Riecht ihr das? Der Sand, Sonnencreme, Salzwasser ... so riecht Freiheit! Oder eben das Meer. Der weiße Sand an den Stränden Isolas lässt in jedem Fall Feriengefühle erwachen. Am Strand selbst gibt es immer wieder Palmen und viele kleine Muscheln, in denen sich Krebse verstecken und um ihr Leben bangen, wenn die Muscheln von Kindern oder gar Erwachsenen gesammelt werden. Liegestühle gibt es hier nicht, denn Isola ist nicht als Ferienort ausgewiesen und so dient der Strand auch eher den Einheimischen. Hier und da liegen ein paar Handtücher, Sonnenschirme oder Luftmatratzen herum. Am vollsten wird es gegen späten Nachmittag bzw. Abend, wenn einzelne Familien nach einem Arbeitstag oder Schüler nach der Schule noch einmal ins kühle Nass springen möchten. Der Spaßfaktor ist garantiert hoch.
Evangeline nutzte einen Eiszauber, um die Wasseroberfläche gefrieren zu lassen. Mit schnellen Schritten war sie über das Eis nun zu Kerry gelangt. Doch die lächelte nur mild. "Nicht schlecht, aber...", sagte sie und richtete sich senkrecht im Wasser auf. Sie machte mit ihren beiden Händen unter Wasser kreisende Bewegungen und das Wasser um sie herum begann sich spiralförmig um ihre Füße herum nach oben zu schrauben. Es sah aus wie ein umgedrehter Strudel aus Wasser, der Kerry nun aus dem tiefen Wasser ein paar Meter über Evangelines Kopf hob. Der Studel schien am oberen Ende an Kerrys Knien regelrecht fest zu sitzen. Kerry lächelte und ließ mit einer Handbewegung den Strudel einbrechen. Mit dem Strudel verschwand sie vollkommen im tiefen Wasser. Unter Wasser ließ sie eine Luftblase entstehen mit welcher sie nun wieder nach oben schwamm. Kerry tauchte auf und stützte ihre Arme auf Evangelines Eislaufbahn ab. "Weißt du eigentlich, dass Eis aus Wasser entsteht?", fragte Kerry hämisch Evangeline und vergrub ihre Fingernägel im Eis. Wasser war nicht so leicht für Kerry, allerdings war sie nun in ihrem Element. Während sie mit Evangeline sprach schmolz hinter dieser dank eines Feuerzaubers das Eis, bis Evangeline nur noch auf einer kleinen Eisscholle stand. "Ups... ", meinte Kerry nur ironisch und ließ die Eisscholle los. Sie lächelte verschlagen. Ihr nächster Zauber ließ das Wasser unter ihren Füßen gefrieren. Und da Eis leichter als Wasser ist, stieg sie langsam wieder aus dem Wasser, jedoch nun auf einem kleinen Eissurfboard. "Wie wäre es? Eis gegen Eis?", fragte sie Evangeline.
Staunend schaute ich Kerry's kleiner Zaubershow zu. Das man mit Magie die Elemente kontrollieren kann wusste ich ja aber sowas hatte ich noch nie gesehen. "Hey! Werd bloß nicht frech. Ich bin zwar kleiner als du aber immer noch hundert mal so alt." entgegnete ich lachend bis ich merkte das das Eis unter meinen plötzlich mit den Wellen schaukelte. Kerry hatte das Eis hinter mir sicher zum schmelzen gebracht. Langsam stieg Panik in mir auf. Was wenn ich ins Wasser falle? Schnell ließ ich mich auf die Knie fallen und schlug mit meiner Handfläche aufs Eis. Im Bruchteil einer Sekunde ließ ich mit das Wasser unter der Scholle gefrieren und blieb ängstlich zitternd sitzen. Kerry's Frage nach einem weiteren Wettrenen hatte ich gar nicht mitbekommen. "Bitte lass uns wieder an Land gehn." bat ich sie mit zittriger Stimme.
Evangeline fiel auf die Knie und schlug mit ihren Händen auf die Eisscholle unter ihr. Nur durch die Wasserverdrängung und die plötzlich fallende Wassertemperatur bemerkte Kerry, dass Evangeline ihre Eisscholle nach unten hin vergrößert hatte. Sie schien auch nicht besonders angetan zu sein von einem Wettrennen. Sie wirkte eher ängstlich. Ein bisschen besorgt blickte Kerry zu der Vampirin. Diese bat sie wieder zurück an Land zu gehen. "Eismagierin und kein Freund des Wassers?", vermutete Kerry mit leicht ironischem Unterton. Doch sie ließ die Ironie sofort beiseite, als sie bemerkte, dass Evangeline scheinbar wirklich Angst hatte ins Wasser zu fallen. Wortlos spannte Kerry ihre Finger an und ließ dadurch ihr Eissurfboard und Evangelines Eisscholle zusammenfrieren. Sie legte einen Arm um Evangeline und drehte sich mit ihr Richtung Strand. Mit der freien Hand machte sie fließende Bewegungen. Langsam setzte sich die Eisscholle in Bewegung. Ein Wasserzauber schubste die Eisscholle richtung Strand, bis die normalen Wellen den Job übernahmen und sie an den Strand spühlte. "Alles klar bei dir?", fragte Kerry die Vampirin und ließ sie los. Kerry stieg von der Eisscholle und ließ sie mit einem Feuerzauber schmelzen.
