Ein kleines und nettes Cafe, indem man in Ruhe seine Zeitung lesen kann ohne gestört zu werden. Viele kennen sich hier einander und sind offen zu fremden Leuten. Die alten, gelben Stühle und Sitzbänke drinnen und draußen sehen teilweise schon etwas mitgenommen aus, dennoch sind sie gemütlich und laden zum Verweilen ein. Die Tresen sind oft für die Stammgäste reserviert, die Fußballspiele im Fernsehen betrachten können. Oft finden sich hier auch Jugendgruppen, die sich einen nach dem anderen Eisbecher in die Figur stellen - es soll hier aber auch die besten der Insel geben! Auch ist es möglich, sich im Vorbeigehen beim Eisstand vor dem Cafe ein selbstgemachtes Tüteneis in verschiedenn Sorten mitzunehmen.
Nicht viel war deprimierender, als allein vor einer Eisdiele zu stehen. Höchstens dabei auch noch kein Bargeld zu besitzen, um sich seinen einsamen Eisbecher kaufen zu können. Oh, und als Bonus konnte Mikhail die meisten Namen der Sorten nicht einmal entziffern! Verdammtes Japanisch. Welcher oberkluge Typ war damals auf die Idee gekommen hunderte, verschiedene Zeichen, die sich alle irgendwie ähnlich sahen, als Schriftsystem einzuführen? Zähneknirschend steckte der Werwolf seine Hände in die Hosentaschen, in der leisen Hoffnung den ein oder anderen Schein zu finden und an die Oberfläche befördern zu können. Aber heute war das Glück nicht mit ihm. „So ‘ne Kacke“, fluchte er in seiner Muttersprache. Mikhail schaute die Straße hinunter. Vielleicht traf er ja jemanden, den er kannte und der bereit wäre ihm ein oder zwei Zen zu leihen. Bevorzugt zwei. Eine halbe Eiskugel verkauften sie wohl kaum. Ein Blick auf sein Handy verriet ihm, dass der Rest der Sonnenklasse noch im Sportunterricht feststeckte. Also konnte er niemanden anrufen, um zumindest nicht hier rumstehen zu müssen, wie bestellt und nicht abgeholt. Er steckte sein Handy wieder weg und ging ans Durchreichfenster der Eisdiele heran. Zum Glück war er gerade der einzige, der von draußen bestellen wollte. Mikhail schenkte dem Mädchen auf der anderen Seite ein breites Lächeln. Er konnte die Faszination in ihren Augen sehen, als sie seinen direkten Blick erwiderte. Wahrscheinlich sah sie nicht oft Wesen mit verschiedenfarbigen Augen. „Ich hab heute Geburtstag! Ich bekomm doch bestimmt eine Kugel aufs Haus“, verlangte er selbstsicher, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Das Mädchen blinzelte verunsichert. Wüsste sie, dass Mikhail dieselbe Nummer bereits vor drei Wochen abgezogen hatte, würde sie ihn ganz klar verärgert abweisen und vielleicht sogar mit der Polizei drohen. Stattdessen schüttelte sie nur vorsichtig den Kopf und erklärte ihm, dass sie das leider nicht machen dürfte. Mikhails Lächeln entgleiste. Beim letzten Mal hatte es funktioniert. „Tzz … dann nicht.“ Schulterzuckend wandte er sich ab. Dabei hatte ihn das Schokoeis so angelächelt.
Was für ein schöner Tag. Mhhh, dachte ich mir, während ich durch die Straßen umherlief. Ich hatte irgendwie verschlafen gestern, aber ich kann mich gar nicht so erinnern wieso? Habe ich gestern etwas zu tief ins Glas geschaut? Alter, echt Fragen über Fragen. Aber das soll mich nicht kümmern. Obwohl, wenn ich mal auf den Abend zurückblicke, habe ich Levi noch Yuu gestern gesehen! Und dafür kann es auch nur zwei Mölichkeiten geben, die hier durch ein schnelles Ausschlussverfahren bestimmt werden können! A: Yuu war wieder mit Ruby unterwegs! So auch Levi dann mit Kaede! ODER B: Ich war echt so dermaßen voll gewesen, dass keiner im Zimmer es für nötig gehalten hatte mich zu wecken. Ich hoffe, dass hier die Variante A, einfach mal zutrifft.
