Isadora tat wie ihr diese Roxy geheißen hatte und sie hatte sich einen freien Platz am Fenster ausgesucht und da ganz offensichtlich kein Lehrer anwesend war, einfach einmal damit begonnen die Leute hier zu beobachten und irgendwie hatte sie es sogar auch geschafft zuzuhören und sich irgendwie in den Unterricht einzugliedern. Periodensysteme und Atommodelle. Eigentlich mochte Isadora jede Art von Chemie und Biologie, doch bei Atommodellen stieg sie aus. Weil es aus ihrer Sicht zu abstrakt und theoretisch war und wenig mit der Praxis zu tun hatte. Man konnte es nicht anfassen und auch nicht wirklich beweisen, und das mochte die Schwarzhaarige am wenigsten. Zwar verstand Isadora die Aufgabe des Unterrichts noch nicht ganz, doch sie würde den Lehrer bestimmt noch fragen. Als dieser dann endlich einmal den Anstand hatte in das Klassenzimmer zu schneien, war der Unterricht auch schon beendet und so hatte Isadora weder die Gelegenheit sich vorzustellen, noch weiter auf den Unterricht einzugehen. Auch bei ihren Klassenkameraden hatte sie sich nicht vorgestellt, aber das würde sie dann am nächsten Tag oder zum nächsten Stundenbeginn machen. Obwohl ihr gar nicht so richtig viel daran lag Freunde zu finden. Auch wusste die Schwarzhaarige noch nichts über ihr Zimmer und ob sie es sich teilen musste oder überhaupt. Also müsste sie auch das noch erfragen und so nahm die To-Do-List schon eine enorme Form an für die Vampirin. Also der Unterricht für beendet erklärt war und der Lehrer aus dem Klassenzimmer wieder spazierte, erhob sich auch Isadora und war sich im ersten Moment unschlüssig ob sie dem Lehrer jetzt nachlaufen sollte oder ob sie lieber Anschluss an der Klasse finden sollte. Letzendlich entschied sich die kleine Schwarzhaarige für letzeres und schloss sich der Klasse an. Wobei ihre formale Vorstellung ein wenig verspätet und wahrscheinlich auch Unhöflich herüberkam.
"Hey. Ich bin Isadora Angelikus. Und, leider, neu hier.", stellte sich Isadora mit einem etwas lauteren Ton vor, sodass sie jeder hören konnte und auch wenn ihr nicht wohl dabei war, einige Blicke auf sich zu spüren ließ sich die Vampirin nicht davon beirren und behielt vollkommen ihre Würde und ihre Fassung mit einer perfekten Maske mit einem schiefen Lächeln darauf. Und von all den Anwesenden war sich Isadora nicht so recht sicher, wer von denen ihr am freundlichsten und am vertrauenseligsten vorkam. Schon alleine weil sie keinerlei Ahnung hatte, welche Wesen sie hier umgaben und wo sie hier eigentlich genau hingehörte.
Mit diesem Knaben war nichts anzufangen. Die meiste Zeit kam kein Ton aus ihm heraus und Aleksandra kam sich vor, als würde sie die ganze Arbeit alleine machen. Er stocherte förmlich in den Unterlagen herum wie ein Neandertaler im Moosmatsch. „Hey“, ermahnte sie ihn des Öfteren. Ihre Augen konnten es nicht ertragen. Mehrmals seufzte sie, zügelte sich selber und arbeitete einfach. Die anderen Gruppen schienen rege dabei zu sein, miteinander die Aufgaben zu erfüllen. Der Neid saß Aleksandra auf der Nase. So was Angenehmes hätte sie auch gerne gehabt. Und was sie auch ungern misste, war die Anwesenheit des Lehrkörpers. Wo treibt der sich eigentlich herum? Eine gefühlte Ewigkeit war es her gewesen, als er den Klassenraum verlassen hatte. Ebenso lange schien es gedauert haben, bis er wiederkam. Mit seinen Worten wollte er sich schnell entschuldigen und sofort zum Unterrichtslauf kommen. Wenigstens verschwendete er keine Zeit mit Ausreden, dachte sich die k’Hel. Den Pluspunkt rechnete sie ihm an. Als erstes war Ria an der Reihe und sofort zückte Aleksandra Stift und Zettel. Den Lehrer ignorierte sie. Sollte er doch seine Aufzeichnungen machen. Die Vampiress würde man trotzdem nicht von abhalten können, sich selbstständig Notizen zu machen. So prägte sie sich den Inhalt des Stoffes sofort ein und das auf ihre Sprache. Wenn sie mit den Aufzeichnungen des Lehrers arbeiten müsste, hätte sie erst mal zu tun, es vollständig zu übersetzen. Geschrieben waren die Dinge so fremd, gesprochen viel verständlicher. Erneut seufzte sie, als sie den letzten Anstrich verfasste. Es war simpler, als sie erwartet hatte. Doch am Ende beim letzten Satz horchte die Russin plötzlich auf. Ihre Augenbrauen setzten sich mehr Richtung Stirnmittelpunkt ab und ihre Lippen zogen sich zusammen. Da war ein Fehler, meinte sie, gehört zu haben. Ria hatte von einem Vakuum in Glühlampen gesprochen. Aber Aleksandra hatte gelernt, dass dort ein Gas eingeleitet wurde bei der Herstellung. Mit ihren eigenen zierlichen Händen hatte sie bereits eine Lampe gehalten, in der Xenon um den Glühfaden schwirrte. Aleksandra sah sich dazu berufen, diesen Missstand aufzuklären, hob die Hand, senkte sie jedoch genauso schnell wieder. Ria, das Mädchen, welches den Vortrag hielt, brach ab und rannte plötzlich los. Ihre Hand schlug sie sich ins Gesicht; Aleksandra beäugte das total überrascht. Was hat die denn jetzt auf einmal? Sie hatte ihre Fragen nicht mal zu Ende gedacht, da tauchte ein Kerl an Rias Seite auf und nahm sich ihrer an. Sein Auftritt war … nun ja, schon ein wenig übertrieben. Dachte, wir haben noch Unterricht. Verwirrt schaute sie sich in den Reihen ihrer Mitschüler um. Die sitzen doch noch alle, also warum kuscheln dir da herum? Aleksandra war erbost. Die beiden störten doch glatt den Unterricht. Die Lippen, die eben noch Staunen ausdrückten, zeigten nun einen langen, zusammengekniffenen Schmollmund. Und der Lehrer? Der tat es ab, als wäre es