Die kleine, alteingesessene Bäckerei des Kuradori-Viertels wird von der fürsorglichen Oma Emma betrieben. Ihre, und nur ihre Brote und Kuchen sind die besten weit und breit und nicht selten kommt es vor, dass Leute von den umliegenden Inseln einen kleinen Ausflug nach Isola machen, um sich eine der köstlichen Torten und Kuchen in die Figur zu stellen. An Oma Emma kann sich also so schnell niemand messen wenn es um Teig kneten oder um wunderbare Köstlichkeiten zu backen geht. Im Geschäft selbst hängt immer ein herrlicher Geruch von frisch gebackenem Brot und es ist immer äußerst warm. Zwei kleine Tische im Inneren der Bäckerei ermöglichen es den Kunden, frisches Gebäck oder Süßspeisen vor Ort zu sich zu nehmen - ansonsten ist das Geschäft eher klein.
Deirdre war ja ein geduldiger Mensch, das war sie wirklich. Wenn man mit Kindern und Jugendlichen arbeitete, musste man auch ein gewisses Maß an Geduld mitbringen. Das war einfach eine Grundvoraussetzung für den Job, die das Tierwesen glücklicherweise erfüllte. Doch, dass selbst die Erwachsenen in Deirdres Leben ihr starkes Nervenkostüm hin und wieder auf eine Zerreißprobe stellten, war eigentlich unerhört. Sichtlich unzufrieden über die voranschreitende Zeit, gab die Erzieherin ihren Posten am Schaufenster schließlich auf und wechselte in den etwas kühleren Laden. Hätte sie noch allzu lange vor der Backstube herumgelungert, hätte man sie noch für eine Obdachlose oder eine Stalkerin gehalten, so wie sie immer wieder verstohlene Blicke ins Innere geworfen hatte. Mit geschlossenen Augen und einem wohligen Lächeln auf den Lippen, atmete Deirdre den Geruch der frischen Backwaren ein. Obwohl sie niemals dazu in der Lage sein würde, den Geschmack der Brote und Kuchen nachzuempfinden, aß sie sich schon fast am Duft allein satt. Da fiel es ihr auch gar nicht so schwer sich den Geschmack in etwa vorzustellen. Dee stellte sich an die Seite, um den Durchgang für die übrigen Kunden nicht zu blockieren und warf einen aufmerksamen Blick auf die Auswahl und damit verbunden auch auf die Preise. Dabei erhaschte sie Emmas warmes Lächeln, das sie freundlich erwiderte, bevor sie sich wieder der vielfältigen Auswahl widmete.
Die Rosahaarige war so vertieft in das Gebäck, dass sie der Eingangstür kaum noch Beachtung schenkte. Die Glöckchen, die bei jedem Eintreten und Verlassen des Ladens ertönten, schnappte sie zwar am Rande auf, drehte sich jedoch nicht bei jedem einzelnen Klingeln um. Anderenfalls würde ihr Kopf ja rotieren, wie der einer Eule, bei Emmas reger Kundschaft. So bekam sie auch nicht sofort Wind davon, dass der blonde Erzieher sich an sie heranschlich, um sie zu überraschen. Erst als Jack sich bereits in ihrer unmittelbaren Nähe befand, spürte Deirdre eine Präsenz hinter sich, noch bevor er etwas sagen konnte. Da sie jedoch nicht zuordnen konnte, wer sich ihr plötzlich so aufdrängte, wanderte ihre Hand von ganz allein zu ihrem treuen Schwert, wo sie vollkommen still über dem Griff schwebte, bereit die Klinge innerhalb eines Wimpernschlags zu ziehen. Erst als sie kurz darauf die bekannte Stimme vernahm, senkte Deirdre die Hand und lockerte ihre Schultern mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Mit einer eleganten Halbdrehung wandte sie sich ihrem Kollegen zu. „Das ist nicht witzig, Johnny. Gerade du solltest am besten wissen, dass man eine Schwertkämpferin nicht erschreckt“, tadelte sie den Blonden und schnippte ihm daraufhin mit dem Zeigefinger leicht gegen die Stirn. „Oder möchtest du die Bäckerei in zwei Hälften zwischen einem Brötchen verlassen?“ Natürlich machte sie nur Spaß, aber das wusste Jack. Selbst wenn sie ihn nun attackiert hätte, wäre er höchstwahrscheinlich in der Lage gewesen ein Ausweichmanöver zu vollführen. Er war schließlich selbst kein Amateur. Die strenge Miene der Erzieherin heiterte sich in Windeseile wieder auf. Spätestens die freundschaftliche Umarmung, die sie Jack zuteil werden ließ, sollte verdeutlichen, dass der Tadel nur ihrem eigenen Amüsement gedient hatte. „Aber mir geht’s ganz gut. Und ich hab so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr.“ Sie streckte sich und klopfte mit dem Fingernagel leicht gegen die Scheibe der Auslage, während sie Jack einen vielsagenden Blick zuwarf. „Dann kaufen wir lieber erst etwas Essbares, bevor ich dich über deinen Abend ausquetsche, hm? Bestell du ruhig zuerst, ich bin noch etwas unentschlossen.“ Sie verschränkte die Finger hinterm Rücken und trat einen Schritt zur Seite, um Jack den Vortritt zu lassen.
