensch bist?“, fragte der Rothaarige anschließend noch neugierig. Wer wusste schon, ob Sai irgendwelche versteckte Talente hatte, die sie zuvor noch niemandem gesagt hatte.
Gespannt sah Matt auf den Punkt, der für ihn aussah wie ein Panda. Doch leider musste die Wölfin ihn wohl oder übel enttäuschen. Denn es handelte sich nur um eine Lichtspiegelung. Schade, dabei hätte er so gerne einen Panda gesehen. Kurz war der Rothaarige enttäuscht, aber dann rappelte er sich innerlich wieder auf. „Dann müssen wir wohl weiter ausschau halten. Ich bin davon überzeugt, dass wir heute noch einen Panda sehen werden“, sagte Matthew optimistisch. Ob Saiyana auch so dachte, wusste er zwar nicht, aber man konnte ja wohl ein wenig positive Gedanken verstreuen, das tat jedem mal gut.
Matts Einwand klang logisch und Saiyana nickte leicht. Ja das macht wohl Sinn. Wenn mehrere sich damit befassen, ist die Chance bestimmt höher, dass sie eine Möglichkeit finden. Sie lächelte Matt an. Sie wusste nicht genau warum, aber er schaffte es immer wieder sie ein wenig aufzumuntern. Eigentlich war sie fest davon überzeugt, dass sie diesen Fluch niemals loswerden würde, doch so langsam keimte doch eine kleine Hoffnung auf, dass sie bald Matt vielleicht, wenn auch nur für eine kurze Zeitspanne, berühren könnte. Das war wenigstens etwas, worauf es sich zu hoffen lohnte. Allerdings kam ihr dann wieder ein Gedanke, der ihre Freude wieder ein wenig trübte. Hoffentlich haben sie überhaupt Zeit sich damit ein wenig zu beschäftigen. Merkte sie an. Es waren immer hin alles noch Vollbeschäftigte Lehrer, Erzieher oder Ärzte. Sie hatten einen Vollzeit Job und es gab sicherlich noch viel mehr Schüler, die in einigen Dingen Hilfe bräuchten, sodass sie sich nicht alle auf Sais Problem konzentrieren könnten, was natürlich auch unfair wäre. So oder so vertraute sie den Erwachsenen auf diese Insel und selbst wenn es lange dauern würde, es wäre dennoch besser, als wenn alles einfach so hoffnungslos bleiben würde.
Es war gut, dass Matt und Sai diese peinliche Situation so schnell hinter sich bringen konnten. Einerseits war sie irgendwie froh darüber, dass es passiert ist, denn so konnte sie Matt etwas näher sein, doch die Art wie es passiert war, war doch ein wenig unglücklich gewesen. Hätten sie beide die Situation nicht so schnell gekippt, wäre Saiyana wohl vor Peinlichkeit einfach in den Boden versunken und der ganze Abend wäre im Eimer gewesen. So konnten sie sich wieder normal unterhalten, auch wenn der Gedanke an den Sturz Sai noch etwas erröten ließ.
Das Matt sogar anbot ihr jetzt gleich seine Fähigkeit zu zeigen, erstaunte Sai, doch genauso sehr freute sie es. Sie spürte diese angenehme kühle Brise auf ihrer Haut und in ihren Haaren, sodass sie kurz die Augen schloss um es besser zu genießen. Es war wirklich schön, so von dem Wind umgarnt zu werden. Auch sein Pfeifen klang so angenehm, dass es einfach perfekt zu dem Wind passte. Es ist wirklich eine wunderschöne Fähigkeit. Gab Saiyana zu und lächelte Matt fröhlich an. Nachdem sie ihn einen Augenblick länger anschaute, wandte sie den Kopf mit verlegenem Blick zur Seite. Ich finde, du kannst das wirklich echt gut kontrollieren. Sagte sie weiterhin und sah dann nachdenklich zu Boden, als Matt sie fragte, ob sie noch andere Fähigkeiten hatte. Hm, ich weiß nicht so ganz genau ob es wirklich so ist und wie ich es kontrollieren kann, aber manchmal hab ich das Gefühl, dass ich kleine Kratzer oder so heilen könnte. Vielleicht bilde ich mir das aber auch einfach nur ein. Sagte sie etwas verunsichert. Sie hatte noch nie jemanden wirklich aktiv geheilt, doch durch die Meditation, die sie mit Matt geübt hatte, hatte sie das Gefühl, dass diese Kräfte dadurch kontrollierte und ein wenig stärker geworden sind.
