Hier im Waschraum ist für jede Kleidung die richtige Reinigung verfügbar. Weswegen die weiße Waschmaschine im vorderen Teil des Raumes, gleich in der Nähe des Eingangs eine ideale Lösung für die ganzen Berge an schmutziger Wäsche darstellt. Für aufwendige Reinigungen, welche etwas mehr Handarbeit erfordern, gibt es direkt daneben ein Waschbecken mit einem Regal direkt darüber. Dort werden die Waschmittel fein säuberlich sortiert aufbewahrt und bei Bedarf auch Regelmäßig nachgefüllt. Nur selten ist hier mal etwas leer. Die Tür weiter rechts führt zu einem Raum, welcher für das Aufhängen der Wäsche gedacht ist. Da das Wohnheim nur über einen Waschraum verfügt, bedarf es einer gewissen Organisation seitens der Schüler, da des durchaus vorkommen kann, dass die Waschmaschine genau in dem Moment belegt ist, in welchen man sie benötigt.
Nachdem ich den Speisesaal verlassen hatte, bin ich noch mal schnell zurück in mein neues Zimmer gegangen, um meine Klamotten zu holen. Heute war Sonntag und somit Waschtag. Wie ich in den letzten Monaten hier feststellen musste, sah keiner sonst diesen Tag als Waschtag an, dabei war er doch am besten geeignet. Mit meinem Wäschekorb in der Hand, stieg ich die Stufen wieder runter und fand schnell zum Waschkeller und wie ich es ja schon ahnte, war dieser herrlich leer und roch auch noch gut. Es war der einzige Raum im ganzen Wohnheim, wo es immer gut duftete, herrlich frisch nach Waschmittel. Ich atmete einmal tief durch und fühlte mich gleich schon etwas ruhiger. Nachdem ich vorhin versucht hatte meine Mutter anzurufen, sie aber nicht dran gegangen war, war ich kurz davor eine Panikattacke zu bekommen. Doch ich erinnerte mich schnell daran, dass mich Wäsche waschen immer beruhigte und so stand ich nun hier. Ich stellte meinen Korb neben der Waschmaschine ab und befüllte sie dann mit meiner Kleidung, füllte das Waschmittel in das dafür gehörige Fach und starte dann den Waschgang. Die Trommel fing langsam an sich zu bewegen und das Wasser wurde rein geleitet. Zufrieden seufzte ich und merkte, wie mein Puls wieder in einer normalen Frequenz schlug. Ich legte ein sauberes Handtuch, welches ich extra mitgenommen hatte, auf den Boden und setzte mich dann mit etwas Abstand vor die Maschine, welche meine Kleidung sanft schleuderte. Lächelnd sah ich eine ganze Weile dabei zu, bis mich ein Klingeln aus meiner Meditation riss. Etwas benommen fischte ich mein Handy aus meiner Hosentasche raus und mein Display zeigte mir an, dass meine Mutter mich zurückruft. “Mama!“ Begrüßte ich sie gleich energisch, als ich das Telefonat annahm, doch weiter kam ich gar nicht, da sie schon gleich drauf los redete und sich beschwerte, dass ich gestern Abend nicht mehr angerufen hatte. Ich ließ ausreden, da ich wusste, dass ich sie nun nicht unterbrechen brauchte, sie würde mir eh noch nicht zuhören. Es dauerte bestimmt zwei Minuten, bis meine Mama endlich mal wieder Luft holte und ich endlich meine Chance ergreifen konnte. “Mama, ich habe dir doch eine SMS gesch-... Ja, ich weiß die hätte dir auch jeder von meinem Handy ausschicken können... Ja, es tut mir leid... Nein, wirklich. Versprochen...“ Immer wieder wurde ich von meiner Mutter unterbrochen und es dauerte seine Zeit, bis ich sie endlich beruhigt hatte. Beim nächsten Mal würde ich sie wirklich sofort anrufen, wenn ich auf der Insel angekommen bin. Nachdem ich sie endlich etwas besänftigen konnte, wollte ich aber endlich von meinem schrecklichen Morgen erzählen. “Mama, weißt du, wir haben ein neues Wohnheim und ich muss mir nun mit drei weiteren Jungen ein Zimmer teilen. Also insgesamt vier Menschen in einem Zimmer. Ich meine das ist ja wohl eine zumu-“ Ich hielt mitten im Wort inne. “Also, was ich sagen wollte. Das ist ziemlich cool.“ Immerhin wollte ich meiner Mutter ja nicht noch mehr Sorgen machen und wie sehr ich auch mit jemanden über meine unakzeptable Wohnsituation reden wollte, so konnte dieser Gesprächspartner einfach nicht meine Mama sein. Immerhin bin ich freiwillig hier hergekommen, um selbstständiger zu werden und nicht mehr so abhängig von ihr zu sein. Auch wenn es mir nun im Herzen wehtat, sie anlügen zu müssen, vielleicht werde ich in einem Brief etwas ehrlicher sein.
