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Wer hat Angst vor'm bösen Wolf? [beendet]
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BeitragThema: Wer hat Angst vor'm bösen Wolf? [beendet] Wer hat Angst vor'm bösen Wolf? [beendet] - Seite 5 EmptyDi 4 Jun 2019 - 11:55
das Eingangsposting lautete :



Wer hat Angst vor'm bösen Wolf?





Teilnehmer:
Damian Bianchi, Mikhail Wolkov
Startort:
Das Gelände vor dem alten Waisenhaus
Zeitpunkt:
9. März 2015, am Abend und in den Nachtstunden
Beschreibung:
Nicht alle Schüler konnten sich beim jüngsten Angriff der Lykanthropen gegen die Werwölfe effektiv zur Wehr setzen. Mikhail, der daran zweifelt, ob er seine Artgenossen überhaupt bekämpfen sollte, muss von Damian aus einer brenzligen Situation gerettet werden. Ob beide unbeschadet aus der Sache herauskommen?


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Ein kleiner Stein fiel dem Mischwesen vom Herzen, als Mike keine Probleme mit seiner Rasse äußerte. Somit war er wohl ein toleranter Werwolf. Oder aber er hatte den Vampiranteil gar nicht wahrgenommen, was ihm auch nicht zu verdenken war, schließlich war ihr erstes Zusammentreffen nicht friedlich abgelaufen. Das Mike seine Rasse als Scherz abgetan hatte, kam ihm gar nicht in den Sinn. Es gab immerhin alles Mögliche was es eigentlich nicht geben konnte. Daher beließ es Damian dabei und die Rassenfrage war somit auch schon vom Tisch.

Wo auch das nächste Thema zur Sprache kam. Ein wenig pikiert machte sich der Schwarzhaarige Luft, warum Damian sich nicht anständig auf den Tisch setzte. Sollte er sich wirklich als fetten Kerl outen, der Angst hatte, dass das Teil unter seinem Gewicht zusammenbrach? Der blonde Riese wollte sein Glück einfach versuchen und setzte sich behutsam auf die Tischplatte, die Gott sei Dank hielt. Es könnte allerdings im Laufe des Abends noch dazu kommen, dass der Tisch seinem Gewicht doch nicht mehr standhielt, dann musste es wohl der Boden tun. Aber solange würden sie hoffentlich nicht brauchen um sich anständig einen hinter die Binde zu kippen. Auch der Schwarzhaarige setzte nach dem Prost die Flasche an seine Lippen. Und Damian konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen, als er Mike dabei beobachtete wie er seine Nase rümpfte. Biergeschmack war nicht jedermanns Sache, schon gar nicht von weiblichen Wesen. Aber wenn man nicht daran gewöhnt war, war das erste Bier auch nicht geil. Der Geschmack musste sich erst noch entwickeln, aber dafür hatten die Jungs ja noch ein wenig Zeit. »Boah Alter, mal den Teufel nicht gleich an die Wand. Ich glaub' nicht, dass eines der Viecher hier noch irgendwo putzmunter rumläuft.«, gab der Blonde zu verstehen und hoffte wirklich, dass er Recht behielt. Um ja keine bösen Geister zu wecken, klopfte er dreimal auf die Holzplatte. Manchmal musste mal den alten Gebräuchen Folge leisten.
Da der Blondschopf nicht gerade bewandert mit der Geografie Russlands war, nickte er einfach. Später, morgen oder so, würde er sich vielleicht mal die Mühe machen nach Moskau zu suchen. »Und wie heißt die Stadt ganz aus dem Westen noch hinter Moskau?«, fragte das Mischwesen und trank einen weiteren großen Schluck aus seiner nun halbleeren Bierflasche. Zum Glück hatte er den Inhalt bereits hinuntergeschluckt, sonst gäbe es jetzt ein Malheur. Erst nach ein paar Minuten, oder war es vielleicht nur eine, war er wieder halbwegs in Form um sprechen zu können. »Das schmeckt schon so. Keine Sorge, ist noch nicht abgelaufen. Aber vielleicht bist du eher ein Weintrinker. Hier.«, gab der Italiener zu verstehen und reichte ihm die bereits geöffnete Weinflasche. »Zum Glück hatte die Flasche einen Schraubverschluss.«, setzte der Italiener noch nach. Er kannte zwar einen Hack mit einem Feuerzeug, aber leider hatte er ein solches Ding nicht eingesteckt. Damian war gespannt darauf, ob Mike den Wein lieber mochte als das Bier. Bier war eben Bier.


