Zuerst war ich einmal ein bisschen geschockt, da sich das Mädchen einfach in eine Katze verwandelte und trotzdem mit mir sprechen konnte. Als ich ihr Frage höhrte wusste ich nicht wirklich wie ich ihr antworten sollte, denn ich beantwortete solche Fragen eigentlich nie. Normalerweise sprach ich nie mit jemanden und schon gar nicht so lange. Ich hatte auf meinen Reisen fast mit niemanden gesprochen, also versuchte ich mich so kurz wie möglich zu halten. "Mit einem Schiff. Wir wurden angegriffen und das Schiff sank eine Tagesstrecke mit einem kleinen Motorbot von hier entfernt. Während dem Angriff schlug ich mich in Richtung des Rettungsbotes durch und sprang auf. Dann kam ich hier auf diese Insel und wurde hier aufgenommen und medizinisch versorgt. Du kannst es zwar nicht wissen, aber ich bin wegen diesem Kampf so mit Blut bekleckert. Zu meiner Schande ist der Großteil von mir..." Den letzten Satz beendete ich ziemlich wehmühtig, da ich normalerweise der war, der seine Feinde fertig machte. In diesem Fall war es aber so, dass es einfach zu viele waren und falls ich mich jemandem zuwenden wollte, viel mir einer in den Rücken. Ich beobachtete die Sterne und versuchte den Gedanken zu verdrängen, blieb aber erfolglos. Danach schaute ich zu der weißen kleinen Katze und fragte "Wie war es bei dir?"

Sayo hörte Flamex aufmerksam zu. Als er sie fragte sah die Katze weg. Er hatte sie überrumpelt. Mit dieser Frage hatte die Gestaltwandlerin nicht gerechnet, obwohl es ja vorauszusehen gewesen war. Für einen Moment schien sie die Trauer um ihre Eltern und den kleinen Bruder zu überwältigen, doch Sayo zwang die Gefühle in sich nieder und gab sich nach Außen möglichst gelassen. Ruhig antwortete sie: "Meine Eltern sind tot. Ich wurde hierher geschickt." Ihre Stimme klang bitter beim Gedanken daran, wo Ryu jetzt wohl war und zitterte fast unmerklich. Sayo riss sich heftig zusammen und versuchte den Gedanken an ihren kleinen Bruder zu verdrängen. Sie wollte und würde keine Schwäche zeigen. So hatte sie es schon seit ihrer Ankunft gehandhabt.

"Wieso? Hast du keine anderen Verwandten zu denen du gehen könntest?" Jetzt beobachtete ich die Katze ganz genau. Erst jetzt viel mit auf, dass sich ihr Gang im Gegensatz zu ihrer menschlichen Form kaum geändert hatte. Das musste heißen, dass sie oft in dieser Katzenform war. Darauf deuteten ja auch die Katzenohren hin. Meistens analysierte ich Leute über ihre Gangart, so konnte ich, wenn ich Personen schon öfters gesehen hatte, ihre Emotionen deuten. Sofort erkannte ich, dass das bei diesem Mädchen sehr schwer werden würde. Außerdem versuchte sie ihre Stimme steht's emotionslos zu halten. Ich beobachtete sie noch einige Sekunden und wandte danach meinen Blick wieder nach vorne und fragte mit schwermütiger Stimme "Wie lange bist du schon hier?"

"Nein", antwortete die weiße Katze und lief weiter geschmeidig neben Flamex her. Sie hatte sich inzwischen wieder im Griff und genoß den sachten Wind der hier draußen durch ihr Fell wehte. Sie hatte immernoch wenig Lust wieder nach drinnen in ihr Zimmer zu gehen, denn die Nachtaktivität hatte sich immernochnicht ausgeschaltet. Aber mit dem Jungen konnte sie sich wenigstens halbwegs unterhalten.
"Fast acht Jahre", antwortete sie knapp auf dessen zweite Frage.
"Und was ist mit deiner Familie?", fragte sie mit etwas sanfterer Stimme während sie sich fragte wie viel Uhr es eigentlich war.

"Tot und unbekannt..." während ich das sagte, verspürte ich nicht einmal den leiseste Hauch von Trauer. Immerhin hatte ich meine Familie nie kennengelernt. Als ich eine Bank entdeckte, setzte ich mich auf diese und ordnete meine Gedanken. Ich bemerkte, dass mein rechter Fuß höllisch brannte und kontrollierte ob die Bandage noch auf meinem Fuß war. Danach lehnte ich mich zurück und höhrte mir die Geräuschkulisse der nachtaktiven Tiere an. Kurz huschte etwas über meinem Kopf vorbei und ich zuckte zusammen, jedoch stempelte ich das was ich gerade gesehen hatte gleich wieder als Fledermaus ab. "Was bist du eigentlich? Sei mir nicht böse, dass ich so unbeholfen frage, aber ich weis nicht viel über Magie. Das einzige was ich wirklich gut kann ist der Umgang mit meiner Sense... Ich war gespannt auf ihre Antwort und höhrte angestrengt zu. Das Mädchen war wirklich ein Mysterium. Sie hatte mein Interesse geweckt, obwohl ich damit gerechnet hatte, in diesem Waisenhaus nur nervige Personen zu treffen.

