Das Zimmer ist auf der Fensterseite mit zwei Betten an der linken und rechten Wand, den dazugehörigen Nachtkästchen und einem kleinen Regal, das von beiden Mitbewohnern benützt werden darf, ausgestattet. Auf der Türseite befinden sich zwei Schreibtische mit Lampen und ein Kleiderschrank, um die Klamotten der Schüler aufzubewahren. An besonders heissen Tagen sorgt die im Zimmer eingebaute Klimaanlage für ausreichend Abkühlung. Die kürzlich neu gestrichenen, weissen Wände lassen den Raum besonders freundlich wirken.
Es war furchtbar. Hätte die Nakamura ihre Fähigkeiten abschalten könne, hätte sie es in diesem Augenblick wohl getan. Sie konnte spüren, dass die d'Eonan einen Albtraum hatte, wie sie sich dabei fühlte, und sah, wie unruhig sie noch geschlafen hatte. Diese empathischen Kräfte mögen hilfreich sein, und dennoch war sie sich nicht sicher, ob es nicht manchmal einfacher wäre, sie ab schalten zu können. Ihr Handy war es somit, das sie wieder aus den Gedanken riss, zeigte es durch ein kurzes aufleuchten doch, das ihr jemand geschrieben hatte. Müde griff sie danach, öffnete es und las die darauf geschrieben Worte, welche nicht gerade von der erwarteten Person gekommen waren. Vertippt? Verdammt. Eigentlich wollte sie einer ihrer Freundinnen schreiben, mit denen sie sich letzte Nacht treffen wollte, und nun hatte sie irgend einem Mädchen geschrieben, welches aber immerhin so freundlich war, sie darauf hin zu weisen. Grummelnd schickte sie die Nachricht also noch einmal los, und dann antwortete sie dem Mädchen, um ihr zu danken. Hätte sie sich nicht gemeldet wäre sie wohl heute Nacht losgezogen nur um dann verzweifelt auf ihre Freundinnen zu warten, doch jetzt.. Die Lider schließen legte sie das Handy wieder beiseite, doch klingelte es direkt darauf erneut, weshalb sie es dieses mal in der Hand behielt. Einige Nachrichten gingen noch hin und her, ehe ihre Zimmernachbarin endlich aufgewacht war. „Morgen.“, antwortete sie ihr mit einem seichten Lippen auf den Lächeln, ihren Platz auf dem Bett weiterhin nicht verlassend. Erst als man sie darum bat das Fenster zu schließen, sprang sie auf, umfasste den Griff um wie gefragt die Tat aus zu führen. Stimmt, die Blonde war irgendwo ein normaler Mensch, dem kalt wurde, erst Recht, wenn man gerade erst aufgewacht war. Der Dämon hatte dies glatt vergessen, spürte sie doch als Kalthaut gar nicht, das die Temperatur während der Nacht abgefallen war. Jetzt, wo sie mit jemand anderem auf ein und dem selbem Zimmer lag hatte sie darauf zu achten, das so etwas nicht noch einmal geschehen würde, damit die Ärmste nicht mehr frieren müsse. Ab jetzt, würde sie besser auf solche Dinge achten. Zu mindestens soweit es ihr möglich war. Sich wieder herum gewandt lehnte sie sie an den Tisch, den Blick wieder auf das Mädchen gerichtet. „Ich.. habe nicht geschlafen. Dämon.. meine Sorte braucht keinen Schlaf.“, lächelte sie ein wenig verlegen. Ob sie wohl über den Albtraum sprechen wollen würde? „Du hast wohl nicht so gut geschlafen, mh?“, sprach sie die Blonde dann doch einfach darauf an. Mehr wie falsch machen ging nun auch nicht mehr.
Das Mädchen bedankte sich bei ihrer Zimmernachbarin, als diese das Fenster schloss - es wurde deshalb nicht gleich wärmer, aber das würde sicher noch werden. Kälte, die einmal in einem Raum war, konnte ja auch nicht einfach so verschwinden. Das war ganz normal und auch für Calleigh klar. Sie beobachtete Roxy, während sie noch immer darüber nachdachte, was sie am heutigen Tag anziehen sollte. Zu einem Entschluss kam sie bis zu der Antwort der Dämonin nicht - noch würde sie das Zimmer aber auch nicht verlassen. Dämonen schliefen also nicht - interessant. Calleigh versuchte, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, nicht schlafen zu müssen. Die Tage würden sehr viel länger werden, aber mit der Zeit sicher auch langweilig. "Was hast du denn dann die ganze Nacht gemacht?" fragte Calleigh und sah mit einem neugierigen Blick zu Roxy. Es interessierte sie wirklich, was man so die ganze Nacht trieb, wenn das ganze Waisenhaus schlief und eigentlich keiner da war, mit dem man zumindest sprechen konnte. Vielleicht gab es noch andere Dämonen auf der Schule, die keinen Schlaf brauchten. Kurya gehörte allerdings nicht dazu. Überrascht und leicht verwirrt über die Frage, sah sie Roxy an und überlegte, wie sie wohl auf diesen Gedanken gekommen war. Schlecht geschlafen? Eigentlich nicht. "Am Anfang nicht; aber zum Schluss eigentlich schon." antwortete sie. Einen Betrüger sterben zu sehen konnte man ja wohl kaum als Alptraum bezeichnen. Vielleicht ein wenig zu heftig, immerhin wurde er in ihrem Traum von den Werwölfen zerfleischt, aber wenn Calleigh wütend - oder auch enttäuscht - war, war sie das richtig. Da war ihr auch egal, was mit der Person passierte, die sie hasste. Oder die sie sich zumindest einbildete zu hassen.
