Der große Speisesaal befindet sich im Parterre des Waisenhauses und bietet Platz für sehr viel hungrige Mägen. Morgens und Abends breitet sich der Geruch frisch zubereiteter Mahlzeiten im gesamten Erdgeschoss des Heims. Die alte Dame Sayaka ist vielen Heimbewohnern schon lange nicht mehr fremd, immerhin kümmert sie sich am Morgen darum, dass das Frühstücksbuffet immer nachgefüllt wird und am Abend steht sie an der Essensausgabe und schenkt den Schülern nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern auch ein wohltuendes Lächeln. An manchen Tagen lässt sie sich allerdings von einer wohlgenährten Frau mittleren Alters vertreten, die ihrem Charakter nach zu urteilen einem Drachen ähnelt.
Speiseplan
Montag 14.03.2015
Dienstag 14.03.2015
Mittwoch 14.03.2015
Donnerstag 12.03.2015
Freitag 13.03.2015
Samstag 14.03.2015
Sonntag 15.03.2015
Morgens
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Buffetfrühstück versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
Buffetfrühstück versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
Mittags
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Kichererbschencurry Broccoli, Möhren und Rosinen in Curry-Kokosmilch – ein Leckerbissen, der satt und glücklich macht. Dazu Minzreis.
Hähnchen Gremolata Kleine Schnitte in der Hähnchenbrust werden einfach mit einer Würzmischung aus Petersilie, Knoblauch, Kapern und Zitrone gefüllt.
Abends
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Leichter Fischauflauf Auf Pilzen, mit Tomaten, Thymian und Zitrone. Schmort alles im Ofen.
Gemüseeintopf Möhren, Kohlrabi, Blumenkohl und Blitzklößchen aus Bratwurst.
Ich schwieg und hing meinen Gedanken nach während Candice redete, denn irgendwie war ich eigentlich noch zu müde und dann kam auch schon eine weitere Person mit an unseren Tisch. Ich blickte kurz auf und meine Augenbraue wanderte leicht nach oben bei dem Anblick, der sich mir bot. Natürlich gab es hier die verschiedensten Typen und auch viele skurrile Gestallten waren dabei, aber dieser Kerl hatte eine Schlange um den Hals und wirkte in der Uniform sehr verkleidet. Doch ich fasste mich schnell wieder und sagte nichts dazu, stattdessen wand ich mich zu dem blonden Mädchen hin, dass sich als Misaki vorgestellt hatte. "Nun, dann kennen wir uns wirklich noch nicht. Ich bin etwas weniger als ein Jahr hier und heiße übrigens Luziel Devlin. Freut mich.", stellte ich mich kurz und höflich vor, jedoch ließ ich jede Ausschmückung aus und auch Fragen meinerseits waren nicht der Fall. Ich war nicht wirklich an ihr interessiert und sie schien auch eher an dem Schlagenjungen einen Narren gefressen zu haben, denn immerhin rief sie ihn zu sich hin. Ich war mir dennoch nicht sicher, ob sie ihn nicht vielleicht doch hasste, aber vielleicht war es ja auch eine Form der Hassliebe. Ich widmete mich wieder meinem Frühstück vor mir und schaffte es grade noch den letzten Bissen reinzuschieben als mein Blick auf die Uhr fiel und mir klar wurde, dass ich nun zum Unterricht musste. "Verdammt... ich will nicht schon wieder zu spät kommen.", meinte ich als ich mich erhob und schnell mein Tablett mitnahm um es wegzuräumen. Während ich mich vom Tisch entfernte, drehte ich mich noch mal kurz um und meinte lächelnd: "Wir sehen uns bestimmt noch."
