Die Westküste der Insel verfügt anders als die Ostküste, die zu einem großen Teil aus steilen Klippen besteht, über eine gute Infrastruktur. Über eine gepflegte Küstenstraße gelangt man vom Süden der Insel, wo sich die belebten Badestrände befinden entlang der Westküste auf etwa halber Höhe zum Hafen. Auf dieser Strecke des Weges sind entlang der Straße noch die ein oder anderen Läden und Restaurants an der Straßen- sowie an der Meeresseite. Fährt man die Uferstraße noch einige Kilometer weiter, so erreicht man nach einigen verlassenen Buchten und kleineren Anhöhen mit verwilderten Wiesen bald die Höhe des Areals der Shima no Koji Oberschule sowie das Schülerwohnheim. Die Straße führt in etwa bis zum nördlichsten Punkt der Insel, wo sich der Strand des alten Waisenhauses einst befand.
Matthew
Matthew Mason
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Matthew schlief wie ein Baby. Er ging mal früh ins Bett, weil er einfach gestern so müde war. Vielleicht sollte er das ja öfters machen. Jedoch war das Problem vom früh schlafen gehen, dass man auch wieder sehr früh aufwachte. Somit war der Rothaarige früh wach und auch müde. Seine Mitbewohner waren zum Teil nicht hier. Ob diese früher aufgestanden waren? Naja, es konnte schon möglich sein, aber das war jetzt nicht das wichtigste. Hunger schien der Engländer nicht zu haben, weshalb er sich dazu entschied zum Strand zu gehen. Er packte in einen Rucksack seine Badesachen ein. Danach zog er sich noch eine blaue kurze Hose (knielang) an. Danach zog er ein graues T-Shirt aus dem Schrank, das er auch anzog. Sneakers durften natürlich auch nicht fehlen. Im Anschluss bewaffnete er sich leise mit dem Rucksack und machte sich auf den Weg zum Strand. In den Gängen und dem Wohnheimgebäude traf er auf einige Mitschüler und Erzieher, die langsam aber sicher alle ihren Weg wach oder auch halb schlafend zum Speisesaal fanden. Matt ging aus dem Gebäude heraus und lief in die Richtung des Strandes. Die Vögel fliegen zwitschernd herum, als der Magier die Küstenstraße erreicht hatte. Jetzt war es nicht mehr weit. Bald hatte er den Strand erreicht und konnte sich einen schönen Tag machen. Doch Matthew hatte nicht als einziger diese Idee. Es waren sehr viele Personen auf den Weg zum Strand. Ob er überhaupt noch einen Platz bekommen würde? Wahrscheinlich schon, aber vielleicht nicht der beste. Egal, so war das eben halt hier manchmal. Nachdenklich lief der Rothaarige an einer Person vorbei, die er kannte. Diese Person rief sogar seinen Namen und der Engländer blieb abrupt stehen. Diese Stimme kannte er doch! Er drehte sich um und tatsächlich stand da Tylor. Ein freundliches Lächeln formte sich auf den Lippen des Rothaarigen. „Yoo Tylor, was machst denn du hier?“, fragte er ihn und stand sich sofort neben ihn. Immerhin wollte Matthew nicht im Weg für die anderen stehen. Angerempelt zu werden wollte der Magier jetzt auch nicht.
