Der große Speisesaal im Parterre des Wohnheims bietet Platz für unzählige hungrige Mägen. Zu Schulzeiten breitet sich hier morgens und abends der Geruch frisch zubereiteter Mahlzeiten im gesamten Erdgeschoss aus, die von der alteingesessenen Sayaka liebevoll zubereitet werden, die den Heimbewohnern schon lange nicht mehr fremd ist. Auch am Morgen kümmert sie sich darum, dass das Frühstücksbuffet immer nachgefüllt wird und am Abend steht sie an der Essensausgabe. Sie schenkt den Schülern nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern auch ein wohltuendes Lächeln. An manchen Tagen lässt sie sich allerdings von einer wohlgenährten Frau mittleren Alters vertreten, die nur sehr wortkarg ist und gerne auch zu kleine Mahlzeiten austeilt.
Der Speiseplan
Montag - 20.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsTsukune-Don - Hähnchenbällchen-Spieße mit Yakitori Soße auf Reis
AbendsGebratene Nudeln mit Tofu und Gemüse
Dienstag - 21.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Miso-Suppe, Wok mit Gemüse und Reis
AbendsGericht - Gebratene Weizennudeln mit Rindfleisch und/oder Gemüse
Mittwoch - 22.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Reis/Kartoffeln mit Tafelspitz und Meerrettich
AbendsGericht - Spaghetti Napoli
Donnerstag - 23.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Lasagne mit Salat
AbendsGericht - Toast Hawaii
Freitag - 24.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Hühnersuppe mit Nudeln oder alternativ reine Gemüsebrühe
AbendsGemüsepfanne -
Samstag - 25.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts, nur heute: frische Spiegeleier vom Wachtelhuhn!
MittagsGericht - Hähnchenbällchen-Spieße mit Yakitori Soße auf Reis
Die Nixe war bereits ein paar Schritte gegangen, als sie inne hielt und sich einmal kurz umschaute. Irgendwie konnte es die Langhaarige noch immer nicht fassen, dass das Waisenhaus jetzt nicht mehr war. Nun ja allzu lange war sie mit dem Waisenhaus sowieso nicht verbunden gewesen, aber für einige ihrer Mitschüler war es wohl wirklich ein zuhause gewesen. Für diese Mitschüler tat es ihr natürlich leid. Schließlich hingen viele Erinnerungen an dem Gebäude. Aber es war nun nicht mehr zu ändern. Mit einem Seufzen setzte sie sich wieder in Bewegung, nachdem sie die Zeit auf ihrem Handy gecheckt hatte. Bislang hatte sie auf ihrem Smartphone noch keinerlei neue Kontakte von hier gespeichert. Das würde sich hoffentlich in nächster Zeit, sobald wieder einmal Ruhe eingekehrt war, ändern. Es konnte doch nicht angehen, dass die Nixe hier keine Freunde finden konnte.
Luana war schon ein ganzes Stück weitergekommen. Sie beschloss heute das Parterre noch ein wenig zu erkunden. Ihr Zimmer würde erst später interessant werden. Alleine war dieses Unterfangen zwar ein wenig langweilig, aber wohl nicht zu ändern. Der größte Mopp war noch vor dem Gebäude. Anscheinend hatten es die anderen Jugendlichen nicht eilig das neue Heim zu betreten. Oder aber sie waren so gefangen in ihren Unterhaltungen, dass ihnen die Zeit aus den Augen verloren ging. Kaum merklich schüttelte die Langhaarige den Kopf und strich sich eine von ihren rosa Haarsträhnen hinter das rechte Ohr.
Was es nicht alles im Parterre zu finden gab. Das Büro der Heimleitung wo höchstwahrscheinlich die Zimmervergabe stattgefunden hatte. Interessierte die Rosahaarige gar nicht mehr. Sie setzte ihren Weg einfach weiter fort und riskierte hier und da einen Blick. Somit konnte sie auch bereits ein Atelier ausmachen, das lud förmlich dazu Gemälde zu fertigen. Ein Schmunzeln legte sich auf die Lippen der Nixe. Ein Pluspunkt. Hier würde es die Johnson sicher noch öfter hin verschlagen. Das sollte sie sich auf alle Fälle merken. Trotz allem machte sich die Langhaarige weiter auf den Weg, um ihre Erkundungstour fortzusetzen.
Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn, war wohl die passende Beschreibung dafür, dass sich die Meerjungfrau nun im Speisesaal des Gebäudes befand. Und ihr Magen war wohl auch jetzt wieder zum Leben erwacht und grummelte munter vor sich hin. "Ich will nicht mit dir reden. Sei leise", gab Lu von sich und hielt sich die Arme vor den Bauch. Das war doch nicht zu fassen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Das Grummeln weiter ignorierend wanderte das Mädchen die Tischreihen hinab. Es konnte auf alle Fälle nicht schaden, sich einen guten Platz auszukundschaften. Natürlich hieß das nicht, dass dieser Platz immer frei wäre, aber sollte sie nur oft genug auf dem einen Platz sitzen, würden die anderen Mitbewohner sicher spitzbekommen, dass das vermutlich ihr Platz war. Aber den passenden Platz zu finden war wieder ein ganz eigenes Thema. Es war doch recht schwer wie Luana fand. Mit zu einem Schmollmund verzogenen Lippen wanderte sie die Reihen wieder hinauf und betrachtete das Ganze von einer anderen Seite. Mit in dem Hüften gestemmten Händen, ihre Lippen zum Schmollmund geformt und hin und wieder ein paar Einwürfen seitens ihres Magens überlegte das Mädchen.
