Wie nicht anders zu erwarten war, hatte Jul komplett die Fassung bewahrt und schien auch nach Levis merkwürdigen Grund für sein Zuspätkommen relativ kühl zu bleiben. Mit etwas anderem rechnete der Engel jedoch auch gar nicht – Emotionen hatten im Unterricht der Direktorin und in ihrem Job nie Platz – zumindest legte sie es sich so zurecht. Ihr Schützling hingegen tat sich da etwas schwerer und ließ sich nach dem Vorschlag der Lehrerin, er könne doch ein Referat über das Thema Geschlechtslosigkeit halten bereits das Entsetzen aus der Mimik lesen. Vorträge, bei denen sich die Schüler selbst an das Lehrerpult stellten, um der Klasse etwas von ihrem ausgearbeiteten Thema mitzuteilen waren an der Shima no Koji Oberschule zwar selten, aber dennoch vorhanden. Vor allem Julia hegte keinen Groll gegen diese Methode des Lernens und Lehrens. Während sich der Nephilim den Kopf über die von Jul geschriebenen Wörter auf der Tafel zerbrach und versuchte, sich selbst in eine der drei Kategorien – Beschützer, Bewacher, Vermittler – einzuordnen, was ihm schier unmöglich schien, traten seine Mitschüler immer wieder den Weg nach vorne an, um die Mindmap mit ihren eigenen Gedanken zu vervollständigen. Inzwischen hatte sich Leviathan bereits einen Block und einen Stift auf sein Pult gelegt, jedoch noch nicht die Mühe gemacht, sich irgendwelche Notizen zu machen. Bis jetzt hatte er nichts Neues gehört und eine Mindmap würde Jul sicher nicht abprüfen … oder doch? Tatsächlich gab es auch noch zwei Schülerinnen, die erst nach Leviathan eintrudelten. Eine davon kannte der Junge noch nicht, sie stellte sich jedoch als eine neue Schülerin vor – Momoi. Die andere war @Caiwen, die sich nicht viel Mühe machte, eine plausible Entschuldigung zu verlautbaren, sondern einfach sagte, was Sache war. Sie war zu spät losgelaufen. „Da haben wir uns ja knapp verpasst“, flüsterte der Engel zu seiner Sitznachbarin, die ihn kurz zuvor zur Begrüßung die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Während sich Helena auf den Weg nach vorne machte und den vermutlich interessantesten Einwand der Stunde brachte, spürte der Schüler den äußerst verwirrten Blick Caiwens, der sich zwischen ihm und der Engelstatue am Lehrerpult hin und her bewegte. Also schrieb Levi das Wort „Engel“ groß und beinahe unleserlich auf sein Blatt Papier und hielt es in Caiwens Richtung. Wer weiß, vielleicht hatte sie am Vorabend auch etwas zu tief ins Glas geschaut und noch nicht ganz auf der Höhe. Von @Helena Chevaliers Beitrag bekam der Nakamura nur noch den letzten Satz mit, horchte dann aber bei „zweite Chance“ tatsächlich interessiert auf und suchte den Blickkontakt zu seiner Genossin. Ihm war klar, dass sie wie er ein Engel war. Sowas spürten Engel unter sich. Zu welcher Gattung sie jedoch zählte und wie sie zum Gefieder wurde – das war ihm nicht bekannt. Bislang nicht. Nachdenklich verfolgte er sie mit seinen Blicken, als sie sich auf den Weg zurück zu ihrem Pult in der zweiten Reihe machte und drehte sich sogar nochmal nach ihr um.
Julia
Julia Bardera
63 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Violettes Sommerkleid mit einem weißen Zusatz in der Mitte und schwarzen Sandalen (Siehe Signatur)
Mit Wohlwollen beobachtete die Direktorin, wie sich nun auch andere Schüler endlich mal an die Brust fassten und sich nach vorne begaben, um ihren Beitrag zu leisten. Eine Menge guter Punkte wurden ergänzt, nachdem sie selber das Wort „Gott“ hinzugefügt hatte. Allem voran Mathéo machte sich nun auf den Weg nach vorne, um sich auf die indirekte Aufforderung hin ebenfalls inhaltlich mit einzubringen. Allerdings blieb es dabei nicht nur bei einem Wort. Mit einer gewissen Art von Faszination betrachtete die Direktorin, wie der Rothaarige ein paar von Leviathans Beiträgen einfach auf eine andere Seite der Tafel umschichtete und mit dem Stichwort Gott in Verbindung brachte. Auch kam mit seiner Hand ein neues Themenfeld an die Tafel, an welches bis jetzt noch keiner der Schüler in diesem Wege gedacht hatte. Feindbilder waren schon seit Äonen festgelegte Gegner einer bestimmten Fraktion gewesen und auch Engel bildeten da keine Ausnahme. So sehr es sie auch innerlich etwas zerrüttete, das dort Dämonen geschrieben standen. Außerhalb dieser Insel und in weniger gesitteten Verhältnissen, war es die bittere Wahrheit. Es war nur aus ihrer Sicht ein wenig Traurig, dass Dämonen nicht einmal Engel brauchten um sich zu dezimieren. Das schafften sie untereinander in vielen Fällen schon gut genug. Aber das war ein Thema für eine andere Stunde, wenn sie es überhaupt einmal thematisieren würde.