Noch während er die Distanz zwischen sich und seinem Zimmergenossen verkleinerte, drohten gewisse unachtsame Menschen Tylor anzurempeln. Er musste sich mehr schlecht als recht von gewissen gestressten, grummeligen Menschen retten, ehe er mit einem abwesenden Kopfschütteln den Typen kurz nachblickte. Kurz daraufhin gab es dann aber nur noch ihn und die zufällige Begegnung mit Matthew. Es war weiss Gott nicht das erste Mal, dass sie sich in dieser meeresnahen Umgebung trafen, weswegen der Rosahaarige Matthews Frage wohl als rhetorisch abstempeln musste. Trotzdem liess er es sich nicht zwingend nehmen, eine Antwort zu geben - auch wenn sie wahrscheinlich nicht nötig und absolut offensichtlich war. "Ich weiss nicht? Mich auf eine Bergwanderung vorbereiten, vielleicht?", meinte er leichtfüssig und legte zeitgleich noch theatralisch zwei Finger um einen imaginären Bart herum. Na, was machte er wohl tatsächlich hier; kurz vor dem Strand, mit Badetuch unter dem Arm und ihrem gemeinsamen Hobby im Wasser? Nach einer kurzen dramatischen Pause begann der Junge dann herzhaft zu lachen. "Quatsch. Frag' nicht so doof, natürlich in der Morgensonne schwimmen. So wie du auch, deinem Rucksack zu entnehmen?", meinte der Neuseeländer dann gelassen und deutete ziemlich direkt auf die Tasche, die auf Matthews Rücken hing. Dass jener gerne schwamm, wusste Tylor jedenfalls. Mehr oder weniger war das ja auch die Art gewesen, wie sie sich vor einiger Zeit etwas näher kommen konnten und mehr als nur ein 'ist ein Zimmergenosse' voneinander erfahren haben. "Wir haben reichlich aneinander vorbeigelebt die letzten Tage. Wo hast du dich herumgetrieben?" Eigentlich war er daran wohl genauso schuldig, denn auch Tylor war absolut nicht immer nur im Zimmer unterwegs gewesen, aber so genau musste er die Details ja nicht nehmen. Da sie nun mittlerweile nebeneinander standen, konnten sie sich nach einem freundschaftlichen Schulterklopfen umdrehen und den Weg der Strasse entlang ohne anrempelnde Genossen fortsetzen. Der Johnson überlegte kurz, ob sie direkt zum Strand gehen sollten oder ob er lieber noch zuvor etwas in den Magen nehmen würde, um etwas mit Matthew zu quasseln. Theoretisch konnten sie das auch in Badehosen und im Wasser, aber er sollte wohl erst einmal erfahren, was so jene Pläne waren.
Matthew
Matthew Mason
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Ein breites Grinsen hatte sich auf dem Gesicht des Rothaarigen gebildet, als er seinen Mitbewohner an der Küstenstraße entdeckt hatte. Lustig fragte er gleich einmal, was Tylor hier so machte. Dieser erwiderte die Frage auch sogleich mit einem lustigen Kommentar. Bergwanderungen und die Nixe, das wäre schon fast unvorstellbar. Matthew lachte kurz auf. Tylor war schon immer eine witzige Person. Dank des Rosahaarigen konnte es nie langweilig werden. Gleich daraufhin löste er das eindeutige Rätsel aber noch auf. Er wollte genau so, wie der Engländer, schwimmen gehen. Das Grinsen blieb weiterhin auf den Lippen des Rothaarigen. „Joah, ich konnte nicht mehr schlafen und dachte mir so ein morgendliches Schwimmen wäre vielleicht mal was Gutes. Ich habe auch das Gefühl, dass es heute wieder sehr heiß wird, somit haben wir auch einen garantierten Platz am Strand, was auch geil ist“, antwortete er seinem Freund lächelnd und offenbarte ihm damit seinen ursprünglichen Plan, sich einen Platz am Strand freizuhalten. Was Tylor aufgefallen war, war, dass die beiden sich in letzter Zeit kaum gesehen hatten und das obwohl die beiden Mitbewohner waren. „Hm…“, überlegte Matt ein wenig zu laut. Wo trieb er sich denn die letzten Tage so herum? Das wusste er leider selber schon nicht mehr. Frühzeitiges Alzheimer oder so. „Gute Frage, ich hab mich eigentlich mehr oder weniger vor der Hitze versteckt“, antwortete er dem Rosahaarigen wage. Besser hätte er es selbst nicht mehr gewusst. „Was war denn mit dir? Wo warst du denn die ganze Zeit?“, gab er sogleich die Frage zurück. Matt lehnte sich mit den Unterarmen an das Geländer und sah auf das Meer hinaus. Die Sonne ließ das Meer schön glitzern. Es sah schon sehr einladend aus.
