Die Aufenthaltsräume des Ryokan sind einerseits der Ort, an dem Frühstück und Abendessen eingenommen werden kann, gleichzeitig dienen sie jedoch auch als eine Art Wohn- oder Gemeinschaftszimmer der Gäste.
Wie viele Teile der Unterkunft sind auch die Aufenthaltsräume sehr traditionell gehalten. Natürlich verfügen auch sie über gewisse Vorteile des modernen Lebens, aber im Grunde genommen kommt man der ursprünglichen Lebensweise hier sehr nahe. Was natürlich nicht bedeutet, dass die Tische nicht verschoben werden können und man nun zwingend nur Fünfergruppen an einem Tisch haben darf. Einzig und allein das leicht kritische Auge des Personals lässt hier durchblicken, dass es nicht ganz so gerne gesehen ist.
Wenn man genau hinschaut, kann man sogar in einer der Räumlichkeiten in Deckennähe einen Projektor/Beamer erkennen, der in Richtung einer herunterfahrbaren Wand platziert ist. Sollte es also mal eine spontane Planänderung geben und etwas ausfallen, wäre ein gemeinsamer Filmabend eine Überlegung wert. Vorausgesetzt, der Strom spielt mit. Im Notfall kann man sich auch die Zeit mit Kartenspielen vertreiben. Eine kleine Spielesammlung kann man sich nämlich in einem Regal in der Nähe besorgen; was da wohl alles drin ist?
Mit Sicherheit konnte man den Engel in der raschelnden Skikleidung schon von Weitem vernehmen, als er von den Schlafsälen aus über die Treppen nach unten stieg. Der Boden war kalt, wenn man ihn nur mit Socken begegnete, wie es von ihnen verlangt wurde. Im Foyer verharrte der Nakamura und für einen kurzen Moment blitzte etwas in seinen Augen auf, als er den riesigen, geschmückten Weihnachtsbaum glitzern sah. Aufgrund der bereits sehr fortgeschrittenen Zeit und Caiwens Warten konnte er es sich aber nicht erlauben, hier noch länger Wurzeln zu schlagen, weshalb er seinen Weg gleich fortsetzte und … erstmal mit vollem Erfolg an den Aufenthaltsräumen vorbeischoss. Aus dem Augenwinkel erkannte der Nephilim jedoch zwei Gestalten, weshalb er sofort abstoppte und seinen Kopf nach hinten und durch die offene Schiebetür beugte. „Da bist du!“, begrüßte er Caiwen, die – so schien es zumindest – noch in aller Seelenruhe ihren Kakao schlürfte und sich bester Gesellschaft erfreute. „Heeeey.“, begrüßte der Kopf auch Tai und nun trat der Engel auch wieder einen Schritt zurück, sodass er sich seinen Kopf nicht noch weiter verdrehen musste. Im Gegensatz zu Caiwen schien Tai es auch noch nicht in die Skiklamotten geschafft zu haben. Bestimmt war er auch einfach überfordert damit. „Wollen wir los?“, fragte er die beiden, betrat dann ebenfalls die Aufenthaltsräume und schritt zu ihnen, wo er sich an Caiwens Tasse ranmachte, um sich zumindest ein bisschen Energie für den Vormittag zu holen. „Boah, bruuuh“, verzog er das Gesicht. „Was schmeißen diese Hokkaido-Menschen hier bitte in den Kakao?“, fragte er an die beiden gewandt, da er die Kekskrümel nicht richtig deuten konnte, trank Caiwens Kakao dann aber trotzdem leer.
Ob sie ihm seine schauspielerischen Künste abnahm? Wie er da mit dem Ball sprach und einen Hinterhalt gegen sie plante, und ziemlich offensichtlich laut dabei sprach. Er musste sich wirklich das Lachen verkneifen, als er so tat, als würde ihm der Ball zurückflüstern, er würde Cai gerne am Kopf treffen.
„Psscht… Beruhig Dich… Du musst nicht gleich so ausrasten… Sie versteht uns einfach nicht… Psscht…“
Nuschelte Tai seinem Ballfreund entgegen und strich ihm mit der Hand fast schon zu liebevoll über das Leder, das schon ziemlich mitgenommen war. Sie krabbelte etwas zurück und Tai sah sie vom Augenwinkel aus an, als sie anfing zu stottern. Als sie sich dann indirekt entschuldigte und sagte, sie habe es nicht so gemeint, konnte der Braunhaarige nicht anders, als laut anfangen zu lachen. Er stellte also den Ball neben sich ab und winkte mit der anderen freien, die den Ball nicht festhielt, ab.
