Eine gemütliche, kultige Bar inmitten des Nachtlebens, geführt von einem etwas älterem, kantigen Mann mit schwarzem Haar und dichtem Bart. Er selbst steht oft an der Bar, ebenso wie seine Tochter, welche mit ihren 21 Jahren durchaus weiß, sich hier durch zu setzen. Das Publikum ist gemischt, Abends gibt es ihr einige Speisen, doch sobald es Nacht wird drängt die Musik bis hinaus auf die Straßen. Entweder man nimmt an den Tischen Platz, oder direkt an der Bar. Die Cocktails sind angeblich die besten in der Stadt, vor allem die junge Tochter des Geschäftsführer mixt hier die köstlichsten. Und nicht nur deswegen strömen die Gäste ausgerechnet ihretwegen her... Dennoch ist hier jeder Willkommen, wenngleich diese Insel durchaus Lebewesen beherbergt, die hier das ein oder andere mal deutlich über ihr Limit hinaus getrunken haben.
Die Tatsache mit dem Sonnenlicht schien für alle neu zu sein, was den Blutsauger dann doch etwas wunderte. Wenigstens Riley hätte es schon einmal aufgefallen sein können, es gab auf der Insel ja garantiert mehr Vampire als ihn. Dementsprechend überrascht sah er diesen für einen Augenblick an, bevor das Thema in eine düsterere Richtung umschlug. Zwar stimmte Riley ihm lachend zu, äußerte auch etwas, das man als Lob auffassen konnte – doch so ganz einverstanden war Jake damit nicht. Da er jedoch noch weniger Lust hatte, weiter auf der Sache herum zu reiten spülte er das aufkommende unwohle Gefühl einfach mit einem großen Schluck Bier runter.
Bevor der Doc die Chance bekam auf die Frage des Schwarzhaarigen einzugehen, klingelte dessen Handy. Nagut, er hatte ja bereits erwähnt, dass man ihn immer erreichen könnte. Das hatte für die Kinder sicherlich einen großen Vorteil, für die Freizeit des Brillenträgers jedoch weniger. Um ihn nicht beim Telefonieren zu stören, legte Jake die Arme auf den Tisch und beugte sich etwas nach vorne – in Richtung Chloe – um nicht so laut sprechen zu müssen. „Daran können wir uns bestimmt auch schon mal gewöhnen. Wo wohnen die Ärzte eigentlich, müsst ihr auch im Wohnheim hausen?“ Er wusste zwar nicht mal, ob alle anderen Erzieher auch dort wohnten, doch es würde am meisten Sinn machen. Immerhin sollten sie für die Zwerge ja immer erreichbar sein, was sich bei einer Wohnung außerhalb eher schwierig gestaltet. Aber ob das auch für die Mediziner galt? Mit einem Ohr lauschte er den Worten des Blondschopfs und musste etwas schmunzeln, als er versuchte an ein paar brauchbare Infos des Anrufers zu kommen. Nach wenigen Minuten hatte er wohl alles erfahren was er wissen musste und stand auf. „Hätte mich zwar auf eine andere Antwort gefreut, aber das wäre zu schön gewesen. Bis später“, entgegnete er dem Gehenden noch etwas mitleidig und lehnte sich schließlich wieder auf dem Stuhl zurück. So schnell konnte es gehen, jetzt waren sie nur noch zu zweit. Mittlerweile hatte sich die Bar etwas gefüllt, sodass sie nicht mehr die Einzigen hier waren – Bewohner aus seinem neuen zuhause entdeckte er jedoch keine. Hätte ihn nach der vergangenen Nacht eigentlich nicht gewundert, wenn die Kinder auch montags trinken gehen. „Hast ganz schön Glück, dass du erst heute gekommen bist. Gestern wurde im Wohnheim eine Party geschmissen, da gab es sicherlich den ein oder anderen, der am nächsten Morgen auf der Suche nach Schmerztabletten war.“ Ganz so sicher konnte man das zwar nicht sagen, doch in diesem Alter übertrieben es viele mit dem Alkohol. Nicht, dass das bei ihm nun besser wäre, aber trotzdem nicht ganz so schlimm wie im Teenager alter.
An seinem Bier nippend musterte Jacob die junge Frau vor sich und versuchte, ihr Alter irgendwie einzuschätzen. Den wenigen Infos über ihre Vergangenheit nach zu urteilen schien sie noch nicht so alt zu sein, zumindest nicht so alt wie Riley. Da bei dem weiblichen Geschlecht das geschätzte Alter aber selten zutrifft, warf er dieses Vorhaben schnell wieder über Bord. Zu oft ist er schon auf 15 jährige gestoßen, die man locker für 20 gehalten hätte, nur weil sie sich das Gesicht mit irgendwelchem Make-up zukleisterten. Und bei Chloe kam auch noch dazu, dass sie vielleicht nur aufgrund ihrer Rasse so jung aussah. Nein, da geht der Vampir lieber kein Risiko ein und lässt die Sache einfach auf sich beruhen. Mit der nächsten Frage lenkte er seine Gedanken schließlich auf ein anderes Thema. „Wie lange hast du eigentlich vor, auf Isola zu bleiben?“
Als Chloe das Geheimnis von Riley erfahren wollte, wartete sie schon ziemlich neugierig. Doch sie war sich wirklich nicht sicher, ob er ihr das Geheimnis verraten würde. Eines Tages im hohen Alter wäre die Schwarzhaarige eventuell ja mal erfreut ein wenig jünger auszusehen. Doch leider wurde die Griechin schlussendlich enttäuscht, da Riley sein Geheimnis nicht verraten wollte. Aber irgendwie verstand sie dies auch, denn wieso sollte er auch ein Geheimnis jemandem verraten, den er noch nicht wirklich kannte. Deswegen nahm sie seine Antwort auch als gegeben hin.
