Der große Speisesaal befindet sich im Parterre des Waisenhauses. Fast zu jeder Tageszeit weht ein leckerer Geruch daher und verteilt sich im gesamten Erdgeschoss. Außer zum Frühstück gibt es hier ausschließlich warme Mahlzeiten. Abzuholen sind diese am Buffet.
Speiseplan
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Samstag
Sonntag
Morgens
Weiß- oder Schwarzbrot, Croissants, Marmeladen, Butter, Nutella, Wurst & Käse Kakao oder Kaffee
Weiß- oder Schwarzbrot, Croissants, Marmeladen, Butter, Nutella, Wurst & Käse Kakao oder Kaffee
Weiß- oder Schwarzbrot, Croissants, Marmeladen, Butter, Nutella, Wurst & Käse Kakao oder Kaffee
Weiß- oder Schwarzbrot, Croissants, Marmeladen, Butter, Nutella, Wurst & Käse Kakao oder Kaffee
Weiß- oder Schwarzbrot, Croissants, Marmeladen, Butter, Nutella, Wurst & Käse Kakao oder Kaffee
Weiß- oder Schwarzbrot, Croissants, Marmeladen, Butter, Nutella, Wurst & Käse Kakao oder Kaffee
Weiß- oder Schwarzbrot, Croissants, Marmeladen, Butter, Nutella, Wurst & Käse Kakao oder Kaffee
Mittags
In der Schule
In der Schule
Steak mit Kräuterbutter, Gemüsereis und gekochten Karotten
Ich dümpelte noch in Gammelklamotten in den Speisesaal, so machte das doch jeder hier, oder? Nein, sie waren alle perfekt angezogene Plastikpüppchen, wo gab's denn sowas? Ich strubbelte mein wirres, braunes Haar, bis meine Gedanken sogleich wieder abgelenkt wurden. Essen. Nomnom. Ich sah mich nur kurz noch einmal um, um gelangweilt in einen Haufen netter Gesichter zu schauen, bis ich ein ziemlich genervtes, gelangweiltes, angeätztes sah. Wow, Die Falten würden im Alter tief sitzen. Ich musste leicht zu dem Mädchen grinsen, bevor ich mich jedoch abwandte und mich in die Ecke setzte, um in angenehmer Stille mein Essen zu mampfen. War ja nicht so, als ob ich Gesellschaft nötig hätte.
Nach ein paar Scheiben Käse, die ich mir ohne irgendetwas anderes in den Mund gestopft hatte, fing ich an, mein Brot zu zerkrümeln und den Rest der Sippe zu beobachten. Auf Schule hatte ich heute ziemlich Lust, weil es einfach ziemlich reizend war, Lehrer auf die Palme zu bringen. Immernoch ein wenig müde, fischte ich mir eine Feder aus den Haaren, eine, die mich kitzelte. Ob die Federbetten hier aus Engelsfedern gemacht waren? Wäre sicher lustig.
Ich sah ziemlich uninteressiert Kurya hinter her und mein einziger Gedanke war: Bitte lass mich ihn nicht wieder sehen. Da ich nicht sehr motiviert war um auf zustehen, blieb ich fürs erste auf meinem Platz sitzen. Nun hatte ich ihn ja immer hin für mich und kein komischer Typ mit einem No... Notschu? Nodscha? Ist ja auch egal. Auf jedenfall saß dieser Typ nicht mehr auf meinem Platz. Aus dem Blickwinkel bemerkte ich wie eine Person in den Speisesaal kam, welcher mich kurz darauf angrinste. Nicht lange. Aber er tat es. Bäh... Was haben die alle mit ihrem verdammten grinsen?! Da ich es nicht darauf anlegen wollte, das mich vielleicht noch mehr angrinsten, beschloss ich einfach die anderen Wesen an zu gucken. Ganz simpel und einfach. Leise oder vielleicht auch doch ein bisschen Lauter gähnte ich, hielt mir meine eine Hand vor den Mund und die andere streckte ich in die Luft. Dann sah ich wieder aus dem Fenster und überlegte wo die ersten beiden Stunden Sport überhaupt statt fanden. Es wäre nämlich ziemlich gut dies zu wissen.