nichts. So konnte das doch nicht gehen. Am liebsten hätte sie den Mund aufgemacht, aber damit hätte sie den Unterrichtsfluss selbst noch gestört und dann hätte sie kein Recht mehr gehabt, sich gegen die jüngsten Ereignisse aufzulehnen. Sie musste es ertragen. Prüfend blickte sie zu Yui hinüber, der das Ganze weniger auszumachen schien. Als sich der Lehrer sofort wieder zu Wort meldete und den Unterricht fortführte, als wäre nichts gewesen – was ziemlich zum Wohlgefallen der k’Hel beitrug -, vergaß sie Ria und ihren Sanitäter. Liam, dessen Namen Aleksandra noch nicht kannte, wertete augenscheinlich schlecht gelaunt das kurze Ergebnis der Gruppenarbeit aus und ließ die Klasse wissen, wie er es sich eigentlich vorgestellt hatte. Hätte er Alix drangenommen, wäre er nicht enttäuscht worden, sagte sie sich. Am Ende seiner Auswertung beendete er den Unterricht abrupt sogar noch, bevor es geklingelt hatte. Kostbare Zeit, dachte sich die Vampiress, aber gegen auflehnen wollte sie sich auch nicht. So akribisch hechelte sie den Unterrichtsstunden nicht hinterher. Freizeit gab der Seele die Möglichkeit, ihre Ketten abzulegen … oder so ähnlich. Was haben wir jetzt? Neugierig schaute sie auf ihrem Plan nach. Ach, auch wieder hier, na dann. Ein wenig plauschen mit dem Klassenlehrer. Ihr nächster Gedanke war schon, was Yuri wohl macht. Gierig wandte sie sich um. Viel geregt hatte sich die Arisako seit dem Unterrichtsschluss nicht. Das forderte doch geradezu dazu auf, ihr einen Besuch abzustatten. Mit einem Schwung schob sie sich von ihrem Tisch weg, ohne dabei nach hinten zu fallen und noch ehe die vorderen Beine ihres Sitzmöbels zum Boden zurückkehrten, war ihr Hintern schon in der Luft. Gleich einem Raubtier grinste sie zu Yui hinüber. Ihre Schritte führten sie schnell ans Ziel und mit einem sanften Hüpfer landete ihr Hinterteil auf Yuis Schreibtisch. Die Beine wurde überschlugen, das Grinsen hübsch beibehalten. „Na, wie lief’s bei dir? Schlimmer als bei mir konnte es nicht gewesen sein. Dieser Junge ist eine totale Schnarchnase.“
Halbnackt aus dem Krankenzimmer gestürmt, kam ihr die dicke Sekretärin, welche sie auf Lilian aufmerksam gemacht hatte, entgegen und drückte ihr einfach etwas in die Hand. Etwas verwirrt bliebt die Rothaarige stehen und sah der pummeligen Frau hinterher, als diese mit einem mächtigen Hüftschwung wieder ging, bevor sie sich dem Pergament widmete. Darauf stand in geschwungenen Lettern, dass sie absofort die Klassenlehrerin der Sonnenklasse wäre – außerdem hatte sie nun Unterricht dort. Mit einem Schulterzucken nahm sie es hin und suchte sich ihren Weg zum Klassenzimmer, fand es nach wenigen Versuchen sogar. „Huuuhuu!”, gluckste Tiana bevor sie die Tür in einem Ruck öffnete und in die Gesichter ihrer Schüler sah. Die Mondklässler hatten bei ihrem Aufzug nicht schlecht gestaunt, doch im Vergleich dazu, lief sie ja nur noch mit einem BH herum, da sie ihr Oberteil dem verwundeten Engel geschenkt hatte. Ein breites Grinsen nahm seinen Platz in ihrem Gesicht an, bevor sie das Gewehr an das Pult lehnte, sich auf dieses setzte und die Beine übereinanderschlug. „Ich bin Tiana Coleman und ab sofort eure Klassenlehrerin“, stellte sie sich kurz vor, blickte durch die Runde ehe sie energisch aufsprang und durch die Reihen ging. Ins Geheim hatte es die Rothaarige überrascht, dass hier so viele Mädchen waren und hätte sie die Visage des einzigen Jungen nicht gesehen, hätte sie ihn anhand seiner Haarlänge auch als eines eingeschätzt. „Es gibt zwei Punkte die von uns abgearbeitet werden müssen“, setze sie monoton an und klatschte sich dabei in die Hände. „Zunächst widmen wir uns der Klassensprecherwahl, Kinder.“ Auf ihre Worte hin begab sie sich zurück an das Pult und zog kleine Karteikärtchen heraus, zählte diese flüchtig durch und nickte zufrieden, als sie bemerkte, dass genügend da waren. Die goldenen Okulare nahmen einen undefinierbaren Glanz an – der ihre Emotion jedoch deutlich ausdrückte: Glück. Denn die Coleman war glücklich, immerhin hatte sie zwei Mädchen, mehr oder weniger, geholfen – das machte ihre Laune nur besser, dass man ihr dann noch gleich eine Klasse zuwies, obwohl sie erst sein wenigen Stunden auf der Insel war, gab ihr das Gefühl, dass man ihr vertraute. Wer mochte so etwas schon nicht? „Ich möchte, dass diejenigen, die meinen für das Amt geeignet zu sein, kurz aufstehen, sich vorstellen und nennen warum sie dafür gemacht sind. Klar soweit?“, strahlte sie all die Heranwachsenden an, bevor sie sich wieder auf ihre fünf Buchstabend setzte. Jetzt waren ihre Schüler dran – wenn niemand freiwillig wollte, würde sie selber Leute zur Wahl aufstellen, denn irgendjemand musste das ja machen. Beiläufig griff sich Tiana das Klassenbuch, um die Namen durchzugehen. Offenbar schiene alle da zu sein. Gut es hätte das ehemalige Playmate schon gewundert, wenn jemand fehlen würde, immerhin hatten sie zuvor Unterricht gehabt, wenn sie der Tafelaufschrift glauben konnte Chemie.. oder irgendetwas in die Richtung. Mit einer kurzen Geste, die das Aufstehen symbolisierte, wandte sie sich an die Jugendlichen, sie sollten endlich in die Gänge kommen. Ihr Blick wanderte dann jedoch wieder auf den Zettel und zum zweiten Punkt. Sie hatten alle heut Abend wieder in der Schule zu sein – doch warum? Es musste immerhin einen Grund dafür geben, dass jeder ausnahmslos erscheinen musste. Nachdenklich legte sie die glatte Stirn in Falten, immer noch darauf wartend, dass sich irgendetwas tat.