„Keine Sorge, ich konnte ihn beruhigen…“
Er hielt das Schauspiel weiterhin aufrecht und beobachtete die Schwarzhaarige dabei, wie sie sich beruhigte. Aber es war tatsächlich so. Leichtathletik fand er etwas zu langweilig. Wenn sie wieder ihr Fest hatten, wo es darum ging, die anderen Klassen zu besiegen beim Weitlaufen, Weitsprung etc. da machte er gerne mit. Als sie sagte, er würde sich richtig gut anstellen, lächelte er etwas schief.
„Danke. Aber solltet ihr mal für einen Wettbewerb wen brauchen und jemand fällt aus, kannst Du gerne auf mich zukommen.“
Er war schon bekannt für seine Hilfsbereitschaft und wollte die Schwarzhaarige jetzt nicht vollends abblocken und bot ihr zumindest das an. Tai blickte sie zuversichtlich an, als er ihr von der heißen Milch mit Honig erzählte. Auch das kannte sie nicht? Gab es in Kanada solche Sachen nicht?... Für einen kurzen Moment stellte er sich das Land voller Neandertaler vor. Hah. Da würde Levi auch gut reinpassen. Doch Cai zog ihn wieder aus seiner Gedankenwelt und er beobachtete sie dabei, wie sie den Kakao schlürfte.
„Ist vielleicht auch besser so. Wenn wir tauschen würden, müsstest Du neben Levi schreiben… Und glaub mir, das ist keine leichte Herausforderung… Dieser Typ hat sogar Hummeln im Hintern, während er schläft.“
Der Braunhaarige bekam direkt eine Dropblase, denn er dachte an letzte Nach, wie Levi ihm einfach das Knie in den Bauch gerammt hatte, weil er meinen musste komische Zuckungen zu haben. Und jedes Mal, wenn Tai wegrutschte, hatte er das Gefühl er rutschte hinterher.
„Ah… Ich habe auch Skifahren. Ich kann es kaum erwarten bis es lo-..“
Er hörte, wie jemand an dem Aufenthaltsraum vorbeischoss und langsam drehte sich Tai im Schneiderseits seitlich in Richtung der Tür. Als hätte er es geahnt, war es Levi der da so vorbeigeflitzt war. Wahrscheinlich war ihm aufgefallen, dass er etwas verpennt hatte.
„Heeeey.“
Begrüßte er den Kopf zurück und so, wie er da durch die Tür lunste, sah das schon echt komisch aus. Er beobachtete ihn, wie er langsam auf Cai heranschritt, sich einfach ihren Kakao griff und ihn anfing zu trinken. Er wollte gerade was sagen, als Levi aber das Gesicht verzog und dann einfach Tais leckere Vorgehensweise den Kakao zu trinken, kritisierte. Sofort erhob sich der Braunhaarige und sah ihn murrend an.
„Das ist eine leckere Kombi!“
Den Ball ließ er auf dem Boden liegen, da er ihn sowieso hierlassen musste. Mit Ball und Skiern zu fahren, erweist sich sicher, als sehr schwierig. Er machte einen Bogen um Levi und reichte Cai seine Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Dabei drehte er den Kopf zu Levi, der den Rest vom Kakao runterschlürfte. Dabei musterte er seinen Freund langsam von oben bis unten, ehe er den Kopf etwas schief legte.
