cf: An der Küste

[Weg]
Natürlich hatte er Geld dabei! Und wenn er nicht bezahlte, würden sie wohl beide in den Knast kommen. Oder so ähnlich. Sie jedenfalls hatte keines und da er vorgeschlagen hatte essen zu gehen, würde er es auch bezahlen. So einfach war das. »Da hast du vollkommen recht!« entgegnete Calleigh noch. Aber es war doch irgendwie auch fair - er lud sie zum essen ein und im Gegenzug dazu würde sie ihn nicht mehr mit Fragen Nerven, die er nicht hören wollte. Dass er dafür schon mehr mit ihr sprach als zuvor konnte man immerhin auch einmal auslassen.

[Dort]
Es war mehr oder weniger schweigend verlaufen, nicht unbedingt schnell aber auch nicht allzu langsam. Nun jedenfalls standen sie vor der Tür einer Pizzeria, in die Kurya offensichtlich hatte gehen wollen. »Gegen Italienisch habe ich nie etwas einzuwenden.« gab sie ihm Lächelnd zur Antwort bevor sie durch die Tür ging die er ihr aufhielt. Der Geruch von frischer Pizza schlug ihr entgegen und sie merkte erstmalig dass sie eigentlich großen Hunger hatte. Ihre letzte Mahlzeit war auch schon eine Weile her und so freute sie sich darauf, essen zu gehen ohne es bezahlen zu müssen. Das Lokal war voll und trotzdem fanden die beiden einen freien Tisch, an dem sie sich nieder ließen. Dann hieß es warten - und sich die Karte anschauen, obgleich es in Pizzerien oftmals das selbe gab. »Weißt du schon was du nehmen willst?« fragte Calleigh, bemüht darum, ihn nicht auf irgendetwas anderes anzusprechen. Lieber würde sie über ihn reden oder über seine Taten, seine Heimat. Etwas dergleichen eben, doch sie hatte ihm gesagt dass sie damit aufhören würde. Und sie hasste Lügen an anderen - daher mochte sie es auch nicht besonders, selbst zu lügen. Leider fiel ihr nichts besseres ein als diese simple Frage. Vielleicht kamen sie ja noch in ein wesentlich besseres Gespräch.

Schwach nickte der Blonde bloß kurz. Gut, wenn sie gegen Italienisch nichts hatte, dann hatte er ja mehr oder weniger das richtige ausgesucht gehabt. Nur für einen kurzen Moment begutachtete er die Speisekarte, war ihm doch sofort klar gewesen was er bestellen würde. "Einfache Pizza Salami. Damit kann man nie etwas falsch machen, und du?" Für manche wäre es vielleicht schon sarkastisch gekommen, dass der erste vollkommen normale Satz des Blonden nur über das Essen ging. Aber was sollte er auch schon groß nun sagen? Er hatte ganz bestimmt nicht Tagelang ihre nervenden Fragen ertragen und dann endlich den Deal ausgehandelt das sie ihn nichts mehr dahingehend Fragen würde, damit er nun von selbst alles verraten würde! Bloß weil er Cynthia gesagt hatte, dass man ihr vertrauen konnte hieß das nicht das man ihr sofort alles erzählte. Hoffentlich dachte da die Lilahaarige nur genauso wie er. Ja in gewisser Weise hatte es ihn sowieso verblüfft. Wie hatte dieses Mädchen da vor ihm es nur geschafft aus Cynthia so viele Informationen zu erhalten? Gerade als ihm eine weitere, halbwegs gute Frage eingefallen war trat nur ein Kellner an die beiden heran und begrüßte sie, entzündete auch schon sogleich die Kerze auf dem Tisch und wollte die Bestellungen aufnehmen. "Für mich bitte einmal die Pizza Salami und für die Dame einmal die Pizza Hawaii." Lächelnd war der Kellner auch schon sogleich wieder verschwunden. Nun hieß es bloß noch auf die Pizza warten. Und da ließ sich die Zeit wohl - leider - am schnellsten mit einer Unterhaltung vertreiben. "Ihr scheint euch gut verstanden zu haben. Also Cynthia und du." Es war mehr eine Bemerkung als ein Satz, aber vielleicht konnte man ja daraus dann doch ein Gespräch ableiten? Nur musste er da wohl aufpassen, dass es nicht wieder auf ihn abdriftete..