Dementsprechend wohlwollend schenkte sie dem Tristam ein zufriedenes Nicken, als sie innerlich seine Mitarbeit zur Kenntnis nahm und sogleich vermerkte. Einmal kurz wanderten die blauen Augen der Blondine zurück an die Tafel, dann aber sofort wieder in die Sitzreihen. Eine weitere Gestalt erhob sich. Helena war es, welche sich nun noch in den Unterricht einbringen wollte und hinterließ eine leicht subjektive, wenn auch interessante Blickweise auf die Rasse der Engel. Natürlich wusste Julia einiges über ihre Schüler. Allein schon deswegen, weil sie die Akten alle mindestens einmal gelesen hatte. Es war also nicht gerade verwunderlich, was Helena dort an die Tafel brachte. Allerdings interessierte sie dabei etwas ganz anderes, nämlich die Mitschüler. Wie reagierten sie auf so eine Veränderung in der gesammelten Vielfalt von Eigenschaften, Talenten und Merkmalen? Im Moment ließ sich dort noch nicht viel erkennen. Außer das es ein paar zu späte Schüler gab, welche sich schnell an ihre Plätze setzten und nun den leisen Zuhörer mimten. Nicht gerade eine Verhaltensweise, welche die Bardera gutheißen würde. Ihren Unterricht aber jedes Mal deswegen unterbrechen, wollte sie auch nicht. Eine Störung den Raum zur Entfaltung zu geben, war ein Abstrich an effektiver Lernzeit. Deswegen grüßte sie eine der Neuankömmlinge, welche sich auch gleich entschuldigte mit ejnem nicht all zu unfreundlichen „Setzt dich.“, es konnte also weitergehen. Dementsprechend wandte sie sich nun in einem neuen Ansatz an die Klasse. „Nun, da haben wir ganz schön etwas zusammengesammelt.“, gab sie als positive Rückmeldung an die Klasse zurück und lehnte sich vorne ans Pult an, um so die ganze Klasse im Blick zu behalten. Die Frage war nun, wie sich die ganze Situation mit der Mind-Map in ein plausibles Unterrichtsszenario umformen ließ. Ein Brainstorming war eine Sache, daraus einen Arbeitsauftrag zu formen eine ganz andere. Doch heute sollte es eine einigermaßen lockere Stunde werden. Erst morgen sollte das Tempo angezogen werden. „Aber wir wollen diese Arbeit noch etwas vertiefen.“, setzte sie schließlich fort und appellierte nun eher an die Technikverbundenheit ihrer Schüler. Natürlich war es auch ein Experiment von ihr um den Unterricht mal alternativ interessanter zu machen. Selbst erarbeiten des Lernstoffes. Klang zwar auf den ersten Hörer eher nach einer faulen Lehrkraft, aber das war es bei weitem nicht. „Und dafür brauchen wir ausnahmsweise mal euer Telefon.“, sie betrachtete sorgfältig die Gesichter der Klasse, „Denn ihr dürft einmal diese Informationen, welche ich euch nun zukommen lasse, nach Herz und Nieren prüfen.“, mit diesen Worten nahm sei einen der Papierstapel von ihrem Pult und teilte diesen in der Hälfte. „Würdest du das bitte weitergeben?“, sagte sie freundlich an Shoko gerichtet und auch Leviathan bekam in der vorderen Reihe einen Stapel in die Hand gedrückt. „Auch bitte weiterreichen.“, erwähnte sie ein weiteres Mal und wartete nun ab, bis jeder ein Zettel hatte.
Als jeder das Blatt vor der Nase hatte, setzte sie fort: „Was nun folgt wird eine kleine Forschungsarbeit von euch, wofür ich euch auch gerne so um die 30 Minuten einräume. Ihr könnte sie alleine, oder in Gruppen erledigen. Je nachdem wie ihr euch entscheidet. Denkt aber daran das einer alleine auch in gewissen Aspekten mehr Arbeit hat.“. Eine kurze, symbolische Pause folgte. „Ich möchte, das ihr diese Definition vor euch einmal untersucht, mithilfe des Internets, welches ja sehr beliebt ist und auch anderen Quellen, welche euch einfallen. Vielleicht helfen euch ja auch die Engel in dieser Klasse. Bildet euch eine Meinung darüber und behaltet dabei die Mind-Map im Hinterkopf. Ist bei dem Stück Text vor euch etwas vergessen worden? Gehört noch etwas dazu? Ist es zu Oberflächlich? Versucht euch mal daran. Die weiteren Aufgaben findet ihr auf dem zettel.“. Danach versank die Direktorin in einer erwartungsvollen Stille und malte noch die Uhrzeit an die Tafel, wann die Arbeitsphase zu Ende sein würde. 9:25 Uhr, schrieb die Blondine mit weißer Kreide an die Tafel und drehte sich zu den Sitzreihen rum. „Wenn Hilfe gebraucht wird, bin ich hier natürlich ansprechbar.“. Mal sehen, wie diese Herangehensweise in den köpfen der Schüler ankommen würde. Es war zumindest wichtig den Schülern etwas zum Arbeiten zu geben, wo sie ihre Ergebnisse auch verschriftlichen konnten. Hier ging es allerdings nicht darum die Schüler mit Schreibarbeit zu foltern, es war vielmehr um ihnen das Wissen später verfügbar zu machen. Immerhin wird irgendwann ein Test geschrieben. Sehr wahrscheinlich sogar, dann mussten sie das Wissen in jedem Falle intus haben. Nur darüber reden sorgte nämlich meistens nur für begrenzten Lernzuwachs.
