Das Krankenzimmer ist ziemlich schlicht gestaltet. Hier und da hängen die üblichen Poster, die nunmal in einem Krankenzimmer hängen sollten. Zwei Betten, die durch Vorhänge voneinander getrennt sind befinden sich in diesen Raum. Diese sind besonders weich... und kuschelig... und verführen schlimmstenfalls zum Schlafen. Ein kleiner, chaotischer Pult, auf dem der Schularzt mit einem Computer arbeiten kann befindet sich neben den Betten. Desweiteren finden sich im ganzen Raum verteilt Medizinschränke und diverse Utensilien wie eine Waage oder ein Messgerät. An einem runden Tisch hat man die Möglichkeit, wichtige Gespräche die die Gesundheit betreffen zu führen. Der Geruch des Raumes ist wegen der vielen Desinfektionsmittel stets ein chemischer.
Wenigstens erschreckte sie sich nicht, was den Blonden schon einmal ungemein freute. Ein verschrecktes Chinchilla war wirklich anstrengend, wie er heute mitbekommen hatte. Vermutlich nicht schlimmer als ein wütender Dämon, aber auch nicht leicht zu handhaben. Darauf, dass ihre Ohren wieder erschienen, sagte er nichts, sondern schaute nur flüchtig auf diese und fragte sich in Gedanken, ob sie das kontrollieren konnte oder ihre tierischen Merkmale einfach erschienen, wie es ihnen passte. Letzteres empfände er wohl als ziemlich lästig; allerdings kam ihn wieder in den Sinn, dass er seine Verwandlung eben so wenig unter Kontrolle hatte. Lieber aus dem Haarschopf heraus guckende Tierohren als eine unglaubliche Zerstörungswut, entschied er schließlich. Mit einer flüchtigen Handbewegung winkte er ab und versuchte ein beschwichtigendes Lächeln auf seine Lippen so bringen, doch schienen seine Mundwinkel dagegen zu protestieren. »Schon gut. Ich hätte nicht gedacht, dass du überhaupt bleibst. Also nachdem …«, an dieser Stelle brach er ab und sah unbehaglich zu Boden. Ob er in den nächsten Tagen überhaupt wieder aufrichtig lächeln könnte? Es würde nieder schmetternd sein, sie nicht im Unterricht zu sehen und sich wieder das Zimmer mit einem Fremden teilen zu müssen. Als Horie die Frage nach seinem Befinden stellte, hätte er beinahe freudlos aufgelacht, konnte diesen Impuls jedoch unterdrücken. Es wäre höchst unpassend gewesen sie gewissermaßen auszulachen, nach allem, was er angerichtet hatte. Stattdessen hob der Schüler seinen Blick wieder, ließ diesen allerdings an ihr vorbei gleiten. Sie war so freundlich und hilfsbereit, dass es ihn schon fast wunderte, wie sie hier überhaupt zurecht kam. An seiner alten Schule wäre sie von den anderen Jugendlichen wohl schamlos ausgenutzt und in Grund und Boden gestampft worden. »Schlimmste Frage, die du hättest stellen können«, setzte er an und sah das Mädchen schließlich doch seufzend an. »Mir geht’s scheiße und ich würde am liebsten irgendwo hin laufen, ganz weit weg.« Am besten weg von dieser Insel und zurück nach Kyoto. Dort hatte er zumindest Freunde und eine Mutter. Früher hatte er nicht viel für diese übrig gehabt, aber was würde er jetzt dafür geben, sie noch einmal sehen zu können. Bei dem Wort 'Dämon' zuckte er kaum merklich zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Nicht gerade förderlich, dass sie das Thema nun ansprach. »Sieht so aus. Aber wie schon gesagt ein ziemlich unfähiger«, gab er zurück. Wenn man davon absah, dass er ganze Räumlichkeiten zerstören konnte, war er wirklich nicht fähig seine Kräfte einzusetzen, ganz geschweige vom Kontrollieren dieser. »Engel? Habe ich hier noch nie gesehen.« Jun schüttelte den Kopf und fragte sich, wie diese wohl aussahen. Ob sie eine besondere Ausstrahlung hatten und wirklich immer mit ihren Flügeln und Heiligenscheinen herum liefen. Wohl eher nicht, sonst würden sie ziemlich aus der Masse heraus stechen. Der Junge seufzte abermals und richtete sich kerzengerade auf. »Es wird spät und ich will dich nicht länger belasten. Aber wenn ich mal irgendwas für dich tun kann, ruf mich einfach an.« Sein Lächeln wirkte verkrampft, aber mehr bekam er momentan einfach nicht zu Stande. Die Müdigkeit steckte in jedem seiner Knochen und doch war ihm nicht nach schlafen zu Mute. Er wusste nicht, was er eigentlich wollte. Bevor er sich schließlich von dem Tiermädchen verabschiedete, gab er ihr noch seine Handynummer, welche er glücklicherweise auswendig kannte. Der Abschied fiel nicht sehr gedehnt aus. Ein paar einfache Worte und ein knappes Winken, bevor er sich auch schon an ihr vorbei schob und das Krankenzimmer verließ. Draußen brach zunehmend die Dunkelheit herein und wenn er noch vor Ausgangssperre im Waisenhaus sein wollte, musste er sich sputen. War es verantwortungslos gewesen Horie einfach alleine zu lassen? Darüber dachte er nicht nach. Seine Gedanken galten Jinai, dem Dämonischen in ihm und dem Verlangen nach einer Dusche.
