Das Krankenzimmer ist im Gegensatz zu jenem im Schulgebäude mit mehreren Betten ausgestattet, die es also erlauben, dass erkrankte Heimbewohner im Notfall auch hier übernachten können, um andere nicht anzustecken. Der Raum befindet sich am Ende des Flurs; er ist sehr lichtdurchflutet, gross und geräumig. In den Computern sind alle wichtigen Daten der Schüler, wie Blutbilder, Testergebnisse, Krankheitsgeschichten, etc. eingetragen, zu denen nur die Ärztinnen Zugriff haben. Im Schrank befinden sich alle wichtigen Utensilien, die eine Ärztin zur Behandlung ihrer Patienten braucht. Ausser zwei Schreibtischen, die sich noch zusätzlich in der anderen Hälfte, gegenüber der Betten befinden, sind dort auch einige nützliche Dinge wie eine Waage und ein EKG Gerät vorhanden.
"Tut mir leid, ich bin gestern Abend erst hier angekommen" musste ich leider zugeben. "Ich hab hier leider noch nix gesehen außer der Schule und dem Waisenhaus. Dazu kommt das ich mich sowieso ständig verlaufe und irgendwo ankomme wo ich nie hin wollte. So bin ich auch am Strand gelandet obwohl ich in mein Zimmer wollte um was zu trinken." Normalerweise vermied ich es ja immer anderen von meiner Orientierungslosigkeit zu erzählen, allerdings wollte ich das Kerry lieber sofort bescheid wusste das sie sich was Wegbeschreibungen und so anging nicht auf mich verlassen sollte. "Das heißt wenn du dich verläufst und ich dich finde heißt das trotzdem das du den Weg allein finden müsstest."
Evangeline entschuldigte sich, dass sie ebenfalls keine Ahnung hatte, weil sie ebenfalls neu hier war. Dann erzählte sie von ihrer Orientierungslosigkeit. Kerry ging jedoch nicht weiter darauf ein und antwortete: "In meiner Tasche hatte ich eine Broschüre der Insel mit einer Karte und so. Sollen wir wieder zum Strand und sie holen?" Kerry fühlte sich immernoch unwohl dabei so vertraulich mit einer Schülerin zu reden. Hoffentlich würde niemand etwas erfahren!
"Gute Idee." antwortete ich auf Kerry's Frage. "Wenn ich schnell in mein Zimmer gehe und meine Badesachen hole können wir auch noch n bissl schwimmen gehen." schlug ich noch. Wenn man schon an den Strand geht kann man auch gleich ins Wasser gehen. Allerdings gab es da ein kleines Problem... "Oh! Meine Tasche liegt ja auch noch am Strand und da is mein Zimmerschlüssel drin. Dann müssen wir das mit dem baden wohl verschieben."
Evangeline fand die Idee gut und wollte gerade ihre Badesachen holen, als ihr auffiel, dass ihre Tasche nicht bei ihr war. Dann meinte sie, dass es dann eben verschoben werden müsste. "Mit Magie geht alles.", meinte Kerry nur und erhob sich. Sie trat neben Evangeline, hob ihre Hand und sprach einen magischen Satz. "Nullfunktion.", vollendete sie den kurzen Zauber und dieses Mal umgab sie tiefe Finsternis. "Keine Angst.", versuchte sie die Vampirin zu beruhigen. Schließlich wurden sie von der Finsternis verschluckt und sausten durch einen finsteren Tunnel einem Licht entgegen.
Als wir uns aus dem nichts wieder materialisierten blickte ich ihn noch einmal an und legte ihn auf das Bett und schob seinen Ärmel nach oben um mir seine wunde ein wenig genauer anzusehen. Es war nur eine leichte, oberflächliche Schürfwunde, sie würde von alleine verheilen, dennoch war er jung und somit musste ich ihm schon ein wenig unter die arme greifen. Also schnappte ich mir eine Flasche Jod und ein Tuch. Das wird nun ziemlich weh tun kleiner als mach dich auf den Schmerz gefasst. Der Ton in seinem Kopf musste sanft und einfühlsam geklungen haben, zumindest war es so geplant. Nun wartete ich noch einen Moment, das er sich darauf vorbereiten konnte und dann öffnete ich meine Augen und lächelte ein wenig. Nun musste er eigentlich bemerken das etwas nicht mit rechten dingen zuging denn meine Augen blickten nur stur geradeaus und nicht in sein Gesicht wie man es normalerweise tun würde.
Als wir dann einfach so da waren war ich erst etwas verwirrt. Das ging ziemlich schnell, aber besser so als wenn es zu langsam ginge. Allerdings war ich schon etwas verwundert als Takeo mich auf das Bett legte, es war nicht schlimm, aber mit meinen Beinen war alles okay, deswegen nur. Takeo schob meinen Ärmel hoch und ich sah weg, das musste ein Vampir nun auch nicht sehen. Er wollte sich die Wunde nur ansehen, was völlig verständlich war, aber dieser verdammte Geruch von Blut. Ich nahm die Worte von Takeo war verstand aber nicht was er meinte, sollte Jod etwa weh tun. Nah ja, eigentlich hatte ich es noch nie drauf und wusste es deswegen nicht. Dann öffnete Takeo endlich seine Augen, seine Augen waren hübsch. Aber die sahen einfach nur geradeaus und nicht in mein Gesicht, sowas sollte man doch eigentlich tun. Was war mit seinen Augen nur los? "Sag mal, was ist eigentlich mit deinen Augen los?" fragte ich und sah ihn leicht verwirrt an..
