Das Zimmer ist auf der Fensterseite mit zwei Betten an der linken und rechten Wand, den dazugehörigen Nachtkästchen und einem kleinen Regal, das von beiden Mitbewohnern benützt werden darf, ausgestattet. Auf der Türseite befinden sich zwei Schreibtische mit Lampen und ein Kleiderschrank, um die Klamotten der Schüler aufzubewahren. An besonders heissen Tagen sorgt die im Zimmer eingebaute Klimaanlage für ausreichend Abkühlung. Die kürzlich neu gestrichenen, weissen Wände lassen den Raum besonders freundlich wirken.
Als sie weitersprach, musste ich nur kichern und grinsend zu ihr sehen. "Daschh häb isch ja nu nachgehööölt, nischt wahhr?" Grinsend sah ich sie weiterhin an. Ja, jetzt hatte ich jemanden geküsst. Zum ersten Mal. Und dann auch noch ein Mädchen. Andere würden so etwas niemals haben, ich hatte es zum ersten Mal. Glücklich lächelnd sah ich verlegen zu der Blondine. "Dankkeee.", hauchte ich noch hinaus. Durch sie wusste ich nun, was es bedeutet jemanden zu Küssen, dass hatte ich ja nur durch sie heute Abend herausfinden können. Und in gewisser weise hatte ich ihr ja auch eine neue Erfahrung geschenkt, denn sie wurde ja von einem Mädchen geküsst, nicht von einem Jungen. Und wie es aussah, wollte sie sich selbst noch eine Erfahrung hinzufügen, denn nun spürte ich ihre Lippen auf meinen. Man konnte deutlich den unterschied der Erfahrung von früher spüren. Wie sie mich nun küsste, dass war bei weitem ein intensiveres Gefühl als der erste und der zweite Kuss den sie von mir bekommen hatte. Nachdem dieser - deutlich längerer und intensiverer - Kuss auch sein Ende gefunden hatte, sah ich sie nur an. Woooow.", konnte ich nur zu ihrem Kuss sagen. Es hatte sich einfach großartig angefühlt gehabt, ja großartig. War es also das, was mir mein Meister oder Faiza nie hatten erklären können? Diese Erfahrung die man selber machen musste? Als ich sah, wie Calleigh mich schief anlächelte, lächelte ich nur wieder zurück. "Und du wirscht gleisch wieda geküscht!" Ich war so Nett und hatte es angekündigt gehabt, als ich meine Lippen auf ihre presste. Aber dieses mal war der Kuss anders. Nicht so wie der schüchterne erste Versuch oder der etwas sicherere zweite. Dieser Kuss konnte sich von der Intensivität auch mit dem von Calleigh messen. Nachdem ich mich wieder von ihr löste um Luft zu holen, lagen wir einfach lächelnd nur noch da und sahen uns an. Irgendwann musste uns dann wohl die Müdigkeit überrannt haben und wir sind eingeschlafen. Aber wenn ich schon sagen würde, der Abend und die Situation war komisch gewesen, an die Träume dieser Nacht kamen sie nicht hinan, die waren noch verrückter gewesen.