Die Sonne war super angenehm und füllte den ganzen Tag mit einer super-geilen Stimmung auf! Das fetzt! Ich war gerade eben noch beim Kiosk des Vertrauen, welchem ich echt zu verdanken habe, dass ich da meine Zigaretten kriege. Wenn Mama mich nur sehen würde, was ein bestialischer Raucher ich geworden wäre, würde sie mir definitiv Steine, ach wenn nicht sogar ganze Häuser nach mir schmeißen. Ich verzog mein Geischt etwas nervös und würde gerne das ganze mal mit erleben, aber irgendwie gruselte ich mich schon vor der Direktorin. Fr. Badera, sie war ja die Ziehmutti für den Stinktierdude Leviathan. Soweit ich mich demnach erinnern könnte. Ich würde ungerne die Strenge von ihr noch privat erleben wollen, aber ich kann es mir ganz gut vorstellen, dass sie in etwa mit Mama ist. Heeh? Woran denke ich denn da nur?!
Ich fasste mir an das Gesicht und fuhr mit einem Finger über meine Male im Gesicht und am Hals. Sie waren schon leicht riffelig geworden, aber die Ärzte meinen, dass es halb so schlimm sei. So wie meinen Krallen, ja so nenne ich sie einfach ab sofort, sind sie eine Erweiterung der Mutation die in mir vorgeht! Nice, geiler Körper, yo. Aber naja. Das ganze sollte dann schnell unterbrochen werden als ich plötzlich den Jungen aus der Sonnenklasse sah. Ich schnipste paar mal nervö sin die Finger und überlegte seinen Namen. Gott, wie hieß er denn jetzt? Ich lief einfach auf ihn zu und hob dann meine Hand grüßend. "Hey! Sag mal musst du nicht in der Schule sein?", fragte ich fast schon so streberhaft, dass man meinen könnte man hätte mich darauf angesetzt. Allerdings wenn man an mir so herunter schaute und mal die Klamotten sah, welche ich trug, dann sah man schnell, dass ich erst vor paar Minuten wach wurde. Das lockere T-shirt, dass mir eine Nummer zu groß war, aber so extrem angenehm war zu tragen, die lange schwarze Hose, welche ich unten mit einem Pinuproll gebunden hatte und die ausgelaufenden Vans, waren schon Indiz genug gewesen, dass ich eigentlich auch zur Schule hätte gehen sollen, aber es voll verplant habe. Naja eigentlich verpennt!