Ein paar geschlagene Stunden legte die junge Dame innerhalb des Anwesens zurück. Erkundete die Waschräume, verschiedene andere Räumlichkeiten, den Garten und sogar den Dachboden. Beinahe überall hatte die Französin ihre neugierige Nase hineingesteckt und war überrascht, wie positiv ihre Wertung des Hauses im Endeffekt ausfiel. Hier konnte sie es doch eigentlich nur genießen! Es war zwar kein moderner Touch, so wie im alten Wohnheim, dafür war hier die gefühlte Lebensqualität um vielfaches höher. „Hier werde ich es wohl aushalten.“, stellte sie noch einmal selbstreflektierend fest, während sie in selbstbewusster Pose den Gang entlang schaute. Nur noch eine wichtige Räumlichkeit des öffentlichen Lebens fehlte auf ihrer Liste, der Speisesaal. Der Raum, an welchem die Schüler hier wohl jeden Morgen und Abend verbringen würden. Eigentlich logisch, denn Essen brauchte jeder einmal und selber kochen war jetzt nicht auf der Wunschliste der Engelin. Zumindest nicht jeden Tag. Dementsprechend schnell begab sich Helena auf den Weg. Mit gemäßigten Schritten kam sie am Speisesaal an und erwartete eigentlich auch ein paar Schüler hier zu sehen, aber als sie dort eintraf…nicht viel war los.
Etwas überrumpelt vom Desinteresse fast jedes Individuums, was das Essen angeht, blieb sie selber erst einmal im Eingang stehen, ihr Blick neugierig die Fläche vor sich absuchend. Schön sah es ja aus, vor allem neu, aber das war wohl nicht der ausschlaggebende Punkt für die Abwesenheit der ganzen Wesen. Naja, was solls. Innerlich zu sich selbst mit den Schultern zuckend, bewegte sie sich einfach erst einmal komplett hinein. Ihr nächstes Ziel sprang ihr schon in der Bewegung ins Auge. Ein Mädchen mit rosa Haaren. So wie die Französin es bis jetzt nur aus diesen K-Pop Videos kannte, oder von Leuten mit schlechtem Farbgeschmack. Nicht, dass es sie stören würde. Dem Gesicht vor ihr passte dieser Look zumindest, aber bei anderen würde das schwer werden. Ein Schauer lief der Französin über den Rücken als sie sich selbst damit vorstellte, was für ein Graus! Außerdem machte die andere den Eindruck, als würde sie etwas suchen. So zumindest der Eindruck des Engels. Nichts desto trotz, war das Interesse geweckt und Helena tat sich somit auch gleich gut darin, dem auf den Grund zu gehen.
„Hey! Suchst du was bestimmtes?“, begann sie das Gespräch schon aus einiger Entfernung, ein willkommen heißendes Lächeln ihre Lippen schmückend, bevor die letzten Schritte zwischen den beiden Mädchen getan waren und Helena ziemlich normal, den einen Arm auf ihrer Handtasche abgelegt, vor ihr zum Stehen kam. „Oder willst du dich mit jeder Ecke hier im Saal vertraut machen? So mustenrd wie du hier alles begutachtest?". Sie grinste leicht neckisch und betonte besonders das „jeder“ in ihrer letzten Aussage. Nicht, um sie bloßzustellen oder sonst irgendetwas.Sie tat es einfach, weil sie den Eindruck vermittelte, als wolle sie den Raum vermessen. Der Sinn dahinter war ihr selber zwar nicht klar, doch die Antwort würde sie doch sicherlich gleich bekommen. Da vernahm sie mit ihren feinen Ohren ein Grummeln aus Richtung ihrer neuen Begegnung und ihre blauen Augen wanderten von dem Gesicht der Rosahaarigen hinab zum Bauchbereich und schnell wieder hoch. Ein amüsiertes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Da hatte aber jemand Hunger! Und nicht nur ein bisschen, so wie sich das anhörte. Da konnte man ja schon direkt Angst bekommen, gefressen zu werden. Ein Glück, das das Mädchen nicht danach aussah, als könnte es seinen Unterkiefer wie eine Schlange ausfahren. Vielleicht war sie ja einer dieser Formenwandler? Die Französin kam ins Grübeln. Da bemerkte sie, dass sie diese Gestalt hier noch nie gesehen hatte. „Neu hier?“, schoss sie noch schnell hinterher und verblieb dann in erwartender Stille.
Mit ihrer Musterung war die Langhaarige noch lange nicht fertig, als man sie hinterrücks ansprach. Das hatte Luana wirklich nicht kommen sehen, war dementsprechend überrascht und gab leider lautstark ein "Verdammte Scheiße." von sich. Also irgendwie sollte sie mal ihre Schreckhaftigkeit unter Kontrolle bringen. Nachdem sie sich an die Brust gefasst und ein paar Sekunden zur Akklimatisierung gebraucht hatte, drehte sich die Nixe schwungvoll zu der Stimme um.