Ein bisschen schäbig kam sich die Langhaarige schon vor, als sie daran dachte, dass sie Yui hatte stehen lassen. Hätte sie es nicht getan, wäre ihr aber die Decke auf den Kopf gefallen und dann wäre vermutlich noch mehr schiefgelaufen, als ohnehin schon. Luana machte sich bereits auf den Weg in ihr Zimmer, um ihre Sachen abzulegen. So ganz wusste sie nicht, was sie jetzt mit ihren nassen Klamotten anstellen sollte. Vielleicht konnte sie die nassen Kleidungsstücke auf einem Kleiderbügel zum Trocknen auf den Schrank hängen. Möglicherweise bekam der Schrank dadurch aber Wasserflecken, denn soweit sich die Langhaarige erinnern konnte, waren die Schränke aus Holz wie üblich. Durch die Grübelei war sie bereits an ihrem Zimmer angekommen, ohne sich zu verlaufen. In ihrem Zimmer herrschte totenstille. Entweder waren ihre Mitbewohnerinnen, außer Sky, bereits beim Frühstück oder sie waren immer noch nicht im Zimmer aufgeschlagen. Irgendwann würde man sich bestimmt über den Weg laufen. Doch jetzt war die Langhaarige daran ihre Sachen wegzuräumen. Die Idee mit den nassen Klamotten und den Schrank verwarf die Nixe nach reiflicher Überlegung. Es gab hier sicher einen Waschraum und vermutlich sogar einen Trockner oder ansonsten eine Wäscheleine. Da nun ein neuer Gedanke gefasst war, machte sich die junge Frau auf den Weg den Waschkeller oder Raum zu suchen. Schließlich hatte sie gestern Bekanntschaft mit dem Küchenschild geschlossen, darum würde sie sich auch nicht verlaufen, nur vielleicht eine Weile brauchen bis sie ihr Ziel gefunden hatte.
Die Suche konnte also beginnen. Nachdem die Rosahaarige ihr Zimmer mit den nassen Kleidungsstücken verlassen hatte, schlug sie direkt den Weg ins Erdgeschoss ein. Und von dort direkt weiter ein wenig tiefer. Schließlich hieß es gängig ja Waschkeller. Je näher sie dem Waschkeller kam, desto lauter wurde die Stimme. Eigentlich hatte sie nicht damit gerechnet hier unten noch jemanden anzutreffen. Aber man wurde immer wieder eines Besseren belehrt. Luana wollte eigentlich nicht so dreist sein und einfach so reinplatzen, aber die nassen Klamotten wollte sie auch nicht länger in ihren Händen halten. Sachte klopfte die Nixe um auf sich aufmerksam zu machen, einen Herzinfarkt wollte sie bei der Person hinter der Tür nicht verursachen. Zumindest nicht mehr heute. Morgen sah die Sache schon wieder anders aus. Da sie eigentlich mit keiner Antwort rechnete, trat Luana ein und schloss die Tür wieder hinter sich. Kurz musterten die blauen Irden den grünhaarigen Jungen, ehe sich die Nixe in Gedanken schalte ihn nicht so anzustarren. War schließlich unhöflich. Ein kurzes Nicken in seine Richtung sollte wohl fürs Erste genügen. Im Grunde wollte die Langhaarige einfach nur ihre Kleidung in den Trockner stecken und gleich wieder verschwinden. Immerhin war der Grünhaarige vor ihr hier gewesen und sie wollte ihn nun wirklich nicht beim Telefonieren stören. Der Trockner war auch rasch gefunden, die Klamotten ebenso schnell darin verstaut, genauso wie das richtige Programm ausgewählt. Jetzt hieß es nur noch warten, bis das Programm fertig war. Und bis es soweit war, konnte sie sich wo anders die Zeit vertreiben. So ewig lange ging das Trockenprogramm zwar nicht, aber mit der Zeit konnte man trotzdem etwas anfangen, wie zum Beispiel was Essbares suchen.
