Diese äußerst überschaubare Räumlichkeit bietet den Bewohnern des Wohnheims die Möglichkeit, sich entweder zurückzuziehen oder unter Leute zu begeben - je nachdem, wie gut besucht das Wohnzimmer in gewissen Momenten ist, möchte man doch meinen, dass sich nur wenige Schüler hierher verirren, wenn sich die warme Sonne draußen von ihrer schönsten Seite zeigt. Ein kleiner Fernseher hat auf einer mahagonifurnierten Wohnwand seinen Platz gefunden. Von einem Ecksofa aus kann man das Geschehen im Flimmerkasten beobachten oder einfach nur auf diesem verweilen. Hier und da liegen ein paar Fernseh- und Videospielzeitschriften auf dem Couchtisch, was vermuten lässt, dass sich im Schrank wohl auch die ein oder andere Konsole versteckt halten dürfte. Durchaus kann es auch vorkommen, dass der Glastisch hinter dem Sofa von Schülern benutzt wird, die sich in diesem Raum mehr Ruhe als in ihren eigenen, manchmal doch recht belebten Zimmern erhoffen.
Einen Kau-was? Was sollte das denn sein? Vollkommen irritiert über die Aussprache hob Cynthia noch einmal leicht ihren Kopf an, entschied dann aber wieder es sein zu lassen. Was hier immer für Wörter kursierten. Und sie dachte schon ihr eigenes Vokabular glich einer wahren Mischung aus allen möglichen Dingen, die kein Erwachsener freiwillig in den Mund nehmen würde. Wobei … der Heimleiter vielleicht. Aber was der bei der Rede des Balls von sich gegeben hatte, konnte die Löwin nur aus Hören-Sagen rekonstruieren. Soll sich aber ganz schön was geleistet haben, der Gute. Würde sie die Zeit zurückspulen, wäre sie vermutlich nur wegen diesem einen Ereignis dort aufgetaucht und sofort wieder gegangen. Wobei … nah, eigentlich nicht. Dafür war ihr Abend einfach viel zu geil gewesen.
All zu viel Zeit hatte Cynthia eh nicht gehabt, um sich mit der potentiellen Zeitreisethematik auseinanderzusetzen. Denn schon kurze Zeit nach ihrer eigentlich sehr direkten Zimmerfrage, kam auch schon die Antwort. Sie war nicht in Zimmer 106? Super … dann hatte sie immer noch zwei unbekannte Visagen vor sich, die sie enthüllen musste. Konnte die Brünette nicht einfach zwei Zwillingsschwestern haben? Gerade könnte die Blondine das echt gebrauchen. „Zimmer 106.“, gab sie recht deprimiert als Statement zurück und linste relativ gelangweilt zu ihrer Couch-Kameradin hinüber, sich dabei eine erneute Musterung ihres Körpers aus anderem Winkel erlaubend. „Aber verdammt, man. Helena und Fenice?“, wiederholte sie ungläubig die Namen der beiden Mädchen, als hätte sie diese schonmal großartig kennengelernt. Tatsächlich kannte sie beide, aber nur vom Sehen und daher recht oberflächlich … so wie fast jeden. „Klingt auf jeden Fall nicht ganz so schlimm ... ist ja auch eine Cinderella weniger.“, fasste sie die Wohnsituation zusammen und erinnerte sich an die Dreiertruppe bei sich im Zimmer. Wenn sie könnte, dann würde sie Caiwen sofort aus der Zimmerliste streichen. Wobei der weinerliche Hund vermutlich genau dasselbe mit ihr tun würde, da brauchte sie die Dunkelhaarige nicht mal fragen. „Mich haben sie heute in dieses tolle Heimzimmer verlegt, weil mein altes Zimmer einer Renovierung bedurfte.“, was auch sogleich mit ihren zwei Händen untermalt wurde, die imaginäre Anführungszeichen nachäfften. Sie war immer noch felsenfest davon überzeugt, dass das nicht mal annähernd die Wahrheit war. Aber was wusste sie schon? Groß was ändern konnte die bekannte Unruhestifterin eh nicht. „Der größte Rotz des Tages, eh. Richtig ätzend! Geht mir selbst jetzt noch auf den Sack.“, führte sie ihre Hasstirade weiter aus und seufzte einmal frustriert in Richtung der Decke. Als ob diese irgendetwas für ihren Lebensverlauf könnte. Zugegeben, das Bedürfnis gerade dagegen zu treten war recht groß … es war halt eben nur nicht möglich. „Ich hatte einfach die Hoffnung, dass ich wenigstens mit einer vernünftigen Person im Zimmer hocke, aber jetzt …“, die Löwin richtete ihren Oberkörper auf und platzierte ihre Hände mit einem kleinen Klatschen auf ihren nackten Oberschenkeln, „… fuckt mich das einfach nur noch mehr ab.“. Und nichts war schlimmer als diese ewige Pein, zu wissen, dass sie diesem Schicksal so schnell nicht entkommen würde. Genau genommen war nichts schlimmer als dieser permanente Hintergedanke. Der würde sich auch erst auflösen, wenn die anderen beiden Prinzesschen ihrem Ruf grundsätzlich widersprachen. Aber bis es soweit war … puh. So völlig in Gedanken versunken bemerkte sie erst jetzt, dass der Lutscher nur noch aus einem simplen Stiel bestand, den ihre Zähne gerade als Kauknochen missbrauchten. Beschäftigung für einen gelangweilten Körper, der sogleich einen neuen Lutscher aus ihrer Tasche nachgeworfen bekam. Meckern brachte sie auch nicht weiter. „Also, noch ne‘ Runde?