Jack Wilson
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Das Erschrecken der Erzieherin schien doch seine Wirkung gezeigt zu haben. Zwar hatte er gedacht, dass sie zusammenzucken würde oder sowas, aber Dee griff sofort zu ihrem Schwert. Ein breites Grinsen machte sich auf dem Gesicht des Blonden breit. Dies war einfach so typisch Deirdre. Das Schwert war ihr ständiger Begleiter in jeder Lebenslage. Deshalb machte sich Jack bereit, um geschickt auszuweichen. Doch schlussendlich brauchte er dies doch nicht zu tun, da Dee vom Schwert abließ, als sie seine Stimme hörte. Irgendwie war der Blonde schon froh darüber, denn er wollte ja hier in der Bäckerei nichts kaputt machen. Der Blick von Oma Emma schien auch sehr ermahnend an die beiden zu sein. Ob sie die beiden rausgeschmissen hätte, wenn die Situation hier ein wenig eskaliert wäre? Laut dem Blick der alten Frau schon. Jack entschuldigte sich kurz bei der alten Dame und wandte sich anschließend seiner Kollegin zu. „Dee, wenn ich dann wenigstens gratis Essen bekomme, nehme ich das schon in Kauf“, sagte er frech und grinste Deirdre an.
Dee schien es richtig gut zu gehen. Dies merkte Jack auch an ihrem Gesichtsausdruck. Sie schien förmlich zu strahlen. Na wenigstens jemand von den beiden hatte wohl eine angenehme Nacht. „Alles klar, aber eine kleine Vorwarnung: Meine Nacht war schrecklich“, antwortete er ihr und bereitete sie schon psychisch auf die alkoholisierten Kinder vor. Zum Glück war der Neuseeländer jetzt nicht im Speisesaal. Da würde es wohl von verkaterten Kids nur so wimmeln. Er trat an die Vitrine näher heran und sah sich erst einmal das ganze Angebot an. Jack war eigentlich kein Vegetarier, aber das vegetarische Brötchen sprang ihn förmlich an. Heute hatte er auch nicht wirklich die Lust auf einen Tee. Vielleicht war es auch einfach zu heiß für einen Tee. „Ich hätte gerne so ein vegetarisches gefülltes Vollkornbrötchen und dazu noch gerne eine Cola“, sagte er und gab somit seine Bestellung ab. Viel Geld hatte er blöderweise nicht mitgenommen, aber dafür würde es allemal reichen. Wenn er nachher noch Hunger hatte, würde das Geld auch noch für ein Kuchenstück reichen. Er sah zu der alten Frau, die ihm alles auf den Teller gab, doch immer noch mit diesem ermahnenden Blick. Sie schien wohl den Witz von zuvor nicht verstanden haben. Mit einem entschuldigenden Lächeln gab er ihr das Geld und nahm anschließend seine Bestellung entgegen. Ob die alte Frau wohl auch so bei Dee reagieren würde? Nun wartete er auf Deirdre, bis sie auch ihr Essen in den Händen hielt. „Und, wo willst du dich hinsetzen?“, fragte er sie danach und wartete ab.
Zusammenfassung Essen bis jetzt: Gefülltes Vollkornbrötchen vegetarisch 4 ZN Kleine Limoflasche 2 ZN
Die mahnenden Blicke der älteren Dame waren Deirdre bis Jacks Entschuldigung überhaupt nicht aufgefallen. Sie hatten ja im Grunde nichts getan, was das Geschäft irgendwie beeinträchtigte. Aber vielleicht war der Besitzerin bereits ein Schwert an sich ein Dorn im Auge. Ganz ungefährlich war so eine Waffe in der Öffentlichkeit immerhin nicht und das Verhalten der guten Dame daher mehr als verständlich. Die Erzieherin tat es Jack nach und deutete eine kleine Verbeugung in Richtung der Frau an. „Entschuldigen Sie bitte. Die Sonne bekommt ihm nicht so gut, da wird er leicht überdreht“, sagte sie und klopfte Jack dabei beschwichtigend auf die Brust. Ein bisschen Spaß musste sein und gelegentlich auch auf die Kappe anderer Leute. Ein aufrichtiges Lächeln zierte dabei Deirdres Mundwinkel und damit schien die Sache für Emma gegessen zu sein. Diese winkte lediglich schmunzelnd ab und wandte sich wieder anderen hungrigen Kunden zu. Unterdessen richtete Dee ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Blonden, der ihre drohenden Worte ebenso spielerisch zurückwarf. „Den Tumult könnte ich Emma nicht antun“, erwiderte sie und schmunzelte schließlich. „Aber lass mich draußen noch einmal darauf zurückkommen.“ Scheinbar beiläufig tippte sie die Spitze ihres Schwertgriffs an und grinste Jack verschmitzt an. Ein kleiner Trainingskampf müsste ohnehin mal wieder auf dem Programm der beiden stehen. Der letzte schien schon viel zu lang her. Deirdre musste sich doch vergewissern, dass Jack in der Hektik seines chronischen Zuspätkommens das Training nicht vernachlässigte.
