So wirklich an neuen Erkenntnissen war die Klasse nach den Beiträgen der beiden Mädchen nicht geworden. Vermutlich hatten sie sich über irgendwelche belanglosen Dinge ausgetauscht und nicht über die Hausaufgabe. Bernardo zollte ihnen dennoch Tribut, hörte beiden aufmerksam zu. Die Frage nach den Fähigkeiten war wahrlich berechtigt. Nur gab es dafür keine absolute Antwort laut seiner Erfahrung. Am besten wäre es da, wenn man einem lebenden Magier die Frage stellt, wie er bzw. seine Familie an die Magie gelangten. Meistens ist es eine Frage des Erbes, ob man Magie wirken kann oder nicht. Das schloss aber nicht alle Fälle ein. Irgendwo musste alles seinen Anfang haben. Am Ende von Calleighs Worten hatte er eigentlich vorgehabt, einen Blick auf die Liste und anschließend auf die Schüler selbst zu werfen. Eventuell befand sich ein Magier unter ihnen, der ihm bisher noch nicht aufgefallen war. Jedoch wurde er im Ansatz unterbrochen. Ein Klacken war zu hören, dann sah er schon eine Hand aufmüpfig gen Decke zeigen. Er nickte nur, da prabbelte das Mädchen schon los. Nebenbei prüfte er ihren Namen im Sitzplan. Aoi Kugimiya. Sie führte eine interessante These auf, die jedoch keine Antwort auf die Frage ihrer Vorrednerinnen gab. Beeindruckt von ihrem Redeschwall kraulte sich Bernardo nachdenklich am Kinn. Als sie fertig war, nickte er beiläufig und erhob sich schließlich von seinem Tisch. „Interessante These“, bemerkte er. „Kurz zu der Frage von Calleigh und Anata: Selbst wenn sich so klären lässt, woher die magische Energie kommt, wäre immer noch nicht erklärt, woher Magier ihr Talent haben, Magie zu wirken. Laut deinen Erklärungen, Aoi, ist Magie zwar allgegenwärtig, aber nicht jeder kann sie nutzen. Egal ob Mensch, Dämon oder Engel – unter ihnen gibt es stets auserwählte, die etwas können, was ihre Artgenossen nicht können. Menschen mit diesem Talent werden Magier genannt. Dämonen mit diesem Talent werden aber trotzdem nur Dämonen genannt.“ Wie schon das Mädchen zuvor legte er eine Denkpause ein. Allerdings sollte sie nicht ihm dienlich sein sondern seinen Schülern. „Ich denke, du verzettelst dich da ganz schön. Wir müssen einen klaren Unterschied zwischen nichtmagischen Wesen und magischen Wesen ziehen. Magische Wesen sind von Natur aus mit Magie gepriesen. Nichtmagische Wesen sind dies nicht. Unter ihnen gibt es Sonderlinge, die über magische Fähigkeiten verfügen. Wir nennen diese Sonderlinge beispielsweise Magier oder Tiermenschen.“ Nun machte er sich sorgen, dass er seine Schülerin total enttäuscht hatte, weil sie in ihre eigene Überlegung Hoffnungen gesetzt hatte. Immerhin wirkte sie auf ihn sehr entschlossen und zuversichtlich. Im Grunde hatte sie aber nur versucht, neue Fragen aufzuwerfen. Dennoch. Bernardo ließ seinen Blick über die Klasse schwenken und fand schließlich einen magiebegabten Menschen. „Ich denke, es bringt unser Verständnis voran, wenn wir uns ein direktes Beispiel vornehmen. Glücklicherweise haben wir eine Magierin unter uns.“ Gleichzeitig suchte sein freundlicher Blick Fushigis Augen. „Miss Ishiguru, wenn ich sie bitten dürfte, uns zu erzählen, woher sie ihre Magie beziehen und … warum sie das überhaupt können?“ Der wahrscheinlichste Fall war, dass sie sich selbst nicht so ganz bewusst darüber war. Der beste Fall wäre dagegen, dass sie ihnen haargenau erklären konnte, wie sie Magie wirken konnte und woher ihre Begabung kam.