Das Mädchen, welches sich als Misaki vorstellte, schien ziemlich nett zu sein. Warum ich das von ihr dachte wusste ich auch nicht so genau. Vielleicht weil sie einfach blond war und sie nicht ihre Augen verdrehte als ich wie üblich los plapperte. Allerdings sollte ich auch wieder direkt merken, dass ich ein wenig zu neugierig war. Als sie erwähnte, dass sie ein Jahr lang im Krankenhaus lag, schob ich mir die Reste von meinem Croissant in den Mund und kaute wie wild. So etwas Unangenehmes wollte ich sie natürlich nicht erzählen lassen. Misaki war es anscheinend auch ziemlich unangenehm, denn ihr Lächeln verschwand kurzerhand und sie sah alles andere als fröhlich aus. Gut, ich glaube niemand ist wirklich glücklich darüber ein ganzes Jahr lang im Krankenhaus zu verbringen. Also fragte ich auch nicht weiter nach sondern nuschelte nur ein leises ‚Sorry‘ und schluckte, den Rest runter. „Ach ich bin noch gar nicht so lange hier“, ich winkte ab und sah ihr dann wieder ins Gesicht, was jetzt zum Glück wieder ein wenig fröhlicher aussah, „Ich bin um Weihnachten hier angekommen oder kurz nach Weihnachten, irgendwie sowas.“ Ich sah kurz zu Luziel, um zu sehen ob er auch zuhörte und sah dann wieder in Misakis Gesicht. Jetzt wo ich sie so ansah, fiel mir erst auf, das sie wirklich eigenartige Augen hatte. Wobei sich eigenartig vielleicht etwas negativ anhörte, sonderbar passte da schon besser. „Du hast ja interessante Augen!“, natürlich musste ich allen meine Entdeckung mitteilen und lehnte mich sogar noch ein wenig nach vorn, um zu sehen, ob sie wirklich so aussahen oder ob mich einfach eine Lichtreflektion täuschte. Aber nein, ihre Augen waren wirklich so und ziemlich einzigartig. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Zumindest seit ich hier war. Alles davor war…weg. Dann lehnte ich mich wieder soweit zurück, dass ich mit dem Stuhl etwas kippeln konnte. „Ich bin Candice Rosie Gray. Aber Candice reicht vollkommen aus.“ Als ich meinen Namen nannte, kippte ich wieder nach vorne und saß wieder ordentlich. Warum um alles in der Welt hatte ich meinen bescheuerten Zweitnamen gesagt? Der hörte sich einfach nur blöd an und war eigentlich für niemand anderen bestimmt, als für mich selbst! Doch insgeheim wusste ich genau, warum ich ihn genannt hatte, würde es aber niemals zugeben wollen. Auch wenn ich versprochen hatte, mich nicht um meine Vergangenheit zu kümmern, so konnte man doch von niemandem erwarten, einfach so weiter zu leben ohne sich Gedanken darüber zu machen, was wirklich passiert war. Ich gab mir wirklich Mühe nicht daran zu denken. Wirklich. Aber zwischendurch tauchten dann halt doch mal Fragen auf, die ich einfach nicht beantworten konnte. Selbst so ein kleiner Patzer war für mich das Zeichen, dass mir etwas fehlte. Oder aber ich wollte einfach etwas cooles sagen und hielt einen Zweitnamen für super interessant. Das war doch idiotisch. Glücklicherweise kam eine weitere Person an unseren Tisch und unterbrach meine Gedanken, was mich jetzt nicht weiter störte. Sein erster Eindruck war nicht wirklich angenehm und auch seine Bemerkung gegenüber Misaki fand ich ziemlich unangebracht und unfair. Wie konnte jemand so gemein zu jemandem sein, die gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen wurde und im Rollstuhl saß? Das hatte sie sich bestimmt nicht ausgesucht. Ja, er machte mich etwas wütend und ich spürte, wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. Vorsichtshalber ließ ich also meine etwas unkontrollierbare Hand unter dem Tisch verschwinden und versuchte ihn mit einem bösen Blick zum Schweigen zu bringen. Klappte nicht sonderlich gut. Lag wahrscheinlich auch eher daran, dass er einfach nicht zu mir sah. Ignoranter Blödmann! Seine Schlange verbesserte seine Ausstrahlung auch nicht unbedingt. Doch dann wollte Misaki ihn tatsächlich ordentlicher anziehen. Anscheinend sah ich etwas überrascht aus, aber auch das blieb mehr oder weniger unbemerkt. Warum tat sie das, wenn er doch vorher so gemein zu ihr war? Das verstand ich einfach nicht. Sollte er doch rum laufen wie der letzte Penner und sollten die anderen doch über ihn herziehen. Wer sich auf so einem Niveau über andere lustig machte, hatte es nicht anders verdient. Aber sie sah das anscheinend ziemlich anders. Ich schüttelte den Kopf. Dafür konnte ich einfach keine Erklärung finden. Außer… „Sag mal Misaki, seid ihr zwei…“, ich zeigte zwischen den Jungen mit der Schlange und ihr hin und her, um meinen Satz zu unterstreichen, da meldete Luziel sich zu Wort. Mist war es schon so spät? Eigentlich war das jetzt etwas, was ich wissen wollte, aber so wie es aussah musste das warten. Ich zückte also mein Handy und sprang im gleichen Moment auf. „Mist! Ich muss auch los, sonst komm ich auch noch zu spät. Darüber reden wir später nochmal, bis dann.“, ich zwinkerte Misaki zu und ignorierte den Jungen völlig, ehe ich mir meine anderen Croissants schnappte und losrannte. Heute würde die erste Stunde ziemlich interessant werden und da wollte ich auf keinen Fall zu spät kommen.