Überrascht über die Warnung des Blonden hoben sich die Augenbrauen der Erzieherin. „Oh? Jetzt machst du mich neugierig“, säuselte sie und erhoffte sich dadurch Jack zumindest noch ein oder zwei Worte vorab zu entlocken, bevor er sich seiner Bestellung widmete, die überraschend vegetarisch und Tee-frei ausfiel. Dee wusste gar nicht, was sie in ihrer Verwunderung zuerst kommentieren sollte und entschied sich letztlich dazu einfach gar nichts anzumerken. Sie empfand es selbst oft genug als störend, wenn Leute ihre Essgewohnheiten kommentierten. Sie schenkte der Ladenbesitzerin ein warmes Lächeln und deutete auf das Gebäck ihrer Wahl. „Hallo. Das Croissant sieht köstlich aus, davon hätte ich gern eins. Und eine kleine Tasse Kaffee, bitte. Danke sehr. Oh, das Croissant können Sie mir gern auf die Hand geben.“ Deirdre nahm das in eine Serviette gewickelte Gebäck und ihren Kaffee, dem sie fix eine gefühlte halbe Kanne Milch und fünf gestrichene Teelöffel Zucker hinzufüge, als wäre es das normalste der Welt. Sie nahm einen Probeschluck, nickte zufrieden und schloss sich Jack an, der ihr die Platzwahl überließ. Nachdenklich schaute sie aus dem Fenster nach draußen, wo die Sonne den Asphalt verbrutzelte. Keine allzu angenehme Aussicht, doch konnte Deirdre ein Stück weiter weg eine Bank im Schatten eines Baumes erspähen. Ein Wunder, dass sich diesen Traumplatz noch niemand ergattert hatte. „Siehst du die Bank da drüben? Würdest du vorgehen und uns den Platz sichern? Mit meinem Kaffee kann ich keinen Sprint hinlegen“, bat sie Jack und setzte dabei ihren überzeugendsten Welpenblick auf. Dabei dürfte es auch in seinem Interesse liegen eine Sitzgelegenheit im Schatten zu bekommen. In der Bäckerei war es dem Tierwesen nämlich eindeutig zu stickig.
Ganz egal, ob ihr Kollege voraus marschiert war oder nicht, ging Deirdre in einem gemächlichen Tempo auf die Bank zu und ließ sich schließlich auf dem halbwegs kühlen Holz fallen. Sie stellte ihre Kaffeetasse vorsichtig neben sich ab und riss ein Stück auf der Mitte des Croissants, das sie sich genüsslich in den Mund schob. Die luftige Textur des Gebäcks war einfach himmlisch. „Soo, dann erzähl mir doch mal von deinem schrecklichen Abend. Erspare mir keine Details und besonders keine Namen“, kicherte sie. Wenn ihre Vermutung ins Schwarze traf, hatten ein paar ihrer Bienchen den Erzieher ordentlich auf Trab gehalten, während sie sich einen schönen Abend mit Amélie gemacht hatte. Die Namen der Schlingel musste Deirdre natürlich dennoch in Erfahrung bringen.
Jack Wilson
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Auch Deirdre hat wohl bemerkt, dass Emma nicht begeistert von den Scherzen der beiden war. Sie gab auch gleich dem Blonden die Schuld. Er nahm dies mit einem Schulterzucken so hin, da er nicht noch mehr Probleme bereiten wollte. Er sah anschließend zu Dee mit einem frechen Gesichtsausdruck. Dies würde der Neuseeländer ihr irgendwann zurück geben. Sein Blick glitt wieder zu Emma. Diese schien auch schon wieder beruhigt zu sein, da er Blick wieder heller wurde. Puh, da hatte die beiden wohl Glück gehabt. Es wäre doch echt blöd gewesen, wenn die beiden jetzt Hausverbot oder so etwas bekommen hätten. Denn dann wäre das Frühstück ins Wasser gefallen und die beiden hätten sich dann in dieser unerträglichen Hitze einen neuen Ort zum Frühstücken suchen müssen. Den Witz der Jack gemacht hatte, schien für Dee eine Einladung für einen Trainingskampf zu sein. Das war ja klar, sie dachte wirklich immer nur ans Training. Ein breites Grinsen machte sich im Gesicht von Jack breit. „Ich bin jederzeit bereit für dein Training“, sagte er frech, ohne dass er überhaupt sein Schwert dabei hatte. Trotzdem war er der Meinung, dass er es auch ohne Schwert mit ihr aufnehmen könnte. Zwar wäre dies sicher viel anstrengender, da der Blonde viel ausweichen musste, aber das wäre mal ein interessantes und anderes Training.
So wie es aussah, hatte Jack das Interesse von Deirdre geweckt, als er ihr schon einen kleinen Vorgeschmack darauf gab, was noch kommen würde. Doch Jack seufzte nur und gab nicht noch einen näheren Einblick in seine Nacht, die er hatte. Draußen gab es eine Bank im Schatten, die Dee gerne beanspruchen wollte. Jack folgte den Anweisungen ihrer Kollegin und begab sich mit schnellen Schritten zu der Bank, bevor sie jemand ihnen wegschnappen konnte. Tatsächlich verjagte er so zwei Anwerber der Bank, als er sich daraufsetzte. Sie hatten wohl nicht damit gerechnet, dass der Blonde sich alleine auf die Bank setzen würde und sich dann noch so breit machen würde. Tja, Pech gehabt.
