In der Cafeteria gibt es nur den nötigen Schulfraß. Hier wird den Schülern in der Mittagspause ein kleines Mittagsmenü oder diverse Snacks wie Suppen oder Sushi geboten. Am Rande der Cafeteria steht die Theke, von der aus man sich das Essen mit einem Tablett selbst abholen muss. Desweiteren finden sich in einer Ecke des Raumes zwei Automaten, an denen man sich mit Süßigkeiten oder diversen (Soft-)drinks versorgen kann.
Ich beobachtete Renji dabei, wie er gemächlich seine Nummer in mein Handy tippte und nahm es dann auch wieder an mich. Anscheinend hatte die blaue Schlafmütze doch noch ihre Zweifel daran, ob eine Freundschaft zwischen ihn und einem Idioten wie mir überhaupt möglich war. Nun gut, dann muss ich ihn eben vom Gegenteil überzeugen! Ein Geräusch brach kurzzeitig unsere Gespräche ab. Anscheinend bekam Shiina einen Anruf von irgendwem. Okay, eigentlich gehört es sich ja nicht zu lauschen, aber in diesem Fall konnte ich echt nichts dafür. Ich hatte ja bei unserem letzten Treffen vermutet, dass sie eine verdammt gute Malerin war, doch dass jetzt irgendeiner aus London wegen eines ihrer Bilder anrief, fand selbst ich Wahnsinn! Gegen Ende des Gespräches hin erschien ein großes, fröhliches Grinsen auf meinem Gesicht. Es schien Shiina aber weniger mitzureißen als mich selber. "Wie cool! Anscheinend hast du echt ne Menge drauf, Shiinalein!" schwärmte ich schon fast als das Mädchen vor mir aufgelegt hatte. Ohne auch weiter darauf einzugehen, folgte einige Momente später auch die Frage auf die ich gewartet habe. Nun geht es um Renji's Farbe und ich versuchte mir ebenfalls eine passende Farbe für ihn zu überlegen. "Hm... er könnte eine Art Lavendel sein, oder?" meinte ich zu Shiina, nachdem ich Renji für einen Moment aufmerksam musterte. Allerdings antwortete Shiina nicht sofort, sondern teilte mir mit, dass sich meine Farbe geändert hätte. "Ein Hoch auf warme Farben!" Ich schmiss fröhlich meine Arme in die Luft und rief das nächst Beste was mir dazu einfiel. "Und was bedeutet das? Das ich ein unglaublich cooler, kleiner Magier mit einem Draht zu Menschen bin?" fragte ich sie daraufhin rhetorisch, wartete allerdings auf eine ernste Erklärung.
Der Blauschopf erzählte uns nun auch von einem kleinen Unfall den er wohl heute morgen gehabt hatte. "Nur keine Sorgen, Unfälle passieren!" heiterte ich ihn auf und dachte an die letzte Unterrichtsstunde, wo ich mir meine Hand eingeklemmt hab und Lisanna mein Heft ins Gesicht geflogen ist. "Obwohl ich ein ziemlich guter Magier bin passieren mir fast ständig noch Fehler. Ja, heute morgen erst hab ich meine Freundin paralysiert als ich versucht hatte eine Schnittwunde zu heilen!" Ich grinste breit. Schließlich sind wir alle wohlauf! "Ich kann mir gut vorstellen, dass es als halber Magier noch schwieriger ist, den Fokus zu bewahren." meinte ich dann und klopfte dem Jungen neben mir auf die Schulter. "Für Training schlage ich Alltagszauber vor, Renji!" riet ich ihm dann aufrichtig und nahm mir eine Papierserviette von meinem Tablett. "Das sind Zauber die eigentlich keine Sau braucht." Ich beschloss, ein paar Trick vorzuführen und knüllte die Serviette in meinen Händen zusammen. Als würde ich gerade 'nen Cocktail mixen, fing ich dann an zu schütteln. "Sie sind einfach aber wirksam!" Mit diesen Worten warf ich den Inhalt meiner Hände in die Luft. Die Serviette hatte sich während des Schüttelns in einen kleinen Vogel verwandelt, der nun zwitschernd durch den Raum flog. Natürlich war der nicht echt, aber der Zauber wirkte so, als wäre das ein echter kleiner Spatz. "Je öfter du sie nutzt, desto leichter wird es dir fallen, sie zu benutzen. Und das wirkt sich positiv auf alle anderen Zauber aus, die du benutzt!" klärte ich Renji mit einem Lächeln auf. Ich erhob mich von meinem Sitzplatz, hatte mein Essen jetzt schon eh nicht mehr angefasst für ein paar Minuten. Ich machte mich auf den Weg zu Shiina und streckte dabei meine Hände nach oben aus, als würde ich einen Ball fangen wollen. "Magie ist ein bisschen wie Alchemie, mit dem Unterschied, dass das einzige Material was du benutzt deine eigene Energie ist." ich fing den Vogel behutsam mit meinen Händen. Ich hatte ihn zu mir gelenkt. Was wäre ich für ein Magier, wenn mir meine Kreationen nicht gehorchen würden? Dann stand ich neben Shiina und machte ein paar Bewegungen, die wohl ziemlich makaber aussahen: Ich zerquetschte den Vogel mit Leichtigkeit zwischen meinen Händen und hatte dann wieder die Serviette in meinen Händen. "Du verwandelst Dinge in andere Dinge." Meinte ich dann und verwandelte die Papierserviette mit einem simplen, aber schnellen Handwisch in eine weiße Lilie. Mit einem weiteren Schritt platzierte ich mich hinter Shiina und platzierte ihr die Blume in den Haaren. "Die hier ist aber echt!" lachte ich dabei und schaute ihr über ihre eigene Schulter ins Gesicht. "Eine echt Lilie, die echtes Licht und echte Reinheit vermittelt." murmelte ich angetan vor mir hin, ehe ich mich langsam wieder zurück zu meinem Sitzplatz machte. Jaa, das sieht super schön aus! Ich lächelte beide Anwesenden an, doch mein Blick blieb letztendlich bei Renji hängen. "Ich hab ein ganzes Buch, was solche Zauber lehrt. Wenn du willst leih ich's dir mal aus."