Eigentlich hatte sie auf solch eine Frage geradezu gewartet. Alle, denen sie es bisher gesagt hatte, mussten immerzu daran denken, was man eigentlich die ganze Nacht machte, wenn alle schliefen, nur man selbst eben nicht. Mittlerweile hatte es sich die Nakamura angewöhnt sich zu mindestens ein wenig hin zu legen, damit sie wenigstens den Eindruck vermittelte, sie müsste ab und zu mal etwas schlafen, aber auf Dauer wurde so etwas wirklich sehr langweilig. Und was man dann so tat? Einiges.. Nur oftmals eben alleine, wenn niemand in der Nähe war, der genauso wie man selbst den Schlaf zur Erholung nicht benötigte. „Letzte Nacht? Da war ich ein wenig am Strand, und hab die andere Seite der Insel ein wenig erkundigt. Nichts spannendes eigentlich.“ Ein wenig gelogen hatte sie dabei ja schon, oder die Wahrheit teilweise verschwiegen. Man konnte dies nun sehen, wie man wollte, aber es würde am Ende auf das selbe hinaus laufen. Eigentlich wollte sie sich ja mit ihren Freundinnen aus der Dämonenwelt treffen, aber sie abgehauen, ehe sie aufgetaucht waren, hatte sie doch kalte Füße bekommen, sie könnten durch die schwarzen Flecken durchschaut werden, dass es ihr eben nicht so gut ging, wie sie beteuerte. Die Antwort der Blonden überraschte sie nicht wirklich, denn auch wenn sie versucht hatte sich weitestgehend aus ihren Gedanken heraus zu halten, konnte sie noch immer spüren, was sie fühlte, war es ihr doch noch immer nicht gelungen, diese Fähigkeit ab zu schalten. Ihr ging es gut, irgendwie, angesichts der letzten Tage, und das war gut, ließ der Kerl sie doch noch immer nicht in Frieden, der ihr seit gestern schon die Nachrichten auf ihr Handy schickte. Gut, mittlerweile hing sie auch permanent davor, hatte das Mädchen von heute Morgen erneut geantwortet, und jetzt wusste die Dunkelhaarige immerhin, das die halb Griechin, halb Japanerin pinke Haare gehabt hatte. Nicht das das wichtig gewesen wäre sie zu finden, würde Roxy als Seelenwandlerin sie sofort erkennen, aber nett zu Wissen war es dennoch. Und so tippte sie rasch eine Antwort, steckte das kleine Gerät wieder in ihre Hosentasche und wanderte herüber zum Spiegel, in welchem sie sich eine Weile betrachtete, und eher abwesend wirkte, als sie mit den Fingern über die noch verfärbten Stellen ihrer Haut glitt. „Ich hatte vor, heute einige Freunde zu besuchen, um mal zu sehen, wie es ihnen nach dem Angriff geht. Wolltest du mit kommen?“ Das Haupt zurück gelehnt wanderten die dunklen Augen herüber zu dem Mädchen, welches sich noch immer auf ihrem Bett befand. Eigentlich hatte sie noch gar nicht danach gefragt gehabt, was sie vor gehabt hatte, aber nachdem sie gestern den gesamten Tag auf dem Zimmer verbracht hatten, mochte sie vielleicht auch mal wieder raus? Die Nakamura jeden falls hatte zu mindestens einmal nach Kotori zu schauen, und Renai hatte sie auch versprochen, zu kommen, genauso wie einer ihrer längsten Freundinnen, die sie gehabt hatte. Nachdem sie sich am Freitag wirklich bei absolut niemanden hat blicken lassen, außer bei Calleigh natürlich, machte sich der ein oder andere sicherlich Sorgen, aber die Dunkelhaarige hatte diesen Tag einfach gebraucht, und es hatte ihr sichtlich gut getan. Einmal davon ab, dass die die blonde irgendwie mochte, und so immerhin einiges über sie heraus finden konnte. Immerhin lebten sie nun zusammen in einem Zimmer, sie würden noch öfters zusammen hängen, und eine gewisse Sympathie schadete da eigentlich nie.. Doch erneut klingelte das Handy in ihrer Hosentasche, und als sie es aufklappte, um die Nachricht darin zu lesen, beschlich sie ein seltsames Gefühl. Irgendetwas war geschehen, wirkte Renai plötzlich verängstigt, beinahe in die Ecke gedrängt und viel zu kurz angebunden, dafür, dass es noch immer sie war. Ob etwas schlimmes passiert war? Sie wollte kommen, aber die Dämonin fürchtete, das sie sie gar nicht erst finden würde, oder den Weg allein schaffte, wenn ihr etwas zugestoßen sein sollte, und so schrieb sie ihr eilig, das sie lieber warten sollte, bis das Mädchen kommen würde. Irgendwo vor dem Waisenhaus? Schon einmal gut, es war in der Umgebung, und so sollte es nicht schwer sein, sie zu finden. Ein Mädchen mit pinken Haaren, Gestaltwandlerin, und ihre Herkunft war ihr bekannt. Genügend Informationen, um eine Suche mittels Empathie zu starten. Als die Antwort der Pinkhaarigen dann auf sprang, stand es fest, sie musste sofort los. „Hey.. eine Freundin von mir steckt scheinbar in der Klemme, ich muss sofort los. Wach du erst einmal auf, und mach dich fertig, wenn du willst, meld dich bei mir, und wir treffen uns dann später wieder, ja ? Ich lass dir meine Nummer hier.“, lächelte sie der Blonden zu, kritzelte die Nummer auf ein Stück Papier und ließ diese auf dem Schreibtisch liegen, ehe sie plötzlich.. dunkle Marterie umgab, und sie in der nächsten Sekunde verschwunden war.