Wie langweilig es doch war eine einfache Salamipizza zu bestellen! Da war..eben nur Salami drauf. Nichts besonderes. Hawaii war da vielmehr ... Naja gut, wenn er eine Salami Pizza wollte sollte er eine nehmen. Sie jedenfalls würde die Hawaii nehmen, was sie ihm auch direkt im Anschluss mitteilte. Damit war ihre Frage nun aber leider schon wieder aus der Welt geschafft, ein längeres Gespräch hatte sich daraus nicht ergeben und im nächsten Moment war auch schon der Kellner anwesend, der ihre Bestellungen aufnahm. Kurya war so freundlich, für sie gleich mitzubestellen, wobei es Calleigh doch wunderte, dass er sie als "Dame" bezeichnete. Die Gründe dahingehend waren ihr vorerst ziemlich egal, die Ansprache fiel ihr jedoch irgendwie. Nachdem der Kellner wieder verschwunden war, schien Kurya jedoch ein Thema gefunden zu haben, über das er reden wollte. Dass die Wahl dabei auf Cynthia fiel, passte Calleigh gar nicht, denn sie wusste noch immer nicht, was die beiden tatsächlich getan hatten. Genau genommen wollte sie es auch gar nicht wissen. »Viel Zeit hatten wir ja nicht zusammen. Aber ja, irgendwie haben wir uns wohl gut verstanden.« gab Calleigh als Antwort, obgleich Kurya genau genommen keine Frage gestellt hatte. Aber nur so hielt man Gespräche am Laufen. Man musste selbst etwas sagen, um nicht das Schweigen zu verursachen. Nur war nun die Frage, wieso er darauf überhaupt zu sprechen kam. Über sich wollte er nicht reden und Cynthia war eigentlich ein gutes Bindeglied, von dem man schnell auf ihn schließen konnte. Abe es war ja seine Entscheidung. Sie würde nur versuchen, nicht in schweigen zu verfallen.

Während der Dämon dem Kellner zusah, wie er davon trabte vernahm er gleichzeitig auch schon die Antwort von Calleigh auf seine kleine Bemerkung. Gut verstanden? Ein schwaches lachen entkam nur kurz und ganz leise aus dem Munde des Blonden während er den Blick wieder ganz zu ihr wand. "Entweder hast du irgend einen ganz besonderen Charme an dir oder aber sie hat sich in der Zeit stark verändert." Auch wenn Kurya bei weitem nicht sehr laut gesprochen hatte, so sprach er seiner Meinung nach weiterhin zu laut wenn es um dieses Thema ging. Was würde wohl passieren, wenn der Nachbartisch mitanhören würde wenn er über Mord und Totschlag sprach? Im schlimmsten Fall eine ganze Menge Ärger und der Wunsch das Cynthia noch hier wäre, aber im besten Fall wohl einfach nichts. Aber leider ging damit dann auch schon wieder der Gesprächsstoff aus. Zwar könnte er ihr die schlimmsten Geschichten von ihrer ehemaligen Zimmergenossin erzählen, aber dafür war dies hier erstens nicht der richtige Ort und zweitens sah er dafür aktuell keinen Grund. Vielleicht würde er dies tun, wenn das Gesprächsthema wieder einmal in diese Richtung gehen würde. Aber vorher würde er ganz bestimmt nichts mehr dahingehend erzählen. Wieso auch? "Hab ich irgendwas wichtiges verpasst in meiner Abwesenheit? Irgend welche Lehrer gestorben? Geister haben angegriffen?" Mit ein wenig Sarkasmus fragte der Dämon sie diese wohl recht unwahrscheinlichen Szenarien. Bestimmt war einfach gar nichts weiter spannendes passiert und die Lehrer waren noch unregelmäßiger zum Unterricht erschienen..