Nun bemerkte er wohl das ich nichts sehen konnte, zumindest nicht auf dem normalen weg, schließlich war ich blind aber durch meine Fähigkeiten konnte ich dennoch sehen. Das schien er wohl zu wissen, wie sollte er es auch nicht wissen, ich hatte mich die ganze zeit zielgerichtet bewegt. Also musste ich wohl auch etwas sehen können, zumindest würde das jeder Mensch und jedes Wesen denken oder bemerken. Wenn du so fragst bin ich wohl blind und stumm. Das ich stumm war musste er eigentlich auch schon bemerkt haben, schließlich benutzte ich nur Telepathie und nichts anderes um mit anderen zu kommunizieren, auch wenn meine stimme einigermaßen sanft klang bemerkte man dennoch das ich es ziemlich lustig fand das er das jetzt erst fragte. Schließlich war es normalerweise eine der ersten fragen welche unbekannte mir stellten. Aber er war entweder zu langsam dafür oder er hatte ganz und gar nicht darauf geachtet. Nun verscheuchte ich diese Gedanken und befeuchtete das Tuch welches ich geholt hatte mit dem Jod, es roch ziemlich grässlich aber das war bei Jod nun einmal so, nun fragte ich mich nur noch ob ich warten sollte bis ich es ihm auf die wunde drücke oder nicht. Dann hatte ich einen einfall und säuberte die wunde erst mit ein wenig wasser bevor ich dann endlich das jod mit dem lappen dran drückte.
Ich blieb erstmal still bis Takeo antworten würde, ich wollte einfach wissen was mit seinen Augen los war und warum er nicht direkt mit mir redete. Irgendwie musste er ja sehen können, schließlich hätte er vielleicht nicht gesehen wie ich hingefallen war. Blind und Stumm?! Oh je das war sicher nicht toll. Nun hatte ich wirklich Mitleid. "Das stelle ich mir unschön vor.." murmelte ich etwas leise und sah dann kurz weg. Takeo wusch die Wunde mit Wasser aus, während er das tat sah ich mich etwas in dem Zimmer um. Als plötzlich etwas an meiner Hand brannte zuckte ich zusammen. Takeo hatte das Jodtuch auf die Wunde gedrückt. Es roch furchtbar, aber da musste er nun wohl leben. Ich beachtete es nicht weiter und sah auf die Uhr die hier rum hing. Die Weihnachtsparty hatte schon längst angefangen, das war schade. "Sag mal hast du vor auch auf die Weihnachtsparty zugehen?" wechselte ich dann das Thema, das war wohl kaum jetzt passend, aber das war egal. Sich jetzt ablenken wäre wohl das beste, denn dann würde ich nicht mehr an das furchtbare Blut denken was auf dem Tuch war. Ich lächelte Takeo danach an und hoffte das er mir antworten würde..
Ich blickte ihn ein wenig verwundert an, schließlich hatte ich kein Mitleid erwartet, es war schon so lange her das es im Prinzip nichtmehr allzu schlimm für mich war. Ich konnte ja dennoch sehen und sprechen, somit hatte ich keinen schaden davongetragen. Aber ich würde nie zu mehreren Personen auf einmal sprechen können das war das einzige was mich ein klein wenig störte. Es muss dir nicht leid tun, es ist lange genug her und es wird nichtmehr besser. Übermittelte ich ihm mit einer sanften und ziemlich netten stimme, schließlich war er nicht dafür verantwortlich und er konnte es auch nicht so genau wissen. Schließlich hatte ich ihm nicht wirklich erklärt wie es dazu gekommen war und was es nun eigentlich für folgen gehabt hatte. Dann als er zusammenzuckte lächelte ich ein wenig und nahm das Tuch von seiner wunde. Nun krempelte ich meinen Ärmel zurück und betrachtete meine eigene Verletzung, sie war nicht sehr schlimm aber sie blutete dennoch ziemlich. Aber ich hatte Glück denn meine Selbstheilungskräfte begannen schon sich an ihre Arbeit zu machen. Nun lächelte ich ihn wieder an und übermittelte ihm folgendes: Nein ich habe nicht vor diese Feier zu besuchen, ich mag es nicht wenn sich so viele Wesen an einem Ort aufhalten.
Das Mitleid was ich fühlte sah man mir deutlich an, denn wer würde das denn nun nicht fühlen, wenn man erfahren würde, das ein Mann denn man ganz gern hat sowohl Stumm und blind ist. Trotz das er meinte das es ok sei, tat er mir leid, ich könnte mir das nicht vorstellen, nicht sehen zu können oder nicht sprechen zu können. Nachdem das Tuch mit Jod von der Wunde weg war schmerzte es nicht mehr und blutete auch nicht mehr. Ich schloss die Augen und seufzte kurz innerlich erleichtert aus. "Ach so, wie schade." meinte ich dann. Eigentlich hatte ich auch keine Lust da hin zu gehen, aber ich musste meinem Wichtel das Geschenk geben, vielleicht konnte ich ihm es ja einfach schnell geben und dann wieder gehen..