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Okay, ich glaube Tai ist ein wirklich grandioser Schauspieler. Zumindest erhoffte ich mir das und er hatte nicht die magische Fähigkeiten den Ball zu kontrollieren und ihn auf mich losgehen zu lassen. Doch wer gewann den Kampf - der Wolf oder ein Ball? Ich hob die linke Augenbraue, als der Braunhaarige meinte, er habe seinen runden Freund beruhigen können. Na, wenigstens etwas! Schlussendlich war er wenigstens dazu bereit bei einem Ausfall auszuhelfen. Mir entkam ein schiefes Schmunzeln. "Bei einem Staffellauf also? Nah, dann muss ich dein lahmes Tempo ausgleichen", neckte ich ihn und schnappte mir schützend den Kakao, ehe ich einen Schluck daraus nahm um nicht sogleich mich für diese freundschaftliche Beleidigung zu entschuldigen. Das hätte ansonsten durchaus passieren können. Als er Leviathan's Hintern erwähnte, kicherte ich und musste dadurch das Trinken unterbrechen. Ich schluckte noch, bevor mir der Kakao aus der Nase laufen konnte. "Hah, das musst du mir nicht erzählen", meinte ich hustend und legte die Tasse behutsam ab - nicht, dass ich sie noch ausschüttete. Ich wandte mich zu dem Jungen um. "Bei der Klassenfahrt hat er sich in mein Zelt eingenistet. Ich weiß, wovon du redest", lachte ich und zuckte dabei mit den Schultern. Gerade als Tai mir offenbarte, dass er sich ebenfalls für das Schifahren eingeschrieben hatte, zuckten meine Nasenflügel. "Levi?", entkam es mir abrupt unterbrechend und blickte zur offenen Tür, an der der Engel gerade vorbeirauschte. "Erm..." Mehr kommentierte ich seine Aktion nicht, wie er wieder zurückkam und seinen Kopf hereinstreckte. "Ich?", meinte ich mehrmals blinzelnd und tippte mit dem Zeigefinger auf meine Brust, als wäre es unverständlich, was der Schwarzhaarige von sich gegeben hatte. Doch es war klar, dass er nach mir suchte. Er hatte mir zuvor ja auch eine Nachricht geschrieben, auf die ich geantwortet hatte. Schlussendlich kam er auf uns zu und meinte sogleich, dass wir los sollten. Ich musterte den Jungen und konnte sogleich erkennen, dass er nicht derjenige war, der bereit zum Schifahren war. "Jetzt schon?", fragte ich nach und blickte zu Tai, welcher mir doch sicher zustimmen würde als ich meinte: "Ich möchte noch zuerst den Kakao leer trinken" Das nahm sich Leviathan wohl besonders zu Herzen, denn sogleich schnappte er sich meine Tasse und schlüpfte den restlichen Inhalt leer. Alsbald er checkte, dass da noch ein besonderer Geschmack editiert wurde, schmunzelte ich und fügte Tai's Erklärung noch etwas hinzu: "Spekulatius-Keks-Krümel sind das" Ich nahm die Tasse, die der Engel hingestellt hatte zu mir und blickte hinein. Laut seufzend stellte ich fest, dass er tatsächlich alles leer gesoffen hatte. "eeey...", entkam es mir leise und blickte enttäuscht hoch in die Augen des Nephilims. Ich blickte auf die Handyuhr, ehe ich sie wieder in die Schihose verräumte und stand im Anschluss auf. "Okay, gut. Wir sollten wirklich los. Fünf Minuten beim Haupteingang, okay?", meinte ich an die beiden männlichen Kollegen gewandt und blickte auffordernd abwechselnd von Tai zu Levi. "Und los!" Ich überließ das Aufräumen ganz sicher nicht dem Engel - das bekam er nicht hin. Deshalb nach ich meine und auch Tai's leere Tasse um sie wieder zurück zur Küche zu bringen, ehe ich mich in das Zimmer verzog um meine restlichen Sachen zu packen. Schon bald sausten wir mit zwei Brettern an den Füßen einen Schneehügel hinunter und hatten hoffentlich auch viel Spaß dabei. Mich freute es sehr mich körperlich zu verausgaben und vollgas geben zu können.
Gähnend betrat ich den Raum und sah mich einen Moment um. Offenbar wurde das Frühstücks-Buffett gerade gedeckt, also nahm ich mir einen Teller und belud ihn mir mit Kleinigkeiten, ehe ich ihn zu einem der Fenster trug und hinaus schaute. Sehr weit sehen konnte ich nicht, weil irre viel Schnee durch die Luft gewirbelt wurde. Ist das ein Schneesturm? Neugierig beobachtete ich die Schneeflocken in ihrem heiteren Getümmel, der aus einer anderen Perspektive ein bisschen aussah wie eine hektische und chaotische Jagd, in der jede Schneeflocke eine jede durch die Luft verfolgte. Nach einigen stillen Minuten, in denen ich das Schneetreiben studierte, trug ich meinen Teller zu einen der Tische heran, ehe ich die Schränke nach ein paar Spielkarten durchsuchte. Ich kannte zwar kein Spiel, das ich allein spielen konnte, aber als ich mit meiner Beute zurück an den Tisch ging, erinnerte ich mich an ein fragiles Konstrukt aus Karten, dass ich mal in einem Film gesehen hatte. Vielleicht schaffte ich es ja so einen Kartenturm zu bauen, bis einer meiner Freunde aufwachte und mir Gesellschaft leistete? Da mir nichts anderes einfiel, begann ich neben dem Frühstück mit ruhigen Händen nach und nach diese fragilen Dreiecke aus Karten zu legen und fragte mich, wie groß so ein Turm wohl werden konnte.