Nachdem Dee bei ihm angekommen war, machte Jack ihr Platz. Anschließend wollte sie sofort alles über den Abend wissen. „Naja, als ich nach dem Ball endlich im Bett gelandet bin, war ich echt froh endlich zu schlafen. Und dann etwa nach 30 Minuten Schlaf, hab ich laute Stimmen, Lachen und so gehört. Ich hab dann versucht die Verantwortlichen zu finden und hab sie dann auch gefunden. Die waren in Mikhails Zimmer. Er, Leviathan, Ivy, Caiwen, Lydia und der Neue, ich glaube er hieß Noah. Ivy hat dann herum gebrüllt, dass der Neue Honig von Leviathans Körper lecken müsse und so. Leviathan hat mich dann noch zu einem Getränk eingeladen, doch die Flasche war schon leer. Dann hat er die noch fallen lassen. Ein totales Chaos. Ich war froh, als alle gegangen sind und ich endlich wieder ins Bett kam“, erzählte Jack wahrscheinlich viel zu ausführlich, aber es sprudelte einfach aus ihm heraus und es tat auch gut seinem Ärger Luft zu machen. Anschließend fing er an sein Brötchen zu essen.
Deirdre kaufte Jack zweifelsohne ab, dass er allzeit bereit wäre, um ein paar Schwerthiebe auszutauschen. Man sah es wahrscheinlich keinem von beiden an, so leger wie sie in der Bäckerei standen und ihr Gebäck bestellten, doch sie nahmen ihr Training ernst. Dee würde nicht sagen, dass es die Hauptpriorität ihres Lebens darstellte. Das hatte es ohne Frage einst getan. Doch mittlerweile hatte sie eine recht gute Balance zwischen ihrem intensiven Training, dem Erzieherberuf und ihrem Privatleben gefunden. Kein Aspekt ihres Lebens stahl dem anderen komplett das Rampenlicht und darauf war Dee sehr stolz. Es hatte schließlich viele Jahre gedauert, bis sie alle Teile ihres Lebens erfolgreich miteinander vereinen konnte und sie hoffte inständig, dass es Jack genauso ging. „Sehr gut“, gab sie noch schmunzelnd zurück und ließ das Thema Schwertkampf für den Augenblick ruhen. In der Öffentlichkeit würde sie Neamhain sowieso nicht ziehen, demnach konnte Jack das Augenpaar auf seinem Hinterkopf schließen und in Ruhe sein Frühstück genießen. Jack gönnte ihr vorerst keine Details über seinen Abend. Frechheit! Mit aufgeblähten Schmollwangen war Deirdre nun umso erpichter darauf den Laden schnell zu verlassen und draußen ein gemütliches Plätzchen zu finden, um mehr über den tragischen Verlauf von Jacks Nacht in Erfahrung zu bringen. Auch wenn sie das Feuer der Gerüchteküche selbst nur selten anfachte, ließ sie sich Geschichten anderer nicht entgehen. Besonders dann nicht, wenn es ihre kleinen Grashüpfer betraf. Was hatten sie nur während ihrer Abwesenheit wieder angestellt? Erfreut darüber, dass Jack zustimmte ihnen den Schattenplatz zu reservieren, warf sie ihm ein bestätigendes Lächeln hinterher. Dass dabei ein anderes Zweiergespann leer ausging und mit angefressenen Gesichtern weiterzog, tat Deirdre zwar leid, aber in diesem Fall galt leider wirklich die Devise: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Außerdem war es nicht die einzige Bank in der ganzen Stadt, weshalb sich ihr schlechtes Gewissen noch in Grenzen hielt und spätestens dann komplett verflüchtigte, als der Blonde begann von seinem Abend zu erzählen.
Dee hatte den Nagel im Vorfeld schon auf den Kopf getroffen. So etwas in der Richtung hatte sie erwartet und Jacks Erzählung bestätigte ihre Vermutung. Eine kleine Afterparty im Wohnheim, an der einige der üblichen Verdächtigen beteiligt waren. Alles in allem klang es zwar nach einem Tohuwabohu, jedoch nicht nach einer Situation, die die Alarmglocken der Erzieherin schrillen ließ. Jack erwähnte keine Drogen, keinen Geschlechtsverkehr oder sonstige illegale Aktivitäten. Den Verzehr von Alkohol und den späten Aufenthalt der Mädchen im Jungstrakt winkte sie ausnahmsweise durch. Es war schließlich ein besonderer Abend für die ganze Schule. Die Rosahaarige spülte das Stück Croissant mit etwas Kaffee runter und gluckste. „Leviathan und Mikhail sind die üblichen Verdächtigen. Es wundert mich auch nicht, dass die Mädchen bei der Sache mitgezogen haben. Wer sich sonst immer mustergültig verhält, muss ab und zu die Regeln über Bord werfen.“ Wobei sie die Sache mit dem Honig etwas beschäftigte. Lebensmittel hatten auf den Zimmern nichts zu suchen. Schon gar keine süßen, klebrigen Pasten, die Ameisen nur so anlockten. Dee konnte nur hoffen, dass Jack den Honig konfisziert hatte. „Es hat sich aber niemand verletzt? Und du hast darauf geachtet, dass alle auf ihren Zimmern gelandet sind? Oder hast du nur den großen, bösen Erwachsenen gespielt, die Kinder angemotzt und dich wieder verzogen?“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah sie Jack kritisch an. Der Ärger des Erziehers war bei ihr in ein Ohr rein und ins andere herausgegangen. Für Deirdre stand das Wohlergehen der Kinder an erster Stelle und das wusste Jack. Vielleicht war sie deshalb nicht die idealste Anlaufstelle, um sich wegen einer durchzechten Nacht auszuheulen. Zumindest bevor sie wusste, dass es allen Schülern gut ging. Während ihr Blick nach wie vor hungrig nach Antworten auf Jack lag, biss sie in ihr Gebäck. Hmm, die krümeligen Enden schmeckten ihr einfach nicht so gut wie der fluffige Mittelteil.