Hatte ihn da jemand gegrüßt oder fühlte der Werwolf sich mal wieder nur fälschlicherweise angesprochen? Der Typ, der auf ihn zukam, kam ihm jedenfalls vage bekannt vor. Sie gingen hundertpro zusammen zur Schule, aber nicht in eine Klasse. Sonst würde Mikhail sich an diese dubiosen Flecken, die der andere da im Gesicht hatte, erinnern. Außerdem sagte ihm der Geruch des Weißhaarigen so gar nichts. Ja, manche Mitschüler konnte er schon am Geruchsprofil erkennen und damit war nicht einmal gemeint, dass sie mal wieder duschen müssten. „Hi“, grüßte Mike den Mitschüler weniger enthusiastisch, aber nicht unfreundlich. Er war doch ganz froh einem halbwegs bekannten Gesicht zu begegnen. „Wieso? Willst du mich verpetzen?“, fragte er zuerst ernst, bevor schließlich ein Grinsen anzeigte, dass der Vorwurf nur ein Spaß war. Mikhail war selten auf Krawall gebürstet. Späße hingegen, erlaubte er sich oft. „Ich hab‘ frei.“ Schulterzuckend kickte er ein kleines Steinchen, das vom Gehweg auf die Straße flog. So ganz stimmte das nicht. Er war befreit, weil er sich vor ein paar Tagen unglücklich den Knöchel verstaucht hatte. Dass die Verletzung inzwischen aber wieder verheilt war, hatte er niemandem mitgeteilt. Wenn man schon eine Krankschreibung hatte, musste man die auch ausnutzen, nicht wahr? Schweigend musterte Mikhail den Weißhaarigen, wobei sein Blick länger auf den Narben (oder Tattoos) verweilte, als auf der Kleidung seines Gegenübers. Was Leute anhatten, hatte den Russen noch nie gejuckt. „Welche Klasse gehst du?“, fragte er dann nach einer kurzen Weile. Das Klassensystem kam ihm übrigens ziemlich suspekt vor. Wieso gab man Schulklassen so alberne, astronomische Namen, statt sie einfach durchzunummerieren? Als wären sie hier im Kindergarten oder so. „Ich bin übrigens Mike … Sonnenklasse.“ Er streckte sich, wie eine Katze, die die warmen Sonnenstrahlen genoss. Daran, dem anderen die Hand zu reichen, dachte er gar nicht. Das wäre echt zu formell. Beiläufig wanderte sein Blick zurück zur Eisdiele. Ob er diesem älteren Schüler ein paar Zen abluchsen könnte? Er sollte wohl erst einmal herausfinden, wie der andere hieß, bevor er mit Bitten daherkam.
Punkt, punkt, punkt. Könnt ihr euch das so vorstellen? Wie in einem Anime, wenn der Gegenüber keine Ahnung hat, was der andere erzählen will, weil er nicht auf den Punkt kommt? So in etwa habe ich mich in der Situation gefühlt. Das flüchtige 'Hi' und dann ob ich ihn verpetzen will! Ja, na klar! Was hast du denn gedacht, was ich an einem Montag Nachmittag, um 15.38 bei diesem sonnigen Wetter sonst zu tun hätte. Also denk dir deinen Teil, doch selbst "..du Pappnase..", sagte ich zickig und bemerkte einfach nicht, wie ich das laut ausgesprochen hatte. Ich schaute zur Verkäuferin, welche mir einen Blick zu geworfen hatte, welchen ich gut kannte. Es war dieses - Yo, was hast du gesagt, Bruder? - Gesicht. Jetzt hast du es verkackt Arata Itô, deine Mutter wäre stolz. Ich schüttelte den Kopf und vergewisserte mich, dass ich dieses Mal etwas höflicher sein sollte. Ich sehe zwar aus wie ein Lump, aber es heißt nicht, dass ich mich auch so verhalten muss!
"Mein Name ist Arata Itô. Ich gehe in die, ehhh..", schnell hob ich meinen aufgeheiterten Blick entgegen des Himmels und überlegte eben, in welche Klasse man mich gesteckt hatte. Ach, da fiel es mir doch wieder ein als ich den weißen Himmelskörper, in einem blassen Weiß erkannte. "Ich gehöre zur Mondklasse.", erzählte ich ihm aufgeregt und voller Lebensenergie. Mann, so gut habe ich mich ja eigentlich nicht gefühlt als ich das Bett verlassen habe. Aber sei es drum! Wer säuft kann auch später wieder gut gelaunt sein. Öh, dabei ist mir eingefallen, dass ich diese Luana gar nicht gesehen habe. Die ist auch ein süßes Schnittchen, aber ich bin ja im Grunde zu schüchten, um sie einfach mal anzusrpechen. Gott, bin ich kompliziert!
