Der Ostflügel des Wohnheims im ersten Stock ist den Jungen vorbehalten. Neben den Einzelzimmer gibt es einige größere Zimmer, die Platz für bis zu 4 Personen haben. Eines von ihnen ist das Zimmer mit der Nummer 203. Nach einem schmalen Gang, der bestimmt oftmals mit Schuhen oder ähnlichem vollgestellt wird, erreicht man das große Zimmer, welches um die 25m² umfasst. An den Wänden gegenüber der Fensterfront sind tiefe Einbauschränke angebracht, die unter den Bewohnern dieses Zimmer aufgeteilt werden. In der Mitte des Raumes hat ein runder Hochflorteppich seinen Platz gefunden. Auf diesem steht ein formähnlicher, niedriger Tisch, um welchen man sich gerne mit den Mitbewohnern oder aber auch Freunden versammelt. Da der Raum nur über zwei größere Schreibtische mit Stauraum verfügt, wird oftmals auch der runde Tisch für Hausaufgaben, dem Verfassen eines Briefes an die Familie oder Ähnlichem verwendet. Zwei neu hergestellte Stockbetten bieten Platz für 4 schlafende Persönlichkeiten - auch die Zuteilung der Betten liegt in der Verantwortung der Bewohner. Neben dem Fenster sind außerdem die Inselkarte an der Wand, sowie ein Kalender angebracht, um den Schülern den Alltag etwas zu erleichtern. Je nach Bewohner werden die Wände mit verschiedenen Postern, Bilder oder sogar Wandregalen verziert.
Mika beobachtete Candice dabei wie sie eine ausladende Bewegung mit ihren Armen machte. Er musste, was jetzt sehr komisch aussah da es sehr sehr selten passiert, mit den Mundwinkeln schmunzeln. Jetzt könnte man ein Kreuz im Kalender machen. Eine Gesichtsbewegung dieser Art, auch wenn sie etwas undeutlich war, ist relativ selten bei Mika. Doch auch verflog dieser Gesichtsausdruck wieder, als sich seine Gesicht Muskulatur entspannte. Er war definitiv nicht daran gewöhnt so viel Ausdruck zu zeigen. “Ja das stimmt wohl. Danach aussehen tu ich wirklich nicht.” Er hob mit diesen Worten seinen Anzug hoch, öffnete einen Spalt die Tür eines Kleiderschranks und hängte den Anzug an der Oberseite der Tür auf. Darauf achtend was Candice grade weiter durch den Kopf schwirrte, die ganzen Fragen zum Drachen Dasein und so weiter, versuchte er weitgehendst nicht zu beachten da er merkte das es keine direkte Fragen zum jetzt und hier waren. Wenn er jetzt noch anfinge über Drachen und deren Existenz zu philosophieren, würden die beiden nicht mehr vorankommen, also fasste er sich kurz. “Mein Vater und meine Mutter, sehr angesehene Wächterdrachen eines Schreins, sind sehr Friedvolle Drachen. Allerdings, wenn es nötig ist, würden sie alles beschützen was es zu beschützen gibt. Ich bin zwar auch ein geborener Wächterdrache, aber einen Schrein zu beschützen, naja, ich wäre zu sehr an einem spezifischen Ort gebunden.” Jetzt hatte aber auch er eine Frage. Er hatte schon vorher gemerkt, das Candice etwas aufwies was ihm noch nicht untergekommen ist. Sie war kein Tierwesen, Waldgeist, Elfe oder ähnliches. Doch bevor er seine Frage stellen konnte unterwies Candice ihm das sie noch keine Begleitung für den Ball hatte. Es erstaunte ihn ein wenig. Sie sah schon sehr bereit dazu aus den Ball aufzusuchen. Und noch mehr erstaunte es ihm das sie grade ihm, die indirekte Frage stellte, ob er sie nicht zum Ball begleiten wollte. Zumindest fasste er diese Frage so auf. Noch während er grade dabei seinen Pullover auszuziehen beantwortete er ihre Frage ohne viel darüber nachzudenken. Auch machte es ihm irgendwie nichts aus da die beiden sich grade mal den heutigen Tag kennengelernt hatten. “Aber gerne doch. Ohne Begleitung würde das doch kein richtiger Ball sein oder?” Er warf seinen Pulli gekonnt auf die Stuhllehne am Schreibtisch und knöpfte seinen Anzug auf. Er realisierte gar nicht das sich Candice eigentlich schon die ganze Zeit in einem der Jungenräume aufhielt, auch das er sich jetzt anfing hier einfach umzuziehen, störte ihn irgendwie nicht. Ob es daran lag das er sonst nie viel mit Gesellschaft, außer seiner Eltern, zu tun hatte. Also schmiss