Was versteckt sich hinter den Türen Zimmernummer 110 im Westtrakt des Yanega Anwesens? Öffnet man die leicht quietschende Tür, so steht man inmitten einer doch recht großen und hellen Räumlichkeit. An den grün tapezierten Wänden befinden sich vereinzelte Wandleuchten. Mit Vorhängen kann man das Zimmer nachts abdunkeln. Drei Betten, die mindestens genauso alt wie das Gebäude selbst, aber dennoch gut in Schuss sind befinden sich an der rechten Seite des Raumes. Jedem Bett ist ein Nachtkästchen mit einer dazugehörigen Lampe beigestellt und bietet den Bewohnern desweiteren Platz für persönliches Hab und Gut. Gegenüber der Betten befinden sich die Schreibtische. Jeder Bewohnerin steht einer dieser Tische zu. An einer Wand befinden sich ein paar Wandboards, die zur Verstauung von Büchern oder ähnlichem genutzt werden können. Neben dem äußersten Schreibtisch in der Ecke führt eine weitere Tür in einen kleinen Nebenraum, der an allen Wandseiten mit Kleiderschränken zugestellt ist, die sich die Bewohnerinnen unter sich zuteilen. Ein klamottenbezogenes Platzproblem sollte in diesen Räumlichkeiten also nicht herrschen.
Das Gespräch mit Lavi war zum Schluss recht eintönig gewesen. Ob er Damians Aussage überhaupt zur Kenntnis genommen hatte? Vermutlich nicht. War aber auch nicht weiter sein Problem. Vielleicht bekam er nach Lavis "Date" die Schuld, dass es scheiße war. Konnte gut möglich sein. Immerhin brauchte man einen Sündenbock. Damian würde es in diesem Fall genauso machen. Aber über ein beschissenes Date musste er sich keine Gedanken machen. Solange Helena mit von der Partie war, konnte es gar nicht schlecht sein. Apropos Helena. Von seiner Freundin fehlte auch jegliches Lebenszeichen, nach seiner letzten SMS. Kurz überlegte der Blondschopf, ehe er sich dazu entschloss ihr einen Besuch abzustatten, wurde auch in seiner SMS angekündigt. Zumindest hatte es vorgeschlagen auch sie besuchen zu können. Ob er wirklich die Nacht bei ihr verbringen konnte? Damian würde es darauf ankommen lassen, auch wenn es hieß eine Strafe dafür zu kassieren. Es war schließlich nicht gestattet sich nach der Sperrstunde in fremden Zimmern aufzuhalten. Diese Regel war wohl mehr dafür da, dass man sie brach. Wer hielt sich daran? Niemand. Der blonde Riese würde jetzt auch nicht damit anfangen. Schließlich musste er die Freuden eine Freundin zu haben, ausleben.
Mit einem Grinsen im Gesicht schnappte sich der Italiener sein Handy und verließ, nach einer kurzen Verabschiedung von Lavi, das Zimmer. Den Weg zu Helenas Schlafgemacht kannte der Italiener bereits auswendig und würde es sicher auch im Dunkel finden. Aber noch lag er in der Zeit. Bislang verstieß er noch gegen keine Regel. Daher setzte er ungehindert seinen Weg fort. Es war auch keine Weltreise, ein paar Schritte den Flur entlang und schon befand sich der blonde Riese im Mädchentrakt. Und keine Menschenseele war auf den Gängen vorzufinden. Anscheinend trieben sich die Meisten noch irgendwo rum. Oder waren bereits in den Zimmern verschwunden. Gerade war auch Damian an seinem Zielort angekommen und klopfte an die Tür. Es konnte sich nur um Minuten handeln, bis Helena die Zimmertür öffnete. Solange konnte er sich in Position werfen, um eine möglichst gute Figur abzugeben. Sollte er sich vielleicht gegen den Türrahmen lehnen? Ein Versuch war es wert. Gegen den Türrahmen lehnend wartete er auf Einlass.
Das Bad und die dort versammelten Gerüche hinter sich lassend, stolzierte Helena in ihrer vorher getragenen Kleidung den Mittelflügel hinunter. Sie hatte jetzt nicht mehr auf ihr Handy geschaut, aber eine weitere Nachricht war sicherlich auch nicht mehr notwendig, wenn sie so auf die Uhrzeit schaute. Ob sie vielleicht sogar eine ganze Portion zu spät war und Dae schon wieder den Rückweg angetreten hatte? Die Französin hoffte eher das Gegenteil. Dass sie eher zu früh bei ihrem Zimmer ankommen würde und sich gerade zurechtmachte, während es dann an ihre Tür klopfte. Oder noch besser: Wenn er erst auftauchte, wenn sie komplett fertig mit allem war. Sie musste sich ja immerhin noch richtig umziehen. Die Kleidung jetzt trug sie immerhin nur, weil sie nicht nackt durch die Gegend laufen wollte. Den Luxus eines Bademantels hatte sie – bei allem was sonst so in ihrem Schrank herumflog – leider nicht. Es war aber auch fraglich, ob dieser jemals zum Einsatz kommen würde. War ja immerhin kein abgeschiedener Gang der zurück zu ihrem Zimmer führte. Also eher nur was für das Innere des Gemeinschaftsbades. Dort reichte es allerdings auch ein simples Handtuch um den Körper zu wickeln. Kurz gesagt: Es wäre einfach zu viel Ballast und lohnt sich nicht.
