Wie so ziemlich jede Schule verfügt auch diese über ein sehr grosszügiges Schuldach, das umzäunt wird. Hier können schlaue Schüler ihre Ruhe finden und sich entspannen. Zwar sieht das Dach sehr trostlos aus, dennoch hat es auch etwas Anziehendes an sich. Seit kurzem befinden sich hier sogar ein paar Bänke und Pflanzen, um den Ort nicht ganz so kahl wirken zu lassen.
Er könnte sowas nicht essen? Wie konnte man das denn bitte nicht?! War er gegen Weingummi allergisch oder wie? »Magst du keine Gummibärchen?« Ein wenig verwundert blickte sie ihn an. Sowas konnte sie überhaupt nicht nachvollziehen, wie man irgendetwas nicht essen konnte. Außer natürlich man hatte wirklich eine Allergie dagegen...dann war da nichts zu machen. Irgendwie wirkte er schockiert, als sie ihn fragte ob er Durst habe. Durfte man sowas etwa nicht fragen? Schließlich antwortete er ihr doch, ehe er sich entspannt zurücklehnte. Vivian fackelte auch nicht lange mit der nächsten Frage. »Willst du etwas trinken?« Ohja, sie war immer ein wenig sehr direkt. Und mit dem teilnahmelosen Blick, sowie der müde klingenden Stimme konnte man fast meinen es wäre ihr egal. Oder sie wäre sich der Tatsache, das sie einem anderen Vampir grade ihr Blut anbot, nicht bewusst. Aber das stimmte nicht, denn die 18-Jährige wusste sehr wohl was sie tat. Genauso wie sie wusste, das er diesem Angebot auch vielleicht nachkommen würde. Aber was machte das bisschen Blut weniger schon? Klar, da würden Bissabdrücke bleiben. Aber die würden verheilen und wären schon bald nicht mehr zusehen. Außerdem störte es sie nicht, und peinlich würde ihr das hinterher sowieso nicht werden. Was war daran auch peinlich, jemandem etwas zu essen anzubieten? Klar, es war schon etwas persönlich wenn man dafür gleich in den Hals gebissen wurde, aber hey. Essen ist Essen! Und wie gesagt: Wunden verheilen, so eine kleine Wunde am Hals war nicht allzu schlimm.
Kurya hatte sie vor dem Unterricht verabschiedet. Es war seltsam gewesen, so viel Zeit mit einem Fremden zu verbringen, der sie so durcheinander brachte und einfach nur verwirrte. Im Grunde war sie doch niemand, der seine Pflicht vernachlässigte, doch im Moment war das etwas anderes. Es waren einfach zu viele Dinge, die ihr durch den Kopf gingen und es ihr unmöglich machten sich auf irgendetwas zu konzentrieren, das auch nur im entferntesten mit Unterricht zu tun hatte. Nachdenklich verweilte sie einen Moment, unschlüssig, ob sie sich weiter bewegen sollte und endlich zum Unterricht ging oder doch andere Pläne verfolgen sollte. Mit einem Seufzen hatte die Brünette in den Himmel gesehen, als könnte ihr dieser bei ihrer Entscheidung helfen. Was soll ich nur tun? Sie schüttelte schließlich ihr hübsches Haupt, als der Entschluss gefallen war. Zum Unterricht würde sie jetzt wohl nicht mehr gehen. Ohne Umschweife hatte das Halbwesen einen Weg eingeschlagen, der ihr nur wohl bekannt war. Ihre Füße trugen sie beinahe von alleine in das Schulgebäude hinein und die breiten Treppen hinauf, bis sie die Hand wieder an den Griff jener Tür legte, die den Ort verbarg, an dem die Verwirrung begonnen hatte – das Schuldach. Das grelle Sonnenlicht hatte sie geblendet, als Illia mit einem Ruck die Tür aufgestoßen hatte und ins frei begab. Eine Hand schützend über die nussbraunen Augen legend wartete sie darauf, dass sich ihre Augen an das Licht gewöhnten. Die Luft war überraschend warm, trotz der leichten Wolken, die immer wieder den Himmel zierten und das Licht zum spielen brachten. Dieses Mal vergewisserte sich das Mädchen, das niemand sonst auf die Idee gekommen war, gerade diesen Ort aufzusuchen. Leider war dies nicht der Fall. Mit ihr befanden sich zwei weitere Personen auf dem Dach, die ihre Anwesenheit noch nicht bemerkt hatten und das war auch gut so. Ohne sich den Fremden, ein Mädchen und ein Junge, vorstellte kletterte