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Nachdem Jack den Platz schon reserviert hatte, kam auch kurz darauf Dee zu ihm. Sie schien auch nicht unbedingt Mitleid mit den anderen beiden, die sich trauriger Weise einen anderen Platz suchten. Das war halt wirklich Pech, denn der Blonde war einfach schneller bei dem Platz als die beiden. Das Bröchchen schmeckte richtig gut. Vielleicht würde er sich wirklich noch ein Kuchenstück später gönnen. Jack hatte gehört, dass man bei Oma Emmas Bäckerei der wahrscheinlich beste Kuchen bekommen würde. Leider hatte er es bis jetzt noch nie geschafft ein Stück zu essen, weshalb er dies heute eventuell nachholen würde, wenn es das Wetter erlauben würde. Es war gerade so heiß, dass wahrscheinlich nicht mehr als das Brötchen im Magen des Neuseeländers Platz hatte. Aber gut, er konnte danach sicher noch ein wenig warten, bevor er sich an einem Kuchenstück versuchte. Vielleicht konnte er es auch mit nach Hause nehmen, um es dort zu essen.
„Naja, manchmal muss man auch die Sau raus lassen und bei so einem Abend ist das mit Alkohol recht einfach. Mich hätte es auch nicht gestört, wenn sie nicht so laut gewesen wären. Dann hätte ich sie machen lassen. Aber sie waren eindeutig zu laut“, erklärte Jack seine Position weiter. Dem Blonden war klar, dass Deirdre das Wohlergehen der Kids an erster Stelle stand. Deshalb verstand er auch die weitere Fragerei ihrerseits. „Caiwen hat sich ein wenig an der Hand geschnitten, es aber sofort verarztet und ist dann auch mit Leviathan abgehaut. Sie schien auch die Nüchternste gewesen zu sein, darum hab ich ihr vertraut. Der Schnitt sah auch nicht allzu tief aus, darum wird es ihr heute sicher gut gehen. Die anderen beiden Mädchen sind gleich danach in Richtung ihrer Zimmer gegangen und ich hab dann das Zimmer verlassen. In den Gängen hab ich niemanden mehr gesehen, weshalb ich davon überzeugt war, dass jeder in sein Zimmer angekommen ist“, erklärte er weiter. Die Kids waren ja schon ein wenig älter und da sollte man ihnen doch ein gesundes Maß an Vertrauen entgegenbringen. Es war ja nicht so, dass es sich hierbei um Ophaniel oder Emi handelte. Bei diesen beiden müsste man anders vorgehen, als bei Jugendlichen. Ob Dee ihn jetzt anmotzen würde, dass er sich nicht weiter um die Kids gekümmert hatte? Er wartete auf ihre Reaktion und trank erst einmal etwas von seiner Cola.
Die Erzieherin war fast schon ein bisschen enttäuscht von ihren Bienchen, als Jack sagte sie wären zu laut gewesen. Natürlich konnte man seinen eigenen Geräuschpegel nicht immer zu hundert Prozent einschätzen, wenn man Alkohol getrunken hatte, doch war das allererste Gebot für eine langlebige Fete im Wohnheim den schlafenden Bären nicht zu wecken. Sonst konnte man sich von seinem geselligen Zusammensein verabschieden, selbst an einem besonderen Abend wie dem Mittsommerball. Dee schmunzelte verständnisvoll. Sie konnte an dieser Stelle sowohl die Kids als auch Jacks Ansicht nachvollziehen, doch sie entschloss sich dazu Solidarität mit ihrem Kollegen zu zeigen. Hätte man sie um weiß Gott wie viel Uhr aus dem Schlaf gerissen, wäre sie wahrscheinlich auch nicht das blühende Leben und die Barmherzigkeit in Person gewesen. „So wie es klingt, bist du ja auch im richtigen Moment eingeschritten. Auch wenn es dich eine Mütze Schlaf gekostet hat … mein Beileid dafür übrigens. Aber unser Job hat eben auch seine unangenehmen Seiten.“ Die hatte wohl jeder Berufszweig, ganz egal um welchen es sich handelte. Und dass man nicht alle Aspekte seiner Arbeit gleichermaßen liebte, war ebenfalls klar. Die Rosahaarige nippte an ihrem Kaffee und fixierte mit ihren hellen Augen das Gesicht des Erziehers, der die Eskapaden der Schüler näher erklärte. Die Tatsache, dass Caiwen sich verletzt hatte, machte Deirdre ein wenig nervös, doch laut Jack schien es nur ein Kratzer gewesen zu sein. Zudem schätzte sie das Mädchen als verlässlich und verantwortungsbewusst ein, was Deirdre einen Moment später bestätigt sah, da die Werwölfin Leviathan auf sein Zimmer eskortiert hatte.