Während ich weiter auf dem Boden saß, der Waschmaschine beim Waschen zusah und mit meiner Mutter telefonierte, verflog die Zeit fast wie im Flug. Zu mindestens kam es mir so vor, denn mein Zeitgefühl ging dabei verloren. Mama erzählte mir Geschichten von zu Hause, von der neuen Haushälterin und dem neuen Koch, der anscheinend noch besser ist als der Letzte. Von Tante Olivia und ihrem neuen Mann und von unserer jungen Nachbarin, die schon wieder Single ist. Obwohl ich gestern erst wieder auf Isola angekommen war, schien es so als, wäre ich schon wieder ein halbes Jahr nicht zu Hause gewesen. Ich erzählte ihr dann noch von Damian und wie er sich um eine Freundschaft mit mir bemühte, ich jedoch kein Interesse daran habe, da er mir zu unkultiviert sei. Es war einfach wundervoll nach so einem schrecklichen Morgen mit meiner Mutter zu reden und zu tratschen.
Das leise Klopfen an der Tür drang gar nicht bis in meine Ohren und somit zuckte ich erschrocken zusammen, als diese plötzlich aufging und ein Mädchen den Waschkeller betrat. Seitdem ich hier lebe und meine Wäsche wasche, kam noch nie jemand zur selben Zeit in den Waschkeller, wenn ich dort beschäftigt war. Eine Zeit lang, fand ich meine Theorie, dass alle anderen Schüler einfach ihre Wäsche nicht waschen, sehr plausibel aber spätestens jetzt, wurde sie zunichtegemacht. Zu mir in den warmen Raum kam ein Mädchen. Ich hörte mitten im Satz auf zu reden und sah sie an. Sie war bestimmt mindestens 10cm kleiner als ich und hatte unglaublich lange, pastelrosane Haare. Während ich das Mädchen mit meinen Augen verfolgte, hörte ich meine Mutter durch den Hörer nach mir rufen. “Ehm... Frau Efe, ich melde mich später wieder bei Ihnen.“ Ich drückte auf das rote Symbol auf meinem Handydisplay und beendete damit das Gespräch, es musste ja nicht jeder gleich wissen, dass ich mit meiner Mama telefonierte. Langsam lies ich mein Handy zurück in meine Hosentasche gleiten und zwang mich dazu, das langhaarige Mädchen nicht weiter anzustarren. Ich richtete mein Blick wieder auf die Waschmaschine vor mir, welche wahrscheinlich so langsam fertig sein würde mit ihrem Waschgang. Die Fremde ging zu einer Maschine die etwas weiter weg stand, warf ihre Klamotten darein und stellt sie auch an. Wenn ich mich recht erinnerte, war es ein Trockner. Ich beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Sie hatte mir nur kurz zu genickt aber ansonsten nichts gesagt, einfach ganz leise hat sie ihre Sache gemacht und stand nun dort. “Und bist du öfters hier?“ Keine Ahnung wie es dazu kam, dass diese Wörter meinen Mund verliesen. Ich spreche eigentlich nie andere Menschen zuerst an, zu mindestens keinen hier auf der Insel. Was tat ich da nun also? Ich schüttelte meinen Kopf und sah wieder zu meiner Waschmaschine. Nur weil sie hübsch war, musste ich nun keine verrückten Sachen machen.