“, warf sie relativ ruhig ihre Frage zu Nojra hinüber und wartete mit ihren gelben Augen auf ihrem Gesicht ruhend auf die Antwort. Dieses Mal würde sie aber garantiert nicht um ihr Essen wetten … die Lektion hatte Cynthia gelernt. Das Ziel, ihr trotzdem in den Arsch zu treten, bestand dennoch.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Ruhig und noch immer entspannt nach hinten gelehnt hörte Nojra der kampflustigen Katze beim offensiven Rausplautzen ihrer Sorgen zu, nickte hin und wieder bestätigend und beobachtete wie sich deren Ohren dabei fast schon putzig hin und her bewegten. Mit Charakteren, welche man offensichtlich nicht leiden konnte, zwangsweise ein Zimmer teilen zu müssen wäre vermutlich für die wenigsten eine tragbare Situation gewesen. Hinzu kam, dass Cynthias tierischen Instinkte die Angelegenheit sicherlich nicht unbedingt zu ihrem Vorteil beeinflussten. Wenn sie sich richtig erinnerte, dann zählte auf jeden Fall eine Werwölfin zu deren Mitbewohnerinnen und die junge Halbnixe zweifelte ernsthaft daran, dass dieser Umstand keine ständigen Probleme mit sich brachte. Trotz ihrem vollen Verständnis für den großen Unmut und die Unzufriedenheit ihrer Mitschülerin, wusste sie einfach nicht so recht was sie zu all dem Meckern großartig sagen sollte. Es wäre ohnehin nichts dabei gewesen was den verursachenden Grund für diesen Gefühlszustand hätte verändern oder ihn zumindest etwas erträglicher machen können. Also sagte sie über den gesamten Zeitraum der entnervten Tirade einfach gar nichts und überlegte stattdessen wie sie die Löwin erfolgreich von ihren Sorgen ablenken konnte. Wenn sie eines im Laufe ihres Lebens gelernt hatte, dann dass zu viel Aggression meistens darauf hindeuteten, dass die Person noch eine Menge Energie übrig hatte. Und wie wurde man diese los? Richtig! Indem man sie gezielt und effektiv abbaute, ohne sich in einem negativen Gedankenkreislauf festzufressen. Und wie baute man überschüssige Energie am besten ab? Richtig! Indem man sich einer körperlichen Ablenkung hingab. Und nein, Nojra meinte damit nicht woran die Mehrheit der Lustmolche des Heims gerade denken würde.
Als Cynthia sie schließlich zu einer weiteren Runde auf dem virtuellen Kampfplatz einlud, lehnte sie kopfschüttelnd ab und stand langsam aber entschlossen auf. “Wir verlassen jetzt diese geheiligten Hallen und gehen raus. Du platzt ja gleich vor lauter Wut und ich glaube nicht, dass es dir helfen wird wenn ich dich erneut Staub essen lasse.”, voller Tatendrang drehte Nojra der Technik den Saft ab, räumte die Controller in ihr vorgesehenes Fach und schnappte sich ihren Kram von der Couch. Dann dreht sie sich wieder zu dem temperamentvollen Blondschopf und grinste ihr verschwörerisch entgegen, “Na los, der Tag hat nicht mehr so viele Stunden!”
Je mehr sich die Löwin in eine endlose Rage hineinredete, umso weniger fiel ihr eigentlich auf, dass Nojra damit gar nichts anfangen konnte. Wenigstens versuchte Cynthia bei dem ganzen Spektakel so ruhig wie möglich zu bleiben. Das Bedürfnis eine Wand zu schlagen weitestgehend unterdrückend. Erst am Ende ihrer langen Hasstirade, die im Vergleich zum sonstigen Vokabular sehr gemäßigt ausfiel, schaute sie einen kleinen Moment lang schweigend zu ihrer nächtlichen Gesellschaft. Es dauerte einen Moment, dann machte es *Klick* in ihrem Kopf. Klar, was sollte Nojra auch damit anfangen? Noch viel wichtiger: Warum sollte es sie interessieren? Die beiden waren weder Freundinnen, noch Verwandt oder irgendetwas anderes. Wo sich die Löwin allerdings relativ sicher war: Wenn ihr schon kein guter Grund einfiel, dann ihrer Sofa-Genossin wohl erst recht nicht. Vermutlich kam auch daher die Aufforderung zur zweiten Couch-Gaming-Runde und wohl einer weiteren Niederlage. Lieber ließ sie sich auf einem Fernseher vermöbeln, anstatt sich weiterhin irgendwelchen Sentimentalitäten hinzugeben. Hätte sie doch nur ihre alte Truppe wieder zusammen, dann wäre vieles einfacher. Vermutlich würde sie dann auch nicht hier auf dem Sofa rumgammeln, sondern irgendwo draußen unterwegs sein. Labern, saufen, Spaß haben. Mit einem leichten Funken Wehmut erfüllt starrte sie einen Moment lang an die Decke.