Die Insel erkundigt? Mitten in der Nacht? Die Blondine fragte sich, ob das wirklich so spannend war oder wozu das überhaupt gut sein sollte, aber sie nickte. "Hast du denn wenigstens etwas interessantes gefunden?" fragte Calleigh sie noch dazu, nur um das Gespräch weiter zu führen, aber auch, weil es sie interessierte, ob man im Dunkeln überhaupt etwas Gescheites sehen konnte. Sie selbst sicherlich nicht, aber Roxy war ein Dämon und brauchte schon keinen Schlaf - sicher hatte sie auch bessere Augen. Jedenfalls konnte sich Call das sehr gut vorstellen. Während Roxy erneut an ihr Handy ging - ein Wunder, dass nicht Calleigh es dieses Mal war, die permanent an dem Ding saß - klingelte nun jedoch auch wieder das Handy der Blondine. Jedoch antwortete sie nicht sofort, denn ihr wurde eine Frage gestellt; und an ihr Handy konnte sie auch später noch gehen. Da musste Kurya jetzt eben mal warten. "Ich würde gerne, nur hatte ich vor, mich heute mal ein wenig hier umzusehen. Ausserdem dauert es wohl noch ein wenig, ehe ich fertig bin." gab Calleigh zur Antwort und lächelte Roxy an. Sie würde ihr deshalb ja hoffentlich nicht böse sein. Sie würden immerhin noch viele Stunden zusammen verbringen. "Beim nächsten Mal, ja?" fügte sie ihrer Antwort noch hinzu, doch ehe Roxy dazu etwas sagen konnte, klingelte erneut ihr Handy, auf das die Kurzhaarige natürlich auch sofort schaute. Und dann, so hieß es, musste sie unbedingt weg wegen irgendeiner ihrer Freundinnen. "Ok." hatte die Blondine noch sagen können, da war Roxy auch schon verschwunden - als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Für Calleigh ging das alles ein wenig schnell, doch sie nahm es Roxy nicht übel. Stattdessen richtete sie sich wieder auf und holte sich den Zettel mit der Nummer, um sich gleich darauf wieder aufs Bett zu setzen und sie in ihr Handy einzugeben - danach hätte sie ohnehin noch fragen wollen. Und Kurya bekam auch eine Antwort, nachdem sie seine SMS mit einem Grinsen gelesen hatte. Und damit hatte sie am kommenden Abend wohl etwas vor. Jetzt blieb nur weiterhin die Frage, was sie anziehen sollte. Möglichkeiten gab es viele. Es war windig und bewölkt, auch ein wenig kalt. Aber war das nicht eigentlich egal? Sie stand auf und ging zu ihrem Kleiderschrank. Viele Tops sprangen ihr entgegen, T-Shirts, Hosen und natürlich auch Röcke. Und das waren nicht einmal alle ihre Klamotten. Nach Pink oder rot war ihr an diesem Tag aber tatsächlich nicht. Stattdessen griff sie zu einem schwarzen Minirock, einem weißen eng anliegenden Top, tatsächlich einer schwarzen, eng anliegenden Leggins und einer schwarzen Lederjacke, dazu Ketten, Armbänder und passende Ohrringe. Auch einen anderen BH zog sie sich an. Und obwohl es alles andere als gut für ihren Fuß war, sich wieder in High Heels zu schwingen, zog sie auch solche an - 'nur' 5 Zentimeterabsatz und ebenfalls in schwarz. Als wäre irgendjemand gestorben - was er nicht war. Zumindest niemand den Calleigh kannte. Als sie damit nun fertig war, kramte sie in ihrer Kosmetiktasche nach allerlei Kram und machte auch ihr Gesicht soweit fertig, dass sie rausgehen konnte; auch die Haare waren endlich gekämmt. Jetzt musste sie nur noch ihre Sachen in eine passende Handtasche verfrachten, und sie war endlich fertig. Es schien eine Ewigkeit gedauert zu haben, bis sie endlich fertig war, doch letztlich konnte sie ihr Zimmer endlich verlassen. Wohin es sie treiben würde wusste sie noch nicht.
