Kurz schaute ich noch einmal auf meine Uhr um mich der Zeit zu vergewissern. Genau zu dem Zeitpunkt, wo ich das Ziffernblatt lesen konnte, klingelte es. Das nannte man wohl Timing. So lang kam mir persönlich der Unterricht gar nicht vor. Aber Zeit lügt bekanntlich nicht. Es hatte also wohl oder übel seine Richtigkeit. Ich ließ meinen Arm wieder sinken und wendete mich noch einmal an die Klasse. "So, damit wäre unser Unterricht beendet. Ich bedanke mich bei allen für ihr zahlreiches Erscheinen und auch für ihre Mitarbeit. Es war eine Freude bei ihnen zu unterrichten. Sollten sie immer noch Fragen haben, wenden sie sich an ihre Mitschüler oder warten sei bis zum nächsten Mal ab. Sie können mich natürlich auch in den Pausen am Lehrerzimmer auffinden, meistens jedenfalls." , dann begann ich meine Sachen zurück in meine Tasche zu packen. Erst der Ordner, dann einzelne Unterlagen und meinen Füllfederhalter packte ich in die Tasche meines Hemdes. Ich stellte meine Tasche auf das Lehrerpult und schaute nochmals die Klasse an. Noch einmal ließ ich kurz meinen Blick durch die Klasse streifen. Alles in allem war der Unterricht ja heute sehr gut verlaufen. Ich war wirklich dieses Mal positiv überrascht gewesen. Auch wenn ich weiterhin fester Überzeugung war das viele Sachen weitaus besser hätten laufen können, wäre eine größere Beteiligung da gewesen. Aber so war es nun mal. Am Ende hätte es eben doch immer noch besser sein können. Ich sollte es also bei dem guten Eindruck belassen. Auch wenn ich wegen Riley noch einmal etwas andere Mittel einsetzen musste um ihn dazu zu bewegen seinen Hintern zu bewegen und sich endlich auch wie ein normaler Schüler zu verhalten. Aber wie dem auch sei. "Ich wünsche ihnen noch einen schönen Vormittag und einen, sollten sie noch etwas haben, weiterhin erfolgreichen Unterricht. Auf Wiedersehen.". Mit diesem Schlusswort verabschiedete ich mich von ihnen, nahm meine Tasche in die Hand und verließ das Klassenzimmer um mich in Richtung des Lehrerzimmers zu bewegen. Während ich das tat, dachte ich nach. Wie schafften es manche Lehrer immer so Energiegeladen zu sein? War meine Art des Unterrichts zu Formal? War ich zu Formal? Eine der wenigen Momente wo ich mich einmal selbst in die Kritik nahm. Konnte es sein das die Art wie ich gelehrt wurde sich hier auch durchsetzt? Fragen über Fragen. Ich glaube das sogar ich in manchen Stellen einmal Nachhilfe bräuchte. Aber wo sollte ich die herbekommen? Ich seufzte als ich den Gang wechselte. Mal sehen wie sich das weiter entwickeln würde. Abgesehen davon ging mir dieser Sturkopf Riley nicht mehr aus dem Kopf. Eve hatte ihn bislang immer sofort zum Reden gebracht. Zumindest erzählte sie das immer. Vielleicht sollte ich sie und andere mal dazu befragen. Das konnte wirklich nicht angehen.
Es sah wohl so aus als würden wir nicht mehr fertig werden, als ich einen Blick auf die Wanduhr warf. Uns blieben nur noch einige wenige Minuten und gerade als Miss van Hossen ihren Gedanken abschließen konnte klingelte es auch schon. Nachdem sie sich verabschiedete und den Raum verließ setzte ich noch ein letztes dankendes Lächeln für sie auf. Mein Buch ließ ich verschwinden und das für die Runologie legte ich für die nächste Stunde auf meinem Tisch ab. Ich werde die Pause wohl außerhalb des Klassenzimmers verbringen und ich hatte nicht vor, meine Sachen mitzunehmen. Allerdings hielt ich einen Moment inne, bevor ich aufstand und sah mich im Raum um. Es mag wohl paranoid erscheinen, aber ich entschied mich für einen Schutzzauber, den ich mit einem dezenten Wisch mit meiner Hand auf mein Schulsachen auftrug. Würde jemand meine Sachen anfassen würde er sich verbrennen. Sie sollten also nun sicher sein. Daraufhin erhob ich mich von meinem Platz, schob meinen Stuhl an den Tisch und machte mich auch daran, das Zimmer zu verlassen. Eine Destination hatte ich bereits. Wahrscheinlich werde ich vor dem Raum der Himmelsklasse campen und auf Lisanna warten. Andere Leute kenne ich ja noch nicht wirklich. Noch als ich auf dem Weg zur Tür war lockerte ich meine Krawatte ein wenig. Für dieses Wetter war die Weste zudem auch etwas zu warm, doch ändern konnte ich daran gerade nichts. Ohne noch weiter irgendwen zu beachten, verließ ich den Raum in Richtung Erdgeschoss.