Wirklich zurück in die Realität kam sie erst wieder, als neben ihr langsam jemand von der Couch aufstand. Ein leichtes Grinsen legte sich auf ihren Lippen ab, da Cynthia ganz klar davon ausging, dass Nojra nun den Schwanz einzog und ihr Glück nicht provozieren wollte. Kommentarlos ließ sie die Brünette ihren Tätigkeiten nachgehen, bis plötzlich der Controller aus ihren Pranken gerissen wurde. Was zur … ?! Als hätte man einer Katze den Futternapf geklaut und wedelte nun provokant vor deren Nase damit herum, stierte die Blondine verdammt aggressiv in die Richtung der Diebin, welche sich kein bisschen darum kümmerte. Stattdessen ließ sie sie hier auf dem Sofa wie ein begossener Pudel sitzen und wollte … raus? Hatte sie sich gerade verhört, oder war die Dunkelhaarige betrunken? „Raus … jetzt … in der Nacht?“, konnte es kaum ungläubiger aus dem Mund der Löwin kommen und dieses Mal war es ihre rechte Augenbraue, welche unweigerlich in die Höhe wanderte. Doch sie meinte das verdammt ernst, wie sie kurzerhand später sehr gut unter Beweis stellte. Etwas überrumpelt von der plötzlichen Aufforderung, kostete es Cynthia einen kleinen Moment, ehe sie sich letzten Endes doch aus ihrer lümmeligen Sitzposition erhob und aufstand. Man merkte es an ihren langsamen und durchaus trägen Bewegungen, welche die Löwin gerade einmal einen Schritt in Nojras Richtung gehen ließen. „Weißt du was? Klar! Warum nicht? Lass uns rausgehen.“, und sie ließ eine kleine Welle durch die Arme wandern, welche mit einem klatschen auf ihre Oberschenkel zum Erliegen kam. Was hatte sie zu verlieren? Sie war ganz bestimmt nicht diejenige, welche sich draußen in der Dunkelheit aufs Maul legen würde. „Versuch nur nicht, dich da draußen hinzulegen. Sonst muss ich dich am Ende noch ins Krankenzimmer schleppen.“. Was sie zwar tun würde, aber nicht ohne mindestens einen genervten Seufzer pro Schritt. Noch genervter wäre wohl allein die jetzt zuständige Nachtschicht. Apropro … gab es gerade überhaupt eine? „Und mal unter uns: In den paar Stunden werden wir ja wohl was auf die Reihe kriegen. Es sei denn du verwandelst dich auf dem Flur in eine Schnecke. Also los, Coach. Zeig den Weg.“, ergänzte sie ihre Aussage mit einem desinteressierten Unterton und der linken Hand in Richtung der Tür ausgestreckt. Die Rechte nahm währenddessen einmal kurz den Lutscher aus dem Mund, damit ihr kritischer Blick in Ruhe seinen Restbestand prüfen konnte. Warum mussten die bescheuerten Dinger eigentlich immer so schnell alle sein? Naja, egal. Je nachdem, was Nojra vorhatte, wäre es vielleicht besser nichts im Mund zu haben.
tbc: [Wird editiert – Nojra? Überrasche mich? xD]
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Für einen kurzen Moment war Nojra sehr unsicher, ob die angefressene Löwin ihr nach draußen folgen würde. Immerhin war Cynthia nicht gerade dafür bekannt die Zügel gerne mal aus der Hand zu geben. Im Gegenteil, sie wirkte meist eher unabhängig und unnahbar dominant, sowohl allein als auch in der Gruppe. Und dabei schien es kaum bis gar keine Rolle zu spielen ob sie unter Mitschülern oder ihr höher gestellten Autoritätspersonen war. So sehr die braunhaarige Nixe sich also auch erhofft hatte, dass ihr spontaner Vorschlag auf offene Ohren und motivierte Zustimmung stieß, so sehr war sie auch von dem tatsächliche Interesse an ihrer Idee überrumpelt. Bemüht, ihre Überraschung bestmöglich zu kaschieren, lächelte sie selbstbewusst und nahm eine triumphierende Pose im Türrahmen ein. Den spitzen Kommentar in ihre Richtung überging sie dabei souverän in der Hoffnung, dass sie wirklich nicht der Länge nach mit dem harten, kalten Boden Bekanntschaft schließen würde. Zu ihrem Leidwesen und dem aller Personen um sie herum war die Heilmagierin ein unverbesserlicher Tollpatsch, bei dem bisher jeder Versuch einer Verbesserung dieses Umstands kläglich zum Scheitern verurteilt war. Also hieß es nun ruhig Atmen, Kopf hoch und später konzentriert einen Fuß vor den anderen zu manövrieren. Mit einem unbewussten Nicken begutachtete sie die Katze einmal komplett im Stehen, legte den Kopf leicht schief und stemmte schließlich den rechten Arm in ihre Hüfte. “Ich hoffe, du trägst darunter etwas das eine gehörige Portion Salzwasser ab kann.”, bemerkte sie in einem unpassend beiläufigen Plauderton. Es war eher eine Feststellung, keine Frage. “Wir gehen jetzt nämlich Schwimmen. Oder kommen dir da etwa deine Gene in die Quere?”, mit einem verschmitzten Glänzen in den Augen schob sie ihr Kinn herausfordernd nach vorn. Nojra wollte ihre unerwartete Komplizin ein wenig anheizen, die Aufmerksamkeit von sich selbst ablenken. Denn wenn sie ganz ehrlich war, hatte sie ganz schön Schiss mitten in der Nacht bei einer unerlaubten Aktion erwischt zu werden. Die Betreuer waren zwar alle ausgeflogen und die Heimbewohner hatten quasi Sturmfrei um zu tun und zu lassen was sie wollten. Das bedeutete jedoch noch lange keine hundertprozentige Risikofreiheit. Für einen kurzen Augenblick versteifte die Statur der Wasserratte und ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrem Inneren aus. Wie kalte Ameisen, die von ihrem Magen aus in jede ihrer Gliedmaßen wuselten. Diese ungeliebte lähmende Empfindung, welche regelmäßig mit ihrer intensiven Abenteuerlust um die absolute Vorherrschaft stritt. Diese Auseinandersetzung verlieh aufregenden Situationen nicht selten einen bitteren Beigeschmack. Sie hatte das zweifelhafte Glück nahezu immer viel auf ihr (beängstigend) gutes Bauchgefühl geben zu können, selbst für übernatürliche Verhältnisse. Aber wie es sich für einen Teenager in ihrem Alter gehörte, schlug sie sämtliche körperliche Warnungen mindestens genauso oft zuverlässig in den Wind. Also warum sollte sie heute plötzlich mit dem vorbildlichen Verhalten anfangen? Mit einem Ruck entspannte sie ihre Muskeln wieder zu einer lässigen Haltung, drehte sich mit einem ordentlichen Schwung um hundertachtzig Grad und lehnte, mit den Händen im Rahmen verankert, weit nach vorn. “Wer als Letzte am Waisenhaus-Strand ist, muss Caiwen ein Kompliment machen!” Ohne eine weitere Reaktion ihrer Kontrahentin abzuwarten, stieß sich die sportliche Isolanerin vom Pfosten ab und rannte lachend mitsamt ihrem Gepäck los.