Den Gedanken über die Nutzungszwecke von Bademänteln im Wohnheim abschließend, bog die Französin auf den Westflügel ein, dessen Gang sie direkt zu ihren heiligen Gemächern führen würde. Zimmer 110 war das Ziel und sie auf direktem Wege dorthin. Den Gang etwas beschleunigend, damit sie vielleicht doch noch ein bisschen Zeit hatte bevor … verdammt. Da stand er. Ein blonder Riese mit dem Blick auf die Tür gerichtet, in dessen Rahmen er gerade lehnte. Nun, es gab definitiv schlimmeres als von ihm in diesem Zustand gesehen zu werden, sie beide waren immerhin schon einmal ausgiebig schwimmen gewesen; aber ja … das war nicht das Gleiche. Einen kleinen Moment stockte Helena in ihren Bewegungen und fummelte an ihren Haaren rum. Das war doch jetzt einfach nicht wahr! Zwar waren ihre langen Haare geföhnt und auch irgendwie gekämmt. Einen leicht wilden Flair trug das ganze trotzdem in sich und das mochte die Engelin gerade überhaupt nicht. Konnte es keine Magie dafür geben oder so? Einfach ein Schnipps und die Frisur saß perfekt? Ein Seufzer verließ ihre Kehle, das sollte sie vielleicht mal in den Büchern der Bibliothek nachschlagen … morgen. Jetzt hieß es auch erstmal dem Freundesproblem ein bisschen vorzubeugen. Schnell nahmen ihre Beine wieder fahrt auf und sie trat mit einem gleichmäßigen Tempo an ihrer Zimmertür heran. Moment mal … posierte er da etwa? Nein, war ja jetzt auch egal! Einfach nicht ablenken lassen, Helena! Das wird schon! „Monsieur?“, versuchte Helena von hinten mit einer Mischung aus Freude und Selbstbewusstsein seine Aufmerksamkeit auf sich zu richten, während ihre linke Hand gemäßigt nach vorne schnellte, um ihm einen kleinen Klapps auf den Po zu verabreichen. Ihr keckes Grinsen würde er schon aus dem Augenwinkel sehen und bei vollständigem Augenkontakt, konnte das Ganze nicht deutlicher werden. Charmant und Frech, so wie man es von Team-Korrupt-Mitgliedern gewöhnt war. „Ich hoffe, du wartest noch nicht so lange auf mich? Hab vielleicht ein kleines, aber auch nur kleines bisschen die Zeit vergessen.“, kommentierte sie mit einem von unten kommenden Hundeblick, bevor sie sich nach oben Streckte und ihrem persönlichen Türsteher einen Kuss auf die Lippen drückte. Er hatte doch nicht erwartet, dass er hier ohne einen Wegmarschieren würde? Außerdem: Vielleicht achtete Damian ja so nicht auf die wilde Friese von ihr! Ein perfekter Plan! Ohja! „Hab dich vermisst … Bae.“, flüsterte sie aufgrund der Nähe ein bisschen leiser und behielt dabei ihr typisches, mit charmanten Ansätzen geprägtes, Lächeln. Er hatte doch sicher nichts dagegen, wenn sie sich seine eigene Bezeichnung aus der SMS mal zunutze machte. „Wollen wir hinein?~“.
Nach ein paar Minuten des Posierens, zog der Italiener eine Augenbraue nach oben. War Helena vielleicht gar nicht im Zimmer? Ein weiteres Mal Klopfte er und positioniere sich nochmals gegen den Türrahmen lehnend. Es konnte sich nur um weitere Minuten handeln, aber Damian hatte nicht vor, seine sexy Pose aufzugeben, selbst wenn seine Angebetete nicht hinter dieser Tür verweilte. Seine Rückenansicht war sicher auch nicht zu verachten. Und gerade als sich der Italiener überlegte nach seinem Handy zu fischen, vernahm er die Stimme von Helena hinter sich. So schnell konnte er sich gar nicht umdrehen und sie begrüßen, da hatte er schon einen Klapps auf den Hintern kassiert. »Aua.«, empörte sich das Mischwesen und plusterte seine Wagen auf. Allerdings machte das Antlitz, welches sich ihm bot, diese Missetat wieder wett. Bevor er jedoch noch etwas erwidern konnte, faselte sie bereits eine Entschuldigung und machte ihre zuvor vollzogene Gewalttat wieder ungeschehen. »Hab mich schon gefragt, ob ich der Einzige bin, dem es so geht.«, grinste er, während er sich nochmal einen Kuss von Helena klaute, bevor es ab ins Zimmer ging. »Ladies first.«, kommentierte der blonde Riese, immerhin war es Helenas Reich. Und er war nur ein Eindringling oder so ähnlich. Aber seine Freundin würde sich über dieses Eindringen sicher nicht aufregen, immerhin wurde er von ihr eingeladen. Bevor Helena allerdings irgendetwas machen konnte, umschloss er sie von Hinten und vergrub seine Nase in ihren Haaren. Ein angenehmer Duft ging von ihr aus. Sie war wohl gerade von einer Dusche zurückgekommen. »Du warst also duschen, ohne mich?«, schlussfolgerte der blonde Riese. Ob sie überhaupt bereits soweit waren gemeinsam duschen zu gehen, war mal dahingestellt. Immerhin musste er ja etwas finden, womit er sie necken konnte. Und sich ein wenig darüber empören. Wobei man gerade beim Necken war, seine Hände begannen ihre Wanderschaft über Helenas weiche Haut. Immerhin lud ihre Bluse förmlich dazu ein. Und er als ihr Freund genoss sowieso Privilegien. »Was hat meine Schönheit heute eigentlich so getrieben?«, wechselte der Blondschopf das Thema, hielt Helena aber weiterhin in seinem Griff und erkundete mit den Fingern ihre Haut.