Dass der vermeintliche Panda doch nur eine Spiegelung war, enttäuschte Matt doch etwas, sodass Sai sich schon ein wenig schlecht gefühlt hatte, dass sie es überhaupt gesagt hatte. Naja Panda waren halt selten und durch ihren Krach, flüchteten die meisten bestimmt schon, bevor sie überhaupt in Sichtweite waren. Sai lächelte Matt an. Ach, auch ohne Pandasichtung fand ich es hier mit dir wirklich schön. Kurz nachdem sie das gesagt hatte, wurde sie wieder knallrot und sie wendete den Blick wieder verlegen zu Boden. Irgendwie rutschten ihr bei Matt immer so komische Dinge raus.
Matthew
Matthew Mason
98 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 204 Aktuelles Outfit: Knielange Bluejeans, schwarzes T-Shirt und dunkle Sneakers
Die Idee von Matthew zur Schwarmtheorie fand bei der Weißhaarigen Anklang. Dies freute den Rothaarigen sehr, denn er alleine dachte ja auch nicht, dass dies nicht verkehrt sein könnte, sondern sie auch. Die Frage, ob die Ärzte überhaupt Zeit finden würden, konnte der Engländer leider auch nicht beantworten. Trotzdem blieb ihm die Motivation weiterhin aufrecht. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Auch wenn die Ärzte nicht sofort Zeit haben, können wir es ihnen trotzdem sagen. Sie werden uns dann helfen, wenn sie Zeit haben“, sagte der Rothaarige motiviert. Er wusste, dass es eine Lösung geben würde. Wie diese aussah, wusste er zwar noch nicht, aber er war total motiviert und dachte positiv über die ganze Sache. Wenn einem Steine in den Weg gelegt werden, dann musste man sie eben aus dem Weg räumen und wenn man Hilfe brauchte, dann musste man sich eben Hilfe suchen. Genau so machten es die beiden jetzt gerade. Oder besser gesagt sie hatten es vor.
Als Matthew seine Fähigkeit präsentierte, beobachtete er Sai ganz genau. Es schien ihr zu gefallen. Sie schloss sogar die Augen, um es noch mehr genießen zu können. Es freute Matt, dass es ihr so gut gefallen hatte. „Vielen Dank“, sagte er ein wenig verlegen. Immerhin hörte man dies nicht immer und es war ja nicht so eine besondere Fähigkeit, die er da hatte. Es gab hier auf der Insel eindeutig andere Talente, die viel interessanter und besser waren als seine. Trotzdem freute es ihn, dass diese Fähigkeit Saiyana gefiel. Nachdem der Rothaarige nach Sais Talente gefragt hatte, schien sie sich unsicher zu sein. Es klang so, als ob sie sich diese eventuell sogar einbilden würde. Matthew dachte an seine Anfänge mit seiner Fähigkeit zurück. Auch er hatte am Anfang nicht das Gefühl, dass er solch ein Talent hatte. Doch irgendwann merkte er es immer mehr, auch deshalb, weil sich die Fähigkeit verstärkte. „Hm… vielleicht ist das ein Talent von dir, das erst am Anfang ist? Vielleicht weißt du ja noch nicht was so alles in dir steckt?“, antwortete er der Weißhaarigen und lächelte sie freundlich an. Sie wäre sicherlich nicht die erste Person, die zuerst davon ausging, dass sie sich das nur eingebildet hatte.
Zu gerne hätte Matt einen Panda gesehen. Immerhin hatte er es Sai ja auch versprochen. Da war die Enttäuschung wohl wirklich in sein Gesicht geschrieben. Aber war ja auch nicht so tragisch. Vielleicht könnten sie sonst einen Panda ein anderes Mal entdecken? Oder vielleicht auch jetzt noch? „Ja, aber ein Panda wär schon ein tolles Highlight jetzt für den Tag gewesen“, sagte er und war immer noch ein wenig enttäuscht. „Aber dafür durfte ich den Tag mit dir genießen, das war richtig schön“, antwortete er ihr noch und lächelte sie freundlich an. Ob sie nun langsam wieder zurückgehen sollten? Die Sonne wirkte auch langsam so, als ob sie am Untergehen war. Aber diese Entscheidung wollte der Engländer Saiyana überlassen.