Off: Ich würde den Ausgang des Rennens dir überlassen. :3
Nachdem Caiwen den Engel komplett seinem Schicksal überlassen hatte, machte sich dieser auf den Weg in sein Zimmer, wo er in eine graue Jogginghose, die er über den Waden nach oben stülpte, sowie ein uraltes und viel zu groß geratenes, schwarzes Band T-Shirt schlüpfte. Auf Socken oder gar Hausschuhe verzichtete der Schwarzhaarige, denn obwohl es mitten in der Nacht war, gingen die Temperaturen nicht unbedingt stark zurück. Was den jungen Engel jedoch nicht davon abhielt, sich seine dünne Sommerdecke zu schnappen, um mit dieser auf Wanderschaft zu gehen – was war ein Filmeabend schon, ohne sich dabei in eine Decke knautschen zu können? Dass er dabei auch den Hintergedanken hatte, sein Gesicht wenn nötig unter den schützenden Stoff zu verstecken – noch wusste er ja nicht, für welchen Film sie sich entscheiden würden – musste Caiwen erstmal nicht wissen. Weil der Nephilim aus seinem Repertoire außerdem keine Süßigkeiten mehr entbehren wollte, nahm er Caiwens Angebot an und spazierte mit der Decke bewaffnet direttissima in das Zimmer der Mädchen, so sich – mit wenig Überraschung – auch keine Cynthia befand. Entweder, sie war gerade dabei jemanden abzuschleppen oder jemandem die Fresse zu polieren. So hatte Levi zumindest alle Zeit der Welt, Caiwens Kram nach den versprochenem Süßkram zu durchforsten und war wenig später auch fündig geworden – in einer Schublade, in die er erst zuallerletzt hinein luchste. Aus gutem Grund für einen normal Sterblichen, nicht aber für Levi. Sein Inventar, das zuerst nur aus seiner Decke bestand, erweiterte sich also um eine Tafel Schokolade und eine Packung Gummitiere, ehe er durch die dunklen Gänge nach unten stiefelte und dabei mit dem Zipfel seiner Decke am Boden entlangstreifte. Da die Uhr inzwischen vermutlich schon Mitternacht geschlagen hatte und es ihm streng genommen nicht mehr gestattet war im Wohnheim auf Erkundungstour zu gehen, machte er sich nicht die Mühe, irgendeinen Lichtschalter zu betätigen. Es war für Levi wohl besser, nicht zu wissen, dass @Julia Bardera hier gerade ihr Unwesen trieb. Ein kurzer Abstecher in der Küche, um sich eine Wasserflasche zu stibitzen, die er sich unter dem Arm klemmte, ehe er das kleine Wohnzimmer betrat. Auch hier entschied sich der Engel dazu, das Licht nicht anzuschalten und musste sich mit dem halbherzigen Mondschein durch das Fenster fürs Erste zufrieden geben. Auch beim Fernseher müssten die beiden später aufpassen, ihn nicht zu laut einzustellen, um nicht auf sich aufmerksam zu machen. Leise fluchend tastete er sich zur Couch vor, wobei er mehrmals (!) mit dem kleinen Zeh (!!!) wo dagegen knallte. Am Tisch ließ er erstmal sein Hab und Gut fallen und schmiss die Decke auf das Sofa, auf die er sich kurze Zeit später auch setzte. Und auf Caiwen wartete. Irgendwie fühlte es sich komisch an, so im Dunkeln auf Caiwen zu warten, die gerade auf Olivers Zimmer rum gammelte und wer-weiß-was mit ihm fabrizierte. Vielleicht hätte er sein Handy doch mitnehmen sollen, damit könnte er zumindest die Zeit besser vertreiben und müsste sich nicht unnötig mit komischen Gedanken herumplagen. Missmutig zog der Engel die Beine auf die Couch, presste seine beiden Fußsohlen aneinander und legte die Hände jeweils auf den Knien ab. … „Maaahhhn.“, raunzte der Engel, als Caiwen nach einer gefühlten Ewigkeit – wobei in Wahrheit gerade mal 5 Minuten vergingen – noch immer nicht da war und griff nach der Fernbedienung, deren Power-Knopf er sogleich betätigte. Wenn er den Ton einfach sofort ganz leise stellen würde … das Licht war aber auch einfach zu scheiße! „Wo ist denn -…“ Mit zusammengekniffenen Augen hielt er sich die Fernbedienung vors Gesicht und versuchte herauszufinden, wo die Lautstärke-Tasten sich befanden, ohne dabei zu merken, dass sich am Bildschirm bereits passend zur späten Uhrzeit ein sehr einschlägiger Kanal präsentierte, der einiges an nackter Haut und die dazugehörige Geräuschkulisse zu bieten hatte.