Tylor zuckte kurz mit den Schultern. Er hatte verhältnismässig wohl ein schlechtes Gefühl, was die Wetteraussichten anging. Dort wo er herkam, war es sowieso meistens warm, die nicht-heissen Tage waren deutlich in der Minderheit. Und selbst wenn, als Sportschwimmer und jemand, der quasi ein zweites Leben im Nass führt, machten Temperaturen von Umwelt und Wasser eher wenig aus. Etwas mehr auf die Zähne beissen und fertig. "Und selbst wenn, ein kleines Fleckchen übrig hat es immer. Glaube ich musste bisher nie wieder umdrehen wegen zu vielen besetzten Plätzen", kommentierte er gelassen. "Du bist wohl gegangen, als ich noch gepennt habe. Auch gestern beim Zurückkommen habe ich dich nicht wirklich beachtet. Sollte ich in Zukunft vielleicht etwas besser machen." Eigentlich wollte Tylor es verhindern jeweils mit grossem Trommelpauken ins Zimmer zu laufen, aus Respekt gegenüber den anderen. Gewisse wollten jeweils früh schlafen, andere fühlten sich in ihren Aktivitäten gestört. Andererseits verwehrte es ihm so aber auch gewisse Interaktionen, ansonsten hätte er vielleicht früher mit Matthew planen können, dass sie gemeinsam schwimmen gingen und musste ihn nicht so zufälligerweise hier treffen. Anscheinend hatte sich sein Gegenüber vor der Hitze versteckt. Der Neuseeländer konnte dies nicht zwingend von sich behaupten, verstand aber wieso es andere wohl tun könnten. Er nickte auf Matthews Reaktion hin, der relativ bald eine Gegenfrage lieferte, was denn er die letzten Tage gemacht hatte. Er machte es seinem Freund gleich, lehnte aber statt an das Geländer an eine der Strassenlaternen, die selbstverständlich um diese Zeit nicht eingeschaltet waren. "Gute Frage. Menschen kennengelernt. Lus Aussage vor einem Monat ich wäre asozial, weil ich nicht einmal die Namen meiner Zimmergenossen kannte, hat meinen Stolz wohl mehr verletzt als erwartet", gestand er dann. Wäre es irgendein Mädchen gewesen, hätte es vielleicht weniger angesetzt. Aber von der kleineren Zwillingsschwester so getadelt zu werden - wo doch eigentlich er diese Rolle übernehmen sollte! - war schon nicht so toll. Er verschränkte daraufhin die Arme und zog einen leichten Schmollmund, den Matthew vielleicht gar nicht sehen konnte, weil sein Blick gerade auf dem Meer hing. "Lief irgendwie paarmal ausserhalb des Schulgeländes in Schüler. Richtig ulkig, die Welt hier ist klein." Ein schmunzelndes Kopfschütteln folgte. Sein Gegenüber konnte es wahrscheinlich etwa nachempfinden, wie er das alles meinte.
Matthew
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Die Platzauswahl empfand Tylor wohl anders. Der Strand war groß, aber man wusste nie, ob man dann später auch wirklich noch einen Platz bekommen würde. So hatte jedenfalls der Rothaarige die Auffassung, denn immer wenn viel los war, versuchte er erst gar nicht mehr einen Platz zu ergattern. Das Suchen war ihm schon viel zu anstrengend, also wieso dann nicht früher aufstehen? Er konnte ja zum Glück am Strand dann weiterschlafen, wenn er den Schlaf dringend brauchte. Tylor fügte noch mit an, dass der Magier wohl gegangen sein musste, als er noch geschlafen habe. Matt zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich habe nur versucht im Dunkeln so leise wie möglich zu sein, damit ich niemanden wecke. Wer wach oder schon weg war und wer noch geschlafen hat, konnte ich ehrlich gesagt nicht beurteilen“, gab der Rothaarige ehrlich an. Es war wahrscheinlich nicht weiter schlimm, denn jeder in dem Zimmer achtete auf die anderen. Naja, jedenfalls größten falls. Das war auch gut so, denn so gab es keine größeren Streitereien und hoffentlich würde das auch so in der Zukunft bleiben. Als der Engländer im Groben erklärte, was er so in der letzten Zeit trieb, schien der Rosahaarige es zu verstehen. Zum Glück fragte er nicht noch genauer nach, denn dann wäre Matthew am Arsch gewesen. Da er nicht mehr genau wusste, was er so getan hatte in der letzten Zeit, wäre das Gespräch sicher peinlich für ihn geworden. Vielleicht sogar für Tylor. Aber es war gut, dass es nicht so weit kam und sein Mitbewohner die Antworten einfach so akzeptierte. Als er die Frage dann zurück gab, schien auch die Nixe ein wenig grübeln zu müssen. War