Naja. Ich schaute mir das ganze eine kurze Weile an und versuchte den Blick von dem Burschen zu deuten. Irgendwie sagte mir mein Gefühl er will etwas von mir. Nicht auf einer sexuellen Basis, weil ich eh auf Frauen stehe, vor allem mit so schönen Brüsten - hee heee boi. Dabei merkte ich auch null, dass mein Gesicht an den Wangen etwas rötlicher wurde. Es hätte nur noch das strömende Blut aus der Nase gefehlt und der Gedankengang wäre völlig offensichtlich gewesen. Zurück zu Mikhail. So stellte er sich zu mindestens vor. Irgendwie mystisch und geheimnisvoll, aber der Typ sah ja fast so wie Leviathan aus. Nur fast. Ihmfehlte dieses gewisse Stinktierartige etwas auf den Haaren. Ach und dann noch das verpeilte Gesicht, dann würde man meinen er sehe genau so aus! Also, was wollte Mikail denn? Ganz bestimmt Geld. Das Mädel konnte er bestimmt nicht beeindrucken und jetzt würde er bestimmt bei mir schnorren wollen, auf der Grundlage, da wir die gleiche Schule besuchen, gleichartige Freaks wären und somit eine Bande hätten die uns verbindet könnte er sich mir nichts, dir nichts Geld von mir leihen! Ich würde es tun. Dumm nur, das weiß er sicher nicht, dass ich so gut wie nie Geld in der Tasche habe. Einfach, weil es viel zu schnell weg ist. Ich verstehe nicht warum, aber das ist wohl ein Mysterium, dass nicht niemals ergründen würde. "Kein Geld bei?", fragte ich dann mal um meiner Hypothese auf den Grund zu fühlen.
Mikhail wurde aus diesem Dude irgendwie nicht ganz schlau. Die Beleidigung, wenn man sie denn überhaupt als solche auffassen wollte — Mike tat es jedenfalls nicht —, passte nicht wirklich zum ansonsten fröhlichen Gemüt des weißhaarigen Schülers. Hatte da jemand spätpubertäre Stimmungsschwankungen? Mikhail musste grinsen. Allerdings auch nur für einen kurzen Moment, bevor er seine Stirn unwillkürlich runzelte. „Alter, es gibt drei Klassen und du vergisst in welche du gehst? Das ist hart“, erwiderte er schmunzelnd. Nicht spöttisch! Eher einfach belustigt, dass dieser Arata entweder über ein verdammt schlechtes Erinnerungsvermögen verfügte oder gerade einfach irgendwie neben sich stand. Mondklasse. „Cool, cool.“ Also bestätigte sich die Vermutung, dass sie in unterschiedliche Klassen gingen. Na ja, eine Vermutung war es nicht unbedingt gewesen. Viel mehr ein Fakt. Trotzdem hatte der Werwolf hiermit garantierte Gewissheit, dass er Arata nicht nur versehentlich drei Monate lang ausgeblendet hatte. Mikhail verschränkte die Arme hinterm Kopf, sodass seine Ellenbogen nach außen gerichtet waren. Er wusste nicht, worüber er mit einem Mitschüler, der auch noch augenscheinlich älter war, großartig reden sollte. Warum konnte ihm stattdessen kein niedliches Mädchen über den Weg gelaufen sein? Da waren einige in seiner Klasse, auf die er ein Auge geworfen hatte. Verdammt blöd nur, dass ihn die meisten von ihnen wahrscheinlich nur als Klassenclown sahen und nach vierzehn Tagen sowieso wieder vergaßen. Aratas Frage riss Mike wieder etwas aus den Gedanken (an weiche Haut und Brüste). Konnte der Typ Gedankenlesen, oder was? „Hä, doch. Was soll die Frage?“, antwortete er etwas defensiv und senkte die Arme wieder, um sie vor der Brust zu verschränken. Er stand eben gern tatenlos vor Eisdielen herum, ohne sich selbst etwas zu kaufen und das bei fröhlichen zwanzig Grad, also dem perfekten Eis-ess-Wetter. Pfff. „Was haste da eigentlich im Gesicht?“ Er deutete mit dem Zeigefinger auf die angesprochenen Stellen, bevor seine Hand wieder in seiner Armbeuge verschwand. Ja, am besten er lenkte jetzt von seiner eigenen Misere ab. Würde er den anderen jetzt um Geld bitten, würde es ja so wirken, als würde Mike nach Almosen fragen. Das hatte er echt nicht nötig!