Damian sollte sich echt überlegen nicht immer die Wangen aufzuplustern, wenn sie ihn überraschte oder leicht neckte. Der Anblick war einfach viel zu süß, als dass sie sich da in Zukunft noch irgendwie zurückhalten konnte. Gut, irgendwann war es halt zu viel und man sollte es bei Gott nicht überreizen. So eine Vorlage war aber meist eh nur am Anfang der Begegnung gegeben; und dann auch nur, wenn man sie gar nicht visuell auf dem Schirm hatte. Zugegeben: Lustig war es trotzdem. Mh, ob sie das einfach öfter machen sollte? Immer ein bisschen später – und aus einer anderen Richtung kommend – an den vereinbarten Orten auftauchen und dann einfach auf den richtigen Moment warten? Die Französin grübelte kurz, während sie einvernehmlich den zweiten Kuss von Damian erwiderte und dabei schon fast wieder vergaß, warum sie eigentlich darüber nachdachte. Am Ende jedoch stand die Entscheidung klar im Raum: Nein, sie würde es nicht darauf anlegen. Es wäre nicht nur komplett affig in ihren Augen, sondern auch wenig Aufregend. Was dieses Thema kurz darauf schon ad acta legte und in den Tiefen ihres Geistes verstauben ließ. Es gab gerade sowieso viel Wichtigeres, um was sich die Französin kümmern musste.
Sich darüber freuen, dass ihre Ablenkungstaktik wunderbar funktioniert hatte, war eines dieser Dinge. Mit einem leicht amüsierten Kichern wandte sie sich zur Tür herum und trat – Selbstbewusst wie immer – in ihre Gemächer ein. Des Gedankens sicher, dass Damian ihr folgen würde. Das tat er auch, wie sie an dem ins Schloss fallenden Holz hörte. Zu mehr kam die Pariserin aber auch nicht mehr. Mit einem Mal hielt sie schlagartig in jeder ihrer Bewegungen inne als zwei Hände, wie Schlangen, von hinten um ihren Körper herumwanderten und sie an den Italiener drückten. Wie ein Reh in den Fängen eines Raubtieres, erstarrte die Engelin in jeder ihrer Bewegungen. Lediglich ihr Kopf neigte sich leicht zur Seite, um den Übeltäter dieser Aktion vielleicht aus dem Augenwinkel sehen zu können. Ohne Erfolg. Stattdessen spürte sie, wie sich sein Gesicht von oben herab in ihren Haaren vergrub, dabei unweigerlich eine leichte Gänsehaut über ihren Körper entsendend. Ob er … nein, tat er nicht. Glück gehabt! „Es musste leider sein.“, erwiderte sie mit einem entschuldigenden Ton, der eine kleine Prise Theatralik mit sich brachte und lehnte sich ein bisschen mehr in ihn hinein, dabei seicht ausatmend. „Als ich daran dachte, dass ich deinen Anblick mit anderen teilen müsste, sollte es darauf ankommen, wurde ich einfach zu besitzergreifend.“. Was natürlich nicht ernst gemeint war. Helena war weder von Eifersucht zerfressen, noch engte sie ihren blonden Riesen so ein, dass er kaum noch Luft zum Atmen hatte. Sie vertraute darauf, dass er nach bestem Wissen und Gewissen handelte. Aber in einer Beziehung zu sein hieß auch sich verwundbar zu machen, das blieb nie aus. „Ich hoffe, du kannst mir das Verzeihen, Dae.“, schloss sie ihre Entschuldigung ab und musste leicht kichern, als seine Hände sich dann auch noch unter ihre Weste schlichen und sanft ihren Körper entlangfuhren. Anscheinend war sie noch nicht ganz raus aus der Nummer. Verhören tat er sie und die Engelin hatte – wie war es auch anders zu erwarten – keine Chance zu entkommen. Vielleicht wollte sie es auch gar nicht, und genoss die Aufmerksamkeit und das Rampenlicht, welches gerade auf sie geworfen wurde. „Ich bin nach der Schule mit zu einem Klassenkameraden, weil wir keine Lust auf das Mittagessen im Speisesaal hatten und … irgendwie auch nichts zu tun. Wir haben also was gekocht.“, offenbarte sie unter Androhung weiterer Zärtlichkeiten ihre dunkelsten Geheimnisse des Nachmittags. „Danach war ich den ganzen Tag hier. Alleine … wartend … dösend … sehnsüchtig.“, fuhr sie fort und begann mit ihren Händen langsam seine Arme zu streicheln. Verrenken wollte sie sich in der Situation äußerst ungerne. „Lesen und die Klänge der Musik waren alles, was mir blieb.“. Was er sicherlich auch bei einem schnellen Blick auf ihr Bett erkennen konnte. Da lag der gedruckte Übeltäter immer noch aufgeschlagen herum, seine schändlichen Inhalte offen zur Schau stellend. Daneben befanden sich, wie von der im Verhör befindlichen Übeltäterin aufgeführt, die Kopfhörer. „Heute waren eben alle irgendwie verplant gewesen, ich weiß auch nicht.“, seufzte sie leicht fertig und versuchte ihren Kopf ein bisschen weiter nach hinten zu lehnen, um so an Damians Schulter zu landen. Das gab ihm, sollte er es zulassen, die Möglichkeit seinen Kopf seitlich von ihrem zu positionieren. Rauskämpfen würde sich die Französin garantiert nicht. Dafür hatte er sie gerade viel zu gut unter Kontrolle.
