Das Waisenhaus ist ein gigantisches Gebäude, das vorallem in der untergehenden Abendsonne sehr einladend wirkt. Links vom Hauptgebäude, in welchem die normalen Zimmer der Jungen und Mädchensind, befindet sich der Neutrakt und hinter dem Hauptgebäude haben die Badehäuser samt Aussenbad ihren Platz gefunden. Der Platz vor dem Waisenhaus ist sehr gross, sogar ein Basketballkorb hat hier noch hingepasst. Im obersten Geschoss des Neutraktes befinden sich die Zimmer der Erzieher! Die Treppe ausserhalb ist lediglich ein Fluchtweg und darf in der Regel auch nur als ein solcher genützt werden.
Aus dem Augenwinkel heraus, sah ich wie das Mädchen von der Bank herunter sprang und sich auf den Boden legte. Ich wusste nicht wieso sie das gemacht hatte, aber wahrscheinlich war sie scharf drauf ein paar Flöhe zu bekommen. Das hatte mich ja nicht zu interessieren. Ich dachte darüber nach, was ich wohl Morgen machen würde und hatte überhaupt keinen Plan. Dann schloss ich meine Augen und versuchte den Rat der Katze zu befolgen. Diese Stille war die pure Qual für mich. Ich mochte zwar Ruhe, aber ich konnte so eine selige Stille nicht ertragen. Außerdem wollte ich wieder kämpfen. Den kurzen Kampf auf dem Schiff, konnte ich nicht zählen, da ich dort fast nur einstecken musste. Mir fehlte das Adrenalin und dieses Gefühl der Rage. In diesem Zustand konnte ich mich zwar nie richtig kontrollieren, er setzte aber auch nur dann ein, wenn ich das Blut eines anderen sah und da ich alleine reiste war ich sowieso nur eine Gefahr für meine Opfer. Ich spürte, dass ich mich nun ein bisschen verkrampft hatte und versuchte mich wieder zu entspannen, was mir aber nicht wirklich gelang. Alle meine Sinne brannten förmlich und ich wäre am liebsten aufgesprungen und los gerannt, aber ich zwang mich ruhig zu bleiben. Ich konnte mich ja nicht schon bei der ersten Person in diesem Heim blamieren. Es sah wahrscheinlich aus, als wäre ich bereits in der Leichenstarre. Deshalb zwang ich mich selbst dazu mich wieder halbwegs aufrecht hinzusetzen und blickte nachdenklich in die Dunkelheit. Ich hörte zwar hier und da etwas rascheln, aber ich vermutete, dass das nur Tiere waren.
Die Katze sah amüsiert zu ihm hinauf. "Wohl etwas angespannt?" Sie legte ihre Schnauze wieder ins Gras. Es duftete immer so gut. Sie mochte es nachts einfach dazukliegen und nichts zu tun. Nur den Wind im Fell spühren, die Musik der Nacht hören, den Duft der Natur riechen. Das war etwas von den wenigen Sachen bei denen sie entspannen konnte. Sie dachte still über Flamex nach und überlegte was sie als nächstes sagen konnte. "Weißt du schon in welche AGs du gehst? Ich bin in der Kampf und der Schwimmen AG" Sie überlegte kurz. Sie hatte schon lange keinen Sport mehr getrieben, geschwommen war sie auch länger nicht. Es wurde Zeit, dass sie wieder dazu kam. Sie musste unbedingt weiter trainieren.
Angespannt? Mehr als das sogar. Das sagte ich ihr aber nicht. Sie musste ja nicht unbedingt wissen, dass ich ein bisschen verrückt war. "Kampf vielleicht.... oder gar keine. Weis ich noch nicht." Ich stand gemächlich auf und all meine Wunden begannen fürchterlich zu brennen. Das war mir aber völlig egal. Es breitete sich ein kleines Lächeln in meinem Gesicht aus. Ich genoss es sogar. Das war nun einmal meine masochistische Seite und diese war selbstzerstörerisch. Ich dachte kurz darüber nach, ob ich wirklich in die Kampf-AG gehen sollte, aber mir war klar, dass wir uns dort sicherlich nicht gegenseitig Angreifen durften und so hätte mir das natürlich keinen Spaß gemacht. Deswegen verdrängte ich den Gedanken und streckte mich langsam.