Der Rothaarige war vollkommen in seinen Gedanken versunken das er garnicht bemerkt hatte wie die Stunde umgegangen war. Der ganze Trubel im Klassenzimmer war ihm auch garnicht aufgefallen nichtmal das sie Gruppenarbeit betreiben sollten. Nachdenklich hatte er seinen Arm auf dem Tisch abgestützt und durch das Fenster gestarrt. Alles um ihn herum war wie in Watte gehüllt und irgendwie wie in Zeitlupe. Die Stimmen seiner Mitschüler hörten sich so unendlich weit weg an und er konnte auch nicht genau sagen was sie da redeten. Er verstand einfach die Wörter nicht, die aus ihren Mündern kamen. Mal wieder war der Kleine in seiner eigenen Traumwelt versunken wo man ihn sehr schwer wieder raus bekam. Er träumte davon anders als jetzt zu sein. Mutiger. So wie es sein Bruder war, denn er als Vorbild sah. Er tauchte ab in eine Welt wo er sich alles traute und es genau so verlief wie er es wollte. Als wäre er der Held dieser Geschichte. Jeder wollte doch irgendwo ein Held sein, denn alle mochten. Oder? Seufzend starrte er weiter aus dem Fenster und machte auch keine Anstalten wieder zurück in die Realität zu kommen. Wie es aussieht musste seine Mitschülerin nun alleine die Gruppenarbeit machen. Hätte es der Rothaarige irgendwie bemerkt hätte es ihm sicher leid getan so vor sich hin zu träumen. Doch leider war es ihm garnicht bewusst. Man könnte ihm wohl eine Pistole an den Kopf halten und er würde es nicht bemerken. Sehr leichtsinnig. Aber zum Glück wollte hier keiner ihm etwas böses. Das dachte er zumindest, ob er Feinde hatte wusste er nicht. Aber mal ehrlich. Das wollte er auch nicht wirklich wissen, sonst würde er sich wohl den ganzen tag verstecken. Als plötzlich eine neue Lehrerin herein kam und sich lautstark vorstellte und irgendwas von einem Klassensprecher murmelte schreckte er aus seinem Traumtag heraus und stand verwirrt auf. Oh.. dachte sich der Kleine und schaute sich kurz um. Irgendwie war er der einzige der stand und der Katzenlehrer war wieder gegangen. Wie lange hatte er bitte geträumt? Verwirrt blinzelte er und schaute zu der neuen Lehrerin die vorne am Pult stand. Nun stand der Vampir und alle würden jetzt wohl denken er will sich aufstellen lassen, aber eigentlich hatte er garnicht zugehört. Also wusste er auch nicht worum es eigentlich ging. Na das würde ja jetzt was werden. Er und Klassensprecher? Irgendwie eine lustige Vorstellung wenn man daran dachte das der Rothaarige ein schüchterner Zeitgenosse war.
Alles ging wie ein schwarzes Flimmern an ihr vorbei. Yui hatte alles ausgeblendet, so dass selbst die Frage von Lucas an ihr abprallte und sie einfach nicht antwortete – ihre Gedanken kreisten diesmal nicht um Mathéo oder ihre anderen Sorgen. Diesmal tat sich einfach nichts. Ihr Geist schien in höheren Sphären kurzzeitig Befreiung gefunden zu haben, die das Mädchen so sehr fesselten, dass äußere Einflüsse kaum bemerkt wurden. Das Auftauchen des Lehrers, die Vorträge und das Verschwinden des Lehrers, alles war für sie nicht existent. Erst als das Läuten der Schulglocke das Ende der Alchemie-Stunde einläutete, fuhr die Schwarzhaarige furchtbar erschrocken zusammen, so das selbst die Bestie selbst mit einem Mal aus seinem Halbschlaf gerissen wurde und sich bedrohlich auftat – damit auch die röte in ihrem verborgenen Auge. Etwas verwirrt sprang ihr Augenmerk durch den Raum und suchte sich einen Punkt an dem sie sich hätte festhalten könnten, doch es kam nicht zur Ruhe, bis Lexis zu ihr kam und sie auch direkt ansprach. „Uhm..“, brachte sie erst langsam und nachdenklich hervor, ehe ihr klar wurde was an ihr alles vorbeigegangen war. Sie sah kurz zu Lucas, bevor sie in das Gesicht der Vampirin blickte. „Vermutlich besser als bei dir“, entgegnete sie der Violetthaarigen kühl, konnte sich ein Schmunzeln bei ihrer Aussage jedoch nicht verkneifen. „Lucas hat sich aktiv beteiligt, auch wenn es nicht sein eigener Verdienst war“, meinte die Arisako und klang dabei schon schrecklich gelangweilt, dabei war es die Langeweile, jene sie etwas Müde gemacht hatte. Ihr müder Blick legte sich auf Roxy, die sich bei ihr entschuldigt hatte, offenbar wegen dem gereziten Dämon, der sich vorhin durch ihre eisige Aura auftat. Nein! Entschuldige dich nicht. Du kannst nichts dafür, Roxy, versuchte sie die Kurzhaarige zu beruhigen beziehungsweise davon zu überzeugen, dass es vollkommen normal war, dass die