Calleigh verstand ehrlich gesagt nicht, was so seltsam daran sein sollte, dass sich die beiden gut verstanden hatten. Irgendwie war es ja auch und er war wohl der Auslöser dafür gewesen. Vielleicht konnte man nicht unbedingt von einer tiefen Freundschaft sprechen, dazu war die Zeit viel zu gering gewesen, aber vielleicht hätte sich eine daraus entwickeln können. Vielleicht. "Wie war sie denn vorher?" fragte Calleigh einfach, auch auf die Gefahr hin, dass es ihm zu sehr in sein Privatleben hinein ging. Sie konnte ja nicht immer alles schweigend hinnehmen, ein Gespräch baute sich auf, mit Fragen, Antworten und erneuten Fragen. Und er musste einfach damit rechnen, dass sie solche Fragen stellte, wenn er schon mit dem Thema anfing. Dann aber schwenkte er das Gespräch auf ganz andere Themen, nämlich auf das, was in der Zeit hier geschehen war oder eben nicht. Denn solch seltsame Szenarien waren glücklicherweise nicht wieder aufgetreten. Der Werwolfangriff war schon schlimm genug. Ihr Handgelenk tat nach wie vor noch weg..."Glücklicherweise verlief alles ruhig. Unterricht war nicht sonderlich viel, irgendwie scheint keiner mehr Lust zu haben - verständlich würde ich sagen." tat sie mit einem Schulterzucken ab und fragte sich, wieso er das hatte wissen wollen. Wahrscheinlich nur, um ein Gespräch am Laufen zu halten. Zu gern würde sie ihn fragen, was er in der Zeit gemacht hatte, doch war ihm das wohl wieder zu privat. Obwohl es ihr beinahe über die Lippen gekommen wäre, hielt sie sich noch rechtzeitig zurück. Nur führte das dazu, dass sie endgültig schwieg. Denn was sollte sie sonst mit ihm reden? Bestimmt würde sich irgendetwas finden lassen. Aber nachdem was bei ihrem letzten Treffen passiert war, wusste sie sowieso nicht recht, wie sie eigentlich mit ihm umgehen musste.

Mit ernster Mine sah der Dämon zu ihr, beugte er sich ein wenig weiter zu ihr nach vorne. Für so ein pikantes Gesprächsthema war dieser Ort dann doch etwas zu heikel. Jedenfalls dann, wenn es darum ging wie Cynthia vorher war. Ein schmales Lächeln zierte wie aus dem nichts seine Lippen als er wieder ansetzte zu sprechen. "Hat sie dir von ihrem großen Bruder erzählt?" Wieso musste er gerade bei diesem Thema auf einmal anfangen zu Lächeln? Besonders lustig war es ja eigentlich nicht. "Oder von ihrer Mutter?" Das schwache Lächeln aus seinem Gesicht verschwand wieder vollkommen als er sich ein wenig wieder zurück lehnte. Wieso fragte er eigentlich? Natürlich hatte sie ihr nichts von ihrer echten Familie erzählt gehabt. Die Lilahaarige hatte ihm schließlich alles erzählt von dem was ihr heraus gerutscht war. Entspannend lehnte sich der Blonde an die Rückenlehne an seinen Stuhl. Wie lange würde es denn jetzt noch dauern bis die Pizza kam? "Hahaha, oh man diese Schule.."

Auf einmal beugte er sich zur ihr vor und lächelte. Ein irgendwie schönes Lächeln, auch wenn Calleigh keine Ahnung hatte, welchen Grund er dafür hatte. Dann fragte er sie nach Cynthias Bruder. Calleigh hatte nicht einmal gewusst, dass sie einen Bruder hatte! Definitiv hatte Cynthia ihr nichts davon erzählt und die Blonde hatte auch nicht danach gefragt. Genau genommen war Kurya der einzige, über den sie ausgiebig gesprochen hatten. Kein Wunder eigentlich, denn Kurya war der Grund gewesen, wieso sich Calleigh überhaupt erst betrunken hatte. Da fragte sie sich doch warum. Wieso hatte sie sich betrunken, weil ein Date mit ihm nicht gut gelaufen war? Eigentlich hatte sie dafür ja kaum einen Grund. Etwas ernstes sollte es ohnehin nicht werden, warum sich also darüber aufregen? »Nein, hat sie nicht. Aber was hat das mit ihrem Verhalten zu tun?« fragte sie ihn dann, irgendwie verstand sie den Zusammenhang einfach nicht, noch weniger, warum er jetzt über Cynthia sprechen wollte. Aber so konnte man zumindest die Zeit überbrücken, was nicht unbedingt schlecht war. Auch von der Schule sprachen sie noch kurz, aber Calleigh hatte kaum noch Ahnung, was sie darauf noch sagen sollte. »So ist es hier nunmal.« konnte sie darauf nur noch erwidern. Sofern Kurya nicht noch etwas wissen wollte, war das Thema damit dann wohl auch beendet.