Matt hatte damit absolut recht. Wenn die Ärzte jetzt noch nicht Zeit haben, dann werden sie auf jeden Fall sich damit beschäftigen, wenn sie dann Zeit haben. So oder so wäre es absolut nicht verkehrt, wenn sie auf jeden Fall noch einige Leute um Hilfe bitten würden. Eine Lösung zu finden würde ziemlich schwer werden, aber vielleicht hatten sie ja wirklich Glück und würden jemanden auf dieser Insel finden. Ja du hast Recht, wir sollten Sie dennoch um Hilfe bitten. Sie grinste Matt an und hoffte wirklich, dass irgendjemand ihnen helfen könnte.
Es war wirklich zu süß, wie Matt etwas verlegen wurde, als Saiyana ihm sagte, dass sie seine Fähigkeiten mochte und ihn auch noch lobte, dass er sie so gut kontrollieren konnte. Ich sag nur die Wahrheit. Sagte sie grinsend und schaute dann doch auch ein wenig verlegen zu Boden und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Irgendwie lockte es Saiyana ein wenig aus der Reserve, wenn Matt etwas schüchtern wurde. Zumindest für eine kleine Zeit. Als es dann wieder um ihre eigenen Fähigkeiten ging, wurde sie etwas nachdenklich. Am Anfang dachte sie wirklich, dass es nur Einbildung war, doch Matt konnte auch recht haben und sie war erst im Anfangsstadium. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Gab sie zu und sah dann Matt an. Deswegen wollte ich weiter meditieren, ich hatte das Gefühl, das hat mir sehr geholfen. Sie lächelte Matt an.
Sie konnte verstehen, warum Matt unbedingt einen Panda sehen wollte, die Tiere waren wirklich echt süß, aber leider auch selten. Sie wollte nicht so dringend einen Panda sehen, ihr war es eher wichtiger, dass sie etwas mit Matt unternehmen konnte und heute war wieder ein gelungener Tag gewesen, denn sie hatten endlich mal mehr von sich kennen gelernt, doch die Zeit schritt leider immer mehr und mehr vor ran. Langsam musste Sai gähnen und sie sah verlegen zu Boden. Ja geht mir genauso, es war wirklich ein super Tag. Sie lächelte leicht und sah dann in Richtung Wohnheim. Aber es ist schon wirklich spät, ich will fit sein für den Unterricht morgen. sagte sie und sah dann zu Matt. Hoffentlich würde Matt das so ähnlich sehen. Lass uns zurück gehen. sagte sie und ging langsam in Richtung Wohnheim, in der Hoffnung, dass Matt auch schon ein wenig müde war.
-> Zimmer von Sai
Matthew
Matthew Mason
98 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 204 Aktuelles Outfit: Knielange Bluejeans, schwarzes T-Shirt und dunkle Sneakers
Die Verlegenheit stand dem Rothaarigen immer noch ein wenig ins Gesicht geschrieben. Er war es nicht gewöhnt, dass er solche Komplimente bekam und dann noch von Saiyana, in die er verliebt war. Besser konnte der Tag doch gar nicht mehr laufen, oder? Jedenfalls jetzt machte es doch den Anschein. Die Heilkräfte, die Sai eventuell hatte, schienen sie unsicher gemacht zu haben. Aber gut, Matt verstand dies, denn es war am Anfang doch immer etwas seltsam, wenn man eine neue Fähigkeit entdeckte und diese auch gar nicht kontrollieren konnte. Doch so wie es aussah, hatte die Weißhaarige doch einen guten Plan, den sie weiter verfolgen wollte. „Ich drück dir die Daumen. Ich glaub daran, dass du das mit der Fähigkeit hinbekommst“, sagte er und lächelte das Mädchen freundlich an. Der Rothaarige hätte ja seine Hilfe angeboten, aber als er wieder an das Meditieren dachte, standen ihm alle Haare zu Berge. Diese Zeitreise, die er dort gemacht hatte, hatte ihn sehr viel Kraft gekostet. Sowas wollte er nicht nochmals machen müssen. Vielleicht würde es Saiyana ohne eine nähere Erklärung ja verstehen, ansonsten müsste er es ihr vielleicht einmal erzählen. Aber jetzt hatte er keine Lust darauf. Immerhin hatte er zuvor auch schon von seinem Bruder gesprochen und er wollte nicht noch mehr alte Wunden bei ihm selbst jetzt auf einmal aufreißen.