Innerlich amüsierte es die Langhaarige ein wenig, dass nicht nur sie selbst schreckhaft zu sein schien. Es gab zumindest auch noch ein männliches Geschöpf. Luana fand auch wirklich nichts Verwerfliches daran. Außer man erlaubte sich einen Spaß und erschrak gerne schreckhafte Personen. Das fand sie weniger lustig, ihr Bruder Tylor dafür umso mehr. Er war manchmal wirklich ein Vollidiot der aller ersten Klasse. Nur leider drangen die Worte meist nie bis in sein Unterbewusstsein vor. Sowas konnte man schließlich von niemanden Verlangen der an Hohlraumsausen litt.
Es lag auch nicht in ihrem Ermessen, dass der Grünhaarige sein Gespräch beendete, da sie beinahe schon aus der Tür draußen war. Eigentlich hätte sie ihm vorhin gerne zu verstehen gegeben, dass sie nicht lange stören würde und er somit unbeirrt weiterreden konnte. Aber es kam eben doch ganz anders. Vielleicht war es ihm auch unangenehm vor fremden Leuten am Telefon zu quatschen. Andere hatten da eine geringere Hemmschwelle. Was Luana bereits an Gesprächen mitbekommen hatte, darüber ließ sich sicher ein Buch schreiben. Der Grünhaarige verabschiede sehr förmlich von seinem Gesprächspartner, welcher sich als Frau entpuppte. Das schlechte Gewissen meldete sich bei der Blauäugigen. Anscheinend war es ein wichtiges Gespräch gewesen, in welches sie geplatzt war. Es war wohl an der Zeit eine Entschuldigung vorzubringen. Doch noch bevor die Johnson ansetzen konnte, wurde ihr bereits eine Frage des Grünhaarigen gestellt, mit der sie nun wirklich nicht rechnen konnte. Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen, ehe sie sich nun vollends wieder dem Jungen widmete und sich einen Schritt von der Tür wegbewegte. "Zuerst mal, tut mir leid, dass ich einfach so in dein Gespräch geplatzt bin. Ich hoffe, es war nicht allzu wichtig. Du kannst es sonst auch gleich wieder fortsetzen.", sprach die Langhaarige mit einem entschuldigendem Lächeln auf den Lippen, ehe sie wenig betreten zu Boden sah. Der Boden war heute auch ziemlich interessant. Wer kannte so eine Reaktion nicht, wenn alles andere interessant wurde, außer das worum es wirklich ging. Trotz allem konnte sie die andere Frage nicht unbeantwortet lassen und ohne ein weiteres Wort die Flucht ergreifen. Das erschien ihr dann doch zu unhöflich. Darum wandte sie ihren Blick auch wieder vom Boden ab und hinüber zu dem Jungen. "Ob ich öfter hier bin? Ist jetzt das erste Mal. Aber könnte schon vorkommen. Hier ist es irgendwie beruhigend, wenn eine Maschine läuft." Was für eine bescheuerte Aussage war denn bitte das?! Luana konnte den Reflex noch unterdrücken sich die Hand gegen die Stirn zu klatschen. Dahin war wieder einmal der erste Eindruck. Gestört, gestörter, Luana, genauso sollte die Steigerungsstufe von gestört lauten. So und nicht anders. Jetzt konnte die Rosahaarige nur abwarten, ob ihr Gegenüber feindselig reagierte. Feindselig gegenüber dummen Leuten. Eigentlich konnte die Nixe mit dummen Leuten ebenso wenig anfangen, aber anscheinend lag es in ihrer Natur sich ebenfalls ab und an mal ein wenig dumm anzustellen. Vielleicht fand irgendjemand diese Eigenschaft ja niedlich.