Hmm ... das alles war schon recht seltsam. Dazu kam dann auch noch ein Anruf für das blondhaarige Mädchen, welchen man durch den lauten Lautsprecher des Handies mithören konnte. Der Halbdämon wusste, dass es sich nicht gehörte, einem privaten Gespräch zu lauschen, aber zum einen konnte er dass gerade schlecht ausblenden und zum anderen war er unglaublich neugierig. Die Künstlern für sich ging jedenfalls ziemlich ruhig mit dem Telefonat um, ganz die Dame eben. Der Anrufer kam anscheinend aus London von einer Kunstgallerie, wobei sie sich bei ihr für eines ihrer Gemälde bedankten. Shiina schien wohl ein gutes Händchen für Kunst zu besitzen, was seiner Meinung nach auch ihre Persönlichkeit erklärte. Leicht abwesend und nicht wirklich in der Realtität angekommen, in solch einem Zustand konnte man bestimmt Meisterwerke zaubern. Renji konnte das nicht so leicht von sich behaupten, auch wenn er teilweise auch solche Phasen durchlebte. Schlechte Träume zwangen ihn manchmal sich anderwertig zu beschäftigen und da machte er diese gleich noch lebhafter. Dass das bekanntlich nicht gegen seine Schlafstörungen half, wusste er zwar schon, aber er fand es eben doch etwas besser als aus dem Fenster zu starren. Da die Blondhaarige keine Anstalten machte, sich zu ihrem Telefonat zu äußern, ließ er es ebenso dabei weiterhin an seinem Essen zu kauen. Anscheinend war die Künstlerin ziemlich bescheiden, was sie für Renji gleich sympathischer machte. Er hatte nichts für Großmäuler übrig, schließlich hatte jeder sein eigenes Talent und wenn es bloß aus kleinen Dingen bestand. Die Frage, welche Farbe der Blauhaarige den sein wolle, musste er erstmal scharf nachdenken. So genau wusste er nämlich nicht, was sie sich für eine Antwort erhoffte, oder generell, was sie mit 'Farbe' meinte. War damit nun eine ganz gewöhnliche Malfarbe gemeint? Eben seine Lieblingsfarbe? Oder handelte es sich dabei um eine tiefgründigere Perspektive? Nach ihm schien es eher zweiteres zu sein, aber wie gesagt, sicher war er sich da nicht. Er sah etwas verwirrt zu Shiki, welcher anmerkte, er könne doch Lavendel sein. Aha, nun dass half ihm jetzt auch nicht besonders weiter, aber wie zum Teufel kam der Junge neben ihm bitte auf Lavendel? Nun, diese Frage konnte er sich wahrscheinlich bei einigen von Shikis Kommentaren denken, aber dass war er ja mittlerweile gewohnt. Daher zuckte er bloß gelassen mit den Schultern und beschloss vorerst mal irgendetwas beizufügen. "Lavendel ... tatsächlich, wie kommst du nur darauf? ... Egal, ich hätte wahrscheinlich an orange gedacht, sicher bin ich mir aber nicht, warum fragst du denn?", fügte ich hinzu und war gespannt was sie dazu zu sagen hatte.
Shiki schaffte es den Halbdämon etwas zu besänftigen und redete ihm gut zu, was seinen 'Unfall' anging. Klar passierten die, dass hatte er ja nun schon öfters erlebt, aber bei ihm war das nun einmal ein kleines Problem, denn er fackelte dabei etwas ab. Wenn er bloß einen Ansprechpartner hätte, zumindest seine Mutter, allein dass wäre eine riesige Hilfe gewesen, aber nein, seine Mutter war schon vor langer Zeit gestorben und sein Vater, der Mistkerl machte sich gar nicht die Mühe ihn auch nur zu besuchen. Aber mal ehrlich, bei seinem Vater wusste er nicht, ob es nicht sogar gut war, dass er Renji nicht besuchen kam. Vielleicht würde er dann nur Ärger machen ... Egal, dass brauchte ihn hoffentlich nicht zu kümmern. Jedenfalls erklärte ihm der Japaner etwas von Alltagszauber und dass er diese zum üben benutzen solle. Er runzelte die Stirn, so genau verstand er diese Logik zwar nicht, was würde ihm ein Alltagszauber bei seinen feurigen Problemen helfen, aber dass behielt er mal für sich, denn er wollte Shiki nicht unterbrechen. Es war schon recht interessant was er da erzählte, vor allem der Teil mit dem fliegenden Vogel amüsierte ihn. Er hatte nie an Verwandlungen bis jetzt gedacht, aber anscheinend ging dass ebenso mit der eigenen Energie. Als er dann auch noch den Vogel in eine Lilie verwandelte und Shiina hinters Ohr steckte, grinste Renji ein wenig. Irgendwie sah dass total lustig aus. Als der Magier dann auch noch anfügte, er habe ein ganzes Buch was solche Zauber lehre, war das Interesse des Halbdämons durchaus geweckt. Er war neugierig auf alles was diese fremdartige Welt betraf und dazu gehörte natürlich aus Zauberei. Außerdem half es ihm vielleicht wirklich, seine Kräfte unter Kontrolle zu bringen. "Klingt äußerst cool. Wenn du es mir mal leihen könntest, wäre ich dir sehr dankbar, aber du musst natürlich nicht. Ich bin mir nicht mal sicher, ob dass alles was hilft. Ich habe keine Ahnung, ob es einen Unterschied zwischen dämonischen und magischen Kräften gibt. Falls ja, hätte ich so oder so nur ein Problem gelöst", überlegte er laut und grübelte ein wenig vor sich hin.