Dass es spät geworden war, hatte der Engländer wirklich nicht mitbekommen. Vielleicht lag es an Saiyana, dass er jegliches Zeitgefühl vergaß. Oder vielleicht war es wegen dem Licht im Bambuswald. Immerhin sah es hier anders aus, als auf einer Wiese. Aber egal, Saiyana hatte natürlich recht. Es war recht spät jetzt mit der Zeit geworden. Sie schien auch irgendwie müde zu werden. Dies machte den Rothaarigen natürlich auch müde und er fing an zu gähnen. „Ja, ich glaub es ist echt besser, wenn wir zurück gehen“, sagte er zu ihr und brachte die Weißhaarige noch bis vor ihr Zimmer, ehe er sich in sein Zimmer begab.
Den pelzigen Kopf über sein Spiegelbild im Fluss haltend, gab es für Mathéo nur eine einzige Frage: Was zur Hölle war mit dieser Welt los? Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie er sich mit Julia auf den Ball am gestrigen Abend vorbereitete und dann aus heiterem Himmel von einer kleinen Schatulle dazu verflucht wurde, sein Leben als rote Katze zu fristen. Julia war von Anfang an nicht begeistert; Mathéo konnte sie verstehen. Doch mit der Zeit und den auftauchenden spitzbübischen Gedanken hatte der Tristam zunehmenden Gefallen an dem Körperwandel gefunden. Im Hinterkopf hatte er sich jedoch stets einredet, dass es nur ein temporärer Zustand war, den es auszunutzen galt. Zumindest jetzt, wo er tief in seine Katzenaugen schaute, redete er es sich ein. Nachdem Mathéo auf dem Ball versucht hatte, sich auf seine eigene Art und Weise zu amüsieren, hatte ihn Julia schließlich wieder eingefangen und kurzerhand in die Obhut von dem alten Sack Bernardo übergeben. Mathéos erster Gedanke war damals, den nächsten Tag nicht mehr lebendig zu erleben. Zu seiner Überraschung aber hatte der Lehrer den Schüler sehr vorbildlich umsorgt. Mathéo hatte ein eigenes Körbchen bekommen mit einem unheimlich weichen und bequemen Kissen. Stets stand ein Schälchen mit Milch parat und zum Essen gab es sogar eine hervorragende Forelle mit wunderkrustiger Schuppenhaut. Eigentlich ein wahrer Katzenhimmel, wenn Mathéo daran zurückdachte. Doch irgendwie hatte ihn in der Nacht der Alptraum heimgesucht, auf den Pfaden von Hänsel und Gretel zu schreiten. Was, wenn Bernardo dies nur tat, um sich einen dämonischen Katzenhappen vorzubereiten? Der Mann hatte mehr Dämonenblut an den Händen als eine Jahrtausende alte Dämonenhebamme. Warum also sollte er die Chance verstreichen lassen, einen jungen Tristam auszuradieren? Julia hatte er sicher nur belogen, als er meinte, er würde sich um den Fluch kümmern. Außer Mathéo zu mästen, hatte er immerhin nichts vollbracht. Nur so ein nerviges Glöckchen hing nun um seinen Hals. »Meh«, meckerte Mathéo in katzenartiger Sprache. Während er die Glocke seines Spiegelbildes anfauchte, versuchte er sie mit der flauschigen Pfote abzubekommen. Die Krallen ausfahren wollte er nicht, da er zu besorgt darum war, sich mit seinen Waffen das Fell zu zerzausen oder gar Narben zu hinterlassen. Die Glocke saß ja nicht mal eng, doch sie war nervig. Ihr leises Klingeln verfolgte ihn auf Schritt und Tritt. Sprang er über Wurzeln, bimmelte sie. Rutschte er einen Abhang hinab, bimmelte sie. Hing er sich an die Türklinke von Bernardos Haus, um die Tür zu öffnen und in den dichten Bambuswald zu flüchten, bimmelte sie. Zum Glück war der alte Mann anscheinend schwerhörig, denn so oft sich Mathéo auf seiner Flucht auch umgedreht hatte, nich ein einziges Mal hatte er den großgewachsenen Lehrer erspähen können. Zugegeben: Der Tristam war auch wie ein geölter roter Blitz durch das Dickicht geschnellt. Wie in seinem Element und als ob er nie etwas anderes war als ein pelziger, kleiner Jäger, hatte er sich um, über und unter allen nur erdenklichen Hinternissen mit unvergleichlicher Eleganz gewunden. Im Höchsttempo hatte er die Distanz zu seinem Henker vergrößert, bis … ja, bis er bemerkte, wie sinnfrei es war, ziellos durch den Wald zu sprinten. Nicht dass er sich in menschlicher Form ausgesprochen gut im Wald auskannte. Vom Blickpunkt einer Katze sah die Welt nochmal ganz anders aus. Eine Orientierung war ihm auf diese Weise quasi unmöglich.