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Ganz kurz äußerten sich Bedenken über die Stabilität ihrer Sitzgelegenheit, als Damian auf die Aufforderung hin, neben Mike Platz nahm. Ein leises Knarzen war zu hören, doch der Supergau blieb aus. Zum Glück, denn sie hatten heute wirklich schon genug unglückliche Bruchlandungen ertragen müssen. „Ich will‘s hoffen. Sonst müssen wir uns totstellen“, erwiderte Mike darauf, dass hier wohl keiner der Lykanthropen mehr ihr Unwesen trieben. „Nochmal kämpfe ich sicher nicht.“ Und das war nicht nur auf die heutige Nacht, sondern vermutlich auch die nächsten paar Jahre bezogen. Sollte es zu einem erneuten Angriff kommen, wäre Mike der erste, den man mit einem Paddelboot aufs Festland evakuieren könnte.
Die Frage nach dem Namen seiner Heimatstadt wunderte Mike. Den meisten Leuten reichte die Information, dass er aus Russland kam. Spätestens, wenn sie Moskau hörten, bohrten die meisten nicht weiter nach. „Uh… kennst du bestimmt nicht. Die ist nicht groß“, wimmelte er Damian schulterzuckend ab. Den langen Namen würde der Blonde sich sowieso nicht merken und allerspätestens nach ein paar Tagen wäre die Information sowieso verpufft. Da konnte er sich den Atem besser sparen, um sich stattdessen über das Bier zu beschweren. Damians Reaktion darauf, brachte Mike dazu, die Augen zu verdrehen und dem anderen einen nicht ganz ernst gemeinten, giftigen Seitenblick zuzuwerfen. Demonstrativ nahm er noch einen widerwilligen Schluck aus der Bierflasche, ehe er diese beiseite stellte und den Wein annahm. Intuitiv schnüffelte er zunächst daran und rümpfe, ähnlich beleidigt wie beim Bier, die Nase. Normalerweise hätte er daraufhin einen zaghaften Schluck genommen, doch da er unter Damians Beobachtung stand, legte er den Kopf in den Nacken und zog gefühlt die halbe Flasche weg. Eine Entscheidung, die er keine drei Sekunden später bereute. „Das… ist kein Stück besser!!“, keuchte er mit herausgestreckter Zunge und einem bitteren Geschmack im Mund. Veränderten sich etwa die Geschmacksknospen, wenn man alt wurde? Anders konnte er sich nicht erklären, wie seine Mutter jeden Tag gläserweise Rotwein trinken konnte. Trotzdem hielt er an der Flasche fest. Sie hatten ja nichts anderes da. Und er wollte sich auch nicht anstellen. „Okay, vielleicht ‘n bisschen besser als Bier. Und davon muss ich weniger trinken“, meinte er und hielt die Flasche hoch, nur um sie daraufhin wieder zu senken… reichte erstmal. „Ich erfüll nicht so wirklich das Russen-Klischee, oder? Das Mutterland wäre hart enttäuscht von mir“, scherzte er grinsend. „Trinkst du öfters?“ Er warf Damian einen abschätzenden Seitenblick zu. Der Blonde sah aus wie jemand, der oft auf Partys ging mit Alkohol, Musik und Mädchen. Eine Vorstellung, von der Mike nur träumen konnte.


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Die beiden Jungs waren sich wenigstens in diesem Punkt einig, dass sie auf gar keinen Fall noch einmal einen Kampf gegen ein solches Ungetüm bestreiten würden. Damian war sich auch ziemlich sicher, dass er bei einem weiteren Kampf von seinem Leben Abschied nehmen konnte, immerhin war er ein wenig angeschlagen. »Vorher versteck ich mich im Kühlschrank.«, gab der Blondschopf lachend von sich und bezweifelte im nächsten Moment auch schon, dass so eine Aktion irgendetwas bringen würde. Der Kühlschrank war sicher kein geeigneter Ort um sich vor einen Werwolf in Rage zu verstecken. Es glich eher einer Falle aus der man nicht mehr herauskam. »Der Kühlschrank ist vielleicht doch keine gute Idee. Totstellen..ich bin dabei und hoffe dann einfach auf das Beste.« Aber auch dabei ratterten die Gedanken weiter und totstellen war sicher auch keine optimale Lösung. Schließlich hatten die Viecher ein wahnsinnig gutes Gehör. Aber der Blondschopf wollte nicht weiter über eine Was-Wäre-Wenn-Situation nachdenken. Er war nämlich guter Dinge, dass die Werwölfe bereits alle besiegt waren und von einem Exemplar wusste er es ganz bestimmt.
Damian nahm einen weiteren Schluck aus seiner Bierflasche, während Mike den Namen seiner Geburtsstadt nicht rausrücken wollte. Gut, die russischen Namen konnten schon recht schwierig auszusprechen sein, aber wenn er nicht wollte, dann eben nicht. Daher bohrte er auch nicht weiter nach, tat auch nicht wirklich etwas zur Sache. »Okay.« Damit war das Thema auch abgehakt. Die Notiz in seinem Buch würde dann wohl bei "Stadt ganz aus dem Westen hinter Moskau" lauten. Immerhin ein Anhaltspunkt.
Die Geste mit dem Wein schien Mike ein wenig rebellieren zu lassen, demonstrativ nahm er noch einen Schluck aus der Bierflasche bis er sich den Wein schnappte. Gierig schluckte der Junge und Damian schaute ein wenig verdutzt, als er endlich einmal absetzte. Tja, der Kommentar war vernichtend. Schmeckte nicht viel besser als Bier. »Gab's denn noch was anderes im Kühlschrank? Mischgetränke vielleicht?«, fragte der Italiener und würde notfalls selbst noch mal nachschauen gehen. Immerhin machte saufen nur Spaß, wenn für jedermann etwas dabei war, was auch schmeckte. Die Aussage des Schwarzhaarigen brachte ihn abermals zum Lachen. Russen sagte man ja nach, dass sie Schluckspechte waren und relativ trinkfest, Mike schien wohl eine Ausnahme zu sein. Oder er war einfach noch nicht daran gewöhnt. »Quatsch, muss ja niemand wissen. Ich behalt es für mich.«, schwor der Italiener auch sogleich und hob die Hand zum Schwur. »Nope, nicht mehr. Ist seit Jahren wieder mal das erste Tröpfchen Alkohol.«, antwortete das Mischwesen wahrheitsgemäß. Er war da wohl eher dem Nikotin verfallen als dem Alkohol. Damian war nicht unbedingt ein Partytier wo Alkohol in Massen floss. Solche Veranstaltungen waren nichts für den blonden Riesen. Wieso? Er wusste es selbst nicht so genau. Vielleicht weil man sich mit aufdringlichen Schnepfen rumschlagen musste, mit Typen über diese aufdringlichen Schnepfen redete - weil sie keine anderen Gesprächsthemen fanden, darauf hatte er einfach keine Lust.