Die Mind-Map in visualisierter Form gibt es hier: Mind-Map!
Text & Aufgabe: Der Engel (lat. angelus, von gr. άγγελος ángelos „Bote“, „Botschafter“; Übersetzung von hebr. מלאך mal'ach „Bote“) ist in vielen Religionen ein Wesen, das Gott oder den Göttern zur Seite steht, aber von ihnen unterschieden wird. Durch alle Kulturen und Jahrhunderte hindurch hat sich die Funktion der Engelgestalten kaum verändert. Sie sind da eingesetzt, wo Vermittlung zwischen Gott und Menschen entstehen soll und vor allem, wo Schutz vonnöten ist. Sie sind geflügelte und schöne Wesen die nur selten zur Erde herabsteigen. Aber in letzter Zeit sind sie häufig auf der Erde unterwegs. Sie können ihre Flügel verstecken. Häufig beherrschen Engel die Heil oder Lichtmagie, aber man sagte auch, es gäbe Engel, die das Wetter veränderten. Leider gibt es aber auch gefallene Engel, die sich entweder gegen Gott aufgelehnt, ihre Aufgaben nicht erfüllt oder Kontakt mit Menschen hatten. Diese Engel nützen ihre Magie oftmals um andere zu schaden.
Aufgabe 1: Lese die Definition der Engel und versuche dir in Vergleich zu der von euch erarbeiteten Sammlung an der Tafel Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede herauszusuchen.
Aufgabe 2: Welche Sachen gehören deiner Meinung nach in die Definition noch hinein? Welche sollten vielleicht ausgelassen werden? Erstelle eine Liste und Begründe. Aufgabe 3: Diskutiert untereinander und haltet fest, wo sich eure Meinungen vielleicht gegenüberstehen.
Aufgabe 4: Könnt ihr euch denken, wo so eine Definition stehen würde? Schreibt eure Vermutungen auf.
Missmutig ächzte der Nephilim und versank mehr und mehr in seinem Stuhl als er realisierte, dass er doch tatsächlich selbst etwas tun musste und sich nicht einfach von Jul berieseln lassen konnte. Auch wenn ihre vorgeschlagene Vorgehensweise den Schwarzhaarigen etwas durcheinander: Sie sollten tatsächlich ihre Handys benutzen? Schnell fand der Schüler den Vorteil für sich. „Dann kann ich wenigstens Käddi schreiben." Ihm ging es jedenfalls nicht schnell genug zu gehen. Obwohl Julia bislang noch keine genauen Arbeitsanweisungen rüberwachsen hatte lassen griff der Engel prompt in seine Hosentasche und zückte sein Smartphone. Ein prüfender Blick auf das Display verriet ihm, dass noch keine Nachricht und auch kein Anruf von Kaede eingegangen war – ob sie einfach noch seelenruhig im Bett schlief? Vielleicht hatte sie auch mit der Alkoholleiche in ihrem Zimmer zu tun. Nachdenklich starrte der Engel in die Leere, wobei sein Blick jedoch nach wie vor auf das Display gerichtet war. „Hä … was… JA“ Weshalb er auch im ersten Moment nicht mitbekommen hatte, dass ihm Jul einen Stapel in die Hand drückte, den er kurzerhand und nachdem er sich selbst einen Zettel davon genommen hatte, an @Caiwen weiterreichte. Jul wartete geduldig, bis die gesamte Klasse mit ihrer Qual versorgt war und legte schließlich fest, was sie sich von den Schülern in der nächsten halben Stunde erwartete. Etwas demotiviert linste der Nakamura zwischen den Buchstaben am Zettel und Juls Gesicht hin und her. Warum konnte der Unterricht nicht gleich im Computerraum stattfinden? Das würde denjenigen, die wirklich arbeiten wollten eine Menge Zeit ersparen und denen die das nicht wollten … na die hätten zumindest Onlinegames spielen können. Zu welcher Fraktion der Engel gehörte stand außer Frage.
„Los Cai, lass uns intim sein“, forderte Levi seine links von ihm sitzende Freundin auf und ohne auf eine Antwort zu warten umfasste er mit den Händen sein Pult und schob es soweit nach links, bis es an Caiwen’s Pult etwas unsanft mit einem Stoß andockte. Auch mit dem Stuhl rückte er der Werwölfin noch auf die Pelle und grinste ihr dabei breit ins Gesicht. „Du schreibst, oke?“ Und das war bestimmt einer seiner sinnvollsten Vorschläge gewesen. Nicht ganz so motiviert platzierte der Engel seinen Ellbogen auf seinem Tisch und stützte seinen Kopf auf dem Inneren der Handfläche ab, während er den Text auf dem Zettel ein weiteres Mal las und er seinen Oberkörper mehr und mehr durchhängen ließ bzw. sich vermehrt in Caiwens Richtung neigte. „Dss is eigenlich ein ziemlicher Scheißtext, hat sichhher ein Mensch g‘schrieben“, nuschelte er in seine Hand hinein und sah zu Caiwen. „Oder? Ich mein, da steht, Engel sind schön.“, fuhr er fort und gab sich nun etwas mehr Mühe auch akustisch verstanden zu werden, verharrte jedoch in seiner apathischen Körperhaltung, in der er schon fast am Tisch lag. „Das stimmt aber gar nicht, es gibt auch voll viel hässliche Engel. Cruel zum Beispiel.“ Wie Schuppen war es ihm von den Augen gefallen. „Genau! Schreib das gleich so auf!“ Mehrmals war nun schon der Blick des Engels an Caiwen vorbeigegangen an das Mädchen, welches neben ihr saß. Sie war nicht neu aber immer so ruhig und still, dass Leviathan sie nicht wirklich wahrgenommen hatte. „Hey du“, rief er in@Saiyana Sylfaenas Richtung und das erste Mal fiel ihm auf, dass sie eine Kriegsbemalung auf der Stirn hatte – zumindest konnte der Engel damit nicht mehr anfangen, weshalb er unweigerlich zu grinsen begann. „Komm in unsere Gruppe. Shoko scheint ihr Ding ja wieder alleine durchziehen zu wollen“ Und zu dritt wären sie bestimmt schneller und könnten den Rest der Stunde Däumchen drehen – ganz nach Levis Geschmack.