Sie stellte die Kaffeetasse ab und nickte seufzend. Alles in allem klang es tatsächlich danach, als wäre jeder wieder in seinem eigenen Heim angekommen und die Situation entschärft worden. Deirdre wünschte sich zwar nachträglich etwas mehr Gewissenhaftigkeit von Jack, doch die angebliche Stille auf den Fluren des Wohnheims musste wohl für sich gesprochen haben. Sie konnte sowieso nichts anderes tun als den Erzieher beim Wort zu nehmen und davon auszugehen, dass alle Beteiligten wohlauf waren. „Wir hätten die Zimmer einmal abgehen sollen, nachdem der Ball beendet war. Dann hätte man so ein Chaos von vornherein vermeiden können. Na ja, es ist ja letztendlich nichts Schlimmes passiert, aber … wir waren trotzdem zu nachlässig mit den Kids. Einige von ihnen sind einfach zu jung, um ihre Grenzen zu kennen.“ Dabei machte sich ein äußerst schlechtes Gewissen bei dem Tierwesen breit. Sie war zu dieser Zeit schließlich gar nicht mehr anwesend gewesen. Und sie war auch die einzige, die nicht im Wohnheim hauste, sondern ein eigenes Apartment bewohnte. Ob sie diese Entscheidung noch einmal überdenken sollte? Aber gerade jetzt, wo sie begonnen hatte sich mit ihrer Nachbarin anzufreunden, stand ein Umzug ins Wohnheim ganz unten auf der Liste der Dinge, die sie tun wollte. „Ich hätte bis zum Ende dableiben sollen, sorry Jack. Aber … Amélie hat mir angeboten mich nach Hause zu bringen und wir hatten so einen tollen Abend zusammen. Ich war einmal egoistisch, nimm mir das bitte nicht übel.“ Deirdres grünen Augen funkelten den Blonden an, bevor sie ihm ein versöhnliches Lächeln schenkte und sich den letzten Bissen ihres Croissants einverleibte. „Aber jetzt traue ich mich wirklich nicht noch mehr über meine Ballnacht zu reden, nachdem deine so ein unschönes Ende genommen hat“, schmunzelte sie und leckte sich die Fingerspitzen ab. An Servietten hatte sie dummerweise nicht gedacht. Wollte Jack überhaupt mehr von ihrem Abend hören? Deirdre überließ ihm die Entscheidung, indem sie abwartete, ob er nachhakte oder nicht. Sie hatte auch kein Problem damit den Ball hinter ihnen zu lassen und ein neues Gesprächsthema anzusteuern. Schließlich begann morgen wieder der ganz normale Alltagswahnsinn, mit einigen Neuankömmlingen, neuen Problemen und persönlichen Krisen, für deren Lösung die Erzieher zur Stelle sein müssten.
Jack Wilson
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Deirdre verstand die Ansichten des Blonden. Er war glücklich darüber, denn wenn die beiden anfangen würden zu streiten, dann würde es sicherlich lange brauchen bis dieser zu einem Ende kommen würde. Zustimmend nickte Jack, während er ein Bissen seines Brötchens hinunterschluckte. „Ja, der Job kann manchmal ein Fluch und ein Segen sein. In diesem Moment habe ich mir wirklich gewünscht, dass ich ein Lehrer wäre und davon nichts mitbekommen hätte“, gab Jack ehrlich zu. „Aber ich hab mir ja den Job hier ausgesucht. Damit muss ich wohl oder übel leben. Es kommt zum Glück auch nicht täglich vor, dass die Kids noch so lange Party machen“, sagte er anschließend noch zu Deirdre.
Die Rosahaarige gab anschließend auch dann zu, dass sie wohl die Zimmer kontrollieren hätten sollen. Klar, hätten die Erzieher dies tun können, aber sie mussten ja auch auf dem Ball zum Teil noch aufpassen und wollten auch ein bisschen ihre Ruhe vor den Kindern haben. Dafür war ja der Ball eigentlich optimal. „Ach, die müssen auch mal über die Strenge schlagen. Außerdem mussten wir ja unsere Augen eigentlich überall haben. Da war es richtig schwer noch Zimmerkontrollen zu machen“, sagte Jack zu Dee und lächelte sie an. Es war wirklich nicht weiter schlimm. Immerhin hatte es sich ja nur um ein Zimmer gehandelt und es gab kein Tumult kein pöbeln von den Kindern aus. Alles war eigentlich in der Nacht im grünen Bereich gewesen. Gut, sie wussten nicht, ob es zu ungewollten Schwangerschaften gekommen war, aber dies würden sie sicher noch herausfinden. Bevor er aber überhaupt auf die ungewollten Schwangerschaften eingehen konnte, entschuldigte sich Dee bei ihm. Amelié? Das war wohl die eine junge Frau mit der Deirdre gestern auf dem Ball war. „Passt schon. Manchmal muss man einfach egoistisch sein. Indem Fall ist Amelié die Frau mit der ich dich kurz gesehen habe?“, fragte er zur Sicherheit nochmals nach. Er kannte die junge Frau nicht, darum war fragen besser, als so zu tun, als ob man sie kennen würde. „Also ich hör mir gerne tolle Geschichten von deinem Ballabend an. Kannst ruhig mit deinen Stories herausrücken“, sagte er frech grinsend zu ihr. Immerhin war Dee ja eine echt schöne Frau und es würde ihn wundern, wenn niemand sie angemacht hätte. Ganz plötzlich vibrierte das Handy des Neuseeländers. Er nahm sein Handy aus der Hosentasche und sah darauf. „Hab grad ne Nachricht von Jake bekommen. Er möchte wissen, wie die Lage momentan aussieht im Wohnheim“, erklärte er Deirdre und schrieb Jacob derweil zurück. Anschließend versorgte er sein Handy wieder. „Wo waren wir? Hm… Ach ja, bei deinen Ballgeschichten“, sagte er danach neugierig und sah die Erzieherin erwartungsvoll an.