Die fröhliche und melodische Stimme passte wirklich hervorragend zu der Erscheinung vor ihren Augen. Das blondhaarige Mädchen mit den bunten Strähnen im Haar und den blauen Augen war wirklich ein Hingucker. Die Frage mit der man ihr zuvor beinahe einen Herzkaspar beschert hatte, viel ihr auch erst jetzt wieder ein. "Tut mir leid... Ich... äh... eigentlich nicht. Wobei, eigentlich doch.", grinste die Langhaarige entschuldigend und ließ ihre Hände wieder von ihrer Brust sinken. Ihr Herz schlug wieder einigermaßen normal. Es war schon ein Jammer, dass sich keine Augen im Hinterkopf befanden, zwar war die Vorstellung wie das aussehen könnte sehr suspekt, aber es würde ihr auf alle Fälle ein längeres Leben bescheren. Das blondhaarige Mädchen hatte sich in Bewegung gesetzt und den Abstand zwischen den Beiden geschlossen. Über die Distanz hinweg ließ sich auch kein anständiges Gespräch führen, wie das Mädchen vor ihr wohl vorhatte. Denn sie frage einfach gerade heraus, ob Luana sich mit jeder Ecke hier im Saal vertraut machen wollte. Anscheinend war die junge Frau bereits seit einer geraumen Zeit ebenfalls hier gewesen und hatte die Meerjungfrau bei ihrer Erkundungstour beobachtet. Mega peinlich. Die Röte schoss der Johnson ins Gesicht und machte ihrer Haarfarbe sicher Konkurrenz. "Oh Gott. Du musst mich für gestört halten?!", plapperte die Langhaarige einfach drauf los. Jetzt war sowieso schon alles egal. Der erste Eindruck war dahin und dann kam auch noch das Gemurmel ihres Bauches hinzu. Heute war wirklich nicht ihr Tag. Vorhin mit Aleksandra ließ das Ganze ja noch ganz okay. Aber hier? Totale Katastrophe. Noch bevor sie eine bessere Erwiderung auf die zuvor gestellte Frage abgeben konnte, um ihre merkwürdige Art ein wenig zu erklären, bekam sie bereits die nächste Frage von der Blondine gestellt. "Neu.. könnte man so sagen, ja.", gestand die Nixe mit einem schiefen Grinsen und versuchte ihren Bauch ein wenig unter Kontrolle zu bekommen. "Ich wollte nur einen guten Platz aussuchen, damit ich auch alles im Blick habe. Darum meine Begutachtung." Jetzt konnte Luana nur hoffen, dass man sie nicht als völlig gestört abstempelte, das würde ihr sicher keine neuen Freunde einhandeln, wenn diese Sache die Runde machte.
"Meinst du gibt's hier eigentlich noch was zu essen?", stellte die Rosahaarige eine allgemeine Frage. Denn soweit sie wusste, war das Abendessen ja bereits vorbei. Das kam davon, wenn man hier herumtrödelte und sich merkwürdig benahm. Vielleicht waren noch ein paar Portionen des heutigen Abendessens übrig, die geplündert werden konnten. Hoffentlich gab es was Essbares. Ansonsten musste Lu heute mit leerem Magen schlafen gehen. Die Lust darauf war so gut wie nicht vorhanden. Eine Küche musste hier ja auch irgendwo vorhanden sein, schließlich musste das Essen für die Bewohner auch wo gekocht werden. Wenn sich hier nichts Essbares finden ließ, dann würde sich die Nixe wohl oder übel aufmachen müssen die Küche zu finden. Oder aber die Blondine hatte diesen Raum bereits gefunden. Mit ihren blauen Augen und einen leichten Grinsen auf den Lippen, wartete sie die Antwort des Mädchens ab.
Man konnte sagen was man wollte, diese Mimik, als sich das rosahaarige Mädchen erschreckte, war einfach niedlich. Zumindest so nach Helenas Empfindung. Es war schon extrem lange her, seitdem die Blondine mal jemanden gesehen hatte, der sich erschrak. Was zum Teil wohl auch an der Präsenz der Übernatürlichkeit lag. Was laut ihrer Meinung auch der einzige Grund für den Mangel an spontaner Menschlichkeit hier in diesem Areal war. Es traf zwar nicht auf alle zu, keine Frage, aber so nen‘ paar schräge Gestalten kannte sie dann doch auf der Insel. Allem voran der Typ vom Bus, er war bis jetzt die Krönung des guten gewesen. Bei dem Gedanken konnte die Pariserin selbst jetzt noch fassungslos staunen. Aber das war nun jetzt Geschichte. Hier und jetzt interessierte sie gerade nur das andere Mädchen. Allein wie sie sich gerade nach den richtigen Worten wandte, ja gerade danach zu greifen versuchte. Es war wirklich sehr amüsant und sie musste leicht grinsen, als ihr dann auch noch entgegen geworfen wurde, dass man sie nun für gestört halten würde. Einen Moment später folgte auch gleich ein kurzes Auflachen. Aber die Erklärung der Umstände lies ja auch nicht lange auf sich warten.