cf: Waisenhaus - Badehaus - Gemeinschaftsbad der Mädchen
Bevor Roxy aussprechen konnte hatte sich Renai auch schon in ihre Lieblingsgestalt eines dunkelfarbigen Wolfes verwandelt. Sie würde Roxy in ihr Zimmer schleifen müssen, war diese ja erst zusammen geklappt und würde jetzt wohl kaum die Treppen hochlaufen können. Doch in Menschengestalt nahezu unmöglich. Mit ihren eisblauen Augen blickte sie die Gestalt vor sich an, ging weiter in die Knie, damit die Dämonin leichter auf ihren Rücken kommen würde. Aber die Dunkelhaarige schien einen Moment zu zögern, ehe sie in das weiche Fell der Gestaltwandlerin griff und sich langsam auf deren Rücken hob, darauf bedacht das Handtuch nicht zu verlieren. Kaum war sie oben stemmte sich die Kairo erneut in die Höhe und lief langsam los, sich erstmal an das Sondergewicht gewöhnend. Es fiel ihr leichter, leichter als in Menschengestalt allemal, auch wenn es so noch schwer genug war. Auch ein Wolf hatte keine übernatürlichen Kräfte. Er war stark, doch einen Menschen mit einem gesunden Gewicht zu tragen, würde auch diesem schwerfallen. Dennoch ließ sich das Mädchen in Wolfsgestalt nichts anmerken, natürlich nicht wissend, dass ihre Freundin Gedanken lesen konnte – denn das sie Fähigkeiten besaß, die auf Gedanken beruhten, hatte das Mädchen schon wieder verdrängt. Auf den Weg konzentriert lief sie gemächlich durch den Eingangsbereich der Waschräume, immer darauf bedacht niemandem zu begegnen. Schließlich stand es in den Hausregeln, dass es untersagt war seine Fähigkeiten zu benutzen. Doch handelte es sich hier um einen Notfall. Aber ob man dafür Verständnis aufbringen würde? Ihr Ohr zuckte als sie die Stimme ihrer Freundin vernahm, welche ihr dankte, woraufhin sie nur ein leises Fiepsen von sich gab. Leider konnte sie in dieser Gestalt nicht reden, musste auf Tierlaute zurück greifen und hoffen, dass es Roxy verstehen würde – jedenfalls irgendwie. Diesen Bereich passiert machten sie sich auf zur Treppe. Doch.. das würde wohl schwer werden. Kurz blickte sie hinter sich zur Dunkelhaarigen. Hoffentlich hält sie sich ordentlich fest.., dachte die Gestaltwandlerin und blickte wieder nach vorne, ehe sie sich in Bewegung setzte und in großen Sätzen die Treppen hinauf rannte. Auch wenn es schwerer als gedacht war und in ihren tierischen Muskeln schmerzte, kämpfte sie sich durch, bis sie diese passiert hatten und im Gang standen. Jedoch.. hatte sie keinen blassen Schimmer welches Zimmer zu der Dämonin gehören würde. So musste sie ihren Geruchssinn einsetzen, mit dem ein Wolf glücklicherweise gesegnet war. Kurz blieb sie stehen, streckte ihre Nase gen Boden und schnüffelte daran, ehe sie diese in die Luft streckte und langsam die Spur aufnahm, welche sie ins richtige Zimmer führen sollte. So lief sie langsam weiter, versucht leise zu sein, damit sie keiner entdecken würde, ehe sie erneut vor dem Zimmer stehen blieb und kurz zu Roxy sah, welche nun die Tür aufmachen müsste. Diese schien irgendwie zu verstehen, streckte schwächlich eine Hand nach dem Knauf aus und öffnete die Tür, wodurch beide eintreten konnten. Mit dem Gewicht auf ihren Rücken lief Renai hinein, schnüffelte nochmals in der Luft und lief zielstrebig zum Bett der Dämonin, um die möglichst nahe da dran runter zu lassen. Dies tat die Dämonin auch, rettete sich geschwächt auf ihr Bett. Nur einen Moment später stand wieder ein pinkhaariges Mädchen vor ihr, das Handtuch nochmals richtend, mit einem besorgten Blick im Gesicht. Ich hole kurz unsere Sachen.. Beweg dich ja nicht vom Fleck! So stürmte sie wieder aus dem Zimmer, ins Badehaus und suchte dort alle Sachen zusammen – ihre eigenen Klamotten zog sie an – ehe sie wieder nach oben rannte, in das Zimmer der Dunkelhaarigen und mit schnellem Atmen an kam, die Tür hinter sich schließend und die Sachen auf dem Boden ablegend. Wieder da., brachte sie keuchend hervor, eilte erneut zu dem Bett ihrer Freundin und setzte sich vor diesem auf den Boden. Wie geht’s dir? Ist alles gut? Kann ich etwas für dich tun?, überhäufte die Gestaltwandlerin ihre neue Freundin und versuchte sich zu beruhigen.