Misaki giftete natürlich sofort zurück. Wie erwartet, nachdem sie zunächst ein Grinsen auf meine Lippen zauberte verschwand es recht schnell wieder. Meine Kleidung, klar. Jemande der so auf das Äußere fixiert ist wäre das natürlich nicht entgangen. Ich schaute zögerlich an mir herunter ehe ich entrüstet seufzte. "Geht das schon wieder los..." grummelte ich vor mir her, deutlich genervt dreinsehend. Die Anderen wurden gekonnt von mir Ignoriert. Sie schwiegen fein und ignorierten meine edlen Grüße vollkommen. Wie unhöflich. Misaki fuhr fort. "Mh?" unglaubwürdig hinterfragte ich was sie da gerade von sich gegeben hatte. "Mein Kleiner"? "Für wen zur Hölle hältst du dich." fauchte ich mit trügerischer Gelassenheit zurück. Ganz überraschend meldete sich nun auch das Mädchen zu meiner linken. Sie begann einen Satz, brachte ihn aber nicht zu Ende, denn der Rotschopf schaltete sich ein und bemerkte wie spät es schon war. Ehe ich mich versah sind beide auch schon von dannen gezogen. "Sind wir... was?" murmelte ich als ich Candice, so hieß sie glaube ich, hinterher sah.
Mit einem Seufzen erhob ich mich aus meinem Stuhl. Wie peinlich, aber eigentlich zeigte das nur wie nett ich Misaki gegenüber bin. Ich weiß ja selber wie schrecklich ich gerade aussehe. Vielleicht meint sie das ja mal echt aufrichtig und würde mir tatsächlich helfen. Ich lief schweigend um den Tisch herum und ging vor Misaki auf ein Knie. Schließlich wollte sie mir an den Kragen, wortwörtlich. "... mach schon." forderte ich sie unsanft dazu auf sich zu beeilen. Ich hatte es eigentlich nicht eilig, der Unterricht war mir eigentlich egal. Ich fand es aber mehr als erniedrigend vor diesem Mädchen zu knien. Meine Wangen schimmerten rosa während ich an Misaki's Gesicht vorbei schmollte. Als das endlich erledigt war richtete ich mich schweigend wieder auf. Klopfte mir nicht vorhandenen Dreck von der Hose und schritt zurück zu meinem Platz. "...danke... schätze ich." Ich tat unbeeindruckt, denn wirklich, sie machte lediglich ein paar kleine Handgriffe. So viel besser kann mir der Fummel doch nicht stehen! ...oder doch? Ich aß mein Brot weiter, was blieb mir denn anderes übrig. "Ich hätte nicht erwartet, dass du so sozial bist." meinte ich mit einem Blick auf die Plätze wo vorhin noch Luziel und Candice gesessen haben. Schließlich war Misaki gestern noch das Mädchen, welches allein gelassen werden wollte.