[Zeitsprung]
Als die Sonnenstrahlen mein Gesicht wärmten, spürte ich dennoch davon nichts. Mein Körper war wohl noch viel zu sehr am schlafen während mein Geist noch in seiner eigenen Traumwelt war. Aber dann plötzlich wurde mein Schlaf durch ein Erdbeben erschüttert. Es wackelte, aber dann auf einmal wurde nur laut "OH MEIN GOTT!" gerufen und dann auch noch mitten in mein Ohr fast. Verschlafen öffnete ich die Augen, nur um sie wieder zu schließen. Die Sonne schien schon viel zu hell in die Augen das es angenehm war. Mein Kopf brannte wie Feuer, im Mund war mir ein wenig übel und ich war sowieso noch total Müde. Was war die Nacht nur nochmal passiert? Das letzte mal hatte ich mich so gefühlt, als ich mit Faiza meinen Geburtstag gefeiert hatte. Nachdenklich öffnete ich die Augen und sah kurz zur Decke. Genau, Calleigh hatte ein schlechtes Date gehabt und um sie aufzuheitern hatte ich den "Notfallkoffer" von Faiza für sie geöffnet. Langsam richtete ich mich auf. War da nicht noch etwas gewesen? Ich erinnerte mich nicht mehr. "Warum schreist du so....ACH DU HEILIGE..!" Erst jetzt sah ich, dass ich keinerlei Klamotten am Leib trug. Einzig der Kimono hing mir locker über den Schultern. Keine Unterwäsche, er war nicht geschlossen, weder BH noch Höschen. War die Nacht etwa...? Sofort wurde mein Kopf wohl hochrot und der Kimono geschlossen. Okay, in diesem Moment verspürte nun auch ich Scham. Noch gestern hatte ich kein Problem damit gehabt, vor ihr mit Unterwäsche umher zu laufen, aber das war bevor wir beide wohl..."Hatten....wir etwa...?", fragte ich sie vorsichtig. Das konnte doch nicht wahr sein! Meine erste Nacht hier auf der Insel und gleich war ich so betrunken das ich mit meiner Zimmernachbarin geschlafen hatte? Ich, die immer gesagt hatte, Beziehungen und Körperliche Intimitäten lenkten nur von der Pflicht ab? War ich wirklich so betrunken gewesen das ich mit Calleigh, meiner blonden Zimmernachbarin, mein erstes mal...Sex hatte? Das konnte doch nun nicht wirklich wahr sein oder? Fragend sah ich sie an. Wenn ich mich hätte erinnern können, würde ich es selber wissen, aber der Abend war wie weg. Ich erinnerte mich noch daran, wie ich ihr die erste Schüssel Sake eingeschenkt hatte und mich zu ihr auf das Bett gesetzt hatte, aber mehr nicht..
Davon, dass sie noch einmal wesentlich intensiver geküsst worden war, wusste Calleigh am nächsten Morgen schon nicht mehr. Im Grunde erinnerte sie sich nur noch daran, dass sie mit Cynthia getrunken hatte - und das nicht gerade wenig, wie ihr ihr dröhnender Kopf verriet. Um Cynthia schien es jedoch nicht besser gestellt zu sein, wie die Blondine herausfand, nachdem sie ihre Zimmernachbarin auf etwas unsanfte Weise geweckt hatte. Diese schien genauso erschrocken darüber zu sein, dass sie nackt war, wie Calleigh es gewesen war. Auch schloss sie schnell ihren Kimono, jedoch änderte das nichts an den Fragen, die Calleigh durch den Kopf schossen. Cynthia stellte auch sogleich die entscheidende der Fragen, die auch Calleigh beschäftigte. Die Gestaltwandlerin sah nicht auf, hatte inzwischen sogar auch ihre Augen geschlossen. Sie hatte doch auch keine Ahnung! Aber das war unmöglich. Niemals hätte sie mit ihr geschlafen. Oder doch? "Nein." sagte sie, auch wenn es nicht sehr überzeugend klang. "Nein hatten wir nicht!" sagte sie dann noch einmal, dieses Mal wesentlich überzeugender, obgleich sie sich selbst noch davon überzeugen musste. Sicher war sie sich nämlich nicht. Und das rief Panik in ihr hervor. Sie hatte doch nicht wirklich mit ihr geschlafen, oder? Verfluchter Alkohol. dachte Calleigh wütend, aber auch verzweifelt. Tief einatmend strich sie sich durch die Haare und sah Cynthia nun doch an - ungeachtet der hohen Peinlichkeit. "Das - was auch immer passiert ist - bleibt unter uns, klar?!" sagte Calleigh bestimmend. Auf keinen Fall sollte jemand erfahren, was passiert war - oder nicht passiert war. Genau konnte sie das ja nicht einmal sagen. Und Cynthia wie es aussah auch nicht. Also konnten sowieso nur Vermutungen angestellt werden. Und darüber wollte Calleigh bei bestem Willen nicht nachdenken. Und noch weniger wollte sie, dass irgendjemand sonst darüber nachdachte - was auch nicht passieren würde, wenn niemand davon erfuhr. "Du kannst mir über gestern Abend auch nicht viel mehr erzählen als ich schon weiß, oder?" musste sie doch noch wissen. Vielleicht gab es da ja etwas, an das sie sich erinnerte. Bei Calleigh jedenfalls war nach ein paar Schalen Sake Schluss - selbst da konnte sie nicht sagen, wie viel sie getrunken hatte. Auf jeden Fall zu viel, wenn soetwas dabei heraus kam.