Einen guten Platz wollte sie sich raussuchen von dem man alles im Blick hatte. Verständlich, wenn sie so selbst darüber sinnierte. So konnte man Freunde schnell erkennen, aber auch bei ungebetenen Gästen erst einmal nach einer Reaktion kramen, bevor diese näher herantraten. Eine ausgefeilte Technik. Bei ihr in der Schule damals in Frankreich hatten es ein paar Cliquen ähnlich gemacht. Nur waren das meistens dumme Hühner. Also in Helenas Augen zumindest. Außen Hui und innen Pfui. Sie selbst versuchte da immer noch die Balance zu halten. Zu viel Luft im Gehirn, tat schließlich niemandem gut. Sie schaute mit ihren blauen Augen einmal kurz über die Rosahaarige herüber. Mal sehen, zu welcher Kategorie sie gehörte. Kleidungstechnisch scheint sie zumindest nicht aus dem Dschungel zu kommen, oder wie auch immer man das nannte. „Nein, keine Sorge, ich halte dich nicht für gestört oder sowas.“, gab sie zu erkennen und machte eine abtuende Geste mit ihrer rechten Hand. Ihre Stimme dabei fröhlich betont. „Du sahst dabei nur so konzentriert aus, da wollte ich einmal wissen was Sache ist. Ich war neugierig, wenn man so will.“. Ihre Rechte Hand warf nun einen kleinen Teil ihrer blonden Mähne zurück hinter ihre Schultern, welcher sich im Verlaufe des Tages seinen Weg nach vorne gebahnt hatte. Hier war ihre Aussage aber noch lange nicht beendet. „Aber wenn ich dir einen Rat geben darf, dann setz dich einfach zu Leuten die du sympathisch findest. Wer dich aufsucht kommt eh zu dir an den Tisch.“. Sie lächelte zufrieden in das Gesicht ihrer Gegenüber und schaute sich kurz mit dem Finger an der Unterlippe im Speisesaal um. „Ich würde mich einfach dort hinten hinsetzen.“. Dabei zeigte die Engelin auf eine der Tischreihen am Fensterbereich. Er wäre bestimmt Tagsüber gut beleuchtet und wenn einen das Szenario im Saal nicht interessierte, konnte man wenigstens noch mit seinem Kopf nach draußen entfliehen. Eigentlich perfekt, oder nicht?
Trotzdem kam alsbald eine Aussage, welche selbst Helena etwas kalt erwischte und auch ihr schon indirekt im Kopf herumschwirrte. „Warum war hier niemand?“ und „Warum gab es nichts mehr zu essen?“. Sie blickte sich selbst etwas fragend in der Räumlichkeit um. „Also…“, begann sie etwas zögernd auszusprechen und landete am Ende wieder mit ihrem Blick bei der anderen, ebenfalls Blauäugigen. „Es sieht so aus, als hätten wir die Stoßzeit verpasst.“, stellte sie etwas empört fest. Das konnte doch nicht sein! Immerhin würden die doch sicherlich daran denken, das mit neuen Schülern auch erst einmal später Hochbetrieb herrschen dürfte. Vor allem bei der Aufregung vom alten Wohnheim. Etwas empört stemmte die Blondine ihre Arme an die Hüfte. Es war wirklich leer. Keine einzige Seele war hier. „ja wir werden wohl so schnell nichts bekommen.“. Ein Seufzen entglitt der Französin, bevor sich ihre Augen weiteten. Wo waren denn ihre Manieren geblieben?! „Jetzt habe ich das total vergessen! Ich bin übrigens Helena. Und fast neu!“. Sie schaute etwas ertappt drein und bot ihre Hand an. Das war ihr erst sehr selten passiert. Der Tag hatte ihr eindeutig den Kopf verdreht. Im Sinne der Ereignisse und Hormontechnisch. Letzteres aber eher nebensächlich.