Ja, die Runde am Tisch wurde langsam echt lebhaft. Aber Seth hatte den ganzen Leute Auflauf sichtlich abgerundet. Schließlich gab er sich sofort von seiner Charmanten Seite, falls man das Charmant nennen konnte. Wobei er dafür seltsame Blicke von jedem am Tisch erntete. Besonders Candice war nicht gerade sehr angetan von seiner Art und in genau jenem Moment, wo Misaki kurz ihr Gesicht anschaute, sprachen die Blicke der Rosahaarigen ganze Bände über ihre persönliche Meinung. Anscheinend hatte die Blondine so etwas wie eine Verbündete am Tisch. Angesichts ihrer vorhergegangenen Begeisterung von Candice über ihre Pupillen war das auch gar nicht so abwegig. Die Blondine aber machte sich nichts daraus. Sie kannte Seth ja schon etwas besser. Wenn das überhaupt die passende Beschreibung war. Weswegen die Magierin nach seinen frechen Kommentaren zum Gegenschlag ausholte, indem sie ihm ohne Hemmungen deutlich machte wie lächerlich er in diesem Momentanen Zustand aussah. Eine Tatsache die dem Weißhaarigen allem Anschein nach wieder einmal ziemlich gegen den Strich ging. Hatte er ihr doch Gestern gesagt das Äußerliches für ihn nicht relevant sei. Trotzdem kam aber auch er nicht ganz Drumherum. Ganz besonders ihren Kosenamen für ihn, "mein Kleiner", war es der ihn anscheinend innerlich etwas hochkochen ließ. Etwas das der Magierin natürlich nicht entging und dementsprechend ein kleines, triumphierendes Lächeln auf ihr Gesicht zauberte. Ja, im Moment fühlte sie sich eindeutig als Herrin der Lage. Jedoch kam auch Misaki um ein kurzes erstaunen nicht herum als Candice die Hypothese aufstellte, das sie und Seth eigentlich gar nicht so verfeindet waren. In Gedanken konnte sie sogar den Satz der Rosahaarigen vollenden. "Seid ihr zwei ein paar?", wäre die Frage wohl gewesen. Eine Sache welche die Blondine ganz eindeutig verneinen konnte. Was sich in einem langsamen Kopfschütteln ihrerseits äußerte. Noch war sie mit niemandem zusammen und bezweifelte das es auch jemals wieder dazu kommen würde. Auch wenn sie bezüglich des etwas gebräunteren Jungen eindeutig Sympathie verspürte, vielleicht sogar mehr als das. Nach gestern Abend war sich der Kopf der Blondine nicht mehr so ganz klar darüber und sie vermutete bei ihm war es genauso. Trotzdem behielt sie ihr dominantes Lächeln.
Als die Anderen sich nun Stück für Stück verabschiedeten, blieben Misaki und Seth auf ihren Platz sitzen. Von seiner Seite aus kam nur ein Grummeln - und von ihrer Seite ein verspielter Gesichtsausdruck. Es war ihm deutlich anzusehen das er immer noch nicht so ganz auf ihre Aussage klar kam. Aber innerlich hoffte sie das er begriff, dass das Angebot von ihr ihm auf jeden Fall helfen würde nicht wie ein Depp dazustehen. Eine Sache die anscheinend auch der Fall war. Denn alsbald der letzte der vorherigen Gesellschaft den Speisesaal endgültig verlassen hatte, kam er zu ihr herüber und kniete sich neben ihrem Rollstuhl auf den Boden. Für einen Moment lang schaute ihm die Magierin einfach nur ins Gesicht. Die Tatsache, dass er sich hinkniete wertete sie irgendwie schon wieder als Unterwürfigkeit. Den Anblick musste sie also einen kurzen Moment auch genießen. Sowas kam schließlich nicht allzu oft vor. "Sooo, dann wollen wir mal." , meinte Misaki in einem eher fürsorglich Provokanten Ton und fasste erst einmal seinen Hemdkragen mit den Händen an. Welchen sie mit einem gekonnten Ruck straffte und richtig hinstellte. "Der Kragen ist wichtig mein Lieber. Merk dir das." , erläuterte sie während ihre Finger behutsam nach seiner einfach nur Umgehängten Krawatte griff. Dabei wurde ihr griff natürlich unbehaglich sanft für den Dschinn. Man konnte buchstäblich verfolgen wie sie sich irgendwie beim Binden der Krawatte in sich selbst verlor. Außerdem zog sie das Ding nicht ruckartig fest um ihm weh zu tun, sondern zog die Schlaufe ganz langsam und Behutsam hoch zu seinem Hals. Danach richtete die Magierin noch einmal erneut den Kragen seines Hemdes und beendete ihre Bemutterung mit einem sanften Abklopfen seiner Schultern. "Du bist fertig, so kann ich dich draußen rumlaufen lassen.". Ein Signal welches der Wei0haarige auch sofort Wahrnahm um sich seiner erniedrigenden Position zu entreißen. Was Misaki nicht mehr als ein amüsiertes Lächeln entlockte.