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Etwas verunsichert tapste ich den langen Flur entlang und war wohl so in Gedanken versunken, dass ich beinahe die Stiege runterfiel. “Huch!“, entkam es mir erschrocken, als ich mit den Armen ruderte und mich dann mit beiden Händen fest am Geländer festhielt. So hielt ich für einen Moment inne um mich zu sammeln und tief durchzuatmen. Eigentlich war ich beruhigt, dass Oliver ein Lächeln aufgesetzt hatte, als ich ihn im Zimmer zurück ließ. Dennoch fühlte es sich beklemmend an, da ich mir nicht sicher war, ob er etwas Falsches dachte oder ich etwas Falsches gesagt habe. Nach einem kurzen Besuch in meinem eigenen Zimmer um mich endlich mal umzuziehen, setzte ich meinen Gang fort und folgte dem vertrauten Geruch des Engels. Diesen führte mich direkt zur Wohnzimmertür, vor der ich stehen blieb. Ich hatte mir ein bequemes langes Schlafshirt angezogen, welches kein anderes war, als ein Shirt von Leviathan, welches er beim Klassenausflug in meinem Zelt zurückgelassen hatte. Dazu eine angenehme Hotpant aus Baumwolle, welche jedoch fast gänzlich unter dem Shirt verschwand. Erst nachdem ich tief durchgeatmet hatte, öffnete ich die Türe und schaute in den Raum hinein. Anschließend trat ich über die Schwelle, hielt aber erneut inne, als ich die Augen des Nephilims sah. Zuerst lächelte ich beruhigt, anschließend verschwand es jedoch wieder. “Mein fester Freund?“, grübelte ich gedankenverloren. “Leviathan und ich – ein Liebespaar?“ “Ah Levi…“, sagte ich wohl etwas zu laut, um meine Gedanken wegzuscheuchen und gesellte mich zu ihm. Es war dunkel im Raum, doch im Schein des Fernsehers konnte ich erkennen, dass er es war, der hektisch mit er Fernbedienung kämpfte. “Hast du meine Süßigkeiten auch geholt?“, fragte ich den Nakamura mit einem freundlichen Lächeln und setzte mich in Bewegung, ehe mein Blick auf den Bildschirm fiel. Vor dem Sofa angekommen erstarrte ich jedoch, als ich erkannte, dass das eine Nahaufnahme von einem Busen sein musste, da die Kamera gerade herauszoomte. “LEVI!“, rief ich empört und stürzte mich auf ihn. Nicht um das selbe wie im Fernseher zu machen, sondern um ihm die Fernbedienung zu klauen und umzuschalten. “GIB HER!“, brüllte ich und wurstelte mich an ihn vorbei bis ich sie gewaltsam – oder auch nicht – an mich riss und auf P+ drückte, um das nächste Programm zu erlangen. Welch ein Glück, dass da nu gerade eine riesige Schildkröte vorbei schwamm. “Puuh.“, dachte ich mir nur und ließ mich erschöpft auf den Boden fallen. Ich setzte mich direkt vor dem auf dem Sofa sitzenden auf den harten Boden und lehnte mich mit einem Arm auf die Sitzgelegenheit. Ein leises Seufzen entkam mir, als ich in sein Gesicht blickte und seine neugierigen Augen in meinen ruhten. Erneut kamen die Gedanken zurück, vermischt mit anderen Gefühlen. Verunsichert suchte ich nach dem Süßkram. Merkwürdigerweise war mir im ersten Moment gar nicht nach Süßem. Dennoch schnappte ich mir vorsichtshalber eine Hand voll Gummibärchen, ansonsten war es gut möglich, dass der nun gänzlich Bekleidete alles alleine aufaß. “Ich wusste ja gar nicht, dass du auf Rothaarige stehst.“, schmollte ich und stopfte dann doch noch eine Ladung Gummibären in den Mund. Es war wohl besser, wenn ich versuchte, das alles etwas cooler zu sehen. Schließlich konnte er meine brennende Röte im Gesicht ohnehin nicht erkennen, da es Dunkel war. Oder etwa doch? “Sollte mein Busen etwa auch so aussehen? Ob da ein Piercing angenehm ist?“, sprang ich wieder in Gedanken zurück. “Was zur Hölle!“ Ich hatte gerade so viel unterschiedliches im Kopf, dass ich nicht wusste, womit ich beginnen sollte.
„Ich hab‘ nur deine Süßigkeiten geholt!“, kam es zwischen den Lippen des Engels hervor, sein Blick jedoch noch hektisch auf die Fernbedienung gerichtet, als Caiwen endlich am vereinbarten Treffpunkt eingetroffen war. Noch immer hatte der Nakamura nicht überrissen, welchen Kanal er soeben angeschaltet hatte. „Hey Caiwen, wo ist hie-..“, wollte der Ahnungslose gerade seine Frage stellen, das Mädchen hatte jedoch wesentlich früher geschnallt und warf sich mit einem lauten Gebrüll auf den Schüler. „Heeey~“, beschwerte dieser sich und wich ihr aus reinem Reflex erst einmal aus, als er hinter Caiwen endlich die barbusige Rothaarige erkannte. Zuerst nur verschwommen, weil er das Gesicht seiner Freundin fixierte, doch dauerte es nicht lange, und er drehte die Fixierung seines Blickes um. „… Oh.