Auch Riley schien die Information, dass Jacob ein Vampir ist, neu zu sein. Chloe freute sich, denn sie lernte die beiden doch nun kennen und kannte schon ein paar Dinge von ihnen. Ob sie drei in der Zukunft sogar noch mehr über die beiden erfahren würde, würde sich wohl zeigen, doch momentan genoss die Griechin einfach den Moment mit den beiden, denn es war interessant und lustig mit den beiden.
Als die Getränke angekommen waren, stießen sie alle gemeinsam an. Riley machte davor noch eine Geste, die Chloe gar nicht kannte. Ob dies mit seiner Vergangenheit zu tun hatte? Möglich wäre es schon, denn er schien mal so etwas wie ein Agent zu sein. Zwar kein direkter aber wer wusste, ob er vielleicht ein Privatdetektiv war? Es gab wohl einige Möglichkeiten und sie wollte ihn auch später Fragen. Doch bevor die Schwarzhaarige irgendetwas sagen konnte, klingelte sein Telefon. Es klang am Telefon sehr ernst und Chloe machte sich ein wenig Sorgen. Doch Jacob brachte sie dazu, dass sie auf andere Gedanken kam, denn er beugte sich ein wenig nach vorne und sprach ein wenig leiser, dass die beiden sich sicher auch daran gewöhnen könnten. Anschließend fragte er noch, wo die Ärzte wohnen würden und ob sie auch im Wohnheim wohnen müssten. „Also ich wohne am Strand in einem Wohnblock. Meine Wohnung ist relativ klein aber ich habe einen super Ausblick aufs Meer. Wo genau Riley wohnt, weiß ich leider nicht. Aber du wohnst indem Fall im Wohnheim?“, entgegnete sie ihm anschließend. Sie war gespannt was Jacob zu sagen hatte. Chloe konnte sich kaum vorstellen, dass es in der Nacht ruhig im Wohnheim war, denn es waren eigentlich Jugendliche, die sicherlich manchmal überdreht waren und in der Nacht Lärm machen würden. Anschließend wandte sich Riley an Chloe und sagte zu ihr, dass dies eben die Dauerbereitschaft sei und er würde versuchen so schnell wie möglich wieder hier zu sein. „Bis später“, sagte sie zu ihm, bevor er sich auch schon auf den Weg machte.
Danach waren nur noch Jacob und Chloe am Tisch. Der Schwarzhaarige wandte sich auch sogleich an sie und sagte, dass sie Glück hatte, dass sie erst heute angekommen sei, weil es im Wohnheim gestern eine Party gab und es sicherlich den einen oder anderen gab, der am nächsten Morgen Schmerztabletten brauchte. „Ja, da hatte ich echt noch Glück, wobei ich ja die Arbeit als Ärztin liebe und ich mich um jede Person auch kümmere, wenn sie meine Hilfe braucht. Deswegen wäre das glaub ich nicht so tragisch für mich gewesen“, sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht. Sie freute sich wirklich sehr, wenn sie jemandem Helfen konnte und wenn Medikamente nicht ausreichen würde, könnte sie ja immer noch auf ihre Fähigkeit zurückgreifen. Jacob fragte noch, wie lange Chloe denn vor hatte hier auf Isola zu bleiben. Bei dieser Frage musste sie kurz nachdenken, denn sie hatte sich nie wirklich Gedanken über das gemacht. „Hm... ich habe nichts geplant, also wenn alles gut läuft, kann ich mir auch vorstellen für immer hier zu sein. Ich finde es schon sehr toll hier auf der Insel, auch wenn ich noch nicht so viele Orte besucht habe. Ich komme ursprünglich aus Griechenland, vielleicht fühle ich mich deswegen eher heimischer auf Isola. Und was ist mit dir?“, fragte die Griechin neugierig Jacob und wartete seine Antwort ab.
Chloe hauste also in einer Wohnung an der Küste, da staunte der Vampir nicht schlecht. War bestimmt nicht schlecht, wenn man morgens aus dem Fenster sah und beobachten konnte, wie die Schaumkronen der Wellen auf den weißen Sand aufschlugen und beim ein oder anderen Mal eine Muschel mit anspülten. Vielleicht hatte er am nächsten Tag nach dem Einkaufen ja etwas Zeit, gemütlich am Strand entlang zu schlendern. Dieses Vorhaben auf seine Gedankliche To-Do Liste setzend, nahm Jake noch einen Schluck der goldenen Flüssigkeit zu sich und nickte auf die Gegenfrage der Ärztin. „Ja, ich hab ein kleines Apartment im Wohnheim. Im selben Gang wie der Speisesaal - zum Glück bin ich kein Langschläfer, sonst wär das garantiert nervig.“ Am Wochenende wäre das garantiert kein Problem, da die meisten der Kids selbst länger schlafen würden, so zumindest Jacobs Vermutung. Und unter der Woche musste er ohnehin aufstehen. Nicht, dass mal wieder eine Müslischüssel durch den Saal flog und niemand etwas davon mitbekommt.