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
Plötzlich redeten alle laut durcheinander, erst waren alle relativ still gewesen bis auf die gelegentliche Unterbrechung durch leises Flüstern zweier Mädchen und jetzt beteiligten sich fast alle Mädchen hier am Unterricht. Außer mir selbst natürlich. Hatten wohl ein schlechtes Gewissen dem Lehrer gegenüber. Auch Aoi neben mir redete mit. Ich dagegen machte mir lieber still Gedanken darüber verlor mich dann aber wieder in meinen eigenen Gedanken, die absolut nichts mit dem Unterrichtstoff zu tun hatten, sondern viel mehr damit, was ich nach dieser Stunde alles tun würde nämlich mich höchstwahrscheinlich mit Levi treffen, dem müsste ich dann aber noch eine SMS schicken. Doch dann wurde ich aus meinen Tagträumen gerissen, denn der Lehrer kam nun auch auf die Idee MICH anzusprechen. War ich doch das perfekte Beispiel für unser momentanes Thema. Aufgeschreckt hob ich meinen Kopf und lächelte den Lehrer schlagartig an. "Uhm, ich weiß nicht so recht...", murmelte ich verlegen, denn ich hatte keine wirklich Ahnung worum es ging, obwohl ich es mir gut vorstellen konnte. "Nunja, ich fürchte ich kann ihnen da nicht so wirklich weiterhelfen. Wenn ich Magie benitze geschiet das meist wie von allein. Früher als ich noch kleiner war hat mir mein Meister beigebracht die magische Kraft, die jeder Zeit durch die Luft schwirrt zu bündeln und sie schließlich anzuwenden. Ich denke ja, diese Kraft ist jederzeit unter uns, doch nur Magier sind in der Lage sie zu spüren und zu benutzen. Das unterscheidet sie von den Menschen." Das hörte sich doch ganz plausibel an, hoffentlich nahm er mir das ab. Je länger ich über meine Worte nachdachte, desto mehr kamen sie mir logischer vor. Ja, so musste es sein, mal schaun was die anderen dazu sagten.
'Miss d'Eonan' unterstützte Anatas These, und so, wie sie das heraushören konnte, schien sie nicht sehr grummelig sein, was nicht sonderlich ungewöhnlich wäre, wenn man in die Scheiße geritten wurde, ohne wirklich etwas dagegen machen zu können. Vielleicht war doch nicht alles verloren - sie beschloss, sie später vielleicht nach ihrer Handynummer zu fragen, dann, wenn der Unterricht vorbei wäre. Noch einmal würde sie es nicht auf eine Strafe anlegen. Der Lehrer konnte noch nicht antworten, da meldete sich das Mädchen mit den lilagrauen Haaren vor ihr zu Wort, nachdem sie mit ihrem Stift auf sich aufmerksam gemacht hatte. Ohne mitzuschreiben, hörte Anata ihrer These zu, welche damit endete, dass im Prinzip jeder ein Magier sein könnte - was sich für sie als vollkommener Bullshit darstellte, denn wenn man ihr andrehte, dass nur sie ein Tierirgendwas sei und auf eine Sonderbare-Wesen-Schule gehen soll, wo das alles ernst genommen wird und sie eigentlich mitspielen muss, wie in einem Theater, dann war das zwar auch nicht normal, aber zu sagen, dass jeder wie in den schlechten Disneyfilmen einfach so zaubern könnte, war, nun ja, einfach nur Mist. Sie machte dazu also keine weitere Notizen unter ihre Bisherigen, zumal der Herr Lehrer auch meinte, dass Aoi - so ihr Name - sich verzettelt habe. Auch, wenn er doch einen Teil ihrer These bestätigte, ergab das alles für Anata keinen Sinn. Im Grunde meinte auch die blonde Magierin unter ihnen, die augerufen wurde, etwas über sich selbst zu erzählen, das, was Aoi von sich gegeben hatte. Anata verdrehte die Augen und starrte die Luft vor sich an. Ach ja, Magie ist immer um einen herum? - klar. Nur dumm, dass Luftmoleküle nicht noch ein Magieatom beinhalteten. Anata wollte frei haben und sich nicht länger diesen Abfall anhören müssen, der doch ohnehin nur Fiktion war.