Bestie so reagierte. Sie war es nicht anders gewöhnt und es würde sich auch vermutlich nie etwas daran ändern. Doch ihre Mitmenschen trugen keine Schuld daran. Vor allem nicht die Dämonin, die ihr so viele Gefallen tat, obwohl sie, zumindest dachte Yui das, die Arisako nicht mochte. Das bedeutete ihr viel. Sehr viel. Wieder halbwegs wach, wollte sie keine Gedanken an den Tristam verschenken, da diese sie nur wieder negativ Stimmen würden und, dass die Bestie durch ihren Schreck aufgesprungen war, reichte ihr vollkommen. Sie hatte nicht groß Lust, dass sich noch etwas Schlimmeres daraus entwickelte. Bevor sie jedoch nach dem Grund für Aleksandras Klage fragen konnte, ertönte eine helle Stimme in Begleitung der Tür. Eine Frau trat ein – ihre Kleidung trieb ihr die Röte ins Gesicht, denn dass Tiana, wie sie sich vorgestellt hatte, eine Lehrkraft war, wollte sie nicht glauben. Konnte man sich mit solch einem Aufzug den Respekt der Schüler erkämpfen? Vielleicht brauchte sie diesen gar nicht… jedenfalls vertrieb sie die Fragen durch ein Schütteln ihres Kopfes und wandte sich Lexis zu. „Was war denn mit deinem Partner?“, erwiderte sie rasch bevor der neue Unterricht schon anging. Die Floskeln, jene von der Rothaarigen vorne ausgingen, wurden kaum wahrgenommen, lediglich die Kernbegriffe reichten, um zu wissen worum es ging: die Klassensprecherwahl. Als jemand, der ungern neue Kontakte schloss, weil es ein hohes Risiko war, dachte Yui gar nicht daran aufzustehen und sich als Kandidatin zu preisen. Desinteressiert spielte sie mit einem Bleistift zwischen ihren Fingern und wollte sich von allem irgendwie ablenken, zu dumm nur, dass ihre Gedanken, wenn sie mal an Ort und Stelle verweilten, immer am Rothaarigen Dämon hingen blieben. So auch dieses Mal. Jedoch war es kein Schwärmen oder Lobhymnen die ihre Kreise, wie gierige Geier zogen, sondern Ängste. Angst ihn zu verlieren, Angst, dass ihre Konkurrentin punktete – denn schließlich gingen sie in die selbe Klasse, sie hatte mehr Zeit mit ihm und konnte mehr erreichen, als die Arisako. Es machte sie wütend, es ärgerte sie, trotzdem wollte sie dagegen nicht angehen, da sie wusste, dass das Mädchen – wie hieß sie gleich? – Mathéo etwas bedeutete und würde sie irgendetwas tun, was ihm nicht passte, konnte sie sich das Ganze abschminken. Unmerklich steigert sich der Druck in ihrer Faust, während der Bleistift noch stabil diesem gegenhielt. Umso lauter war jedoch das Brechen des Schreibwerkzeuges zu hören, als Schweigen in die Klasse eingekehrt war und sie nur noch die zwei Hälften hatte. Solche Emotionen waren neu für die Schwarzhaarige. Liebe hatte sie schon einmal erfahren, doch Wut und Eifersucht – so etwas gab es damals für sie nicht. Damals bei ihrem Vormund, er war da für sie und tat alles, damit sie glücklich war. Es fehlte ihr an nichts und trotzdem war sie hier gelandet. Auf einer Insel im Nirgendwo und musste ihre Lebensweise komplett umstellen, denn die Umstände hatten sich verändert. Als der kleine Rothaarige Junge aufstand, schoss ihr nur eine Frage durch den Kopf. Wie lange geht er in unsere Klasse? Denn die Dämonin musste zugeben ihn vorher nicht bemerkt zu haben, vielleicht war er auch ein unscheinbarer Typ oder eine Art Mauerblümchen. Seufzend blickte sie an ihm vorbei aus dem Fenster um sich auf die Umwelt zu konzentrieren. Der Tristam hatte gesagt, dass sie Reden mussten – hatte das etwas Gutes zu bedeuten? Oder musste sie sich auf etwas einstellen, dass sie sich nicht erhoffte? Vor allem: Wann würden sie reden? Die Ungewissheit worum es ging und wann der Zeitpunkt war, ließ die junge Frau ungeduldig werden, dabei war sie doch stets ruhig und zurückhaltend. Doch sie wusste selbst, dass sie im Moment nichts anderes wollte, als ihn für sich zu haben. Auch wenn die Gefahr und das Risiko bestand, dass sie ihn doch verlieren würde. Damit würde auch sie verlieren – entweder sich selbst in der Trauer und vollständig zum Dämon werden oder einfach … sie wusste gar nicht weiter. Yui wollte gar nicht daran denken, allein die Vorstellung ließ sie zittern und unsicher werden. Sie wollte nicht, dass es so weit kam – denn ihm hatte sie sich geöffnet und ihn somit auserkoren. Er war die einzige Bezugsperson, die sie hatte. Roxy schien sie nicht mögen, Lexis wirkte nicht so, als würde sie damit etwas anfangen können, doch er war anders. Er. Mathéo.