Es plätscherte.
Mathéos Kopf schreckte sofort auf. Sein schlanker Körper duckte sich auf den Boden. Die kleinen Pfötchen waren angespannt, um ihn jeden Moment für einen Angriff nach vorne zu katapultieren. Die animalischen Instinkte hatten Besitz von ihm ergriffen, während er muckskätzchenstill über die Wasseroberfläche spähte. Am gegenüberliegenden Ufer hatte ein fetter Fisch nach einem auf der Oberfläche treibenden Insekt geschnappt. Mit einem Happ hatte es seine Beute geschluckt und war zurück aufs Flussbett gesunken. Doch an dieser Stelle war der Fluss so flach, dass Mathéo den Fisch nicht nur wunderbar sehen konnte, sondern sich auch sofort beste Chancen ausmalte, ihn zu fangen. Mehrere große Felsen reihten sich mit etwas Abstand zwischen den Uferseiten. Mathéo suchte sich die passendsten aus und sprang mit viel Kraft und Schwung von einem zum nächsten. Immer wieder balancierte sein Schwanz unbewusst das Gleichgewicht aus. Die Pfoten, so weich und süß sie auch aussahen, packten den Untergrund immer an der richtigen Stelle. Nicht ein Mal kam er ins Schwanken. Nicht ein Mal drohte er, abzurutschen. Diese ganzen lustigen Katzenvideos im Internet sind doch frei erfunden. Keine Ahnung, was für beschränkte Katzen da ständig gefilmt werden. Ist doch gar nicht so schwer …
Platsch!
Es war der vorletzte Stein, der über und über mit einer feuchtgrünen Schicht bedeckt war und Mathéo direkt den Halt unter den Pfoten nahm. Der Tristam bekam gar nicht schnell genug mit, was geschah, da lag er schon im kühlen Nass. Eine angenehme Temperaturabwechslung, keine Frage; doch das änderte nichts daran, dass sich sofort eine enorme Abscheu im Körper des Katzen-Tristams breitmachte. Seine Muskeln liefen ruckartig auf Höchstleistung. Wild strampelte er in dem seichten Wasser zum nächstbesten Felsen, warf sich verzweifelt auf das blanke Gestein. Wie Mufasa kurz vor seinem Tod, krallte auch Mathéo sich um Hilfe flehend an das felsige Massiv. Unter ihm der reißende Strom des bewegungstoten Flusses. Doch statt wie Mufasa in diesem zu ertrinken, konnte sich Mathéo erfolgreich ans sichere Land ziehen. Nicht zuletzt lag es daran, dass ihm kein verhasster Bruder die Klauen in die Pranken trieb und dann Leb wohl wünschte, während er ihn zurück in den Strom warf. Puh, das war genug Aufregung für den Tag, dachte sich Mathéo.
Er war heilfroh, als er endlich das Ufer erreichte. Der Fisch war natürlich auf und davon. Zuerst hatte er seinen vermeidlichen Todfeind ausgelacht und hatte sich dann mit ein paar Kräften Flossenschlägen davongemacht. Mathéo hatte es aber auch nicht anders verdient: Zuerst großkotzig wie eine junge Antilope von Stein zu Stein gesprungen und dann von der nassen Realität auf den Boden der Tatsachen - oder des Flussbettes - zurückgeholt. Zum Glück war der Fisch von Bernardo fett genug gewesen, um Mathéo immer noch mit Energie zu versorgen. So ein kleiner Katzenkörper ging fiel besser mit der gespeicherten Energie um, fand er.