Erleichterung machte sich in der Meerjungfrau breit, als das blondhaarige Mädchen sie nicht für gestört hielt. Sollte sich die Rosahaarige jedoch weiterhin so merkwürdig benehmen, konnte das noch immer der Fall werden. Die Langhaarige sollte sich ein wenig vorsehen, nicht schon wieder solche Dinge abzuziehen. Zuhause war man ihre komischen Angewohnheiten schon gewöhnt und ihr Zwillingsbruder fand sogar mächtig Spaß dabei, sie immer mal wieder, wenn sie am wenigsten damit rechnete, damit aufzuziehen. Ja, Tylor, er war einfach ein Idiot allererster Güte, da konnte man die Sache drehen und wenden wie man wollte. Zwar war seine Einsicht diesbezüglich nicht vorhanden, aber Luana wusste es besser, wie auch der Rest der Familie. Ihre Gedanken schweifen schon wieder in ungeahnte Sphären aber, dabei hatte die Neuseeländerin doch eine wirklich bezaubernde Gesprächspartnerin gefunden. Luana war wirklich schon gespannt darauf, ob sich mehr von dieser Sorte hier finden ließe. Hier gab es sicher einen Haufen an individuellen Persönlichkeiten. Eine weitere hatte die Langhaarige ja bereits in Aleksandra getroffen. Was diese jetzt wohl machte? Nach ihrem sehr schnellen Verschwinden? Jetzt war sie doch glatt schon wieder mit den Gedanken wo anders, dass sie beinahe die weitere Erwiderung des blonden Mädchens überhört hätte. "Na ein Glück.", sprach die Nixe und grinste breit. "Leider bin ich trotz Konzentration noch zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen.", gestand Luana nun auch noch. Es hatte sich als schwieriger herausgestellt, als sie dachte. Man konnte eben nicht alle Umstände berücksichtigen. Im Grunde genommen, war es auch keine essentielle Sache, den besten Platz zu ergattern. Dafür war die Rosahaarige ihrer Gesprächspartnerin umso dankbarer, als sie sich ebenfalls die Mühe machte und sich nach DEM geeigneten Platz umsah und diesen auch fand. Luana folgte mir ihren blauen Irden der Richtung des Fingers. Ein Fensterplatz. "Es war auch nur eine Spinnerei von mir mit dem Platz. Aber nett von dir, dass du mir dabei behilflich bist.", sprach die Nixe an die Blondine gewandt. Es war doch wirklich nicht selbstverständlich das man 1. nicht für gestört gehalten wurde und 2. auch noch Hilfe bei der Platzfindung bekam. "Deinen Rat werde ich auf alle Fälle beherzigen, sollte mein Platz besetzt sein.", kommentierte Luana nun auch den Kommentar von vorhin und schenkte ihrer Gesprächspartnerin ein Lächeln. Trotz der unglücklichen Umstände, die diesen Umzug erforderten, wirkte das Mädchen auch sehr fröhlich, was wirklich ansteckend war. Luana konnte sich sehr gut vorstellen, dass die Blondine umringt von einer Vielzahl an anderen Schülern an einem der Tische Platz nahm, lachte, Gespräche führte und ihre Mitmenschen mit ihrer fröhlichen Art mitriss. Möglicherweise konnte sie ja Gefühle anderer Mitmenschen beeinflussen. Die Meeresbewohnerin hatte schon von solchen Wesen gehört.
Doch bevor ihre Gedanken wieder auf Wanderschaft gehen konnten, wurde sie seitens des Mädchens wieder auf das Thema Essen gebracht. Anscheinend waren sie beide genau gleich schlau, was diese Situation anbelangte. Das Essen war vorüber und man hatte nicht auf die Bezieher dieses Hauses gewartet, bevor man das Essen wieder abservierte. Ob sich die Köchin überhaupt noch einmal bemühen würde Essen für die Bewohner vorzubereiten, wenn niemand sich im Speisesaal einfand um dieses Essen zu genießen? Fraglich. Aber die Heimleitung würde wohl niemanden verhungern lassen. Die Aussage, dass sie wohl nichts mehr bekommen würden, entlockte auch der Blauäugigen ein Seufzen. Das konnte man wohl wirklich als super Start in der neuen Umgebung verbuchen. Sich weiter darüber zu beschweren oder sich aufzuregen brachte auch nichts. Man sollte es nehmen wie es ist und wenn man genau darüber nachdachte, war es doch auch ein klein wenig amüsant. Diesmal war es nicht Luana, die sich als erstes vorstellte, sondern die Blondine mit den bunten Strähnen. Das Mädchen, Helena, hielt ihr die Hand hin, die Lu auch ergriff und mit einem "Macht nichts, Helena. Ich bin Luana.", grinste die Langhaarige und schüttelte die ihr dargebotene Hand. "Du hast nicht zufällig irgendwo eine Küche gesehen?", stellte sie schief grinsend die Frage an Helena. Sie selbst war noch nicht sonderlich weit gekommen mit ihrer Erkundungstour. Möglicherweise hatte die Blondine bereits mehr vom Wohnheim unter die Lupe genommen. Irgendetwas in den Magen zu bekommen, wäre sicher nicht verkehrt, da sie keine Lust auf stundenlange Gespräche mit ihrem Bauch hatte.
Die Aussagen zur konzentrierten Platzsuche, konnte die Französin nur in einem großen Teil belächeln. Es war, so überlegt, schon lustig das sich die Rosahaarige so viel Gedanken darum machte, wo sie denn in Zukunft sitzen würde. Vielleicht gehörte es ja auch zu einer ihrer Standardvorbereitungen. Solche Leute sollte es ja immerhin auch geben. Dennoch schien sich das Mädchen ungern direkt in ihre Angelegenheiten reinreden zu lassen. Der Ratschlag Helenas wurde nämlich laut ihrer Aussage beherzigt, sollte aber wohl nur im Ersatzfall umgesetzt werden. Was die Engelin jetzt nicht großartig störte. Es war immer gut den Aussagen anderer durchaus mit Skepsis zu begegnen, erst einmal abzuwarten und sich selbst ein Bild zu machen. Das tat sie immerhin manchmal auch und bei solchen Themen wie diesen, konnte man sich das ja auch mal erlauben. Immerhin war es jetzt nicht gerade etwas Weltbewegendes, es ging ja nur um den Sitzplatz. Sie selber würde sich wahrscheinlich wirklich zu ihrer genannten Position setzen. So viel Bekanntschaften hatte sie nämlich nicht, als das sie sich nach Gruppierungen richten müsste. Sie bevorzugte ohnehin nur eine kleine Zahl von Tischnachbarn, war sie doch nicht so Aufmerksamkeitsliebend. „Auch gut.“, lächelte sie das ganze nur ab und nahm dieses Thema damit als beendet auf.