Und wieder schlich sich das schwache und dezente Lächeln in das Gesicht des Dämons. Wieso zum Teufel nur er bei gerade diesem Thema anfing zu lächeln war ihm schleierhaft. Aber vor allem diese Gegenfrage von Calleigh bestärkte das Lächeln in seinem Gesicht sogar. "Wirkte sie auf dich, wie jemand der ihren eigenen Bruder tötete und es bedauerte, die Mutter nicht auch selbst getötet hatte?" Das dezente und doch irgendwie charmante Lächeln im Gesicht von Kurya war nicht verschwunden. Nein, er musste wahrhaftig darüber lächeln. Einerseits war er mehr als nur sehr gespannt darauf, wie die Blondine antworten würde. Andererseits würde sie ihm mit so einem Lächeln im Gesicht wohl kaum glauben. Und gerade das, dass war das verlockendste an der ganzen Sache. "Also so langsam könnte die Pizza aber doch mal kommen..", meinte der Blonde dann auf einmal wieder. Das es bei weitem nicht zu der Sache mit Cynthia's Familie passte, war ihm in dem Sinne dann doch recht..gleichgültig. Zwar war er doch sehr gespannt darauf zu sehen, wie "Barbie" reagierte aber sein Hunger war dann doch noch größer!

Sein Lächeln passte nicht zu seinen Worten, die Calleigh schockierten und ihre Sprache verschlugen. Alles, worüber sie sonst noch nachgedacht hatte, verflog für den Moment, wusste sie doch nicht, was sie dazu sagen sollte. Sprach er die Wahrheit oder verarschte er sie? Eigentlich vermutete sie eher letztens, denn wozu sonst das Lächeln? Andererseits kannte sie ihn soweit, dass er sie bei so etwas wohl kaum anlog. Aber vielleicht eben doch. »Du weißt dass ich Lügen nicht mag, ja?« versuchte sie auf diese Weise zu erfahren ob er ihr wirklich die Wahrheit sagte. Sowieso fragte sie sich wie man seine Geschwister umbringen konnte ohne Reue zu zeigen. Man musste doch ein Monster sein. In ihren Augen. Über Eltern ließ sich ja noch streiten, aber Geschwister? Die hatte selbst Kurya nicht umgebracht. Der Satz zu der Pizza war nach Calleighs Meinung ziemlich überflüssig, zwar warteten sie wirklich schon eine ganze Weile, aber sie hatten auch noch Zeit. »Kommt bestimmt bald.« meinte sie nur beiläufig, dachte aber eher darüber nach dass Cynthia ihren Bruder umgebracht haben sollte. Dass sie gemordet hatte wusste sie ja bereits, was schon schlimm genug war, aber ihren Bruder? Sie war sich nicht sicher ob sie dieses Thema fortführen wollte. Aber wenigstens sprach er nun endlich.

Unverändert lächelte der blonde Dämon weiter zu dem Mädchen hinüber, erfreute ihn in gewisser Weise alleine schon diese Frage ihrerseits königlich. Sie glaubte ihm in keinster Weise, ganz genau so wie er es erwartet hatte. "Ich lüge nicht, so sind die Victarius einfach." Das Lächeln wollte einfach nicht mehr aus dem Gesicht Kurya's verschwinden. Nein, diese kleine Unterhaltung erfreute ihn dann doch wirklich sehr. "Sie trafen sich auf dem Schlachtfeld, ein paar Jahre nachdem sie Cynthia verstoßen hatten." Nachdem er diesen Satz beendet hatte, wandte der blonde den Blick zu dem herannahenden Kellner, welcher auch sogleich ihre beiden Pizzen servierte. Na das wurde aber auch endlich mal Zeit. Schwach nickte der Blonde höflich um sich bei dem Kellner zu bedanken, bevor er sich auch schon nur gierig die Hände rieb. Kuraiko hatte wirklich nicht übertrieben gehabt! Die Pizza war für das was sie kostete wahrlich gigantisch und lecker duftete sie obendrein auch noch. "Ich wünsche dir einen guten Appetit.", wünschte er wie es sich halt gehörte dem Mädchen ihm gegenüber, welche noch über die riesige Pizza staunte. Sofort nahm er Messer und Gabel in die Hand und schnitt das erste Stück von der Pizza ab. Wie sie wohl schmeckte?