[ Post Nr OO6 | hört zu | findet, dass das alles Mist ist ]
Man hätte meinen können, das blonde Mädchen hätte es kommen sehen müssen, doch zu Bernardos Überraschen blinzelte sie ihn erst mal verloren an. Bernardos jüngste Vermutungen wurden schlagartig weniger und er ahnte schon, dass sie etwas brauchen würde, um in die Gänge zu kommen. Doch er ließ ihr Zeit. Bestimmt weißt du es, dachte er sich nach ihrem anfänglichen Holpern. Leider setzte sich der Stolperweg fort. Eine von Bernardos Befürchtungen war es gewesen, dass sie sich noch nicht bewusst mit auseinandergesetzt hatte und es bisher als – mehr oder weniger – selbstverständlich angesehen hatte. Dennoch brachte sie etwas Interessantes ins Spiel, wovon bereits Aoi gesprochen hatte. Bernardo konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Okay, erst mal nicht schlimm. Ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass du uns direkt das Dasein eines Magiers offenlegst. Aber du hast etwas angesprochen, was Aoi vorhin schon erwähnt hatte.“ Er legte eine theatralische Pause ein, um die Mimik seiner Schüler zu mustern. „Was ist Magie? Eben haben zwei von euch behauptet, dass Magie uns ständig umgibt und man die Gabe benötigt, diese aufzunehmen und einzusetzen. Die letzte, die das gesagt hat, ist selbst eine Magierin. Hm.“ Währenddessen kehrte er zu seinem Schreibtisch zurück und lehnte sich wieder an die Kante mit dem Gesäß. „Bleiben wir bei dem, was Aoi und Fushigi gesagt haben. Magie ist eine Energie, die uns allgegenwärtig umgibt. Die meisten von euch sollten in der Lage sein, sie zu nutzen. Ihr seid dann die Katalysatoren, welche die magische Energie in eine Wirkung umwandeln. Nehmen wir einen einfachen Feuermagier. Er wandelt die magische Energie in Feuer um. Je nachdem wie viel Energie er dabei katalysiert, desto stärker ist die Feuermagie.“ Und jetzt kam der Physiker durch. „Wie aus dem Energieerhaltungssatz bekannt, geht Energie nie verloren, sondern wird stets umgewandelt. Magie mag also noch so frei von Naturgesetzen wirken, dennoch unterliegt sie diesen. Doch nicht nur fauler Hokuspokus.“ Der nächste Blick galt der Uhr an der Wand. Der Unterricht neigte sich seinem Ende hin. Nur noch ein paar Minuten. In seiner Tasche kramte er den Stundenplan der Sonnenklasse heraus und schaute, wann das nächste Mal Rassenkunde auf dem Plan stand. Viel hatten sie heute leider nicht geschafft. Dennoch war er zufrieden mit dem Punkt, an dem sie angelangt waren. „Lasst euch das nochmal durch den Kopf gehen, was Magie ist und was Magier und andere magische Wesen dazu befähigt, diese Energie zu nutzen. Wenn dabei Fragen aufkommen, klären wir die in der nächsten Stunde. Das ist eure Hausaufgabe: Gedanken machen. Ansonsten schneiden wir mal die anderen magischen Menschenwesen an.“ Mit einem Klacken war seine Tasche verschlossen und lag auf dem Tisch. Der Griff war nur wenige Zentimeter von seiner Pranke entfernt. „Da die Stunde sowieso gleich vorbei ist, machen wir hier einen Schlussstrich für heute. Schönen Nachmittag noch. Macht euch weg!“ Natürlich klang seine Stimme nicht erbost, als er seinen letzten Satz sagte. Viel mehr wollte er sie antreiben, sich so schnell wie möglich in den freien Nachmittag zu verdrücken. Erwartungsvoll blieb er auf seinem Schreibtisch sitzen. Erst mussten alle den Raum verlassen haben, ehe er sich selbst in den Feierabend verabschieden konnte. Eventuell hatte auch einer der Schüler noch ein Anliegen zu unterbreiten. Zu erwarten war das allerdings nicht.