Als die Glocke läutete, verabschiedete sich auch schon die Lehrerin mit ein paar höflichen Worten. Ehrlich gesagt bekam er das nicht mehr so genau mit, die Müdigkeit zeigte sich langsam bei dem Halbdämon und sorgte dafür, dass er sich gar nicht die Mühe machte in der Pause irgendetwas aufregendes zu machen. Der Junge machte es sich einfach auf seinem Pult bequem und genoss es endlich sitzen zu können oder besser gesagt eine gewisse Ruhe zu haben. Zum Glück war heute ein eher kurzer Unterrichtstag, wo er danach sich in sein Zimmer oder sonst wo verkriechen konnte. Sobald er sich recht erinnerte, hatte die Sonnenklasse danach Runologie, oder? Na dass konnte vielleicht ein Spaß werden. In den letzten Monaten hatte er eigentlich nie viel davon mitbekommen, zum einen weil es ihn nicht besonders interessierte, zum anderen, weil er einfach nicht dieser typische Schulgängertyp war. Renji tat das Notwendige für seine Noten, um zu bestehen, aber der Rest kümmerte ihn wenig. Bis jetzt war er nur hier, um seine Kräfte in den Griff zu bekommen, was, wie man ja heute sehen konnte, vollkommen in die Hose ging. Aber was soll's. So lebte es sich nun mal. Man bekam nicht immer alles gleich hin und dass traf wohl auf magische Kräfte genauso zu, wie Kochen oder Klavier spielen. Beides konnte er nicht besonders gut, da hatte ihm der Schwertkampf schon immer mehr zugesagt. Wahrscheinlich lag es ihm im Blut, Dämonen waren doch meistens blutrünstige Monster, nicht wahr? Im Idealfall hatten sie in Filmen auch noch magische Schwerter oder konnten einfach Menschen kontrollieren oder sonst was. Tja, so viel er wusste, entsprachen diese Filme nicht immer der Wahrheit. Hätte ihn auch gewundert, sonst wäre die Welt schon längst zerstört, wenn alle magischen Wesen sich sofort auf Menschen stürzen würden. Jedenfalls legte der Halbdämon seinen Kopf in seine Hände und schlummerte ein wenig, um wenigstens später in Runologie nicht sofort einzudösen.
Es war wirklich still auf diesem Gang. Erst vor der hinteren Eingangstür meines Klassenraumes ließ ich Lisanna's Hand los. Meine Klassenkameraden waren teilweise sogar noch anwesend, als ich die Tür öffnete, doch sie schienen sich in einem allgemeinen Schlummerzustand zu befinden. Irgendwie gruselig, wie sie da hockten wie Zombies. Renji schlief, schade. Ich konnte noch nicht mit ihm reden. Während ich näher herantrat wischte ich mit meinem Finger scheinbar sinnlos durch die Luft. Das war der Ratzeputz Zauber, der dafür sorgte, dass sich meine Schulsachen selbstständig machten und in meine Tasche schwebten. Um meinen Sitznachbar auch ja nicht zu stören hob ich die Tasche dann auch mit Magie an um sie zu mir schweben zu lassen. Als sie sicher in meiner Hand lag, drehte ich mich wieder zu Lisanna um und Grinste breit. Ja, ich war schon dezent stolz auf meine Fähigkeiten. Ihr ist es sicher nicht bewusst, doch ich war schon so gut, dass ich die Zauber wortlos wirken kann! Ich hoffte nur, dass Renji zur nächsten Stunde nicht auch zu spät kommt. Ob er überhaupt weiß, wo wir haben? Ich schätze die Klingel wird ihn schon aufwecken. Ehe ich mich zurück zu Lisanna machte "borgte" ich mir von einem meiner Mitschüler einen Stift und ein Stück Papier, auf das ich folgende Worte kritzelte:
"Renji, die nächste Stunde findet in der Himmelklasse statt!