Nach dem Gespräch mit Candice und Oliver war sie doch recht erschöpft gewesen und das obwohl sie eigentlich nichts wirklich am Tag gemacht hatte. Dennoch hatte sie sich darauf gefreut, den Tag mit Helena ausklingen zu lassen! Sie wollte ihr alles erzählen und wollte auch wissen, wie ihr Tag so war. Was sie so erlebt hatte und ob sie Spaß hatte! Es hätte schließlich alles passieren können, an so einem Hitzefreitag! Fröhlich lief sie die Flure entlang und ersehnte schon den kleinen Pyjamatalk mit Helena herbei. Eigentlich hatte Feni schon das Gefühl, dass Helena ihre beste Freundin war und sie alles mit ihr bereden konnte. Ach das war doch ein perfekter Tagesabschluss! Sie bog um die Ecke und kam gerade an ihre Tür, als sie plötzlich eine andere Stimme hörte. Kurz blieb sie stehen und zögerte. Vorsichtig hörte sie genauer hin und konnte vom Frühstück sich erinnern, dass es Damians Stimme gewesen war. Sie nahm die Hand von der Türklinke und ging einen Schritt zurück. Ohje. Was sollte sie denn jetzt machen? Sie wollte Damian und Helena nicht stören. Vielleicht hatten sie sich den ganzen Tag nicht gesehen und hatten nun Intime Gespräche? Vielleicht waren sie auch anders intim geworden? Bei dem Gedanken, hielt sie ihren Hand vor dem Mund und wurde leicht rot. Ohje da wollte sie ganz bestimmt nicht stören! Vielleicht würde Damian bald in sein Zimmer gehen, schließlich war es schon so spät? Kurz guckte sie auf die Uhr und nickte sich selber zustimmend zu. Ja, bestimmt wird Damian gleich gehen, da konnte Feni ihnen ruhig noch ein wenig Zweisamkeit geben. Wahrscheinlich war Helena danach noch besser gelaunt und wollte mehr reden! Praktisch für Feni. Grinsend sich über das Glück von Helena freuend setzte sie sich langsam gegenüber von ihrer Zimmertür auf den Boden und kramte in ihrem Rucksack herum. Vorsichtig nahm sie ihre Flasche aus dem Rucksack und trank kurz einen Schluck, ehe sie ihre Strickjacke auf ihre Beine legte und bisschen auf ihrem Handy rumtippte. Eigentlich wollte sie niemanden mehr eine SMS schreiben, weil es schon so spät war. Sie merkte eigentlich kaum, wie die Zeit verging und ihre Augen immer schwerer wurden. Nach einiger Zeit war sie bereits am dösen und bekam von ihrer Umgebung nicht wirklich viel mit.
Wie es schien machte es der Blondhaarigen nicht aus, gefangen zu sein in Damians Umarmung. Alles andere hätte ihn doch sehr verwundert, da der Körperkontakt keineswegs immer nur von ihm ausging. Während er Helena in seinen Fängen hielt, erkundeten seine Finger die Haut unter ihrer Blue. Allerdings war er dabei noch relativ anständig und wanderte weder zu weit nach unten noch zu weit nach oben. Für unanständige Dinge blieb noch genügend Zeit, aber jetzt gerade genoss es der Italiener seine Freundin ganz eng an sich zu wissen und ihre Haut zu streicheln. Und Helena war ebenfalls nicht abgeneigt, da sie sich noch ein wenig enger an Damian schmiegte. Ein Grinsen, was Hel nicht sehen konnte, formte sich auf seinem Gesicht, welches er noch immer in ihren Haaren vergruben hatte. So schnell wollte er seine Position auch nicht aufgeben. Wenn ein Bild den Geruch einfach könnte, würde er unzählige von Helena machen und sie sich ständig auf seinem Handy anschauen. Ob er dabei wie ein Perverser rüber kam? Möglich. Ob es ihn stören würde? Niemals. Die Engelin währenddessen hatte ihre Stimme wieder gefunden und es klang wie Musik in seinen Ohren. Die gespielte Theatralik war kaum zu überhören. Das erinnerte beinahe schon an eine Schmierenkomödie. Kurz ließ er sich zu einem leichten Kopfschütteln verleiten, als sie ihre Dusche alleine weiter erörterte. Helena war ihm bislang nicht als besitzergreifend aufgefallen und war auch nicht auf dem Weg dorthin. So viel konnte Damian bereits sagen. Sowas passte einfach nicht zur Französin. Da passte es schon besser, dass sie sich über die Weinbanausen aufregte, die ihren französischen Wein in den Dreck zogen. Das war beinahe ein Todesurteil. Zum Glück konnte sich der Italiener damit rausreden, dass er nicht trank. Sonst wäre es sicher ebenfalls schon zu einem Fettnäpfchen gekommen. »Das ist schon ein hartes Stück, was du dir da geleistet hast. Darüber muss ich erst noch ein bisschen nachdenken.«, kommentierte der Blondschopf mit einem spielerischen Unterton. Als würde ihn so etwas wirklich verstimmen. Das wäre mehr als nur lächerlich. »Ich habe gründlich darüber nachgedacht und ich kann dir diesen Frevel verzeihen.«, sprach er zu Helena und zwickte er leicht in die Seite. Eine kleine Strafe musste sein. Die Erzählung, was sie an diesem Tag gemacht hatte, ließ den Blondschopf hellhörig werden. Sie war also mit einem Klassenkameraden unterwegs und gemeinsam wurde gekocht. »Wenn ich nicht dein Freund wäre, hätte ich jetzt gesagt, dass sich das ganz schwer nach nem Date anhört.«, schlussfolgerte der Italiener. Vielleicht wäre das auch mal eine Idee für ein in der Zukunft liegendes Date. Er behielt es mal im Hinterkopf. Wäre er eifersüchtig, dann gäbe es jetzt ein Verhör um welchen Klassenkameraden es sich handelte. Der weitere Tag von Helena war wohl mehr langweilig als aufregend. Dabei fühlte sich der Italiener doch ein wenig schlecht. Immerhin war er mit Mike unterwegs gewesen und hatte sich köstlich amüsiert, während die Französin alleine in ihrem Zimmer lag, las und dabei Musik hörte. »Tut mir leid. Ich hätte Mike auch absagen können.« Mike wäre sicher auch nicht glücklich darüber gewesen, wenn Helena mit von der Partie gewesen wäre, auch wenn er vermutlich dazu geschwiegen hätte. Nicht nur war er nicht zugegen gewesen, sondern anscheinend auch ein großer Teil von Helenas Freunden. »Luana war auch beschäftigt?«, fragte er die Engelin und legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab, wenn sie schon ein wenig Platz für ihn machte. Einen Kuss auf ihren Hals zu hauchen, ließ er sich ebenfalls nicht nehmen. Immerhin musste er ja Schadensbegrenzung betreiben. Damian hatte von seinen anderen Freunden ebenfalls nichts gehört. Waren wohl wirklich alle mit sich oder anderen beschäftigt. »Dein Bett sieht aber auch sehr bequem aus.«, durchbrach er die Stille und manövrierte sich und Helena bereits in diese Richtung. Im Bett kuschelte es sich eben am besten.