Sayo sprang auf die Beine, da ihr klar war, dass Flamex nicht wirklich zu der Sorte Mensch gehörte die lange an einem Fleck blieben. "Es gibt übrigens auch ein Krankenzimmer", sie schwieg einige Sekunden. Ihr war klar das er das schon wissen musste, aber ihr schien es wichtig das nocheinmal erwähnt zu haben. Sie hatte das Gefühl, dass der Junge seine Wunden absichtlich ignorierte. Es war wahrscheinlich doch ziemlich schmerzhaft gewesn aus dem zweiten Stock zu springen. Aber das war nunmal nicht ihr Problem und sie zeigte wie immer auch kein Mitleid, geschweige denn eine andere Emotion. Sie überlegte ob sie nicht langsam doch schlafen gehen sollte. Sie hatte keine Lust morgen im Unterricht unaufmerksam zu sein. Sie war hier um sich darauf vorzubereiten Ryus Kitnapper eines Tages um zu bringen. Sie wollte so viel mitnehmen wie sie konnte. "Wie viel Uhr ist es?", fragte sie knapp.
"Gute Frage, das wüsste ich auch gerne. Wieso sollte ich ins Krankenzimmer gehen? Ich würde doch sowieso nur Schmerzmittel bekommen. Außerdem war ich dort schon als ich aufgenommen wurde, weil ich ja bei dem Überfall verletzt wurde. Deswegen ist mein Mantel voller Blut. Ich denke wir sollten langsam wieder zurück auf unsere Zimmer gehen. Wir sind sowieso in der selben Klasse also sehen wir uns Morgen wieder. Falls du willst, kannst du meine Telefonnummer haben..." Ich richtete meinen Blick auf die Katze und dachte darüber nach, was ich gerade gesagt hatte. Ich wusste nicht wieso ich das getan hatte, vielleicht lag es daran, dass ich sie irgendwie leiden konnte. Keine Ahnung warum, aber es war einfach so. Außerdem wunderte ich mich, dass ich ihre Fragen beantwortet hatte.
"Deine Entscheidung", antwortete sie Flamex und machte sich auf den Weg in das Gebäude. "Ich gehe zumindest nach drinnen", fügte sie hinzu, immerhin sollte sie um diese Zeit nicht draußen sein, da sie noch nicht volljährig war. "Wie alt bist du?", fragte sie beileufig, das allerdings interessierte sie jetzt, da sie soetwas nie einschätzen konnte, aber sie zeigte es nicht. Sie hatte keine Ahnung ob er die Hausordnung kannte oder nicht, und sie glaubte auch nicht, dass er sich darum kümmern würde, aber immerhin konnte es nicht schaden ihm das zu sagen. Eventuell wäre es ihm ja doch nicht so egal. Andererseits... eigendlich war ihr das wieder egal... das Leben war schon verzwickt, manchmal. Sayo schmunzelte in die Nacht hinein, aber schon nach kurzer Zeit wurde auch dieses Lächeln wieder von dem altbekannten, kühlen Gesichtsausdruck abgelöst. Sie sah nochmal über die Schulter zu Flamex, überlies es jedoch ihm ob er ihr folgte oder nicht, dann ging sie zurück ins Waisenhaus.
Ich sah wie sie losging und schlurfte ihr langsam hinterher. Sie kurz zu mir nach hinten, aber ich kümmerte mich nicht darum. Stattdessen versuchte ich mir auszumalen, wo ich hätte sein könne, wenn ich nie auf diese Insel gekommen wäre. Vielleicht wäre ich ja schon in meinem kleinen Rettungsboot verblutet gewesen. Das bezweifelte ich aber. "Ich bin übrigens sechzehn. " sagte ich teilnahmslos. tbc: Parterre
Da stand ich nun. Vor diesem riesigen Gebäude, in dem sich irgendwo meine Schwester aufhalten musste. "Ich kann sie riechen." murmelte ich leise vor mich hin. Es war zwar nur schwach doch ich konnte tatsächlich einen vertrauten Geruch ausmachen, der nur von meiner Schwester stammen konnte. Ob One-chan mich überhaupt wiedererkennt? fragte ich mich und schaute in den Himmel hinauf. Über 70 Jahre war es jetzt her das ich von ihr getrennt wurde. Werde ich sie endlich wiedersehen? "Naja, auch wenn wir uns lange nicht gesehen haben wird sie mich sicher erkennen." Mit diesen Worten versuchte ich mir Mut zu machen und machte mich auf den die Suche nach ihrem Zimmer.