Liam wusste nicht recht, ob er sich wohl oder unwohl fühlen sollte. Noch nie zuvor hatte er einen … Ausflug … gemacht. Sein Leben war bisher ein reiner Ausflug gewesen, wenn man es so wollte. Doch von einem sogenannten Zuhause aus für einen überschaubaren Zeitraum zu verreisen und dann tatsächlich wieder zurückzukehren. Wieder: Noch nie - hatte Liam einen Ort verlassen und war danach wieder zu ihm zurückgekehrt. Zum Glück hatte er in den wenigen Stunden auf Isola keine Bindung - nicht mal eine kleine - aufgebaut, sodass es sich nicht anfühlte, als hätte er etwas wie sein heimisches Bett zurückgelassen. Apropos Bett … er hatte super geschlafen, wenn auch nicht lange. Mitten in der Nacht war er mit der Lehrerin angekommen, laut Wetterbericht gerade noch rechtzeitig vor dem Schneesturm. Dabei wehte es nur schwach vor der Tür. Vertraut wirkte die weiße Landschaft, erinnerte ihn an Island, an Sibirien. Man könnte meinen, er kenne nichts anderes als Schnee und Kälte, doch Sibirien besaß weitaus mehr Vielfalt, als der allgemeine Südländer sich zu denken schien. Auch Isola war wie die andere Seite der Medaille. Liam seufzte. Der kurze Jogg durch die windige Schneewelt hatte ihm gutgetan. Nach den langen Reisen auf die kleine Insel im Süden und dann direkt weiter nach Hokkaido waren seine Beine ein wenig eingerostet. Sie waren es halt nicht gewohnt, so viel herumzusitzen. Das Bad war schön. Das Becken war riesig. Noch nie zuvor hatte Liam so was gesehen. Es war sogar so beeindruckend, dass er sich nicht getraut hatte, einen Fuß hineinzusetzen. Außerdem - je kürzer er dort verweilte, desto weniger Leute traf er. Liam schaute sich um, während er durch den Gang streifte. Die Leute, die seinen Weg kreuzten, sahen alle normal aus, waren es wohl auch. Doch unter ihnen mischten sich seine künftigen Mitschüler. Diese waren alles andere als menschlich. Dämonen, Engel, Vampire, Werwölfe … und noch viel mehr. Verschiedenste Rassen warteten auf ihn. Wieder etwas gänzlich Neues. Außer … hatte er keinen anderen gekannt. »Hm.«
Die Lehrerin, mit welcher er angereist war, ihr Name war Lady van Dyck, hatte ihm knapp aufgetragen, nach einer Mütze Schlaf im Aufenthaltsraum dem Frühstück beizuwohnen. Am Besten sollte er dort schon andere Schüler treffen, sie kennen lernen, sich anfreunden. Liam hatte sie unglaubwürdig angeschaut und ihr am liebsten etwas an den Kopf geworfen, weil sie glaubte, er wäre der größte Socializer - oder so. Aber die Alte Schachtel wirkte wie eine giftige Hexe, die äußerlich lächelte und innerlich den magischen Dolch bereithielt, um ahnungslose Wargs zu erstechen. Also legte er sich besser nicht mit ihr an und nickte nur zustimmend. Wie sehr er sich am Ende mit den anderen anfreundete, lag an ihm. Vielleicht war noch gar keiner da. Vernünftige Jugendliche lagen um die Uhrzeit noch im Bett. Liam war da einfach unnormal. Er hatte den Schneesturm genießen wollen, der nun nur noch vor dem Fenster tobte und an seine Frisur nicht mehr herankam.