Erstaunlich, wie arbeitswillig Chloe war. Auch wenn sie ihm bei der einen Sache zustimmte, so schien es ihr nicht viel auszumachen, wenn sie Schnapsleichen versorgen musste. Das konnte man definitiv als gute Eigenschaft werten, wobei man als Arzt wahrscheinlich wenige Freiheiten bei der Wahl seiner Patienten hatte – Riley war dafür im Augenblick das perfekte Beispiel. Dieses Schicksal traf wohl jeden, der in seinem Beruf irgendetwas mit Menschen zu tun hat. Ob es nun die Ärzte oder Erzieher des Heims waren, selbst an einer Supermarktkasse trifft man auf Leute, mit denen man lieber nichts zu tun hatte. Bis jetzt war das bei Jake zum Glück noch nicht der Fall gewesen, doch was nicht ist konnte noch werden. Es gab garantiert den einen oder anderen Giftzwerg, der ihn früher oder später auf die Palme bringen würde. „Hast du in deinem Dorf eigentlich auch schon als Ärztin gearbeitet, oder ist das hier jetzt deine erste praktische Erfahrung?“ Bis jetzt hatte sie ja nur erzählt, dass sie nach ihrem Studium zurück nach Hause gegangen ist. Und ehrlich gesagt kannte sich der Erzieher mit dem Werdegang der Ärzte nicht sonderlich gut aus. Das meiste, was man von Studierenden immer so hörte beschränkte sich auf den hohen Theorieteil – so die Erfahrungen des Briten. Doch ob es bei etwas besonderen Ärzten genau so war? Garantiert wird man erst mal seltsam angesehen, wenn man auf einmal mit heilender Magie um die Ecke kommt, wie er sie heute selbst zum ersten Mal antreffen durfte. Und ob das bei den anderen Studenten immer gut ankam war auch mehr als fragwürdig. Während die junge Frau über seine Frage nachdachte, trank Jacob noch etwas von seinem Bier und beobachtete weiter die Menschen, welche sich nach und nach in der Bar einfanden. Einige sahen aus, als hätten sie einen unschönen Tag hinter sich, andere wiederum waren mit Freunden da und hatten super Laune. Zu letzteren konnte er sich nach den vergangenen Minuten auch endlich zählen, zumindest was die Laune anbelangte. Hätte man dem Erzieher vor einigen Stunden erzählt, dass er am Abend mit bester Laune gemütlich in einer Bar sitzen würde, hätte er einem wahrscheinlich einen Vogel gezeigt. Doch so schnell änderten sich die Dinge. Eine richtige Antwort konnte er von der Griechin nicht bekommen, doch da er selbst nicht besser war, nahm er das mit einem Lächeln hin. „Geht mir genauso. Wirklich vorgeplant habe ich noch nicht. Einfach mal sehen was kommt und ja, vielleicht habe ich endlich einen Ort gefunden, an dem ich gerne länger bleibe.“ Es war wirklich ein schöner Gedanke, sich nach den ganzen Reisen endlich auf einen Ort festzulegen, an dem man sich ein eigenes Leben aufbauen konnte. Das würde es auch einfacher machen, Freundschaften aufzubauen und zu erhalten.
Als Jacob und Chloe sich über ihre Apartments unterhielten, erzählte Jacob, dass er ein kleines Apartment im Wohnheim hätte. Dieses sei im selben Gang wie der Speisesaal. Er fügte noch an, dass er zum Glück kein Langschläfer sei, denn sonst wäre dies garantiert nervig. Chloe verstand dies, denn unter der Woche könnte man so nicht wirklich lange schlafen. „Na, da hast du ja Glück gehabt, dass dich die Schüler nicht aufwecken. Aber dafür wirst du im Wohnheim doch bekocht, oder? Da wachst du sicher jeden Tag mit köstlichen Gerüchen auf“, sagte sie freundlich und erinnerte sich an die Zeit zurück, als sie zuhause bekocht wurde. Das waren noch Zeiten. Da musste sie sich keine Gedanken darüber machen, früher aufzustehen, um zu kochen oder sich Gerichte überlegen. Nein, dort wurde sie vom Personal bekocht und konnte auch immer wieder Wünsche äußern. „Wenn du dich dort mit dem Personal im Speisesaal gut stellst, kannst du vielleicht sogar mal fragen, ob sie dir dein Lieblingsgericht kochen könnten“, ergänzte sie noch lächelnd hinzu.