Ich konnte deutlich sehen, wie die Blondine - welche nun auf meinem Bett saß - genauso intensiv darüber nachdachte. Aber schon gleich hörte ich eine - sehr zu erwartende - Antwort. Nein, hatten wir nicht. Aber Calleigh klang nicht sehr überzeugt davon. Sie wusste es nicht, genauso weinig wie ich es wusste. Es war doch eigentlich nicht möglich! Ich konnte doch nicht meine Jungfräulichkeit letzte Nacht an Calleigh verloren haben! Das war doch eine Sache der Unmöglichkeit. Noch niemals hatte ich irgend eine Art von Intimität mit einer Person gehabt und nun soll ich gleich meine Unschuld verloren haben? Beim aller ersten mal? Und dann auch noch an ein Mädchen?? Verzweifelt schüttelte ich den Kopf, aber als sie mich dann ansah, sah ich auch zu ihr. In meinen Augen konnte man deutlich das Unbehagen sehen. "J..J..Jaa. K..k..klar..", stotterte ich leise hinaus. Mein Kopf brannte sowieso. Vorsichtig erhob ich mich aus ihrem Bett und versuchte einen Schritt aber ich musste direkt wanken. Mein Kopf war noch viel zu angeschlagen. Sofort versuchte ich einen erneuten Versuch. Nachdem ich mich dann zu dem Schrank durchgekämpft hatte, nahm ich sofort frische Unterwäsche und die Schuluniform hinaus. Obwohl Calleigh auf meinem Bett saß, sah ich sie nicht an. Sie musste nicht sehen wie Rot doch mein Gesicht war. Vorsichtig - mit dem Rücken zu ihr - ließ ich den Kimono fallen und zog mir meine Unterwäsche an. Aber gerade in dem Moment, wo ich meinen BH anziehen wollte, sah ich etwas. Sofort weiteten sich meine Augen. "OH MEIN GOTT!!" Panisch drehte ich mich nun doch zu meiner Zimmernachbarin, ungeachtet der Tatsache, dass ich bis auf mein Höschen immer noch nicht wirklich etwas am Körper trug. "W..w..waaaas ist das??" Ich zeigte direkt auf die deutlich dunklere Stelle an meiner linken Brust. Es sah aus, wie ein sogenannter Knutschfleck. Wie kam der dahin? Auch wenn er nicht wirklich groß war, er war da! Also war die Nacht etwa doch..? Sofort drehte ich mich wieder um und zog den BH vollkommen an. Laut seufzend lehnte ich mich mit dem Kopf an den Schrank an. "Das kann doch alles nicht wahr sein..", murmelte ich. So schnell wie es mein Tempo zuließ, zog ich meine Uniform an. Bluse, Rock, Strümpfe, alles wie nach Vorschrift. Schwach lächelnd sah ich zu der Blondine auf meinem Bett. "Das ist nicht wahr." Leicht schüttelte ich den Kopf. Auch wenn ich ein Lächeln auf dem Gesicht mit mir trug, so sagten meine Augen doch etwas ganz anderes. Ich schleppte mich zu ihrem Bett und fing an die Überreste von der Nacht zu entsorgen. Mit dem gleichbleibenden Lächeln nahm ich die Schüsseln in die Hände. "Das ist nicht wahr. Das muss ein Traum sein.." Vorsichtig wischte ich mit einem Lappen die Schälchen sauber und stellte sie auf meinen Nachttisch. "..ein böser Alptraum..", murmelte ich vor mich hin bis ich die zwei Flaschen Sake in die Hand nahm. Eine war komplett leer, in der anderen war noch ein kleiner Schluck. Ich setzte die Flasche ohne Hemmungen an und trank sie mit einem Schluck aus. "Ja, ich träume noch. Genau. Aufwachen Cynthia, du musst Meister Kurya Guten Morgen sagen." Lächelnd nahm ich das Handy in die Hand und schrieb die übliche "Guten Morgen"-SMS an Faiza. Nach wie vor lächelte ich schwach zu Calleigh. "Hey, wir müssen aufwachen. Unsere Pflichten erwarten uns, wir müssen in den Unterricht." Ich lächelte. Aber nur nach außen hin. In mir drinnen weinte ich bittere Tränen. "Nur ein Traum Call, nur ein Traum. Ich hatte mit dir sicherlich nicht mein erstes Mal. Wir haben einfach nur ein bisschen zu viel getrunken weil dein Date so schlecht lief, mehr nicht." Genau das versuchte ich mir einzureden. Mein Kopf brannte wie die sieben Feuer des ewigen Fegefeuers, mein Mund fühlte sich so trocken an wie die Wüste Sahara's und mein Magen knurrte wie ein dreiköpfiger Zerberus. Ich sollte wohl etwas essen gehen, ja. Frühstücken mit Faiza, Kurya und Kuraiko, ja. Aber ich durfte nicht zu spät kommen. Lächelnd sah ich nochmal zu Calleigh. Dennoch, egal was ich sagte, meine Augen sprachen dennoch eine andere Sprache. Hatte ich etwa an sie meine Unschuld verloren?? An sie?? Ich mochte sie ja, aber wir kannten uns doch noch nicht einmal einen ganzen Tag..