Im besagten Aufenthaltsraum war … niemand. Also fast niemand. Liam wollte schon erleichtert seufzen, als ihm der Gedanke im Halse stecken blieb. Nur schwer würgte er den Klumpen hinunter, denn fern am Fenster erhaschte er eine kleine Gestalt mit Essen und … Karten. Liam blinzelte verdutzt, kräuselte leicht die Stirn und ließ seinem Unglauben innerlich freien Lauf. Musste wohl ein kleines Mauerblümchen sein, dass sie so einsam dort saß und sich mit einem Kartenhaus beschäftigte. Vielleicht eine Mitschülerin?, fragte er sich. Auffällige Ohren, Schwänze oder dergleichen hatte sie nicht. Wobei Lady van Dyck auch gesagt hatte, er dürfe nicht auffallen: keine Fähigkeiten, keine Verwandlungen. Der Warg war tabu. Also selbst wenn das Mädel sich in einen Luchs verwandeln konnte, so dürfte sie das hier nicht. Und Schwänze aus der Hose fallen lassen, war auch nicht erlaubt. »Hm.« Liam überlegte, ob er sie darauf ansprechen sollte, ohne - im Falle einer Verwechslung - zu viel zu verraten. Aber vorher Essen. Liam schob das Mädel erst mal beiseite und steuerte das Buffet an. Tablett und Teller waren schnell gegriffen, der Kaffee landete als nächstes samt Tasse in seinem Besitz. Danach gab es noch allerlei Sachen, die er kaum bis nie zuvor live gesehen hatte, nur aus Büchern und Fernsehen kannte. Vor allem diese gebogenen Brötchen, hatten so einen schwer auszusprechenden französischen Namen, weckten Liams Neugier. Am Ende war es aber noch weitaus mehr, das ihn interessierte und dafür sorgte, dass sein Tablett einem Berg aus Essen standhalten musste. Mit diesem steuerte er erst ein paar Schritte vom Buffet weg, dann stockte er und überlegte nochmal. Sein Blick haftete auf dem Mädchen an dem Fenster und er beschloss tatsächlich, sein Glück bei ihr zu versuchen.
»Hey«, sprach er das brünette Mädchen mit dem Kartenfundament an. Wirkte jung, jünger als er, aber vermutlich lagen sie nicht viel auseinander, vielleicht nicht mal ein Jahr. »Noch frei? Danke.« Liam wartete nicht auf eine Antwort. Die Kleine war mit Mampfen und Bauen beschäftigt, wer wusste da schon, wie lange sie brauchte, um ihre Aufmerksamkeit auf den Jungen vor ihr zu wechseln. Und Lust zu warten hatte der Weißhaarige nicht. Stattdessen hatte er Lust, sich mit Schwung an den Tisch zu setzen. Dabei rempelte er die Tischkante ordentlich an, weshalb ein Beben durch die Platte und die Anfänge eines Kartenhauses ging. Sofort purzelten die Karten ineinander. »Oh, ey, sorry, sah gut aus.« Fing ja prächtig an, dachte sich Liam, der in neuer Rekordzeit sein Unheil über das Mädel ergossen hatte. »Sag mal«, hielt er sich aber kaum länger als einen Augenblick mit dem Unglück auf, »bist du allein hier? Oder mit deiner Klasse? So von der Schule her.« Er beäugte sie fragend. »Zufälligerweise?«
»If you don't heal what hurt you, you'll bleed on people who didn't cut you.«
Isalija
Isalija
85 Charakterbogen Aufenthaltsort: ??? Aktuelles Outfit: - schwarzes T-Shirt, lange graue Jogginghose, unterschiedliche Socken (links braun, rechts blau), Puschen
Es stellte sich heraus, dass es gar nicht so einfach war diese Kartentürmchen zu bauen. Es dauerte ein wenig, bis ich den Dreh raus hatte und schaffte es immerhin eine Art... Erdgeschoss zu bauen, als ich Schritte hörte. Neugierig wer meiner Mitschüler so früh bereits wach war, hob ich kurz den Kopf und warf einen Blick herüber, erblickte aber nur einen weißhaarigen Jungen, den ich gar nicht kannte. Einen, den ich auch noch nie gesehen hatte. Mit der Vermutung im Kopf, er sei einfach ein neuer Gast der Unterkunft, widmete ich mich wieder den Karten und aß weiter mein Frühstück. Lange blieb ich allerdings nicht allein, denn nach kurzer Zeit kam der Junge - ich konnte nicht wirklich ausmachen wie alt er war, aber viel älter konnte er nicht sein - zu mir an den Tisch. Nachdem er mich begrüßte, hob ich den Blick und mein Kopf war noch dabei eine Begrüßung zu formulieren, als er bereits fragte, ob der Platz frei war - und sich direkt bedankte. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, hielt dann aber inne, weil er es irgendwie schaffte die Tischkante mitzunehmen - und die Karten vor mir in sich zusammen fielen. "Ähm..." , machte ich mit gerunzelter Stirn, nachdem er sich entschuldigt hatte. "Danke." Für das Kompliment, dass es gut ausgesehen hatte. Ich wollte auch schon erklären, dass es nicht so schlimm war, dass die Karten zusammengefallen waren, da stellte er mir auch schon die erste Frage. Ich wartete mit geschürzten Lippen einen Moment ab, bis er offenbar auf eine Antwort wartete und öffnete dann vorsichtig wieder den Mund. "Guten Morgen." , begrüßte ich ihn anschließend mit einem kleinen Lächeln. "Ich bin mit meiner Klasse hier, ja. Ein Schulausflug." Ich begann die Karten aufzusammeln, um sie zurück in die kleine Schachtel zu schieben. "Und du? Bist du allein auf Reise? Oder mit deiner Familie vielleicht?" Eigentlich sollte ich es wohl gewohnt sein Leute zu sehen, die keine asiatischen Züge hatten, aber das hier war das erste Mal, dass ich mit einem sprach, den ich nicht auf Isola kennen gelernt hatte. Mein Blick glitt einen Moment über den Berg an Essen, das er sich auf den Teller gehäuft hat und ich hielt einen Augenblick in der Bewegung inne, während mein Köpfchen versuchte zu verstehen, wie er das alles in sich hineinkriegen wollte.
Liam überging ihren Morgengruß ohne ein Zucken in der Miene. Während seine Ohren nur auf die Antwort des Mädchens warteten, bereitete sich der Rest seines Körpers bereits darauf vor, samt Tablett wieder zu verschwinden. Nicht dass er scheu wäre, aber er hatte keinen Bock, mit ihr abzuhängen, wenn sie gar nicht zu seiner Gruppe gehörte. Mit einfachen Menschen, ohne dabei rassistisch klingen zu wollen, brauchte er sich nicht abgeben. Außerdem würde er von den Touristen hier niemand jemals wiedersehen. Und das sagte sich so leicht, weil er es eben gewohnt war. Als dann das Mädel mit einem Schulausflug um die Ecke kam, zuckten seine inneren Wargohren. »Hm«, murmelte er, schaute auf das Essen vor sich. Erst mit ihrer Frage blickte er wieder hoch. In ihren Augen suchte er die Hintergedanken, welche ihre Worte nicht offen preisgeben wollten. Die Gegenfrage nach seinen Reisetätigkeiten verurteilte er nicht, er hätte es in einer normalen Konversation auch getan. Dass sie ihn jedoch nach seiner Familie fragte, erzeugte sofort eine abwehrende Haltung in ihm. Klar, solange sie kein Speznas war, konnte sie nicht wissen, dass sie sich gerade nach einem Loch erkundigt hatte, doch bereits aus ihrem dritten Fragezeichen einen Fleischerhaken zu machen, erweckte ein unterbewusstes Misstrauen bei Liam. »Mh, ne«, war erst mal alles, was er von sich gab. Und statt eine Ergänzung zu bringen, worauf das Mädel nun wohl wartete, griff er nur nach seinem Essen, öffnete sein Brötchen und warf ein paar Scheiben Wurst hinein. Ein Mal kräftig biss er hinein, dann schien er erst weiterreden zu wollen. »Iff …« Der Mund war noch voll. »Sufe … auf« Es wurde nicht besser. Also hieß es: Schlucken. Schwer rutschte die zerkaute Masse die Röhre hinab. »Ich auch. Bin aber neu und suche die andern Mates. Scheinbar bist du einer davon - oder eine. Was’n mit dem Rest? Gestern fette Fete und heute bis Mittag pennen - oder was? Tch.« Wenn dem so war, hätte er insgeheim gern mitgemacht, doch zu wissen, dass er sich im Flieger den wunden Hintern um die Ohren geschlagen hat, während sich seine ach so tollen künftigen Mitschüler im Alk versenkt haben, stimmte ihn einfach pissig. Sich die Kante geben, war eine gute Technik, um Dinge zu verdrängen und zu vergessen. Gab mitunter Sachen, die hafteten so penetrant an der Hirninnenwand … das glaubte keiner. Was auch half, um sich abzulenken, waren große Bissen vom Brötchen. Zwei weitere brauchte er nur, um das ganze Stück zu verputzen. Irgendwie schienen die Teile hier deutlich kleiner. Es konnte aber auch an seinem gesteigerten Hunger liegen. Im Flieger gab’s nur Fliegenfraß.