Überrascht merkte ich, wie sie ihren Blick abgewandt hatte. Also so ist das. Wahrscheinlich hatte sie nur ihre Tage. Und hier im Raum gab es noch tausend andere Mädchen, die um einiges interessanter aussahen. Aber aus purem, verletzten Ego, beschmiss ich sie mit einem Stück Brötchen, als sie gerade nicht hinschaute. Jahaha, man spielte nicht mit Essen. Ich wollte sie nicht ansprechen, denn was zur Hölle hätte ich schon davon? Das Mädchen, dass ich gestern angequatscht hatte, dem konnte man wenigstens Angst einflössen. Aber so früh morgens war ich noch zu trübe und zu ungerissen, um irgendwen zu ärgern [als wäre mit Brötchen-schmeissen kein Ärgern]. Also belies ich es beim charmanten Kindergarten-Verhalten; wie Kinder es nunmal immer machten, wenn sie jemanden ansprechen wollten, aber sich nicht trauten.
Jedenfalls tat ich, nachdem ich das Brötchen geschmissen hatte, so, als ob nichts los wäre, trank einen Schluck Kaffee und beobachtete die Menschen dort draußen.
Gerade als ich mich dazu auf rappeln wollte, den Speisesaal zu verlassen, wurde ich doch tatsächlich von etwas abgeworfen. Ich drehte mich gereizt um und sah auf den Boden um zu sehen, womit man mich beworfen hatte. Ein Stück Brötchen.... Oke, wer um alles in der Welt benahm sich hier wie ein Kindergartenkind und will unbedingt Aufmerksamkeit?! Mit einem Blick, der töten würde, wenn er es könnte, sah ich auf um denjenigen ausfindig zu machen, der mich ganz erbärmlich mit einem Stück vom Brötchen abgeworfen hatte. Ich sah durch den Speisesaal und so gut wie jede Person wich meinem Blick aus. Warum? Mein Blick glitt zu dem Typen, denn der mich vorhin angegrinst hatte. Er trank unschuldig seinen Kaffee und sah durch die Gegend. Ab nun war er der Hauptverdächtige! Als ich einmal den Speisesaal durch geschaut hatte, blieb immer noch er als Werfer in Frage, weil ich ihm vorhin keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Wahrscheinlich hat er dieses Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom.... So welche konnten echt nerven...
Wow, und sie kam nichtmal rüber, um mich dumm anzumachen. Wie langweilig. Ich stand auf mit dem Tablett, von dem ich kaum etwas übrig gelassen hatte, und wollte es zum dreckigen Geschirr stellen. Als ich an dem Mädchen vorrüber lief meinte ich nur platt: "Du hast Krümel im Haar." War ich nicht zum Kuscheln? Mit unveränderter Miene räumte ich das Zeug weg, und beschloss, hier rauszugehen, denn ich hatte genug von Spielchen spielen.
Ich überlegte nicht lange, was ich sonst noch tun konnte; nämlich eigentlich gar nichts. Niemand war wach, den ich auch nur annähernd kannte und der Rest der Sippe sah auch nicht nach meinem Geschmack aus. Also hatte ich wohl oder übel Zeit für mich alleine, bevor die Schule auch nur beginnen würde. Buahr. Ich hopste von einem Fuß auf den Anderen, als ich streng nachdenkte, wo ich mich denn absetzen konnte, bis ich entschied, mal in den Musikraum zu gehen. Um die Uhrzeit dürfte da keiner sein, oder?
Hatte er gerade versucht mich zu dissen? Ohah! Ich fühlte mich nun übelst gedisst und gedemütigt und bin total deprimiert. Total und so. Dieser Typ war wirklich ein Kind. Mich über so etwas aufzuregen, war eindeutig nicht mein Niveau. Ich verdrehte meine Augen und schnappte mir eine Tasche um nun endlich diesen Raum zu verlassen, denn hier sammelten sich eindeutig nur die verrückten an. Mit schnellen Schritten steuerte ich auf den Ausgang des Speisesaals zu, blieb jedoch kurz davor stehen und drehte mich um, da mich kurzer Hand dazu entschlossen hatte mir was zum Essen mit zu nehmen. Also ging ich flink zum Buffet, schnappte mir ein Croissant und verschwand dann endlich aus dem Saal, um... um irgendwo hin zu gehen.