Schnell hatte Kerry uns wieder an Land gebracht und ich krabbelte immer noch zitternd von der Eisscholle. "E-entschuldige." murmelte ich leise. "Ich hab einfach schreckliche Angst vor tiefem Wasser. Solange ich eine feste Schicht Eis unter meinen Füßen habe geht's ja noch aber wenn ich dann auf einer frei beweglichen Eisscholle wie eben treibe bekomme ich dann doch Panik." Ich drehte mich zu ihr um und schaute sie mit leicht gerötetem Gesicht an. "Es ist echt peinlich mit über 200 Jahren noch nicht mal schwimmen zu können."
Kerry lächelte auf Evangelines Antwort hin und entgegnete: "Aber mit deiner Eismagie brauchst du gar keine Angst zu haben. Eis ist leichter als Wasser und so könntest du dich selbst unter Wasser wieder nach oben bringen lassen durch einen winzigen Eiszauber." Kerry ging zu ihrem Handtuch und hob es hoch. Sie schüttelte es aus und trocknete sich dann damit ab. "Vielleicht solltest du mal lernen zu schwimmen. Ist gar nicht so schlimm, wie du denkst. Schwimmen ist eigentlich ganz toll. Besonders, wenn man wie du kompatibel mit Wasser ist. Ich kann Schwimmen eigentlich nicht ausstehen. Wasseransammlungen überhaupt. Feuer ist da schon eher mein Ding. Aber gerade deswegen war es mir z.B. wichtig Schwimmen zu lernen. Um eben dieser "Gefahr" nicht zum Opfer zu fallen.", argumentierte Kerry und legte das Handtuch um Evangelines Schultern.
Lächelnd meinte Kerry das ich mit meine Eismagie keine Angst zu haben bräuchte und das ich mich damit wieder an die Wasseroberfläche bringen könnte. Noch bevor ich etwas dazu sagen konnte schlug sie vor das ich ja auch schwimmen lernen könnte. Sie erklärte mir das ich kompatiebel mit Wasser wäre und das sie eigentlich mehr zu Feuer steht. "Also das mit dem unter Wasser zaubern wäre wohl das schwierigste von beidem. Jemand der in Panik ist würde sicher nich daran denken welchen Zauber er am besten einsetzt. Ich werde versuchen schwimmen zu lernen." entschied ich während ich mich mit dem Handtuch abtrocknete das Kerry mir über die Schultern gelegt hatte. "Aber vorher will ich mir noch mit dir den Rest der Insel anschauen."
Kerry lächelte Evangeline zu. Der erste Schritt hin zum Sieg war es sich eingestehen, was man nicht konnte und im Zuge dessen dann die Sache angehen und versuchen es zu richten. Ängstlich in einer Ecke hocken brachte keinem was. So dachte Kerry jedenfalls darüber. Nun schlug Evangeline vor, dass sie sich zusammen den Rest der Insel anschauen könnten. Kerry drehte sich um und blickte dann wieder zu Evangeline. "Du weißt aber schon, wie groß die Insel ist, oder?", fragte Kerry. Ungefragt zog sie den Prospekt aus ihrer Tasche und hielt ihn Evangeline unter die Nase. "Schau mal. Hier sind wir. Daaaaas ist die ganze Insel.", erklärte Kerry etwas unsicher und zeichnete vor Evangeline Punkte und Kreise auf die Inselkarte. "Bist du echt sicher, dass wir das heute noch schaffen?"
"Und du weißt das ich ein Vampir bin und deshalb eigentlich keinen Schlaf brauche oder?" entgegnete ich lachend. "Außerdem kann ich fliegen." Ich schaute mir die Karte mal genauer an und überlegte wo wir als nächstes hin könnten. Dabei fiel mir eine Bar auf die hier am Strand lag. "Lass uns in die Strandbar gehn. Da können wir ein paar Cocktails schlürfen und uns näher kennen lernen. Das Erkunden kann bis später warten."
"Aber ich brauche Schlaf. Immerhin muss ich morgen ziemlich früh raus. Bin immerhin hier Lehrerin.", entgegnete Kerry und blickte ebenfalls auf die Karte. Nun meinte Evangeline, dass sie ja in die Strandbar gehen konnten. Kerry überlegte und meinte schließlich: "Also so allgemein hätte ich nichts dagegen, allerdings müssten wir dann noch mal kurz zu meiner Wohnung. Dann kann ich mich umziehen und die Strandsachen verstauen. Okay?" Kerry rollte ihr Handtuch zusammen und packte ihre Tasche darauf. Dann ging sie hinüber zum Wohnblock. "Kommst du?", fragte Kerry und drehte sich noch einmal kurz zu Evangeline um, bevor sie weiterging.
Es war Abend und während jeder zum Fressen die Caféteria dümpelte, sah ich es nicht ein, mich unter die Menschen zu mischen. Drum wählte ich einen Platz, der abends (hoffentlich) nicht so stark besucht wurde, wegen vielen blutsaugenden Mücken. Da aber vermutlich 50% der Schüler hier blutleere Vampire waren oder sowieso tot (wie ich) hoffte ich nicht auf ganz so viel Erfolg. Bald war ich angekommen (ich bevorzugte laufen über fliegen) und setzte mich in den Sand, der sich schon bald in alle Körperritzen nistete, die möglich waren. Die Wellen waren recht ruhig und die Wassernähe kühlte um einiges mehr ab. Ich dachte darüber nach, ob ich Schokopudding mit Sahne oder Schokopudding mit Schokosahne lieber mochte, während ich mich nach hinten fallen ließ und einen Sandengel mit ein paar Bewegungen erstellte. Wo war nur wieder Levi abgeblieben? Ich hatte ihn sicher einen Tag lang nicht mehr gesehen! Und so langsam wurde ich ein wenig einsam, da ich hier niemand gleichgesinntes hatte. Damn.