Erst als die Themenwahl an die Substanz ging, wurde es wieder interessant für ihre Wenigkeit. Die Realisation, das wohl nichts mehr ausgeteilt wurde, wollte immer noch nicht so ganz im Kopf der Französin angenommen werden. Dennoch schien diese Tatsache für einen kleinen Moment nebensachlich, als es um den höflichen Austausch von Namen ging. Luana hieß das Mädchen also. Ein ungewöhnlicher Name. Zumindest hatte sie selber ihn noch nie gehört. Weder in den drei Monaten auf der Insel hier, noch während ihres längeren Lebens im Zentrum Frankreichs. „Klingt schön, hat was exotisches.“, gab sie komplimentierend als Antwort zurück um ihren Gedanken dabei auch Ausdruck zu verleihen. Es klang so ein bisschen Nach dem Mond. „Luna“, wurde er an manchen Orten genannt. In Frankreich hieß das Wort so ähnlich. Wer weiß, vielleicht hat sie ja von ihrer Wesensart auch was damit zu tun? Vielleicht ein Rätsel für zukünftige Konversationen.
Das Essen wollte wieder in den Vordergrund gelassen werden. Oder besser gesagt, Luana holte diese Thematik wieder schnell in den Vordergrund, indem sie nach der Küche fragte. Helenas Blick schweifte daraufhin in der Räumlichkeit ein weiteres Mal umher. „Das Thema lässt dich einfach nicht los, mh?“, fragte sie ihre Begegnung leicht amüsiert und legte danach gleich erneut einen Finger nachdenklich an die untere Seite ihres Kinns, „Aber ich könnte deinem Wissensdurst durchaus entgegenkommen.“. Ein kleiner neckischer Blick entfleuchte ihrer Mimik. Das stimmte immerhin großteilig. Immerhin war der Speisesaal nicht weit entfernt von der Küche. Das wäre auch, so überlegt, logistischer Schwachsinn. Wer hatte schon Lust das Essen ganz durch dieses riesen Anwesen zu schleppen? Wohl niemand, es sei denn er hatte einen Fetisch für unnötigen Arbeitsaufwand. „Vorausgesetzt, du erlaubst mir dich zu leiten. Dann können wir mal schauen, was sich so machen lässt.“, sie nahm wieder ihre gewohnte Position mit dem geparkten Arm auf ihrer Handtasche ein. „Aber erwarte nicht zu viel. Im Zweifelsfall müssen wir eben selbst kochen.", hängte sie noch hinten dran und wirkte dabei so, als ob es sie nicht großartig stören würde. Besonders das gleichgültige Schulterzucken sollte dies unterstützen. Was auch zum Teil an ihrem Selbstverständnis und Nationalstolz lag. Helena war immerhin eine junge Dame und die sollte – nach ihrem Verständnis – doch schon wissen was sie in welcher Situation zu tun hatte. Gerade als Französin, die aus dem Land der Aufklärung und des guten Essens stammte, war das eine Schande sich nicht so zu verhalten.
Das Thema des Platzes war nun wohl endgültig Geschichte. Die Mädchen hatten sich wohl wahrlich lange genug damit beschäftigt. Und man musste einige Dinge eben auf sich zukommen lassen. Die Platzfrage würde sich am Anfang sowieso jeden Tag stellen. Luana konnte sich nämlich nicht vorstellen, dass gleich jeder Bewohner hier sich auf einen Platz einschoss und niemals, nie wieder, den Platz ändern würde. Die kurze Erwiderung von Helena bestätige nur die Annahme von der Langhaarigen, dass das Thema nun durch war und ad acta gelegt werden konnte.
Auf die Äußerung ihres Namens war, gab die Blondine ein Kompliment zurück. Kurz musste Luana auflachen. Da hatte die Blauäugige wohl den Nagel auf dem Kopf getroffen. Vielleicht konnte sie nicht nur die Gefühle ihrer Mitmenschen beeinflussen, sondern war auch noch eine Gedankenleserin. Oder aber sie war wahnsinnig gut im Raten. Sobald der geeignete Zeitpunkt gekommen war, würde die Nixe wohl ihre Neugierde diesbezüglich befriedigen und Helena danach fragen. "Vielen Dank. Mit dem exotisch hast du wohl nicht ganz Unrecht. Der Namen soll wohl aus dem Hawaiianischen stammen.", grinste die Meerjungfrau Helena ins Gesicht. Ansonsten hatte die Langhaarige wohl nichts mit dem Wort exotisch am Hut. Sie stammte ja nicht einmal aus einem exotischen Land, sondern schlicht und einfach aus Neuseeland. Daran war wohl nichts Exotisches. Es war eher banal und langweilig. Wobei das auch nicht weiter schlimm war. Jedes Land hatte so seine Vorzüge zu bieten.