Sie wollte ihn nicht dazu zwingen alles auszusprechen. Die Brünette wusste auch so, was er meinte. Klar, es hätte wohl jeden gewundert, dass das Tierwesen immer noch hier saß und nicht schon längst das Weite gesucht hatte. „Ich bin so veranlagt...deshalb bin ich noch hier...“ Ausgesprochen klang diese Aussage doch recht seltsam, aber so war es nun einmal. Es lag in ihren Genen. Allmählich hatte sie das Gefühl, dieses Thema nie hätte anschneiden zu sollen. Egal welche Frage sie ihm zu stellen schien; alles schien unpassend zu sein. Natürlich ging es ihm mehr als bescheiden. Doch davor zu fliehen würde ihm nicht helfen – im Gegenteil. Es würde alles nur noch schlimmer machen. Das Mädchen war sich beinahe sicher, dass er dies wusste, dennoch wies sie ihn nicht explizit darauf hin. Mit ihren Worten hatte sie schon genug angerichtet, da musste sie nicht auch noch Ratschläge erteilen, die im Grunde überflüssig waren... Unfähig würde ich das jetzt nicht unbedingt nennen...eher unkontrolliert. Auch diesen Gedanken behielt die Brünette für sich. Momentan war sie wohl besser damit bedient überhaupt nichts zu sagen und einfach nur zuzuhören. Warum sind eigentlich alle immer so erpicht darauf großartige Leistungen zu vollbringen und umwerfende Fähigkeiten zu haben? Es geht doch um den Charakter jedes einzelnen und nicht darum, was dieser kann.. oder etwa nicht? Nachdenklich hatte sie die Augenbrauen zusammen gezogen und auf ihrer Stirn bildeten sich leichte Falten. Nein, in ihren Augen war das alles überflüssig. Manchmal, da wünschte sie sich sogar ein ganz normaler Mensch zu sein und in einer Welt zu leben, in der alle die gleichen Fähigkeiten besaßen. Im Grunde hatte sie solch ein Leben in ihrer Heimat besessen. Zwar waren dort alle Tierwesen gewesen, doch sie gehörten dem selben Stamm an und waren einfach nur friedliche Geschöpfe, die in Harmonie miteinander lebten. Da kümmerte es niemanden, ob der eine mehr konnte, als der andere, oder auch nicht. Erleichtert darüber, dass sie auf seine nächste Frage antworten konnte, ohne direkt ein schlechtes Gewissen zu bekommen oder fürchten zu müssen ihn wieder mit einem ungünstigen Thema zu konfrontieren, glätteten sich ihre Züge als sie schließlich das Wort erhob. „Oh, hier gibt es ein paar Engel. Mein bester Freund ist einer. Sein Name ist Leviathan. Vielleicht triffst du ihn ja mal.“ Die Wärme in ihrer Stimme war nicht zu überhören, als sie von ihm sprach. Hätte sie sauer auf ihn sein sollen, weil er einfach ging? Obwohl sie bei ihm geblieben war? Vielleicht. Doch das wäre nicht Horie gewesen. Das Mädchen grämte sich deswegen nicht. Er wollte scheinbar alleine sein und das respektierte sie. Der blonde Junge war längst fort, als das Mädchen immer noch im Sessel hockte und auf den Zettel starrte, den vereinzelte Zahlen zierten, die eine Handynummer ergaben. Schließlich speicherte sie die Nummer in ihrem Klapphandy ein und sah zum Fenster hinaus. Es war dunkel geworden. Wie spät war es denn? Sie sah zur Uhr an der Wand empor und fiel dabei fast aus dem Sessel. So spät?! Hastig sprang sie aus dem Sessel, faltete die Decke zusammen und legte diese auf eines der Betten ehe sie zur Tür hinaus verschwand. Wenn sie noch pünktlich zur Nachtruhe am Waisenhaus ankommen wollte, dann musste sie sich beeilen. Sie würde dem Dämon wohl erst am nächsten Morgen eine Nachricht schicken. Vielleicht schlief er ja bereits. Wecken wollte sie ihn jedenfalls nicht.