Deirdre nickte zustimmend. In der Regel benahmen sich die meisten Schülerinnen und Schüler anständig, machten keinen Ärger und hielten sich weitgehend an die Schulordnung. Natürlich gab es immer die einen oder anderen Ausreißer, die nach Ausgangsschluss noch auf dem Schulgelände herumgeisterten oder heimlich ein Bierchen auf ihren Zimmern öffneten, aber Deirdre machte aus diesen Mücken keine Elefanten. Die Schule war schließlich kein Militärinternat oder Kloster. Es gab zwar nicht umsonst Regeln, aber manchmal musste man als Erzieher einfach abwägen, wann es sinnvoll war einen Regelbruch anzuprangern und wann man die Grashüpfer mit einer Verwarnung davonkommen lassen konnte. Da sie allerdings nicht wusste wie Jack zu kleineren Regelbrüchen stand und das Thema im Moment nicht weiter vertiefen wollte, hielt sie ihre Antwort neutral. „Das stimmt glücklicherweise. Hätten wir es hier täglich mit Partyexzessen und Alkoholleichen zu tun, hätten wir schon längst andere Saiten aufziehen müssen“, gab sie milde lächelnd zu bedenken. Doch die wenigen Kandidaten, die zu genannten Übeltaten neigten, hatte die Rosahaarige stets im Blick. Vorsicht war schließlich besser als Nachsicht. Erneut meldeten sich leichte Gewissensbisse. Jack meinte zwar die Erzieher hätten ihre Augen am Vorabend überall haben müssen, doch hatten Deirdres Augen in erster Linie auf ihrer Ballbegleitung geruht. Im Nachhinein musste sie sich eingestehen, dass sie den Kindern kaum Beachtung geschenkt hatte. Deirdre hatte es gestern damit begründet, dass sie ebenfalls eine ausgelassene Nacht verdient hatte, doch konnte sie ihre Unachtsamkeit damit rechtfertigen? Gedanklich etwas abwesend, bemerkte sie, wie sie ihre Kaffeetasse an ihre Lippen hielt, jedoch keinen Schluck nahm. „Ja, du hast recht. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir unterbesetzt sind. Normalerweise kommen wir ja zurecht, aber bei solchen Veranstaltungen fällt fehlendes Personal schon ins Gewicht“, merkte sie an und nippte schließlich vorsichtig an ihrem Kaffee. Ebenfalls ein Thema, das sie jetzt nicht unbedingt mit Jack ausdiskutieren wollte, jedoch war sie durchaus interessiert an seiner Meinung darüber. Es war ja kein Geheimnis, dass drei Erzieher auf über dreißig Schüler eigentlich unzumutbar war. Aber darüber sollten sie wohl besser mit Julia oder Vincent sprechen, wenn sie etwas an der Situation verändern wollten. Jack nahm ihr das plötzliche Verschwinden gestern nicht übel, woraufhin sie dem Blonden ein aufrichtiges, erleichtertes Lächeln schenkte. „Ich hätte trotzdem kurz Bescheid sagen können, dass ich gehe. Nächstes Mal denke ich dran.“ Überrascht blinzelte sie mit hochwandernden Augenbrauen, als Jack meinte er hätte sie und Amélie gestern gesehen. „Ja, die Brünette im roten Kleid. Sie ist erst seit letzter Woche auf Isola. Du hattest wohl noch keine Chance sie kennenzulernen?“, hakte sie höflichkeitshalber nach.
Während Jack sein Handy checkte, trank Deirdre den letzten überzuckerten, abgekühlten Rest ihres Kaffees aus, schüttelte sich auf Grund des üblen Geschmacks auf ihrer Zunge und kehrte mit ihrer Aufmerksamkeit schließlich zu ihrem Frühstücksdate zurück. „Oh, von Jacob? Ich war noch nicht dort, aber ich wollte dort nach unserem Frühstück vorbeischauen. Mir ein Bild über das Ausmaß des Schadens machen“, schmunzelte sie. Ihr Kopfkino spuckte einen Speisesaal voller grauer, müder Gesichter und menschenverlassene Flure aus. Ob es wirklich so schlimm um ihre Bienchen stand, konnte sie nicht sagen, aber die Ungewissheit weckte in Deirdre das Verlangen so bald wie möglich in Richtung Wohnheim aufzubrechen. Doch vorher musste sie irgendwie Jacks erwartungsvolle Miene zufriedenstellen. Sie hatte schließlich selbst mit ihrem „tollen“ Abend geprahlt, da konnte sie den Erzieher jetzt nicht einfach abwimmeln, oder? „Na ja, ich hab ja schon erwähnt, dass ich mit Amélie nach Hause gefahren bin“, begann sie, bevor ihr sanfter Gesichtsausdruck ein wenig schelmisch wurde. „Ich weiß allerdings nicht, ob sie begeistert davon wäre, wenn ich dir vom Rest unseres Abends erzähle. Ich sage nur… ich bin heute Nacht ziemlich spät ins Bett gekommen.“ Mit einem diabolischen Schmunzeln klopfte sie sich auf die Oberschenkel und überließ alles Weitere Jacks Vorstellungskraft. Einerseits wollte Deirdre den vergangenen Abend nicht weiter ausführen, weil es im Grunde wirklich nichts Pikantes zu erzählen gab. Andererseits — und das war der Hauptgrund — wollte sie die Zeit auf dem Balkon mit Amélie für sich behalten, ohne die Erinnerungen mit jemandem zu teilen. Sie gehörten ihr allein. „Wie sehen denn deine Pläne für heute aus? Ich weiß nie, was ich mit so einem angefangenen Tag anstellen soll…“, seufzte Deirdre. Es war noch nicht einmal spät, aber sie hatte das Gefühl, als wäre der ganze Tag schon fast an ihr vorbeigezogen.