“, war die einzige Reaktion, die man so schnell vom Nephilim erwarten konnte, wobei seine Lippen auch nach seiner Stellungnahme noch zu einem „O“ geformt waren. What the fuck, wie viele Piercings hatte die da bitte? Ist das ihr ... oh, das war ihr Nippel?! Dank der dezenten Geistesabwesenheit war es Caiwen schlussendlich gelungen, sich die Fernbedienung aus den Händen des vermeintlichen Strolchs zu befreien, und … ! Gerade am spannendsten Punkt sorgte Caiwen für den übelsten Cliffhanger! Genau da, wo die Kamera nach unten zoomte und die nächste Frage des Engels – ob sie wohl über weitere Piercings an anderen Stellen verfügte – alsbald beantwortet werden hätte können, paddelte eine Schildkröte frischfröhlich über den Fernseher und ließ den Nephilim auf alle Ewigkeit im Ungewissen. Endlich schloss er seinen Mund auch wieder und blinzelte zu seiner Freundin, die es sich am Boden neben der Couch bequem gemacht hatte. Es herrschte eine seltsame Stille und Levi konnte nicht mit Sicherheit sagen, welchem Umstand das geschuldet war. Die Röte, die ihr ins Gesicht stieg, konnte er ihr im blauen Streiflicht des Meerwassers aus dem Fernseher nicht wahrnehmen und auch von ihrem Gespräch mit Oliver wusste er noch nichts. Ihm selbst war die Situation vorerst nicht unangenehm, da er gar nicht so weit dachte, dass Caiwen vielleicht im Sinn haben könnte, er habe sich den Pornokanal bewusst reingezogen. Zumindest war es solange keine Blamage, bis das Mädchen sich beschämt ein paar Gummibären in die Figur stellte und den Nephilim auf die Barbusige ansprach. „W-was?“, entkam es ihm entsetzt und er holte bereits aus, die Sache zu erklären, indem er mit ausgestreckten Armen auf den Fernseher deutete. „Das war der eingestellte Sender, du glaubst doch nicht-…“, verteidigte er sich etwas zu laut und erschrak urplötzlich, als er das Klackern von weiblichen Absätzen – wohl @Julia Bardera zugehörig – auf den Gängen draußen vernehmen konnte. „Scheiße, das ist nur, weil du wie ein Walross hier rein gestürmt bist!“, zischte er wesentlich leiser als zuvor und schob die Schuld gleich mal auf andere – das konnte er auch gut, war immerhin ein Überbleibsel längst vergangener Tage aus dem Waisenhaus. Es hatte ihn bereits einiges an Ärger erspart! Aber Levi wäre nicht Levi, wenn er nicht eine grandiose Idee nach der nächsten in die Welt setzen würde. „Komm!“, zischte er ein weiteres Mal, ehe er die Decke unter sich rauszog – „Schalt aus!“ – und Caiwen unter die Arme griff, um sie zu sich auf das Sofa zu ziehen. Hektisch begrub er seinen und den grazileren Körper des Mädchens unter der leichten Decke, bevor er sich in den letzten Spalt des Sofas quetschte und sich so lang und flach machte, wie es ihm möglich war. Die Arme dabei wie bei einem Brett flach an seinem Körper anliegend. Wenn einer der Erzieher sie tatsächlich gehört hatte, war das hier wohl die einzige Chance, um nicht aufzufliegen. Vorausgesetzt Caiwen würde nicht wieder so rumbrüllen! Der Nakamura wollte sich nicht ausmalen, was beiden – aber wohl vor allem ihm – blühen würde, wenn sie nun auf frischer Tat ertappt werden würden. Die Aktion auf Mikes Zimmer nach dem Mittsommerball ist leider noch nicht ganz so lange her, als dass sie in ein paar Erzieherköpfen bereits in Vergessenheit geraten waren.
Es verstrichen einige Sekunden und der Engel konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob das Klackern der Schuhe lauter, gleichbleibend oder vielleicht sogar leiser geworden war. Auch, wenn die Gefahr noch nicht gebannt war, war Levi der erste, der die Stille durchbrach, nachdem man lange nur das Atmen beider Gestalten unter der Decke vernehmen konnte. „Und?“, flüsterte er voll aus dem Zusammenhang und so leise wie möglich und starrte ins … Nichts. Ins Schwarze. Wo war eigentlich ihr Kopf? Vertieft in genau diese Frage hob er seinen Arm wieder an und fuhr damit zu der Stelle, wo er ihr Gesicht vermutete – da, von wo er nun mal glaubte, ihren Atem hören zu können. Für den Bruchteil einer Sekunde stoppte der Atem des Engels, als er ein paar ihrer Haarsträhnen zwischen den Fingern ertastete. Und an seinen Fingerspitzen … war das ihre Wange? Oder doch was ganz anderes? Rätsel über Rätsel … Das größte aber war: „Was hat er zu deiner Undercover-Identität gesagt?“, führte er seine Frage nicht weniger flüsternd schließlich zu Ende.
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Erst jetzt fiel es mir auf - warum hatte ich nicht bemerkt, dass Levi in meinem Zimmer war? Da war ich dann doch enttäuscht über mich selber. Womöglich war ich so in Gedanken versunken gewesen, dass mir sein Duft gar nicht aufgefallen war, als ich mich umzog. Dieses unkonzentriert Sein störte meine Sinne und regte mich innerlich doch sehr auf. Der Kampf um die Fernbedienung war ziemlich rasch erledigt, da sich der Engel von der vielen nackten Haut auf dem Bildschirm ablenken ließ, was mich wirklich nicht sonderlich überraschte. Wir zwei würden wohl nie erfahren, ob der Körper der Rothaarigen mit noch mehr Metall verschönert wurde, schließlich maulte der Engel mich an, nachdem wir Schritte vernahmen und der Schwarzhaarige die Schuld an mich abschob. "Was?! Ich?!", rief ich empört mit dem Mund voller Gummibären. Das Thema von der nackten Frau wurde schnell unter den Teppich gekehrt, da schnappten mich zwei starke Hände unter meinen Armen, was im ersten Moment kitzelte, sodass ich auflachte und zappelte, im nächsten Moment jedoch mich unangenehm nach oben hob. "LE... Mah... Levi!", keuchte ich verwirrt und zappelte mit den Beinen. Dadurch versuchte ich meinen Körper etwas anzuheben um ihm zu helfen, da diese merkwürdige halb liegend, halb aufstehende Position mehr als unbequem war. Während er mich hektisch nach oben hob, versuchte ich