Da lag sie also wieder. In irgend einem der wenigen Betten im Krankenzimmer, so ziemlich alleine, war es doch im Augenblick relativ still, und der weiße Vorhang den die Ärztin um ihr kleines Domizil gespannt hatte verdeckte jegliche Sicht auf sie, doch leider auch auf die Sicht in den Raum hinein. So musste sie sich wohl oder übel mit anderen Dingen beschäftigen, und da sonst keine Gedanken hier waren, mussten ihre eigenen her halten. Dumm nur, dass sie sich ungern mit diesen beschäftigte, oder eher gesagt so selten, dass sie meist nicht recht wusste, was damit anfangen, wenn sie einmal die Ruhe dazu gehabt hatte. Doch was tun? Im Moment hatte sie kaum Kraft, ihr Handy zu halten, geschweige den auf zu stehen, lag sie doch unter einem dicken Schicht Eis begraben, die ihren Körper wieder herunter kühlen sollte, damit es ihr wieder besser ging. Außerdem waren mehrere Ventilatoren auf sie gerichtet, die immer im selben Takt von links nach rechts wanderten, und dieses rauschende tickern verursachten, das einen auf Dauer entweder verrückt werden ließ, oder beruhigte. Bei der Nakamura war es eigentlich nichts von beiden, da sie schlicht zu sehr in ihrem Kopf hing, um sich damit zu beschäftigen, was sich um sie herum abspielte. Zu mindest hatte sie das Bett ganz weit hinten in einer der Ecken, fern ab von einem Fenster, weshalb es durch den Vorhang auch relativ dunkel gewesen war, und sie ihre Sonnenbrille nicht tragen musste, ohne gleich das Gefühl zu haben, die Augen würden ihr aus dem Schädel brennen. Selbst die Schmerzen hielten sich eigentlich soweit zurück, auch, wenn sie beim Atmen doch noch sehr damit zu kämpfen hatte, vor allem, da das viele Eis auf ihrem Brustkorb lag, und es ihr so eigentlich nur schwerer machte. Sie wusste jedoch, dass es nicht anders ging, ihren Leib rasch wieder herunter zu kühlen, damit sie ihre Energie Reserven für die nächste Zeit wieder auffüllen konnte. Immerhin war es derzeit Sommer in Japan, was so viel bedeutete wie jede Menge Sonne und Hitze, und das von Morgens bis Abends. Immerhin waren es erst nach Acht, aber schon weit über 20 Grad. In England hatte sie nie solche Probleme, regnete es doch eigentlich ständig, die Sonne bedeckt durch dicke Wolken, und durch den vielen Wind an der Küste auch eigentlich so gut wie immer angenehm kühl. Sicher, auch dort gab es den Sommer, aber Mittel und Wege gab es immer, um die Nachwirkungen soweit in Grenzen zu halten. Hier.. war das irgendwie anders. Alles an diesem Ort war einfach anders, und das Leben hier auf der Insel hatte sich die Dämonin bei weitem nicht so anstrengend vorgestellt, weshalb sie einfach geschlagen war, und sich etwas neues überlegen musste, wie sie damit um gehen sollte. Nun war sie hier. Zwar musste sie nicht am Unterricht teil nehmen, aber sie konnte sich bei weitem etwas schöneres vorstellen. Immerhin sah sie schrecklich aus. Ihre Haut aschfahl, beinahe dunkel grau, die Haare durcheinander, die Augen trübe und kraftlos, nur den einen Arm heraus schauend, welcher bedeckt mit schwarzen Flecken war. Es brauchte immer eine Weile, ehe sie geantwortet hatte, schrieb ihr doch die Kairo, die Freistunde hatte, und somit wohl etwas Zeit übrig hatte. Was sie allerdings überraschte war die Tatsache, das das Mädchen ihre freie Zeit dafür opfern wollte, hier her zu kommen. Roxy selbst war es gleich, hatte die Renai sie doch bereits schlimmer sehen müssen, aber hatten junge Leute heute nicht viel besseres mit freier Zeit an zu fangen Wissen? Auf die letzte Nachricht der Nakamura kam keine Antwort mehr, weshalb sie ihr Handy mit Display nach unten auf ihr Bett legte, den Kopf abwandte, und wieder müde gegen die Wände starrte, abwechselnd mit einem der Ventilatoren, die um sie herum standen. Gewiss, sie hatte sich das alles anders vorgestellt.. aber. Jetzt war es passiert. Das alles nervte, aber da müsse sie nun durch.