Ich fühlte mich irgendwie ertappt, wobei es dafür keinen Grund gab. Ich meine, ich habe es genau so angegeben und ausgesprochen! Also wirklich! Dann vergesse ich das halt mal? Ich bin ja auch mal, so verschlafen wie ich war, fast zwei Stunden später in die Schule gekommen und war der Meinung, dass die Sonnenklasse meine Klasse wäre. Naja.. "Ja, das passiert manchmal, hee.", schmunzelte ich dann etwas verlegen zurück. Also der Typ muss doch kein Geld beihaben. Wer steht denn sonst hier so rum. Vor einem Eisladen ohne Eis? Also sorry, ich tuh das zwar - heute ist ja der Beweis dafür, aber sonst macht das doch eigentlich niemand! Oder? Vielleicht Levi der Spinner oder Yuu, wenn er komplett verpeilt durch die Gegend stolziert. Naja. "Du siehst aus als hättest du eben kein Geld, Mann!" Also echt. Ich fuhr mit meinem Finger an den Malen entlang und schmunzelte. Sie fühlten sich etwas rau an, aber waren halt nichts anderes als Fleisch. Ok, also ungenießbares Fleisch. Viel Fett und so. Schlecht für die Darmflora und so. (Muss ja auch oft den Kanibalen nein sagen!) "Das sind Geburtenmale. Die Trage ich so gut wie über all am Körper. Hier am Hals hab ich sie auch.", sagte ich und zog den Kragen vom T-Shirt weiter nach unten, so dass man einen recht guten Blick drauf werfen konnte. "Es ekelt die meisten, aber egal! Ich finde es knorke!", sagte ich locker und zuckte dabei mit den Schultern. Mir fiel dann auch auf, dass er zwei unterschiedliche Augenfarben hatte. "Du bist aber auch ein echter Sonderling, hhe?", fragte ich dann etwas amüsierter.
Der Typ war wohl öfter durch den Wind, wie es schien. Jedenfalls behauptete er es würde schon mal passieren, dass er vergaß in welche Klasse er ging. Für Mikhail nach wie vor nicht nachvollziehbar, allerdings wäre er der letzte, den ein schlechtes Gedächtnis bei anderen überraschen würde. Er hielt es nicht für notwendig das weiter zu kommentieren, reagierte aber mit einem kurzen, belustigten Zischen und einem (nicht böse gemeinten) Kopfschütteln. Der Werwolf hob eine Augenbraue, als Arata meinte er würde aussehen wie jemand, der kein Geld dabei hätte. Unhöflich! Sah er etwa aus wie ein Obdachloser oder ein armer Schlucker? Ja, wenn man die Aussage aus dem Kontext riss, könnte man sie schon falsch interpretieren. Aber da Mike nicht auf Stress mit einem Mitschüler aus war, ignorierte er diesen Gedanken einfach mal und tat so, als fühlte er sich nicht dezent auf den Schlips getreten. „Ich hab‘ Geld … halt nur nicht dabei. Egal, brauch‘ ich jetzt auch nicht. Im Bus merkt eh keiner, wenn du schwarzfährst“, gab er grinsend zurück. Zumindest wurde er noch nie kontrolliert. Die Sache mit dem Eis ließ er jetzt einfach mal fallen. Wenn Arata ihm nicht von selbst anbot ihm eine Kugel zu spendieren, würde Mike bestimmt nicht danach fragen. Das ging sowas von gegen seine Würde. „Ich hab‘ keine Ahnung was Geburtenmale bedeutet“, gab er zu, nachdem Arata erklärte, was es mit den Flecken auf sich hatte. Also sowas wie Muttermale? „Hast du die schon seit immer, oder was? Ich find’s jedenfalls nicht eklig … wenn ich nicht so nah ran geh‘, heh.