Die kleine, alteingesessene Bäckerei des Kuradori-Viertels wird von der fürsorglichen Oma Emma betrieben. Ihre, und nur ihre Brote und Kuchen sind die besten weit und breit und nicht selten kommt es vor, dass Leute von den umliegenden Inseln einen kleinen Ausflug nach Isola machen, um sich eine der köstlichen Torten und Kuchen in die Figur zu stellen. An Oma Emma kann sich also so schnell niemand messen wenn es um Teig kneten oder um wunderbare Köstlichkeiten zu backen geht. Im Geschäft selbst hängt immer ein herrlicher Geruch von frisch gebackenem Brot und es ist immer äußerst warm. Zwei kleine Tische im Inneren der Bäckerei ermöglichen es den Kunden, frisches Gebäck oder Süßspeisen vor Ort zu sich zu nehmen - ansonsten ist das Geschäft eher klein.
Es überraschte sie nicht weiter, dass Jack die neue Ärztin noch nicht kennengelernt hatte. Sie war schließlich erst seit kurzem auf Isola und hatte sicherlich noch keine Zeit gehabt sich im gesamten Kollegium vorzustellen. Außerdem erinnerte Deirdre sich noch allzu gut daran, wie lange es gedauert hatte bis Jack und sie zum ersten Mal miteinander gesprochen hatten. Und bis sie seinen korrekten Namen kannte, nicht zu vergessen. Sie erwiderte sein Kompliment mit einem Schmunzeln. Gern hätte sie es gleichermaßen zurückgegeben, doch sie konnte sich nicht entsinnen ihn auf dem Ball gesehen zu haben. Zumal die Anzüge der Herren ohnehin alle einem sehr ähnlichen Stil entsprachen. „Danke. Mir tut es im Herzen weh das Kleid wieder für Gott weiß wie lange in den Schrank zu verbannen. Aber so ist das eben mit Abendkleidung“, seufzte Deirdre und zuckte schließlich wieder lächelnd mit den Schultern. Immerhin hatte sie genügend andere Klamotten, denen sie sich tagtäglich zuwenden musste. Sie würde es niemals zugeben, aber ihr Kleiderschrank platzte mittlerweile aus allen Nähten. Der Blonde hatte wohl recht damit, dass heute eher die Ärzte ihren Einsatz hatten, während die Erzieher bei den typischen Katerbeschwerden eher wenig hilfreich waren. Ibuprofen konnte Deirdre zwar verteilen, aber ob das im Interesse der Schulleitung lag, war fraglich. „Es kann trotzdem nicht schaden kurz nach dem Rechten zu sehen. Vielleicht können wir ja den Hausmeisterin noch unter die Arme greifen“, schlug die Rosahaarige vor. Ihre Motivation hielt sich allerdings ehrlich gesagt etwas in Grenzen, sodass sie insgeheim hoffte Jack würde ihre Idee einfach mit einem obligatorischen Nicken oder so ähnlich abspeisen. Jacks Gesicht, das die Erzieherin aus den Augenwinkeln beobachtete, brachte sie beinahe fröhlich zum Kichern. Sie hatte darauf abgezielt, dass seine Fantasie mit ihm durchging und der Schelm enttäuschte sie nicht. „Oh ja, wir hatten unseren Spaß“, gluckste sie vergnügt. Dass ihre eigenen Wangen dabei einen Rotstich annahmen, konnte sie zum Glück gut auf die Hitze schieben.
Darüber nachdenkend, was sie heute noch anstellen sollte, zog sie ein Bein auf die Bank und stützte ihr Kinn auf ihrem Knie ab. „Schwimmen klingt eigentlich ganz schön bei der Wärme. Hast du etwas dagegen, wenn ich mitkomme? Die Abkühlung kann ich wirklich gut gebrauchen.“ Das Training wiederum verschob Deirdre lieber auf den nächsten Morgen. Sie war zwar nicht verkatert, doch sie fühlte sich heute nicht in der Lage eine produktive Einheit einzulegen. „Ich würde dann meine Tasche packen und dich später am Strand treffen.“ Sie schaute Jack mit leicht gehobenen Augenbrauen bestätigungssuchend an. Dabei nahm sie einfach an, dass er im Meer schwimmen wollte und nicht etwa am Wasserfall oder im Schwimmbad. Letztere Optionen wären Deirdre vielleicht sogar lieber, aber mit dem Ozean vor der Tür wäre es fast schon Verschwendung an solch einem schönen Sommertag auf einen künstlichen Pool zurückzugreifen.
Jack Wilson
Jack Wilson
160 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Eine knielange weite Jeans, ein dunkles T-Shirt und dunkle Sneakers
Das Kompliment über ihr Kleid nahm Deirdre dankend an. Sie schien wohl ein wenig enttäuscht zu sein, dass sie dies nicht öfters anziehen konnte. Da machte sich ein breites Grinsen im Gesicht des Blonden breit. „Indem Fall brauchst du doch nur jemand, der dir das teure Essen zahlt und mit dir immer gerne auf ein Date geht, dann hast du wohl immer eine Gelegenheit das Kleid anzuziehen“, sagte er zu ihr. Jack kannte eigentlich das Liebesleben von Dee nicht wirklich. Er hatte aber auch nie nachgefragt. „So jemand findest du sicher schnell“, fügte er noch mit an. Immerhin war Deirdre eine schöne, kluge, junge Frau. Von so jemanden konnten viele sicher nicht die Finger lassen. Aber es war natürlich schlussendlich Dees Entscheidung, was sie mit ihrem Liebesleben anfangen würde.