Das hatte ihr ja gerade noch gefehlt! Morgens aus einem eigentlich doch ganz erholsamen Schlummer erwacht, musste Yuzu erstaunt feststellen, dass das Dröhnen inmitten ihres Kopfes wohl nicht von einer schlechten Liegeposition stammte, sondern vielmehr mit einem deftigen Fieber zusammenhang, welches sie im Badezimmer anhand ihrer stark geröteten Wangen und Stirn zu erkennen vermochte. Mit dem Gedanken spielend, trotz diesem Fakte zum Unterricht zu marschieren,, hatte sich das Mädchen kurzentschlossen fertig gemacht, diesen auch zu besuchen, bis ein Schwindelanfall auf dem Weg zum Klassenzimmer diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte und selbst Yuzu sich eingestehen musste, dass ein Gang ins Krankenzimmer wohl eine klügere Entscheidung sein würde... Gesagt, getan. Ein paar Treppen, ein paar Flure, und schon war sie da, um bereits nach einem kurzen Check-Up in Richtung der Krankenbecken beordert wurde, um sich dort ein wenig auszuruhen... doch Yuzu wäre nicht Yuzu, wenn dies problemlos vonstatten gegangen wäre, und so sollte es niemanden verwundern, dass das erste, was nach dem Betreten des Raumes von der Blondine zu vernehmen war am besten als ein lautes Krachen beschrieben werden konnte, woraufhin die Karuyaka in weitem Bogen in Begleitung eines umgekippten Stuhles durch den Raum segelte und neben ein paar Ventilatoren zur Ruhe kam, welche auf eines der Betten gerichtet waren. "Itatatataaa..." Mit ein paar Tränen in den Augen richtete sich schließlich langsam auf, wobei sie ihr schmerzendes Gesäß rieb, ehe sie aus ihrem noch immer hochroten Gesicht auf das Bett blickte, neben welchem sie schließlich zum Stillstand gekommen war. Ventilatoren, Eis, schwarze Haare und ein zumindest leicht vertrautes Gesicht schienen langsam vor ihrem noch langsameren geistigen Auge ein Gesamtbild zu ergeben, ehe sie noch einmal sichtlich angestrengt nachdachte, nur um daraufhin aus ihrem kränkelnden Gesicht ein dennoch herzliches Lächeln auszustrahlen und sich auf dem Nachbarbett der anderen Kranken niederließ. "Hey, wir sind doch in einer Klasse, oder? Bin wohl nicht die einzige Kranke... ist dir nicht kalt, so mit dem ganzen Eis?" Zugegeben, eine doofe Frage - wenn das gefrorene Wasser keinen Sinn hätte, wäre es ja immerhin nicht da. Bei den seltsamen Fragen, welche die Karuyaka jedoch im Unterricht stellte, sollte dies die Nakamura jedoch nicht weiter verwundern... dass es sich bei Yuzu nicht unbedingt um das schlauste Mädchen ihrer Klasse handelte, sollte immerhin bekannt sein.