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
Die letzten Worte des Lehrers ließ Anata mehr an sich vorbei ziehen, als dass sie wirklich zuhörte. Er meinte, dass damit Aois These unterstrichen worden wäre - was keiner der achsodummen Schüler entdeckt hatte, so vermutete der Herr sicher. Die Parallelen waren aber nicht zu übersehen. Er erklärte weiter, wie ein Magier diese Luftmagie umewandelte, aber das klang in Anatas Ohren als reine Spekulation, und zudem war es physikalisch nicht möglich. Sie hätte sich vielleicht etwas dazu aufschreiben sollen, ließ es aber. Den Stichpunkt, noch mal alleine nachzusuchen, woher sie die Magie doch herbekamen, ließ sie stehen, auch wenn sie es am Ende vermutlich doch nicht machen würde. Wenn sie Glück hatte, wurde in der nächsten Rasenkundenstunde ein anderes Thema angefangen, sodass sie dieses hier nicht mehr gebrauchen würde, dass es nur noch Platz weg nahm. Kaum hatte er sie entlassen, klappte sie ihren Block zu und steckte den Stift, den sie genutzt hatte, zurück in das Mäppchen, aus dem er gekommen war. Sie stand auf, schnappte sich ihre Jacke von der Lehne und in eine ihrer Hände, die rechte, nahm sie die beiden Schulutensilien. Ihr Handy war sicher in ihrer Jackentasche, wo es auch so nicht runterfallen konnte - hoffte sie. Sie drehte sich noch einmal zu Miss d'Eonan um, lächelte sie an und brachte ein: »Bis morgen« heraus, ehe sie sich umwandt und zielsicher das Zimmer durch die Tür verließ.
[ Post Nr OO7 | hört nicht wirklich zu | packt ein | tbc. vor dem Waisenhaus ]
Shia hatte allem zu gehört und lies sich alles durch den Kopf gehen dabei schaute sie auch immer wieder auf ihre Hausaufgabe um zu schauen was sie noch ergänzen oder verbessern konnte doch es gab nichts der gleichen. Sie schaute immer wieder nach vorne zum Lehrer und zu dann immer zu den Schülern die dran waren mit sprechen doch es kam immer neue fragen was sie nicht sehr verwunderte. Dann sah sie wieder zum Lehrer als dieser wieder anfing zu sprechen und notierte fast alles was er sagte um bloß nichts zu vergessen und das sie sich nochmal Gedanken machen sollten Kennzeichnete sie mit einem rotem Ausrufezeichen. Sie kam diesmal nicht dran doch beim nächsten mal wollte sie wieder Plus Punkte sammeln was ihr heute wohl nicht gelang. Als der Lehrer sie dann entließ packte sie ihre Sachen und verließ den Klassenraum auch diesmal sprach sie mit Niemandem.
TBC.: Vor dem Waisenhaus / 1. Stock/Mädchentrakt/ Zimmer 110 - Firged,Shia
Gut, ich hatte mich verzettelt und ein wenig geknickt nickte ich seine Antwort ab. Allerdings, und darüber war ich ungemein froh, war meine Überlegung nicht ganz falsch. Rasch riss ich ein liniertes Blatt aus einem meiner Blöcke und notierte mir die Aussage des Lehrers. Mitten im Schreiben sprach er aber meine Nachbarin an, und mein Schreibfluss wurde jäh unterbrochen. Hatte ich richtig gehört? Fushigi war eine Magierin? Man ging zwar schon länger in dieselbe Klasse, aber gewusst hatte ich das bis dahin nicht, dementsprechend war ich auch etwas irritiert. Die Frage war jetzt, wie ich mich ihr gegenüber künftig verhalten würde. Auf jeden Fall vorsichtiger. Zwar ist mein Hass auf diese Leute mittlerweile etwas abgeschwächt, aber immer noch vorhanden. Wieder widmete ich mich meinen Aufzeichnungen und schrieb ihren Beitrag sicherheitshalber mit auf. Zumindest unterstützte sie meine These. Wenigstens etwas. Gegen Ende der Stunde wurde noch einmal alles zusammengefasst. Interessant war, dass die Magie also doch den Naturgesetzen unterlag und man anscheinend das leidige Thema Energieerhaltung nutzen konnte. Demnach kam mir der Gedanke, ob man sie dann nicht mithilfe der Physik aus der Welt schaffen konnte. Wobei ich eher an Chemie gedacht hatte. 'Darüber sollte ich mal ernsthaft recherchieren...'