er auch sein T-Shirt auf die Stuhllehne, schnappte sich das weiße Hemd und warf es sich gekonnt, durch die Ärmel schlüpfend über. Wechselte die Hose und fädelte den Gürtel durch die laschen um ihn zu schließen. Bis zu diesen Punkt, wo er nicht daran gedacht hatte, dass sich Candice immer noch im Raum befand, lief alles gut. Jetzt ließ er den Blick wieder zu Candice rüber wandern. Er wurde aus der Umkleideroutine gerissen, zu sehr darin vertieft sich über Telepathie zu unterhalten. Sein Gesicht fing an sich mit Wärme zu füllen und die peinliche Röte schoss in seine Wangen. “Ähm...ich muss mich entschuldigen...” Er knöpfte fix sein Hemd zu. Das war jetzt peinlich. Aber mehr als nur peinlich. Sich wie selbstverständlich einfach vor den Augen von einem Mädchen umzuziehen was er grade mal eine kurze Zeit kannte. Er verfluchte sich gedanklich und räusperte sich. “Das...könnten wir das eventuell vergessen?” Er warf sich den Sako über und richtete seine Krawatte. Noch immer knallrot angelaufen, wendete er sich nun wieder komplett zu Candice. Versuchte sie, sich schämend nicht anzuschauen und drehte sich Richtung Tür. “Wir...sollten glaube ich los. Sonst verpassen wir noch den Rest des Balls.” Er versuchte die unangenehme Situation irgendwie eine andere Richtung zu lenken, drückte ein wenig seinen Ellbogen aus um ihr die Möglichkeit zu geben sich einzuhaken.
Aufmerksam hörte ich ihm zu. Versuchte zu verstehen was er da sagte, aber ich hatte einfach keine Ahnung von Drachen. Null. Wieso konnte ein Wächterdrache sich aussuchen ob er etwas bewachen sollte oder nicht. War das dann sowas wie ein Job? Man konnte, musste aber nicht? Weitere Fragen hätten das Gespräch wahrscheinlich einfach komplizierter gemacht und ich hätte morgen sowieso die Hälfte vergessen. Daher ließ ich es. Er war sowieso jetzt erstmal hier, ich konnte ihn also auch einfach wann anders weiter ausfragen. Falls denn Fragen aufkommen würden. Stattdessen freute ich mich darüber, dass er mit mir zu Ball gehen würde, auch wenn ich seine Aussage etwas komisch fand. „Naja, der Ball findet ja trotzdem statt, ob man jetzt ne Begleitung hat oder nicht.“, ich grinste ihn schief an. „Aber es freut mich, dass sie mich heute dorthin begleiten Herr Tsunaki.“, ich machte einen übertriebenen knicks und konnte mir ein kichern nicht verkneifen. Ich wollte gerade noch etwas ergänzen, als sich mir ein ganz anderes Bild bot. Ohne zu zögern zog sich Mikato einfach um. Vor mir. Reflexartig schlug ich mir die Hände vors Gesicht und konnte spüren wie meine Wangen brannten. Ich meine er sah ja gut aus, aber das ging mir jetzt doch ein bisschen schnell. Vorsichtig guckte ich durch meine Finger und konnte den Körper von Mikato sehen. Er hatte zwar eine relativ normale Statur, dafür aber einen ausgeprägten Muskelbau, was die ganze Sache irgendwie interessant machte. Ich hielt meine Hände nur noch Alibimäßig vors Gesicht und beobachtete die Bewegung seiner Arme, sah mir seinen Rücken an und dann plötzlich schien er realisiert zu haben was hier gerade ablief. Schnell kniff ich die Augen zu und tat so, als ob ich nichts gesehen hätte. Ohgottohgottohgott. Ich musste wie der übelste Spanner rüber kommen. Auf seinen Vorschlag hin, ob wir die Sache einfach vergessen könnten war ich mehr als einverstanden mit und nickte nur stumm. Ich wollte diese Situation hier ganz schnell vergessen, aber ob ich das einfach so konnte war eine andere Sache. Er hatte hier halbnackt im Zimmer gestanden, vor mir und er sah gut aus. Ich rieb mir über die Stirn, als ob ich so den Gedanken vertreiben könnte und versuchte an etwas anderes zu denken. „Wusstest du, dass man auf dem Ball sogar Lose kaufen kann? Aber ich weiß nicht ob es für uns nicht schon ein bisschen spät ist. Aber das Mitsommerfeuer, das können wir auf jeden Fall noch sehen. Bestimmt treffen wir da noch andere Mitschüler.“, aufgeregt plapperte ich drauf los und hakte mich bei ihm ein. Ja wir sollten schnell aus diesem Raum raus.