sie die kleine Leiter empor, die quasi über dem Eingang zum Dach lag und somit den höchsten Punkt der Schule bildete. Illia hockte sich schließlich hin, ehe sie sich auf ihre vier Buchstaben begab und die Beine an den Körper zog, um diese mit ihren Armen zu umschlingen. Wo sich Kurya momentan wohl aufhielt. Stumm legte sie den Kopf auf ihren Knien ab und betrachtete das Spiel aus Licht und Schatten, welches die Stadt lebhaft wirken ließ. Die Sonne wärmte ihren Körper und rief ein wohliges Gefühl in ihr hervor. Hier konnte sie in Ruhe über alles nachdenken. Vielleicht sollte sie einfach fort gehen und es dem Dämonenfürsten nicht sagen. Er wusste doch nicht, wo sie nun war und es wäre ein leichtes, sich aus dem Staub zu machen, ehe er es bemerken würde. Aus irgendwelchen ihr unempfindlichen Gründen brachte sie es dennoch nicht fertig, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Es war ein flaues Gefühl in ihrer Magengegend, das sie davon abhielt und schließlich seufzen ließ. Scheinbar hatte ihre gemeinsame Vergangenheit doch mehr Einfluss, als sie es vermutet hatte.
Der Unterricht war vorbei und wie ich es erwartet hatte war die Klasse binnen weniger Minuten leer. Und zurück blieb ich, einsam und verzweifelt! Vielleicht nicht ganz so dramatisch, aber es fühlte sich ziemlich scheiße an. Als hätten alle schon einen Plan wie sie den restlichen Tag herumbringen können, nur ich würde mich mit Chips und allen Folgen Gilmore Girls zufrieden geben müssen. Deshalb trabte ich in mein Zimmer um mich erstmal aus der unbequemen Schuluniform zu befreien und in ein anderes Outfit zu schlüpfen. Dabei fiel mein Blick aus dem Fenster. "Urgh, schönes Wetter. Perfekt zum Gammeln." Allerdings fing ich schon fast an sehnsüchtig nach rauszustarren und entschied mich deshalb etwas frische Luft zu schnappen. Vielleicht würde mich ein riesiger Greifvogel mit einem Käfer verwechseln und mich fressen. Ich schubste meine Gedanken weg und überlegte, wo ich in Ruhe eine Tafel Schokolade mampfen konnte ohne dabei skeptische Blicke auf mir zu spüren. Und da fiel mir das Schuldach ein. Die Leute sind wahrscheinlich sowieso alle an vergnüglicheren Orten, dachte ich und machte mich auf den Weg. Es war überhaupt nicht schwer die Treppe zu finden, schließlich war das Dach nicht gesperrt. Eigentlich war es sogar ein ganz gemütlicher Ort um nachzudenken und sich zu entspannen. Außerdem bot es eine tolle Aussicht und deshalb hatte freute ich mich sogar richtig, als ich die Tür öffnete. Mit einer Milka Schokoladentafel tapste ich auf das Gelände. Ganz alleine war ich nicht. Etwas weiter entfernt sah ich zwei unbekannte Mitschüler. Ich runzelte die Stirn und kneifte meine Augen leicht zusammen. "Ich glaub' ich brauch' eine Brille.",murmelte ich und überlegte, ob ich mich auf 'ne Bank setzen sollte. Allerdings standen die genau in der Nähe der Beiden, weshalb ich mich entschloss lieber aus der Sichtweite zu gehen. Man sieht eben sehr frustriert aus, wenn man forever alone eine ganze Tafel voller genüsslicher Kalorien verspeist. Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf eine Leiter die wohl auf das Treppenhäuschendach führte. Sportliche Betätigung, okay. Ich seufzte und kletterte mühselig hinauf. Wenn man klein war, war es eben nicht so einfach, eine Leiter zu benutzen. Erst als ich mit meinen Füßen auf der vorletzten Stufe stand, entdeckte ich ein weiteres Wesen. "Oh.",sagte ich ganz erschrocken. "Eigentlich wollte ich hier Frust schieben, aber von mir aus gehe ich auch wieder." Normalerweise hätte ich darauf bestanden, dass das Mädchen mir Platz macht, aber sie sah traurig aus und das machte mich auch traurig. Und kleinlaut. "Oder aber ich darf hier bleiben und du bekommst ein Stück Schokolade!",bot ich ihr an. Hoffentlich entscheidet sie sich schnell, ich will nicht ewig hier auf dem Ding rumstehen.