ja auch keine einfache Frage, weil man wirklich zurückdenken musste. Als er dann aber erzählte, dass seine Schwester behauptete er sei asozial, fing der Rothaarige an zu lachen. „Du und asozial? Du bist einer der sozialsten Typen hier im Wohnheim“, sagte er lächelnd. Wahrscheinlich wollte seine Schwester ihn nur ärgern oder so. Das taten Geschwister ja hin und wieder mal. Gedanklich schweifte der Magier zu seinem verstorbenen Bruder ab und wurde kurzzeitig traurig. Doch Tylor holte ihn mit seinen letzten Worten glücklicherweise wieder aus den Gedanken heraus und fing wieder an zu grinsen. „Ja, das haben wir heute wieder gesehen, wie klein die Welt sein kann“, sagte er grinsend zu ihm. Matt beobachtete die Wellen und die Möwen, die über das Meer flogen. „Bist du bereit für das Schwimmen? Heute schlage ich dich beim Wettschwimmen“, sagte er selbstsicher, auch wenn er wusste, dass das niemals passieren würde. Gegen eine Nixe im Schwimmen gewinnen? Wohl eher nicht, aber das war schon ok, der Spaß, der die beiden hatten, war am wichtigsten.
Er musste auf die Aussage hin irgendwie lachen. Tylor hatte sein Dasein mit den anderen Zimmergenossen - Tai und Damian - etwa gleich gehandhabt. Oft versuchte er so friedlich und leise wie möglich ins Zimmer zu schleichen, vor allem wie wenn es nach Leilanis Begegnung schon nach der offiziellen Bettzeit war. Einen Ärger mit der Aufsicht wollte er sich nicht einholen, genauso wenig Zoff mit den anderen Jungs darüber, dass er zu laut wäre. Der Neuseeländer wusste, dass er manchmal ein wenig extravagant und auch laut sein konnte. Es anderen extra noch auf die Nase zu binden musste irgendwie nicht sein. "Hey, ich mach' das etwa gleich. Aber vielleicht sollten wir das mal ändern, ich will irgendwie mal einen ausgiebigen Abend im Zimmer feiern. Mit allen vieren, weisst du. Sonst sind wir doch immer nur die Rumschleicher!" Seine Stimme klang ein wenig überdurchschnittlich optimistisch, er kümmerte sich selber aber wenig darum. In Gedanken hockte Tylor schon in einem Kreischen in seinem Zimmer mit einer Flasche Bier in der Hand mit den anderen am ausgiebig Quatschen. Ob die anderen überhaupt Typen dazu waren, überlegte er für den Moment natürlich nicht. Leicht zuckte er mit den Schultern. Tief in sich wusste der Rosahaarige schon, dass Matthew recht hatte. Es wäre ein Witz zu behaupten, dass er nicht gesellschaftlich wäre. Andererseits entsprach es aber auch der Wahrheit, dass er zu Zeitpunkt X tatsächlich keinen Namen aus seinem Zimmer nennen konnte, weswegen es doch ein bisschen mehr an ihm nagte, als sein Gegenüber wohl dachte. "So sind Geschwister doch, oder war es mit deinem Bruder anders?", meinte er dann locker, legte aber kurzzeitig später seine Finger an den Kinn. "Gut, manchmal weiss ich nicht so recht, ob es allgemein auf Geschwister zutrifft, oder ob das eher so ein Zwillings-Ding ist. Ich muss mir oft anhören, dass wir irgendwie komisch ticken." Anders. Tylor hatte seine Kindheit damit verbracht, eine Balance zwischen Necken und Beschützen für Luana zu leben; kein Wunder nutzte sie jeden möglichen Moment ihm dafür eine Retourkutsche zu verpassen. Übel nehmen würde er ihr das natürlich nicht. Das Grinsen der Nixe wurde daraufhin ein bisschen breiter. Tylor würde Matthews Ehrgeiz in Ehren halten, denn er war sich wohl bewusst, dass seine Aussage mehr provozierend als wirklich realistisch war. Tylor schwamm kompetitiv, aber nicht gegen Freunde. In Wettkämpfen gab es Dinge zu gewinnen, da war es ihm dann egal dass er einen Rassenvorteil auf den Tisch brachte. Mit Matthew zu schwimmen wäre aber eher ein Workout und Spass für ihn, weswegen Tylor wenig Probleme damit hatte, seine Herausforderung auf eine spielerische Art anzunehmen. "Heh, du scheinst dich fit zu fühlen. Perfekt für Höchstleistungen", entgegnete er zufrieden. "Von unten am Stand einmal zu den Klippen hinauf und wieder zurück? Oder möchtest du einmal wieder zur abgelegenen Buch kommen?", hakte er dann nach. Die Bucht hatte stets ein wichtiger Platz in Tylors Herzen, er schwamm gern dorthin, egal ob alleine oder nicht. Aber Matthew machte einen dermassen selbstsicheren Eindruck, dass Tylor ihm die Freude nicht nehmen wollte.