Mehr als ein leises Kichern konnte man nicht von Helenas Seite vernehmen, als sie am Ende doch noch von ihrem so harschen – und vor allem strikten – Richter begnadigt wurde. „Ich danke euch, euer Ehren.“, quetschte sie ihre Danksagung zwischen seine Worte und war froh, dass trotz des zur Akte gelegten Falles, die „Verhörung“ noch lange nicht aufgehört hatte. Mit regelrechter Hingabe hatte sie sich ganz der Szenerie des zu verhörenden Beamten verschrieben. Sogar ein niedlich helles Quieken war zu hören, als man ihr als kleinen Denkzettel in die Seite kniff und ihr Körper mit einem „Ey!“ leicht an dieser Seite einknickte, kurz darauf aber ein kokettes Lachen zu hören war. So ein Schlitzohr! Sicherlich wollte er damit nur verhindern, dass sie weiter ihre Geschichte aufbauen konnte. Sein Motiv dahinter war mehr als nur klar: Keiner der hier anwesenden sollte erkennen, wie haltlos die Vorwürfe gegen die Französin eigentlich waren. Doch ein eifriger Ermittler wie er fand sicherlich noch andere Punkte, die er genau in den Fokus der Ermittlungen rücken konnte. Das woran er sich festbiss war sogleich auch ihr anfänglich enthülltes Geheimnis. Kochen hörte sich also ganz stark nach einem Date an? Nun, das konnte man nicht abstreiten, aber auch nicht wirklich für voll nehmen. Viel süßer fand die Blondine die leichten Anflüge von Eifersucht in seiner Aussage. „Bist du aber.~“, konterte sie leicht flirtend und ließ ein freches Kichern folgen, „Deswegen erzähle ich es dir ja.“. Man musste ja aus einer Mücke keinen Elefanten machen. Aber um darauf jetzt noch präziser einzugehen … war das wirklich nötig? Das es sie nicht störte war ja schon mit der Offenbarung mehr als klar geworden. Solange die Zärtlichkeiten nicht eingestellt wurden konnte sich Helena also auf der sicheren Seite wissen. Stattdessen nahm sie das als Anlass mit ihren restlichen Erlebnissen aufzuwarten.
„Ja, das war sie…“, begann Helena mit der Antwort, bevor sie extra für den Kuss auf ihren Hals eine Pause einlegte. Dieses warme prickelnde Gefühl, welches ihre Nervenentlangwanderte voll und ganz auskostend. In Kombination mit Damians Händen, welche immer noch nicht den Weg aus ihrer Weste gefunden hatten und sich mit in diese Symphonie ihrer Wahrnehmung gesellten. Die wärme im Bauchbereich, kombiniert mit dem seicht warmen Atem im Nacken. Die Gänsehaut, welche sich wie ein Lauffeuer auf ihrer Haut ausbreitete, war die logische Konsequenz daraus. „Luana war ebenfalls gebunden. Vielleicht sogar mit Kiri … ich weiß es aber nicht mehr. Aber “, grinste sie leicht und griff mit ihrem linken Arm einmal um sich herum, um den Hinterkopf ihres Freundes mit leichten Bewegungen zärtlich in die Mangel zu nehmen. Der hatte, wie er gerade ankündigte, sowieso schon ein anderes Ziel vor Augen – und Helena ließ sich auch ohne großartige Gegenwehr dorthin steuern. „Und so lange dieses …“, fing sie an zu sprechen, während sie mit subtilen Bewegungen seinen Klammergriff zu lösen versuchte und langsam aber sicher seine Hände in ihre eigenen nahm. Sich in dieser Pose auf’s Bett zu werfen, wäre mehr als nur ungemütlich gewesen. Außerdem wollte sie sein Gesicht sehen, in seine Augen schauen. „ … weiche Bett am Ende des Tages uns gehört, musst du Mike auch nicht absagen.~“, setzte Helena mit einem koketten Kichern fort und drehte sich sinnlich zu ihm herum, dass sie ihm endlich in die gelben Augen sehen konnte. „Außerdem sollst du dein Leben wegen mir nicht gleich beenden, teilen reicht.“, bekundete Helena einfühlsam und sichtlich belustigt zugleich ihre Einstellung dazu und fixierte seinen Hals mit ihren zwei Händen, bevor sie sich zu einem letzten Kuss an ihm hochzog. Danach sank die Chevalier langsam auf die Matratze hinab. Sowohl das Buch, als auch die Kopfhörer, wurden Instinktiv von ihrem, beim Absinken freien Arm, aus dem Weg geräumt und fanden sich nun auf dem Boden wieder. Manchmal musste das leserliche Hobby eben den Hormonen weichen. Die andere Hand war derweil an seinem Körper hinuntergewandert und zog ihn an seiner freien Hand ebenfalls nach unten; weiter zu sich. „Und ich will den kompletten Damian in meinen Fängen haben, nicht nur die Hälfte … oder irgendwas Anderes, weil die Andere aufgegeben wurde.“, hauchte sie ihm entgegen und zog den Italiener mit einer leichten Kraft getrieben in eine waagrechte Position, sich selbst im Zuge der Bewegung auf ihn befördernd. Aus der Situation konnte er nun unmöglich entkommen. Die Gefangene hatte den Wärter mit ihrer gesamten Macht überwältigt und unter sich festgesetzt. „Genauso wie jetzt …“, äußerte sie sich leicht verspielt und schaute von oben herab direkt in seine Augen, während ihre grazilen Hände nun seinen Oberköper entlangfuhren. Den Weg in sein Shirt waren sie aber noch lange nicht angetreten. Die Blondine ließ sich Zeit, es drängte ja nicht. Einen kleinen Kuss gab es trotzdem, bevor sie sich ihre lange Mähne zu einer Seite herumwarf. Wäre da nicht plötzlich ein Gedanke gekommen, der sie wie ein Blitz heimsuchte und – ein Stück weit zumindest – aus ihrer Stimmung herausriss. Hatte er …? „Hast du eigentlich was für die Nacht dabei?