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Dass die Überlegung, sich im Kühlschrank zu verstecken, keine gute Idee war, hätte Mike dem Blonden auch sagen können. Der Schwarzhaarige würde vielleicht noch reinpassen, wenn man vorher sämtlichen Inhalt rauswarf, aber Damian? Der war vermutlich breiter als der Kühlschrank selbst. Da bräuchte es schon eine überdimensionale Kühl-Gefrier-Kombination, um als Versteck für Damian herzuhalten. Bei dem Gedanken, wie Damian sich zwischen gefrorene Chicken Wings und Kaisergemüse zwängte, musste Mike beinahe losprusten. Ein unterdrücktes Lachen, bei dem ihm beinahe das Bier durch die Nase wieder rauskam, war das Resultat.
Auf das Beste hoffen. „Also bleiben wir bei dem, was wir schon den ganzen Abend tun.“ Vielleicht hätten sie sich von Anfang an totstellen sollen. Er hätte sich fein unter Damian gelegt und diesen als Sichtschutz missbraucht. Klang jedenfalls nach einem Notfallplan, sollte es hier doch drunter und drüber gehen. Er müsste nur Damian irgendwie von seinem grandiosen Einfall überzeugen… aber darüber würde er sich Gedanken machen, wenn es soweit käme.
Kühlschränke, Kühlschränke, Kühlschränke… wieso drehte sich plötzlich alles um Kühlschränke? Das Wort machte in Mikes Kopf schon gar keinen Sinn mehr. Etwas verzögert reagierte er auf Damians Frage. „Ich kann mal spekulieren gehen“, erwiderte er und trennte sich vorübergehend von der Weinflasche, die er zur Sicherheit auf dem Boden abstellte. Die Gefahr, dass Damian sie mit seinen Flossen umwarf, war somit geringer. „Ich will hoffen, dass das unter uns bleibt. Wenn das KGB uns ins Visier nimmt, verpfeif ich dich“, sagte er in einem ernsten Tonfall, bevor er kaum eine Sekunde später lachend seine Reise zum Kühlschrank antrat. Der befand sich zum Glück noch in Hör- und Sichtweite, sodass ihre Unterhaltung wegen des zweiten Beutezugs nicht unterbrochen werden musste.
Damians Antwort auf seine Frage — oder eher die Wortwahl — überraschte Mike etwas. Dann wiederum sollte ihn wahrscheinlich gar nichts mehr überraschen. Einen Kommentar konnte er sich trotzdem nicht verkneifen. „Dann hast du entweder früh angefangen zu üben oder du bist… schon 20 oder so“, richtete er sich an den Blonden, während sein Blick zielsicher hinter die Theke wanderte. „Meine Eltern waren immer strikt gegen Alkohol. Na ja, mein Vater. Wir durften nicht mal einen Schluck Bier trinken, sonst ließ der Gürtel grüßen.“ Natürlich hätte es Mittel und Wege gegeben, um an Alkohol zu kommen… besonders in Russland. Die Frage war nur, was er dann mit dem Zeug angestellt hätte. Sich allein irgendwo im Wald zu besaufen, klang alles andere als vielversprechend. Also hatte er es einfach ganz bleiben lassen und hatte nicht rebelliert.
Die Mehrheit der Flaschen hatte es erwischt. Aber einige schienen das Chaos unbeschadet überstanden zu haben. Mike griff nach einer Flasche, die sich als Rum entpuppte und fand schließlich eine Flasche Cola im Kühlschrank. Mit zwei Gläsern, die er auch noch auftreiben konnte, marschierte er wieder zu Damian. „Eine Pulle Rum hat überlebt.“ Triumphal schwenkte er die Flasche hin und her. Es hieß nicht umsonst: Wer sucht, der findet. Statt sich wieder neben Damian auf den Tisch zu schwingen, baute Mike am gegenüberliegenden Tisch eine kleine Theke auf, zu der er noch die Weinflasche und sein angebrochenes Bier gesellte. „Also… was darf’s sein? Wir haben gerade Happy Hour, mit Rabatt auf Cola-Rum und absolut widerlichen Wein.“


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Mike hatte es auf den Punkt gebracht. Sie hofften einfach auf das Beste und während sie darauf hofften, dass das Beste eintraf - keine Viecher mehr auftauchten - konnte man sich gut besaufen um ein leichtes Ziel abzugeben. Dann war es garantiert schneller vorbei und zudem war man auch noch betäubt. Der Plan des Jahrhunderts oder einfach nur jugendlicher Leichtsinn. Aber nach den heutigen Ereignissen konnte man sich eine solche ausschweifende Tat erlauben. Sollte das jemals rauskommen, würde man sie garantiert nicht verurteilen. Man konnte ihnen höchstens vorwerfen, dass sie nicht alle eingeladen hatte für die After-Party.

