Riecht ihr das? Der Sand, Sonnencreme, Salzwasser ... so riecht Freiheit! Oder eben das Meer. Der weiße Sand an den Stränden Isolas lässt in jedem Fall Feriengefühle erwachen. Am Strand selbst gibt es immer wieder Palmen und viele kleine Muscheln, in denen sich Krebse verstecken und um ihr Leben bangen, wenn die Muscheln von Kindern oder gar Erwachsenen gesammelt werden. Liegestühle gibt es hier nicht, denn Isola ist nicht als Ferienort ausgewiesen und so dient der Strand auch eher den Einheimischen. Hier und da liegen ein paar Handtücher, Sonnenschirme oder Luftmatratzen herum. Am vollsten wird es gegen späten Nachmittag bzw. Abend, wenn einzelne Familien nach einem Arbeitstag oder Schüler nach der Schule noch einmal ins kühle Nass springen möchten. Der Spaßfaktor ist garantiert hoch.
Stillschweigend lief ich neben Evangeline her. Mit langsamen Schritten und gesenktem Blick. Meine Füße anstarrend, wie sie langsam immer wieder aus meinem Blickfeld verschwanden und wieder erschienen. Die Sonne schaute ich mir nicht mehr an. Ich war wieder abwesend, zumindest im Geistigen Sinne. Ich trottete weiter vor mich hin. In mir stieg es plötzlich an. Dieses Verlangen, irgendwas zu verletzen, zu quälen oder sogar zu......töten. Meine Gedanken spelten verrückt. Was war das? Es war noch nie so schlimm wie jetzt in diesem Moment. Ich began Kopfschmerzen zu bekommen und mir wurde übel. Ganz ruhig Kitsune......du schaffst das. , versuchte ich mir selbst aufmunternd in Gedanken zuzureden. Es half ein wenig. Nur diesen Zustand konnte ich nicht auf dauer präsent halten. Ich schaute kurz zu Evangeline und versuchte herauszufinden ob sie etwas merkte. Eine Schweißperle lief mir seitlich die Stirn hinunter. Ich versuchte mich mit einem simplen Gespräch abzulenken. "Woher kommte eigentlich deine Liebe zum Meer?", fragte ich Evangeline. Ich musste mich ablenken....unbedingt.
Eine Weile lang lief ich mit Kitsune schweigend am Strand entlang ehe sie sich wieder zu Wort meldete. Sie fragte mich woher meine 'Liebe' zum Meer herkam. Da ich deutlich gesagt hatte das ich das Meer wohgl noch weniger mag als Kitsune nahm ich mal an das das 'Liebe' ironisch gemeint war."Das lässt sich um ehrlich zu sein mit vier Worten erklären. Ich kann nicht schwimmen." antwortete ich ihr und kratzte mich verlegen am Kopf. "Obwohl ich über 200 Jahre alt bin kann ich kein bisschen schwimmen. Ich bin sogar schon 10 mal ertrunken." erklärte ich ihr. Es war schon ein wenig peinlich. Ich hatte 200 Jahre Zeit schwimmen zu lernen und habe es trotzdem nie versucht. Im Gegenteil, ich habe mich immer vom Gewässern ferngehalten. "Und was ist mit dir?" stellte ich Kitsune als Gegenfrage.
"Was?....äh....Ich?", stammelte ich überrascht. Mit einer Gegenfrage hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. "Ich bin nicht so scharf aufs Schwimmen. Und außerdem mag ich dieses "nass" nicht. es ist zu kalt und abweisend.". Lustig, das genau ich das Meer als abweisend bezeichnete. Es war ein Paradoxon, das lasse ich mal so im Raum stehen. Dennoch fand ich es aus persönlichen Gründen wichtig zu diesem Argument etwas aufklärender zu sein. "Versteh mich nicht falsch. Ich finde das Meer echt toll. Nur schwimmen möchte ich nicht. Es ist nicht unbedingt eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Das hängt vor allem damit zusammen das ich eher der Typ bin, der am Strand liegt und sich die Sonne über den Pelz scheinen lässt....also jemand der sich nicht viel anstrengen will und lieber das hier und jetzt genießt.". Ich schaute wieder nach vorne, blieb kurz stehen und schaute in Richtung Sonne. Sie schien mir so tief ins Gesicht das ich für einen Moment sogar ihre Wärme verspürte, die sie in mir auslöste. Aber auch dieses Gefühl war flüchtig. So wie das davor. Daraus hätte man eine ewig lange Kette bilden können die bis an den Mittelpunkt meines früheren Lebens reichen würde. Der Drang den ich vorher verspürte nahm langsam ab. Sehr gut. Die Taktik mit dem Gespräch hatte funktioniert. Fragt sich nur für wie lange es das tun würde. Deswegen fing ich sofort mit einem weiteren Thema an. "Du bist 10 mal ertrunken? Und wieso stehst du jetzt noch hier vor mir?". Diese Frage stellte ich mir ehrlich gesagt schon seit dem Kampfunterricht. Naja, "Spielunterricht" traf es wohl eher. Da sagte Evangeline ja auch etwas von wegen zwanzig mal gestorben. Wie konnte so etwas gehen?