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Ich verstummte komplett um aufmerksam zuzuhören. Es war ja schon peinlich genug zu spät in den Unterricht zu kommen. Da starrten einen ja immer alle an. Zu meinem Glücke kam noch jemand später in den Unterricht. „Yesssss…“ dachte ich mir und schmunzelte. Sie hatte auch eine Ausrede parat. War meine nicht besser gewesen?
Als Levi etwas zu mir flüsterte, blickte ich interessiert. Achja? Ich hätte zu gern eine Konversation mit ihm gestartet. Aber ich kämpfte der Direktorin zu Liebe gegen diesen Drang an und ließ seinen Satz im Raum stehen. Leviathan war wirklich ein guter Freund. Er verstand sofort, dass ich keine Ahnung von diesen tausenden von Wörtern auf der Tafel habe und versuchte dies zu verstehen. Als ich zu ihm rüber schielte, schrieb er mit seiner Sauklaue ein Wort auf den Notizblock. >Engel< Ein flüsterndes “Aaah..“ entkam mir, ehe ich mir mit meiner Hand schon den Mund zuhielt und wieder nach vorne auf die Tafel blickte. Ups. Hoffentlich hatte die Direktorin das nicht mitbekommen.
Als die letzte Freiwillige etwas zum Thema Engel kommentierte und ich mir überlegte, was ich noch ergänzen konnte, beendete die Lehrerin diesen Auftrag. Der nächste Auftrag, den sie uns übergab, war mehr als gewagt. Ich blickte zu Leviathan, welcher bereits das Telefon rausnahm. Ob das gut gehen würde? Auch ich dachte mir schon, dass ich noch Kazuya schreiben wollte, bevor ich in den Unterricht kam, es jedoch stressbedingt nicht geschafft hatte. Ich nahm die Blätter von Leviathan entgegen, legte mir selber eines auf den Tisch und schaute anschließend um mich. Ehe Shoko es tun konnte, gab ich die Blätter schnell an @Saiyana Sylfaena weiter und lächelte. “Bitte sehr.“ Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit dem Arbeitsauftrag und wollte ihn erst mal durchlesen. Doch schon nach wenigen Sätzen unterbrach erneut die Direktorin und versuchte die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler zu bekommen. Sie versuchte, den Arbeitsauftrag zu erklären und gab uns hierfür 30 Minuten Zeit. Nun kramte ich mein Handy aus meiner Tasche heraus, um es anschließend auf den Tisch zu legen.
“He, bums mich nicht an!“ Und schon startete die erste Ehekriese. Ich grinste. Er rückte mir nun soweit auf die Pelle, dass ich schon fast seine Ohrenschmalzbakterien rufen hören konnte. Auf seine Aufforderung hin, dass ich schrieben solle, schmunzelte ich. “Macht Sinn.“ Mein Blick jedoch wanderte noch erwartungsvoll zu @“Saiyana Sylfaena“, welcher ich vorhin noch die Arbeitsblätter gegeben hatte. Vielleicht wusste sie nicht, mit wem sie arbeiten sollte. Und wenn wir zu Dritt wären, müsste ich nicht alles alleine machen. Als Leviathan plötzlich still wurde, schaute ich zu ihm. Er las den Text. Er las tatsächlich den Arbeitsauftrag durch. Meine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. “Braver Junge“, dachte ich mir und widmete mich ebenfalls dem Text. Als ich in der Mitte war, drängte sich Leviathan wieder zu mir. “He, was los mit dir? Hattest wohl länger schon keine Zärtlichkeit mehr, eh?“ Ich wuschelte durch seine Haare und meinte: “So, genug davon. Lass uns arbeiten.“ Ich las den Text noch fertig, während der Engel bereits den Text kommentierte. >Engel sind schön.< Er wollte dies tatsächlich verneinen? Das hätte ich mir nun wirklich nicht erwartet. “Ausnahmen bestätigen die Regel, oder nicht?“ meinte ich und unterstrich in schönen Wellenlinien >Aufgabe 1< auf meinem Zettel. “Das gehört aber nicht in die Aufgabe 1, das wäre … wenn… dann… Zwei?“ So schrieb ich auf meinem Zettel bei >Aufgabe 2< folgendes hin: >Engel nicht immer schön< Das war meine Notiz über Levi’s Aussage. “Na toll. Jetzt muss ich an Cruel denken.” Eigentlich… vermisst man ihn. Auch wenn ich ihn nicht mochte. Oder besser gesagt hasste. “Aber ist Schönheit nicht einfach nur…Geschmacksache?“ Auch das notierte ich dazu mit einem Pfeil und den Worten: >Schönheit ist geschmacksache.< Als Leviathan den Schritt machte und meine Sitznachbarin in die Gruppe einlud, blickte ich ebenfalls rüber und winkte sie zu uns. Wir waren vielleicht nicht die beste Gruppe, aber ich war eh schon total überrascht, dass Leviathan überhaupt mitarbeitete und nicht nur an seinem Handy hang. “Ja, wir haben sogar schon was aufgeschrieben.“, sagte ich und versuchte somit unsere Gruppe positiv hinzustellen.