Es war mehr als deutlich, dass er am liebsten hätte dieser Moment würde vergessen werden. Grund genug für die Magierin es ganz genau im Gedächtnis zu behalten. Wer weiß? Vielleicht musste sie das gleiche morgen wieder tun? Wahrscheinlich müsste sie ihm wirklich noch beibringen wie man Krawatten bindet. Völlig in Gedanken versunken war Seth es, welcher ihr nun mit einer Aussage unterstellte sie gar nicht für so sozial gehalten zu haben. Woraufhin die Blondine nur wieder mit ihrem verspielten Finger an der Unterlippe Antwortete. "Bin ich also sozial?", fragte sie etwas sarkastisch und schaute ihn etwas schräg in die Augen. Es war mehr als nur klar, dass sie andere Motive damit verband als nur eine freundliche Person zu sein. Aber von ihm würde sie sich garantiert nicht in die Karten schauen lassen. Verführerisch war jedoch der Gedanke ihn ein wenig damit aufzuziehen. Obgleich sie nun los musste, den Unterricht noch Besuchen. "Mhhhhh~ Ich weiß nicht, aber so wird es wohl sein.", setzte sie noch einmal nach. "Vielleicht bin ich einfach nur äußerlich so abweisend. Weil...", sie stockte kurz, "...weil es ebenso ist.". Boah. Wenn er wüsste wie wahr das eigentlich im Grunde genommen war. Blieb nur zu hoffen das sie sich dort keinen Strick draus gedreht hatte. Also Zeit schnell zu verschwinden. Ein Gedanke den das Mädchen auch sofort in die Tat umsetzte. "Na dann, ich muss los.", meinte sie noch und entfernte sich sofort mit ihrem Tablett vom Tisch. Kam aber noch einmal zurück. "Gut siehst du aus kleiner.", neckte die Blondine ihn noch einmal bevor sie dann aus dem Speisesaal verschwand.
Misaki's Blicke waren peinlich genug. Ich versuchte das, was sie sagte, einfach zu ignorieren. Als ich letztendlich wieder saß, fiel mir ein, dass ich mir vielleicht hätte merken sollen wie sie mir die Krawatte gebunden hat. Im Gegensatz zu mir schien sie nun irgendwie besser gelaunt zu sein. Schön für sie, ich finde ich passe noch immer nicht hierhin und der Unterricht der vor einer halben Stunde angefangen hat, macht es nicht besser. Ich funkelte sie mit einem Misch aus Erniedrigung und Genervtheit an, während sie vor mir ihre übliche Show abzog. Ich seufzte als sie davon anfing es wäre ja normal für sie. "Das glaubst du doch wohl selbst nicht." murmelte ich während ich auf dem letzten Bissen meiner ersten Scheibe Brot herumkaute. Dann plötzlich ging sie. Ich nickte, was sie wahrscheinlich nicht sah und gab ihr mit einem "Mh." meine Zustimmung. Als sie kehrt machte und zurückkam erwartete ich alles außer dass sie mich weiter nervt. Das lag ich wohl falsch. "Mach, dass du weg kommst." knurrte ich ihr zu und konzentrierte mich aufs Essen.
Es lag nicht an ihr. Sie war eher der Grund dafür, weswegen mir heute morgen alles am Arsch vorbei geht. Ich für meinen Teil werde mir alle Zeit der Welt lassen. Ich bin eh schon zu spät. Was tun da ein paar Minuten mehr oder weniger?