Anscheinend war das Telefonat lauter gewesen als Gedacht. Schon einen kurzen Moment nach dem Shiina den Hörer von ihrem Ohr entfernte und das Handy in ihrer Tasche verschwinden ließ, äußerte sich Shiki beinahe entzückt über das was er da gehört hatte. Mit der Aussage, das sie anscheinend über eine Menge Talent verfügte, wirkte er schon fast wie der Kunstexperte welcher auf sie aufmerksam geworden war. Still und mit einem nicht viel ausrückenden Gesicht schaute sie Shiki eine gewisse Zeit lang an. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sagte aber auch nichts dazu und wandte ihren Blick wieder Renji zu. Dieser dementierte nun die Aussage des Schwarzhaarigen, das Lavendel seine Farbe sein könnte und betonte das orange besser auf ihn passen würde. "..orange....", wiederholte die Blondine und sah dabei kurz nachdenklich auf den Boden. Eine Impulsive Farbe welche zugleich eine Art edle Wirkung hatte. Man konnte sie als Farbe der Reife, Jugend und Freude sehen. Nun schaute sie Renji noch einmal in die Augen. "...orange...", sagte sie ein zweites Mal und begann ihn allem Anschein nach noch einmal zu mustern. In ihren Augen passte das auch. Auf die Frage nach dem "Warum?" schaute sie ihn mit schiefem Kopf und etwas verwirrt an. Er hatte sich die Farbe doch ausgesucht. Also musste er es doch wissen. "...Das musst du wissen...", meinte Shiina nur und richtete ihren Kopf wieder in eine gerade Position. "...Es ist schließlich deine Farbe..." . Natürlich hatte sie die Frage falsch verstanden. Renji wollte höchstwahrscheinlich wissen wieso sie ihn das gefragt hatte. Doch Shiina wäre nicht sie selbst, wenn sie alles auf Anhieb verstehen würde. Nun war Shiki an der Reihe. Auch ihn interessierte es, warum sie ihm eine neue Farbe zugewiesen hatte. "...Diese Farbe hast du bekommen...weil du merkwürdig bist.". Natürlich war das keine ernst gemeinte Erklärung von ihrer Seite aus. Man konnte es aber durchaus immer noch als Rache für die Sache mit dem Wahrsager bezeichnen. Rosa war in ihren Augen eine verspielte Farbe, etwas, das jedem Bild etwas Spielerisches, Erquickendes einhauchte. So wie er sich hier auch gerade gab. Aber mit etwas Interpretation könnte er auch selbst darauf kommen. So betrachte war Shiinas Aussage gar nicht so nichtssagend. Und wie es aussah war ihre Antwort wohl auch einigermaßen zufriedenstellend gewesen. Denn Shiki begann kurzerhand aufzustehen und eine Serviette in einen Vogel zu verwandeln. Fasziniert folgte die Blondine dem Vögelchen, als es seine Runden durch den Speisesaal machte. Sogar ein Lächeln war kurz auf ihren Lippen zu erkennen. Sie war wirklich fasziniert von dem was sich gerade vor ihren Augen abspielte. Als der Japaner sich dann langsam mit ausgestreckten Armen zu Shiina begab, folgte sie diesem mit einem ziemlich interessierten Blick. Wobei anzumerken war, das sie den Erklärungen Shikis nicht wirklich Gehör schenkte. Ihre Gesamte Aufmerksamkeit widmete sie dem Vogel und den Handbewegungen des Magiers. Doch als der Vogel wieder auf seinen Händen landete, zerdrückte er diesen wieder, was die Künstlerin irgendwie traurig stimmte. Sie hätte gerne noch mehr von diesem Trick gesehen. Sie war eben einfach zu begeistern. Anscheinend aber sollte dem nicht so sein. Innerlich etwas enttäuscht wandte sie ihren Blick wieder von Shiki ab und drehte ihren Kopf in Richtung des Fensters. Die Aktion eben hatte in ihrem Gehirn irgendetwas in Gang gesetzt. Es war eine vage Vorstellung von einem Bild, welches sie zeichnen könnte. Aber wie es genau aussehen sollte, das wusste die Siebzehnjährige selbst noch nicht. Doch vorerst wurde ihr Gednakengang von einem Gefühl an ihrem Kopf unterbrochen. Ihr Blick richtete sich nach oben und sie sah wie der Schwarzhaarige ihr etwas ins Haar gesteckt hatte. Mit der linken Hand griff sie langsam nach dem Objekt und zog es hinaus. Als sie es in der Hand hielt, betrachtete sie es. Es war eine weiße Blume. Eine schöne Blume wie sie fand. Ja, die Farbe spielte hier durchaus eine Rolle. Denn dies war unter anderem die Farbe, als welche sich Shiina selbst betrachtete. Weiß. Unvoreingenommen, unschuldig und vor allem Wandelbar. "...eine schöne Blume..." , gab sie zu und man sah dieses Mal deutlich ihre Mundwinkel nach oben gleiten. Nun neigte sie ihren Kopf nach hinten um zu Shiki zu schauen. Dieser stand ja immer noch hinter ihr und unterhielt sich mit Renji. Doch das kümmerte sie gerade nicht. "...ich mag weiß...", sagte sie und steckte sich die Blume wieder zurück in die Haare. Als sie der Meinung war, das die Blume nicht wieder herausfallen konnte, ließ sie ihren Kopf wieder zurückfahren und schaute wieder aus dem Fenster. Wieder in einer Art Tagtraum gefangen überlegte die Engelin was sie auf ihrem Block zu Papier bringen konnte. Dann machte es klick. Wortlos wandte sie ihren Blick wieder in Richtung Tisch, schaute Renji noch einmal kurz an und nahm kurz danach ihren Bleistift in die Hand….