Die Kairo würde also nicht kommen. Eigentlich war ihr dies längst klar gewesen, aber ein wenig dürfe man ja noch hoffen, oder? Immerhin war die Freistunde kurz, und die Pinkhaarige mit Sicherheit niemand, der sich gern in solch ein trauriges Zimmer hockte, wenn sie nicht mit jemand anderen Unsinn anstellen könnte. Nun würde sie sich ihren Tag eben ein wenig anders gestalten müssen, egal wie, weshalb sie schlicht die Augen schloss, und sich in dem Versuch tat ihre Reserven wieder auf zu laden. Ruhig war es hier ja, war doch niemand hier, der ihr auf den Geist gehen konnte. Zu mindestens noch nicht. Was die Ärztin im Moment trieb konnte sie gar nicht so genau sagen, aber interessieren tat es sie auch nicht. Seltsam nur, dass so gut wie nie jemand hier gewesen war, wenn man denn wirklich mal eine gebraucht hätte, die sich hier wirklich auskannte, und auch eine Fachkundige Ausbildung besaß, mit der sie ehrlich helfen konnte, und nicht nur ein wenig erste Hilfe leisten, wie viele. Doch auch diese .. so trügerische Idylle musste irgendwann mal ein Ende haben, spürte sie doch wie jemand in den Krankenflügel geeilt kam, bevor auch dieser jemand krachend durch das Zimmer flog und einen, zumindest für sie, höllischen Lärm erzeugte, der sich nicht nur kreischend in ihr Hirn brannte, sondern zugleich Schmerzen bereitete, auf die sie eigentlich gern verzichtet hätte. Murrend kniff sie die Augen zusammen, ehe sie diese aufschlug, um nach dem Übel zu sehen, ehe sie eine ihrer Klassenkameraden erblickte, welche mit ihrem Hintern voran gelandet war, und sich diesen reibend nur mühselig wieder erhob. Krank war sie, dafür musste die Nakamura nicht einmal Gedanken lesen, sah man im Gesicht der blonden doch eindeutig, dass sie fiebrig gewesen war. Das Lächeln auf den schmalen Lippen daher eher angestrengt, wenn auch ehrlich. Yuzu, wie die meisten sie nannten, und ja, in der selben Klasse waren sie auch, aber sich diese kleine Tatsache zu merken musste wirklich schwierig gewesen sein. „Ja, Yuzu, sind wir. Ich bin's, Roxy.“ Gut, die Dämonin war nicht ganz als diese zu erkennen, so in ihrer jetzigen Verfassung, aber.. obwohl, Nein. Bei der blonden hatte sie eigentlich nicht mehr erwarten können. „Mir ist nicht kalt.“ Reden strengte an, weshalb sie sich kurz hielt, und nur ihren Kopf milde zur Seite neigte, um ihre Augen nicht so arg verdrehen zu müssen, um das Mädchen an zu sehen. Diese hockte auf einem der leeren Betten, direkt neben der Nakamura, die noch immer im Bett in der Ecke lag. „Du solltest nach dir sehen lassen, und dich wärmen. Hier.. ist es zu kalt für dich.“ Damit war vorerst alles gesagt, fehlte ihr doch die Kraft, für mehr. Am liebsten wäre sie nun allein, aber ob man ihr diesen Gefallen tun würde, stand in den Sternen. Dumm nur, dass sie nicht an solche glaubte.
Roxy... stimmt, diesen Namen hatte sie schon öfters im Unterricht gehört! Einen Augenblick später konnte Yuzu ihn dann auch schon dem Mädchen ihr gegenüber zuordnen, wenngleich diese unter ihren Eishäufchen durchaus ein wenig... gequält aussah, und es deshalb kein Wunder war, dass die Karuyaka das Gesicht nicht sofort zuordnen konnte. Auf ihre Frage hin, ob es der Nakamura denn kalt wäre, antwortete diese kurz angebunden, dass dem nicht der Fall wäre, was die Blondine aufhorchen ließ. Nicht kalt? Unter all dem Eis? Augenblicklich rasten Gedanken durch ihren Schädel, und zusammengepresste Lippen wie auch ein wenig Schweiß auf ihrer Stirn ließen klar und deutlich erkennen, dass ihr etwas auf der Zunge lag, was sie nicht ganz greifen konnte, bis es schließlich mit einigen Sekunden Verspätung doch noch aus ihrem Munde hervorschoss. "Bist... bist du etwa... ein Yeti??!? COOOOL...!!!" Sichtlich begeistert sprang Yuzu erneut vom Bett auf, verlor jedoch bei einem nun folgenden Schwindelgefühl das Gleichgewicht und ging erneut zu Boden, wobei sie erschrocken aufschreiend einen der Ventilatoren umriss und sich in dessen Kabel verhedderte, aus welchem sie sich mit einem leicht gequälten "Och nöö..." wieder zu entwurschteln versuchte, was ihr jedoch nicht so recht zu gelingen schien. "Ich muss aber auch alles umwerfen... ich Deppi..." Es dauerte eine kurze Zeit lang, bis sie mit knallroten, beschämten Wangen wieder im Blickfeld Roxys erschien, woraufhin sie sich erneut auf dem Bett niederließ und dem Vorschlag der Schwarzhaarigen lauschte, ehe sie entschlossen den Kopf schüttelte und diese dann nett anlächelte. "Mein Fieber muss doch sowieso gekühlt werden, oder? da ist das doch sicher ganz gut, hier im Kühlen zu sein. Außerdem haben wir beide dann jemanden zum Reden und müssen uns nicht langweilen!" Dass die Schwarzhaarige jedoch in ihrer doch ein wenig prekäreren Lage etwas gegen diese Zweisamkeit einzuwenden haben könnte, kam der Karuyaka gar nicht erst in den Sinn.