Mathéo hatte keine Ahnung, wie spät es eigentlich war. Hier am Flussverlauf konnte er den Himmel zumindest sehen. Die Wolken wurden nicht deshalb dunkler, weil sich ein Sturm ankündigte. Es lag daran, dass der Tag sich seinem Ende neigte. Nicht mehr lange und er würde durch die finstere Nacht schleichen müssen. Ob es hier eigentlich Raubtiere gibt?, schoss es ihm plötzlich durch den Sinn. Auf seinen Spaziergängen hatte er nie etwas gefährlich getroffen. Allerdings gab es immerhin Werwölfe auf Isola. Musste es dann nicht auch normale Wölfe geben? Sozusagen ihre Untergebenen. Wenn einer von denen den Katzen-Tristam fand, würde er ihn sicher als kleine Zwischenmahlzeit betrachten und auf der Stelle Jagd auf ihn machen. Mathéo hatte keinerlei Ahnung, ob er einem Wolf entwischen konnte. Mit viel Glück könnte er sich in einem leeren Dachsbau oder so verstecken; insofern der Wolf ein fauler Gräber war. Allerdings sagte ihm sein Miaugefühl, dass er sich besser nicht darauf verlassen sollte. Der rote Kater seufzte. Die Welt eines Kleintiers hatte wirklich ihre gefährlichen Seiten. Da erkannte man erst, wie schön es war, normalerweise am oberen Ende der Nahrungskette zu stehen. Welches Glück Haustiere doch hatten, von Menschen aufgenommen zu werden. Andernfalls wären sie der rauen Natur ausgeliefert. Der tägliche Kampf ums Überleben forderte von den Starken, sich zu beweisen und verurteilte die Schwachen dazu, unterzugehen. Wieder seufzte er.
Ein Rascheln ließ den Tristam aufhorchen. Instinktiv stellten sich seine Ohrmuscheln auf und scannten die Umgebung nach der Quelle des Geräuschs ab. Unweit seiner Position wackelten einige Blätter eines dicken Busches. Vereinzelt hingen noch einige rote, perlenartige Beeren daran. Eine von ihnen verschwand plötzlich im mit spitzen Zähnen bestückten Maul eines großgeratenen Dachses. Er sah ganz anders aus als jene, die Mathéo aus Europa kannte. Dieser hier hatte ein hellbraunes Fell, nur die Beine waren deutlich dunkler. Das Gesicht sah jedoch typisch aus. Muss wohl die asiatische oder japanische Dachsart sein. Wusste gar nicht, dass die sich so sehr unterscheiden. Von seiner Neugier getrieben und mit dem naiven Glauben ausgestattet, dass sich alle Kleintiere miteinander verstanden, näherte sich Mathéo dem Fremdling. Dieser musterte den für ihn unbekannten Waldbewohner. Sicher war das hier sein Revier, wo er jeden Stein, jeden Baum und jedes andere Tier kannte. Als die beiden nur noch einen Meter voneinander entfernt waren, begann der Dachs plötzlich an zu knurren, zeigte sogar seine Zähne. Ein paar kleinere Dachse tauchten neben dem größeren Tier auf. War dann wohl eine Mutter. Eine Mutter, die vermutlich glaubt, dass ich eine Gefahr für seine Kinder darstelle. Mathéo legte das friedlichste und freundlichste Katzenlächeln auf, das er kannte; doch es half nichts. Der Dachs, der sich als Mutter mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt herausstellte, ging bellend auf Mathéo zu, rannte auf einmal sogar angriffslustig los. Sofort sprang der rote Kater zurück und sah zu, dass er davon kam. Hinein in den nächstbesten Strauch und dann so weit, wie ihn seine Katzenpfoten tragen konnten. Mathéo hoffte einfach mal, dass Dachse nicht die geborenen Sprinter waren. Was anderes blieb ihm aber auch nicht übrig, denn er hatte keine Lust, mit seinen kleinen Kraulkrallen gegen diese abartig langen Schaufelklauen seiner Kontrahentin anzutreten.
tbc: hinfort und in Sicherheit!