. Die Hausaufgabe hingegen nahm ich mit einem Seufzer zur Kenntnis und notierte sie am Seitenrand, ehe ich das Blatt wieder in den Block legte und meine Sachen in die Tasche packte. Mit einem knappen "Man sieht sich." verabschiedete ich mich auch von meiner blonden Mitschülerin und war schon halb raus aus dem Raum, als ich mir gedanklich gegen die Stirn schlug. Wenn ich schon die Gelegenheit hatte, sollte ich sie ergreifen. Wie ein Wirbelwind machte ich kehrt und ging entgegen des Schülerstroms mit gezielten Schritten gen Lehrerpult, wo ich Herrn Gavri-El energisch, sogar direkter als ich ursprünglich wollte meine Frage stellte. "Ein Frage habe ich noch. Kann man Magie irgendwie neutralisieren? So wie Säuren und Basen? Nur so aus Interesse..." Etwas betreten schaute ich dann doch aus der Wäsche. Normalerweise war Rassenkunde nicht eines der Fächer, die ich extrem supertoll fand. Aber es war schon ironisch, dass ich gerade zu diesem verhassten Thema ein gewisses Interesse entwickelte. Und nebenbei bemerkt erschien mir der Gedanke gar nicht mal so verkehrt. Natürlich setzte das voraus, dass es ein Gegenstück zu dieser Energie geben musste oder zumindest etwas, was sie "verdünnte".
Einer nach dem anderen verließen sie den Raum. Der Feierabend rückte immer näher. Bernardo war schon in Gedanken dabei, den Rest des Tages zu planen. Am Abend sollte ein Fest veranstaltet werden. Bestimmt würde sich da wieder die gesamte Schülerschaft versammeln. Er konnte sich noch gut an seinen letzten Ausflug in die Reihen der partysüchtigen Jugend erinnern. Diese Erinnerung war auch der Grund, warum noch darüber nachdachte, ob er hingehen sollte oder nicht. Vorher sollte er herausfinden, ob von der Kollegschaft auch welche dorthin gingen, damit er wen hatte, mit er bei einem netten Gespräch anstoßen konnte. Dies und noch viel weniger schwirrten in dem Moment durch seinen Kopf, als ein kleines Mädchen unverhofft vor ihm auftauchte und ihr Interesse bekundete. Bernardos Augen glitten nach unten und musterten sie. Aoi. Bernardo überkam die Sorge, dass sein Unterricht zu sehr in das Fach der Magie abgedriftet war. Immerhin stand sie vor ihm und stellte ihm eine explizite Frage zur Magie. Bei dem heutigen Thema konnte man es allerdings verkraften, dass so etwas bei herauskam. Ablehnen würde er sie eh nicht; dafür war er zu sehr Lehrer. „Natürlich“, antwortete er direkt. Ein Glitzern tauchte in seinen Augen auf. Er konnte nicht anders, als es vorzuführen. Drum hielt er ihr seine rechte Hand offen mit der Handfläche nach oben vor. Erst schien es, als würde sich ein Klümpchen Nebel sammeln, danach blitzte es schwach auf und eine durchsichtige Sphäre so groß wie ein Handball schwebte über der Hand. Sie war besetzt mit rituellen Insignien. Da es sich hierbei nur um einen sehr kleinen anti-magischen Raum handelte, den er erschaffen hatte, reichte eine Gedankenformel. „Innerhalb dieser Kugel existiert keine Magie. Ein Magier könnte hier keinerlei Zauber wirken, wäre also genauso mächtig wie ein einfacher Mensch.“ Die Hand ballte sich langsam und zerdrückte somit die Sphäre, die in einem Puffen verschwand. „Wobei man sagen muss, dass Anti-Magie nur mit Magie möglich ist. Es ist also keine eigene Energie, sondern nur eine entgegengesetzte Form der Magie. Wenn du dich mehr dafür interessierst, solltest du dich besser an deinen Magie-Lehrer wenden. Ich will ihm hier immerhin nicht die Butter vom Brot nehmen.“ Ein sympathisches Lächeln noch dazu. Sie sollte ja nicht denken, dass er seine Erklärungen aus Faulheit unterbrach. Es lag ihm wirklich viel daran, nicht in die Arbeit eines Kollegen zu fuschen. Andererseits würde er sich im Anschluss an den Unterricht definitiv in den Unterlagen informieren, mit was für einem Mädchen er es hier zu tun hatte. Eventuell ließ sich daraus ihr Interesse ableiten. „Ansonsten, wenn dir dein Magie-Lehrer nicht ausreicht, kannst du gerne jederzeit auf mich zukommen.“ Ganz verschließen konnte er sich jedoch nicht und so musste er ihr das Angebot machen. Die Pflicht als Klassenlehrer ging nun mal vor.