Irgendwie schien Kitsune nicht mit meiner Frage gerechnet zu haben und stammelte erstmal vor sich hin ehe sie mir antwortete. Sie meinte das sie nicht so gerne schwimmt und dieses 'nass' nicht so mag. "Wieso kalt?" fragte ich verwundert. Das Meer ist doch gar nicht kalt. Im Gegenteil, es ist angenehm warm. Was ich nicht bedachte war das ich aufgrund der Eismagie, die ich ja beherrschte, eine andere Temperaturwahrnehmung habe. Das Eiswürfel für mich lauwarm und für andere kalt waren hatte ich völlig vergessen. "Also das einzige das ich am Meer mag sind die Wellen. Ich weiß nicht wieso aber irgendetwas fasziniert mich daran wenn ich den Wellen dabei zusehe wie sie sich in richtig Strand bewegen und anfangen zu brechen." erklärte ich und schaute dabei verträumt auf die Wellen. "Allerdings mag ich das nur solange ich nicht nass werde." fügte ich hinzu und drehte mich lächelnd wieder zu Kitsune. Und wie das so ist wenn man von etwas redet das man nicht mag passierte es auch sofort. Eine etwas größere Welle kam. Sie ging mir zwar nur bis zu den Knien doch das reichte völlig. Sie schlug mir gegen die Beine sodass das Wasser hoch spritzte und mir unter den Rock spritzte. Laut aufschreiend sprang ich Kitsune vor Schreck an und klammerte mich an ihren Arm. Es dauerte eine Weile ehe ich realisiert hatte was ich gerade getan hatte und ließ Kitsune wieder los. "E-entschuldige." murmelte ich leise vor mich hin und lief wieder rot an. Oh Gott, wie peinlich. Es das vorhin und jetzt das. Warum muss mir sowas immer passieren?
Aufmerksam hörte ich Evangeline dabei zu, wie sie mir ihre Meinung zum Meer schilderte. Mit ihrer Ansicht stimmte ich teilweise überein. Aber auch nur teilweise. Das Meer war schon ein schöner Anblick. Die Sonne, die Wellen, der Himmel. Alles passte wirklich exzelent und sah in Kombination wirklich schön aus. Einen Moment lang verlor ich mich in dem Anblick. Aber auch dies war nach ein paar Sekunden wieder vorbei. Nach ihremm Statement erklärte mir Evangeline noch das sie es nur nicht mochte wenn sie dabei nass werden würde. Soweit so gut. Aber da musste noh etwas passieren. Es war wie eine Art Clichè das erfüllt werden musste. Und es wurde erfüllt. Es kam eine etwa Kniehohe Welle auf Evangeline zu und spritzte, als diese ihre Beine berührte direkt unter den Rock, zumindest schrie sie auf einmal auf und rannte zu mir. Bei mir wäre das nicht passiert, zumal ich um einiges größer war als sie. Ich schaute nicht schlecht als ich merkte mit welch einem Druck sie sich an meinem Arm festklammerte. Was für eine schnelle Reaktion sie doch an den Tag legte. Das schien sie aber erst einen Augenblick später zu bemerken. Mit einem hochroten Gesicht stand sie vor mir. "Wie ein kleines Kind", dachte ich mir und musste ein wenig schmunzeln. "Das ist nur Wasser.", antwortete ich ruhig. "Wenn du schon von ein paar Tropfen so schreien durch die Gegend rennst will ich mir gar nicht vorstellen wie das bei Regen aussehen würde". Nach dieser Aussage konnte ich nicht anders als laut loszulachen. Es war kein böses lachen, eher ein amüsiertes. In Verbindung mit der Vorstellung von Evangeline war das einfach zu köstlich. Ich musste zwischendurch nach Luft schnappen. So fest lachen musste ich. Nach meinem Lachflash wischte ich mir die Tränen aus den Augen und schaute Evangeline an und hoffte das sie meine Lache nicht missvertanden hatte.