Mamiko winkte ab und das mit hörbarer Bescheidenheit, wodurch Shizuka schlussfolgerte oder eher für sich feststellte, dass Mamiko wissen musste, wie gut sie doch eigentlich war. Auch wenn sie bei der nächsten Probe den Speisesaal vielleicht gegen eine richtige Bühne tauschen sollte, doch Mamiko schien dies nicht zu stören. Vielleicht nutzte sie ja jede Chance um im Mittelpunkt stehen zu können und ihre Werke, die sie auswendig konnte, zu präsentieren. Sie war also das vollkommende Gegenteil von Shizuka. Auch wenn beide zusammen in der Mondklasse und in der Theater AG waren, hatten sie dennoch so viele Unterschiede. Beide hatten zwar Talent, doch die eine wollte es (jedem) zeigen und die andere zog es vor unscheinbar zu bleiben. Sicherlich gab es auch Rolle wie Tänzerin oder Maskenbildnerin oder Bühnenbildarchitekt, das würde sie auch gerne machen. Wenn es nach Shizu ging, würde sie auch eine kleine Rolle nehmen, aber bloß nichts Großes. Sie schwieg jedoch lieber, lieber nicht erwähnen, dass sie auch Mitglied war, immer hin… dann würde sie nur von ihr verlangen auch so etwas Derartiges vorzuführen. Vielleicht… Aber sie konnte doch nichts wirklich auswendig. Zitate gut und hier und da fast eine Szene. Aber so gut wie Mi-chan? Doch die Stille wurde nun wieder von einer anderen Mädchenstimme unterbrochen, die sich mit einem Jungen stritt. Dem blonden jungen von dort hinten,d er Mi-chan und sie die ganze Zeit beobachtet hatte, nun bis eben. Jetzt zog das Mädchen, was vorhin noch hier im Speisesaal gewesen war und sie auch durch andere Begegnungen kannte, seine Aufmerksamkeit auf sich. Shizuka mochte Tora nicht wirklich, sie schien ja sogar in ihrer Klasse zu sein. Hoffentlich würde sie nicht neben ihr sitzen. Es war schon schade genug, dass sie nicht neben Rave oder Liah sitzen durfte. Die einzige eigentlich die sie gut neben Mamiko in der Klasse kannte. Sie riss ihrem Blick von dem alten Ehepaar dort hinten los und war sich gerade mit einer Hand durch die Haare gefahren, als Mamiko ihre Aufmerksamkeit wieder beanspruchte. „ Hmm?“ Sie überlegte kurz, was hatte Mi-chan sie gerade gefragt bis ihr gleich die Frage wieder einfiel. Welches Wesen. „ Oh…“ sie schaute kurz schüchtern aus dem Fenster. Es war ihr weder peinlich ein Gestaltenwandler zu sein noch sonst was, immer hin hatte es Stil. Doch vielleicht würden sich nun peinliche Fragen daraus entwickeln. Sie musste an das Gespräch mit Rave zurück denken, darüber wie es war sich … in das andere Geschlecht zu verwandeln. Oder vielleicht würde sie fragen, ob sie sich in Menschen oder in Tiere verwandeln konnte und dann würde sicherlich die Frage kommen: Und hast du dich gerade verwandelt. Und immer hin war dies ihr großes Geheimnis. Das leider schon bei einer Person aufgeflogen war. „ Gestaltenwandler“ antwortete sie erst schüchtern, fasste dann jedoch Mut um es relativ normal hervor zu bringen. Kurz darauf hatte sie ihren Kopf wieder zurück gedreht und starrte einem Jungen hinter her. Nur kurz hatte sie noch sein Gesicht gesehen, dann seinen Rücken, ehe Tora ihm hinter her lief. Schien jedenfalls so. Leise flüsterte sie einen Namen. Nun es