Das Mädchen schien den Waschkeller schon verlassen zu wollen oder spielte zu mindestens mit dem Gedanken ihn zu verlassen, doch anscheinend durch kreuzte ich ihre Gedanken, in dem ich sie ansprach. Da ich immer noch auf dem Boden saß, stand ich auf und lehnte mich gegen die Waschmaschine, damit wir auf derselben Augenhöhe waren, zu mindestens etwas. Immerhin war sie ja doch kleiner als ich. Ich beobachtete, wie sich ihre Lippen zu einem Schmunzeln kräuselten. Was gab es denn nun zu schmunzeln? Etwas irritiert verzog ich mein Gesicht und fragte mich, was wohl in ihrem Kopf vor sich ging. Ich wüsste nicht, was an meiner Frage amüsant sein sollte, aber da sie auf den ersten Blick recht Sympathisch wirkte, wollte ich ihr das nun nicht Vorwerfen. Bevor sie jedoch auf meine Frage antwortete, entschuldigte sie sich, weil sie glaubte, ich hätte ihretwegen das Telefonat beendet und damit hatte sie ja auch recht. Das Letzte womit ich gerechnet hatte, war, dass hier jemand reinkommt. Ich hatte mich sicher und geborgen gefühlt, komplett unbeobachtet und dann öffnete sie einfach die Tür und unterbrach damit mein intimes Gespräch mit meiner Mutter. Trotzdem konnte ich ihr deswegen nicht sonderlich böse sein, immerhin hat jeder das Rechte, auf einem Sonntag seine Wäsche zu waschen. Ich zuckte also mit meinen Schultern. “Ach, das ist schon okay. An einem Sonntag finden keine allzu wichtigen Gespräche statt.“ Natürlich würde ich ihr nun nicht unbedingt unter die Nase reiben, wer mein Gesprächspartner war. Das Mädchen mit den rosanen Haaren sah nach unten zum Boden und ohne es wirklich zu realisieren, folgte ich ihr mit meinen Augen. Die Fliesen schienen mir nicht unbedingt sehr interessant zu sein und so empfand ich die Fremde als eine unhöfliche Person, dafür dass sie ihren Gesprächspartner nicht ansah. Abrupt sah ich wieder zu ihr, als sie mir dann auch noch auf meine Frage antwortete und mich wieder ansah. Sie war also zum ersten Mal hier. Das könnte also heißen, dass sie sonst nicht ihre Wäsche gewaschen hat oder dass sie neu hier ist. Ich lies noch mal meinen Blick über sie gleiten und stellte erneut fest, dass sie weder ungewaschen noch ungepflegt wirkte, aber vielleicht hat sie diese Sachen auch heute das erste Mal getan. Bei dieser Vorstellung überkam mich ein Schauer am ganzen Körper. Wer weiß in was für welchen Verhältnissen sie gelebt hat und aufgewachsen ist. Ich habe schon viele Geschichten gehört, die fast einem Horrorfilm glichen und deswegen erschien mir nichts als unmöglich. Ich hörte auf sie zu mustern und atmete tief durch. Meine Vorurteile gingen mal wieder mit mir durch und ich wollte erst mal höflich bleiben. Dank des Telefonats mit meiner Mama hatte ich wieder neue Kraft und Geduld getankt. “Dem kann ich nur zu stimmen. Der frische Geruch von Waschmittel und das Rumoren der Waschmaschine geben mir auch immer ein gutes Gefühl.“ Das sie diesen Raum auch mochte, brachte ihr Pluspunkte ein und sie wirkte auch nicht so aufdringlich, wie Damian, was ihr noch einen Punkt einbrachte. “Normalerweise ist man hier auch für sich. Es scheinen nicht viele Schüler ihre Wäsche zu waschen.“
Noch während die Langhaarige antwortete, erhob sich der Grünhaarige vom Boden. Entweder es war ihm unangenehm mit jemandem zu sprechen der stand oder aber der Junge hatte sogar Manieren. Konnte durchaus vorkommen, nur leider geriet Luana selten an solche Exemplare die gewisse Umgangsformen beherrschten. Nun, sie würde ihren Gesprächspartner mit ziemlicher Sicherheit nicht darauf ansprechen. Der Junge war, wie nicht anders zu erwarten, größer als die Nixe. Aber das war auch wirklich kein Kunststück. So ziemlich jeder war größer als die Langhaarige, mal von kleinen Kindern abgesehen. Ihr Gesprächspartner antwortete ihr nochmal deutlich, dass es kein wichtiges Gespräch war, welches sie unterbrochen hatte. Die meerblauen Augen fixierten den jungen Kerl und konnten dem nicht so recht Glauben schenken. Er würde schon seine Gründe haben, nicht den wahren Grund zu nennen, wieso er das Gespräch beendete. Es war auch nicht weiter wichtig. Luana würde ihm sicher auch nicht ihre Lebensgeschichte erzählen, daher war sein Verhalten akzeptabel. Auf seine Aussage musste man auch nicht weiter eingehen, wie die Langhaarige fand. Denn sie fand leider keine passenden Worte um noch etwas zu erwidern.