Damian war sichtlich froh, als sich der Schwarzhaarige anbot um den Kühlschrank zu inspizieren. Irgendwie war sich der Italiener nämlich nicht sicher, dass er sich von dem Tisch trennen konnte. Es war gerade gemütlich, immerhin hatte er seinen Hintern bereits eingesessen. »Du bist ein Schatz.«, grinste der Blondschopf Mike entgegen. Nicht umsonst hieß es: Alkohol macht Birne hohl. Wobei Damian bislang noch keinerlei Nebenwirkungen spürte. Ein wenig Spaß würde der Jungspund schon vertragen. Und ansonsten würde er sich sicher lautstark beschweren und Damian konnte sich dann noch immer eine Entschuldigung einfallen lassen. Mike verstaute noch die angebrochene Weinflasche, ehe er seine Beine bewegte und den Gang zum Kühlschrank antrat. Eine Drohung bekam der Italiener aber auch noch an den Kopf geschmissen. KGB. Als würden die sich die Finger an ihm dreckig machen. »Ich merks mir. Dein Geheimnis ist bei mir sicher.«, gab das Mischwesen nochmals von sich. Er hing an seinem Leben. Vor allem wenn man bereits ein Ereignis hinter sich hatte, wo der Ausgang auch ein anderer hätte sein könnten.

Eher unbedacht hatte Damian sein Alter in den Raum geworfen. Mike war aber nicht auf den Kopf gefallen und musste natürlich auch noch einen Kommentar dazu abgeben. »Du hast es erfasst. Als ich noch in die Windel geschissen habe, habe ich damit angefangen. In meiner Trinkflasche befand sich nämlich keine Milch.«, lachte der Italiener. »Spaß. Aufgrund meiner Rassenmischung bin ich doch schon deutlich länger am Leben als andere. Bin auch schon weit über 20 Jahre alt.«, klärte Damian den Schwarzhaarigen auf. Keine Ahnung wie Mike auf dieses Geständnis reagieren würde, meistens vermied der Italiener die Frage nach dem Alter, genauso wie nach der Rasse. Es war eben ein wenig kompliziert und schwer zu erklären. Aber den Werwölfen wurde auch ein hohes Alter zugeschrieben. Daher könnte es auch sein, dass Mike ebenfalls schon älter war als er aussah. »Wie alt bist du denn?«
Die Story über Mikes Vater ließ das Bier noch bitterer schmecken als ohnehin schon. Da war Damian beinahe froh ohne Vater aufgewachsen zu sein, wobei er bezweifelte, dass sein Vater so drauf war. Immerhin hatte er von Alice eigentlich nur Positives gehört. War im Grunde auch egal. »Ich werds ganz bestimmt niemanden verraten.«

Während Mike den Kühlschrank weiter nach was trinkbarem durchsuchte, vernichtete der blonde Riese den Rest seines Biers. Saufen konnte man das Ganze allerdings noch nicht nennen. Da waren die Worte von Mike wie Musik in Damians Ohren. Rum und Cola. So ein Zufall aber auch, dass diese zwei Sachen auch noch gut zusammenpassten. Mit der Ausbeute trat der Schwarzhaarige den Weg zurück an und baute am gegenüberliegenden Tisch eine provisorische Bar auf. Barkeeper Mike lud zur Happy Hour. »Dann entscheide ich mich wohl für eine Partie Cola-Rum.«, grinste der Blondschopf und beobachtete den Jungen dabei, wie er die Flüssigkeiten ins Glas schüttete. Das Getränk würde auf alle Fälle besser reinhauen als die luschenhaften Getränke wie Wein und Bier. Wobei sie keinen Tropfen Alkohol verschwenden sollten.