war nicht der Name Cruel. Aber der eines Jungen den sie kannte. Ein Junge aus einer Band, den sie mal gekannt hatte. Es war eine Band gewesen, die mit der ihres Bruders befreundet war oder ist. Mit dem Jungen hatte sie sich einiger Maßen verstanden. Doch man hörte schon lange nichts mehr von der Band. Auch ihr Bruder wusste nichts, die Band war einfach verschwunden. Es ranken sich viele Gerüchte jedoch darum: Shizuka hatte sich jedoch nie weiter mit der Band beschäftigt, vielleicht weil sie einfach in Vergessenheit geraten war. Doch jetzt interessierte sie es schon. Einfach so hinter ihm her rennen konnte sie jedoch nicht. Vielleicht sollte sie recherchieren. „ Mi-chan, gibt es hier Internet?“
Sie sollte. Voller Vorfreude, aber dennoch mit einigen Gewissensbissen, die sie nicht schaffte, zu verdrängen, stürzte sich Mamiko auf das Nutellabrot, und nach wenigen Sekunden war an seiner Stelle bis auf dem Käsebrot nichts mehr zu sehen. Eigentlich gehörte der Italiener (Mamiko vermutete jedenfalls, dass der Erfinder einer war, weil der Name Nutella so einen italienischen Touch hatte. Nutella, mozarella, mortadella ... ach, immer diese Italiener.), der erstmal auf das Rezept für einen Haselnussbrotaufstrich gestoßen war, sowohl umarmt als auch geschlagen. 'So lecker, aber auch so viele Kalorien.', ging es Mamiko durch den Kopf, während sie die restlichen Bisse des Nutellabrots zerkaute. Sie seufzte, während sie ihr Gegenüber musterte. So schlang wie Shizu war, musste sie sich mit solchen Figurproblemen sicherlich nicht herumplagen. Nicht dass Mamiko welche hätte, nein, sie hatte sogar genug Selbstbewusstsein, um sich hübscher als alle anderen zu finden (Vielleicht war sie auch einfach nur arrogant.), aber ihr Gewicht musste sie ja schließlich auch halten können. Obwohl ihr einige Kurven mehr sicherlich nicht schaden würden. Aber leider nahm sie ja immer an den falschen Stellen zu. Als Shizu etwas brauchte, um auf Mamikos Frage zu reagieren, runzelte diese leicht die Stirn. Eigentlich mochte sie es ja nicht, wenn man ihr keine oder nur wenig Aufmerksamkeit widmete, aber im Moment war sie mehr verwirrt als verärgert. Gut, Shizu war also eine Gestaltenwandlerin, doch sie schien die ganze Zeit über etwas verträumt und während sie einem Junge hinterherschaute, flüsterte sie auch irgendetwas kaum verständliches. "Oh, krass! Gestaltenwandler. Ich bin ein Engel ... Klingt irgendwie seltsam, wen man das so sagt. Ich meine, normalerweise meint man so etwas ja nur ... metaphorisch. Also das mit dem Engel.", erklärte Mamiko, mal ganz davon abgesehen, dass sie weder das Wort metaphorisch kannte (Jedenfalls schien es zu passen.) noch glaubte, dass Shizu ihr zuhörte. Diesmal machte sich Mamiko an das Käsebrot heran, wobei sie sich im Gegensatz zum Nutellabrot keine ernsthaften Gedanken machte, schließlich war Käse zwar nicht fettarm, aber weitaus weniger fetthaltig. "Ich hab keine Ahnung, du", antworte Mamiko, als Shizu fragte, ob es hier denn Internet gäbe, "du willst ins Internet? Wieso?" Eigentlich ging es sie ja nichts an, aber sie war einfach zu neugierig, um die Privatsphäre anderer zu beachten.