Orange also. Das scheint mir eine sehr grelle Farbe, ich persönlich finde ja er ist nicht energiegeladen genug um diese Farbe zu sein. Naja... vielleicht liegt das auch daran, dass er generell zu wenig geschlafen hat. Aber wie Shiina jetzt schon sagt, das muss er wohl selber wissen. Ihre Erklärung, was Rosa für mich bedeutet brachte diesmal mich dazu meinen Kopf leicht schief zu legen. "Da bin ich doch nicht der einzige." murmelte ich ihr zu, wand mich aber schnell wieder ab. Achja! Ich hab ja noch Essen hier! Während ich über die Reste auf meinem Tablett herfiel, überkam uns wieder Stille. Scheinbar hatte meine kleine Zaubervorstellung Shiina auf irgendeine Idee gebracht und auch Renji schien nicht minder begeistert. Gut, gut. Manchmal brauche auch ich die Bestätigung. Ich beobachtete wie die Engelin scheinbar einen Geistesblitz hatte und anfing zu zeichnen. "Inspiriert dich sowas?" fragte ich sie frei heraus und musterte ihr Gesicht dabei. Wenn es ihr hilft kann ich noch ein bisschen rum zaubern. "Sag bescheid wenn du magische Vorlagen brauchst." fügte ich dann hinzu und setzte ein Lächeln auf. "Und du, mein Freund." begann ich dann und nahm den letzten kleinen Bissen des Tonkatsu vor mir. "Du wirst schon merken, dass das Hilft." meinte ich lediglich und zwinkerte ihn fröhlich an. So schwer war es gar nicht zu verstehen: man muss Magie an sich beherrschen, bevor man sich spezialisiert und das muss Renji noch lernen. Es ist klar, dass er Probleme bekommt, wenn er sofort ohne weiteres in die Elementmagie einsteigt und sich zu allem Überfluss noch ein so zerstörerisches Element rausgesucht hat! Übung macht den Meister, das gilt vor allem in der Magie. Mit Theorie kommt man hier nicht weit.
"Wenn ich mich in Heilmagie und Runen eingearbeitet hab, werde ich mich vielleicht wirklich der Wahrsagerei widmen." sprang ich wieder im Thema und sprach ich eher zu mir selbst. "Das heißt, solang sowas wirklich existiert. Das Spiel mit Gedanken und Zeit ist ja bekanntlich sehr heikel." Ich glaube, das muss ich festhalten! Auch ich fing an, in meiner Westentasche zu kramen und holte mein kleines Notizbuch heraus, ein abgenutztes kleines Büchlein mit schwarz-weißem Einband. Auf der Vorderseite klebte noch ein Bild von mir und meinen alten Freunden aus Japan, darunter standen die 5 Kanji, die meinen Namen formten. Es war ein kleines Lesezeichen an dem Notizbuch befestigt, welches mich direkt auf die nächste freie Seite führte. Ich begann ein paar Gedanken zur Magie über Gedanken und Zeitmanipulation auf Japanisch nieder zu schreiben, während ich mit der linken Hand gemütlich weiter aß. Meine Gedanken gingen über zum Schutz, schützende Zauber und Runen und als ich so im Hinterkopf über Dinge nachdachte, vor denen man sich schützen müsste fiel mir abermals auf, dass Lisanna noch immer nicht zurück war. Wieder glitt mein Blick zum leeren Platz neben mir. Währenddessen stellte ich unbewusst alle anderen Bewegungen ein. Ich wünschte ich könnte ihr bei allem beistehen ohne wirklich an Ort und Stelle sein zu müssen. ...warte! Es müsste mir doch möglich sein eine Art Beschützergeist oder so für sie zu beschwören! Aufschreiben! Aber eine Beschwörung kostet Energie solange sie aktiv ist, das könnte fatal enden... hm, wie wäre es mit einer Art Talisman? Runzelte angestrengt die Stirn. nein, den müsste Lisanna ja selbst benutzen und wer weiß ob sie in allen Situationen in der Lage dazu wäre. Es muss in der Lage sein, selbstständig zu handeln, darf aber keine Beschwörung sein: Ein Talisman, der sein Eigenleben führt? Mir entfuhr ein angestrengter Seufzer, dann fiel mir auf, dass ja noch zwei andere Wesen bei mir am Tisch saßen. "Hey! glaubt ihr es ist möglich, Gegenständen irgendwie Leben einzuhauchen? Mit Magie versteht sich?" schoss es aus mir heraus und ich sah gespannt zwischen Shiina und Renji hin und her.