- Shiki"
Den Zettel legte ich ihm direkt vor die Nase, sodass er ihn nicht verfehlen konnte. dann tappste ich schnell zu Lisanna zurück und lächelte. "Lass uns verschwinden." flüsterte ich und verließ den Raum.
Das Shiki auf meinen Vorschlag zusammen Heilzauber zu lernen mit "Ich weiß ja nicht so recht..." antwortete verwundertre mich etwas. "Wieso? Was wäre so schlimm daran zusammen Heilzauber zu lernen?" fragte ich irritiert. Zu der Idee mit der heißen Quelle meinte Shiki das man sowas am besten Nachts macht. Dem hatte ich nichts entgegen zu setzen. Merkwürdigerweise widerrief Shiki seine Ausage kurz darauf wieder und meinte das wir das natürlich auch nach der Schule machen konnten. "Nein, nein. Nachts ist perfekt." gab ich ihm lächelnd Recht. "So können wir alles an einem Tag machen. Nach der Schule in die Bibliothek und dann Abends baden und chilln." erklärte ich fröhlich. Wieso war ich darüber eigentlich so glücklich? Ich und eine Bibliothek? Was läuft da schief? Ich hasste Bibliotheken. Die haben kein WLAN und keine Mangas. Wieso freute ich mich darauf? Naja, egal, hauptsache ich konnte die Zeit mit meinem Shiki verbringen. Plötzlich kam er wieder. Der Satz der mir eben so viel Angst gemacht hatte. "Irgendwie könnte heute vieles klappen." entgegnete ich und streckte ihm dabei frech die Zunge raus.
Als wir dann an Shiki's Klassenzimmer ankamen packte er mit Magie seine Sachen und drehte sich dann breit grinsend zu mir um. Anschließend borgte er sich ein Blatt Papier und einen Stift und schreib einem schlafenden Jungen einen Zettel. Dann kam er zu mir zurück und und meinte wir können verschwinden. "Wollen wir ihn nicht lieber wecken?" fragte ich verwundert. Doch noch ehe Shiki antworten konnte kramte ich meinen Radiergummi raus, brach ein Stückchen ab und warf es dem Jungen au den Kopf. Natürlich vorsichtig um ihm nich weh zu tun. "Ey! Aufwachen du Schlafmütze! Der Unterricht geht gleich weiter!" rief ich dann einfach lautstark in den Raum ehe ich wieder Shiki's hand nahm und mit ihm weiter ging.
Verwundert wurde der Halbdämon von seinem Traum aufgescheucht. Er träumte gerade von seinem Tortenparadies, welches allesamt komische Kreaturen beherbergte und mit ihm tanzten. Doch dies wurde jäh unterbrochen, als auch schon ein riesiges, verformtes Messer sich vor ihm aufbäumte und ihm zurief, er solle aufwachen, der Unterricht gehe gleich los. Das rieß ihn unsanft aus seinem Nickerchen und holte ihn wieder in die Realität zurück. Der Unruhestifter war bevor Renji vollkommen aufgewacht war, bereits verschwunden, was ihn aber ehrlich gesagt nicht besonders kümmerte. Er war froh, sich wenigstens ein bisschen ausgeruht zu haben. Er fühlte sich schon ein wenig besser als davor, allerdings konnte eben nichts eine ganze Nacht voll Schlaf wettmachen. Der Junge mit den blauen Haaren richtete sich in seinem Stuhl wieder auf und sein Blick fiel auf das Blatt Papier, welches vorhin bestimmt nicht dort gelegen hatte. Es war eine Nachricht von Shiki, seinen Sitznachbar, an ihn. Darin hieß es, der Unterricht fände in der Himmelsklasse statt. Da hatte er wohl noch Glück im Unglück, denn gewusst hätte er das nicht und nochmal zu spät kommen, war dieses Mal keine Option. Bevor er seine Antwort nicht gefunden hatte, wollte er es sich hier lieber nicht verscherzen, denn wo sollte er sonst hin? Als er sich umsah, stellte er fest, dass die Klasse viel zu ruhig war für seinen Geschmack. Anscheinend waren andere in der selben Stimmung wie er, oder waren so gelangweilt von Rassenkunde, dass sie keine Lust mehr auf Runologie hatten. Wer konnte es ihnen verdenken. Er nahm den Zettel, knüllte ihn zusammen und stopfte sich ihn in die Hosentasche. Da er nicht großartig irgendwelche Utensilien für den Unterricht mithatte, schnappte er sich seinen Notizblock und seinen Bleistift und ging müde zu dem Raum der Himmelsklasse. Hoffentlich würde die Zeit schnell vergehen.