Helena war wohl die Hartnäckigkeit von Lu nicht entgangen, was das Thema Essen anbelangte und scherzte sogar ein wenig darüber. Die Rosahaarige wäre wohl bei weitem nicht so erpicht darauf etwas zu essen, wenn ihr Bauch nicht die ganze Zeit rebellieren würde. Das grenzte beinahe ja schon an Lärmbelästigung. Die Blondine schien wirklich sehr belustigt über die Tatsache, dass Luana nach der Küche gefragt hatte und konnte sogar eine positive Erwiderung darauf geben. "Nicht so ganz. Ich will dem Geknurre meines Bauches einfach ein Ende setzen.", sprach die Blauäugige und strich sich einmal kurz mit der Hand über eben jenen Schurken, der hier ungefragt immer Einwürfe zu haben schien. Ein leises Magenknurren war die Resonanz darauf. "Der hier würde es mir danken." und damit zeigte mit einem Finger auf den Übeltäter des ganzen Lärms. Auf die Aussage von Helena schüttelte die Rosahaarige den Kopf. Sie hatte absolut nichts gegen die Führung von Helena. Das Einzige was Probleme bereiten konnte, war die Tatsache, dass sie möglicherweise selbst kochen müssten. Zwar war sie in der Küche nicht unbedingt der letzte Troll, aber sonderlich begabt war sie auch nicht. "Ich werde dir so unauffällig wie möglich folgen.", gab Luana mit einem schiefen Lächeln von sich. Unauffällig würde das wohl nicht werden, aber man konnte ja noch träumen und hoffen. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt. "Was das Kochen angeht, hoffe ich, dass du darin begabter bist als ich. Ich will nur ungern die Küche in Brand setzen.", grinste Luana noch immer dem blondhaarigen Mädchen entgegen. Na das konnte ja noch etwas werden. Vielleicht fand man in der Küche aber auch einen prall gefüllten Kühlschrank mit allerlei bereits zubereiteter Leckereien. Ein wenig Obst würde auch schon genügen. Die Nixe war da nicht wirklich wählerisch, wenn es dazu diente schnell etwas in den Magen zu bekommen. "Dann würde ich sagen: Nach dir.", dabei vollführte sie eine auslandende Handbewegung um ihren Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen. Gleichzeitig signalisierte sie ihrer Bekanntschaft, dass sie bereit war den Weg in die Küche anzutreten.
Die Antwort auf die allgemeine Essensfrage konnte klarer nicht sein. Dem Hungergefühl endlich ein Ende setzten. Ja, wer wollte das nicht, wenn er Hunger hatte. Arbeiten ließ es sich mit leerem Magen schwer, lesen ließ es sich damit schwer und das wichtigste: Schlafen ließ sich damit umso schwerer. Einem leeren Magen musste deswegen auch unbedingt etwas entgegengesetzt werden! Dementsprechend stand für die Französin schon fest, was sie tun würde. Auch wenn sie ihre Aussage noch nicht bestätigt hatte: Sie würde kochen! Für zwei Personen und ohne Kerzenschein und Picknickkorb. Da schwelgte Helena doch gleich wieder in Erinnerungen an zuhause. Wie viel Mühe sie sich doch immer mit so etwas gegeben hatte. Selbst, wenn es zur Abwechslung nur mal das Essen für ihre Eltern gewesen war. Leider eine vergangene Zeit…leider. „Gut, dann folge mir unauffällig.“, schüttelte sie ihre eigenen Gedanken wieder in die Ecke, wo sie herkamen. Dies waren Szenerien für Situationen, wenn sie alleine war. Da störte man sie wenigstens nicht dabei.
Amüsiert blickte sie die Rosahaarige mit ihren blauen Augen an. Ein Blick der bald von einem kleinen Lachen begleitet wurde, als sie erwähnte, das die Küche mit ihrer Arbeit unter akuter Brandgefahr leiden würde. „Dann muss ich wohl ein wachsames Auge auf dich werfen. Nicht das das ganze Wohnheim abbrennt.“, mahnte sie mit kritischem Blick und dem erhobenen Zeigefinger an, bevor sich ihre Mimik ganz schnell wieder entspannte. Hoffentlich war das wirklich nur so eine Art Witz von Luana gewesen. Immerhin hatte sie keine Lust der Heimleitung zu erzählen, warum das herrschaftliche Schloss am Tage des Einzugs schon wieder abgebrannt war. „Schließlich will ich nicht die ganze Küche zubereiten.“.
Mit dieser Aussage war dann, allem Anschein nach, die Sache geklärt. Immerhin lud sie die Rosahaarige zum verlassen der Räumlichkeit ein und die wohlerzogene junge Dame erwiderte dies in einem höflichen Knicks vor ihrer neuen Bekanntschaft. Eine Szenerie die in alten Kleidern wohl sehr gut ausgesehen hätte, aber in diesem Moment schon etwas fremd rüberkam. „Old-School“, wie es Helena bezeichnen würde. Nicht dass es die Engelin wirklich störte. Luana war freundlich und gut drauf, so schien es, da konnte man sich so etwas doch gerne einmal erlauben. Immerhin hatte sie das ganze ja begonnen. „Dann folge mir unauffällig. Bekämpfen wir unser Essensproblem!“. Das ganze verpackte Helena, als würde sie gerade eine Ansprache zum Volke halten. Es wirkte zwar ein wenig Paradox, weil sich ihre Körperhaltung dazu nicht veränderte, aber das war auch nicht nötig. Dementsprechend setzte sich die junge Dame einfach in Bewegung, hinaus aus dem Speisesaal und in Richtung der Lösung ihres Hunger-Problems. Denn auch sie hatte heute Abend noch nichts gegessen und würde sich ebenfalls unglaublich freuen, das ebenfalls zu tun. Auch, wenn sie ihren Magen wohl ein wenig besser unter Kontrolle hatte als ihre Begleitung.