mehrmals den roten Knopf zu drücken und die Fernbedinung in die passende Richtung zu drehen, was nicht ganz so einfach war. Doch die Schildkröte verschwand im Dunkeln und der Monitor verfärbte sich schwarz. Der Raum verfinsterte sich, doch das lag auch daran, dass sich plötzlich ein Stoff über mich legte, nachdem ich es geschafft hatte mit Leviathans Hilfe auf das Sofa zu klettern. Ohne groß nachzudenken tat ich es dem Nephilim gleich und legte mich hin mit dem Gesicht seitlich zu dem Engel gewandt. Meinen Kopf legte ich bequem in meine Armbeuge. Es wurde still im Wohnzimmer. So still, dass ich nur mehr ein leises Atmen hören konnte. Sein Atmen... Mit meinem Schmatzen unterbrach ich die Stille, ehe ich die halb zerkauten Gummibärchen runterschluckte. Wollte er ernsthaft sich hier unter einer Decke auf der Couch verstecken? Oder hatte er irgendwo eine Kamera aufgestellt und er wollte ein witziges Video machen, wie er mich veräppelte? Ich verhielt mich ruhig und dennoch war ich ziemlich angespannt im Moment. Es war, als könne ich meinen eigenen Sinnen nicht vertrauen. Weder meine Ohren noch meine Nase nahmen verdächtige Gerüche wahr. Dennoch versuchte ich mich zu konzentrieren. "Jungeeee... Atme leiser!", versuchte ich über Gedankenübertragung zu übermitteln. Doch scheinbar war dies nicht möglich, da sich der Nakamura nicht darauf einließ. Stattdessen kam er mir einem einfachen und daher und erwartete wohl, das ich wusste, was er nun von mir wollte. "Ich bin ja schon leise.", flüsterte ich leise und hatte meine Augen wie ein aufgeschrecktes Reh weit geöffnet. Doch ich erkannte nichts unter der Decke, da auch der Mondschein von draußen nicht bis hier durchschien. Kurz schreckte ich zurück, als ein Finger sich in meine Wange bohrte, öffnete dann den Mund und biss ihm anschließend leicht in den Finger. "Hör auf mich so anzutatschen.", flüsterte ich immer noch, nachdem er mir die Frage gestellt hatte, welche ich bereits erwartet hatte. Doch eine Antwort darauf habe ich mir nicht überlegt. So schloss ich die Augen, da ich ohnehin nichts sah und den schlimmen Verdacht hatte, er würde mit dem Finger auch noch in meine wunderschönen Glubscher greifen. So konnte ich mich vor einem feindlichen Angriff schützen. Es war erstaunlich, wie interessant und irgendwie auch positiv Leviathan mein nicht funktionierendes Geheimnis benannte. Dennoch war ich nicht glücklich über die Situation. "Hm, er findet Werwölfe cool.", erwähnte im Flüsterton ich, verstummte daraufhin jedoch, da ich nicht mit ihm darüber sprechen wollte, was wir eigentlich die ganze Zeit geredet hatten. Das Thema "Werwolf" war nur in der ersten Minute unseres Gesprächs präsent gewesen. So wusste ich eigentlich, wie Oliver dazu stand, jedoch konnte ich mich nicht weiter erklären, da es für ihn nicht wichtig war, wie ich mich hierbei fühlte. "Mehr hat er dazu nicht wirklich gesagt.", beendete ich das Thema und erhoffte mir, dass er sein Gehirn nicht anstrengte und nachfragte, was wir denn sonst noch so in der Zeit besprochen hatten.
„Ja, du warst sicher 10 mal lauter zu hören als die im Fernsehen!“, hatte der Engel noch gekontert, bevor er das Mädchen auf die Couch verschleppte, was sich als eine ziemliche Herausforderung rausstellte, aber nicht als unüberwindbares Hindernis herausstellte. Wie ein auf dem Rücken liegender Käfer zappelte Caiwen verzweifelt unter dem Griff des Engels und wusste wohl nicht so recht, wie ihr geschah. „Pschhh!!“, hatte er sie noch einmal angefaucht, bevor beide es irgendwie schafften, Caiwen auf das Sofa zu bekommen und unter der Decke zu begraben. Im letzten Moment war zum Glück auch noch der Fernseher ausgegangen, womit Levi seinen Plan als gar nicht mehr so blöd ansehen konnte.
Und wenn sein Plan nach hinten losgehen und tatsächlich jemand ins Wohnzimmer stürmen würde, so wäre dies wohl am ehesten dem lauten Atmen des Engels – etwas, das er selbst wohl nie mitbekommen würde – oder aber auch Caiwens Schmatzen geschuldet. Die nächste Frage, die sich dem Schwarzhaarigen stellte, erübrigte sich von selbst, als sich der Geruch fruchtiger Gummibären unter der Decke ausbreitete. Bis Leviathan es schaffte, sich über ihr Gespräch mit Oliver und seiner Stellung zu ihrer Undercover-Identität zu erkundigen, dauerte es dennoch eine ganze Welle, war er doch zwischenzeitlich sehr darauf konzentriert, Caiwens Gesicht in vollkommener Dunkelheit auszumachen. Hätte sie den Jungen nicht augenblicklich und gleichfalls im Flüsterton aufgefordert, sein Getatschte zu unterlassen, indem sie zusätzlich auf seinen Finger biss, wäre ihm der kurze Rumpler, den sein Herz bei der Berührung mit ihrer Wange gemacht hatte, vielleicht aufgefallen. So allerdings schreckte der Nakamura ruckartig zurück, womit auch die Hand schnell wieder da gelandet war, wo sie auch sein sollte. Total folgsam an seinem Körper angelegt. „Woah, Entschuldigung, du musst ja nicht gleich so gewalttätig werden!“, sagte er nun schon eher murmelnd als flüsternd und hob seine Hand ein weiteres Mal – diesmal aber, um – gar nicht übertrieben oder so! – an seinem Finger zu pusten. „Siehst du? Sagte ich doch!