Nein. Zu entschuldigen hatte sie sich scheinbar wirklich nicht, interessierte es die Arisako nicht einmal wirklich, glaubte sie doch gewiss, dass die Nakamura sie nicht einmal leiden konnte. Sie fuhr sich durch das kurze Haar, und nickte ihren beiden Mitschülerin zu, als diese sich erhoben um sich wieder auf ihre Plätze zu begeben, hatte der Lehrer doch nach einem relativ unschönen Abgang sich wieder auf den Weg Richtung Krankenzimmer gemacht. Sie glaubte nicht ehrlich daran, was er gesprochen hatte, wusste sie doch die worum es hier wirklich ging, weshalb sie stumm seinen Bewegungen folgte, ehe er hinter sich die Türe schloss. Ria, welche vorhin ein wenig Nasenbluten hatte reichte sie ein weißes Tuch, ehe sie wieder zurück auf ihren Platz verschwand. Zwischen ihr und dem Panther war etwas, was die Seelenwanderlin deutlich spüren konnte, und es war schwer, darauf nicht zu reagieren, weshalb sie einfach nichts sagte und sie gehen ließ. Wahrscheinlich besser so. Ihr Gemüt hatte eh schon einen harten Knacks, draußen war es heiß, hier noch heißer, die Gedanken ihrer Mitschüler wirr und starr, und ihr eigenes Leben nicht minder besser. Nur noch eine Stunde, doch sie glaubte nicht mehr daran, diese ohne weiteres zu überstehen. Würden weitere Ausbrüche folgen, oder ihre Kollegen hier sich nicht bald im Griff haben, befürchtete sie sich bald nicht mehr unter Kontrolle zu haben, und dann würde nicht nur das Monster in der Arisako kochen, sondern die ganze Klasse. Wenigstens saßen alle vor ihr, da sie ihren Platz ganz hinten hatte, und somit alles im Blick hatte, und andersherum niemand sie sehen konnte. Nur Ria, die hockte neben ihr, aber so gab es wenigstens die Möglichkeit das Mädchen ein wenig zu beobachten, falls sie erneut zusammen brechen sollte, oder es nicht nur bei dem Nasenbluten bleiben würde. Die neue Mitschülerin, welche ein Vampir gewesen war, hatte sich noch einmal der Klasse vorgestellt, als der Lehrer wieder verschwunden war, da Roxy sie bereits begrüßt hatte, nickte sie ihr nur erneut zu, ehe ihr Verstand, eingenommen von allem, wieder an ihren Nerven zerrte. Erneut glitten die Hände zu ihrem Gesicht, wischten den Schweiß von Schläfen und Stirn, ehe sie die kurzen Haare ins Gesicht legte, damit der müde Ausdruck in ihren Augen nicht gesehen wurde. Die blauen Augen hatten sich außerdem ein wenig verfärbt, und wenn das jemand bemerkte.. nein, einen Aufstand konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen, erst recht nicht jetzt. Die kleinen Gespräche in der Pause überhörte sie, Aleks war mittlerweile wieder bei Yui, und auch die anderen nutzen die kurze Zeit, in der sie keinen Unterricht folgen mussten. Auch die gebürtige Schottin nutzte die Zeit für ein wenig Ruhe, schloss erneut die Augen, lehnte den Stuhl zurück und blendete die Stimmen der anderen aus. Natürlich war dies schwer.. die Worte Yuis lagen ihr nämlich noch immer in den Ohren. Sie glaubte ernsthaft daran, Roxy hasste sie.. irgendwie verletzte es das Mädchen ein wenig, womit sie eigentlich nicht gerechnet hatte. Aber warum glaubte sie auch, das es jemals einen Menschen gab, der sie mochte? Denn sie.. lieben lernen durfte? So etwas gab es nicht. Nicht für die Nakamura. Damit musste sie sich einfach abfinden, Ende. Innerlich weiter die Kreise ziehen schwang plötzlich jemand die Tür auf, eine laute Stimme schnitt durch die Stille und schlug ihr durchs Hirn, das sich die Dämonin den Kopf hielt und wieder nach vorn zu ihrem Tisch rutschte. Wer zum Teufel schrie hier so herum? Vorsichtig die Augen wieder öffnend erblickte sie die halbnackte Rothaarige, welche sich alsbald als ihre Klassenlehrerin vorstellte, und als diese gleich mal los legte. Die meisten schauten nicht schlecht, und auch sie war einen Moment verwundert, als sie ihre Lehrerin nur im BH dort hocken sah, aber als sie, der Neugier sei dank, heraus fand warum, wirkte es bei weitem nicht mehr so interessant. Immerhin war die Frau Hilfsbereit, wenngleich etwas.. seltsam. Eben auf ihre eigene spezielle Art. Die angesprochenen Punkte wiederum weckten wiederum mehr ihr Interesse. Nicht die Klassensprecherwahl, sondern eher der zweite Punkt, welcher selbst die Coleman beschäftigte. Alle Schüler sollten am Abend erneut in der Schule erscheinen? Der dunkle Blick verengte sich angestrengt, sie wühlte in den Erinnerungen der Lehrerin, aber selbst sie schien nicht genau zu Wissen, worum es ging, was die Dämonin etwas beunruhigte. Über diese Insel gab es allerlei Geschichten, und eine davon, war mit Sicherheit wahr.. Ganz gleich dessen ging es erst mal um die Wahl des Klassensprechers, worauf sich gleich ein Junge erhob, der eigentlich gar nicht wollte, sondern nur gepennt hatte, und eher widerwillig aufgestanden war, weil er erschrocken ist. Das war also die Schnarchnase, von der die k'Hel gesprochen hatte? Naja, etwas neben sich war der Junge auf jeden Fall, aber warum setzte er sich nicht wieder hin, wenn er eigentlich gar nicht wollte? Was solls. Ihr Blick huschte wieder zur Arisako. Ihre Angst.. ihr Begehr. Ihre Wut. Es waren solch starke Gefühle, welche sich in ihrer Seele ein brannten. Es schmerzte. Warum litt das arme Mädchen so darunter? Warum musste sich das kleine Geschöpf ausgerechnet an diesen einen Kerl so stark emotional an ihn binden. Es war zum verrückt werden. Milde den Kopf schütteln hielt sie sich selber jedoch davon ab, ihr etwas zu sagen. Sie hielt sowieso nichts von der Nakamura, warum also sollte sie ausgerechnet auf ihren Rat hören? Roxy wand sich wieder nach vorn. Ihre Konzentration auf die Lehrerin gerichtet. Wenigstens war es kein Unterricht, wobei sie denken musste, sie konnte sie wenigstens etwas abschalten.. Die Augen wieder schließend faltete sie die Hände auf dem Tisch ineinander, wartete stumm die Zeit hab. In ihr tobte nun mehr der Kampf der Kontrolle. Hoffentlich hatte die Lehrerin andere Probleme, auch wenn sie wahrlich nicht so wirkte. Schade, aber die Sekunden würden ihr helfen.