Auch wenn es einen kurzen Moment dauerte, hatte das Mädchen es soweit geschafft sich auf den Rücken des Tieres zu kämpfen, nur, um sogleich zu bereuen. Nicht, dass ihr irgendetwas unangenehm dabei war, aber mit ihren Fähigkeiten hatte sie sofort gespürt, dass es der Kairo hingehend nicht ganz so gut dabei ging. Immerhin war die Dämonin doch um einiges schwerer, als erwartet, und so viel Gewicht auf einmal zu tragen machte mehr Mühe, als viele dachten, erst Recht, wenn man es nicht gewohnt gewesen war. Großartig dagegen wehren konnte sie sich aber auch nicht mehr, da ihr klar war, das die Renai jetzt nicht mehr ablassen würde, bis sie die Nakamura in ihr Zimmer gebracht hatte, weshalb diese es erst gar nicht versucht hatte, sich so leicht machte wie irgend möglich, und die kleine Reise einfach stillschweigend auf dem Rücken verbrachte, nachdem sie sich bei ihr bedankt hatte. Das Geräusch, welches sie daraufhin machte, musste sie gar nicht deuten. In ihren Gedanken konnte sie hören, was sie zu ihr sagen wollte, weshalb sie einfach nickte, und den Kopf kurz darauf leicht herunter neigte, da ihr Nacken begonnen hatte zu Schmerzen vom angestrengten hoch blicken über die Zeit hinweg. Erst begann es langsam, war sie doch bedacht darauf, niemandem Aufmerksamkeit auf die beiden zu ziehen, denn einmal davon ab, dass es wohl wirklich verboten war seine Kräfte zu nutzen, würde es auch ein wenig seltsam daher kommen, wenn ein großer Wolf im Umkleideraum der Mädchen stand, auf dessen Rücken sich eben solch ein Mädchen befand, und dazu auch noch halb nackt und so gut wie gar nicht ansprechbar. Skurriles Bild, sicher, weshalb sie relativ erleichtert darüber war, dass sich zu mindestens im Vorraum keiner befand, weshalb sich die Gestaltwandlerin hinaus auf den Flur schlich, rüber zu den Treppen, ehe sie knapp einen Blick über ihre Schulter war. Festhalten? Gut, dass man auch in solchen Momenten Gedanken anderer lesen konnte, wäre diese Situation doch wohl möglich anders ausgegangen, hätte sie es eben nicht gemacht. Eilig flogen die Pfoten über die vielen Stufen hinauf, und auch wenn es sehr viel Kraft kostete, hatten sie es bis oben geschafft, ohne, dass sich die Pinkhaarige etwas davon anmerken ließ. Respekt, musste man dazu nur sagen, andere hätten das nicht gemeistert, geschweige denn, ohne zu jammern. Gewiss, als Tier konnte sie zwar nicht sprechen, aber ihre Gedanken blieben immerhin die selben, auch als Wolf. Wenn die Nakamura noch irgendwie großartig dazu in der Lage gewesen wäre ihr die Zimmer Nummer zu verraten, so hätte sie dies auch sicherlich getan, doch als sie merkte das sich die Kairo auch anders zu behelfen wusste, hatte sie es erst gar nicht versucht und schlicht darauf gehofft, dass sie überhaupt einen Geruch ausmachen konnte. Einen richtig.. menschlichen besaß sie ja gar nicht, zum Glück nur, dass sie so etwas Deo, Duschmittel und Parfum benutzte, daran würde das Mädchen sie wohl irgendwie finden können. Das tat sie schlussendlich auch, und wie aus Reflex griff die Dämonin nach der Tür um diese zu öffnen, denn das konnte wohl nur sie tun. Auch dies erledigt ließ sie sich wieder auf den Rücken fallen, ehe sie bereits vor dem Bett standen auf das sich der Dämon herüber zog, ehe sie sich stöhnend auf diesem herum drehte, und nur dumpf mitbekam, das die Himmelsklasslerin das Zimmer wieder verlassen hatte um die Klamotten beider herauf zu holen. Vom Fleck bewegen funktionierte im Moment eh nicht so Recht, weshalb sie sich darum wohl nicht zu Sorgen hatte. Noch einmal herum gedreht, kurz die Hand über die Augen streifen lassen stand die halbe Griechin auch schon wieder inmitten des Zimmers, die Türe hinter sich verschlossen und die Sachen ihrer Freundin auf die Erde legend, um sich selbst in der Nähe des Bettes zu platzieren um sie gleich wieder mit Fragen zu durch löchern. „Die Flasche.. in der Tasche dort.“ Den Arm nach vorn ausgerichtet deutete sie auf eine kleine, dunkle Tasche unter dem Schreibtisch auf ihrer Seite, ehe sie noch rasch etwas anfügte, ehe sie danach greifen konnte. „Aber Vorsicht, die ist kalt.“, hustete sie hinterher, ehe sich die Kairo auch daran machte ihr die kleine Flasche herüber zu reichen. In dieser befand sich eine blaue Flüssigkeit, etwas dicker, als normales Wasser, ein wenig des menschlichen Blutes gleich, welches für gewöhnlich Dickflüssiger gewesen war, als eben normale Flüssigkeiten. Eilig schlang sie danach, biss den Verschluss auf und kippte sich die Substanz die Kehle herunter, würgte kurz, schüttelte sich und ließ den leeren Behälter zu Boden gleiten, ehe auch sie sich kraftlos auf das Bett sinken ließ, den Arm herunter baumelnd, während die Fingerspitzen das Glas der Flasche berührten. Ihre Haut hatte an Blässe verloren, nahm langsam wieder eine leicht gebräunte Tönung an, während auch die Augen immer klarer wurde und von dem glasigen etwas verloren. Sie selbst war im Vergleich zur Kairo zwar noch nicht angezogen, aber im Augenblick war ihr das ehrlich gesagt ziemlich gleich. Auch, das man das Mal auf ihrem Rücken nun sehen konnte, welches sachte begonnen hatte auf zu leichten, ganz so, als würde es von Innen heraus glühen. Ihre Haut wieder eisig, und auch ihr Atem ging wieder ruhiger. „Danke. Hock' dich hin, ruh' dich etwas aus, du brauchst es..