“ Er kniff grinsend die Augen zusammen. War natürlich nur ein Scherz; Mike fand die Male auch beim näheren Betrachten alles andere als ekelhaft. „Ich wette die Mädchen fliegen voll drauf, hm? Narben und so … damit wirkst du wie’n tougher Kerl. Nur so ‘n Tipp: Nenn‘ die Flecken nicht Geburtenmale, das klingt lahm.“ Auf Aratas Kommentar hin, rieb Mikhail sich aus Reflex das rechte, grüne Auge. Den meisten fiel es sofort auf, solange sie Blickkontakt herstellten. „Joa, geht. Ich bin hier an der Schule nicht mal der einzige mit—“ Ihm war das japanische Wort für Heterochromie entfallen. „—solchen Augen.“ Mikes Pose lockerte sich wieder und er schob seine Hände in seine Jackentaschen. „Haste noch irgendwas vor?“ Ewig wollte er dann doch nicht vor dem Café rumstehen und mit jedem Blick Richtung Eisdiele Salz in die offene Wunde streuen.
Ich scheine ja eine Art von Komödie hier auf zu führen, welche ich nicht einmal verstehe! Wow! Ich bin wieder von mir begeistert. Weißt du Arata? Ja? Du bist echt ein kluges Köpfchen. Oft durch den Wind, aber auch ein Genie im Sein! Wow, wie nett, das aus meinem Mund zu hören! Kein Ding! Oft schienen mir solche diversen Gespräche, welche ich dann mit mir selbst führe, durch den Kopf zu fahren. Immer und immer wieder erwischte ich mich dabei. Ob es nun beim Malen war, beim Lesen oder einfach beim Spazieren. Ich war der größte Kritiker, welchen ich mir nur wünschen hätte können. Schlecht war es ja nicht! "Ha! Also doch!", meine Behauptung bestätigte sich ja doch im Endeffekt! Lief echt wie am Schnürchen. Jetzt frage ich mich allerdings wieso er direkt auf das Schwarzfahren anspricht? Hat ihm Leviathan, der Sack etwas von dem ganzen Spaß erzählt? Vor allem da es mir auch mal öfters passiert. Aber gut, wenn Herr Ohakuri, der oft aus diesem Bezirk in die Richtung des Wohnheims fährt, eben den Bus fuhr konnte ich schon oft mit fahren ohne auch nur einen Zen dafür auszugeben! Aber dafür musste ich mir die alten Geschichten von dem Opa anhören. Manchmal waren die echt strange. "W..wie kommst du darauf, dass ich schwarzfahren würde, he..he?!", meine Stimme bibberte ja als hätte ich in eine Steckdose gefasst. Ich kratzte mir zugleich den Hinterkopf und versuchte eben schnell abzulenken in dem ich in der Weltgeschichte umher schaute, aber das schien dann noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. WIeso fühle ich mich denn so ertappt bei sowas? Na gut. Ich habe es auch nicht wirklich jemanden erzählt. "Naja das was das Wort eben bedeutet! Ich hab keine Ahnung, ob die wirklich so heißen, aber laut den Akten, soll meine Mutter solche Male nicht gehabt haben!", erklärte ich in einer schon fast peinlichen Lage. Geburtenmale? Was für eine Wortneuschöpfung. Sicher gab es dieses Wort nicht, aber irgendwie passte es eben dazu! Also ey! "Ja. Seit ich auf der Welt bin habe ich die. Also wirklich überall. Rücken, Arme, Beine, Brust und so. Aber halt nicht so riesig wie am Hals oder so, hehe.", prahlte ich dann doch schon fast und versuchte mir dann vorzustellen, wie es wäre, wenn alle Mädels darauf abfahren würden. Wow. Nice Vorstellung. Danke Mikhail. Würde ich das hier schreiben, würde ich hier so einen