Nach dem Lucas sich wieder auf seinem Platz gesetzt hatte, atmete er erstmal tief durch. Im nachhinein war er sogar etwas stolz auf sich, nicht nur das er Ria unterstützt hatte, nein, auch weil er es geschafft hatte vor der Klasse vorzutragen. Niemand hatte ihn ausgelacht und selbst Roxy hatte ihn nicht dem Hals umgedreht nachdem er ihre Worte benutzt hatte. Dennoch, die ganze Stunde war sehr...komisch. An manchen Tagen passierte nicht mal so viel wie heute in dieser Stunde. Lucas fühlte sich wie benebelt, all die neuen Eindrücke und Leute. Drei von ihnen hatte er nun näher kennen gelernt und musste sagen, das er sie alle drei wirklich toll fand. Jeder auf seine eigenen Weiße, es faszinierte ihm so viel verschiedenes an allen zu entdecken. Sicherlich wird er mit der Zeit noch mehr kennen lernen und dadurch vielleicht etwas seine Trauer über den Verlust vergessen können. Wäre dies alles nicht geschehen, wäre er der Anwärter für den neuen Rudelführer geworden. Doch nun hatte er nicht mal mehr ein Rudel. Lucas vernahm die Worte des Lehrers nur am Rande auch das Fehlen eines Dankes das er geholfen hatte und vor allem etwas Zeit gespart hatte. Doch darüber wollte Lucas sich nicht aufregen, warum auch, so lange er wusste was er getan hatte. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Nur die Geräusche im Raum nahm er klar war. Er hörte Yui sich mit einer anderen Klassenkameradin unterhalten und zuckte unmerklich zusammen als er hörte wie sie darüber berichtete das er die Aufgabe nicht selbst erledigt hatte. Das wird er sich sicher noch länger anhören müssen. ALs nächstes schien sich die neue die vor kurzen den Raum betreten hatte noch einmal vor zu stellen, ob dies jemanden Interessierte? Nur von Roxy vernahm er nichts außer ihren Atem, auch Ria schien still zu sein alles was er nun vernahm war ein leises "oh". Da schien wohl jemand endlich aufgewacht zu sein. Bevor Lucas schauen konnte von wem es kam hörte er deutlich Schritte auf dem Flur. Er öffnete die Augen, lehnte sich nach vorne und fixierte die Tür. Keine Minute später sprang diese auf und es betrat jemand neues die Klasse. Lucas Augen weiteten sich bei diesem Anblick, so viel nackte Haut zu sehen war nichts neues, schließlich rannte man im Rudel fast nur nackt rum, doch dachte er das hier alle sich reichlich bekleiden würden. Als sein Blick auf das Gewehr viel fauchte der Panther in ihm. Wieder schossen ihm Bilder von dem Tag durch den Kopf. Man sollte solch Waffen verbieten. Tiana! Gut, sie war also die Klassenlehrerin. Bisher schien sie ein freundliches wesen zu besitzen, daher könnte die Klasse glück haben mit ihr. Erst bei ihren weiteren Satz horchte Lucas auf. Es gab Klassensprecherwahlen und Lucas wusste was dies für ihn bedeutete. Er hatte das Talent dazu sich für Sachen ein zu setzen die wichtig waren und diese auch konsequent umzusetzen. Nicht um sonst sollte er Rudelführer werden. Auch wenn es nicht immer leicht fiel vor der Gruppe zu reden wusste er doch steht's worauf er sich konzentrieren musste. Als ein Junge sich erhob, wusste Lucas schnell das es der war, der zuvor diesen Überraschenden Laut von sich gab. Wollte er sich als Klassensprecher wählen lassen? Doch als kein Wort kam von ihm und Lucas schnell merkte das er sich sehr unwohl fühlte, schob er seinen Stuhl zurück und erhob sich. Mit einem Nicken nach vorne richtete er seine Worte an die Klasse. "Mein Name ist Lucas Hajime, ich bin 19 Jahre alt und bin noch nicht lange auf dieser Insel. Dennoch würde ich mich gerne als Klassensprecher aufstellen lassen. Wer es noch nicht wusste ich bin ein Tiermensch, das heißt ich kann mich in einen Panther verwandeln. Wie man weiß leben wir im Rudel wo Gemeinschaft stehst groß geschrieben ist. Für mich ist es etwas vollkommen normales andere zu unterstützen oder zu Helfen. Daher bin ich gewillt diese Klasse in allen belangen beizustehen und mit dem Klassenlehrer zusammen zu arbeiten um dies umzusetzen. Danke." Nach Beendigung seiner kleinen Rede setzte sich Lucas wieder auf seinen Platz und wartete auf den weiteren Kandidaten.
Alexandra
Alexandra Chevalier
58 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Ball-Outfit; siehe Link in der Signatur!