Mit einem Aufmerksamen Geist beobachtete die Französin den Unterrichtsverlauf entlang der Mind-Map. Es leuchtete ein, all diese Sachen in gewisse Kategorien zu unterteilen, aber die Frage nach dem Sinn erübrigte sich Helena noch nicht so ganz. Aber was wäre Unterricht, wenn dieser nicht dafür schon eine Lösung gehabt hätte. Mit gespitzten Ohren lauschte die Blondine den Ausführungen der Direktorin. Das Wort vertiefen rief so einige Vorstellungen in ihrem Kopf hervor und nicht alle waren mit dem Wort Unterricht verknüpft, aber sie konnte sich schon denken was jetzt kommt. Zuhause in Frankreich war es ähnlich abgelaufen. Nach einer Stoffsammlung musste man das Ganze Schauspiel für gewöhnlich schriftlich festhalten. Großartig Gedanken über das „Warum“ hatte sich die junge Dame aber nie sonderlich gemacht. Warum auch? Es gab eine Aufgabe die sie zu erfüllen hatten und der Sinn eben dieser Aufgabe erklärte sich meistens dann bei den Klausuren oder Tests, welche im Verlauf des Schuljahres geschrieben wurden. Allein dafür war es wichtig. Die einzige Frage war nur . und das interessierte Helena nun einmal wirklich – wie würde so ein Test bei dieser Lehrkraft aussehen? Sie hatte noch kein Feingefühl dafür entwickelt, was auch schwer möglich war in der kurzen Zeit. Aber für gewöhnlich tendierten die Lehrer meistens zwischen Aufgaben die nur Faktenwissen abfragten, oder eben Verständnisfragen. Wobei der Blondine letzteres eindeutig lieber war. Das Auswendiglernen stumpfer Daten war nämlich in ihrem Kopfe nicht sehr Zielführend, sie brauchte immer einen Kontext. Faktenwissen alleine, reichte ihr nicht.
Aber nun gehörte ihre Aufmerksamkeit weniger ihren Gedanken, sondern der blonden Frau am Pult. Denn das Einbeziehen des Mobiltelefons war selbst für die Chevalier eine Methode, welche ihr noch nie so wirklich untergekommen war. Ein fragender Blick wandte sich an das Gesicht der Direktorin während kurz darauf einmal ihre Mitschüler ins Auge genommen wurden. Ein paar schienen ebenfalls überrascht, andere wiederrum nahmen es ganz locker. In diesem Punkt, so schmunzelte die Französin in sich hinein, waren sie den Menschen gar nicht so fremd. Im Unterricht, so stellte sie gerade ihre Hypothese auf, waren sich wohl alle irgendwie ähnlich. Letzten Endes trieb ihr das sogar das allseits bekannte und durchaus sympathische Lächeln auf die Lippen. Die Mimik hielt sich übrigens auch nach dem Erhalt der Aufgabe noch, während ihre Augen schon einmal den Text, welcher darauf abgedruckt war, genauer unter die Lupe nahmen. Eine sehr kurze Definition die ihr bereits beim Überfliegen einige Fragen im Kopf auftauchen ließ. Aber bevor sie sich dazu äußerte, wartete sie lieber noch einmal die genauere Aufgabenbeschreibung der Lehrkraft ab. Vielleicht erübrigten sich ja ein paar Gedanken dabei automatisch. Aber nein, die Direktorin förderte die Fragen noch einmal, indem sie sie ganz offensichtlich noch einmal in den Raum warf. Ein kleines Nicken erntete sie in diesem Moment von der Pariserin. Das war es also worauf sie hinauswollte, wenn die junge Dame das gerade richtig interpretierte. Das eine Gruppenarbeit dafür vorgeschlagen wurde, verwunderte sie dabei ebenso wenig wie der Fakt, das die Gruppen nicht zugeteilt wurden. Passte ihr sowieso besser, immerhin wollte sie gerne selbst bestimmen mit wem sie arbeitete und mit wem nicht. Stress in der ersten Stunde nach den letzten Ereignissen war ihr selber gerade absolut zuwider.