Oben angekommen hatte sich Renai vor das Bett gesetzt, Roxy gleich mit weiteren Fragen löchernd, auch wenn sie selbst noch ein wenig aus der Puste war und ihr Rücken anfing unangenehm zu schmerzen. Nun ja, eigentlich wollte sie ihr jetzt jeden Wunsch erfüllen, den die Dämonin hatte. Denn sie war geschwächt und musste sich ausruhen und je nachdem was sie brauchte oder wonach sie verlangte, würde es die Gestaltwandlerin herbei bringen. Nur wenige Momente später verlangte die Dunkelhaarige nach einer Flasche in einer Tasche unter dem Schreibtisch, woraufhin sich das Mädchen wieder eilig auf die Beine brachte. Auch wenn langsam wohl gesünder gewesen wäre. Ein lautes Knacksen war zu hören, woraufhin sich das Mädchen an den Rücken griff und eine schmerzerfüllte Miene aufsetzte, doch nichts sagte, und den besagten Rücken durchstreckte, sich mit dem Oberkörper nach links und rechts drehte und erneut ein unangenehmes Knacken zu hören war, was die ganze Sache nicht viel besser machte. Blinzelnd versuchte sie sich vom Schmerz abzulenken, drehte sich versteift um. Schmerzhaft war es, auf jeden Fall, doch sagte sie nichts außer einem leisen Au.., ehe sie zum Schreibtisch huschte, zur Tasche und dort ein kühles Gefäß herausnahm, gefüllt mit faszinierender blauer Flüssigkeit, die menschlichem Blut glich – wäre die Farbe davon rot, hätte die Kairo gedacht, dass es sich dabei um Blut handeln würde. Wie dem auch sei, sie griff sich die Flasche, eilte wieder zurück und gab sie eilig weiter, nicht wissend, was dies für eine mysteriöse Substanz war und wofür die Dämonin dies brauchen würde, doch war es kalt, sehr kalt und das Mädchen hatte Angst, dass dies ihre Hand irgendwie vereisen würde, sollte sie die Flasche zu lange heben. So setzte sie sich wieder, nochmal kurz im sitzen streckend, damit die unangenehmen Rückenschmerzen vielleicht verschwinden würden. Ja, das Gewicht der Dämonin war wohl etwas zu viel. Denn die Pinkhaarige kann solche Formen annehmen und auch deren Instinkte und Fähigkeiten übernehmen, doch wird sie nie hundertprozentig zu dem Tier und leidet meist auch darunter – das Ganze ist eben noch nicht perfektioniert. Und somit hat es heute ihren Rücken ziemlich mitgenommen. Es tat nicht sonderlich arg weh – jedenfalls nicht mehr -, lediglich ein unangenehmes Gefühl und ein wenig Schmerzen, wie sie es bereits kannte. Daher blieb sie still, schaute gespannt zur Sonnenklässlerin, welche das Getränk mit ihren Zähnen öffnete und sogleich die Substanz ihre Kehle hinab laufen ließ. Nur kurze Zeit später konnte man schon die Wirkung dieses Getränks sehen: die Haut wurde wieder farbiger, ihre Augen heller und klarer und es schien wieder kälter zu werden. Ob es an dem zuvor getragenen Getränk lag oder ob das Nachtgeschöpf ein paar Grad weniger bekommen hatte, war ungewiss. Zum Glück hatte das Mädchen einen Pullover an. Kaum hatte Roxy das Gefäß ausgetrunken, ließ sie dieses zu Boden gleiten und legte sich kraftlos auf das Bett. Doch.. schien da etwas zu leuchten. Stumm legte die Pinkhaarige ihren Kopf schief, konzentrierte ihren Blick auf die Dämonin vor sich und erkannte das schwache Leuchten ihres Tattoos auf dem Rücken. Ehm.. Roxy, was war das gerade? Und wieso leuchtet dein Dämonenmal?, fragte sie die junge Frau direkt.
Ein Gespräch entstand und es dauerte nicht lange, da bekam die Kairo einige Antworten auf ihre Fragen, ehe sie Hunger bekam und den Vorschlag machte, etwas essen zu gehen. Da Roxy aber so schwach war entschied sich die Gestaltwandlerin dafür etwas zu holen und zusammen mit ihrer Freundin im Zimmer zu speisen, auch wenn diese meinte, dass sie gehen könnte. Dennoch hörte Renai nicht drauf, begab sich nach unten in den Speisesaal und besorgte zweimal das Mittagessen, ehe sie wieder nach oben stürzte und zusammen mit Roxy das Essen vertilgte. Daraufhin brachte sie die Schüsseln wieder nach unten, kam wieder ins Zimmer und zusammen lagen sie einfach herum, redeten und alberten – mehr oder weniger – herum, bis es dem Mädchen der Himmelsklasse wieder langweilig wurde und sie sich bewegen musste. Die Dämonin machte einen grandiosen Vorschlag: zum Strand gehen. Sofort willigte die Halbjapanerin ein und wartete bis sich die Dunkelhaarige angezogen hatte. Dann gingen sie auch schon los.
Die Engländerin hatte das Handtuch entgegengesetzt ihrer üblichen Verhaltensmuster achtlos aufs Bett geworfen und schließlich nach dem Shirt des Dämons gesucht. Vielleicht war es sogar ganz gut, wenn sie es jetzt sofort erledigte, denn dann würde Miko gar nicht erst beginnen, ihr dämliche Fragen zu stellen. Darauf konnte die Dunkelhaarige wirklich getrost verzichten. Seufzend hatte sie sich in den Waschküche hinab begeben und an dem kleinen, veralteten Waschbecken kaltes Wasser über das Kleidungsstück laufen lassen, damit es gut durchnässt wurde. Sie hatte Glück, denn in der Kche fand sich tatsächlich Backpulver wieder, sodass das Shirt des Rotschopfes bereits eine knappe Viertelstunde später in ihrem Zimmer auf dem Bett lag und sich unter einer Ladung Backpulver dazu erbarmte wieder sauber zu werden. [color=violet]Na wenigstens etwas...[color] Rosiel hatte schließlich einen Taschenspiegel hervor gekramt und einen Blick auf ihr Haar geworfen, als sie das Haarband löste und dem lagen, dunklen Haar erlaubte über ihre Schultern zu fallen. Man sagte doch, dass sich Frauen immer dann für eine Haarveränderung entschieden, wenn sie einen neuen Lebensabschnitt begannen oder etwas in ihrem Leben von grundauf ändern wollten...Genauso war es bei dieser jungen Magierin. Ihre Mundwinkel hatten sich schließlich nach unten gezogen, als sie darüber nach dachte, wie sie de Haarpracht los werden würde. Ihren Butler – bekannt als Alexander – konnte sie wohl kaum darum bitten. Wenn sie ihn extra auf die Insel holen lassen würde, dann wäre es mit ihrer Tarnung hin und selbst zu ihrem Elternhaus zu reisen, war um diese Uhrzeit wohl undenkbar, wenn sie morgen nicht den Unterricht versäumen wollen würde.