Ayato fing an Löcher in die Luft zu starren und antworte der pinkhaarigen Vampirin. "Ich müsste brechen." Sein Finger zeigte auf die Gummibärchenpackung. Dann richtete sich sein Blick wieder auf sie. "Ich ernähre mich hauptsächlich nur von dem hier", hauchte er und ließ seinen Finger ihren Hals entlang streichen und lächelte dabei verträumt. Und gerade als sich der rothaarige Vampir zu ihrem Hals streckte und dabei sanft ihre Haare in seine Hand nahm, vernahm er den Geruch anderer. "Tch." Er nahm seine Hand wieder aus ihrem Haar und zog sich zurück. Ungeduldig tappte er mit seinem Fuß und erblickte ein anderes Mädchen. Ihr Geruch verriet, dass sie ein Halbwesen war. Ayato legte den Kopf schief und hob eine Augenbraue an ohne das Halbwesen aus den Augen zu lassen, bis diese eine Leiter hoch ging und kurz danach nicht mehr zu sehen war. Und gerade als er sich wieder Vivian zuwenden wollte, erhaschte er einen anderen neuen Duft. Wieder ein Halbwesen und dem Duft nach zuurteilen wieder ein Mädchen. Hier wimmelte es nur so von Mädchen und gerade das entzückte den Vampir. Aber genau jetzt wollte er nicht gestört werden. Entnervt verdrehte er die Augen, ignorierte es diesmal und wandte sich nicht nochmal dem Duft zu. Wahrscheinlich würden die zwei Mädchen sich jetzt zu einer Teeparty treffen. Bei dem Gedanken musste Ayato schmunzeln. Dann lehnte er Vivians Angebot ab. "Lieber nicht, nicht das es jemand sieht und einem Lehrer petzt. Ich will es mir nicht an meinem ersten Tag verscherzen." Dann grinste er die Pinkhaarige an. Wirklich schade eigentlich.. dachte er sich. Hätte sie gerne vernascht! Bei diesem Gedanken schmunzelte er. Aber konnte man ja nachholen, nicht? "Bald, sei vorbereitet", hauchte er ihr ans Ohr und dann konnte man nur noch einen sanften Windhauch spüren, an der Stelle wo er eben noch gesessen war.
Lange hielt die Zeit der Ruhe nicht an. Das stumpfe Geräusch, das das klingende Metall von sich gab, als jemand die Treppe hinauf kletterte, kündigte Besuch an und der Blick aus den großen Augen der Brünetten richtete sich neugierig auf die Stelle, an der sie selbst hinauf geklettert war. Es war ein Mädchen und diese wirkte scheinbar überrascht, hier oben jemand anderen vor zu finden. Verdenken konnte es ihr das Halbwesen nicht. Immerhin war sie selbst durch den selben Gedanken getrieben hier hoch gekommen. Überrascht verzogen sich die Züge des Mädchens, als sie den Worten der Fremden lauschte. Sehe ich etwa so aus, als würde ich sie vertreiben wollen? Das war ganz und gar nicht ihre Absicht gewesen. Umso erleichterter war sie, dass die Fremde noch mehr von sich gab und eine zweite Option eröffnete. Illia lächelte schließlich und beugte sich aus ihrer sitzenden Haltung heraus leicht vor, um dem Mädchen ihre Hand Hilfe anbietend entgegen zu strecken. „Nein, du musst nicht gehen. Von mir aus kannst du gerne bleiben. Das Dach gehört schließlich nicht mir allein.“, bei diesen Worten lachte die Brünette schließlich auf. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, sich in Gesellschaft zu geben. Auf den ersten Blick hin machte sie zumindest einen ziemlich netten Eindruck. „Außerdem ist das viel besser als Frust zu schieben.“, zwar war das Lachen verebbt, doch auf ihren Lippen zeichnete sich dafür ein ehrliches und warmes Lächeln ab. Vorhin in der Sporthalle hatte sich keines der Mädchen getraut Illia anzusprechen. So war es in gewisser Weise doch erleichternd, dass es zumindest eine weibliche Person gab, die sich an sie heran traute und auch noch anbot sich zu ihr zu setzen. Vielleicht sollte ich diese Schule doch noch nicht ganz abschreiben...Mit genügend Abstand kann ich hier vielleicht auch in seiner Nähe bleiben... Bei diesem Gedanken fiel ihr ein, dass sie ihm doch schreiben sollte, wo sie sich aufhielt. Mit einer knappen Geste ihrer Hand, die darauf hindeutete, dass sich die Fremde kurz gedulden und warten sollte kramte Illia nach dem Handy in ihrer Tasche, um Kurya eine mehr als knappe Kurzmitteilung zu schicken. Ein entschuldigendes Lächeln auf ihren tragend packte sie das Gerät wieder in die Tasche und widmete sich schließlich voll und ganz ihrer Gesellschaft, der sie nun wieder ihre Hand entgegen hielt, um ihr endlich hoch zu helfen. „Mein Name ist übrigens Illia.“ Die Traurigkeit, die sie vor kurzem noch ausgestrahlt hatte schien nun wie weg geblasen zu sein und ihre Augen, die nun an flüssiges Gold erinnerten – warm und freundlich – blickten auf das Mädchen vor sich. Das sie nicht alleine waren und sich dieses Dach immer noch teilten hatte de Brünette dabei völlig vergessen.