Matthew
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Matthew war nicht der einzige, der im Zimmer versuchte ruhig zu bleiben und nicht unnötig Lärm zu machen. Auch Tylor war so eine Person. Es war ja nicht weiter schlimm, aber dadurch lebte jeder irgendwie nur für sich. Da machte die Idee des Rosahaarigen doch sehr Sinn. „Also bei einer Party sind sicher alle dabei, aber wahrscheinlich wird es dann nicht bei einer privaten Zimmerparty bleiben“, sagte der Rothaarige und grinste breit. Er kannte die Schüler im Wohnheim. Wenn es eine Party gab, blieb es kaum bei einer kleinen privaten. Da musste man wohl schon die Tür zu sperren, damit keiner rein durfte, oder keinen Alkohol ausschenken. Aber das wusste sein Mitbewohner sicher mittlerweile selbst auch. Seine Zwillingsschwester war ein wenig unfair zu dem Rosahaarigen, doch er schien dies zu akzeptieren. „Weiß nicht...“, sagte er nur kurz und knapp auf seine Frage. Zum Glück redete Tylor gleich weiter und fragte nicht weiter nach seinem Bruder nach. Das würde er heute nicht ertragen können. Seine weitere Erklärung zu dem Zwillings-Ding machte irgendwie Sinn. „Hm… Also kann gut sein, dass ihr anders untereinander tickt, aber so bist du doch eh ganz normal. Ich hab euch beide noch nie in Zwillings-Action gesehen. Also kann ich das nicht wirklich beurteilen“, antwortete er ihm freundlich. Es war sehr gut möglich, dass die beiden miteinander seltsam wirkten, aber da sie Zwillinge waren, hatten sie sicherlich eine andere Beziehung zueinander, als Geschwister, die einige Jahre auseinander waren. Die Selbstsicherheit stand dem Rothaarigen ins Gesicht geschrieben, auch wenn er wusste, dass er eh nicht gewinnen würde. Tylor gab ihm zwei Orte, bei denen sie schwimmen konnten. „Wir können hier am Strand, einmal zu den Klippen und dann wieder zurück schwimmen. Das werde ich gewinnen“, sagte er und untermalte seine Selbstsicherheit mit einer geballten Faust neben seinem Gesicht grinsend. Gleich darauf löste er die Faust wieder auf und ließ seinen Arm wieder hängen. „Also bist du ready?“, fragte er bereit, um zum Strand direkt zu gehen.