elenden Emoji reinpacken. Ich nickte darauf bestätigend und hörte dann zu, was er so von sich Preis gab. "Du meinst eine Heterochromie?", fragte ich dann etwas verwirrt, "..ehhh, nicht wundern, ich habe eine Menge Zeit im Krankenhaus verbacht, deshalb kenn ich den Namen dadurch. Ich habe ja sowas ähnliches.", sagte ich dann und überdeckte kurz mein linkes Auge mit einer Hand. Kurz darauf lies ich meine Hand langsam herunter und offenbarte Mikhail dann mein rotes Auge mit der schwarzen Farbe, statt dem eigentlichen Augenweiß. Ich zeigte mit einem Finger darauf. "Siehst du? Ich habe es auch!", sagte ich lachend und wollte ihm damit noch mal einen Ruck geben, sich vielleicht nicht so als Sonderling zu fühlen. Schließlich gab es hier auch völlig normale Menschen. "Nö. Ich hab die Schule verschlafen und bin eifnach nur so unterwegs.", ich klopfte mir eine Zigarette aus der Schachtel, welche ich hervor gezogen habe und steckte sie mir in den Mund. Kurz darauf holte ich ein Feuerzeug heraus, ein Zippo - ( Wieso? Weil das ein Klassiker ist!) und steckte mir das Lungenbrötchen an. Ich atmete den Rauch, genüsslich ein und stieß ihn dann in eine abgelegende Richtung fort. Das erinnerte mich ein wenig daran, wie ich mit Vivian aus war. Ich qualmte ihr ausversehen ins Gesicht und dann, uff. Ich will gar nicht mehr daran denken! Ich schüttelte mir leicht vor Angst den Kopf und schaute dann zu Mikhail. "Rauchst du auch? ", fragte ich eher uninteressiert und stellte gleich die nächste Frage. "Was schwebt dir denn so vor, was man noch machen könnte?" Ich hatte ja nichts vor und bis es Nachtw ar, waren es noch Stunden. Also?
Dass der Weißhaarige letztlich doch rechtbehalten hatte und Mikhail keine Knete bei sich trug, interessierte den Werwolf nicht so wirklich, weshalb er für den Siegesruf — okay, etwas übertrieben ausgedrückt — des anderen nur ein müdes Augenrollen übrighatte. Dann war ja geklärt, dass er zumindest bis zur Rückkehr ins Wohnheim blank war. Der Appetit auf Eis verging ihm sowieso allmählich, was aber nicht an Aratas Flecken lag. Nicht, dass man das hier falsch verstand. Mikhail war total tolerant, was ungewöhnliche Male, Narben und was auch immer es sonst noch so gab, betraf. Wer andere für sowas mobbte hatte eh selbst ein so minikleines Selbstbewusstsein, dass er Mike leidtun konnte. Als Arata das Schwarzfahren ansprach, legte der Russe fragend den Kopf schief. „Hab‘ ich doch gar nicht gesagt, was laberst du? Ich meinte, dass ich schwarzfahre, nicht du!“ Hatte er sich irgendwie ungeschickt ausgedrückt oder hatte er Arata tatsächlich versehentlich ertappt? Grinsend hob er eine Hand und zeigte mit dem Zeigefinger auf die Brust des anderen. „Aber dann weiß ich ja jetzt was für ‘n Illegaler du bist.“ Sein Grinsen hatte etwas verstohlenes. Leise in sich hineinglucksend senkte Mikhail den Arm wieder und wuschelte sich einmal durchs Haar. Laut den Akten? Mikhail schob nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Er verstand nicht um was für Akten es ging — vielleicht wieder wegen der Sprachbarriere —, aber ihm war auch nicht danach nachzufragen. „Okay, krass. Das einzige was ich hab‘ ist ‘n Tattoo. Kann man aber nicht vergleichen, hm?