Das Mädchen streckte ihre Hand nach mir aus und ich runzelte die Stirn weil ich dachte, sie wollte sie mir zur Begrüßung schütteln. Doch schnell kapierte ich, dass Illia mir nur ihre Hilfe anbot. Dankend greifte ich nach ihrer schmalen Hand und setzte mich neben sie, entfernte in der Zeit das Papier von der Nascherei. Meine Beine baumelten über den Rand und eine leichte Brise wehte durch unser Haar. Es war kein Geräusch zu hören, sondern sehr ruhig und nur das Lachen des Wesens neben mir durchbrach die Stille. Wie idyllisch, zerstörte ich den friedlichen Gedanken und meinte zu Illia: "Naja, kann ja sein das man sich solche Plätze kaufen kann. Und je schöner der Ort ist, denn man sich gönnt, destö höher wird man hier angesehen." Ich lächelte und versuchte nicht ganz so zynisch zu klingen. "Außerdem kann es ja sein, dass du echt böse bist. Auch wenn ich das bezweifle. Du siehst nämlich ganz nett aus." Ein Stück Schoki wanderte in meinen Mund und ich reichte dem Mädchen auch eines. "Keine Angst, ist nicht vergiftet.",meinte ich und versuchte einen Blick auf das Handy zu erhaschen. Bei solchen Sachen war ich generell sehr neugierig und wollte immer wissen, was so geschrieben wurde. Aber Illia packte das Telefon viel zu schnell weg. Da ich kein Held in Sachen Smalltalk mit fremden Menschen war, genügte mir ein "Ist eigentlich ein viel zu schöner Tag um frustriert zu sein, oder?" um das Gespräch etwas anzukorbeln. Natürlich wollte ich keine Leidenslebensgeschichte hören, davon hatte ich selber genug. Aber vielleicht konnte sie mir einen Tipp geben, was man alleine so machen könnte. Sie sah nämllich selber aus, als wäre sie oft in derartigen Situationen. Aber immerhin manieren hatte sie und die besaß ich ausnahmweise auch: "Arisa. So heiße ich und so will ich auch genannt werden. Keine dämlichen Spitznamen bitte, davon habe ich genug." Sowas peinliches wie Hasi. Oder Häschen. Wenn man wenigstens kreativ wäre und die Namen nicht immer auf meine Ohren beziehen würde, seufzte ich innerlich und fasste mir vor Schreck gleich an die Haare. Jedoch atmete ich erleichtert aus - meine Hasenohren waren nicht zu spüren oder zu sehen. Die Hände immernoch auf dem Kopf, sah ich meine Gesellschaft skeptisch an: "Aber Illia ist nicht unbedingt ein geläufiger Name." Ich sah Richtung Himmel und beobachtete einen Schwarm Vögel, der über uns ständig seine Kreise zog. "Die Insel ist ja auch nicht unbedingt normal."