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Als er sich schon einige Schritte von der gemeinsamen Sitzgelegenheit entfernt hatte, wünschte Mike sich, er hätte etwas Passendes zum Werfen. Oder er wünschte sich zumindest, dass Damian seinen dezent feindseligen Blick sehen würde. Wobei dieser vermutlich doch eher amüsiert und weniger verärgert wirkte als ursprünglich von ihm beabsichtigt. „Ich weiß. Und du bist ‘ne faule Sau“, warf der Werwolf stattdessen in den Raum, während er die Bar absuchte. Er fand es schon sehr sozial von sich, dass er freiwillig aufgesprungen war, um nach Alkohol Ausschau zu halten. Immerhin wollte man vermeiden, dass er alte Herr einen Bandscheibenvorfall erlitt.
Dass Mike mit seinen unernst gemeinten Späßen gar nicht so weit entfernt von der Wahrheit lag, konnte er wiederum nicht ahnen. Er hätte Damian auf neunzehn oder höchstens zwanzig Jahre geschätzt. Alles darüber hinaus wäre lächerlich. Wer tat sich den Unterricht mit über zwanzig noch freiwillig an? Dass er dabei zu engstirnig dachte, kam ihm nicht wirklich in den Sinn. Entsprechend wusste er nicht, wie er auf die Antwort des Blonden reagieren sollte und schwieg zunächst, während er vorgab intensiv nach überlebenden Alkoholresten zu suchen. Nach einigen Sekunden des Schweigens, und einer weiteren Frage des anderen, meldete Mike sich schließlich zu Wort. „Kann ich dann einfach so tun als wärst du 18? Das ist sonst irgendwie echt komisch für mich“, gab er etwas skeptisch zu. Die Existenz von Dämonen und Engeln und allerlei überirdischen Rassen war trotz allem surreal für ihn. Werwölfe und Vampire… deren Existenz war für Mike ganz normal und verständlich. Aber alles darüber hinaus, sprengte seinen klitzekleinen Horizont. „Fünfzehn“, erwiderte er dann auf Damians Frage. Er fühlte sich mit seinem Alter sowieso schon jung, doch in Anbetracht der neuen Informationen über Damian, fühlte er sich wie ein Kleinkind. Am besten er spülte diese Erkenntnisse mit dem gefundenen Rum herunter und dachte nicht weiter darüber nach!
Es hätte Mike beleidigt, hätte Damian sich nicht für das Mischgetränk aus Cola und Rum und stattdessen für den Wein entschieden. Immerhin war der Werwolf extra losgelaufen, um das Zeug ausfindig zu machen. „Gute Wahl“, säuselte er daher und schüttete jeweils etwas von dem Rum in die zwei Gläser. Damians Glas füllte er dabei ein gutes Stück mehr als sein eigenes. Es war nur fair, dass derjenige, der größer und trinkerfahrener war, mehr Alkohol eingeschüttet bekam. Gleichberechtigung und so! Nachdem die Gläser bis zum Rand mit Cola ausgefüllt waren, überreichte Mike die stärkere Mischung Damian: „Wehe du heulst jetzt rum von wegen das wär unfair.“ Mit diesen Worten setzte er sich wieder auf seinen Platz und trank sogleich auch einen Schluck seiner eigenen Mische. Da er den Alkohol raum herausschmeckte, hatte Mike nicht das Bedürfnis, sich zu dem Getränk zu äußern. Er wünschte sich lediglich er wäre direkt mit Rum-Cola eingestiegen. „Ich weiß übrigens, dass du’s niemandem verraten wirst. Alles, was heute passiert ist“, sagte er plötzlich, mit dem Blick auf sein Glas gerichtet. Es waren undeutliche Worte und es würde Mike nicht überraschen, würde Damian nicht verstehen, wovon er sprach. Er war sich ja selbst nicht sicher, warum er es erwähnte. Betrunken fühlte er sich noch nicht. Aber vielleicht lockerten Rum und Wein trotzdem sein Mundwerk etwas.