Nachdem die Griechin Jacob erklärte, dass sie ihre Arbeit als Ärztin sehr liebte und es ihr auch nichts ausmachen würde Alkoholleichen zu versorgen, schien er ein wenig erstaunt zu sein. Ja, Chloe war einfach vernarrt in ihre Arbeit. Ob dies an die gemeinsamen Einsätze mit ihrem Vater lag? Könnte schon sein, denn es machte ihr immer sehr viel Spaß ihrem Vater dabei zu assistieren. Jacob fragte die Schwarzhaarige, ob sie in ihrem Dorf auch schon als Ärztin gearbeitet hätte, oder ob dies jetzt ihre erste praktische Erfahrung sein würde. „Also, mein Vater ist Arzt und hat mich als kleines Kind schon assistieren lassen. Aber nach dem Studium ging ich zurück ins Dorf und habe dort etwa zwei Jahre gearbeitet, doch jetzt mit 25 wollte ich von dort weg und mein eigenes Leben führen. Zuhause zu leben wird auf die Dauer einfach langweilig“, erklärte sie dem Vampir ausführlich und mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Sie erinnerte sich sehr gerne an die Zeit, in der sie an der Seite ihres Vaters für Patienten da war und ihnen geholfen hatte, wo es nur ging. Es war immer sehr aufregend, da sie nie wusste, was die beiden erwarten würde. Und doch war Chloe immer sehr konzentriert und versuchte ihrem Vater, so gut wie sie halt konnte, zu helfen. Nun schwelgte Die Griechin ein wenig in Erinnerungen. Ob es ihrer Familie gut ging? Sie sollte sie vielleicht morgen nach dem ersten Arbeitstag anrufen. Heute war es ganz offensichtlich zu spät dafür. Sie kannte ihren Vater. Dieser ging immer früh schlafen, damit er halbwegs wach war, wenn ein Notfall in der Nacht eintraf und weil sie dann aber auch mit ihrem Vater telefonieren wollte, würde sie wahrscheinlich morgen einmal anrufen.
Auch Jacob ging es wie Chloe bei der Frage, wie lange er auf Isola bleiben wollte. Er hatte nichts vorgeplant aber vielleicht hatte er ja einen Ort gefunden, an dem er länger bleiben würde. Chloe freute dies, denn die beiden verstanden sich gut und sie könnten sicher Freunde werden. Sie lächelte ihn an und erwiderte: „Das freut mich sehr“. Danach nahm sie einen Schluck von ihrem Weißwein. So ein Gläschen tat schon gut, um den Blutdruck ein wenig hoch zu bringen. Ab und zu hatte die Schwarzhaarige ein etwas niedrigeren Blutdruck und ein Glas Weißwein half ihr immer dabei, diesen in den normalen Bereich zu bringen. Aber auch sonst trank sie eigentlich sehr gerne dieses Getränk, weil es ihr einfach gut schmeckte. Nach dem Schluck stellte sie das Glas wieder auf den Tisch, danach wandte sie sich an Jacob. „Sag mal, warum hast du verschiedene Orte bereist, bevor du hierher gekommen bist?“, frage sie neugierig. Ob er ihr wirklich antworten würde, wusste die Griechin nicht, aber ein Versuch war es sicherlich wert.
Nach einer kurzen Überlegung nickte Jake der jungen Frau zu. So hatte er das mit dem Essen noch gar nicht betrachtet, dennoch bevorzugte er es, selbst zu kochen. Dann war man auf niemanden angewiesen und musste sich auch mit niemandem gutstellen, um zu bekommen was er möchte. Als Notlösung für Tage, an denen man nichts Essbares da hatte – wie gestern nach der Anreise – reichte es aber allemal. Im Extremfall gab es dann den Wald in der Nähe, wo man sich einfach was zu beißen fangen konnte. Auf Menschenblut wollte er auf der Insel für den Anfang lieber verzichten. Seine Zähne einfach in jemandes Hals schlagen kam garantiert nicht gut an, danach zu fragen war mindestens genau so unangenehm. Und da es auf Isola hoffentlich keine Wesen gab, ohne welche die Welt definitiv besser dran wäre, begnügte er sich mit Wildtieren. Das Thema Speisesaal war damit also gestrichen. „Netter Gedanke, aber ich koche lieber selbst und esse den Kindern nichts weg“, ging er noch kurz auf Chloes Vorschlag ein und beließ es dabei.
Mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen lauschte er der Erzählung über den Vater der Griechin. Sie ist also nicht nur jetzt vernarrt in ihre Arbeit, es wurde ihr praktisch mit in die Wiege gelegt. Eigentlich niedlich, aber auch irgendwie leichtsinnig, ein Kind dabei helfen zu lassen. Doch wollte Jacob dem Vater keinesfalls etwas unterstellen, er wird schon wissen, was er seiner Tochter zumuten konnte und was nicht. Und das sie beim Nähen von blutenden Wunden half, war dann doch unwahrscheinlich. Da er das aber gar nicht so genau wissen wollte, stellte er hierbei lieber keine Nachfragen. Sonst wäre er gedanklich wieder beim Thema Blut und das konnte er im Augenblick wirklich nicht gebrauchen. So nickte er nur ab und an interessiert und lenkte das Gespräch schließlich in eine etwas andere Richtung. „Stimmt, wenn man sich um nichts sorgen muss wird es gewiss irgendwann Öde. Hab ich das richtig verstanden, dass du aus deinem Dorf direkt nach Isola gekommen bist? Also ist das hier deine erste, eigene Wohnung?“ Er konnte sich nicht so recht vorstellen wie es sein musste, wenn man Zuhause von den Eltern verwöhnt wurde und urplötzlich auf eigenen Beinen stehen musste – genauso unrealistisch war es aber auch, dass sie Eltern einen ohne jegliche Vorbereitung losziehen lassen. Könnte ja auch sein, dass sie als Kind schon im Haushalt helfen musste. Doch so wie er es von Mary kannte, konnten die Kinder einfach machen was sie wollten und konnten unbesorgt sein. Dementsprechend musterte er die Schwarzhaarige etwas besorgt und versuchte einzuschätzen, wie gut sie wohl alleine zurechtkam. „Sag Bescheid, wenn du mal keine Lust hast für dich alleine zu kochen. Dann kannst du gern vorbei kommen.“ Damit wäre ihre Grundversorgung für den Notfall schon mal abgedeckt.