Als er ihr sagte, er müsste brechen, schmunzelte die Rosahaarige. Im Ernst? Wie konnte man nur, welch Sünde! Als er mit seinem Finger ihren Hals entlangstrich, bewegte sie sich keinen Millimeter, sondern sah ihm nur dabei zu. Er hatte einen ziemlich verträumten Blick drauf...fast schon wie sie, jedesmal wenn sie wieder in ihrer kleinen Traumwelt schwebte. Wie er sich zu ihrem Hals streckte und ihre Haare in seine Hand nahm...bis er sich urplötzlich wieder von ihr entfernte, als zwei Mädchen das Dach betraten, allerdings eine Leiter hinaufkletterten und verschwanden. Als er ihr Angebot ablehnte, zuckte sie nur mit den Schultern. »Wie du meinst...« murmelte Vivian und steckte sich wieder etwas der Süßigkeiten in den Mund. Er hauchte ihr noch ins Ohr, sie sollte vorbereitet sein, ehe ein sanfter Windhauch zu spüren war. Fragend blickte sie sich um, doch der Rothaarige war verschwunden. »Hmm...« Langsam zuckte sie mit den Schultern, während sie einfach weiteraß. Jetzt war sie also wieder alleine...wohin er wohl gegangen war? Naja, daran war jetzt wohl auch nichts zu ändern. Sie begann schon langsam wieder wegzudösen, schlief fast ein, als ein lautes Piepsen sie aus ihrem Halbschlaf riss. Langsam glitt ihre Hand in ihre Tasche hinein, und zog ein rosa Etwas heraus, was sich als Handy entpuppte. Auf dem Display war ein kleines Kästchen abgebildet in welchem 'Sie haben 1 neue Nachricht' stand. Verwundert klickte sie auf 'lesen', was ihre Verwirrung nur verstärkte als sie sah WER ihr da geschrieben hatte. Woher hat Ayato denn meine Nummer...? Sie schmunzelte leicht, und speicherte seine Nummer gleich in ihrem Handy ab. Sicher war sicher. Sie sollte zu ihm kommen? Warum eigentlich nicht, er war zwar einfach verschwunden, aber das hatte sicher seine Gründe gehabt. Außerdem hatte sie eh nichts besseres zu tun. Also antwortete sie kurz auf seine SMS, ehe sie sich erhob und in langsamen Schritten das Schuldach verließ.
Ihre Hilfe annehmend beobachtete Illia das Mädchen aus dem Augenwinkel, wie es begann die Schokolade von ihrem Mantel zu befreien, damit sie verspeist werden konnte. „Klar, ich bin abgrundtief böse.“, ein Lächeln auf den Lippen tragend, das die Ironie ihrer Worte unterstrich, nahm das Halbwesen das Stückchen Schokolade entgegen und schob es sich in den Mund. Das die Brünette ein bösartiges Wesen haben könnte war wohl kaum vorstellbar. Zudem wäre es doch sehr ungünstig, wenn sie es als Centurio sei. Es würde für die hiesige Welt und das Dämonenreich Folgen haben, die kaum auszumalen waren. Umso besser, dass dieses Mädchen ihr bestätigte, dass Illia einen netten Eindruck machte. Einen kurzen Moment dachte sie über die Worte ihrer Gesprächspartnerin nach, ehe sie sich nach hinten lehnte und sich mit den Armen auf dem Boden des Daches abstützte. Ihr Blick glitt in den Himmel, ehe sie mit ihren aufgeweckten Augen dem Weg der langsam untergehenden Sonne folgte. „Schön und verwirrend würde ich sagen.“ Ja, das traf es wohl am besten, denn jetzt sah sie dem ganzen doch mit eher gemischten Gefühlen entgegen. Es war schon seltsam hier zu sitzen und zu wissen, dass man ein ganz anderes Leben führen würde, wenn man sich seiner Herkunft nicht bewusst war. Arisa... Aus den Augenwinkeln spähte Illia zu dem Mädchen, das sich als solches vorgestellt hatte und aus ihr unempfindlichen Gründen die Hände an den Kopf gelegt hatte. Vielleicht hatte sie über irgendwas nachgedacht und musste sich überzeugen, dass alles normal war. Die Brünette kannte solch eine Reaktion von sich, wenn sie Angst hatte, man könnte die verborgene Eigenschaft ihres Auges sehen, die Gespräche, die sie mit ihrer Mutter der Schutzgöttin führte. Bei diesem Gedanken musste sie schließlich schmunzeln, ehe Arisa sie in die Realität zurück holte. Überrascht drehte sie dem Mädchen nun doch ihren Kopf zu, ehe sie antwortete. „Ja, ich bin nicht von hier. Obwohl mein Name in meiner Heimat auch nicht gerade häufig anzutreffen ist.“ Die Aussage bezüglich der Insel brachte das Halbwesen dann doch zum Lachen. „Stimmt, das ist sie wirklich nicht. Wenn ich darüber nachdenke, was mir heute schon alles passiert ist. Doch da draußen gibt es bestimmt noch andere, ähnlich verrückte Orte, die nur darauf warten entdeckt zu werden.“ Das Mädchen hatte immer noch die Hände auf ihrem Kopf liegen, was in gewisser Weise schon seltsam aussah; beinahe so, als hätte sie Angst davor, ihr könnte die Decke auf den Kopf fallen. „Suchst du irgendwas bestimmtes auf deinem Kopf?“, es war vielleicht nicht die genialste Art sie darauf aufmerksam zu machen, doch Illia hatte es Gefühl, dass es so in Ordnung sei. „Kommst du eigentlich öfters hier her?“ Neugierig beugte sich das Mädchen schließlich wieder vor und betrachtete ihre Gesprächspartnerin. Sie schien wirklich nett zu sein, was ziemlich erleichternd war.