“, erwiderte er schulterzuckend als Arata ihm von den Malen erzählte, die er wohl überall am Körper hatte. Und das schon seit immer! „Ja, Heterochr—das, ja.“ Das war echt ein langes Wort. Konnte er sich spontan nicht merken und auch nicht nachplappern. Na ja, wann brauchte er solche Wörter schon jemals außer im Biounterricht, den es hier nicht gab. „Das sieht ja geil aus!“, sagte Mike ziemlich fasziniert, als der Weißschopf sein eines Auge komplett schwarz färbte. Er lehnte sich sogar etwas weiter nach vorn, um die stechendrote Iris genauer betrachten zu können. War er ein Dämon oder so? Und sollte Mike ihn das fragen? Nah, er wollte es lieber gar nicht wissen. Er zuckte mit den Schultern als Arata fragte, ob er rauchen würde. „Näh … und blas das nicht so in meine Richtung. Hab‘ ne empfindliche Nase“, sagte der Werwolf und stellte sich auf die Seite wo der Rauch wegen des Winds nicht hinkam. Ihn störte es nicht, wenn seine Freizeitklamotten nach Kippen rochen, aber wenn der Qualm sein Näschen irritierte, könnte das unangenehm werden. Für Tage. Die Preisfrage: Was könnte man noch machen auf dieser stinkendlangweiligen Insel und ohne Kohle? Mike gähnte. „Kennst du ‘n paar Mädchen, denen du schreiben kannst? Zu zweit ist langweilig.“ Nicht, dass er Aratas Gesellschaft nicht schätze oder so, aber wenn man was unternehmen wollte, war es doch immer besser, wenn mehrere Personen an Bord waren. Bevorzugt (hübsche) Mädchen. Das musste der Weißhaarige doch bestimmt genauso sehen. Mikhail steuerte währenddessen eine Parkbank an und setzte sich auf die Rückenlehne, während er seine Füße auf die eigentliche Sitzfläche stützte.
Schade. Kein Rauchkompane, welchen man auch mitten in der Nacht wecken konnte, um mit ihm über den Sinn des Lebens zu quasseln und dabei eine Zigarette zu rauchen. Naja. Ich kratzte mir kurz den Hinterkopf, weil ich etwas verunischert war, wen ich denn nun anrufen könnte. "Hm.", grübelte ich laut vor mich her und lief auf und ab. Dabei zog ich auch nicht in Betracht, einfach das Handy herauszuholen um dort meine Kontaktliste durch zu gehen. "Ne.", sagte ich einfach ganz pauschal und ging einfach mal voraus. Das ich die anderen Themen bereits abgeschlossen hatte und dann keine Wertung mehr darauf legte, in der Hoffnung Mikhail würde nicht noch mehr nachhaken, fand ich ganz gut. Ich redete gerne, aber manche Themen sollte nur kurz erwähnt werden und nicht so in die Länge gestreckt werden. "Sag mal. Bist du ein Tierwesen?", ich fragte eher aus Interesse als aus Freundlichkeit. Er hatte bei Zeiten erwähnt, dass er eine empfindliche Nase habe, weshalb ich dann auch den Rauch noch kaum in seine Richtung ließ. Selbst wenn der Wind sich drehte, stellte ich mich anders hin. Schon sehr freundlich von mir, könnte man sagen. Ach was solls. Ich lobe mich mal - gut gemacht Arata! Dabei viel mir dann spontan noch was ein. "Kennst du denn keine Mädchen, denen man schreiben könnte?", das sollte auch mal als eigenständige Frage gelten. Ich dachte nicht, dass er gerade ne Gesichtsgrätsche ist oder so, deshalb wird er bestimmt die eine oder andere kennen.