“, flüsterte er nun auch wieder und lächelte zufrieden in sich hinein, wenn auch seine Deckenkomplizin es nicht sehen konnte. „Du hast dir voll umsonst Sorgen gemacht.“, flüsterte er voller Frohmut weiter. Wirklich leiden konnte er Oliver nicht, trotzdem stimmte es ihn glücklich, dass das Mädchen die Last, die es zuvor noch zu tragen hatte, nun guten Gewissens fallen lassen konnte. Auch wenn sie keinen sonderlich entspannten Eindruck machte, aber das konnte auch dem Umstand geschuldet sein, dass sie sich mit einem ungezügelten Engel unter einer Decke verstecken musste. Die Körper der beiden Jungspunde berührten sich zwar kaum, dennoch lagen sie eng beieinander und die Decke tat ihr übriges, sodass die Luft unter der Decke immer weiter aufheizte. "Gott, die strahlt eine Hitze aus." Wieder verstrichen etliche Sekunden, das Klackern der Schuhe jedoch war immer schwächer zu hören, das Hallen dafür umso mehr und je weiter sich die Schritte am Gang entfernten, umso ruhiger wurde auch der Atem des Engels. Es schien, als hätten sie – vor allem aber erst selbst, denn Caiwen ließ sich nicht oft etwas zu Schulden kommen – fürs Erste Glück gehabt. Dennoch verharrte der Nephilim noch unter der Decke. Gut, Oliver hatte nicht mehr dazu gesagt, aber … „Hat er noch was über mich gesagt?“, fragte er völlig aus dem Reflex heraus und durchbrach die Stille nun endlich wieder. „Ich hoffe, ich hab‘ den Ärmsten nicht die Nase gebrochen oder so.“, fügte Levi schließlich noch hinzu und ließ sich die Möglichkeit nicht nehmen, sich vor Caiwen als den Starken zu präsentieren, der er letzten Endes aber überhaupt nicht war.
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Ich seufzte, nachdem der Engel - mal wieder - die ganze Schuld auf mich schob. Doch die Schuld wofür? Es waren lediglich Schritte zu vernehmen. Dass er da gleich in Panik geriet, war mir ein Rätsel. "War ich wirklich zum ersten Mal >cooler< als Levi?", fragte ich mich daraufhin etwas gedankenverloren. Das kam eher selten vor, da ich ansonsten nervöser und angespannter als der lockere Junge war. Doch dieses Mal war es umgekehrt! "Das muss ich mir in den Kalender schreiben.", versuchte ich mir im Kopf für später zu notieren. Mir war jedoch jetzt schon bewusst, dass ich das vergessen würde. Zum Einen war es eigentlich schon sehr spät. Zum Anderen hatte ich viel zu viel in meinem hübschen Köpfchen und grübelte schlichtweg zu viel.
[color=white]"Gewalttätig?!", versuchte ich im Flüsterton rauszubekommen, verstummte daraufhin jedoch, nachdem ich erklärt hatte, was Oliver nun von mir hielt. Ja, ich hatte mir anscheinend umsonst Sorgen gemacht. Dennoch war das Thema für mich noch längst nicht vom Tisch. Womöglich war es jedoch die beste Idee, dieses Gesprächsthema einfach sein zu lassen. Es war für ihn okay, ich sollte das einfach sein lassen. Das, was mich beschäftigte, war nicht das, was Oliver für wichtig empfand. "Ist sicher auch besser so..", dachte ich mir traurig, besorgt und unvollständig. Je mehr ich mit dem Dämon über relevante Sachen redete, desto weiter entfernten wir uns voneinander. So hatte ich zumindest das Empfinden und war doch sehr niedergeschlagen. Der heutige Tag war einfach zu komplex, als dass wir uns womöglich wieder zusammenraufen konnten. Ob Oliver ebenso empfand? Vermutlich nicht. Er dachte ja anders... Ich schloss die Augen, es war still um uns herum. Bis der Nakamura erneut eine Frage stellte, sodass ich überrascht meine blauen Augen öffnete und versuchte etwas zu erkennen. Glücklicherweise konnte er gar nicht sehen, wie perplex ich gerade drein schaute. "Über dich?!" Waaas? Wieso über diiiiich?" Mein Flüsterton war plötzlich verflogen, was vermutlich irrelevant war, da das Personal bestimmt schon weiterzogen war. Meine Birne verfärbte sich rot. War es gerade verdammt heiß hier unter der Decke? Na klar, es war ja auch Sommer! Meine Brust hob und senkte sich in einem schnellen Takt. Ich streckte meine Hand aus und tastete ebenfalls ab, was vor mir lag, jedoch noch lange nicht so sanft, wie Levi es tat. Auf der Suche nach dem verletzten Finger, den ich an seinem Körper anliegend verdächtigte, tastete ich recht panisch den Engel ab. Während eine meiner Hände grob seinen Bauch fand, suchte die zweite weiter unten an seinem Körper weiter. Ein Zucken verriet, dass das eine Gegend war, bei der keine Person im Normalfall hingriff. Kurz ratterte es in meinem Kopf, als ich realisierte, ihm zwischen die Beine gegriffen zu haben. Mit einem kurzen Quietschen schreckte ich zusammen. "Was hatte ich da in der Hand?" Vor lauter Entsetzen drehte ich mich von ihm weg, zog dadurch die Decke vom Engel weg und wickelte mich wie ein Tortilla Wrap ein, ehe ich auf den Boden plumpste. "Ich hab ihm doch nicht wirklich....!!! Wattt..... Was.......", verkopfte ich mich mit hochrotem Schädel, den ich unter der Decke versteckte. Regungslos blieb ich liegen, so sehr hatte ich mich dafür geschämt. Vielleicht bemerkte Levi mich ja nicht und würde... einfach gehen... mich hier lassen und... mich nie wieder anreden... Mein Herz raste. "Wie peinlich!!"