Für einen Moment hing Tylor seinen Blick hinter Matthew an den Horizont. Er hatte nie gross darüber nachgedacht, ob sein Verhalten und seine geschwisterliche Beziehung "normal" war, sofern man normal in dieser Hinsicht eben klassifizieren konnte. Um nicht zu sehr abzudriften, schüttelte er den Kopf und antwortete dann: "Hm. Zum Erwachsenwerden gehört auch, dass man nicht mehr ständig aufeinander hängt. Ich kam schliesslich nicht hierher, um ihren engen Kreis zu invadieren." Er zuckte mit den Schultern. Ab und zu würde er gern öfters Dinge mit Lu unternehmen, zugegeben fand er es nur schon absolut beruhigend neben ihrem Surfbrett zu paddeln und die Zeit sein zu lassen. Nur scheint sie momentan ein bisschen andere Dinge im Kopf zu haben, als Zeit mit ihrem Bruder zu verbringen. Solange Tylor wenigstens wusste, dass er in der Nähe und immer verfügbar war für einen Notfall, störte ihn das aber irgendwie nicht so. "Ich sehe zu, dass ich sie dir mal richtig ... vorstelle. Oder einfach, dass wir mal etwas zu dritt machen, dann kannst du dir dein eigenes Bild machen", antwortete er gelassen. Er wusste nicht einmal wirklich, ob die zwei sich mehr kannten als nur den Namen voneinander zu wissen. Er stempelte es damit ab, dass er es dann schon herausfinden würde, wenn sie sich das erste Mal in der Gruppe treffen würden. Anscheinend war Matthew mehr angetan von den Klippen. Keine schlechte Wahl, denn normalerweise schwamm Tylor eher ins Meer hinaus oder eben zu der Bucht, die ihm besonders am Herzen lag. Unter Umständen hatte Matthew vielleicht doch eine kleine Chance, sollte er die Strömungen besser kennen! Auch wenn Tylor die Möglichkeit als ziemlich klein einstufte, schmunzelte er über die geballte Faust neben seinem Kopf. "Alles klar. Zeig' mir, wie du dich gesteigert hast, kleiner Schwimmmeister", lachte er absolut ohne ironischen Unterton in der Stimme, als sein Gegenüber den Arm senkte und seine Utensilien wieder fester umgriff. Grinsend klemmte auch Tylor das Badetuch weiter under den Arm und liess Matthew dann vorausgehen. "Verschwende nicht zu viel Energie bis es losgeht", rief er ihm nach, als er zufrieden hinter dem Rothaarigen her trottete und sie sich so den Weg an den Strand suchten.
Sieh an, der verlorene Sohn war zurückgekehrt. So wie es schien auch noch ähnlich pünktlich wie sie es war. Warum der Kerl aber nicht aus dem Wohnheim kam und stattdessen einen Waldspaziergang andeutete, war ihr ein leichtes Rätsel. Im Endeffekt aber kein so großes, dass sich die Löwin damit nun gefühlte 30 Minuten auseinandersetzen musste. Er war da, sie war da, warum also noch großartig warten? Blieb nur zu hoffen dass sie sich nicht gestern Abend irgendetwas gezerrt hatte. Manchmal steckte der Teufel im Detail. Schon ironisch, dass sie bei dem Gedanken einen Dämon neben sich stehen hatte. Was sie viel mehr störte: Warum war der Kerl so unglaublich motiviert? Das konnte einem ja fast schon auf die Nerven gehen, wie der vor Energie strotzte. Naja, wenigstens war so die Chance relativ gering, dass der Rotschopf ab der Hälfte des Weges schlapp machte. „Whatever, Rotschopf.“, stimmte sie mit ein und machte einen langsamen Schritt nach vorne, bis sie ab seiner Höhe dann anfing direkt ins leichte Joggen überzugehen. Ihr Ziel? Nicht festgelegt, wie es schien. „Bis wir nicht mehr können?“, die Löwin musste leicht grinsen, als sie sich vor ihrem inneren Auge ausmalte wie fertig der Bonzen-Dämon sein würde, wenn sie erst dann aufhörten, wenn sie nicht mehr wollte. „Sehr optimistisch, Bruder. Wirklich.“. Aber wer war sie schon die Kondition von anderen Leuten schlechtzureden? Es reichte schon aus seine eigenen Grenzen zu kennen – und bei dem Wetter waren die sogar noch höher angesetzt als sonst. Wer konnte der knallend heißen Sonne von Isola schon widerstehen? Sie ganz bestimmt nicht, so viel war sicher.