Sie glaubte ihr nicht - kein Wunder. Calleigh glaubte sich selbst nicht ganz. Da sie es aber auch nicht glauben wollte, dass sie mit ihr geschlafen hatte, glaubte sie eben ihren eigenen Worten. Oder vielmehr hoffte sie, dass sie stimmten. Cynthia aber schien das etwas anders zu sehen. Sie stand auf und ging zum Schrank, um sich umzuziehen - etwas, das auch Calleigh noch tun wollen würde. Allerdings nicht dann, wenn Cynthia dort stand. Sie sollte sich einfach beeilen. Aber natürlich tat sie das nicht. Stattdessen schrie sie und drehte sich zu Calleigh um. Sie hatte einen Fleck entdeckt - und Calleigh sollte ihn sich ansehen? Nein, das tat sie nicht. "Woher soll ich das denn wissen?" entgegnete sie nur etwas gereizt. Überreagierte Cynthia nicht etwas? Wenigstens zog sie sich endlich an. Während Cynthia zu Calleighs Bett ging, holte nun die Blondine ihre Schuluniform aus dem Schrank. Schnell war alles angezogen - in der Zeit hatte Cynthia mindestens dreimal gesagt, dass es nicht wahr war. War es ja auch nicht verdammt! Ein Traum sollte es sein. Kurya schreiben? "Wehe du erzählst ihm etwas davon! Oder mit wem du auch immer sonst Kontakt hast!" Ihre Stimme glich beinahe einem Zischen, als sie sich zu Cynthia drehte; sie meinte es wirklich ernst. Auf keinen Fall durfte Kurya irgendetwas davon erfahren. Gut, hoffentlich würde Cynthia jetzt keinen Verdacht schöpfen, dass Calleigh ihn kannte, immerhin hatte sie seinen Namen wie selbstverständlich benutzt, was nicht unbedingt üblich war für einen Fremden, aber das war jetzt auch egal. Und dann sprach Cynthia weiter. Und Calleigh wurde immer genervter. "Genau das habe ich doch gesagt! Wir haben nur zu viel getrunken. Also sei jetzt endlich still!" fuhr sie sie etwas lauter an als gewollt. Vermutlich keine gute Idee, aber sie war genervt. Wenn Cynthia damit so umgehen wollte, bitte, aber dann sollte sie Calleigh damit in Ruhe lassen.
Ich hörte der Blondine zu. Sie war deutlich gereizt, dass konnte man an ihrer Stimme stark erkennen. Vielleicht wäre es fast schon besser gewesen, wenn ich nun meinen Mund gehalten hätte, aber ich musste einfach mit ihr darüber sprechen. "Und du erzählst niemandem das, was ich dir gesagt habe! Das hätte ich eigentlich nicht dir sagen dürfen..also vergiss was ich dir über ihn, Faiza und den Clan noch erzählt hatte!", zischte ich ihr entgegen. Meister Kenichi würde ich bestimmt nicht erzählen, dass ich etwas im betrunkenen Zustand über ihn gesagt hatte. Das grenzte ja schon an Verrat. "Ja, nur geredet und am ende halt gekuschelt weil uns kalt war oder so. Das ergibt Sinn!" Nun lächelte ich sie wieder an. Nur die Ruhe Cynthia, es ist nichts passiert. Schön beruhigen, es ist nichts passiert. Als mein Handy auf einmal vibrierte, schrak ich etwas auf aber sofort machte ich mich daran, die SMS zu lesen. Sie war von Faiza. Bei dieser Kenntnis quickte ich vor Freude wieder leicht auf, aber als ich dann die SMS las, verschwand wirklich jede Emotion aus meinem Gesicht. War das jetzt...ein Scherz? Mein Mund war weit aufgeklappt. Mehrere Minuten saß ich wirklich so da und starrte auf mein Handy bis ich auf einmal das lachen began. "Also entweder ist Faiza noch total betrunken, oder sie macht dumme Witze." Ich steckte das Handy weg, während ich immer weiter lachen musste. Nachdem wieder einige Minuten vergangen waren, zog ich das Handy wieder hervor und las diese Zeile laut vor. "..ich hatte mit Kurya sexy time~ ganz oft sogar. Wir haben uns hart und innig geliebt und uns die ganze Nacht lang gehalten und sind jetzt ein Pärchen." grinsend sah ich zu Calleigh rüber. "Oh man, jetzt gehts mir wieder besser. Witze helfen doch fast immer, auch bei Kopfschmerzen und nem Kater."