Die Minuten verstrichen, das Bierglas des Vampires leerte sich immer weiter und der Alkoholpegel in seinem Blut stieg allmählich über eine für ihn unbedenkliche Grenze hinaus. Anmerken konnte man ihm das zwar noch nicht, doch machten sich bereits jetzt einige wirre Gedanken im Kopf des Erziehers breit. Von dem Blondschopf fehlte noch immer jede Spur, aber wer wusste schon, ob er heute überhaupt noch mal auftauchen würde. Seinen Worten und dem angefangen Schnapsglas nach zu urteilen ja, doch was seine aktuellen Patienten dazu sagten, war eine ganz andere Geschichte. In Gedanken abwägend, ob es nicht schlauer wäre auf Wasser umzusteigen winkte er die Bedienung vorsorglich heran, welche mit einer Handgeste ihre baldige Ankunft andeutete. „Warum ich so viel gereist bin?“ Grübelnd wanderte sein Blick auf die letzten Tropfen der goldenen Flüssigkeit. „Den eigentlichen Grund weiß ich schon gar nicht mehr. Ich denke, ich wollte genau wie du die Welt sehen – auch wenn die Ausgangssituation im Vergleich zu deiner sehr unterschiedlich ist.“ Damals hatte er noch bis zu einer Woche vor der Abreise gedacht, er würde diesen Ort niemals verlassen. Damit hätte der Vampir auch kein großes Problem gehabt, doch jetzt, da er die verschiedensten Orte der Welt bereist hatte, würde er diese Erfahrung nicht mehr missen wollen. Seine Kampffertigkeiten dankten ihm das wohl am meisten, doch ob diese auf der Insel von großem Nutzen waren, ist nicht ganz klar. Durch den Zwischenfall mit Ivy hatte er zwar etwas von einem Werwolfsangriff gehört, doch wie das genau ablief konnte man sich nur vorstellen. Mittlerweile traf auch die Bedienung wieder bei ihnen ein und war bereit, weitere Bestellungen entgegen zu nehmen.
Die Antwort über das Kochen überraschte die Schwarzhaarige ein wenig, denn er kochte lieber selbst und wollte den Kindern nichts wegessen. Der Gedanke war sehr sozial und für Chloe vollständig nachvollziehbar, deswegen nickte sie auch zustimmend. „Selbst ein Gericht zubereiten, schmeckt sowieso viel besser“, sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht.
Nachdem die Griechin ein wenig von ihrer Vergangenheit erzählt hatte, schmunzelte Jacob ein wenig und sagte dann, dass er es verstehen würde, denn wenn man sich um nichts sorgen müsse, dann würde dies irgendwann auch langweilig werden. Chloe lächelte ein wenig, denn es war wirklich so. Anschließend fragte er sie noch, ob sie direkt vom Dorf nach Isola gekommen sei und ob diese Wohnung dann ihre erste eigene sei. „Ja, ich bin direkt vom Dorf auf die Insel gekommen, aber ich hatte in Athen davor schon eine Mietwohnung“, gab sie an. Es war am Anfang nicht so einfach für die Schwarzhaarige gewesen, da sie sich im Studium plötzlich selbst verpflegen musste. Aber sie hatte es geschafft. Zwar hatte sie zuvor noch Nachhilfestunden beim Personal ihrer Eltern, aber dadurch erlangte sie ein sehr gutes Wissen darüber, wie ein Haushalt geführt gehörte und auch Kochen konnte sie mittlerweile auch ganz gut. In der Mietwohnung war anfangs alles ein wenig chaotisch. Auch beim Kochen hatte sie einige Fehlschläge hinter sich gebracht. Einmal hatte sie kurz nicht auf den Topf aufgepasst und dann war alles verbrannt und auch die ersten Flammen kamen schon aus dem Topf. Was sie in dieser Situation tat? Viel konnte sie nicht machen, da heißes Öl im Topf war, jedoch stellte sie den Topf auf ihren Balkon und hoffte, dass dieser bald mal erlosch. Zum Glück tat dieser dies auch. Ach ja, das waren noch Zeiten. Gott sei Dank, konnte sie mittlerweile so gut kochen, dass so etwas sicherlich nicht mehr passieren würde. Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Jacob gab den Vorschlag, dass wenn Chloe keine Lust alleine zu kochen hatte, dann könnte sie bei ihm vorbei kommen. „Vielen Dank. Das Angebot werde ich sicherlich annehmen, aber dasselbe gilt auch für dich“, sagte sie freundlich und mit einem Lächeln im Gesicht zu dem Vampir. Er war wirklich sehr freundlich. Ob hier alle so waren wie Jacob und Riley? Womöglich nicht, aber Chloe freute sich, dass sie am ersten Tag schon zwei richtig nette Bekanntschaften gemacht hatte. Heute Morgen war sie sich noch nicht sicher, wie das hier alles auf Isola sein würde, doch nun wusste sie, dass sie zu Jacob oder auch Riley gehen könnte, wenn es ein Problem geben würde.