Es war noch ziemlich früh, als der Erzieher den Speisesaal betrat. Die meisten Kinder waren wohl noch damit beschäftigt, sich fertig zu machen - zumindest war noch nicht besonders viel los. Hier und da saßen an den Tischen vereinzelt kleinere Grüppchen und unterhielten sich, während andere nur stumm da saßen und ihr Frühstück verdrückten. Eigentlich hätte Jacob in seiner Wohnung genug Lebensmittel, um sich selbst etwas Leckeres zu zaubern, doch dafür hatte ihm heute Morgen die Lust gefehlt. Der Brite kam gestern Abend erst sehr spät im Waisenhaus an und hatte noch eine kleinere Führung hinter sich gebracht, ehe er todmüde ins Bett gefallen war. Und da ihm während der Führung erklärt wurde, dass er in der Nähe zum Speisesaal wohnt, wollte er sich diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen. So hatte er sich das Kochen gespart und konnte direkt ein paar seiner neuen Schützlinge kennen lernen, bevor sich diese im Laufe des Vormittags in alle Himmelsrichtungen verteilen würden. Zumindest dachte er sich, dass die Meisten ihren Tag wohl lieber draußen an der frischen Luft verbringen würden, statt in ihren kleinen Zimmern.
Nachdem der Schwarzhaarige sich kurz etwas umgesehen hatte, erblickte er auch schon das Buffet. Zielstrebig ging er darauf zu und überlegte schon von weitem, womit er denn anfangen sollte. Die Buffetplatten waren reichlich gefüllt, mit allem, was man sich zum Frühstück wünschen konnte. Doch wie jeden Morgen steuerte er dann doch zuerst die Kaffeemaschine an und stellte eine Tasse unter die Düsen, ehe er auf ein paar Knöpfe drückte und damit das Programm startete. Während der Wartezeit sah er sich schon mal nach einem geeigneten Platz um. Eigentlich würde Jake die Kinder ja gerne etwas näher kennen lernen, aber es kommt bestimmt nicht gut an, wenn sich einfach so ein Erwachsener zu ihnen an den Tisch setzt. Zumindest konnte er sich gut vorstellen, dass manche sich lieber nur alleine mit ihren Freunden unterhalten wollten, statt noch einen Erzieher mithören zu lassen. Und wenn er nachfragt könnte es sein, dass sie nur aus Höflichkeit einwilligen. Also suchte er sich einen etwas kleineren Tisch aus, der aber nicht ganz so weit weg von den anderen lag. So hätten sie dann nicht den Eindruck, dass er alleine frühstücken möchte und würde immer noch einen guten Ansprechpartner abgeben. Als die Kaffeemaschine mit einem klickartigen Geräusch bekannt gab, dass der Kaffee fertig war, nahm der Erzieher die Tasse wieder in die Hand und ging damit weiter zum Buffet. Er legte ein Vollkornbrötchen auf seinen Teller, dazu jeweils eine Scheibe Wurst und Käse, gefolgt von einem kleinen Stückchen Butter. Die große Auswahl machte es einem nicht besonders leicht, sich nicht direkt am Morgen zu überfressen – aber man konnte ja nicht alles haben. Und es gab schließlich noch genug Tage, an denen er die Gelegenheit hatte, hier zu frühstücken. Also beließ es Jacob vorerst bei der Tasse Kaffee und dem einen Brötchen, und machte sich auf den Weg zu seinem bereits ausgeguckten Platz. Dort angekommen stellte der Vampir alles vor sich auf dem Tisch ab und machte es sich auf seinem Stuhl bequem.
Als Jake seinen Blick noch einmal kurz durch den Raum schweifen ließ fiel ihm auf, dass mittlerweile immer mehr Kinder den Raum betreten hatten. Wahrscheinlich gab es hier morgens öfter mal eine Schlange im Bad, weshalb die meisten etwas später kamen - zumindest würde das bei so vielen Mädchen kein Wunder sein. Doch er wollte sich vorerst nicht zu sehr damit beschäftigen, die anderen zu beobachten, sondern endlich mal anfangen zu essen. Immerhin war die letzte Mahlzeit schon einige Stunden her, zudem er gestern Abend auch gar nicht mehr daran gedacht hatte noch etwas zu essen. Mit einem einfachen Handgriff war das Brötchen zweigeteilt und der Brite konnte etwas Butter auf jede Hälfte schmieren. Anschließend legte er noch die Wurst auf die eine Hälfte, den Käse auf die andere Hälfte und et voila, fertig war das Frühstück. Nicht besonders aufwendig, aber durchaus lecker. Nachdem er einen kleinen Schluck des heißen Kaffees genommen hatte, griff er nach dem Wurstbrot und biss ein großes Stück davon ab.