Also langsam war der Halbdämon von der Situation überfordert. Frage nach Farben, Magie und alle dem, daran war er immer noch nicht gewöhnt und so schnell würde er keinen großen Gefallen daran finden. Schon klar, er war neugierig und wollte eigentlich noch viel mehr wissen, aber damit kam er immer weiter von seiner Vergangenheit fort. Er hatte das Gefühl in eine Welt hineingezogen zu werden, vor der er nicht mehr fliehen konnte. Aber hätte er das überhaupt jemals gekonnt? Nein, summte seine innere Stimme ihm durch den Kopf und ließ ihn aufhorchen. Nein, davonlaufen war keine Option mehr. Außerdem was sollte er denn sonst tun? Jedenfalls betrachtete er nun das blondhaarige Mädchen etwas perplex, nein anscheinend redeten die beiden ein wenig aneinander vorbei, aber mittlerweile hatte der Junge schon mitbekommen, dass es etwas schwierig war, sich Shiina gegenüber korrekt auszudrücken. In diesem Fall war es auch relativ egal, denn so neugierig war er darin nun auch wieder nicht. Wahrscheinlich sah sie das ganze bloß von der künstlerischen Seite aus, da waren Farben schließlich auch Ausdrücke von Gefühlen. Nun, Renji war zufrieden mit der Farbe, die er ausgewählt hatte. Irgendwie klang dass jetzt aber auch komisch ... Die Künstlerin schien von dem Trick, welchen der Magier vorführte, recht angetan zu sein und auch von seiner Verwandlung des Vogels in eine Lilie schien ihr zu gefallen. Renji musste bei dieser Tatsache schmunzeln, denn es sah süß aus. Shiki für seinen Teil merkte dann bei dem Halbdämon an, dass er schon merken würde, dass es helfe. Wahrscheinlich hatte er recht, er war schließlich von den beiden der Experte, also nahm er diesen Rat vorerst einfach so hin. "Okay, dann werde ich es später dann mal versuchen, vielleicht hast du ja dann mal Lust, mir ein bisschen Unterricht zu geben", merkte er an und schaute ihm fragend ins Gesicht. Der Sechszehnjährige hoffte bloß, dass klang nicht zu aufdringlich, aber so wie er bis jetzt Shiki kennen gelernt hatte, würde er es locker hinnehmen. Dass Mädchen fing nach der kleinen Show des Magiers eine Zeichnung an und arbeitete drauf los. Es sah schon lustig aus, sie in Aktion zu sehen, aber da er sie nicht unter Druck setzen oder sie stören wollte, wandte er sogleich denn Blick wieder zu Shiki. Dieser plapperte gerade von Heilmagie und Runen sowie Wahrsagerei. Renji verdrehte instinktiv die Augen als er den Bereich der Wahrsagerei erwähnte. Er fand diese Art von Kraft viel zu gruselig. Man sagte ja nicht umsonst von Tod und Zukunft sollte man die Finger lassen. Sicher, es war etwas anderes, wenn man von Natur aus diese Fähigkeiten besaß, aber dass Tat er sobald er wusste nicht. "Es existiert bestimmt, man bewegt sich dabei bloß auf dünnem Eis. Zumindest hat mir dass immer meine Tante erzählt. Meine Mutter ... sie schien einen Gefallen daran gefunden zu haben ...", überlegte ich laut und zuckte mit den Schultern. So genau wusste er dass natürlich nicht. Vielleicht hatte sie sich bloß auf Beschwörungen konzentriert, aber es hatte bei solchen Themen eben immer ein schlechtes Gefühl. Vorerst wollte der Junge kein weiteres Wort darüber verlieren und aß an seinem Essen weiter, um die Zeit ein wenig totzuschlagen. Irgendwie musste er sich beschäftigen, sonst würde er bald anfangen zu gähnen und dass schien ihm unangebracht. Schließlich sah er mal auf die Uhr und entdeckte, dass schon 20 Minuten vergangen waren, seit sie denn Raum betreten hatten. Die Zeit verging wahrlich schnell, ihm sollte es nur recht sein, solange der nächste Unterricht im selben Tempo voranschritt und er sich nachher endlich in sein Bett legen konnte. Himmel, sein Bett, er hatte sich schon lange nicht mehr so darauf gefreut. Letztendlich riss ihn dann wieder der Magier aus den Gedanken, welcher fragte, ob man Gegenständen irgendwie leben einhauchen könne. Dass war nun schon eine seltsame Frage. Zudem ging das Thema doch ein wenig in die radikaler Richtung der Magie, oder nicht? Um einen Gegenstand leben einzuhauchen, musste man darin nicht anders leben einschließen? Vielleicht war er einfach nur verstört von diesem Thema und hatte einfach einen falschen Blickwinkel dafür, aber sobald er wusste, war dafür schwarze Magie notwendig und dass war auf keinen Fall eine gute Idee. "Dass kommt darauf an, was du bereit bist dafür zu zahlen. Denke ich zumindest. Oder um was für einen Gegenstand es sich handelt ... wenn es bereits ein magisches Amulett ist, ist es vielleicht weniger radikal als bei einem völlig leblosen Ding. Unsere Welt besteht aus Energie, um Energie zu benutzen, muss andere verbraucht werden ...", antwortete er etwas geistesabwesend auf seine Frage. Natürlich interessierte ihn solch ein Thema, es wäre wunderbar, wenn so etwas ganz leicht von den Fingern ging, aber er glaubte nicht, dass dem so war.