Als Chloe ihren Gesprächspartner gefragt hatte, warum er so viele Orte bereist hatte, schien er ein wenig nachdenklich zu sein. Doch er meinte anschließend, dass er den Grund eigentlich nicht mehr wissen würde, doch er war der Meinung, dass es sein könnte, dass er wie die Griechin selbst, die Welt sehen wollte. Danach fügte er noch hinzu, dass seine Ausgangssituation im Vergleich zu der der Schwarzhaarigen aber unterschiedlich sei. Chloe wollte eigentlich nachfragen, was er mit der Ausgangssituation genau meinte, doch war dies wirklich eine gute Idee? Sie wollte kein dunkles Kapitel oder so hervorziehen. Doch die Griechin war einfach neugierig. „Ähm… darf ich fragen, wie deine Ausgangssituation ausgesehen hatte?“, fragte sie schließlich doch, aber sie würde es verstehen, wenn er diese Frage nicht beantworten wollte. Sie nahm ihr Glas zur Hand und trank den Rest noch aus. Anschließend kam die Bedienung her, die Jacob zuvor hergerufen hatte. Chloe wusste nicht wirklich, was sie nun nehmen sollte, denn sehr viel Alkohol vertrug die Griechin nicht. Sie stieg nun um. „Ich hätte gerne eine Cola“, sagte sie zur Bedienung. Sie wollte sich morgen nicht mit Schmerzmitteln gleich am morgen vollpumpen, damit sie dann arbeiten konnte. Deswegen lieber gleich umsteigen und ein solches Szenario vermeiden.
Entgegen Jacobs Erwartungen erzählte die junge Frau, dass dies nicht ihre erste eigene Wohnung war - doch es war nicht schwer, daraus einige Schlüsse zu ziehen. „Ah, also hast du auch in Athen studiert? Muss ja eine ziemliche Umstellung gewesen sein, auf einmal nicht mehr bei den Eltern zu wohnen und dann auch noch seine halbe Freizeit mit lernen zu verbringen.“ Ganz so genau wusste er nicht, wie das bei einem Studium alles ablief und eigentlich juckte es ihm in den Fingern, Chloe dahingehend etwas auszufragen. Doch empfand er es nicht für den richtigen Zeitpunkt, immerhin gingen diese Fragen eher in eine berufliche Richtung und sie hatten heute mehr als genug über den Job geredet. So kam er schnell wieder auf seinen Vorschlag zurück und nickte lächelnd, als die Griechin sein Angebot erwiderte. Einsame Abend- oder Mittagessen wären also kein Problem mehr. Dennoch war er sich nicht ganz sicher, wie sie das wohl aufgefasst hatte. Böse Zungen würden behaupten, er wolle sich damit bei ihr einschmeicheln oder sie sogar anbaggern – was keinesfalls seine Absicht war. Er war mit seinem neuen Job fürs erste ausgelastet genug, da würde eine Frau wirklich nicht reinpassen. Wobei, so schlecht sah sie nun auch nicht aus… Sich einen gedanklichen Arschtritt verpassend, wanderte sein Blick schnell zur Tür, um zu kontrollieren, ob der Blondschopf schon wieder antänzelte.
Hätte er doch nur die Klappe gehalten. Eigentlich hatte der Brite keine große Lust, in seiner bescheidenen Vergangenheit herum zu stochern. Doch anhand mangelnder anderer Gesprächsthemen und dem erneuten Eintreffen der Bedienung, ließ er sich das noch einmal durch den Kopf gehen. Sie würden wohl noch ein Weilchen hier sitzen bleiben und über irgendetwas mussten sie sich nun mal unterhalten. Schnell leerte er die letzten Schlucke des Bierglases, ehe die Bedienung dieses elegant auf ihrem Tablett platzierte – neben dem Weinglas Chloes. Nachdem diese ihre Bestellung aufgegeben hatte, entschied sich Jacob gegen alle Vernunft auch für sein zweites Getränk. „Das Selbe bitte noch einmal.“ Au ja, wie wird er das am nächsten Morgen bereuen. Vielleicht ist sein Körper aber auch gnädig mit ihm und reagiert dieses eine Mal nicht wie ein Waschlappen auf den Alkohol, doch das war nur Wunschdenken. Chloe machte es mit ihrer Cola richtig, doch der Vampir war noch nie für seine gut überlegten Entscheidungen bekannt geworden – also was solls. Man musste auch mal ein Risiko eingehen. Während die junge Kellnerin wieder von der Bildfläche verschwand, griff der Lockenkopf die Frage von zuvor auf und strich sich dabei eine nervige Haarsträhne aus dem Gesicht. „Da könnte ich dir jetzt einen ganzen Roman erzählen.“ Ob er das einfach machen sollte? Es war sicherlich nicht klug, einer fast Fremden seine halbe Lebensgeschichte zu erzählen – doch hielt ihn seine vom Alkohol betörte Vernunft nicht auf. „Irgendwie bin ich früher in einem Waisenhaus gelandet, die haben sich mit dem Verkauf der Kinder etwas Taschengeld dazu verdient. War vielleicht gar nicht so dumm, das Heim war vollkommen überfüllt und Kohle hatten sie eh kaum.“ Er lehnte sich auf dem Stuhl etwas zurück und schien kurz über die gesagten Worte nachzudenken, ehe er seine Erzählung fortsetzte. „Eigentlich war mir das ganz recht, so verschwanden nach und nach die ganzen Idioten.“ Er machte eine abfällige Geste, um seine Abneigung noch einmal zu unterstreichen, doch dann änderte sich sein Gesichtsausdruck in ein leichtes, fast schon zufriedenes Lächeln. „Tja, hätte damals wohl weiter denken sollen. Jedenfalls wurde ich dann auch irgendwann verkauft und bin bei der Familie gelandet, der ich meinen jetzigen Nachnamen verdanke. Am Anfang war das alles etwas Kompliziert, aber irgendwie hatte ich mit ihnen doch ziemliches Glück, sonst würde ich jetzt nicht hier sein.“ Die Einzelheiten, wie sich das alles genau ereignete ersparte er der jungen Dame, sie hatte bestimmt mit einer kürzeren Antwort gerechnet. Also wollte er sie nicht noch weiter zuquatschen und nahm freudig Lächelnd das neue Bierglas in Empfang.