Der Unterricht ging viel schneller zu Ende als ich dachte. Letztendlich stand ich aber wieder draußen und war doch noch relativ unzufrieden mit mir. Sicherlich konnte ich jetzt nicht auf eine Wunderheilung hoffen, aber irgendwie hatte ich gehofft mit irgendetwas aus dem Unterricht zu kommen. Stattdessen war der einzige Hinweis, dass ich mich nicht verstecken sollte und lernen sollte damit umzugehen. Haha. Darauf bin ich vorher nicht gekommen. Ich drückte meine Hand mit dem Handschuh und sah zur Schule. Vielleicht sollte ich erst einmal was essen. Essen war immer gut. Hauptsache weg von hier. Nicht nur das ich Silvia angreifen sollte, irgendwie ging mir auch noch das einzige Mädchen in meinem Kurs auf die Nerven und wer weiß was da noch passiert wäre. Aber soweit ist es ja zum Glück nicht gekommen. Ich zog mir meinen Pulli über und hastete zum Speisesaal. Im Speisesaal angekommen, musste ich feststellen, dass ich die erste war. Hatten die anderen etwa noch keinen Hunger oder war ich einfach falsch? Doch der Duft von Suppe bestätigte nur das ich richtig war und mein Magen gab mir mal wieder zu verstehen, dass er jetzt wieder was vertragen könnte. Also gut, Ich zuckte leicht mit den Schultern und orderte mir einen ziemlich vollen Teller und setzte mich an den erstbesten Tisch mit Blick zur Tür. Vielleicht würde jetzt bald mal jemand kommen, den ich kannte und konnte mir den Tag etwas verbessern.
Auch hier war der Unterricht endlich vorbei und Asuka gehörte zu den ersten, die aus dem Raum stürmten. Gelernt hatte sie auch hier nicht viel, aber das störte sie auch nicht weiter. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie nicht sonderlich viel zugehört hatte. Jedenfalls nicht der Lehrperson. Sie interessierte sich lieber für die Gespräche der anderen und versuchte dort ein wenig zu zuhören, was bestimmt nicht den besten Eindruck machte, wenn sie dabei jemand beobachtet hatte. Schließlich kannte sie die anderen nicht sonderlich gut bis gar nicht, konnte dementsprechend auch nicht viel sagen sondern nur stumm zu hören. Interessierte sie aber auch nicht sonderlich, bevor jemand was sagen konnte, war sie auch schon weg und sie musste sich nicht mit irgendwelchen blöden Erklärungen herum schlagen. Sie wartete nur kurz draußen auf das blonde Mädchen mit der sie sich schon einmal unterhalten hatte, aber das Vorhaben löste sich auch schnell wieder in Luft auf. Warum sollte sie auf sie warten? Warum sollte das Mädchen überhaupt irgendwas mit Asuka machen wollen? Sie kannten sich kaum, noch nicht einmal den Namen. Kurz schüttelte Asuka den Kopf über diese schwachsinnige Idee und ging rüber zum Speisesaal. Im Speisesaal angekommen, war ihr sofort klar was es geben würde. Ihre feine Nase erkannte den Geruch von Nudelsuppe und Fleisch sofort. Nicht unbedingt ihr Lieblingsgericht, aber bevor es nichts anderes gab, schnappte sie sich einen Teller und sah sich kurz um. Es war fast niemand da außer einem rosahaarigen Mädchen, das sie gespannt mit großen Augen ansah. Wollte sie ihr jetzt irgendwas sagen oder was? Das Mädchen sagte keinen Ton, sondern sah sie nur gespannt an. Komisches Mädchen. Ohne sie aus den Augen zu lassen, ging sie an ihr vorbei und setzte sich an einen der Tische die etwas weiter hinten war. Asuka hatte nicht wirklich große Lust über Klatsch und Tratsch oder die neusten Modetrends zu reden, genauso so sah dieses Mädchen aus, als ob sie zu denen gehören würde. Das war zwar etwas voreingenommen und Asuka wusste selbst, dass sie hier jedem wenigstens eine Chance geben sollte, aber bei der Ausstrahlung war sie sich ziemlich sicher, dass sich schon irgendjemand zu ihr setzen würde. Vorsichtshalber lächelte sie das Mädchen an und nickte ihr zu, um ihr so einen guten Hunger zu wünschen. Sie lächelte zurück und schaufelte sich die Suppe in den Mund, was Asuka etwas verwunderte. Die musste wirklich großen Hunger haben.