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Als faule Sau beschimpft zu werden, brachte Damian nur zum Lachen. Mike zeigte einfach kein Mitgefühl für den angeschlagenen Blondschopf. Das war doch wirklich unerhört. »Ich bin angeschlagen, nicht faul.«, beschwerte sich der Italiener. Na gut, er war auch faul. Aber das musste er dem Kleineren nicht unbedingt auf die Nase binden. Jeder hatte mal seine faulen Stunden oder Tage, da war absolut nichts Verwerfliches dabei. Ein gechillter Tag im Bett war einfach traumhaft. Und den Tag konnte er nach diesem Ereignis sehr gut brauchen. Vielleicht würde er es auch auf eine Woche ausdehnen. Eine Woche zum Erholen von den Strapazen und um das Geschehene zu verarbeiten. In dieser einen Woche sollte seine Verletzung ebenfalls wieder vollkommen kuriert sein. Hoffte er zumindest.
Eigentlich hatte Damian mit einer Frage nach seinem wahren Alter gerechnet und nicht mit dem was Mike da von sich gab. Da merkte man mal wieder wie unterschiedlich die Leute eigentlich waren. »Du kannst auch so tun als wäre ich 17, wenn dir das lieber ist. Sag ich nämlich immer.«, gestand der Italiener. 17 war auch wirklich noch glaubwürdig. Aber 18 würde sicher auch passen. Je nachdem was Mike lieber wäre. Die Antwort was Mikes Alter betraf, haute den Blondschopf beinahe vom Tisch. Ein Jungspund, wie er vermutet hatte - oder es war seiner Größe geschuldet - aber trotzdem kam es unerwartet. Rotzfrech. Konnte man sich mit 15 allemal erlauben. »So jung. Damals, als ich noch nicht so alt war...«, fing der Blondschopf an zu sinnieren. Mehr aus Jux und Tollerei, da er gleich wieder damit aufhörte. Schließlich hatte er nichts Spannendes aus seiner Jugend zu berichten, außer die vielen Umzüge, die Liebesgeschichten und so Kram. Interessierte keine Sau, nicht mal Damian selbst. Viel wichtiger war gerade der Alkohol.
Und wie aufs Stichwort wurde dem Blondschopf bereits das Glas, mit deutlich mehr Alkohol in der Mischung gereicht. Natürlich konnte sich Mike nicht zurückhalten und duldete keinen Aufstand von Damian. Als würde sich der Italiener bei mehr Alkohol beschweren. Der beste Weg in Richtung besoffen werden. »Was du von mir denkst. Als würde ich wegen dem rumheulen. Also wirklich.«, scherzte das Mischwesen und trank den ersten Schluck. Er konnte gerade noch so ein Husten verhindern. Es brannte doch ein wenig mehr seine Kehle hinunter als zuvor angenommen. Wobei er eigentlich gar nichts angenommen hatte, es kam eben unerwartet. Damian ließ sich allerdings nichts anmerken und trank weiter, schließlich war er jetzt darauf gefasst. So ein Fehler würde ihm nicht noch einmal passieren. Die Worte von Mike ließen Damian allerdings wieder aufhorchen und neben sich blicken. Er war sich nicht sicher, ob das eine Drohung sein sollte oder nicht. »Natürlich werde ich von deiner Heldentat berichten. Wenn man mich fragt. Sowas kann ich doch nicht unter den Tisch kehren.«, widersprach er dem Drei-Käse-Hoch. Und da konnte ihn Mike auch nicht davon abhalten. »Kommt bei den Mädels sicher gut an.«, grinste der Blondschopf und wackelte mit seinen Augenbrauen, ehe er nochmals das Glas ansetzte und einen riesigen Schluck davon nahm. Somit war der erste richtig harte Alkohol zur Hälfte bereits in seinem Körper. Konnte also nur besser werden. Jetzt musste der Alkohol nur noch seine Wirkung tun. Das konnte allerdings ein Weilchen dauern, daher mussten sich die Jungs die Zeit mit Smalltalk vertreiben. Was absolut keine schlechte Option war. Irgendwie mochte er die freche Art seines Saufkumpanen. »Lass mal Nummern tauschen, bevor wir nicht mehr in der Lage sind.«, gab der Blondschopf von sich. Immerhin verband sie jetzt ein besonderes Ereignis und man würde sich sicher noch öfter über den Weg laufen. Wieso dann nicht Nummern tauschen und sich mal zum Saufen verabreden?


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Das Argument, von wegen der Blondschopf sei zu angeschlagen, um seinen Hintern zu bewegen, zog mal so gar nicht. Besonders, da es von einem ziemlich ausgelassenen Lachen begleitet wurde. „Das seh‘ ich. Am besten ich rufe gleich die Sanitäter. Oder noch besser, direkt den Bestatter“, rief er Damian augenrollend zu. Dabei konnte er sich ein Grinsen trotz allem nicht verkneifen. Wer hätte gedacht, dass sein athletischer Mitstreiter in Wahrheit auch ein Faulpelz sein konnte? Wahrscheinlich hatte Mike sich das teilweise selbst zuzuschreiben, indem er dem anderen den Sitzplatz aufgedrückt hatte.
Eine kleine Portion Neugier, was Damians wahres Alter betraf, konnte Mike nicht leugnen. Sprachen sie noch von einem zweistelligen Bereich oder war Damian vielleicht sogar im vorletzten Jahrhundert geboren? Ansehen konnte man es ihm jedenfalls nicht. Und eigentlich spielte es auch keine weitere Rolle. Solange er so tat als wäre Damian siebzehn oder achtzehn, war für ihn alles in Butter. Getreu dem Motto: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Der Kommentar über sein eigenes Alter schmeckte ihm wiederum gar nicht. Ja, er war definitiv einer der jüngeren Vertreter unter den Schülern. Aber er wollte deswegen nicht als Kleinkind behandelt werden. Das war Altersdiskriminierung! „Was war denn damals, als du noch nicht so alt warst? Wurde da gerade das Rad erfunden? Dachte man noch, die Erde wäre eine Scheibe? Alter Sack… Letzteres murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart hinein und war sich sicher, dass Damian es nicht mehr hörte. Obwohl es wohl so wirkte, war er allerdings nicht wirklich sauer. Zumal ihn der glückliche Fund des Rums kurze Zeit später wieder vergessen ließ, dass Damian ihn indirekt als Baby bezeichnet hatte.