tbc: Gang des Mädchentrakts
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
Irgendwie hatte es Mathéo hinbekommen, Reiko auf dem Weg zur Cafeteria zu verlieren. Nur kurz hatte er sich umgeschaut, weil ihm ein verdächtiges Geräusch aufgefallen war und im nächsten Moment war sie schon weg. Im Treppenhaus war sie nicht mehr und auch in keinem der Gänge. Dass sie bereits in der Cafeteria sein konnte, blendete der Dämon just aus. So stark war sein Hunger dann doch nicht, um seinen Verstand zu leiten. Daher rührt auch, dass er das Mittagessen gänzlich sausen ließ und sich lieber dazu entschloss, zurück an die frische Luft zu kehren. Unterwegs bekam er mit, dass der Unterricht für den Rest des Tages ausfiel. Kommt irgendwie immer häufiger vor letzter Zeit, dachte er sich nur, akzeptierte es allerdings widerstandslos. Warum sollte er auch etwas dagegen einbringen? Täte er dies, würde man ihn sofort für bescheuert erklären – keine Frage. Ein Blick aufs Handy zeigte ihm, dass niemand an ihn dachte. „Meh.“ Ganz zufrieden war er mit der plötzlichen Situation nicht. Wo sollte er hin? Was sollte er machen? Seinen Schritten ließ er dabei freien Lauf und achtete gar nicht darauf, wo sie ihn hinbrachten. Mehr oder weniger döste er, während er unbewusst zum Waisenhaus ging. Die alte Gewohnheit hatte ihn dorthin geführt. Seinem Körper schien noch nicht bewusst zu sein, dass er seine Nachtruhe bereits an einem anderen Ort abhielt. „Huch?“, kam es daher überrascht aus ihm heraus, als er vor dem Waisenhaus stand und nicht recht wusste, wie er hierhergekommen war. Verlegen kratzte er sich am Kopf. Um ihn herum war niemand. Einzig zwei Mädels betraten gerade das Gebäude. Sicherlich hatten sie auch eben herausgefunden, dass der Rest des Tages frei war und wollten nun auf ihre Zimmer, sich umziehen. Umziehen? Hm? Eigentlich gar nicht mal so ‘ne dumme Idee!, dachte er sich. Euphorisch klatschte er sich in die Hände und drehte sich vom Gebäude weg. Allerdings bewegte er sich noch nicht vorwärts, da er lieber seine Arme in die Höhe streckte und leicht gähnte. Er hatte Zeit. Ein wenig herumstehen würde ihm nicht das Leben kosten.
Problemlos fand ich meinen Weg durch die Gänge des Waisenhauses und nahm nun die letzten Stufen auf den Weg vor dem Gebäude. Dort blieb ich stehen und lauschte in die Umgebung, doch ich hörte nur den sanften Wind und das Rascheln der Blätter ringsrum. Der Doktor war wohl noch nicht da, aber sicher war ich mir dessen nicht wirklich... Als ich das Knirschen von Schritten hörte, hob ich leicht meinen Kopf und ging dann auf denjenigen zu. Ich blieb genau hinter ihm stehen und streckte eine Hand aus, zu fassen bekam ich den Stoff eines Hemdes, der einen breiten Oberkörper bedeckte und unter dem ich gut ausgebildete Muskeln fühlte, anscheinend stand ich einem meiner neuen Mitschüler gegenüber - oder besser gesagt hinter einem. Ich nahm die Hand wieder runter, "Hallo, ist hier sonst noch jemand außer uns beiden?", fragte ich und schien auf den Oberkörper vor mir zu starren, es schien mir das neutralste Ziel meiner blinden Augen zu sein.