Ein Yeti? Weder.. ungläubig, noch entsetzt konnte die Nakamura schauen, da sie einfach nur schockiert darüber war, das man sie tatsächlich für solch ein Getier hielt, nur, weil ihr eben nicht kalt gewesen war. Gewiss, bei der Karuyaka sollte sie so etwas nicht mehr aus der Fassung bringen, aber eigentlich sollten solch seltsame Gedankensprünge im verborgenen bleiben, zu mindestens, wenn man keinerlei Ahnung hatte. „Ich bin kein Ye-.. Gerade, als sie diese Annahme also wieder Nichtig machen wollte sprang die Krank auf, riss die Arme in die Höhe und verlieh ihren Gefühlen Ausdruck, ehe sie durch einen leichten Schwindel das Gleichgewicht verlor und einen der Ventilatoren um schmiss, erneut auf der Erde landete und sich murmelnd versuchte wieder aus dem Kabel heraus zu fischen. Rasch fuhr die Hand der Dämonin hinauf zu ihrem Gesicht, nur um die Augen damit zu verdecken, im Versuch, die Schmerzen im Zaun zu halten, die ihr sofort wieder zwischen die Schläfen kroch, und pochend in ihrem Verstand Kreisel zog. Warum nur, warum nur zum Teufel musste dieses Mädchen solch einen verdammten Lärm erzeugen, während sie hier wie auf einem Silbertablett serviert da lag. Kurz hatte sie auch ein dunkles Raunen geschüttelt, wurde es doch furchtbar anstrengend, das dunkle in ihr weiterhin zu kontrollieren. Würde die Blonde es weiter reizen, so fürchtete die Dunkelhaarige, bald wieder aus ihrer menschlichen Haut zu fahren, und als Dämon irgendeine große Dummheit zu begehen, welche man ihr später wieder vorwerfen würde. Daher.. nein, sie durfte nicht, sie musste sich beherrschen. Allein der kleinen zu Liebe, die sie damit nicht belästigen wollte. „Bitte.. hör' auf zu schreien.“, begann sie vorsichtig, ehe sie die müden Augen rieb, ihre Hand wieder herunter nahm und den Blick herüber schweifen ließ, zu jenem Bett, auf welchem sich die Sonnenklässlerin nieder gelassen hatte. Mal wieder. Hoffentlich würde sie dieses mal wenigstens sitzen bleiben. „Du hast Fieber. Eigentlich müsste dir kalt sein. Hier herrschen.. arktische Temperaturen, und du frierst dennoch nicht. Munter wirkst du auch. Sicher, das du krank bist?“ Ihre Stimme wurde wieder etwas kühler, gedämpfter. Ihre Fähigkeiten zum Gedankenlesen konnte sie im Augenblick nicht benutzen, also half nur eines. Fragen. Ganz altmodisch, wie jeder normale Mensch.