Kitsune's Aussage und ihr anschließendes Lachen fand ich anfangs nicht besonders lustig. Doch Lachen ist nunmal ansteckend und schon im nächsten Moment lachte ich mit. "Ich hab mich nur erschreckt." erklärte ich während ich immer noch laut lachte. Nachdem wir uns beide wieder beruhigt hatten schaute ich Kitsune fies grinsendan. "Wart's nur ab, meine Rache wird kommen. Mach dich darauf gefasst mit von mir in süße Gothic- und Lolita-Kleidchen gesteckt zu werden." drohte ich ihr wieder scherzhaft. Das ich etwas viel gemeineres vor hatte verschwieg ich ihr allerdings. Es würde ja schließlich den Überraschungseffekt verderben wenn ich es ihr sagen würde. Mein kleiner Streich sollte nämlich jetzt sofort stattfinden. In Gedanken sprach ich einen Zauber mit dem ich die Feuchtigkeit der Luft zu Eis erstarren lassen konnte. So ließ ich ein paar Eiswürfel entstehen die ich langsam von hinten an Kitsune heran schweben ließ, von wo aus sie dann in Kitsune's Bluse glitten. Um das ganze noch fieser zu machen ließ ich sie so an ihrem Rücken das sie Probleme haben würde die Eiswürfel wieder aus ihrer Bluse heraus zu bekommen.
Erleichtert darüber das Evangeline mit mir lachte und nicht beleidigt war schaute ich sie an. Die konter Drohung mit den Lolita Klamotten lies nicht lange auf sich warten. Das sie das Thema aus dem Klamottenladen wirklich wieder aufgriff verwunderte mich sehr. Dennoch tat ich sehr unbeeindruckt. "Jaja, du mit deinen Klamotten... die passen mir doch eh nicht und außerdem...", weiter kam ich nicht. Irgendetwas kaltes zwängte sich von hinten in meine Bluse, meinen Rücken hinunter an meinem Körper entlang. Es war kalt und nass und.....ach egal. Es war kalt! Sehr kalt! Mit einem plötzlichen Quieken Griff ich mir hinten an meinen Rücken, das schien die ganze Sache aber irgendwie noch schlimmer zu machen. denn dieses nasse und kalte Ding war so positioniert das ich gar nicht mit meinen Armen drankam. "Kaltkaltkaltkaltkaltkalt!", mit diesen Worten hüpfte ich auf und ab und versuchte das verdammte Ding an meinem Rücken nach unten durchrutschen zu lassen. Als auch dieses nichts half versuchte ich noch einmal hartnäckig mit meinem linken Arm durch den Rücken greifend das kalte Teil herauszuholen. Dabei stellte ich mich aber so ungeschickt an das ich nach hinten überkippte und mit geballter Kraft fast wie ein Stock zu Boden fiel. Da lag ich nun. Mit einem schmerzenden Arm hinten an meinem Rücken, einem logischerweise nassen und ebenfalls schmerzenden Rücken sowie einem leichten Schmerz am Hinterkopf. Ich blieb eine Zeit lang etwas benommen liegen. Alles was ich in dem Moment von mir gab war ein stumpfes "Autsch!". Das nass war mir vollkommen egal geworden, dem Gefühl an meinem Rücken nach war es eh schon geschmolzen. Was mich auf die Vermutung brachte das es Eiswürfel oder etwas ähnliches gewesen sein könnten. Dumm nur, das die einzige Person die davon wusste direkt vor mir stand und sich höchstwahrscheinlich total schlapplachen würde und sehr öffensichtlich auch dafür verantwortlich war. Es war wohl ihre Rache. Dies stimmte mich erst etwas beleidigt, aber ich musste schnell einsehen das ich diese Situation ja selbst herbeigeführt hatte. Ich blieb noch liegen. Bis ein paar Sekunden später bei mir das gleiche Lachen wie eben einsetzte....