Deirdre schien wohl das Verantwortungsbewusstsein gepackt zu haben, denn sie wollte unbedingt nach dem Rechten sehen und auch eventuell noch der Hausmeisterin unter die Arme greifen. So viel Motivation auf einem Haufen hatte der Neuseeländer ja schon lange nicht mehr gesehen. Er wandte sich Dee zu und nickte. „Ein kurzer Blick kann nicht schaden, wenn er aber auch kurz bleibt. Aber glaubst du echt, dass die Hausmeisterin Hilfe braucht? Es gibt ja zwei Freiwillige, die heute beim Aufräumen helfen“, sagte er zu ihr. Er wollte ihr jetzt nicht die Motivation nehmen. Natürlich könnte Dee trotzdem helfen, wenn sie wirklich die Motivation dazu hatte. Aber für Jack war klar, dass es für ihn nicht nötig war auch noch zu helfen. Es gefiel Deirdre wohl, dass der Blonde sexuelle Fantasien zwischen ihr und Amélie sich ausmalte. Aber mit so einer Vorlage konnte man ja wohl nicht anders denken oder? Jedenfalls ging es Jack so. „Das glaube ich“, sagte er mit einem breiten Grinsen.
Die Idee des Neuseeländers, was den Tag anbelangte, gefiel ihr wohl so gut, dass Dee sogar mitkommen wollte. Jack nickte zustimmend mit dem Kopf. „Du kannst ruhig mitkommen“, sagte er anschließend mit einem sanften Lächeln im Gesicht zu ihr. Danach machte er sich daran die letzten Bissen seines Frühstücks zu essen. Als er fertig war wandte er sich nochmals ein Deirdre. „Indem Fall sehen wir uns später. Ich geh jetzt schon mal vor und reservier uns einen super Platz“, sagte er zu ihr grinsend und stand währenddessen auf. Er wusste nicht, ob dies unhöflich war, weil er jetzt ging, aber er war sich sicher, dass der Strand heute sicher voll werden würde. „War schön mit dir zu frühstücken. Bis später“, verabschiedete er sich, ehe er ging.
Mit einem Schmunzeln strich Deirdre sich eine rosafarbene Strähne hinters Ohr und kicherte etwas verlegen. An die Möglichkeit ihre Abendkleider auf romantischen Verabredungen zu tragen, hatte sie gar nicht gedacht. Nun, grundsätzlich natürlich schon, aber nicht in diesem Moment. Zumal sie seit geraumer Zeit niemanden hatte, den sie in ein schickes Restaurant ausführen konnte. Leider. Obwohl Jack unwissentlich Salz in die Wunde streute, konnte sie es ihm nicht übelnehmen. Er konnte ja nicht ahnen, dass ihr Liebesleben mehr als trist aussah. Vor allem, nachdem sie so mit ihrer erfolgreichen letzten Nacht geprahlt hatte. Deirdre musterte Jack flüchtig aus dem Augenwinkel. Mit ihm konnte sie zwar trainieren und einen gemeinsam brunchen gehen, aber ein schickes Abendessen im Kerzenschein konnte sie sich nicht mit ihm vorstellen. Vielleicht, weil sie ihn noch nie in einem eleganten Setting gesehen hatte und sich den Erzieher gar nicht in einem Anzug vorstellen konnte. Zu schade, dass sie ihn gestern Abend nicht zu Gesicht bekommen hatte. Überrascht neigte die Erzieher bei Jacks nächster Äußerung den Kopf. „Ach, es haben sich wirklich Freiwillige gemeldet? Damit hatte ich nicht gerechnet“, gab sie ehrlicherweise zu und musste sich ein Grinsen verkneifen. Sie zweifelte nicht an den guten Seelen der Schüler, aber wer räumte nach einer Feier schon gern freiwillig das Chaos auf? Selbst diejenigen, die heute keinen Rausch ausschlafen mussten, faulenzten sicherlich lieber am Strand oder auf ihren Zimmern. „Wenn das so ist… werden Avon und Wasabi es uns sicher verzeihen, wenn wir nicht mitanpacken. Sie haben ja unsere Handynummern, falls die fleißigen Helferlein doch kneifen“, redete Deirdre sich aus ihrem eigenen Vorhaben heraus. Da Jack aber ohnehin nicht besonders erpicht darauf schien der Putzkolonne unter die Arme zu greifen, hielt sich ihr schlechtes Gewissen gerade noch so in Grenzen.
Außerdem klang die Vorstellung den Rest des Tages im kühlen Nass zu verbringen um einiges attraktiver, als Restmüll von Plastik zu trennen. „Alles klar, mach das! Darin hast du ja schon Übung“, sagte sie dem Blonden nach, als dieser aufstand und schon einmal vorgehen wollte, um ihnen einen guten Platz am Strand zu sichern. Diesmal sogar ohne explizite Aufforderung der Rosahaarigen. „Versuch uns einen Sonnenschirm zu ergattern, ja? Ich würde ungern den Rest des Sommers als Hummer verbringen“, lachte sie und winkte dem Erzieher zum vorläufigen Abschied zu. Sie blieb noch einen Augenblick sitzen und checkte ihr Handy, bevor sie ihr Geschirr zurück in die Bäckerei brachte. Von dort aus machte sie sich zunächst auf den kurzen Weg in ihr Apartment, um alle Essentials für den Strand zusammenzupacken. Sie zog einen Bikini unter ihre Kleidung, setzte einen Sonnenhut auf, um sich vor der Nachmittagshitze zu schützen und ging los in Richtung Strand. Den Kontrollbesuch im Wohnheim verschob sie entsprechend auf die Abendstunden. Jack hatte wahrscheinlich recht und es machte sowieso keinen Sinn jetzt schon reinzuschneien, wenn die Kinder alle noch verkatert und übermüdet durch das Wohnheim krochen wie Zombies.