Zum Glück kam es nicht zum allseits bekannten peinlichen Schweigen. Der Grünhaarige fand laut seiner eigenen Aussage ebenfalls den Waschraum als beruhigend. Und anscheinend schnüffelte er auch gerne an dem Waschmitteln. Die Neuseeländerin konnte ihn gut verstehen, der Duft von frisch gewaschener Wäsche war wirklich nicht zu verachten, darum auch nicht der Geruch des Waschmittels. Und es schien so, als hielte der Grünhaarige sie nicht für vollkommen bescheuert, schließlich hielt er sich ebenfalls gerne hier auf. Den Seitenhieb in ihre Richtung konnte sich der Grünhaarige wohl nicht verkneifen. Zumindest fasste Luana es als Seitenhieb auf und das schlechte Gewissen meldete sich abermals. Dieser Tag konnte nur noch schlimmer werden, Luana hopste von einem Tief ins nächste. Und der Tag war nicht einmal zur Hälfte vorbei. Eine Katastrophe wartete sicher hinter der nächsten Ecke auf die Rosahaarige. "Die meisten werden wohl die Wäsche waschen lassen, als es selbst zu erledigen.", gab die Nixe von sich. Es gab sicher auch genügend die Schüler, die noch niemals eine Waschmaschine bedient hatten. Aber mit ein wenig Eigeninitiative konnte es kein Problem darstellen, vielmehr stand einem die eigene Bequemlichkeit im Wege. Aufregen brachte sowieso nichts. "Dann bleibt der Waschraum eben ein Geheimtipp.", sprach die Meerjungfrau und lächelte in die Richtung ihres Gesprächspartners. Zu viele Jugendliche auf einen Schlag passten sowieso nicht in den Raum, genauso wenig wie die unzähligen - nicht vorhandenen - Waschmaschinen. Apropos Waschmaschine, Luana ging die wenigen Schritte, die sie vom Trockner entfernt stand wieder zurück um nach dem Verlauf des Programms zu schauen. So lange konnte es auch nicht mehr dauern, bis ihre Klamotten fertig getrocknet waren.
Das Mädchen schien nett zu sein und das war eine willkommene Abwechslung, zu den ganzen Idioten denen ich die letzten Tage über dem Weg gelaufen bin. Ich sollte sie mir auf jeden Fall im Kopf behalten aber dafür sollte ich vielleicht erst mal ihren Namen erfahren. “Ich bin im Übrigen Lavi.“ Es wäre komisch, wenn wir hier stehen und uns unterhalten aber nicht unsere Namen kenne. Meine Waschmaschine hinter mir piepte ein paar mal Laut auf und verkündete damit, dass sie fertig sei. Ich drehte mich zu ihr um, machte sie auf und nahm meine Wäsche raus, achtete dabei darauf, dass man meine Boxershorts mit den kleinen Meerjungfrauen darauf, nicht sehen konnte. Neben dem Trockner, welches die Langhaarige benutzte, stand ein weiterer, in dem ich dann meine Wäsche stopfte und ihn anschaltete. Ich horchte wieder auf, als sie meinte, dass die anderen Schüler ihre Wäsche waschen lassen würden. “Gibt es hier etwa einen Wäscheservice?!“ Diese Vorstellung, wenigstens etwas an Luxus hier zu haben, brachte mein Blut in Wallung. Natürlich war ich selbständig genug um einen Haushalt selber zu organisieren, somit auch das Waschen von Klamotten aber bei mir Zuhause musste ich so etwas nie tun. Wir haben dort für alles einen Angestellten: Köche, Reinigungskräfte, Gärtner, Haushälterinnen und noch viele mehr. Kurz bevor ich auf die Insel gezogen bin hatte meine Mutter mir extra eine Lehrerin besorgt, die mir die wichtigsten Sachen beigebracht hatte. Zu mindestens wen ich etwas aufgepasst hätte aber ich fand diese Stunden sehr langweilig und war mit meinen Gedanken komplett woanders. Also musste ich mir hier noch mal selber Beibringen, wie man Wäsche wäscht. Die unzähligen Klamotten, die eingelaufen sind, lassen sich wahrscheinlich gar nicht zählen und ich traure heute noch um meine Lieblingsstrickjacke. Ich sah dem Mädchen mit den unglaublich hellen blauen Augen in genau diese. “Ein Geheimtipp. Der bitte unter uns bleibt.