Sie hatte gar nicht vor gehabt, jemandem zu erzählen, was Cynthia ihr erzählt hatte. Jetzt allerdings dachte sie ernsthaft darüber nach. Es war nunmal so, dass sie etwas meist dann tat, wenn man ihr verboten hatte, es zu tun. Einfach, weil sie nicht gern auf die Befehle anderer hörte. Ausserdem hatte sie doch noch irgendetwas fragen wollen. Irgendein Vorfall war angesprochen worden. Der genaue Name fiel ihr spontan nicht mehr ein, aber sie würde schon noch darauf kommen. "Jaja, ich werd schon nichts sagen." entgegnete sie bloß, damit Cynthia zufrieden war, dann setzte sie sich auf ihr eigenes Bett, dass nicht gerade gemacht war. Allerdings hatte sie im Augenblick auch keine Lust, es noch zu machen. "Genau. Mehr ist nicht passiert." bestätigte sie ihre Zimmernachbarin. Auch wenn es eigentlich unlogisch war, dass einem bei den Temperaturen kalt werden konnte. Diesen Gedankengang behielt sie allerdings für sich. Sowieso quiekte Cynthia wie ein kleines Schweinchen, als sie eine SMS bekam, weshalb sie auch gar keine Chance gehabt hätte, ihren Gedanken laut auszusprechen. Im nächsten Moment allerdings schien Cynthia einen grossen Schrecken zu bekommen, begleitet mit Unglauben und scheinbar Überraschung. Vermutlich hatte sie irgendetwas geschrieben bekommen, dass ihr nicht gefiel. Das erste, was ihr da in den Sinn kam war, dass irgendjemand ihr gerade gesagt hatte, dass sich Kurya hier nicht so verhielt wie sie ihn kannte. Aber wer sollte das gewesen sein? Und dann fing Cynthia an zu lachen und Calleigh erfuhr, vom wem die SMS war. Von Faiza also. Und Cynthia konnte ganz offensichtlich nicht glauben, was sie ihr geschrieben hatte. Die Frage war jetzt nur, warum. Allerdings hatte Calleigh keine Lust, darüber nachzudenken. Sie wollte eigentlich nichts davon hören. Nur tat Cynthia ihr den Gefallen leider nicht. Schon kurze Zeit später laß sie vor, was sie erhalten hatte. Und es kostete Calleigh große Mühe, nicht auch laut los zu lachen. "Passt-" fing sie an, den Satz auszusprechen, räusperte sich dann aber schnell, denn ihr fiel im letzten Moment ein, dass sie Kurya ja gar nicht kennen durfte. "Woher willst du denn wissen, dass das nicht der Wahrheit entspricht?" fragte sie dann schnell, um von dem einen Wort abzulenken. Gut, der letzte Teil passte wirklich nicht, der Rest aber schon. Abe das würde Cynthia vermutlich niemals einsehen wollen.
Als mir die Blondine versicherte, sie würde nichts weiter erzählen, lächelte ich sie nur an. Ich hatte auch nicht erwartet, dass sie das erzählen würde. Und selbst wenn sie etwas erzählen würde, so könnte ich etwas von der Nacht erzählen. Auch wenn mein Ruf dadurch leiden würde, ich würde es so machen. Nun sagte sie auch was die Nacht wirklich passiert ist. "Wo nichts vorfallen kann, kann auch nichts vorgefallen sein." Freundlich lächelte ich sie an. Das war es ja. Das konnte nicht sein. Ich konnte meine Unschuld die Nacht nicht an ein anderes Mädchen verloren haben. Und selbst wenn dem so wäre, selbst wenn ich auf Mädchen stehen würde und nicht auf Jungs, dafür kannte ich Calleigh zu wenig. Da wäre es ja fast schon wahrscheinlicher, dass ich meine Unschuld an Faiza verlieren würde, aber das würde genauso wenig jemals passieren.