Was war das?, fragte sich Aleksandra, als plötzlich eine helle, weibliche Stimme in den Raum trat. Mehr als nur ein Leben steckte in ihr, so aufgedreht und keck hörte sie sich an. Der Blick der Russin wandte sich nur langsam von Yuri ab und suchte die Stimme. Eine Frau, mit langen, roten Haaren zeigte sich, die … nahezu … nichts anhatte. Doch im Gegensatz zu Yuri, der Farbe ins Gesicht stieg, stieg bei Alix nur der Durchmesser ihrer Augen. Immer größer wurden sie und ebenso stärker staunten sie. Dieser Aufzug war auch laut ihrer Meinung einen Grad zu luftig gewählt. Aber Aleksandra empfand ihn nicht stören. Ganz im Gegenteil, er war herausfordernd. Vielleicht sollte sich Aleksandra auch mal solch einen Schnitt zulegen. Mit so viel Haut an der frischen Luft sollte man nichts falsch machen können. Daheim in Moskau war es ein Todesurteil, sie nackt in die Außenwelt zu begeben. Hier auf der Insel Isola jedoch schien die Sonne und ließ knackige Temperaturen auf die Wesen niederrasseln. Wunder genug, dass Alix sich diesem Schein unbeirrt aussetzen konnte, aber damit hatte sie sich bereits voller Freude abgefunden. Nun zurück zu dieser Frau. Sie stellt sich als Tiana Coleman vor und als die neue Klassenlehrerin von Aleksandras Klasse. „Oho“, kommentierte sie das Ereignis kurz. Ihr Blick war noch derselbe. Ihre Lippen verengt, die Zunge war nicht zu bändigen hinter den Zähnen. Spannung spannte sich in ihrem Herzen ein. Nennt man so was Vorfreude? – rhetorisch gefragt. Wenn ja, worauf freue ich mich dann? Sie spielte mit sich selbst, sie spielte mit ihren eigenen Gedanken. Aber was sie sah, unterhielt sie. Gaspascha Coleman, formte sie die Anrede erst mal nur im Kopf. Auf den Punkt kam die Dame auch schnell, da verfiel der Anblick des Gewehrs glatt. Für solche modernen Kampfmittel hatte die k’Hel eh kein waches Auge. Plötzlich zuckte Aleksandra auf. Ein ganz besonderes Wort ließ sie aufhören. Alix sei vergeben, aber in dem Moment vergaß sie Yuri. In ihren Augen konnte man nur noch das Spiegelbild der Lehrerin sehen. Klassensprecherwahl. Eigentlich hatte sie so was noch nie erlebt bzw. sollte es überhaupt nicht kennen. Doch ihre Logik setzte schnell ein und interpretierte eine wichtige Aufgabe heraus. Genau auf solch einen Posten stand die Russin. Sicher war es irgendeine Form der Klassenvertretung. Die Klassensprecherin sprach für die Klasse, so musste es sein. Alix schaute sich flüchtig in der Klasse um. Hätte Yuri nichts gesagt, hätte sich Aleksandra immer noch nicht an ihre Freundin zurückerinnert. „Ehm, der war einfach total stumm. Hätte ich genauso gut alleine arbeiten können.“ Fast hätte sie vergessen, was sie überhaupt sagen sollte bzw. wollte, doch dann ging alles schnell. „Prastit, Yuri.“ Dass Yuri das womöglich nicht verstand, berücksichtigte Aleksandra gar nicht. Sie war schon längst vom Tisch gesprungen und striegelte ihre Uniform gerade. Sogar der Typ, mit dem sie eben noch mehr oder weniger Partnerarbeit betrieben hatte, geriet total in den Hintergrund. Alix baute sich förmlich vor ihm auf, ließ ihn in ihrem Schatten untergehen. Sie wollte schon zum Gang ansetzen, da musste sie wieder stehen bleiben. Das Geräusch eines Stuhles, der verschoben wurde, ließ sie verharren. Jemand anderes war ihr zuvorgekommen und meldete sich als Klassensprecher. Ihre Augen verfinsterten sich und musterten den Knaben. Er war ihr nahezu unbekannt. Sofort fragte sie sich, seit wann er überhaupt in dieser Klasse war. Lange konnte es nicht sein und trotzdem wollte er ihr den Job als Klassensprecherin wegfangen. Aber das konnte er sich abschminken. Eine k’Hel würde gegen so einen Koschka nicht verlieren. Niemals! Doch sie könnte ihn benutzen – zu ihrem eigenen Vorteil. Ehe sie sich selbst vorstellen wollte, ging sie zu diesem Lucas herüber mit einem netten Ausdruck im Gesicht und reichte ihm die Hand. „Freut mich, dich kennen zu lernen, Lucas. Mein Name ist Aleksandra und ich freue mich, dass du dich in den Dienst der Klasse stellen willst. Es tut mir aber leid“ und schon legte sie ein flehendes Gesicht auf, „dir meine Stimme nicht geben zu können.“ Jetzt hatte sie wieder das unschuldige Lächeln aufgesetzt. „Aber ich möchte selbst kandidieren. Ich hoffe, die oder der Bessere wird am Ende gewählt.“Und das werde natürlich ich sein, Koschka. Selbstbewusst mit starker Brust voraus stolzierte sie gravitätisch zur Lehrerin und meldete sich als Freiwillige. „Gaspascha Colemon, ich bin sehr geeignet für die Aufgabe.“ Ihr Blick war so scharf, so spitz, so eisern, dass er wie eine Lanze ihre Lehrerin zu durchdringen drohte. Mit einem flinken Schwung, drehte sie sich grazil auf der Stelle, um kurz darauf ihre Klassenkameraden anzuschauen. Eiskalt ging sie die Klasse ab, musterte einen nach dem anderen. Die Hände legte sie hinter dem Rücken ineinander. „Für die Neuen: Mein Name ist Aleksandra Sophia k’Hel. Ich bin geborene Russin, was man an meinem Akzent erkennen kann. Ich möchte eure Klassensprecherin werden, weil ich diese Aufgabe mit immenser Wichtigkeit betrachte und weiß, dass ich alle nötigen Anforderungen mitbringe. Ich setze mich von Natur aus mit all meinem Engagement für meine Bedürfnisse ein. Als Klassensprecher werden natürlich auch eure Bedürfnisse zu meinen.“ Aleksandra machte eine kurze Pause, um tiefer einzuatmen. Die Worte tauchten aus dem Nichts in ihrem Kopf auf und wollten wie mit einem Vorschlaghammer aus ihr herausgeschlagen werden. „Ich bin für disziplinierte Unterrichte, aber auch für die freie Entfaltung des Geistes. Wenn der Lehrer seinem Beruf nicht gerecht werden sollte, könnt ihr Gift drauf nehmen, dass ich mich zu unserem Wohl darum kümmern werde, dass sich dies ändern wird. Wir alle haben ein Recht auf anständige Bildung.“ Wieder machte sie eine Pause, um ihr Zwerchfell zu senken und die Anspannung aus ihren Zügen zu nehmen. Ruhe kehrte in ihren Zügen ein und langsam aber sicher kroch ein Lächeln auf ihr Gesicht. Es begann, immer mehr zu strahlen, bis es sein volles Sympathie-Maximum erreicht hatte. Es war das Lächeln einer Kindergärtnerin, die sich nichts seligeres vorstellen konnte, als von süßen, kleinen Kindern umgeben zu sein. Nun kamen ihre Hände auch wieder zum Vorschein und griffen vor der Russin ineinander. „Und was ganz wichtig ist: Ich will immer ein offenes Ohr für euch haben, auch wenn es nichts mit dem Unterricht zu tun hat. Bei Sorgen oder Nöten, egal, was euch bedrückt, bitte wendet euch an mich. Ich wäre erfreut, euch helfen zu können.“ Diese Mimik, diese Worte, sie waren bei weitem wärmer als ihre Vorstellung bei ihrem ersten Auftritt im Kunstunterricht. Als hätte sie den Dreh nun raus, schien sie zu einer ganz anderen Person geworden zu sein. Man mochte schon vergessen, wie herrisch und gravitätisch sie eben noch den Anfang ihrer Rede gehalten hatte. Allerdings kam Aleksandra nicht auf den Gedanken, von ihrer Stelle vorne neben der Lehrerin zu verschwinden. Viel lieber schaute sie diese mit einem kecken Grinsen an. Ohne es selbst zu bemerken, biss sie sich auf die Unterlippe, als müsste sie sich ihren Hunger auf ein schmackhaftes Erdbeertörtchen verkneifen.