Eine Möglichkeit hatte die Dunkelhaarige außer Acht gelassen. Ihr kam der Gedanke erst, als sie die Idee einer Typveränderung beinahe wieder verworfen hatte. Seit gut einer Woche trieb sich eine neue Klassenkameradin auf der Insel herum. Sie selbst hatte relativ kurze Haare und wenn sie Glück hatte, dann war sie im Umgang mit der Schere geübt. Rosiel war zwar nicht der Typ dafür, sich bei anderen Hilfe zu holen, doch der Tag war sowieso schon gelaufen. Die Augenbrauen genervt zusammengezogen, schlüpfte sie schließlich aus ihrer Kleidung hinein in ihr Schlafshirt und eine bequeme Leggins. Was sollte sie sich denn auch noch großartig zurecht machen? Heute würde nichts weltbewegendes mehr passieren und ihr Weg führte nur über den Mädchentrakt. Die Engländerin warf einen Blick auf die Listen an der Wand, bis sie den Namen des Mädchens erspähte. Zimmer 109 also... Das Mädchen strebte dem Zimmer entgegen und als sich nach mehrmaligem Klopfen niemand meldete drückte sie schließlich die Klinke hinunter. Das Zimmer war nicht abgeschlossen und Rosiel betrat es schließlich einfach. War vielleicht nicht die feinste englisch Art, doch sie hatte sich in den Kopf gesetzt, die Haare schneiden zu lassen und da würde sie sich wohl nicht davon abhalten lassen vor Ort zu warten. Auf gut Glück nahm die Dunkelhaarige schließlich auf einem der Betten Platz, in der Hoffnung, es wäre das von Roxy, ehe sie die Beine überschlug und die Arme vor der Brust verschränkte. Jetzt hieß es wohl warten. Zu dumm, dass Alexander nicht hier ist...
Da war der Abend also doch schon soweit zu Ende gewesen. Nachdem die beiden Mädchen doch noch den Weg ins Wasser gefunden hatten, kehrten sie langsam wieder zurück zur Insel, da die Sonne doch lange untergegangen war, und die Zeit gekommen war, sich für den morgigen Tag bereit zu machen. Immerhin wurde es Spät, und zu mindestens die Gestaltwandlerin brauchte ihren Schlaf, um ihre Kräfte sammeln zu können. Beide hatten sie einen schönen Sonnenuntergang beobachtet, auch, wenn die Kairo Pausenlos an ihrem Handy hing, um dem Vampirjungen zu schreiben. Gut, was solls, immerhin hatten sie sich wieder vertragen, und das Mädchen keine Angst mehr vor ihm, besser, als sich nun vor allem zu fürchten, was irgendwie anders gewesen war. Nachdem sie also das kleine Bad im Meer beendet hatten brachte die Nakamura sie wieder zurück, ehe sie sich am Waisenhaus verabschiedeten und sie gleich zu ihrem Zimmer stürmte, während die Dunkelhaarige noch einen kurzen Moment Inne hielt. Vorsichtig griff sie in ihre Hosentasche, zog das Handy aus dieser, klappte es auf und sah auf ihre Nachrichten. Jemand hatte ihr auf die Mailbox gesprochen? Nachdenklich blickte sie auf den hellen Bildschirm, ehe sie ihren Pin eingab, und das kleine Gerät an ihr Ohr setzte, um die Nachrichten ab zu hören. Ihr stockte der Atem, als sie plötzlich die Stimme Kotoris hörte. Verdammt.. sie klang so.. traurig. Das ganze Wochenende war sie der kleinen aus dem Weg gegangen, nur, weil sie sich vor diesem Treffen fürchtete. Sie, als großer, böser Dämon.. Traurig. Aber sie konnte sie nicht länger so leiden lassen, ihr schien das mehr zu verletzen, als das Treffen mit ihr, obwohl die Dämonin beinahe völlig ausgerastet war, da sie die Kontrolle verloren hatte. So drückte sie rasch noch einen Knopf, um auch ihr eine Nachricht zu hinterlassen, würde sie um die späte Uhrzeit doch bestimmt schon schlafen, und eine SMS.. nein, das würde jetzt unpassend kommen. Nachdem dies geschehen war klappte sie ihr Handy wieder zurück, marschierte die Stufen hinauf, da auch sie jetzt langsam in ihr Zimmer wollte. Ob Calleigh diese Nacht kommen würde? Abwarten. Langsam waren die wenigen Meter zurück gelegt, ehe sie die Tür zu ihrem Raum aufschob, und überrascht im Rahmen stehen blieb, als sie Midford auf ihrem Bett hocken sah. „Rosiel?“ Das Mädchen war seit einem Jahr auf dieser Schule, und zusammen mit ihr in einer Klasse. Daher kannten sie sich auch, zu mindestens, vom sehen her, denn miteinander zu tun hatten sie bisher noch nicht. „Hey.. was.. Alles in Ordnung?“ Die Türe wieder zurück ins Schloss fallend trat sie in die Mitte des Raumes, den Blick auf die Engländerin gerichtet, dartauf wartend, dass sie sich erklären würde.