So wie meine Zimmergenossin reagierte, warf es einige Fragen auf. Da hatte sie Recht. Mit welchem Wissen nahm ich die Information, dass es nicht stimmte? Nachdenklich sah ich zu ihr. "Ich sagte dir doch, die beiden kennen sich sehr lange schon, all die Jahre war das nichtmal ein unausgesprochenes Thema, dass kann so plötzlich nicht sein." Wieder lächelte ich ihr nur freundlich in das Gesicht. "Faiza ist meine beste Freundin, sie hätte ir gesagt wenn sie Gefühle für unseren Meister gehabt hätte. Sie hat bestimmt nur einen Witz gemacht." Abweisend schüttelte ich wieder den Kopf. Wahrscheinlich kam ich gerade einfach nur so rüber, als wollte ich so etwas nicht wahr haben. Aber...war es denn wahr?
Cynthias Aussage verstand Calleigh nicht ganz, aber vermutlich war das auch unwichtig. Sowieso hatte sie keine Lust mehr, darüber in irgendeiner Art und Weise nachzudenken. Es sollte einfach vergessen sein. Abgesehen von den ganzen Dingen, die sie am gestrigen Abend alles erfahren hatte natürlich. Vielleicht hatte sie gleich im Unterricht ja Zeit, darüber nachzudenken - was auch gleich die Frage in ihr hervor rief, welches Fach sie überhaupt hatte. Das sollte sie wohl noch in Erfahrung bringen. Vorher haben sprachen die beiden mal wieder über Kurya und Faiza. Irgendwie schien das ein beliebtes Thema zu sein - leider. Denn über ihn und seine zahlreichen Mädchen wollte sie eigentlich auch nicht nachdenken. "Nur, weil man nicht darüber gesprochen hat, heißt das nicht, dass da nie etwas gewesen ist. Angenommen, Kurya wollte nicht, dass du davon erfährst, aus welchen Gründen auch immer, hätte er Faiza denn nicht dazu gebracht, zu schweigen?" stellte sie einfach mal in den Raum. Und ihr dann kommendes Argument von wegen sie waren beste Freundinnen zählte für Calleigh auch nicht. "Man erzählt sich nicht immer alles. Auch Freundinnen haben Geheimnisse voreinander." Dass sie das jetzt ausdiskutieren musste, fand sie ziemlich lächerlich. Deshalb sah sie auch gekonnt auf die Uhr ihres Handys, nur um festzustellen, dass es schon wieder viel zu spät war. "Toll, gegessen hab ich jetzt nix..." beschwerte sie sich und stand auf, um in ihrer Tasche nach dem Stundenplan zu suchen, den sie auch recht schnell fand. Sport? Das konnte doch nicht war sein...so hatte sie niht wirklich die Möglichkeit, sich einfach hinzusetzen, und nichts weiter zu tun außer nachzudenken. Nein, beim Sportunterricht musste man sich leider aktiv beteiligen. Was ihr gar nicht passte. Noch dazu musste sie jetzt ihre Sportsachen zusammensuchen. Sie seufzte und ging zum Schrank, aus dem sie ihr Sportzeug holte und alles in eine extra Tasche stopfte. Das musste so eben gehen. "Wir sollten jetzt los." meinte sie nur noch, zog sich noch schnell die Schuhe an und schnappte sich beide Taschen. Kurz überlegte sie, einfach ohne Cynthia zu gehen, entschied sich dann aber dafür, zumindest noch den Schulweg mit ihr zusammen zu beschreiten. Gleich würden sie sowieso erstmal getrennte Wege gehen. Also wartete sie, bis Cynthia ebenfalls fertig war und beide endlich gehen konnten.
"Tschau, und viel Spaß in der Schule!" meinte sie - ironischerweise - noch zu Cynthia, ehe sie zur Sporthalle und Cynthia weiter ins Gebäude ging.