Ivy hörte nur die Schulglocke und wartete bis es ein wenig leerer wurde. Sie wusste nicht genau was sie nun machen sollte, also beschloss sie einfach mal Powernapping zu machen. Sie schlief ziemlich ruhig und wurde pünktlich wieder wach. Sie schaute sich um und war ein wenig verwundert. Hatten sie etwa nicht hier? Sie schaute auf ihren Stundenplan und tatsächlich hatte sie jetzt woanders! Schnell stand sie auf, packte ihre Sachen zusammen und ging zum anderen Klassenraum.
Natürlich hatte meine Erzfeindin noch genug Gegenargumente aber wenigstens war Shiki auf meiner Seite! Ich wollte nichts mehr dazu sagen, nicht das ich nicht dagegen ankämpfen könnte aber das war eh zwecklos, also ich hörte ich den Rest vom Unterricht einfach nur zu bzw. versuchte ich zu zuhören bis ich das erlösende Klingeln der Pausenglocke hörte. Ich fühlte mich immer noch müde und schlapp und beschloss die Pause über erst mal hier noch zu bleiben, da alle anderen den Klassenraum verlassen und ich somit meine Ruhe haben würde. Ich legte meinen Kopf auf die Tischplatte und schloss meine Augen. Mein Kopf brummte immer noch und durch meine Nase bekam ich weiterhin keine Luft. Aber die Ruhe tat mir nun doch ziemlich gut. Ich bemerkte gar nicht wie ich ziemlich schnell in einen leichten Schlaf fiel und traumlos auf meinem Tisch lag. Erst als wieder ein paar Schüler den Raum betraten wurde ich wieder wach und sah mit halb geöffneten Augen zu, wie sie ihre Sachen nahmen und das Klassenzimmer wieder verliesen. Achja, wir hatten nun ja in einen anderen Raum unterricht. Also rappelte ich mich auch auf, nahm mir meine Tasche, kramte mir dort noch schnell ein Nasenspray und Kopfschmerztabletten raus, welches ich auch gleich beides zu mir nahm und dann machte ich mir auf den Weg.
Fertig für den Unterricht flatterte Ophaniel in die Klasse hinein - in die leere Klasse. War er der erste? Oder - war er im falschen Raum? Der Kleine flatterte nochmals hinauf und blickte auf das Schild der Klasse. O6, Sonnenklasse. Nein, er war definitiv richtig! Also war er wirklich der Erste. Ob er sehr früh dran war? Aber das machte ihm nun nichts aus, so konnte er sich erstmal in Ruhe in der Klasse umsehen. Es sah hier sehr ordentlich aus - je nachdem, wer sich alles in der Klasse befand, würde sich dies bestimmt bald ändern. Ob es Klassenclowns gab? Das würde Ophaniel sehr freuen, er mag Spaß!
Aber dann flatterte der Blondschopf an seinen Platz, welcher sich am Fenster befand. War bestimmt nicht ganz so gut, da der Kleine so ganz schnell abgelenkt werden konnte. Aber es freute ihn - vielleicht sah er aus dem Fenster hinaus bekannte Gesichter - oder tolle Tierchen! Und solange niemand hier war und der Unterricht noch nicht begonnen hatte, konnte er ruhig hinausblicken und vor sich hinträumen. Also lehnte er sich halb auf den Tisch, blickte mit seinen großen Augen neugierig heraus und flatterte leicht geistesabwesend mit seinen Flügelchen, während er sich vor sich hinträumte.