Während er selbst den ersten Schluck nahm, beäugte er Damian dabei, wie dieser dasselbe tat. Nur mit mäßiger Zufriedenheit stellte er fest, dass der Blonde offenbar zumindest ein wenig mit der Mischung zu kämpfen hatte. Allerdings nicht so sehr, als dass sich Gehässigkeit bei Mike ausgebreitet hätte. Dabei wollte er Damian gern fragen, ob der Drink "schmeckte". Wieso wurde ihm diese Genugtuung nicht gegönnt? Dass der Kerl auch immer einen auf cool machen musste… Minimal enttäuscht nippte Mike an seinem eigenen Cola-Rum und wandte den Blick wieder ab.
Damians folgende Aussagen waren wie Tritte gegens Schienenbein. Der eine Tritt schmerzhafter als der andere. Die Mundwinkel des Werwolfs hingen für einen Moment ziemlich tief, bevor seine Mimik sich wieder fing. „Vergiss es, das glaubt dir sowieso keiner. Und mit den Mädels hab ich’s im Gegensatz zu dir sowieso nicht so“, gestand er und ertränkte diese Einsicht in einem großen Schluck Alkohol. Da konnte Damian auch erzählen, Mike hätte zehn Werwölfe allein erlegt. Ihm würde trotzdem keine der Damen Beachtung schenken. Nicht, dass er sich sonderlich anstrengen würde, mit seinem Charakter zu punkten, aber Kerlen wie Damian lagen die Weiber bestimmt zu Füßen, ohne dass er den Mund aufmachen musste. Der Neid brannte gerade echt mehr als der Rum.
Nummern austauschen… Mike war für eine Sekunde perplex. Ihn hatte noch nie jemand nach seiner Nummer gefragt. Die einzigen Kontakte in seinem Handy waren sein Vater und einige Verwandte, deren Nummern bestimmt nicht mal mehr aktuell waren. „O-Okay... wenn’s sein muss.“ Wie durch ein Wunder hatte sein Handy den Angriff sogar unbeschadeter überlebt als sein Besitzer. Der Akku war zwar beinahe dahin, aber fürs Einspeichern einer Nummer reichte es noch. „Dann sag an“, forderte er Damian auf, nachdem er einen neuen Kontakt namens Damian erstellt hatte. Dass das alles auf lange Sicht nichts brachte, war klar. Aber irgendwie gab es ihm ein tröstliches Gefühl, gerade so zu tun, als wäre er normal.


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Krankenwagen oder Bestatter standen zur Auswahl, wenn es nach Mike ging. Waren allerdings keine rosigen Aussichten. Damian zog schmollend die Unterlippe vor. Das war doch echt unerhört, was der Schwarzhaarige von sich gab. »Ich glaube, der Bestatter wird in nächster Zeit genügend um die Ohren haben. Du musst mir schon selbst ein Loch buddeln.«, kommentierte der Blondschopf nach seiner Schmollphase. Wobei er sich auch gut vorstellen konnte, dass die Toten den Familien überführt wurden. Aber das waren wieder solch traurige Gedanken, die er einfach beiseite wischte. Bestatter und Sanitäter brauchte er keine. Er hatte sich klar gegen eine ärztliche Behandlung entschieden. Schließlich hatte er dem Jungspund versprochen mit ihm zu trinken. Und das Trinken war definitiv die bessere Option gewesen, als jemanden aufzusuchen und die kleine Schramme untersuchen zu lassen.

Gerade als er brav die Gedanken beiseitegeschoben hatte, trafen Mikes Worte auf Damians Gehör. Mike machte sich gerade keine Freunde. Die Erde eine Scheibe zu seiner Zeit?! Das war dann doch ein wenig früher als zu seiner Zeit. »Pfffff. Glaub was du willst.«, gab der Italiener bockig von sich. Mit einem Kind zu streiten, empfand er als zu anstrengend, daher hatte er dem Ganzen nichts mehr hinzuzufügen. Natürlich wusste das Mischwesen, dass Mike diese Dinge nur zum Spaß sagte. So waren Jungs eben. Immer mitten in die Fresse oder dorthin wo es richtig wehtat.

Am Getränk nippend, trommelte der Blondschopf ein wenig mit seinem Fuß auf dem Boden. Schließlich waren seine Beine lang genug, auch um in sitzender Position noch den Boden zu erreichen. Jedenfalls schien der Schwarzhaarige mit diesem Getränk ganz zufrieden zu sein. Einen Kommentar, dass es nicht schmeckte hatte Damian bislang nicht gehört. Als der Jungspund wieder zu sprechen begann, wandte er sich in seine Richtung. Warum sollte man ihm nicht glauben, wenn er von der Heldentat des Schwarzhaarigen berichtete? Nicht zum ersten Mal fragte sich das Mischwesen, was in Mikes Kopf vor sich ging. »Warum sollten sie nicht? Ich bin die Ehrlichkeit in Person.«, sprach der Blondschopf und nickte bekräftigend. »Und außerdem, was soll das überhaupt heißen?! Willst du mir unterstellen, dass ich jeden Tag eine andere Frau am Start hätte?«, mutmaßte der Italiener und beäugte seinen Mitstreiter kritisch. Auf so eine Anschuldigung musste er was trinken und setzte sein Glas an die Lippen um zu einen großen Schluck anzusetzen. Der Alkohol brannte abermals seine Kehle hinunter, daran würde er sich wohl nicht gewöhnen, aber immerhin war er jetzt ein wenig daran gewöhnt, dass er nicht wieder einen Hustanfall verschleiern musste.
Von der Nummerntauschaktion war der Schwarzhaarige alles andere als begeistert. Damian war sich gerade nicht sicher, ob er es bei Mike mit einem Kerl oder doch mit einer Diva zu tun hatte. Vielleicht lag es auch nur an der Pubertät. Daher konnte er ihm wohl keinen Vorwurf machen. Erst als Mike sein Handy checkte, kam auch Damian einmal auf die Idee nach seinem Handy zu fischen und um hoffentlich ein heiles Gerät vorzufinden. Sein Herz machte einen Sprung, als auch er sein Handy unbeschadet in den Händen hielt. Der Tag war also gerettet. Daher sah er über den Unmut der Kleineren hinweg und plapperte munter seine Nummer runter, damit Mike diese einspeichern konnte. »Klingelst du an?« Diese Methode ging einfach am schnellsten und somit hatte man auch noch die Gewissheit, die Nummer richtig eingespeichert zu haben. Es konnte sich also nur noch um Sekunden handeln.