»If you don't heal what hurt you, you'll bleed on people who didn't cut you.«
Isalija
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Ich war mir nicht ganz sicher, ob der Junge nun gesprächig war oder nicht. Er begann mit einer Reihe an Fragen und nun, da ich meine eigenen stellte, reagierte er mit zwei Silben und begann zu essen. Nett. Meine Katze rümpfte ihre kleine Nase und zuckte mit den Schnurrhaaren, als hätte sie beschlossen, dass er ein niederes Wesen sein. Nicht, dass ich diese Meinung teilte - manchmal war die Katze einfach schnell eingeschnappt. Während er kaute gab er Laute von sich, von denen ich ausging, dass sie Worte sein sollten. Mein Mundwinkel zuckte ein wenig dabei, während ich einen eher kleinen Bissen kaute und beinahe fasziniert zusah, wie er riesige Bissen aß. Wahrscheinlich hatte er ganz schön Hunger. Dieser Gedanke verflüchtigte sich überrascht, als er wieder klare Worte sprach. "Moment...", hob ich an und runzelte die Stirn. "Auch? Neu? Ich meine, auch im Sinne von, du bist mit einer Klasse hier oder..." Ich legte den Kopf etwas schräg. "Ich hab dich noch nie gesehen." Prüfend rekte ich den Kopf ein paar Zentimeter in seine Richtung und schnupperte. Was an Geruch zu mir herüber drang war mir ebenfalls unbekannt. "Hm, nein, definitiv noch nie begegnet. Wer bist du?" Die Katze, die ihn vorhin noch verschmäht hatte, richtete nun neugierig ihre Ohren auf und beobachtete ihn aufmerksam. Ich war ehrlich verwirrt was er nun meinte. Wollte er mir sagen, dass er neuer Schüler auf Isola war? Wenn ja, wie kam er hierher? Oder war er wirklich einfach nur mit einer anderen Klasse einer anderen Schule hier? Himmel, das könnte unangenehm werden, wenn das der Fall war. "Jedenfalls...", hob ich an, weil er ja Fragen gestellt hatte. "gab es gestern meines Wissens nach keine Party. Es ist einfach noch sehr früh. Ich weiß nicht, was die Jungs machen, aber die Mädchen schliefen alle noch, als ich aufgestanden bin." Ich zuckte mit den Schultern und aß noch einen Bissen von meinem Frühstück.
Gut im Antworten war die Kleine aber auch nicht wirklich. Wie schon Liam zuvor überging auch sie einige seiner Fragen. Vom Rest der Bande erzählte sie ihm nichts. Stattdessen hing sie sich daran auf, dass er ebenfalls zu ihr gehören sollte. »Ja«, antwortete er schlicht auf die Frage, ob er auch mit einer Klasse hier war. Das hatte er immerhin zuvor schon gesagt. Sie musste ihm nur richtig zuhören. Dann würde sie sich auch nicht wundern, dass sie ihn noch nie gesehen hatte. Warum sonst hatte er gesagt, neu zu sein? Seltsames Ding, dachte er sich. Als sie ihm etwas näher kam, um - anscheinend - an ihm zu schnuppern, lehnte er sich vorsichtig zurück, musste dabei leider das Essen kurz unterbrechen. »Ey«, murmelte er und schaute sie missbilligend dabei an. Gleichzeitig schoss ihm die Frage durch den Kopf, ob das ein Indiz auf ihre Rasse war. Vielleicht konnte sie sich in einen Bluthund verwandeln und roch deshalb an allem Neuen. Fährte speichern und so. Wenn dem so war, würde er sich wohl nicht mehr vor ihr verstecken können. Zum Glück konnte … Liam schüttelte innerlich den Kopf. Sofort stopfte er sich wieder etwas in den Mund. Im wilden Gekaue verloren die Bilder in seinem Kopf schnell wieder ihre Farbe und verblassten im dunklen Hintergrund. Weg! Dort in der Finsternis seines Dickschädels war auch die Frage nach seiner Identität verblasst. Grundsätzlich reagierte er immer alles andere als offen auf diese Frage. Wer er war, ging sie erst mal nichts an, solange er nicht sicher war, wer sie war. Vorher musste er an seine eigene Sicherheit denken und jeden anderen hier als potentielle Gefahr betrachten.