Auf dem Schuldach angekommen, suchte sich die Gestaltwandlerin eine hübsche Bank aus, auf der sie in aller Ruhe lernen konnte. Sie griff in ihre Tasche, holte ihren Block raus und schlug die Seite auf, auf der sie sich ihre Notizen zur letzten Magiestunde aufgeschrieben hatte. //Magie ist eine Form der Energie. Magie ist verantwortlich für das Leben vieler Lebewesen. Magie kann vieles, aber nicht den Tod aufhalten.... und Magie ist allgegenwärtig in allem und jedem. Sie durchdringt jede Faser des gesamten Seins.// Nachdenklich sah das Mädchen gen Himmel. Den letzten Satz hatte ihre Schwester einmal gesagt und er hatte sich fest in ihre Erinnerung gebrannt. Wie es Elya wohl gerade ging? Ob sie sie vermisste? Eine einsame Träne kullerte über Sheelas Wange. Wie sehr sie ihre Schwester doch vermisste. Sie hatte niemals jemanden außer Elya gehabt und ohne sie fühlte sie sich so schrecklich einsam. Sie mochte das nicht. Sie mochte das ganz und gar nicht. Aber ihre Chancen, dass sie hier mit jemandem Freundschaft schloss, waren fast noch geringer als Elyas Genesung. Wer würde sich schon mit einem Mädchen abgeben, dass aussieht wie ein Junge? Mit einer Gestaltwandlerin, die nichteinmal eine Dreiviertelstunde lang ihre Form halten kann? Kopfschüttelnd packte Sheela ihren Block wieder ein und machte sich auf den Weg zum Magiezimmer. Wenn sie sich dabei viel Zeit ließ, würde sie schon nicht zu früh kommen.
Als Jona das Dach betrat, schlug ihr eine angenehme Briese entgegen. Endlich an der frischen Luft., dachte sie und atmete erleichtert die Luft ein. Noch ein tiefer Atemzug. Gut, allzu viel gab es hier nicht, es sah fast schon trostlos aus und von der erhofften Natur konnte nicht die Rede sein. Aber immerhin, wenn sie nur nach oben blickte, geradewegs in den Himmel hinauf, konnte sie sich vorstellten irgendwo im Freien zu sein. Automatisch bewegte sie sich zu den Bänken und Pflanzen, wobei sie an letzteren leicht schnupperte. Ein angenehmer Geruch, der ihr da entgegenschlug. Ihre Nase funktionierte also noch. Sie kratzte sich einmal an den Ohren. Auch diese schienen langsam wieder funktionstüchtig zu werden; der Schulgong hatte ihr Trommelfell also nicht ganz zerstört. Und hier oben würde er wohl auch nicht so gut zu hören sein, wie unten in den Klassenräumen. Das hoffte sie zumindest. Aber dieser Vorteil würde ihr nur zugute kommen, wenn sie beim nächsten Glockenschlag hier oben wäre. Sie sackte auf eine der Bänke. Hieße das dann, dass sie zu spät kommen müsste? Sie zerwuschelte sich nachdenklich das kurze Haar. Das konnte sie unmöglich zulassen, immerhin war sie an dieser Schule um stärker zu werden! Ihre Haare bedächtig mit den Händen glättend zog sie schließlich ihre Zeichensachen wieder hervor, welche sie aus dem Klassenraum mitgenommen hatte. Sie musste ja nicht gleich zu spät kommen, aber ein bisschen Zeit würde sie hier oben schon noch verbringen wollen. Mit dem Stift in der Hand und dem Papier auf dem Schoß begann sie weiter an ihrer Vogelskizze zu arbeiten und versank bald ganz in Gedanken.