Ria wurde von Lucas auf ihrem Platz verfrachtet und dieser zwinkerte er ihr noch einmal kurz zu. Mein Gott war ihr erster Schultag peinlich. Wenn ihr jetzt noch etwas Peinliches passieren würde, würde die Lilahaarige schreiend aus dem Fenster springen und singen: 'I believe I can fly'. Sie wollte nicht weiter darüber nachdenken und vertrieb den Gedanken in dem sie sich weiter das Taschentuch vor die Nase hielt. Nun müsste die Blutung endlich aufgehört haben. Mit etwas zittrigen Händen ließ sie ihr nun rot gefärbtes Taschentuch sinken und stand mit einer geschmeidigen Bewegung auf. Mit ein paar Schritten war sie beim Papierkorb angelangt und schmieß das blöde zerknüllte Taschentuch in den Mülleimer. Einmal ließ sie kurz ihren Blick über ihre Mitschüler schweifen. Es war jedes Aussehen vertreten. Alle hatten sicher etwas Besonderes an sich, was es galt herauszufinden. Ria schlenderte wieder zu ihrem Platz und mit einem lauten Seufzen hatte sich das Mädchen gesetzt. Der Lehrer war nach einem kurzen Statement schon wieder abgerauscht und ließ die Schüler für ein paar Minuten alleine. Endlich war diese Stunde vorbei, doch laut ihren Stundenplan hatte das Mädchen noch eine Stunde. Hoffentlich würde diese bald vorbei gehen, sie wollte einfach in das Waisenhaus oder sonst wohin, einfach weg und nicht hier sitzen und dem Blödsinn der anderen zuzuhören. Die Lilahaarige verschränkte ihre Hände auf dem Tisch und legte ihren Kopf darauf. Diese Sitzposition war äußerst bequem und verleitete die junge Frau dazu die Augen zu schließen. Völlige Dunkelheit umgab die Lilahaarige, es war beruhigend, doch dem sollte schon bald ein Ende gesetzt werden. Mit einem Schwung wurde die Tür aufgestoßen. Müde und gerädert blickte Ria auf und sah eine leicht bekleidete Frau, die nur mehr mit einem BH (?!) bekleidet war. Sachen gab’s. Sie stellte sich als die neue Klassenlehrerin vor mit dem Namen Tiana Coleman. Klang sehr englisch. Aber nun ja tat auch nicht wirklich etwas zur Sache. Die Rothaarige arbeitete die Punkte auf ihrer Liste ab und so viel die Sprache auf das Thema Klassensprecherwahl. Dieses Amt war absolut nichts für die Lilahaarige, da sie erst angekommen war und so gut wie niemanden kannte. Zwar könnte es sich im Laufe ihres schulischen Daseins noch änder, aber sie legte auch nicht gerade großen Wert auf dieses Amt. Es beanspruchte eine Menge Aufwand und Zeit. Wer wäre denn so wahnsinnig und würde sich dafür melden? Gespannt wartete die Lilaäugige und ließ ihren Blick in der Klasse schweifen. Der Erste, der aufsprang war ein rothaariger Junge, welcher gerade erst aufgewacht war wie es schien. Er machte einen leicht verwirrten und desorientieren Ausdruck. Wahrscheinlich wusste er gar nicht was hier von statten ging. Ein kleines Lächeln legte sich auf die Lippen und die 17-jährige wartete mit stätig steigendem Interesse auf die Antwort des Jungen. Doch mehr als ein Stottern bekam man von ihm nicht zu hören. Wäre wohl nicht die passende Wahl eines Klassensprechers, hoffentlich gab es auch noch weitere Kandidaten sonst war die Auswahl mehr als nur mau. Und tatsächlich meldete sich noch ein Schüler. Und niemand geringerer als Lucas sprach zu der Klasse, er stellte sich vor und nun wusste die Lilahaarige auch womit sie es zu tun hatte. Ein Tiermensch also, dem ein Panther innewohnte. Sehr interessant, vielleicht war er deshalb so schnell bei ihr gewesen als sich das Blut seinen Weg nach draußen bahnte. Klang einleuchtend. Doch damit noch nicht genug ein weiterer Kandidat hatte sich gemeldet. Okay vielmehr eine Kandidatin. Es war das andere lilahaarige Mädchen in der Klasse. Nun wusste Ria auch mit welchem Akzent dieses Mädchen redete. Eine gebürtige Russin. War auch nicht zu verachten. Es waren ziemlich viele Kulturen auf einen Haufen zusammengewürfelt, schon sehr erstaunlich, dass es noch nicht zu großen Ausschreitungen gekommen war. Vielleicht würde es ja noch kommen, nichts war ausgeschlossen.