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Die Bemerkung, die Damian da von sich gab, brachte Mikes Kinnlade dazu, für einen Moment runterzuklappen. Aber wirklich nur für einen kurzen Augenblick, weil er mit so einer Aussage nicht gerechnet hatte. Nicht von Mr. Nice Guy hier. „Makaber. Gefällt mir“, war allerdings seine einzige verbale Reaktion darauf. So nett wie er Damians Worte auch fand, über die Leichen, die sie selbst aus erster Hand gesehen hatten, wollte er nicht weiter nachdenken. Und jegliche Konversationen über Bestatter waren bei dem Vorhaben nicht förderlich.
Einen Streit brach er mit seinen frechen Anspielungen auf Damians Alter zwar nicht vom Zaun, doch vermutlich lief er trotzdem auf ganz dünnem Eis. Ihre Nerven waren heute schon dermaßen belastet worden. Hinzu kam der Alkohol, der die Zunge lockerte und den ein oder anderen angriffslustiger machte als sonst. Ob Damian zu dieser Kategorie gehörte, wusste Mike nicht, doch es würde ihn irgendwie nicht wundern, wenn dem Blonden früher oder später der Kragen platzte. Mike hatte ein Talent dafür, die Leute so weit zu treiben, dass sie explodierten. Zugegeben… manchmal provozierte er es absichtlich, nur aus Jux.

Sollte er Damians Behauptung, er wäre die Ehrlichkeit in Person, nun ironisch auffassen oder für bare Münze nehmen? Abwägend und eine Spur skeptisch musterte er seinen Mitschüler, während sein Gehirn nach einer guten Antwort suchend ratterte. So richtig zu einer Antwort kam er jedoch sowieso nicht, da Damian ihm einfach in die Denkphase fiel. Zwar nicht ins Wort, aber unhöflich fand Mikhail es trotzdem. Zumal Damian ihn regelrecht anfuhr, für eine beiläufige Bemerkung, die Mike nicht einmal abwertend meinte. Wurde hier jemand zickig? Er erwiderte den kritischen Blick seines Gegenübers, indem er die Augen zusammenkniff und den Mund leicht verzog. „Komm runter, man! Ich will dir gar nichts unterstellen!“ Er trank einen kleinen Schluck. Sein Glas leerte sich überraschend schnell. Ob das so gut war? „Wäre auch nicht die schlimmste Unterstellung...“, murmelte er leise in sein Glas hinein, in der Hoffnung, dass es im Rum unterging. Wieso Damian das so negativ auslegen musste, war ihm ein Rätsel. Wahrscheinlich war es wirklich nur der Alkohol, der ihm zu Kopf stieg.
Aber er hatte jetzt eigentlich keinen Bock in einen Zoff zu geraten. Nicht, während sie so kurz davor waren, Nummern auszutauschen, sodass Mikes Kontaktliste ein bisschen weniger peinlich wurde. Beiläufig beobachtete er Damian dabei, wie dieser sein eigenes Handy auf Schäden prüfte, um schließlich festzustellen, dass es noch heile war. Irgendwie brachte es ihn zum Schmunzeln. Sie hatten beide die volle Breitseite kassiert, aber Hauptsache der Technik ging es gut. „Bin. Dabei.“, meinte Mike ein ganz klein wenig gereizt auf Damians Aufforderung hin. Keine drei Sekunden später müsste der Anruf bei Damian eingehen, woraufhin Mike wieder auflegte und nur noch darauf warten musste, dass sein Name ins Handy des anderen fand. „Ich will jetzt nicht diese Bitch sein… aber Mike mit I und E am Ende“, sagte er — mit einem Augenrollen an sich selbst — während er sich zu Damian lehnte, um einen Blick auf dessen Bildschirm zu erhaschen.
Damit war das ja gegessen. Es fühlte sich an wie ein kleiner Sieg… gegen was auch immer. Mit einem letzten Schluck leerte er sein Glas. Seine Hände kribbelten und war sein Gesicht jemals so warm gewesen? „Du kannst die Nummer in zwei Wochen löschen. Wirst du eh tun… ich werd’s dir auch nicht übelnehmen“, plapperte er und rappelte sich vom Tisch auf, um wieder an die Theke zu gehen. Er stellte sein Glas ab, ohne es aus der Hand zu geben, machte aber keine noch keine Anstalten sich eine zweite Mischung zu machen. Erst das Aufstehen hatte ihm aufgezeigt, dass Schwindel eine Nebenwirkung des Alkohols war. Eine, die er gar nicht mochte. Also bremste er sich fürs erste selbst aus, bevor es ihm den Boden unter den Füßen wegzog.


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