Nachdem Shiina angefangen hatte den Bleistift das erste Mal auf dem Block abzusetzen, war sie nicht mehr zu stoppen. Immer und immer wieder malte sie Linie um Linie, Strich um Strich und es schien einfach kein Ende mehr zu nehmen. Während sich Renji und Shiki weiterhin über Magie unterhielten wurden ihre Stimmen für Shiina immer verschwommener. Sie war wieder in ihrer Welt angekommen. In ihren Gedanken war sie nun nicht mehr in der Cafeteria. Sie war mitten in einem Wald aus Laubbäumen, Tannen, Büschen und auf einem Ast saß genau jenes Lebewesen, was sie zeichnen wollte. Mit diesem Bild vor Augen fiel es der Blondine noch leichter sich das ganze vorzustellen. Es gab ihr sozusagen eine Art Vorlage. Von außen her musste es wirklich schon so aussehen als ob sie sich voll und ganz ihrem Bleistift hingeben würde. So etwas sah man wohl in der Tat nicht sehr oft. Nachdem ihre Zeichnung fertig war, richtete sich ihr Blick wieder auf die anderen beiden. Sie hatte nicht im Geringsten eine Ahnung worüber die beiden nun sprachen, falls sie überhaupt noch ein Gesprächsthema hatten. Alles was ihr Kopf während des Zeichnens Beiläufig mitbekommen hatte war. "Energie muss zugeführt - um benutzt zu werden" und "andere Sachen zum Leben erwecken kommt auf die Größe an" auf wundersame Weise jedoch schien ihr Kopf daraus mal einen Zusammenhang zu erkennen. "...Es ist möglich...", warf die Künstlerin ihre Satzfetzen in die Runde und schoss damit wohl total am Thema vorbei. "...man kann andere Gegenstände zum Leben erwecken...", fuhr sie fort und schaute dabei Shiki in die Augen. "..nur so wie ich es kenne...verkürzt es dein Leben..." . Da war sie, Shiinas erster sinnvoller Beitrag in dieser Runde. Sie kannte sich ja damit aus. In Heilmagie war sie durchaus begabt, begabter als so manch anderer. Sie wusste wie sich das ganze mit Energien verhielt. Auch ihre Fähigkeit Magie weiterzuleiten bzw. zu übertragen erleichterte ihr dieses Verständnis enorm. "...du musst eine Konstante, magische Bindung zu diesem Gegenstand halten...das kostet Kraft...". Die Engelin hielt kurz inne nachdem sie dies gesagt hatte. "..aber wie das genau funktioniert ...weiß ich nicht.". Nun nahm die Siebzehnjährige die Blume, welche sie von Shiki bekommen hatte aus ihrem Haar. "...Ich glaube Renji meinte das hier mit Energie...", fuhr sie fort und fügte sich eine kleine Schnittwunde mit dem Messer auf ihrem Tablett am Finger zu. Anschließend nahm sie die Blume in die Hand und sie begann aufgrund von Shiinas Fähigkeit im Bruchteil einiger Sekunden zu verwelken. Im Gegenzug verschwand die Schnittwunde an ihrem Finger. Anschließend machte die Blondine das ganze wieder Rückgängig. Die Blume wurde auf einmal wieder grün und strotzte nur so vor Leben. Die Schnittwunde dagegen erschien wieder. Wortlos packte das Mädchen die Blume nun wieder in ihr Haar zurück und ließ die Schnittwunde mit einer kleinen Fingerberührung ebenfalls wieder verschwinden. In Heilmagie konnte ihr so schnell keiner etwas vormachen. Naja, als Engel war sie dazu ja auch irgendwie Rassentechnisch veranlagt. Zufrieden schaute sich Shiina nun wieder ihr gezeichnetes Werk an. Die anderen beiden mussten wohl erst einmal auf das klarkommen was sich gerade vor ihnen abgespielt hatte. Es konnte auch sein das beide dermaßen begeistert von dieser Demonstration waren und die Diskussion sich neu ausrichtete. Noch hatten sie nicht reagiert…
Völlig verheult stürmte ich in die Cafeteria und schaute mich hektisch nach Shiki um. Es dauerte auch nicht lange bis meine Augen, trotz der vielen Tränen, ihn mit Renji und einem blonden Mädchen am Tisch sitzend erblickten. Ich lief zu ihm und fiel ihm um den Hals. Wobei es 'über den Haufen rennen' wohl eher getroffen hätte, denn ich riss ihn fast schon von seinem Sitzplatz. Ich versuchte ihm zu erzählen was passiert war aber es kam einfach kein Ton aus meinem Mund. Ich klammerte mich einfach nur weinen an ihn. Glück für ihn das er nicht noch dünner war sonst hätte ich ihn womöglich noch erdrückt. Mit vom Tränen nassem Gesicht schaute ich ihn an und bekam dann endlich ein paar Worte raus. "geirrt...Luziel...Arschloch...geküsst..." war allerdings auch schon alles was man verstehen konnte. Aber ich denke das reichte völlig damit Shiki verstand was passiert war. Und es dürfte auch mehr als offensichtlich sein das es mir ganz und gar nicht gefallen hatte. Wer würde schließlich heulend angerannt kommen wenn ihm ein Kuss gefallen hat. Richtig. Keiner! Somit musste ich auch niemandem erklären das ich weder damit gerechnet noch damit zufrieden war das Luziel mich geküsst hatte. Fuck ey. Ich musste gerade so jämmerlich aussehen. Und das auch noch vor zwei Schülern die ich kaum und gar nicht kannte. Also, schlimmer konnte es echt nicht mehr werden. Hoffe ich.