Der Jogging Trip hin zur Küstenstraße verlief dementsprechend auch erstmal sichtlich unspektakulär. Cynthia hatte nicht das Bedürfnis viel zu reden und generell war sie nie diejenige, die großartig für ihre kommunikative Ader bekannt war. Außer natürlich man ging ihr so richtig auf die Eierstöcke. Momentan jedoch war das einzige Geräusch das des Meeres und ihr eigener Atem, der sich darum bemühte die Muskeln der Löwin mit Sauerstoff zu versorgen. Selbst die leicht glitzernde Haut, die von ihrer körperlichen Anstrengung zeugte, war kein wirklich verlässliches Indiz. Wie zu erwarten zeigte sie nämlich weder eine Erscheinung von Müdigkeit, noch irgendeinen Drang so schnell wie möglich mit ihrem Lauftraining aufzuhören. „Hey, Rotschopf, lebst du noch? Ich höre kein Keuchen?“, erkundigte sie sich zum ersten Mal seit langem mit einem kurzen Blick zu ihrer Seite nach dem Befinden ihres persönlichen Trainings-Dämons. Wobei Rio in der Hinsicht ja auch ein Trainings-Dämon war … irgendwie komisch, dass sie nur diese Sorte Wesen in ihrem Umfeld hatte. Gut – und Leviathan, aber der Kerl zählte nicht. Naja, Hauptsache Mathéo pfiff jetzt nicht aus dem letzten Loch und bettelte um eine ausgiebige Pause. Das wäre nen echter Stimmungskiller. Einem, dem es durch ein bisschen Stichelei vorzubeugen galt. „Kannst dir ja nen Tee durch deinen Hokuspokus holen ... darfst es beim Laufen nur nicht verschütten, eh?“, was nicht nur lästerlich klang, sondern zum ersten Mal wirklich so gemeint war. Belegt durch ihr fast schon keckes Grinsen auf dem Lippen, bevor ihre Augen sich wieder auf den Weg vor ihnen konzentrierten. Ja, sobald Sport mit im Spiel war und die ganze Energie einen anderen Weg gehen musste, als über Cynthias vorlautes Mundwerk, konnte sie wirklich mal ein bisschen nett sein. Vielleicht war es auch gerade einfach nur dem Fakt geschuldet, dass ihr nicht mehr als eine Person auf die Nerven gehen konnte. Sie war in jedem Fall hocherfreut darüber den Wind an ihren flauschigen Ohren entlangwandern zu spüren. Der Geruch des Meeres war da allerdings schon wieder eine ganz andere Geschichte. Es dauerte immer eine lange Zeit, bis sie diesen komischen Dunst erfolgreich ausblenden konnte. Wenn dann auch noch die Windrichtung nicht stimmte … puh.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Irgendwie wurden Mathéo das Gefühl nicht los, dass Cynthia ihn für einen Schlappschwanz hielt; oder zumindest fühlte sich ihr Blick wie einer von weit oben an. Zugegeben: Einer Löwin konnte er sicherlich nichts vormachen, wenn es um das Rennen von einem Ende der Insel zum anderen ging. Aber Mathéo wollte auch kein Wettrennen veranstalten. Bis wir nicht mehr können, wiederholte er Cynthias Worte nochmal im Kopf. Vermutlich ging sie ihre Jogging-Touren so am liebsten an. Einfach loslaufen und irgendwann zusammenbrechen. Dann lachend auf der Straße liegen und weiterlaufen, sobald der Wackelpudding aus den Beinen verschwunden war. Oder aber es gab nie Pudding. Der war einfach ausverkauft, nicht existent in der Löwenküche. Mathéo schaute etwas misstrauisch zu Cynthia hinüber. Sie hatten bereits ein gutes Stück auf der Küstenstraße zurückgelegt und das Meer begleitete sie zu ihrer Rechten auf Schritt und Tritt. Ob es nun die Wärme war oder die Anstrengung, die Schweißperlen rollten bereits über Mathéos Stirn und wurden wenige Zentimeter später bereits vom Wind gefressen. Dazu war er immerhin da: Nicht zum Stinken sondern zum Abkühlen. Verdunstungskälte nannte sich das. Und damit Mathéo nicht mehr Schweiß produzieren musste als er brauchte, achtete er sehr sorgsam auf das Tempo. Joggen sollte man immer nur so schnell, dass man sich nebenher noch unterhalten konnte. Man konnte natürlich auch flitzen wie ein Pfeil, aber dann wollte man auch auf ein anderes Trainingsergebnis erreichen. Dem Tristam ging es nur um Ausdauer. Da reichte ein langsames Tempo, solange man nur lange lief. Kraft und Schnelligkeit könnten sie am Strand später verbessern. Der sandige Boden bot sich perfekt für ein paar fiese Übungen an. Kennengelernt hatte Mathéo solche erst auf Isola. England strotzte nicht gerade so vor sommerheißen Sandstränden zum Verlieben.