“, und einen Moment lang blickte sie fast schon niedlich unschuldig in seine Augen. Er musste seine ganze Pracht ja nicht mit ihren Zimmergenossinnen teilen. Die beiden würden definitiv heute Nacht noch zurückkehren, also wäre eine Art Nachthemd doch wohl sehr praktisch. Wenn man gerade mal davon absah, dass auch sie sich noch umziehen musste. Ein innerliches Seufzen hallte durch die gedanklichen Hallen der Chevalier. Warum musste immer alles so kompliziert sein?
Der Italiener genoss es seiner Freundin wirklich nah zu sein, daher hörte er auch nicht damit auf ihre Haut zu streicheln und immer wieder kleine Küsse auf ihrem Hals zu platzieren. Schließlich war er schon genügend Stunden ohne solche Zärtlichkeiten ausgekommen. Bevor es offiziell war, konnte er sich mehr Contenance zuschreiben, aber ab dem Zeitpunkt wo das ganze einen Namen trug, war es damit vorbei gewesen. Aber es ging nicht nur ihm so, das war ganz eindeutig, sonst hätte sich sein Schutzengel bereits aus seinen Armen gewunden und so mehr Abstand zwischen sich und ihn gebracht. Auch das Kraulen seines Hauptes ließ darauf schließen, dass sie die Nähe ebenso schätze und brauchte wie er selbst. Wie bereits vermutet war Luana ebenfalls beschäftigt gewesen. Waren irgendwie alle an diesem Tag gewesen. Ob mit Kiri oder ohne wusste Helena allerdings nicht. Aber war auch nicht weiter schlimm. Im Grunde interessierte es den Italiener auch nicht, vielmehr genoss er mit geschlossenen Augen die Berührungen von Helena. Sein Atem schlug dabei gegen ihre Haut. »Wem muss ich eigentlich danken, dass er dir Gesellschaft geleistet hat?«, fragte er die Blondine. Während seiner Frage, steuerte er bereits sein Ziel an und manövrierte Helena ungefragt dorthin. Erfolgte auch ohne Gegenwehr, was ihn abermals zum Grinsen brachte. Nichts anderes hatte er erwartet. Das Verständnis, welches Helena ihm entgegenbrachte, war nicht selbstverständlich. Es gab sicher genügend Beziehungen, wo der Partner sein eigenes Leben auf ein Minimum beschränken sollte oder gar musste. Toxische Beziehungen. Aber davon war das Paar meilenweit entfernt. Garantiert. Sonst hätte man bereits die ersten Tendenzen ausmachen können. Daher störte es ihn auch nicht, als Helena ihre Position änderte und sie sich nun in die Augen schauen konnten. »Ich bin auch dafür, dass dieses Bett am Ende des Tages uns gehört.«, kommentierte er schief grinsend. Immerhin störte hier kein Stockbett. Helenas Zimmergenossinnen sollten sich bereits darauf gefasst machen, dass der Italiener öfter zu Besuch sein würde. »Nawww. Ich teil aber nicht gerne. Zumindest nicht dich.«, schoss es aus dem Mund des Italieners hervor. Allerdings galt das eher der männlichen Belegschaft. Wer teilte gerne seine Freundin mit männlichen Wesen? »Ich werde es jedoch tolerieren.«, grinste das Mischwesen, ehe ein Lachen von ihm ausging. Das sollte wohl Zeichen genug sein, dass es doch nicht so ernst um seine Besitzansprüche bestellt war. »Selbes gilt natürlich auch für dich, Süße.«, und damit befand sich das Thema ebenfalls in trockenen Tüchern. Besiegelt wurde das Ganze mit einem Kuss, ehe die Blondine sich dem Säubern des Bettes widmete. Sein Grinsen verließ nur selten sein Gesicht, aber in Helenas Gegenwart war es eben auch ein Ding der Unmöglichkeit. Daher ließ er sich ohne Gegenwehr an der Hand nach unten ziehen. Das Ziel war klar. Die neue Position, in der er sich befand, konnte durchaus schlechter sein. Damian wurde von Helena aufs Bett gezogen und festgesetzt. »Ich gehöre ganz dir.«, säuselte er ihr entgegen, während er sich den Liebkosungen von Helena ergab. Ihre grazilen Hände wanderten über seinen Körper. Den Kuss erwiderte er nur zu gerne. Sie hatten immerhin noch einige weitere Küsse nachzuholen, aber die Nacht war noch jung. Das Thema der Nachtgarderobe schwirrte im Geist der Chevalier herum und ließ das Mischwesen laut auflachen. »Es gibt mehrere Möglichkeiten: diese Klamotten, deine Klamotten oder gar keine Klamotten.«, gab er spitzbübisch grinsen von sich und zwinkerte seiner Freundin zu. »Du hast die Wahl.«,, fügte er noch an, ehe er seine Hände an ihre Hüfte legte. Es war ihm einerlei in welchen Klamotten - oder eben nicht - er schlief, solange es für Helena ebenfalls passte. Damian war in dieser Hinsicht recht flexibel. Ob Helena überhaupt ein passendes Shirt für ihn hatte? Die Boxer blieb auf alle Fälle an, egal wie sich die Dame entschied. Immerhin wollte er keinen falschen Eindruck erwecken, schließlich wurde das Zimmer nicht als Einzelzimmer geführt.