Ja! Als Renji das mit dem Unterricht erwähnte fing ich förmlich an zu strahlen! "Au ja!" rief ich begeistert. Bis jetzt hatte ich mich zwar eher als schlechten Lehrer gesehen, doch ich bin sicher ich habe das Zeug zum Mentor, vor allem wenn ich etwas lehre wovon ich auch Ahnung hab. Das Thema schlug dann doch relativ schnell zur Wahrsagerei und der Sache mit der Beschwörung um. Zu meiner Überraschung brachte sich Shiina diesmal ebenfalls sinnvoll in das Gespräch mit ein und haute mich auch gleich von den Socken. Sie führte uns ein kleines Experiment mit der Blume vor, die ich für sie erschaffen hatte. Eine gute Heilerin ist sie immerhin. Ich schaute ihr gespannt zu, bis zu dem Moment als sie der Lilie das Leben aussaugte. Ich war schon kurz davor empört aufzuschreien - schließlich macht man sowas nicht mit einem Geschenk - doch kurz darauf leitete sie ihre Energie wieder zurück. Meine Augen glitzerten von Inspiration und ich schaute ihr dabei zu, wie sie ohne weiteres auch die kleine Wunde an ihrem Finger verschwinden ließ. Wie ich heute morgen erst demonstriert hatte, bin ich davon noch weit entfernt. Ein Grund mehr, mich in die Kunst der Heilkunde einzulesen! "Krass." murmelte ich begeistert und setzte ein breites Grinsen auf, was allein Shiina galt. "Ich glaube ich hab's verstanden! Ich hatte mir folgendes gedacht!" Rasch skizzierte ich eine Art Amulett auf der nächsten Seite meines Notizblockes und hielt es den beiden hin. "Das hier wäre der Gegenstand." erklärte ich und drehte die Skizze um, um ein Symbol auf das Amulett zu zeichnen, dann zeigte ich es wieder den beiden. "Ich graviere eine Rune ein und sorge dafür, dass dieses Amulett Leben eingehaucht bekommt. Dann muss das Amulett die Rune doch eigentlich selbstständig aktivieren können, oder?" fragte ich die beiden Anwesenden mit großen Augen. Soweit mein Gedankengang. Wenn ich die Rune aktivieren kann und das Amulett meine Energie in sich trägt muss es das Amulett auch schaffen! "Und wie sieht es mit Zaubern aus?" dachte ich daraufhin laut und legte meinen Kuli nachdenklich an meine Lippen. "Vielleicht kann ich das Teil irgendwie "programmieren", dass es auf Worte reagiert oder so...?" Ich schaute fragend in die beiden Gesichter vor mir, doch noch bevor ich meinen Gedankengang weiterführen konnte, hörte ich, wie sich schnelle Schritte diesem Raum näherten.
Die Schritte müssen aus dem Gang kommen, der zum einzigen Eingang in diesen Raum führte, also muss, wer auch immer da so rennt hier her wollen. Insgeheim hoffte ich natürlich auf Lisanna, dann können wir schön essen und Pause machen! Und Tatsache, genau dieses Mädchen kam auch durch die Tür! "Lissa-" Erfreut fing ich auch sofort an zu lächeln, doch ich merkte dabei zu spät dass etwas nicht stimmte. Sie sah überhaupt nicht glücklich aus und drohte mich zu allem Überfluss noch umzurennen! Sie sprang mir ja schon fast in die Arme und ich erkannte, dass ihr Gesicht Tränen getränkt war. "...na?" Kraftvoll krallte sie sich an mir fest und schluchzte vor sich hin. "Lisanna? Was ist passiert??" fragte ich nun doch relativ stutzig und besorgt. Ich hielt sie sanft bei ihren Schultern und versuchte zu verhindern, dass sie noch weiter abrutschte. Irgendetwas muss dieses rothaarige Arschloch mit ihr gemacht haben! Dann hob sie endlich ihren Kopf und bestätigte meinen Verdacht. Allein schon sein Name ließ meine Gedärme zusammenzucken. Was für ein widerwärtiger Mensch er doch ist! Ich stand daraufhin augenblicklich auf und hielt Lisanna nahm bei mir. Nicht, dass das arme Ding noch umkippte oder so. Ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren legte ich sacht meine Arme um ihren Körper. "Beruhig dich, mein Schatz." murmelte ich ihr leise ins Ohr. Luziel wird mir schon noch irgendwann über den Weg laufen, jetzt ist Lisanna erstmal wichtiger. Ich würde sie natürlich nie einfach so stehen lassen, wenn sie einen Wasserfall heult! Für die paar Sekunden verharrte ich so und dann hob ich ihr Gesicht an um sehen zu können ob sie sich schon beruhigte. Mit einem flauschigen Ärmeln kann ich gerade nicht dienen, aber meine Haut reicht auch um ihre Tränen wegzuwischen, also tat ich dies. "Alles ist gut, ich bin da." sprach ich dann in ihr rotes Gesicht und machte Anstalten zu lächeln, lediglich um ihr wirklich das Gefühl zu vermitteln, dass hier alles okay ist. "Ganz ruhig. Setzen wir uns erstmal." schlug ich ihr dann vor und setzte mich langsam wieder auf meinen Platz. Ich zog sie an den Händen auf meinen Schoß und hielt sie fest, bis sie sich ganz beruhigt hatte. Shiina und Renji warf ich einen vielsagenden besorgten Blick zu. Er sprach Bände von wegen "Ich hab's doch gewusst!" und "Das gibt Ärger!".