Nachdem Chloe sagte, dass sie schon ihre eigene Mietwohnung in Athen hatte, fragte Jacob, ob sie in Athen studiert hatte und es sicherlich eine Umstellung gewesen sein musste. Chloe dachte über ihre Anfänge nach. Es war nicht immer einfach für sie, doch sie hatte bis jetzt alles geschafft. „Naja, es war schon nicht immer leicht, aber da ich viel Vorwissen im Bereich Medizin hatte, war das Lernen jetzt nicht schlimm, deshalb hatte ich mehr Freizeit als andere“, erklärte sie dem Vampir. Ja, sie lernte leichter als die anderen in ihrem Jahrgang, deswegen machte sie auch einige Zusatzprüfungen im Studium und hob sich somit ab von ihren Kommilitonen. Manche waren neidisch und ignorierten sie, andere wiederum waren begeistert und wollten von ihr lernen. Man konnte es halt nicht jedem recht machen, aber das Studium machte ihr schon sehr spaß. Sie lächelte leicht, als sie über ihre Studienzeit nachdachte.
Chloe fragte Jacob nach seiner Ausgangssituation in der Vergangenheit. Sie war schon gespannt, was er ihr erzählen würde. Er sagte schon am Anfang, dass er ihr darüber einen Roman erzählen könnte. Da war wohl doch einiges dahinter und vielleicht würde die Schwarzhaarige eines Tages sogar einiges von seiner Vergangenheit kennenlernen. Er erklärte, dass er früher in einem Waisenhaus war, das durch den Verkauf von den Kindern dort sich ein wenig Taschengeld hinzuverdiente. Für Jacob war es anfangs gut, da er einige Idioten so nicht mehr sehen musste, aber er hatte es bereut, denn er wurde dann auch verkauft, doch er hatte mit seiner Familie glück gehabt. Wow, da hatte er echt viel erlebt. „Ich finde das mit dem Verkauf der Kinder nicht gut, weil man doch nie weiß, in welche Familie die Kinder gebracht werden. Aber wenn du eine gute Familie hattest, dann ist das doch sehr positiv“, sagte die Griechin freundlich.
Danach kam die Bedienung mit den Getränken zurück. Chloe nahm ihre Cola entgegen und erhob dieses. „Prost“, sagte sie zu Jacob und stoßte mit ihm an. Anschließend nahm sie einen Schluck aus ihrem Glas. „Sag mal Jacob, was machst du denn so gerne in deiner Freizeit?“, fragte sie ihn, um das Thema ein wenig zu wechseln. Sie wusste nämlich nicht, ob er nicht gerne an seine Vergangenheit erinnert wurde und bevor sie noch irgendwelche Wunden aufriss, wollte sie lieber das Thema wechseln.
Bei Chloes Bedenken zu dem Menschenhandel musste der Vampir etwas schmunzeln. Etwas naiv war ihre Denkweise ja schon, doch vielleicht hatte er sich einfach nur ungeschickt ausgedrückt. „Ich denke nicht, dass es die Leute da interessiert hat, ob die Kinder es gut hatten. Das war weder während meinem Aufenthalt dort der Fall, noch bei ihrem anderen Verhalten.“ Auf alle Erzieher dort traf das zwar nicht zu, jedoch schloss diese Aussage bei weitem den Großteil der Angestellten dort ein. In diesem Waisenhaus war es auch nicht anders, als in anderen Branchen oder gar Bereichen des Lebens. Geld war alles und dafür gingen die Menschen allzu gern über die eine oder andere Leiche. „Solange der Betrag stimmt, hätten sie die Kinder garantiert an Sklavenhändler oder sonstige zwielichtige Gestalten verhökert.“ Seine genauen Gedanken bei dieser Aussage behielt er lieber für sich, man musste das Gespräch ja nicht noch weiter in den Abgrund zerren. Deswegen traf es sich gut, dass die Griechin soeben das Thema wechselte.