Mit den Gedanken bereits in der Zukunft verloren, holte ihn erst Cynthia zurück in die Gegenwart. Das Tempo schien perfekt, wenn er in der Lage war, so unbedacht abzudriften. »Heh«, feixte er kurz nach Cynthias Aussage. »Da kannst du lange drauf warten«, gab er sich selbstsicher. Bei ihr konnte man nur mit einem gesunden Selbstbewusstsein bestehen. Wer sich selbst kleinmachte, wurde direkt in den Seitengraben geworfen. Und wer Schwäche zeigte, der zeigte sich angreifbar. Das Gesetz des Stärkeren und so … er hatte es immerhin mit der Königin der Savanne zu tun … solange keine Elefanten anwesend waren. Wie wohl ein Elefanten-Tiermensch aussehen könnte? - fragte sich der Tristam in dem Moment. Und - was ihn auch interessierte - gab es eigentlich mehr Tiermenschen auf Isola als alles andere? Mathéo waren in der Vergangenheit immer wieder Vertreter dieser Gattung aufgefallen, wenn auch kaum einer dasselbe Tier in sich trug. Während Isa beispielsweise eine Katze war, war Cynthia eine Löwin. Beides Tiere mit Schnurrhaaren und weniger flauschigen Schwänzen - also fast dasselbe. Vielleicht lag es sogar an der Werwolfsatmosphäre. Werwölfe waren im Grunde nichts anderes als Tiermenschen. Sie wechselten zwischen einer Tier- und einer Menschenform hin und hier - manchmal freiwillig und manchmal unfreiwillig.
»Eh«, Mathéo stutzte etwas, als Cynthia den Tee vorschlug. An sich ja keiner schlechte Idee. Nur … irgendwie erschien ihm das ein wenig zu unsinnig, als dass es zu ihm passte. Solche Aktionen würde er eher Levi zutrauen. »Oh no! Der gute Tee!«, schauspielerte er daher einen entrüsteten Briten. »Wenn ich wüsste, wo gerade jemand einen Tee in eine Thermosflasche kippt, würde ich sie mir schnappen. Aber ins Leere greifen …« Er könnte erst mal einen Blick durch das Portal werfen - kein Problem. Doch das würde er nicht vorschlagen. Immerhin wollte er die Idee nur ungern in die Tat umsetzen müssen. »Aber was zu Trinken an sich wäre nicht verkehrt.« Er schaute Cynthia prüfend an. »Wie sieht‘s bei dir aus? Trockene Kehle? Ich könnte ja was vertragen.« Kaum hatte er seine Worte gesprochen, öffnete er neben sich ein Portal. Doch kaum war es offen, war es schon wieder weg. Was Mathéo im Eifer der Ertüchtigung vergessen hatte: Die Portale wussten nicht, was Trägheit war. Wenn der Tristam sie beschwor, dann wollten sie an ihrer Stelle kleben bleiben. Das lag auch daran, dass sie eine berechnete Verbindung zwischen zwei Punkten im Raum waren. Ein Portal konstant zu verschieben, würde auch eine konstante Neuberechnung benötigen. Wirklich geübt hatte Mathéo so etwas kaum; und neben dem Joggen eine Jungfernfahrt zu versuchen, könnte gefährlich werden. Am Ende überholte ihn noch sein Arm. »Okay, könnte schwer werden«, kommentierte er seinen misslungenen Versuch gedämpft. »Dann eben bei der nächsten Rast.« Er schaute zu Cynthia. »Rast? Was fasle ich da. Ich meine natürlich, wenn wir am Strand angekommen sind. Ich hatte niemals vor zu rasten.« Wieder gab er sich besonders entschlossen. Der Gedanke, dass Cynthia ihn schief anschauen würde, wenn er wirklich eine Rast beim Joggen plante, kam ihm zwar zu spät, aber immer noch rechtzeitig genug, um ein falsches Bild von ihm zu verhindern - oder?