Julia
Julia Bardera
63 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Violettes Sommerkleid mit einem weißen Zusatz in der Mitte und schwarzen Sandalen (Siehe Signatur)
Wenn er wüsste, wie viel innere Freude es der Dämonin bereitete, ihn mit seiner übergroßen Kleidung aufzuziehen. Allein der Moment, wo sie ihm sein leicht süffisantes Grinsen aus dem Gesicht zauberte, war es schon wert gewesen. Da spielte es auch keine Rolle, ob er das nur aus Gründen eines gleich folgenden Schauspiels machte. Der innere Dämon in Julia freute sich und damit auch sie selbst. Es war ja auch keine wirkliche Beleidigung. Eigentlich war es ein simpler Fakt, dass seine Hemden aufgrund seiner männlichen Körperform einfach breitere Schultern besaßen. Klar, ihm fehlte dafür vorne an der Brust ein wenig extra Gewicht, aber das machte den Stoff untenrum nicht automatisch weiter. Sie hätte also obenrum massig Platz, während ihre Busen unten drunter nach Luft ringen würden. Keine gute Voraussetzung für ein angenehmes Kleidungsstück. Es sah ja nicht einmal gut aus, wenn ihre Oberweite vor lauter Platzmangel oben aus den – sehr wahrscheinlich offenen Knöpfen – heraus ploppte. Nein, der Vorstellung wollte sie sich lieber nicht weiter hingeben. Glücklicherweise hatte ihr rothaariger Mitbewohner auch schon mit seinem kleinen Theaterstück angefangen. „Ja, genau das soll es heißen.“, konterte sie mit einer ebenso geschauspielerten Stimme, die sie eindeutig im Recht wiegen würde. Was der Hobby-Diva allem Anschein nach sauer aufstieß. Da sie … eh … da er schon kurz darauf – mit der Nase an der Decke entlangschleifend – aus der Küche hinausmarschierte. „Oh, ja, ich werde natürlich darüber reflektieren.“, versicherte sie sarkastisch angehaucht und ließ danach ein leicht melodisches Lachen verlauten. „Was kommt als Nächstes, eine Klassenkonferenz?“, und sie erwartete eigentlich keine wirkliche Antwort darauf. Vielmehr war damit zu rechnen, dass Mathéo ihr vor der Haustüre eine Retourkutsche geben würde. Aber – und hier kam ihr Joker ins Spiel – sie hatte das Essen. Ja, richtig! Julia war bereit als letzte Verteidigung auf das Essen zurückzugreifen. Doch eines nach dem Anderen. Sie besann sich als erstmal darauf, alles in einen passenden Korb zu packen, damit sie den energiegeladenen Hobby-Angler nicht länger als nötig auf sie warten musste. Auch eine Flasche Wein fand so ihren Weg zum Essen. Als ob Julia an einem Tag wie diesem darauf verzichten würde. Wasser durfte in ihrer Vorbereitung allerdings auch nicht fehlen. Drei Flaschen passten noch locker in ihren großen Korb hinein, also wurde der Platz genutzt. Schnell noch Besteck und Teller oben drauf, dann war alles bereit. Stylisch sah das zwar nicht aus, aber darum ging es ja auch nicht. So trat Julia, wenn auch deutlich später als Mathéo aus der Haustüre heraus, wo ihr heutiger Angel-Profi bereits auf sie wartete. Selbstbewusst wie sie nun einmal war, posierte sie mit ihrer rechten Hand an der Hüfte angelehnt, während sie in der anderen ihren Korb für den heutigen Nachmittag hielt. „Ich hoffe, ich habe dich nicht zu lange warten lassen.“, packte sie den Kommentar schlechthin aus, während sie langsam zu ihm hinabstieg und letzten Endes neben ihm zum stillstand kam. Das Auto würde heute in der Garage bleiben, so viel stand fest. Stattdessen reihte sie sich neben ihrem Führer ein und folgte dem rothaarigen Dämon auf Schritt und Tritt. Ungewohnt gut gelaunt in die Umgebung schauend, während sie ihren Weg zum besagten Angelplatz antraten.