Aber mal sehen wie sich alles ausspielen würde. Kaum war die Aufgabe nämlich komplett ausgeführt worden, drehte sich der Kopf von ihr einmal nach links und nach rechts. Bevor sich nun irgendwelche Gruppen bilden würden, so wollte sie in jedem Falle schon einmal eine feste Konstellation haben. Den letzten beißen ja bekanntlich die Hunde und wer sich nicht rechtzeitig sozialisiert, läuft Gefahr hinten über zu kippen. „Gruppen also. Na dann, wie siehts es aus, Damian? Und wie mit dir Mathéo?“, fragte sie abwechselnd an ihre beiden Sitznachbarn. Ja, sie hatte sich den Namen ihrer Bus-Begegnung gemerkt. Wäre auch eine Schande, wenn nicht, so war sie nämlich nicht erzogen worden. Wieso auch großartig in der ganzen Klasse suchen? Erst einmal das nahe Umfeld abklappern. „Wir könnten uns dem Problem ja gemeinsam annehmen, wenn ihr Lust habt.“, schlug sie noch einmal präziser und vor allem in einladender Stimme vor. Nur für den Fall, dass einem der Beiden noch nicht ganz geläufig war, warum sie nun überhaupt gerade angesprochen wurden. So konnte sie auf jeden Fall schon einmal erkennen, wer sich hier mit Aufmerksamkeit rühmte und welcher nicht. Ein kleiner Hinweis darauf, wie hoch sie die Arbeitsbereitschaft ihrer Gruppenmitglieder einstufen konnte. Leute die sich mit verschränkten Armen einfach hinsetzten und nichts taten, konnte die Französin nicht gebrauchen. Sie trug den Hund immerhin nicht zur Jagd.
Erstmal holte die junge Dame ihre Utensilien zum Schreiben heraus und signalisierte damit schon einmal ihre Bereitschaft, die Ergebnisse festzuhalten. Hätte sie so oder so getan. Wenn die anderen das nicht taten, war das ja nicht ihr Problem. Ihre Lernmaterialen würden in jedem Falle vollständig sein. Das verlangte ihr Sinn für Mitarbeit schlichtweg von ihr, es gab gar keinen Weg sich diesem zu entziehen. Dann richtete sie nur noch den Kragen ihrer Schuluniform ein wenig, welcher ihr heute irgendwie ungemütlich erschien. Jetzt kam es halt nur noch darauf an, wie sich die Nachbarn entscheiden würden.
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
Mathéo wartete mit all der Ruhe dieser Welt, bis das Aufgabenblatt seinen Weg zu ihm gefunden hatte. Kommentarlos nahm er den flachen Stapel entgegen, nahm sich ein Exemplar und reichte den Rest weiter. Langsam segelte das Stück Papier auf seinen Tisch und noch langsamer schwebte seine Aufmerksamkeit durch die Zeilen. Der Titeltext war alles andere als berauschend. Er begann wie ein Wikipedia-Eintrag und endete wie der verzweifelte Versuch eines Lehrers, eine romantische Beschreibung der Engel aufzusetzen.
In der Brusttasche von Mathéos Weste schaute die Klammer eines einzelnen Kugelschreibers heraus. Es war jener, den Julia ihm während seines Nebenjobs in ihrem Büro gegeben und noch nicht zurückverlangt hatte. Mit einer schnellen Handbewegung zog der Tristam den Scheiber aus der Tasche und balancierte ihn zur Eingewöhnung zwischen den Fingern. Er mochte nicht mehr der Jüngste sein, doch lag er immer noch gut in der Hand. Der Schwerpunkt lag an der passenden Stelle, sodass man – verfügte man über das nötige Geschick – in schnellen Zügen über das Papier gleiten konnte.
Mathéo wollte bereits erste Markierungen im Text vornehmen, da hörte er die Stimme seiner Sitznachbarin; an sich nichts Seltsames, doch nannte sie seinen Namen, was ihn aufhorchen ließ. Neugierig wandte sich Mathéo zur Seite. »Natürlich«, antwortete er schlicht und schaute jetzt erst hinüber auf die andere Seite von Helena, wo der andere Schüler saß, welchen sie angesprochen hatte: Damian. Andere Schüler waren bereits dabei, mit den Tischen durch die Gegend zu rutschen, was Mathéo zur eigenen Tat anspornte. Ohne sich jedoch zu rühren, begann der Stuhl unter seinem Hintern synchron mit dem Tisch unter seinen Armen eine 90°-Drehung zu vollführen und mit der Stirnfront an Helenas Seite anzuecken – also an der Seite ihres Tisches.
Nachdem alle bereit schienen, wollte Mathéo nicht weiter warten und meinte: »Dann mal los mit der ersten Aufgabe.« Den Text hatte er bereits gelesen und das Anstreichen der Gemeinsamkeiten und Unterschiede würde er daher beiläufig beim erneuten Lesen durchführen. »Bote ist eine Gemeinsamkeit, steht bereits vorne an der Tafel; ebenso die Begriffe Religion und Gott.« Dass sich die Funktion der Engel durch alle Kulturen und Jahrhunderte hindurch nicht geändert hatten, strich Mathéo mit einer gewellten Linie an und tippte nachträglich mit dem Stift darauf, damit seine Mitschüler es erkannten. »Das hier stimmt definitiv nicht. Es gäbe nicht so viele verschiedene Bezeichnungen und Arten, wenn sich die ganze Zeit nichts geändert hätte. Passt also nicht.« Das Wort Schutz markierte er derweil wieder als Gemeinsamkeit. »Der Rest wirkt wie der Versuch, etwas zu Engel zu sagen. Bis dahin klingt es noch nach einem Lexikon-Artikel. Aber danach sind es nur noch Vermutungen und Wertungen. Sehr wage Beschreibungen.«
Die Lehrer-Schüler-Postingregelung ist bis zum Ende der Arbeitszeit aufgehoben, sodass ihr auch mehrmals mit euren Partnern hin und her posten könnt ohne zwangsläufig auf einen Lehrerpost warten zu müssen.