Sayo sprang auf die Lehne der Bank und balancierte darüber um sich neben Flamex auf die Bank zu setzen, allerdings ein gutes Stück abseits von ihm. Sie legte säuberlich ihren Schwanz um ihre Pfoten und sah sich mit den Katzenaugen in der für sie nicht sehr dunklen Dunkelheit um. Flamex hatte anscheinend nicht viel mit seinen Eltern zu tun gehabt, so egal wie sie ihm schienen. Irgendwie beneidete Sayo ihn darum. Es hätte ihr viel Schmerzen ersparen können ihre Familie nicht zu kennen.
"Gestaltwandlerin", antwortete sie auf ihre knappe Art und Weise und spitzte die Ohren als er von einer Sense sprach.
"Dir ist klar, dass Waffen nicht erlaubt sind?", fragte sie beiläufig. Es war nicht als Drohung gemeind, sondern als Warnung. Ihr war es ziemlich egal wer welche Waffen wo mit sich herumschleppte. Sie war die letzte die petzen würde.

"Falls jemand versuchen sollte meine Sense zu stehlen, wird er den Versuch nicht überleben. Sie besitzt eine Art "Eigenleben". Außerdem kann sie sich ohne meiner Hilfe bewegen. Vielleicht sollte ich ein Versteck für sie suchen, aber ich kenn mich hier noch nicht aus..." Hilfesuchend sah ich mich um, aber da es zu riskant war meine Sense direkt vor dem Waisenhaus zu vergraben, musste ich mir etwas besseres einfallen lassen. "Ich hab's! Ich sag meiner Sense einfach, dass sie sich verstecken soll. Du denkst jetzt sicher, ich bin verrückt und das stimmt wahrscheinlich auch, aber ich kann meine Sense per Gedanken beeinflussen. Der Nachteil daran ist, dass so eine "Nachricht" Magie verbraucht." Eigentlich fand ich das Mädchen ganz okey, was mich wirklich wunderte. Ich konzentrierte mich kurz und wenige Sekunden danach, schoss meine blutrote, drei blättrige Sense aus meinem Fenster und flog orientierungslos im Zickzack quer über die Landschaft. Das war eine gute Idee und ich wunderte mich, wieso ich nicht früher darauf gekommen bin. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich nicht darüber nachgedacht hatte. Ich beobachtete meine in der Luft herum flitzende Sense bis sie verschwunden war und wandte mich danach wieder dem Mädchen zu. "Ich denke, dass ist geklärt. Rosten und kaputt wird die sowieso nicht. Das Ding ist ja nich umsonst aus intelligenten Mondstahl gemacht."

Sayo wunderte sich kaum. An dieser Schule waren genug magisch begabte Wesen, die allerlei Dinge über genauso magische Gegenstände zu erzählen hatten. So zuckte sie auch nicht mit der Wimper als das Teil durch die nacht geschossen kam. Sie gähnte demonstrativ.
"In welche Klasse gehst du an die Schule?", wollte die Katze wissen. Eventuell würde sie dem anderen den Weg dorthin zeigen. Vielleicht aber auch nicht. Immerhin würde sie die ganze Nacht Zeit dazu haben darüber nachzudenken.

Ich hörte sie gähnen und vermutete, dass sie das absichtlich gemacht hatte. So etwas nervte mich. Eigentlich gab es sowieso fast nichts, dass mich nicht genervt hätte. Ich tat so als hätte ich das Gähnen nicht gehört. "Ich denke ich bin in der Regenbogenklasse. Was für ein Name das auch sein soll..." Mit einem seufzenden Ton, beendete ich den Satz und mich überkam Langeweile. Um diese zu vertreiben begann ich einfach zu reden. Mehr für mich, als für die Katze."Die Nacht nervt echt total. Sie zwar ruhig, aber sie ist langweilig. Ich hab mal von nem Ort gehört, da soll die Sonne nie untergehen. Muss echt toll sein, aber irgendwann würde sie mich auch wieder nerven. Irgendwie nervt alles. Mich nervt sogar der Gedanke, dass mich etwas nerven könnte. Ach du Schande, wieso passiert so etwas immer mir." Ich blickte zum Himmel hinauf und versuchte irgendwelche Sternzeichen zu finden, da mir dann einfiel, dass ich gar nicht wusste wie die Sternzeichen in natürlicher Form aussahen, gab ich den Versuch auf und kreierte meine eigenen Sternzeichen. Währenddessen begann ich leise zu summen und zählte die Sterne.

"Genieße die Stille", sagte Sayo schlicht um ihn zum Schweigen zu bringen. Sie hatte es ja gewusst, nach kurzer Zeit war es wieder schwierig die Anwesenheit anderer zu ertragen, aber vieleicht war es ja nur Übungssache.
"Ich bin auch in der Regenbogenklasse", meinte die Katze unbestimmt. Ihr war es egal ob ihn das interesierte oder nicht. Sie selbst liebte die stille Dunkelheit der Nacht. Gut, es stimmte, das es oft langweilig war und das machte sie auch oft verrückt, aber trotzdem. Es war still und niemand war zu dieser Zeit draußen. Gleich zwei Probleme weniger. Und was die Langeweile anging... sie fand immer irgendeinen Weg sich zu verstreuen, von daher machte es der Gestaltwandlerin wenig aus. Sie sah Flamex nur komisch von der Seite her an, als dieser zu summen begann. Soetwas hätte sie eher nicht erwartet, aber nun gut. Die Katze streckte sich und sprang von der Bank um sich auf den Boden zu legen, wo es ebener und bequemer war.