Als die beiden sich für einen Augenblick verabschiedeten hatten, machte Jaden sich in aller Ruhe fertig und zog sich normale Sachen an. Er kämmte sich die Haare und überlegte ob er sie noch stylen sollte, aber entschied sich dagegen. Er schnappte sich seine Sachen und verließ sein Zimmer wieder um sich auf den Weg zum Speisesaal zumachen. Er ging fröhlich den Gang entlang und freute sich gleich mit Ivy zu essen. Jaden betrat den Speisesaal und sah einige Schüler sitzen und reden. Unabhängig von eben diesen ging Jaden zur Theke und holte essen. Er nahm sich zwei mal Nudelsuppe mit Rindfleischstückchen und zwei mal Himbeerjoghurt. Zu guter letzt balancierte er mit dem Tablet und dessen Inhalt zu einem freien Tisch und wartete freudig auf Ivy. Er hoffte Ivy freute sich über das Mittag. Jaden selbst liebte Nudelsuppe und generell alles was mit Nudeln zutun hat. Auf den Himbeerjoghurt freute sich Jaden aber auch. Kurz sah er auf sein Handy bis im einfiel das dieses durch den Sturz ins Wasser komplett hin war. Uff ich muss mir unbedingt ein neues Handy besorgen, dass wird sicherlich teuer. seufzte Jaden innerlich und packte das Handy wieder weg.
Ivy hatte sich umgezogen und dann war es auch schon an der Zeit fürs Essen, doch dieses Mal sollte es anders sein, denn sie würde mit Jaden zusammen essen. Ein wenig unwohl fühlte sie sich, denn sie war noch nie in einer solchen Situation gewesen. Das letzte mal, als die beiden sich gesehen hatten, hatten sie sich geküsst. Bei der Erinnerung wurde Ivy rot und musste Lächeln. Es war schön gewesen, doch nun wusste sie nicht so genau, wie sie sich Jaden gegenüber verhalten sollte. Sie hoffte, dass er den Kuss nicht bereute. Ein wenig nervös zog die den Reißverschluss, von ihrem Sommerkleid zu und ging dann in Richtung Speisesaal.
<-Ivys Zimmer
Ivy atmete noch einmal kurz durch, bevor sie den Speisesaal betrat und direkt vielen ihre Augen auf Jaden. Sie lächelte und ging zu ihm. Er hatte schon was zu essen besorgt und Ivy hoffte, dass er nicht zu lange auf sie gewartet hatte. Wie sollte sie sich nun verhalten? Freundschaftlich, als wäre nichts passiert...oder wie? Sie wusste es nicht und aus ihrem Mund kam nur ein leises Hey. Sie wollte ihn eigentlich freudiger begrüßen, doch sie war auf einmal so nervös. Sie lächelte ihn an und setzte sich hin. Danke, dass du schon das Essen besorgt hast, es sieht sehr lecker aus! sagte sie dann ein wenig freudiger, doch immer noch nervös.
Der Unterricht verging schneller als erwartet. Wenn man Shiinas Halbmast-Blick während des Unterrichts als Erwartung werten konnte. Natürlich versuchte die Künstlerin trotzdem noch fleißig dem Unterricht zu folgen, egal wie verschlafen sie äußerlich gerade dreinschaute. Aber die ganzen Schüler mit ihren sarkastischen oder rhetorischen Fragen zwischendurch, hatten ihre Gedanken in manchen Fällen so durcheinander gebracht oder vom Thema abgelenkt, das das Ergebnis in der Lernkurve vergleichbar mit Null war. Eine Sache die bei einer abfrage wohl oder übel auf den Lehrer zurückkommen würde. Denn wer auf eine Kräuter-Frage mit Kakao antwortet, weil eben dieses Getränk in der meisten Zeit erwähnt wurde, konnte wohl schlecht aufgepasst haben. Doch von solchen Sachen war man hier wohl noch weit entfernt. Es standen immerhin noch keine Prüfungen an. Aber es wäre ein Wunder wenn Shiina überhaupt mal an so ein Zukünftiges Ereignis denken würde. Stattdessen war das hier und jetzt mehr in ihrem Geiste präsent, was in diesem Fall als Hungergefühl identifiziert werden konnte. Ein Grund weswegen sich das zierliche Mädchen nach dem Unterricht auch wieder zurück zum Waisenhaus bewegte. Wie zu erwarten natürlich im Alleingang. Dabei spielten aber weder das schlechte Wetter, oder der nasskalte Wald, durch welchen sie sich bewegen musste, eine Rolle. Immerhin waren nicht viele daran interessiert mit einem exzentrischen Freigeist durch die Gegend zu laufen - geschweige sich mit diesem zu unterhalten weil die meisten Antworten sowieso nicht sehr unterhaltsam waren.