Die Mind-Map, die bereits auf der Tafel zu finden war, war nun ebenfalls vollendet im Block des Bianchis zu finden. Man konnte schließlich nicht wissen, wofür man dieses Ding noch einmal brauchen würde. Für einen Test bestimmt. Erst als die Stimme der Direktorin erklang, widmete er ihr wieder seine Aufmerksamkeit. Es gingen bereits die ersten Zettel reihum durch die Klasse. Dazu gab es Aufgabenstellungen die in der Gruppe oder Einzeln zu bewältigen waren. Als auch der Blondschopf einen solchen Zettel vor sich auf dem Tisch liegen hatte, ließ er seine Augen über den besagten Text zur Bearbeitung wandern. Die Definition der Engel schien doch ein wenig dürftig zu sein. Eigentlich hatte er mit mehr Text, sogar mit mehreren Absätzen gerechnet. Eine Augenbraue zuckte unweigerlich nach oben. Diesen Text sollten die Jugendlichen also bearbeiten.
Noch bevor Damian seinen Blick auf Helena richten konnte, sprach diese bereits ihre Sitznachbarn an. Damian zählte ebenfalls dazu. Ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Züge und mit einem knappen Nicken seinerseits signalisierte er seine Zustimmung zur Konstellation. Somit war die Frage nach der Gruppenarbeit wohl erledigt. Die Gruppe um Helena bestand zudem auch noch aus dem etwas zu spät kommenden Jungen mit der Augenklappe. Mathéo. Ebenso wie Mathéo richtete Damian auch seinen Tisch aus. So ließ es sich viel einfacher arbeiten, wo man auch schon beim eigentlichen Thema wäre. Der Rothaarige schien voller Tatendrang zu sein, da er bereits seinen Kugelschreiber über das Papier und den Text wandern ließ. Eine Erläuterung erfolgte parallel. Sie klang auf alle Fälle schlüssig und ließ den Blondschopf zustimmend nicken. Mathéo fand den Text ebenfalls ein wenig dürftig und auf allerhand Vermutungen basierend.
»Es fehlt meiner Meinung nach auch die Erläuterung dazu, wie man noch zu einem Engel werden kann, wenn man nicht von Gott erschaffen wurde.«, stellte der Blondschopf in den Raum. Schließlich wurden auch verstorbene Menschen unter bestimmten Voraussetzungen zu Engeln. Vielleicht sogar zu Schutzengeln. Da wäre man ebenfalls wieder dort, was Mathéo bereits erläutert hatte, dass sich das Engelbild aufgrund unzähliger Untergliederungen doch geändert haben musste. Welche Untergliederung Damian ebenfalls immer wieder im Kopf herumschwirrte war das Wort Racheengel. Irgendwie hatte dieser Begriff seinen Weg auf die Tafel nicht gefunden, man könnte einen solchen Racheengel auch in die Kategorie der gefallenen Engel stecken. Damian kritzelte das Wort noch zur Mind-Map dazu. »Gibt es bei den Engeln eigentlich nur die Fähigkeiten der Heil- und Lichtmagie und die Wetterbeeinflussung?«, grübelte der Blondschopf und wanderte mit seinem Blick zwischen den beiden Mitschülern hin und her. Vielleicht konnte ihn jemand erleuchten. Ob seine Fähigkeiten auf den Anteil an Engelsblut in seinen Andern zurückzuführen war, konnte er nicht mit Sicherheit sagen und bestätigen.
Saiyana war überrascht, wie viele Schüler sich doch bereit erklärt hatten beim Unterricht mitzumachen. Sie schaute sich den Unterricht an und notierte sich die Mind Map auch in ihre Unterlagen. Saiyana hörte der Direktorin zu, wie sie die Aufgaben erklärte und musste schlucken. Sie sollten Gruppenarbeit machen? An sich war das die perfekte Gelegenheit für sie, sich ein wenig zu integrieren, allerdings fiel ihr das auch immer unglaublich schwer. Sie atmete tief ein und sah sich schon fast ein wenig ängstlich um. Würde überhaupt jemand mit ihr arbeiten wollen?
Zu ihrer Verwunderung, sprach sie ein direkt ein Junge ( @Leviathan ) an, der neben ihr saß. Er kam ihr bekannt vor und sie hatte ihn auch schon mal gesehen, doch wirklich geredet hatten sie noch nie. Die Art, wie er sie angesehen hatte, da wusste sie sofort, dass er wegen ihrem Fluch verwundert war und sofort fühlte sie sich ein wenig unwohl und wurde rot. Allerdings lud er sie ein in ihre Gruppe zu kommen und ihre Miene hellte sich auf. Sie wurde in eine Gruppe eingeladen! Das war die Gelegenheit! Sie nahm dankend die Arbeitsblätter von @Caiwen an und gab sie an Shoko weiter. Ja gerne. Sagte sie ein wenig schüchtern zu dem Jungen, welcher, nach ihren Kenntnissen, Leviathan hieß und rutschte mit ihrem Stuhl an ihren Doppeltisch, sodass sie gegenüber von beiden saß. Sie las sich kurz den Text durch und musste leicht grinsen bei den Worten von dem Jungen. Er schien nicht sehr motiviert, aber verübeln konnte man es ihm auf keinen Fall. Leider hatte sie nicht sonderlich viel beizutragen, da sie von Engeln eigentlich kaum eine Ahnung hatte. Sie schaute die beiden an und lächelte leicht. Ich bin übrigens Saiyana. sagte sie schüchtern und hoffte, dass sie wenigstens so sich ein bisschen kennen lernen konnten. Danke, dass ich mit euch arbeiten darf. sagte sie noch und schaute auf den Zettel des Mädchens, damit sie schon mal wusste, was sie ungefähr schon gemacht hatten. Sie nickte. Ich würde auch sagen, dass Schönheit eher subjektiv ist. Stimme Saiyana den anderen zu, um wenigstens etwas getan zu haben bisher.