[out: Wenn das die Zimmergenossinnen lesen, fühlt euch frei im Zimmer zu posten. Habe extra offen gelassen, wer da ist. :D]
Wie das wohl erst aussehen würde, wenn sie sich vollends ihren jugendlichen Hormonen hingaben? Allein jetzt fühlte sich die Engelin so gut wie schon seit Jahren nicht mehr. Allein die Atmosphäre, die sich in ihrem Kopf zu einer Symphonie der Sinne weiterentwickelte ließ die Freude in ihrem Gesicht noch heller erstrahlen, als es jemals zuvor der Fall gewesen war. Und alles was es dazu brauchte waren nur ein paar kokette Worte, eine kleine Menge an geschickten Berührungen, sowie ungestörte Zweisamkeit. Besonders letzteres war im Wohnheim ein seltenes Gut, umso mehr wollte die Engelin es jetzt auskosten. Man wusste immerhin nie wie lange das Ganze Szenario vorhielt. Innerhalb der nächsten fünf Minuten konnte schließlich schon die Tür aufspringen und entweder @Fenice oder @Nojra konnten hier eintrudeln. Damian schien das ganze herzlich wenig zu stören. So, wie er sie gerade auslachte, als sie ihm mit dem nächtlichen Kleidungsdilemma Konfrontierte, konnte sie nicht anders als ihm einen leicht angesäuerten Blick zuzuwerfen, der mit leicht aufgeplusterten Wangen untermalt wurde. „Hey! Das ist eine verdammt ernste Sache!“, meckerte sie direkt los und schaffte es nicht mal bis zum Ende ihre ernste Mimik aufrecht zu erhalten. Keine Sekunde danach musste sich auch die Französin einem leichten Lachen hingeben. Es wurde sogar noch ein bisschen heller, je mehr Möglichkeiten der Italiener im Anschluss vor ihr ausrollte. „Wenn ich die Wahl habe…“, ergriff sie schon direkt im Anschluss das Wort und arbeitete sich mit ihren Händen weiter seinen Oberkörper empor, „Dann nehme ich entweder deinen zweiten oder dritten Vorschlag.“. Nicht gerade verwunderlich. Sie hatte bestimmt noch eines dieser übergroßen Shirts für ihn. Sie würde es ihm sogar als Leihgabe mitgeben, wenn er morgen früh das Zimmer verließ. „Ich hab‘ sicherlich noch was in deiner Größe. Auch, wenn ich ein bisschen suchen müsste.“, kicherte sie weiter und ließ sich langsam auf ihren Prinzen hinabsinken, der schon einen Moment später einen langen Kuss auf seine Lippen gedrückt bekam. „Da das … aber so unglaublich lange dauern würde, verschiebe ich es einfach nach hinten.“, hauchte sie ihm mit einem leicht erröteten Gesicht und geringfügig schnellerer Atmung entgegen, „Wir haben ja noch Zeit.~“. Zumindest war es das, was Helena sich selbst und ihm am liebsten glauben machen wollte. Also machte sie in ihrer eigen Geschaffenen Illusion auch einfach so weiter, wie sie es gerade für richtig hielt. Würde man eine Statistik der Zärtlichkeiten aufstellen, so wäre diese Nacht wohl ein Höhepunkt im gesamten Graphen. Eine Produktionssteigerung um 2000 Prozent, sowie ein astronomischer Gewinnzuwachs. Oder, um es in Helenas Gedanken auszudrücken, einfach wunderschön. Am Ende hatte die traute Zweisamkeit sogar dafür gesorgt, dass man sich für die energiesparende Methode entschieden hatte. Weder Kleidung von Helena, noch von Damian waren großartig zum Zug gekommen und statt sich großartig zu bewegen, flogen die störenden Kleidungsstücke einfach Stück für Stück von der Bettkante, bis nur noch die Unterwäsche übrigblieb. Am Ende war es also keine der drei Vorschläge geworden, sondern ein Hybrid aus dem Ersten und dem Dritten. Beim Einschlafen störte es Helena auf jeden Fall nicht. In Fakt war sie noch nie so glücklich ins Reich der Träume verschwunden. Blieb nur zu hoffen, dass sie nicht unterbewusst klammerte, während sie schlief …
[Timeskip zum nächsten Morgen]
Wie gut ihr der gestrige Abend getan hatte, bemerkte die Chevalier erst mit dem klingeln des Weckers. Fröhlich und Munter bimmelte der Alarm des Handys auf dem Nachttisch vor sich hin und riss sie aus ihrer gerade so schön gewordenen Traumwelt. Langsam und Müde öffneten sich die dünnen Gardinen, welche den Weg zu ihren meerblauen Augen versperrten und gaben den Blick auf einen blonden Riesen frei, der sich neben ihr im Bett befand. Ein mesmerisiertes Lächeln auf ihren Lippen tragend, dachte sie einen Moment gar nicht mehr daran den Wecker auszuschalten, sondern schaute einfach nur verliebt auf die leicht dösende Szenerie vor sich. Bevor sie sich dazu hinreißen ließ einen Kuss auf seiner Wange zu platzieren. „… Guten Morgen …“, flüsterte sie ihm leise entgegen und kämpfte sich müde – und total sexy unkoordiniert – über