So zog sich der halbstündige Marsch der Siebzehnjährigen ein klein wenig. Blieb sie doch ein paar Mal stehen, um die Schönheit einiger Augenblicke entlang ihres Weges in ihr fotografisches Gedächtnis aufzunehmen. Bevor sie dann auf dem Gelände des Waisenhauses ankam und sich schnurstracks in Richtung des Speisesaals begab. "...Nudelsuppe...", kam es sanft und leise über den Mund der Blondine während sie noch nicht einmal den Türbogen erreicht hatte. Sie wusste ganz genau was es heute gab, konnte sie sich doch ganz genau an den Speiseplan in seiner gesamten Vielfalt komplett erinnern. Von Montag bis Sonntag konnte sie sich alles aus dem Gedächtnis rufen, fotografisches Gedächtnis eben.
Die Türschwelle überschreitend eröffnete sich der Künstlerin auch sogleich der Blick auf die Essensausgabe. Sie erkannte einen Suppentopf, sowie Suppenteller dort. Sie hatte also wirklich Recht gehabt. Auch der Geruch, welcher ihr nun in die Nase stieg, bestärkte sie in diesem Gedanken. Dazu sollte man erwähnen das Shiina Nudelsuppe über alles mochte. Wobei das noch milde ausgedrückt war. Sie liebte das Zeug. Zwar nicht so wie Baumkuchen, aber das war auch etwas komplett anderes. So bewegte sie sich auch mit einem Tablett zu Essensausgabe und starrte geradezu fixiert auf die Angestellte, welche die Suppe mit einer Kelle aus dem Kessel entnahm um sie letzten Endes in den Teller zu füllen. Es ließ sich leicht erkennen, dass der Konstante Blickkontakt mit der Suppe durchaus Unbehagen bei der Angestellten hervorrief. Was wohl auch dafür sorgte, das die Blondine ihr Essen ein klein wenig früher bekam als andere, zumindest von der Schöpf-Geschwindigkeit her. Mit erweiterten Pupillen nahm das Mädchen nun wieder ihr Tablett und schaute sich, allerdings nur kurz, im Speisesaal um. Sie sah nicht viele. Einen Jungen zusammen mit einem Mädchen, Candice und die Fremde von gestern Abend. Sie entschied sich für Candice, Ihre Klassenkameradin. Nicht nur, weil sie ihren Namen kannte sondern allein schon aus Gründen der Zugehörigkeit. Klassenkameraden und so. Weswegen sie sich auch wenige Augenblicke nach dieser Entscheidung zu ihr an den Tisch bewegte.
Ohne eine Begrüßung aus ihrem Munde kommen zu lassen setzte sie sich direkt gegenüber der Rosahaarigen, zusammen mit ihrem Tablett, an den Tisch. Den Blick nach unten auf ihren Teller gerichtet. Was man durchaus als schüchtern Werten konnte, sofort aber ins Gegenteilige umschlug als sie Candice direkt in die Augen schaute. Mit extrem geweiteten Pupillen, so als wäre sie gerade von der Jagd gekommen, betrachtete sie die Dämonin kurz. "...Hallo..." , sagte sie sanft in die Richtung und zog dabei die Mundwinkel ein klein wenig nach oben. Jaaaa, Merkwürdigkeits-Skala auf dem Maximum. Wäre das jetzt ein Horrorfilm würde Shiina wirklich exzellent in die Rolle des Psychopathen passen. "...Darf ich mich hier hin setzen?...War dein Schultag heute schön?...", kamen gleich im Anschluss die nächsten zwei Fragen in genau dem gleichen Ton. Wobei Shiinas Blick dabei sehr fest auf den Augen des Gegenübers haften blieben. Wenn man den Fakt ignorierte das sie bereits hier saß konnte man die erste Frage als durchaus rhetorisch betrachten. Dabei war sie von Seiten der Siebzehnjährigen eigentlich komplett ernst gemeint. Wobei die Zweite ja eigentlich schon auf die erste Aufbaute und diese Indirekt als "Ja" abstempelte. Merkwürdig, aber so war die Blonde halt. Ein bisschen sollte Candice sie ja auch schon kennen. Obwohl die beiden ja eigentlich noch nicht so viel miteinander zu tun hatten.