Die Antwort der Nakamura konnte Yuzu nicht mehr so richtig verfolgen, da ihr eigenes, leicht quietschiges Schreien diese gekonnt unterbrach, bis sie mit einem lauten Rumms auf dem Boden gelandet war und erneut ein paar weinerliche Laute von sich gab. Immer, aber auch wirklich immer musste ihr so ein Mist passieren... erst der Stuhl, jetzt der Ventilator - was würde wohl als Nächstes folgen? Aller guten Dinge sind immerhin drei an der Zahl, also würde früher oder später bestimmt noch etwas passieren - ob die angeschlagene Schwarzhaarige dies wohl noch verkraften könnte? Sich über diese Thematik null Gedanken machend, erhob sich das Mädchen nach einer kurzen Weile von ihrem erneut schmerzenden Gesäß, ehe sie sich schließlich erneut auf dem Bett niedergelassen hatte und der Stimme Roxys lauschte, welche sie darum bat, nicht mehr zu schreien. Schreien? Wann sollte Yuzu denn bitte geschrien haben? Sich mit einem Finger an der Stirn kratzend, blickte die Blondine angestrengt Löcher in die Wand, ehe ihre langsamen Synapsen schließlich in Begleitung eines lauten *pling!* innerhalb ihres Kopfes auf ihr Aufschreien aufmerksam machten, als sie den Ventilator umgehauen hatte. Oder er sie? Tat ja auch nichts zur Sache! Nett lächelnd mit noch immer geröteten Wangen blickte die Karuyaka Roxy an, um dieser schlussendlich doch noch zu antworten. "Ahhh, das meintest du mit schreien! Okay, ich versuch mir den Mund zuzuhalten, wenn ich das nächste Mal hinfalle. Hoffentlich falle ich dann nicht auf mein Gesicht, ohne Hände kann ich mich ja gar nicht abstützen..." Ja, in Yuzus Augen wäre dies unvorteilhaft. Die Hände am Mund begünstigten nun einmal das Bremsen mit dem Schädel - dass sie jedoch auch einfach das Schreien unterlassen hätte können, kam ihr nicht in den Sinn. Stattdessen kehrten ihre Gedanken zu jenem flauschigen Wesen zurück, für welches Yuzu die Nakamura noch immer hielt, da sie deren Antwort ja nicht mitbekommen hatte.
Spoiler:
Unweigerlich musste sie auch sogleich mit dem Kichern anfangen. Roxy hatte immerhin nicht verneint, dass sie ein Yeti war... könnte es also sein, dass ihre wahre Gestalt wie in ihren Gedanken aussah? Diese Vorstellung war so erschreckend wie auch belustigend zugleich, dass sie ein wenig erschrocken in Richtung der Schwarzhaarigen blickte und diese leicht nervös angrinste. Roxy.. Yeti.. die beiden Worte reimten sich sogar! Es musste also stimmen... plötzlich unterbrach jedoch erneut die Stimme der Nakamura die Tahträume der Blondine, woraufhin diese leicht zusammenzuckte und ein paar Mal blinzelte, ehe sie kurz über die Worte der eisigen Dame nachdachte und ihr schließlich darauf antwortete. "Naja, ist schon ein wenig kalt hier... aber du musst ja dran gewöhnt sein, an Arktis und so... kommst du eigentlich aus dem Gebirge? Und wo versteckst du dein Fell? Ach ja, ich hab ne tolle Idee!" ...eine Idee, welche eigentlich für andere Personen selbstverständlich sein musste - immerhin schlüpfte Yuzu nur unter die Decke, um diese bis zum hals hochzuziehen und Roxy daraufhin erneut anzugrinsen, dieses Mal auch im Liegen.