Ein wenig Abwechslung gab es dann, als die Kleine doch noch die vermissten Antworten hervorholte. Gerechnet hatte er nicht mehr damit, doch das Mädchen zeigte sich kurz von ihrer guten Seite. Während sie ihre Vermutungen zum Verbleib der anderen Dudes beschrieb, erinnerte sich Liam an die Worte der Lehrerin. Zwar hatte er die letzte Nacht in einem provisorischen Gästezimmer verbringen können, für die nächsten sollte er allerdings zu den Jungs in den Schlafsaal ziehen. Und er sollte die Chefin suchen … der Name war ihm nicht mehr ganz geläufig. »Okay«, schob er die Antwort des Schnuppermädels schlicht weg, um eine neue Frage zu präsentieren. Noch hatte sie nicht frei. »Kennst du eine Badena … Boreno … irgendsoeine wichtige Tante bei euch. Ich soll mich bei ihr melden. Und die Alte, mit der ich hergekommen bin, heißt van Dyck … Laaaaaaady van Dyck.« Den Titel betonte er sehr auffällig, weil es ihm total gegen den Strich ging, nach ihrer Pfeife zu tanzen. Er war kein dressierter Hund. Er tat das nur, weil er keinen Bock hatte, von ihr an ein Kreuz genagelt zu werden. »Sagt dir das was? Wenn ja, haste endlich deinen Beweis, dass ich in deiner Schule bin. Seit gestern. Ganz neu. Neeeuuuu.« Wieder betonte er das entscheidende Wort sehr markant. Falls die Kleine nicht die Hellste war, musste er eben in einem tieferen Level nach ihrem Verstehen graben.
»If you don't heal what hurt you, you'll bleed on people who didn't cut you.«
Isalija
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Ja. Mehr kam da nicht. Keine Erklärung, kein gar nichts. Da machte ich mir langsam Gedanken, ob er wusste, wie man Fragen in ganzen Sätzen formulierte. Meinem Stirnrunzeln halfen diese Silbe jedenfalls nicht und er schien auch nicht in der Lage zu sein ein bisschen ausführlicher zu antworten. Na gut, was solls. Kann mir auch egal sein. Warum genau ihn mein Schnuppern störte, wusste ich ebenfalls nicht - war ja nicht so, als würde ich ihm sein Essen wegnehmen wollen. Auch wenn ich nicht glaubte, dass ihm das bei dem Berg aufgefallen wäre. Aber auch wenn er noch so wortkarg und verschlossen war, beantwortete ich ihm doch noch seine Fragen - und bekam so immerhin indirekt eine Antwort auf die Fragen in meinem Kopf. Er war also wirklich neu auf Isola und nicht einfach irgendein Menschenjunge, der mit einer fremden Klasse aus wasweißichwo angereist war. "Also bist du von unserer Schule. Gut zu wissen.", murmelte ich, während sich meine Stirn glättete und ich ihn unbeeindruckt einige Sekunden lang ansah, als er mit mir sprach wie mit einer Grundschülerin. Wollte er mich veräppeln? "Badena und Boreno sagen mir jetzt nichts. Die einzigen zwei, die mit B anfangen wären Bernardo und Bardera, aber wenn du von einer Tante sprichst tippe ich auf letztere.", antwortete ich grummelig, "Sie ist die Direktorin. Und ja, van Dyck kenne ich auch." Und gerade wünschte ich mir, ich wäre mit meinen Karten noch allein. Hätte ich nicht wenigstens nettere Gesellschaft kriegen können? Eine, die sich zum Beispiel höflich vorstellte, wie jeder andere auch? Schlecht gelaunt sah ich auf mein Essen hinab und stellte fest, das nicht mehr so viel übrig war, wie ich gehofft hatte. Aber glücklicherweise konnte ich mir ja gleich einfach einen Nachschlag holen. Fürs erste griff ich nun erst einmal wieder zu den Karten und versuchte mich nochmal an diesem Kartenturm.