„Engel cool…“ antwortete sie ihr leicht abwesend. Doch als sie es bemerkte, tat ihr das leid, weshalb sie ihren Blick auf ihren Teller senkte. Aufgegessen hatte sie nun schon und aus dem Fenster dauernd zu blicken, war unhöflich. Immer hin hatte Shizuka eine nette Gesprächspartnerin. Ein Engel sogar. Ob sie wohl vielleicht sogar ein Schutzengel war und hielten sich Engel nicht normalerweise oben im Himmel auf? Leicht fragend sah sie Mamiko an und schüchtern versuchte sie noch den passenden Worten zu suchen. „ Aber… ich meine, eigentlich… musst du doch… da… oben sein?“ Wie sollte man es sagen. Himmel, nun waren Engel denn im Himmel oder irgendwo anders dort oben? Wo immer sie auch waren es war auch irgendwie komisch, dass Mi-chan keine blonden Haare hatte. Aber vielleicht stellte man sich Engel nur ganz anders vor. Oh… eigentlich heißt es doch dann das sie gestorben ist nicht? „ Oh tut mir Leid… war es schlimm?“ fragte sie schnell. Sie wollte ja nicht unhöflich sein und so tun, als sei es etwas normal tot zu sein und ein Engel zu sein. Aber vielleicht musste man ja gar nicht sterben um Engel zu werden. Gott dann wäre das ja peinlich. „ Oder… bist du…. Nicht?“ fragte sie schüchtern und rührte unruhig und unsicher mit ihrem Löffel in ihrem Kakao ehe sie einen Schluck nahm. Eigentlich hätte sie jedoch auch schon früher daran denken können, dass dieses moderne Handy von Liah Internet hatte. Glaubte sie zumindest, weshalb sie ihr I-Phone, nannte man das nicht so? , heraus kramte aus ihre Tasche. Bisher hatte ihr niemand zurück geschrieben. Schnell ging sie ins Internet und gab bei der Suchmaschine das Wort ‚Ape’ ein. „ Ehm… kennst du den Jungen?“ Antwortete Shizuka Mamiko abwesend ehe sie sich einen Artikel durch laß. Sie kannte sie fast alle. Der Junge war damals von der Bildfläche verschwunden, manche sagen er ist gestorben. Aber vielleicht war es ein Irrtum. Doch sie hatte das Gefühl, dass dies nicht so war. Die meisten Berichte darüber waren jedoch, das der Junge gestorben sein sollte und auch das die Band danach von der Bildfläche verschwunden war. Entweder sah sie jetzt Geister oder der Junge war gar nicht tot.
Croissants: weg. Nutellabrot: weg. Käsebrot: auch weg. Zufrieden betrachtete Mamiko ihren leeren Teller. Wenigstens würde es wegen ihr morgen kein schlechtes Wetter geben. Aber anstatt sich weiter mit ihrem Essen zu beschäftigen (selbst dann, wenn es nicht mehr da war), blickte sie wieder auf, als Shizu sie etwas fragte. Warum sie als Engel nicht oben sei, fragte diese. Mamiko schaute überlegend hoch zur Decke. Ja, warum eigentlich? Eigentlich war sie in den paar Wochen, die sie bereits als Engel verbrachte, stets davon ausgegangen, dass ihr der liebe Herr da oben eine zweite Chance gegeben hatte. Überhaupt war sie seit ihrer Wiedergeburt nicht einmal mehr im Himmel gewesen. Sollte sie demnächst etwa mal einen Abstecher dahin machen? "Ach, weißt du, da oben ist es total langweilig, deshalb dachte ich mir 'gehst du einfach mal zur Schule'. So war das", log Mamiko, um ihre Unwissenheit zu übertuschen, doch als Shizu sie weiter nach ihrem Tod befragte, senkte Mamiko erneut ihren Blick, diesmal nicht auf den Teller, sondern auf ihre Hände, die sie auf ihrem Schoß übereinandergefaltet hatte, "naja ..." Wie sollte man jemandem erklären, dass man sich selbst umgebracht hatte? Sie konnte sich doch selber nur bruchstückhaft daran erinnern. Mamiko staunte nicht schlecht, als Shizu plötzlich ein iPhone hervorholte. So etwas könnte sie sich selber nie in tausend Jahren leisten. Dann zeigte Shizu ihr ein Bild von ... einer Band? "Nein, wer ist das denn?" Mamiko lehnte sich mit dem Oberkörper etwas weiter über den Tisch, um mehr erkennen zu können. Hatte der Junge auf dem Bild vielleicht irgendetwas mit dem Jungen von vorhin zu tun? Vielleicht waren die beiden ja ein und dieselbe Person. Das konnte Mamiko aber nur schwer beurteilen, schließlich war ihr der Junge von vorhin zu spät aufgefallen, um mehr als seinen Hinterkopf erkennen zu können, ganz im Gegensatz zu Shizu, die ihm regelrecht hinterhergestarrt hatte. "Wollen wir uns nicht schon mal langsam auf den Weg zur Schule machen?", fragte Mamiko nach einiger Zeit belanglos, während sie an ihrer Tasse Kakao nippte und dann mit lautem Schlürfen einen großen Schluck von der kalten Schokolade nahm.