ihre wackeligen Ärmchen nach oben. Dabei ihre total zerzauste Morgenmähne zur Schau stellend. Alles was nun noch fehlte war dieser Lichteinfall aus den Filmen, wo man sehen konnte wie aufgeplustert die einzelnen Haare wirklich waren. Stattdessen atmete die Blondine einmal seufzend aus und schaute wieder in Richtung ihres Nachttisches, wo der Wecker immer noch fröhlich seine gute Laune ins Zimmer posaunte. Helena nutzte den neuen Ausblick mal schnell, um die beiden Betten neben sich zu inspizieren, konnte aber aufgrund ihrer müden Augen nicht wirklich etwas erkennen. Stattdessen nutzte sie die Chance um ihren losen linken Träger des BH’s wieder richtig über ihre Schulter zu packen. Danach folgte noch einmal ein leichtes, mürrisches und vor allem genervtes Gähnen, während die Hände dabei freiheitsstrebend gen Decke gestreckt wurden, während ihre linke Hand dabei das Handgelenk der rechten umschlossen hatte. Morgendlicher Sexappeal und so. Den Wecker interessierte das allerdings herzlich wenig…
Der blau-gelbe Fisch schaute sie mit großen, erwartungsvollen Augen direkt an und zuckte mit kurzen, wenngleich kräftigen Flossenschlägen ungeduldig vor ihr hin und her. Aus irgendeinem Grund empfand die Halb-Nixe dieses Verhalten als völlig normal und deshalb fragte sie sich gerade nicht ob sie verrückt wurde, sondern was das kleine Kerlchen von ihr wollte. Sie öffnete den Mund in dem Versuch eine Frage zu formulieren, aber schloss ihn abrupt wieder, als sich ein Schwall verschieden großer Luftblasen einen Weg hinaus und anschließend beinahe senkrecht nach oben erzwang. Luftblasen...….? Wieso perlten Luftblasen über ihre geöffneten Lippen? Sofort konzentrierte sich ihre gesamte Aufmerksamkeit mit einem Stich auf das unangenehme Brennen in ihren Lungen, begleitet von einem stärker werdenden Druck auf ihrer Kehle, welcher das Bedürfnis nach frischem Sauerstoff mit jedem Herzschlag deutlicher hervorhob. Reißende Wellen aus Panik formten sich in ihrem Brustkorb, fluteten unbarmherzig ihren Bauch und eroberten von dort aus ihre unkoordiniert durch das Wasser kreisenden Gliedmaßen. Sie musste hier raus! Sicherheit suchend drehte Nojra ihren Kopf orientierungslos von einer Seite zur anderen und wieder zurück. Erst jetzt bemerkte sie die tiefe Dunkelheit um sich herum. Das ist alles nicht wahr! Verwirrt verstand sie nur quälend langsam, dass ihr kleiner umhertanzender Freund die einzige Lichtquelle an diesem finsteren Ort war. Ein plötzlicher, schrill läutender Sog packte ihre Gestalt und schleuderte sie unkontrollierbar durch die unendlich wirkende Wassersäule, entzog ihr den seltsam leuchtenden Meeresbewohner und damit jegliche Hoffnung auf Rettung. Um sie herum nichts als vollkommene Schwärze. All das passierte so wahnsinnig schnell, es blieb kaum Zeit auch nur einen Bruchteil der Geschehnisse richtig zu verarbeiten. Mutlos schloss das verlorene Mädchen ihre Augen und bereitete sich innerlich darauf vor ihren letzten, schmerzhaften Atemzug zu tun. In Gedanken zählte sie ihrem unausweichlichen Ende entgegen. 3…..2…..1….. Mit einem gut hörbaren hektischen Einatmen riss die Zaubernixe erschrocken ihre Lider hoch. Klebriger Schweiß fixierte ihr Schlafshirt wie eine zweite Haut an ihren Körper. Mit bebender Brust lag sie eine ganze Weile einfach nur da und starrte unverwandt an die getünchte Decke. Es brauchte ein paar dumpfe Sekunden völliger Reglosigkeit bevor die Erkenntnis, dass das eben nur ein Traum gewesen war, sie mit austreibenden Wurzeln wieder in der Realität verankerte. Wie benebelt nahm sie schrittweise das Klingeln, welches sie aus diesem düsteren Fantasiegebilde befreit hatte, bewusst wahr und Dankbarkeit legte sich wärmend um ihre Seele. Dieser ansonsten nervig penetrant Ton erklang heute wie das schönste Geräusch der Welt. Nachdem einige Minuten vergangen waren, lockerte sie unter Hilfe von leichten Dehnübungen vorsichtig ihre angespannten Muskeln, bis gelegentliches leises Knacken den Erfolg des Vorhabens signalisierte. Während die Heilmagierin noch ihrer morgendlichen Aufwachroutine nachging, hörte sie ein gleichermaßen müdes Gewusel aus Richtung des immer noch fröhlich dahinflötenden Weckers. Sanft klatschte Nojra sich ein paar mal auf die Wangen, schmückte ihr Gesicht mit dem gewohnt einladend frechen Grinsen und packte so viel Lebhaftigkeit wie sie nur aufbringen konnte in ihre vom Schlaf belegte Stimme, “Guten Morgen!”.