Das die beiden Jungs ihr so eifrig zustimmten, zauberte der Französin ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Es war noch nie so einfach gewesen die Blondine glücklich zu machen. Sie musste nicht aufstehen, die Gruppe war mit drei Leuten groß genug und den Arbeitseifer konnte man eindeutig auch gleich wahrnehmen. Innerhalb weniger Momente hatten die beiden Herren der Schöpfung ihre Tische so gedreht, dass sie ohne Probleme miteinander in Blickkontakt treten konnten und somit stand einer Kommunikation mit Augenkontakt auch nichts mehr im Wege. „Bon!“, kommentierte sie fröhlich die Begebenheit und machte sich sogleich auch daran, ihre Arbeitsbereitschaft durch das bedachte Aufnehmen ihres Stiftes zu signalisieren und ihre Augen in den Test, welcher auf dem Arbeitsblatt stand, hinein zu stecken. „Würde ich auch sagen, dass sich die Boten Begriffe in jedem Falle deutlich mit unserer Sammlung überschneiden.“, stimmte sie dem Rothaarigen zu und las sich erst einmal, nur für sich, sorgfältig die erste Aufgabe durch. Sie war immerhin niemand der einfach so irgendwelchen Unsinn hinausposaunt. Selbst, wenn es nur um ihre Meinung ging. Auch so etwas sollte immer gut überlegt sein. Sie unterstrich in jedem Fall schon einmal die Gemeinsamkeiten mit der Mind-Map mit einem grünen Farbton. Dabei achtete sie natürlich auf das saubere ziehen der Linie. So wie es brave Mädchen nun einmal machten, zumindest redete sie sich das manchmal ein. In Wirklichkeit half es ihr später einfach nur beim Lernen und sah gut fürs Auge aus.
Außerdem packte sie Damians Frage nach dem Engelsdasein in fein säuberlichen Buchstaben neben den Text. „Ich würde die Schönheit von Engeln ausklammern.“, trug sie in die Runde mit bei und untermalte in einer blauen Linie den Begriff. „Klingt für mich eher nach einer subjektiven Meinung und keineswegs nach Objektivität. Wer bewertet denn Engel nach ihrem Aussehen? Aber so was Ähnliches hast du ja schon gesagt, Mathéo“, ein kleines Schulterzucken folgte und ihre blauen Augen suchten die ihrer Kameraden. Zugegeben, ein klein bisschen Merkwürdig kam sie sich schon dabei vor. Immerhin bewertete sie gerade ihre eigene Rassendefinition. Aber noch musste das ja keiner der Anwesenden wissen. „Und nein, ich glaube nicht das es nur die drei Fertigkeiten gibt. Da würde ich deine Vermutung stützen, Damian“, dabei musste sie doch ein klein wenig Schmunzeln, „Es gibt bestimmt Engel die auch andere Fertigkeiten haben, immerhin sind doch alle Wesen in gewisser Weise vielseitig, oder nicht? Das würde ich also etwas allgemeiner fassen oder auf einer bestimmten Grundlage belegen.“, führte die Pariserin weiter aus und berief sich dabei auf die vorausgegangenen Stunden des Rassenkunde Unterrichts, wo auch explizit auf Vielfalt hingewiesen wurde. Es machte also keinen Sinn, sie in dieser Definition nicht zu erwähnen. Eigentlich hatte sie noch vor gehabt das Argument mit dem sterben unkommentiert zu lassen. Aber woher sollten die anderen denn Wissen, wie sauer ihr das aufstieß? „Wie man allerdings zum Engel wird, da müsste man recherchieren. Aufstieg durch Tod gehört in Geschichten in jedem Falle dazu.“, sie lächelte einmal kurz und machte eine Linie, welche unter dem ersten Absatz endete und schrieb dort das Stichwort „Aufstiegsmöglichkeiten“ dazu. „Ich denke die wären unter der Begriffserklärung ganz gut aufgehoben.“, ergänzte und schaute fröhlich in die Runde. So lange hier nichts thematisiert wurde, war alles gut.
Dementsprechend landete auch unter den Fertigkeiten ein – etwas verspäteter - roter Strich ihres bunten Stiftes und sie legte den oberen Teil kurz an ihrer Lippe an. Nachdenklich tippte sie sich zweimal gegen eben diesen Bereich ihres Mundes und grübelte ein paar Sekunden, während ihr Blick das Papier musterte. „Klingt für mich als müssten wir hier eine Menge umformulieren. Denn so an sich hat das ja nicht einmal auch nur annähernd den Charakter unserer Sammlung und ich bezweifle das wir so falsch mit unseren Äußerungen liegen.“, ihre Augen wanderten zu Aufgabe zwei hinunter. „Euh…“, meckerte sie etwas französisch angehaucht, „…da müssen wir ja fast alles umschrieben und neu ordnen.“. Ja, das schrie nach Arbeit. Allerdings keine unlösbare.