Das, was Calleigh sprach wollte ich eigentlich nicht hören. Zwar hörte ich ihr zu, aber dennoch drangen ihre Worte niemals tiefer hinein. Ich ließ sie einfach nicht an mein Herz. Faiza und Kurya würden mich niemals belügen! Niemals! Freundlich lächelte ich zu ihr. "Ja wir sollten echt los." Mit einem grinsen im Gesicht schnappte ich meine Tasche, zog mir meinen Mantel über die Schultern und trat aus dem Zimmer hinaus. Schweigend liefen wir den Weg vom Waisenhaus bis zu der Schule. Als wir dann aber davor standen, sah ich, wie ihr Weg ein anderer war wie meiner. "Bye Bye, danke dir auch. Bis später." Ich wunk ihr lächelnd noch zum Abschied bevor ich mich dem Gebäude und den Treppen näherte. Der Unterricht ging los, yippi. Nicht.
Nachdem beide ihre Pizza gegessen hatten, bezahlte Kurya brav, damit sie schließlich auch gehen konnten. Calleigh wusste nicht genau, ob man sie wirklich aussperren würde, aber sie wollte es auch nicht riskieren und sie konnten auch genauso gut schon zurück gehen. Viel zu erzählen hatten sie sich ohnehin nicht. Über Kurya durfte nicht gesprochen werden und über das letzte "Date" wusste Calleigh nicht, wass es noch zu sagen gab. Über sich wollte sie auch nicht unbedingt reden und die Schule war so langweilig gewesen, dass es nichts aufregendes zu berichten gab. Welch langweiliges Leben. Calleigh nahm sich vor, auf jeden Fall mehr mit ihrem Leben anzufangen als bisher. Vielleicht wurde sie ja Profischwimmerin! Träum weiter. dachte sie sich im gleichen Moment. Sie schwamm zwar gern, sehr gern und sie könnte sich auch ewig im Wasser aufhalten, aber daraus wurde nicht gleich eine Profischwimmerin. Außerdem war sie ja immer noch eine Gestaltwandlerin..
Über das dachte sie nach, während sie zusammen mit Kurya auf dem Weg zurück zum Waisenhaus war. Dieser schwieg nämlich bereits wieder und Calleigh wusste auch nichts mehr zu sagen. Kurz bevor sie das Waisenhaus erreicht hatten, beschloss sie jedoch, doch noch ihren Mund aufzumachen. "Willst du deine Zeit auch weiterhin mit mir vergeuden oder trennen sich unsere Wege nun wieder?" fragte sie ganz direkt, letztlich aber beschlossen die beiden, dass Kurya sie zumindest noch auf ihr Zimmer begleitete. Zwar war es noch nicht allzu spät, aber Calleigh hatte schon eine ganze Weile nicht mehr geschlafen - heute morgen noch saß sie im Flugzeug, ehe sie hier angekommen war, um den Unterricht zu besuchen. Dass sie langsam schon jetzt müde wurde war eigentlich nur logisch.
Wieder schwiegen die beiden, bis sie an ihrem Zimmer angekommen waren und Calleigh die Tür aufschloss. Nun umziehen und ins Bett fallen - das wäre es doch! Natürlich würde sie das nicht tun, solange Kurya dabei war. Ihn musste sie wohl noch ein wenig ertragen, was eigentlich gar nicht so schlimm war. Zumindest bisher nicht. Als sie jedoch zusammen mit ihm ihr Zimmer betrat und ihr augenblicklich die Unordnung ist Auge sprang - und damit auch die Erinnerung an die Nacht mit Cyn ins Gedächtnis - hatte Calleigh das Gefühl, dass Kuryas Anwesenheit eben nicht mehr nicht schlimm sein würde. Cynthias Kleidung lag immer noch in Calleighs Bett. Wieso hatte Cynthia sie nicht mitgenommen? Oder zumindest von ihrem Bett entfernt! Der erste Impuls war es, Kurya einfach wieder hinaus zu schubsen, allerdings würde das bloß noch mehr Aufmerksamkeit erregen, weshalb sie beschloss, einfach ganz gelassen zu sein - erregte das nicht auch Misstrauen? "Entschuldige die Unordnung. Ich dachte eigentlich, es wäre alles aufgeräumt.."Einfach ganz natürlich bleiben. Er weiß es ja nicht.. Und hoffentlich musste sie das nun auch nicht erklären.