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
Dass mein Lehrer so sicher meine Frage bejahte überraschte mich ein wenig, denn eher hatte ich ewig lange Ausführungen erwartet. Seine Hand folgend beobachtete ich seine Demonstration, die er zur Veranschaulichung nutzte. Aus der zunächst nebelartigen Gebilde bildete sich eine kleine Kugel heraus, die etwas über seiner Hand schwebte. Herausstechend waren noch die Symbole, die auf der Sphäre zu sehen waren. In mir kam ein Mischmasch aus zwei Gefühlen hoch: Hoffnung und Verbitterung. Hoffnung, da ich nun wusste, dass es man Magie zumindest blockieren kann und Verbitterung, weil es ironischerweise bislang nur mit Magie selber vollbracht werden kann. Stumm nickte ich die Erklärung ab, ohne mir etwas anmerken zu lassen (was wohl an meinem schauspielerischen Talent lag) und wollte gerade zu einer neuen Frage ansetzen als Bernardo meinte, dass man sich für weitere Fragen besser an seinen Magielehrer wenden sollte, auch wenn er selbst zur Verfügung steht, falls das noch nicht ausreichen sollte. Dementsprechend schluckte ich mein Interesse herunter und bedankte mich mit einem "Vielen Dank." inklusive angemessener Verbeugung bei ihm. Danach wandte ich mich wieder Richtung Tür und der damit verbundenen Freiheit für den Rest des Tages. Beim Passieren der Schwelle drehte ich meinen Kopf nochmal kurz in die Richtung des Lehrers und wünschte ihm mit einem angenehmen Lächeln noch einen schönen Tag. Auf den Gängen hatte ich das Thema wieder verdrängt. Heute wollte ich mir definitiv keine großen Gedanken mehr darüber machen, immerhin sollte am Abend noch ordentlich gefeiert werden. Mit schützender Hand vor den Augen trat ich aus dem Eingang des Schulgebäudes heraus, das Wetter schien wohl so zu bleiben. 'Gut so.' dachte ich, 'Dann kann die Feier schonmal nicht ins Wasser fallen.' Mit einem für mich typischen vergnügten Grinsen bewegte ich mein Hinterteil zurück ins Heim.
Wie, was, dieselbe Antwort hatte Aoi schon gegeben? Ach, auch egal, hauptsache sie hatte ein bisschen was mit der Wahrheit zu tun. Ich fragte mich, ob der Lehrer die Antwort selber wusste oder uns hiernur ausfragte, wenn ja brachte das uns nämlich recht wenig. Kaum hatte er uns entlassen fing ich an meine Tasche zu packen. Nicht hektisch, dafür hatte ich viel zu viel Zeit, wollte ich Levi dich warten lassen. Letztendlich griff ich noch nach meinem Handy und sendete ihm eine SMS, wir hatten schließlich vorher nocht den genauen Ort, wo wir uns treffen würden ausgemacht. Da er nicht gleich antwortete machte ich mich schonmal auf den Weg und schlenderte über das Schulgelände, bis mein Handy dann wieder vibrierte. Ach, ich ließ ihn also gar nicht warten, er befand sich immer noch auf dem Tennisplatz! Sollte ich jetzt zum Tennisplatz gehen? Nein, da waren ja auch noch die anderen Schüler... ich beschloss mich auf den Weg zum Kiosk zu machen, dort wo wir uns vor dem Unterricht auch getroffen hatten. Schnell schrieb ich ihm eine SMS, dass er sich gefälligst beeilen sollte und schlenderte gemütlich los.