“ Schnell wand ich meinen Blick wieder von ihren Augen ab. Sie waren zwar sehr schön, so klar und hell aber irgendwie war es dann doch sehr komisch, ihr bei diesen Worten so direkt in die Augen zu schauen. “Aber wenn es hie Angestellte gibt, die meine Wäsche waschen, dann wirst du mich hier leider nicht mehr oft sehen.“
Sich vorzustellen war ihr bislang gar nicht in den Sinn gekommen, bis der Grünhaarige seinen Namen in den Raum warf. Heute war eindeutig nicht ihr Tag, im Grunde stellte man sich zuerst vor, bevor man ein Gespräch begann. Luana konnte jetzt wohl nicht mehr abstreiten, dass sie es mit den Gepflogenheiten nicht so genau nahm. Die Langhaarige ließ sich seinen Namen immer wieder durch den Kopf gehen. Er war genauso ungewöhnlich wie seine Haarfarbe. Aber mit Haarfarben kannte sich die Nixe ebenfalls bestens aus. "Ich bin Luana.", gab sie nach einer gefühlten Ewigkeit auch ihren Namen preis und schenkte ihm ein Lächeln. Noch bevor ein weiteres Wort über ihre Lippen kommen konnte, meldete sich lautstark die Waschmaschine. So ein nervtötendes Piepen ging zuhause auch immer von der Waschmaschine aus. Nur leider war das ein Exemplar, welches immer weiter piepte bis man es ausstellte. Das war hin und wieder wirklich nervenaufreibend gewesen. Wehmut überkam die Rosahaarige, als sie an zuhause dachte. Vielleicht sollte sie sich wirklich einmal bei ihren Eltern oder bei ihrem Bruder melden. Diesen Gedanken würde sie auf alle Fälle im Hinterkopf behalten.
Lavi hatte während ihrer geistigen Abwesenheit seine fertig gewaschenen Klamotten aus der Waschmaschine geholt und diese dann in den Trockner, neben ihren, gesteckt. Das sah die Langhaarige mal als Anlass um ebenfalls einen Blick auf die Anzeige ihres Trockners zu werfen. Und siehe da, das Ding war bereits fertig. Anscheinend waren nicht alle Geräte hier mit einem nervtötenden Piepen gesegnet. Ihre Klamotten konnten ruhig noch ein Weilchen warten, es war ja nicht so, als wäre der Waschkeller Anlaufstelle No. 1. Es würde wohl zu keinem Andrang an den Trocknern kommen. Der Junge schien viel eher interessiert an einem Waschservice zu sein, so wie er die Frage an Luana stellte. "Bislang hat sich mir noch niemand vorgestellt. Ich würde also eher auf nein tippen.", sprach die Nixe und legte sich einen Finger an ihre Lippe. Sie konnte sich bei bestem Willen nicht daran erinnern, so etwas in der Hausordnung gelesen zu haben, so sehr sie auch darüber nachdachte. Darum hieß es wohl sich weiter selbst um die eigene Wäsche zu kümmern. Natürlich konnte man sich auch mit den Mitbewohnern zusammen tun, dass ersparte schließlich Zeit und senkte den Wasserverbrauch. Aber davon wollten sowieso die wenigsten was wissen. Ihre nachdenkliche Pose war bereits ebenfalls verschwunden und Luana lehnte sich nun gegen den Trockner.