Im Grunde hatte Rosiel nicht damit gerechnet, dass es so lange dauern würde, ehe ihre Mitschülerin wieder auftauchen würde. Vermutlich wären viele gar nicht erst so dreist gewesen, sich hier einzuquartieren und selbst jene, die es taten, wären doch aller spätestens nach zwei Stunden wieder abgezogen. Die junge Engländerin tat dies nicht. Geduldig harrte sie auf dem Bett aus und ließ den Blick zum Fenster hinaus schweifen. Sie zog die Beine schließlich unter dem schlabbrigen Schlafshirt an den Körper. Wie lange wollte sich das Mädel denn noch Zeit lassen? Bereits ein wenig genervt hatte sie die Augenbrauen zusammen gezogen und den Kopf in den Nacken gelegt. Wie lange sie wohl schon hier saß? Mit einem tiefen Seufzen schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf das gleichmäßige Ticken der Uhren im Raum. Immer wieder spürte sie, wie ihr Kopf nach vorne sacken wollte, um sie ins Traumland zu entführen, doch Rosiel blieb standhaft. Sie würde doch nicht einfach einschlafen, wenn sie auf jemanden wartete – doch würde sie!
Als das dunkelhaarige Mädchen ihre Augen wieder aufschlug brauchte sie einen Moment, um zu begreifen, wo sie war. Ihr Nacken schmerzte und sie fuhr mit ihrer Hand über diesen, um ihn sich zu reiben. Das war nicht ihr Zimmer. Allmählich kehrte die Erinnerung zurück und als sich die Magierin reckte, schmerzten ihre Glieder. Das war keine gute Schlafhaltung gewesen. Die violetten Augen leicht zusammen kneifend sah sie sich schließlich um. Alles wirkte unverändert – mal abgesehen von der Dunkelheit im Raum. Wie spät war es denn? Das Mädchen ließ einen Teil ihrer Kraft in die Fingerspitzen strömen und errichte einen kleinen Energiefokus, der eine Lichtkugel frei setzte, die dem Schein einer Taschenlampe gleich kam. Rosiel manövrierte die Kugel schließlich durch den Raum, ehe sie am Lichtschalter der Nachttischlampe verweilte. Ohne groß zu überlegen knipste sie diese an. Was sind das denn für welche? Kommen nicht einmal für die Nacht auf ihr Zimmer zurück... Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es bereits früh am Morgen war. Na klasse. Als hätte ich nichts besseres zu tun...die Nacht in einem fremden Bett zu schlafen... Sie wollte sich gerade wieder aufrichten, als sie die Türklinke hörte. „Du hast echt nerven dich so lange nicht blicken zu lassen...“, ihre Stimme hatte einen leicht gereizten Unterton angenommen und die Engländerin verschränkte unweigerlich die Arme vor der Brust. Gut, dass du nicht weißt, dass ich die ganze Nacht hier gesessen habe...so erweckt es vielleicht noch den Eindruck als wäre ich auch erst heute morgen hier hin gekommen... Mit einem Ruck erhob sich die Dunkelhaarige schließlich und trat auf die Klassenkameradin zu. Sie hatte schon genug Zeit verschwendet, da musste sie jetzt nicht auch noch viel mit Schweigen verschwenden – zumal sie diese Aktion wieder einmal vom Joggen abhielt. „Ich habe da eine Frage an dich...“, Rosiel ließ schließlich die Arme sinken, um die abwehrende Haltung aufzugeben, die sie eingenommen hatte. Wenn man jemanden um etwas bitten wollte, konnte so eine Haltung sher unvorteilhaft sein. „...schneidest du dir deine Haare selbst?“, abwartend ließ sie den Blick einmal über ihre Gesprächspartnerin wandern, musterte sie flüchtig von Kopf bis Fuß.
Nach einigem hin und her stellte sich schließlich heraus, dass sich ihre Klassenkameradin die Haare selbst schnitt. Das traf sich doch gut. Dennoch warf die Engländerin einen Blick auf ihr Handy, um nach einer Nachricht von ihrem Butler zu suchen, als ihr ein neuer Eintrag im Adressbuch auffiel. Dreister geht es nicht... Rosiel tippte rasch eine SMS, ehe sie sich wieder dem Mädchen zuwandte. Nach einigem hin und her hatten sich die Beiden schließlich geeinigt und Roxy begann der Magierin die Haare zu schneiden – ja, sie tat es vor Ort. Die Dunkelhaarige nutze die Zeit, um eine eingehende SMS des Rotschopfs zu beantworten und beseitigte schließlich nach getaner Arbeit das Chaos, welches die Haar-schneide-Aktion hinterlassen hatte. Das Ergebnis war wirklich zufriedenstellend und ein Blick auf die Uhr verriet, dass es höchste Zeit war sich zum Unterricht zu begeben. „Ich revanchiere mich nach dem Unterricht bei dir und lad dich zu einem Kaffee ein. Wir sehen uns ja in der Klasse.“ Schon war die Engländerin aus dem Zimmer verschwunden.