Als Kitsune versuchte die Eiswürfel wieder los zu werden verkniff ich mir erstmal mein Lachen. Dann fiel sie plötzlich hin, was so gar nicht geplant war. Und besonders bequem sah die Landung auch nicht aus. Ich wollte mich gerade bei ihr entschuldigen als sie trotzdem zu lachen anfing. Verwundert schaute ich sie an und musste dann doch mitlachen. "Also deine Reaktion war ja ganz lustig aber das du hinfällst war so nicht geplant." erklärte ich immer noch etwas lachend. "Tat's sehr weh?" fragte ich dann besorgt und reichte ihr die Hand um ihr aufzuhelfen. Dumm nur das es das Meer heute auf mich abgesehen zu haben schien, denn schon im nächsten Moment riss mir eine größere Welle die Beine weg sodass ich nun ebenfalls am Boden lag. Kitsune hatte dummerweise noch mehr Pech als ich. Weil sie ja gerade im Sand lag, schwappte die Welle komplett über sie. "Na Klasse." murmelte ich etwas angenervt. "Das Meer will mich heute wohl mobben." Ich stand wieder auf und versuchte nochmal Kitsune aufzuhelfen. "Alles okey bei dir?"
Am Boden liegend bekam ich nur Evangelines Lachen mit. Also war sie es, die mich in diese Lage gebracht hatte. Wenigstens reichte sie mir die Hand zum Aufstehen. Ungefähr kurz bevor meine Hand Evangelines erreichte kam eine große Welle und riss Evangeline die Beine weg. Schön und gut, aber das was danach kam fand ich nicht so prickelnd. Die Welle schwappte nämlich voll über mich drüber. Nicht nur halb oder ein Stück, sondern komplett! Um es kurz zu halten. Ich war total durchnässt. Meine Schuluniform, mein Rock und vor allem....meine Haare! So ein verdammter Mist! Still lag ich da und spuckte ein Teil des Wassers aus das mir während des ganzen Geschehens in den Mund geflossen war. Als ich mich gerade aufrichten wollte sah ich das Evangeline schon wieder auf beiden Beinen Stand und mir ihre Hand entgegenstreckte. Ich griff ihre Hand und stand mit ihrer Hilfe wieder auf. Vereinzelte Wassertropfen liefen mir über Gesicht und die nasse Kleidung fühlte sich echt unwohl an. "Mir geht es den Umständen entsprechend", antwortete ich auf Evangelines Frage. "Ich würde jetzt gerne zurück und mir trockene Sachen anziehen.", fügte ich noch hinzu. Obwohl dies eigentlich selbstverständlich war. Mein Gesicht nahm daraufhin wieder den gleichen Ausdruck an wie immer, ausdruckslos und desinteressiert. Mein Blick wandte sich Evangeline zu, die anscheinend immernoch dorrt zu stehen schien. "Ich wollte mir sowieso mein Zimmer angucken. Und da es gegen Abend geht sollte ich das schleunigst machen. Der Strand war jedoch eine sehr schöne Idee. Auch wenn es in einem Badeausflug endete." . Das kam durch meinen Gesichtsaudruck zwar nicht so überzeugend rüber aber es war so gemeint. Ich klopfte mir noch ein wenig vom Sand aus den Klamotten, was aber leichter gesagt war als getan. Nach ein paar Versuchen merkte ich dann das es nichts nützte und gab es auf und ging ein paar Schritte nach vorne. Dann bliebich stehen."Oder hast du eine bessere Idee?", fragte ich dann doch etwas plötzlich und vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen.
Das Kitsune meine Frage mit den Umständen entsprechend' beantwortete freute mich. Sie hatte sich also nicht verletzt. Erleichtert lächelte ich sie an und beantwortete ihre frage danach, ob ich eine bessere Idee hatte als zurück zu gehen um trockne Klamotten anzuziehen. "Eine bessere Idee habe ich nicht direkt." antwortete ich ihr. "Es ist viel mehr eine Erweiterung deiner Idee." fügte ich noch hinzu während ich meine Haare zu einem Zopf zusammen band. Ich mochte es zwar meine Haare offen zu tragen aber jetzt da sie nass waren würden sie die ganze Zeit auf dem Boden schleifen. Wenn sie trocken sind ist das alles kein Problem, dadurch das sie leicht gelockt sind hatte ich immer circa 30 Zentimeter Luft bis zum Boden. Aber genug von meinen Haaren, es wurde Zeit das ich Kitsune von der Erweiterung ihrer Idee erzählte. "Wir gehen zurück, schnappen uns trockne Klamotten und unser Badezeug und gehen uns im Gemeinschaftsbad der Mädchen den Sand abwaschen." erklärte ich lächelnd. "Wie findest du die Erweiterung deiner Idee?" fragte ich noch neugierig nach.