Also entweder war die Blonde wirklich so drauf, oder sie legte es förmlich darauf an, das man seinen Verstand verliert. Gerade als die Nakamura meinte, sie solle eben nicht mehr schreien, tat sie genau das, und ließ mit schriller Stimme verlauten, das sie sich fortan beim hinfallen den Mund zu halten würde, um eben solch lauten Töne nicht mehr zu fabrizieren. Das ihr Blitzverstand dabei realisiert hatte, dass sie sich dann gar nicht mehr mit den Händen würde abfangen können, war da eigentlich noch das große Wunder, oder nur purer Zufall. Was genau von diesen beiden Möglichkeiten nun zutraf, würde sie wohl leider nicht mehr heraus finden, zu mindestens im Augenblick, da ihre Fähigkeiten blockiert waren, und sie somit Schwierigkeiten gehabt hatte, ihre Gedanken zu erfassen. Wohl möglich besser, denn wenn sie das Bild im sonst so leeren Kopf gesehen hätte, hätte sie wohl nur die Augen verdreht, und noch einmal den Versuch gestartet, ihr diesen Unsinn aus zu treiben. Dumm nur, dass sie wirklich noch dazu kommen könnte, da die Karuyaka tatsächlich an diesem Gedanken fest hielt, und immer weiter darin herum stocherte. So hatte sie doch noch die Chance die Augen zu verdrehen, aber sie ließ es, rieb sich stattdessen nur die müden Lieder, nahm tief Luft, und hatte plötzlich sogar ein schmunzeln in der Mimik verankert. Eine Idee? Ja.. wirklich eine fabelhafte Idee, auf die sicherlich sonst keiner gekommen wäre. Sich zu zu decken. Außerdem schrie sie dabei wieder, oder.. war zu mindestens etwas lauter dabei, als andere es in diesem Fall wohl währen, aber die Nakamura konnte daran wohl jetzt auch nichts mehr ändern. „Ich bin kein Yeti, Yuzu. Daher kein Fell, keine Artkis, kein Gebirge. Und.. nicht so laut, bitte.“, hing sie dann doch noch rasch hinten ran, in der winzigen Hoffnungen, irgendwann würde sie verstehen, was genau die Dunkelhaarige meinte, und worauf sie eigentlich anspielte. Obwohl.. anspielen konnte man es nicht mehr nennen, dafür war sie doch zu direkt gewesen, aber klang es dann nicht schon beleidigend? „Was ist mit der Ärztin? Sollte diese nicht mal nach dir sehen?“ Um das Thema endlich von diesem seltsamen Tier weg zu bringen, versuchte sie lieber wieder etwas anderes, doch ob es auch funktionierte, stand auf einem anderen Blatt nieder geschrieben. Ganz gleich, sie musste sich ausruhen. Sie war müde.. sehr müde.
Unglaublich weich, so eine Decke! Genüsslich kuschelte sich das Mädchen in die Decke und schmiegte sich an dem weichen, fast schon samtenen Stoff, bis schließlich erneut die Stimme Roxys durch den Raum erschall, was dieser auch sogleich die ungeteilte Aufmerksamkeit Yuzus einbrachte. Fast schon enttäuscht lauschte die Blondine den gequält klingenden Worten der Nakamura, woraufhin sie ein wenig traurig auf ihre weiße Decke zu starren begann. Kein Fell, keine Arktis, kein Gebirge... warum musste Roxy ihr auch diese Fantasie einbläuen! Immerhin hatte sie erst jetzt, viel zu spät, zugegeben, dass es sich bei ihr NICHT um einen Yeti handelte - zumindest in den Augen und Ohren der Karuyaka, welche die vorherige Verneinung ihrer Worte schlichtweg überhört hatte. "Na gut... ich bin leiser..." Noch immer ein wenig geknickt begann die Blondine einige Sekunden später damit, unter ihrer Decke nervös an ihrem Kleid herumzuzupfen - immerhin war nach ihrem letzten Satz eine kurze Stille eingekehrt, welche sie als merkwürdig empfand. Nun ja, sie sollte leise sein... aber hatte sie sich nicht gerade hierher gelegt, damit sie laut sein und sich mit Roxy ein wenig die Zeit vertreiben konnte? Doof gelaufen. Vermutlich... mochte die Nakamura sie einfach nicht. War ja auch kein Wunder. *Ich bin halt nicht die Schlauste, kein Wunder, dass mich niemand mag... ich stell mich immer so doof an... aber dazu kann ich ja nichts...* Die Augen schließend, ächzte sie leicht traurig und war gerade im Begriff, sich die Decke über den Kopf zu ziehen, als die Schwarzhaarige im eisigen Bett neben ihr schlussendlich doch noch einmal ihre Stimme erhob, um Yuzu zu fragen, ob die Ärztin nicht einmal über sie drüberschauen sollte. Traurig schüttelte sie heftig ihren Kopf und blickte fast schon demonstrativ an Roxy vorbei, um daraufhin einen Schmollmund zu formen und ihr dabei mit leicht quietschiger, aber dennoch leiser Stimme zu antworten. "Nö... Ich hab ja nur ein leichtes Fieber und mir ist schwindlig, dass geht sicher von sich aus wieder weg, wenn ich mich ausruhe..."