„Wann ist eigentlich der Punkt erreicht, an dem diese neue Kleidung angebracht wäre?“, brachte Julia die Frage des Tages hervor, während ihr Pfad langsam die Waldgrenze erreichte. „Und wo genau willst du eigentlich Angeln?“. Auch eine Frage, die sie ihm vorher gar nicht gestellt hatte. Stattdessen war sie ihm wirklich einfach blind gefolgt, ohne auch nur einen Moment daran zu denken! Am Ende fanden sie nicht mal einen Teich und sie war den ganzen Weg mit dem Korb umsonst gelaufen. Dabei war ihr innerhalb der Stadt trotzdem aufgefallen, wie argwöhnisch manche Blicke ihrem Antlitz gefolgt waren. Sie im lila Kleid sah man eben nicht oft … oder bis jetzt noch gar nicht. Hoffentlich wurde das jetzt nicht zum Stadtgespräch. Darauf – das wusste die Blondine jetzt schon – konnte sie eindeutig verzichten. „Bitte sag mir, dass du weißt, wo du hingehst.“, versuchte sie ihrer vorher offenkundig präsentierten Unsicherheit noch einmal zusätzlich Ausdruck zu verleihen, während sie ihre blauen Augen auf dem Gesicht des Dämons fixiert hielt. Ob man sich an der Stelle auch gut hinsetzen konnte? Am Ende konnte man da vielleicht nicht mal wirklich zusammen sitzen und etwas essen …
Wenn Mathéo ganz ehrlich war, hatte er tatsächlich erwartet, dass sie mit dem Wagen zumindest zum Waldrand fahren würden. Doch nachdem Julia keinerlei Anstanden machte, auf die Garage zuzusteuern und kurzerhand auf den Fußweg vor dem Haus auswich, war klar, dass den beiden ein längerer Spaziergang bevorstand. Wirklich enttäuscht war Mathéo davon nicht, es überraschte ihn lediglich. Ein Blick an ihren langen Beinen hinab ließ ihn munkeln, ob ihre Sandalen-Wahl Kalkül oder Naivität war. Zum einen empfahl es sich nicht, mit solchen ein Auto zu bedienen; zum anderen sollte man lange Märsche damit auch vermeiden, dachte sich der Tristam. Soweit er Julia kannte, tendierte er zu dem Kalkül. Selten hatte sich die Frau in ungeahnte Gefahr manövriert.
Unterwegs hatte sich die imaginäre Spannung zwischen Frau und Mann mit jedem Schritt mehr und mehr gelegt. Mathéo hatte die Rolle der empörten Diva abgelegt und auch Julia schien nicht mehr an ihren Ausführungen festhalten zu wollen. Am Ende kam tauchte der Bambuswald fast schon überrascht vor ihnen auf. Die Zeit war schnell an ihnen vorbeigezogen. Rückblickend hätte es Mathéo ihnen auch einfach machen und per Wurmloch in den Wald reisen können. Kurz bevor sie zwischen dem Bambus verschwanden, leitete Julia ihr Mittagskapitel mit einigen signifikanten und dezent besorgt klingenden Fragen ein. Mathéo musste etwas dabei schmunzeln und verspürte wieder den Drang nach einer Dramatisierung oder gar Irreführung. »Also spätestens bevor du anfängst, dich wie eine Anglerin zu verhalten, solltest du auch aussehen wie eine«, antwortete er in herausforderndem Ton. »Ich kenne einen großen Teich im Wald, der mit dem Fluss verbunden ist. Da tummeln sich einige Fische, die wir uns schnappen können. Ansonsten können wir auch den Fluss entlang. Ich würde sagen, wir schlagen unser Lager am Teich auf. Da kannst du dich auch umziehen.« Er schaute sie plötzlich misstrauisch mit hochgezogener Braue an. »Also ja, ich weiß, wohin ich gehe.« Schrecklich, dass sie ihm sofort mit Zweifel entgegentrat. Wann hatte er sie denn schon mal ins Nimmerland geführt statt in den nächsten Supermarkt? Vielleicht sprach aber auch ihr eigenes Unvermögen aus ihr heraus. Menschen neigten zumindest oft, ihre eigenen Unzulänglichkeiten auf andere zu übertragen. Gerade Dämonen, die sich oft durch ein erhöhtes Maß an Egozentrik auszeichneten, sollten ebenfalls anfällig für so ein unterbewusstes Handeln sein. Die Chance, Julias Sorge am Schopf zu packen und mitten im Wald so zu tun, als hätten sie sich hilflos verlaufen, wollte Mathéo im Übrigen nicht packen. Es würde nur von ihrer Angelzeit abgehen. Außerdem empfand er wenig Lust auf diesen kindlichen Streich.
»Hast du eigentlich schon Erfahrung?«, sprach Mathéo etwas abwesend, während sie den Pfad durch den Wald entlanggingen. Sein Blick wechselte von Bambusstrang zu Bambusstrang und hatte seine Worte irgendwohin dazwischen geworfen. Erst nachdem er gesprochen hatte, warf er einen kurzen Blick hinüber zu Julia, um sicherzugehen, dass sie ihn auch gehört hatte. »Könnte lustig werden.« Er grinste schief.