Nach dem Anstoßen trank der Vampir einen großen Schluck der Goldgelben Flüssigkeit und platzierte nach einem weiteren, kleineren das Glas wieder auf dem bereitliegenden Untersetzer. „Hm... hier hatte ich bis jetzt noch nicht viel Freizeit.“ Kurz dachte er an die vergangenen Jahre zurück und versuchte sich daran zu erinnern, was er neben der Arbeit alles getrieben hat. Viele Hobbys hatte er nicht gerade vorzuweisen. „Früher hab ich ganz gerne Klavier gespielt, das gestaltet sich hier zwecks fehlendem Instrument noch etwas schwierig. Und ich weiß auch nicht ob das bei den Kindern so gut ankommt – macht für einige bestimmt ziemlichen Krach.“ Ob er damit einfach mal zu seinem Vorgesetzten gehen sollte? Fragen konnte ja nicht schaden und schlimmer als ein nein konnte es nicht werden. „Ansonsten eher das allgemeine, Sport, Kochen. Nicht sehr aufregend. Und was machst du so in deiner freien Zeit?“ Das Glas leerte sich immer weiter und beim genauen zuhören konnte man langsam feststellen, dass ihm das deutliche reden etwas schwerer fiel. Diese Tatsache hielt Jacob trotzdem nicht davon ab, munter weiter zu trinken. „Achja! Da fällt mir gerade was ein, willst du meine Handynummer? Sonst könnte sich das mit dem gemeinsamen Kochen etwas schwieriger gestalten.“ Ohne eine Antwort abzuwarten kramte er bereits in seiner Jackentasche und holte sein Handy heraus, worauf er schließlich seine eigene Nummer öffnete und es Chloe zuschob. Zum Glück war es heute nichts Seltenes mehr, dass man keine Telefonnummern mehr auswendig konnte – also bestand kein Grund zur Sorge.
Einen Gähner unterdrückend wanderte sein Blick kurz auf die Uhr und dann noch einmal zu dem Schnapsglas des Blonden. In Gedanken freundete er sich schon einmal damit an, den Rückweg laufen zu dürfen. „So schnell taucht Riley wohl nicht mehr auf.“ War zwar schade um die Mitfahrgelegenheit, doch daran ließ sich wohl nichts ändern. Die Verletzten gingen vor, das verstand der Vampir selbst im angetrunkenen Zustand. „Wann wolltet du heute eigentlich Zuhause sein?“ Wenn er eh laufen müsste, könnte er auch noch einen kleinen Umweg machen und die Dame später nach Hause geleiten.
Nachdem die Griechin den Verkauf von Kindern kritisiert hatte, sagte Jacob, dass es den Leuten dort egal war, ob es den Kindern gut ging oder nicht, denn solange der Betrag stimmte, hätten sie die Kinder sicherlich verkauft. Irgendwie tat ihr seine Vergangenheit leid. Es war sicherlich nicht immer einfach für eine Person, wenn sie an so einem Ort aufwachsen musste. Und doch hatte er wohl eine gute Kindheit in der Familie. Wenigstens das war gut, denn so konnte er sicherlich seine Vergangenheit gut verarbeiten und das machte schließlich einen nur psychisch nur stärker. Chloe nahm sich einen Schluck aus ihrem Glas. Die Cola schmeckte sehr süß, war aber angenehm, da es sie schon ein wenig wach machte.
Chloe fragte den Vampir, welche Hobbies er hatte. Das erste was er sagte, war, dass er nicht so viel Freizeit hatte. Er erklärte, dass er früher gerne Klavier spielte, aber kein Instrument hier hatte, weshalb er nicht spielen konnte. Er fügte noch an, dass es vielleicht bei den Kindern auch nicht ganz so gut ankommen könnte, da es doch einen Krach machen würde. „Was für ein Zufall! Ich spiele auch Klavier, habe aber leider auch keines in der Wohnung“, sagte sie und lächelte dabei. Die beiden hatten wohl doch mehr miteinander gemeinsam, als die Schwarzhaarige zuerst angenommen hatte. Jacob ergänzte noch, dass er allgemein Sport machen würde und Kochen würde. Danach fragte er die Griechin dieselbe Frage. „Also neben Klavier spielen, schwimme ich auch richtig gerne. Liegt aber wahrscheinlich auch daran, dass ich eine Nixe bin“, erklärte sie dem Vampir mit einem Lächeln im Gesicht. Als die beiden mit dem Thema der Hobbies fertig waren, fragte Jacob die Griechin, ob sie seine Handynummer haben wollen würde, damit sie es so leichter hatten einmal zusammen zu kochen. „Klar, ich geb dir auch gleich meine“, sagte Chloe zu ihm mit einem freundlichen Gesichtsausdruck. Anschließend gab sie ihm ihre Nummer und speicherte sich auch seine in ihr Handy. Nun könnten die beiden wirklich mal was ausmachen, damit sie zusammen kochen konnten. Chloe freute sich schon darauf. Sein Hobbie war ja kochen, dann könnte er sicher wie ein Chefkoch kochen.
Die Griechin genehmigte sich noch einen Schluck aus ihrem Glas. Bald war dieses Glas wohl auch wieder geleert. Plötzlich sagte Jacob, dass Riley wohl nicht mehr so schnell auftauchen würde. „Ja, scheint ein Notfall zu sein. Aber er hat sicherlich alles im Griff“, sagte sie ein wenig aufheiternd. Der Vampir musste ja noch ins Wohnheim zurück heute. Da hatte er sicherlich einen langen Weg vor sich. Jacob fragte noch, wann sie genau daheim sein wollte. „Hm… Darüber habe ich gar nicht nachgedacht ehrlich gesagt. Aber ein wenig müde bin ich schon. Vielleicht trinken wir noch aus, bezahlen und dann kann man sich auf den Weg machen?“, fragte die Schwarzhaarige vorsichtig, da sie nicht wollte, dass Jacob der Meinung war, sie wollte weg von ihm oder so. Im Gegenteil. Ihr gefiel das Zusammensitzen mit ihm und auch Riley sehr. Es machte ihr Spaß. Nun wartete sie die Reaktion des Vampirs ab.