Ihrem Gesprächspartner schien die Vorstellung nicht zu gefallen, dass sich plötzlich mehrere Wesen hier tummelten. Und eigentlich konnte die Langhaarige im da nur zustimmen. Es war hier schließlich recht angenehm. Niemand wollte an einen überfüllten Strand gehen um zu entspannen. Genauso verhielt es sich auch hier. "Ich werde schweigen wie ein Grab." Wenn jemand selbst auf die Idee kam sich hier zu verlaufen oder gar seine Wäsche zu waschen, war das wieder was ganz anderes. Man konnte schließlich niemanden einen Vorwurf machen, der seine Wäsche auf Vordermann bringen wollte. Lavi war jedenfalls, wenn es einen Wäscheservice gab, hier nicht mehr allzu häufig anzutreffen. Ein kurzes Lachen seitens von Luana war nicht mehr zu unterdrücken gewesen. "Ich wäre dann wohl auch mit anderen Dingen beschäftigt.", grinste die Blauäugige. "Aber so ein Service hätte schon was.", fügte sie noch hinzu und sinnierte ein wenig. Vielleicht konnte man einen Antrag bei der Heimleitung einreichen, der wohl gleich im Mülleimer landen würde. Schließlich gab es genug Personal, welches bezahlt werden wollte.
Luana also. Der Name schien okay zu sein. Nicht unbedingt ein besonderer oder stark einprägsamer Name aber nicht jeder hatte Eltern, die kreativ bei solchen Sachen sind. Trotzdem versuchte ich ihn mir zu merken, wenn mir schon Damian im Kopf blieb, dann konnte ich Luana ja wohl auch an demselben Ort behalten. Meine Enttäuschung konnte man mir vermutlich deutlich im Gesicht ablesen, als sie meinte, dass es wohl doch eher keinen Wäscheservice geben würde. Wie konnte jemand nur so grausam sein? Mir erst Hoffnung machen und mich dann so gnadenlos fallen lassen? So ohne Vorwarnung hat sie mich einfach ins eiskalte Wasser geschmissen. Gott sei Dank konnte ich schwimmen, bin ja auch immer hin eine Nixe. “Aber wer wäscht dann die Wäsche von den anderen?“ Ihre Aussage ergab für mich nun wenig Sinn. Wie kam Luana denn darauf, dass die Schüler diese Aufgabe anderen überließen? Plötzlich wirkte das Mädchen nicht mehr ganz so nett auf mich und vielleicht wollte ich mir nun nicht mehr ihren Namen merken. Ich lehnte mich gegen den Trockner hinter mir und verschränkte die Arme vor meinem Oberkörper. Gerade sammelte sie eindeutig Minuspunkte. “Natürlich wärst du dann mit anderen Dingen beschäftigt.“ Zum Beispiel damit, noch mehr Leuten falsche Hoffnungen zu machen. Ich wusste, das mein Ton bei diesen Wörtern nicht mehr ganz so freundlich klangen, aber das hatte sie eindeutig verdient. Auf ihre weitere Aussage, dass so ein Service schon was hätte, zuckte ich nur mit meinen Schultern. Natürlich hätte das was, sonst hätte ich mich vor ein paar Sekunden nicht noch darüber gefreut. Mittlerweile war anscheinend auch Luanas Wäsche fertig aber sie machte keine Anstalten sie aus dem Trockner zu holen. War ich etwa zu nett zu ihr gewesen und nun dachte sie, sie konnte den ganzen Tag mit mir verbringen? Leise seufzte ich und fuhr durch meine grünen Haare. “Ehm ich glaube deine Wäsche wäre dann auch fertig.“ Ich sah ihr wieder in die blauen Augen und versuchte ich mich selber wieder etwas zu beruhigen. Bis vor ein paar Minuten war ich mit meinem Körper, meiner Seele und meinem Geist in einem aber eine einzige Aussage hatte mal wieder alles kaputt gemacht. Kurz schloss ich meine Augen und dachte an das Gespräch mit meiner Mama. “Also, ich wollte jetzt noch in die Küche gehen und was kochen. Falls du mit kommen willst oder so.“ Den Ton, welche ich vorhin angeschlagen hatte, war noch nicht ganz draußen aber ich versuchte trotzdem wieder etwas netter zu sein.