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Auch Deirdre hatte dieselbe Meinung wie der Blonde. Er nickte auch bei ihrer Aussage, dass sie sonst längst andere Seiten aufziehen hätten müssen. Ja, das stimmte wohl wirklich. Dies hätte Jack auf jeden Fall nicht ertragen können, wenn die Kids ihm keinerlei Respekt entgegen brachten. Dann wäre er wahrscheinlich wirklich wütend geworden und hätte ihnen Strafen gegeben. Aber da die Kids heute Nacht brav seinen Anweisungen gefolgt sind und auch recht höflich waren, musste er dies nicht tun.
Zimmerkontrollen durchführen war schlichtweg unmöglich gewesen. Immerhin waren alle Schüler unterschiedlich lange wach und Jack glaubte auch nicht, dass jeder in seinem eigenem Bett geschlafen hatte. Aber da konnte man nichts machen, immerhin waren sie ja nicht so viele Erzieher und sie hätten dann immer wieder die Zimmer kontrollieren müssen, bei denen noch nicht alle Schüler eingetrudelt waren. „Ja, aber die Zimmerkontrollen hätten wir sowieso nicht so gut durchführen können. Immerhin waren ja alle zu den unterschiedlichsten Zeiten im Bett und es der Ball war ja auch nicht mit einem Zeitlimit versehen“, antwortete er Dee. Vielleicht würde sie ja auch so kein schlechtes Gewissen mehr haben. Die Erzieher konnten wirklich nicht überall auf dem Ball ihre Augen haben, deshalb war dies wirklich nicht schlimm, dass Deirdre einfach ging. „Also natürlich wäre es toll gewesen, wenn du etwas gesagt hättest, aber ganz ehrlich? Wir sind keine Schüler mehr und müssen uns meiner Meinung nach nicht mehr abmelden“, antwortete er ihr anschließend noch darauf. Wenn man weg musste, musste man weg. Das konnte wegen eines Notfalls sein, oder weil man keine Lust mehr hatte. Grundsätzlich konnte sie ja auch nicht bei einem Notfall die anderen Erzieher suchen und allen bescheid geben. Jedenfalls empfand dies Jack so.
Als die Sprache zu der neuen Frau kam, schüttelte er den Kopf. „Nee, hab die Frau zum ersten Mal jetzt auf dem Ball gesehen. Wusste gar nicht, dass wir jemand neues im Personal bekommen haben“, gestand er Dee. Vielleicht hatte er ja auch gar nicht zugehört, als man ihn darüber informierte. Jedenfalls meldete sein Kopf, dass er sie nicht kannte und auch nicht wusste, dass sie hier neu war. „Aber ihr beide saht sehr schön in euren Kleidern aus“, lobte er noch das Balloutfit von Deirdre und Amelié. Deirdre wollte wohl nach dem Frühstück ins Wohnheim und nach dem Rechten sehen. Jack fing an zu grinsen. „Es wird sicher genug Alkoholleichen geben, die heute Schmerzmittel, einen Kotzkübel und ein Bett brauchen. Eventuell gibt es da heute sowieso nicht ganz so viel zu tun“, sagte er. Denn der Blonde wollte auf gar keinen Fall jemanden die Haare halten müssen, während sich diese Person übergab. Dies konnte wohl jeder selbst für sich tun. Anschließend ging das Gespräch wieder zu den Ballgeschichten von Dee. Diese Geschichte gab dem Neuseeländer ein bisschen zu viel Spielraum für seine perversen Gedanken. Natürlich klang es für ihn genau so, als ob zwischen den beiden Frauen was lief. Obwohl er nicht wusste, ob Deirdre überhaupt auf Frauen stand. Sollte er sie vielleicht fragen? Er war sich unsicher und beließ es so wie es gerade war. Das Kopfkino packte Jack leider viel zu sehr und er malte sich im Kopf aus, wie sich die beiden küssten und so. Er schüttelte schnell den Kopf, um diese Bilder aus seinem Kopf zu bekommen. „Ahhhjaaa… gut zu wissen. Aber solang du ganz viel Spaß hattest, ist alles gut“, sagte er mit einem breiten Grinsen zu ihr.
Nachher ging das Gespräch noch in die Richtung, was Jack heute noch so tun würde. „Hm… das ist eine gute Frage. Ich hab eigentlich gar nichts vor heute. Vielleicht noch ne Runde schwimmen gehen, wenn die Hitze noch weiter zunimmt. Am Abend trainiere ich vielleicht noch ein wenig“, erklärte er ihr erst einmal. „Willst du etwas unternehmen oder so?“, fragte er anschließend vorsichtig, denn Dee wusste anscheinend nicht, was sie heute noch so tun sollte. Nun fing er an sein Brötchen langsam fertig zu essen.