Es überraschte den Halbdämon nicht, dass Shiki sein Angebot gerne annahm, ob es eine gute Idee war, würde sich später noch herausstellen. Was aber voll und ganz sein Interesse geweckt hatte, war Shiinas Beitrag zu dem Gespräch. Dieser hatte erstaunlicherweise eine auch ihm zureichende Logik, sodass er ihr ohne Probleme folgen konnte. Es war sehr eindrucksvoll als die Blondine zeigte, wie man Energien umleiten könnte. Ja, so hatte er es bis jetzt mit dem ganzen Kramm verstanden. Die Tatsache, dass Shiina zu dem Magier meinte, es verkürze sein Leben, schien ihn überhaupt nicht zu kümmern. Na toll, dass könnte ja noch heiter werden. Aber zum Glück war Shiki da nicht allein, er würde bestimmt jemanden haben, der in diesem Punkt auf ihn aufpasste, oder nicht? Zumindest hoffte das Renji. Der Magier plapperte dann noch irgendetwas von Amuletten und Runen und zeichnete es den beiden sogar auf. Zugegeben, der Gedanke war schon nicht schlecht, aber der Halbdämon kennte sich da wörtlich einen feuchten Dreck aus. Vielleicht würde etwas genaueres in der Bibliothek stehen, aber dass glaubte er eher nicht. Sonst würde dass doch jeder dahergelaufene Idiot ausprobieren. "Ich habe keine Ahnung wie das genau mit der Herstellung von Runen funktioniert, aber angeblich sollte es möglich sein. Dass könnten wir ja das nächste Mal fragen, wenn es dich so interessiert. Irgendein Lehrer würde schon etwas über das Thema wissen, oder?", fügte er neugierig hinzu und betrachtete die Zeichnung vor seinen Augen. Ja, das war schon ein cooles Thema, aber so ganz anfreunden konnte er sich mit sowas nicht wirklich. Alles hatte seinen Preis, auch diese Arten von zaubern. Schließlich schaffte es jemand ihn aus seinen Gedanken zu ziehen, wofür er insgeheim sehr dankbar war. Der Blauhaarige hatte keine Lust heute auch noch sich mit solchen dunklen Gedanken herumzukämpfen. Der Grund war anscheinend Shikis Freundin, denn diese kam weinend aus dem Gang zur Cafeteria hervor und stürzte sich in die Arme des Magiers. Hmm ... schien wohl nicht so gut gelaufen zu sein. Er konnte sich nur dumpf erinnern, mit wem das Mädchen sprechen wollte, aber es war sicher mit einem der Leute, die vorher schon eine große Nummer schieben mussten. Toll. Stress, dass würde noch mühsam werden. Was auch immer sie oder er ihr angetan hat, Shiki sah ziemlich besorgt aus. Und Trauer konnte leicht umschwenken in Wut, dass wusste Renji nur selbst zu gut. Anscheinend hatte es einer geschafft ein Mädchen zum Weinen zu bringen, großartig. Dass liebte er am meisten ... Sein Blick wanderte wieder zu Shiina, welche schon mit ihrer Zeichnung fertig geworden war. Er fragte sich insgeheim, was sie wohl zu Papier gebracht hatte, aber er würde sie deswegen sicher nicht zu irgendetwas drängen. Wer weiß, vielleicht reagierte sie dann so ähnlich wie Lisanna? Gut, dass war eine fieser Gedanke, aber zum Teufel mit Tränen. Wer auch immer das gewesen war, Shiki würde es sicher nicht auf sich beruhen lassen, außer vielleicht, Lisanna würde ihn darum bitten. Na ja, zuerst musste sie sich mal beruhigen.
Nach dem Experiment schienen Shikis Augen nur so vor Begeisterung zu strahlen. Er war anscheinend wirklich begeistert davon gewesen und schenkte der Blondine ein Lächeln, welches wohl auf der ganzen Insel seinesgleichen suchte. Der Unterschied war dabei nur, Shiinas Gesicht bewegte sich keinen Zentimeter. Sie schaute ihn einfach nur an und widmete kurze Zeit später ihren Blick wieder dem Blatt Papier vor ihrer Nase. Tja, so schnell wie mit dem magischen Trick würde er ihre Mundwinkel sicher nicht mehr nach oben bekommen. Aber das wusste er bestimmt schon selbst gut genug. Er war ja nicht blöd. Abermals begann die Künstlerin nun ihr Werk noch ein bisschen zu verfeinern. Hier und da fand sie, waren noch ein paar Striche nötig und an einer anderen Ecke war ein Schatten noch nicht richtig ausgemalt. Während sie das tat, hörte sie beiläufig Shiki und seiner enthusiastischen Idee mit den Runen zu. Von Runen hatte die Siebzehnjährige genauso wenig Ahnung wie von Rassen. Bis jetzt war sie nicht mal auf die Idee gekommen das der Schwarzhaarige ein Magier und Renji ein Halbdämon war. Natürlich spürte sie wie bei Kazuya die kleine Präsenz von Dämonen, aber das war zu schwach als das es sie darauf aufmerksam machen würde. Die Gegenseitige Unwissenheit, über die Rasse, war ja auch bei den anderen beiden vorhanden. Sie wussten bestimmt auch nicht, dass vor ihnen am Tisch ein Engel saß. Woher denn auch? Von Shiina würden sie es auf jeden Fall so direkt nicht erfahren. Es sei denn, sie würden explizit danach fragen. Wie dem auch sei. Während die Engelin noch einmal mit dem Stift ansetzte, kam plötzlich eine andere Person wie als würde ihr Leben davon abhängen in die Cafeteria gerannt. Bemerken tat sie das aber allerdings erst, als diese Person, welche anscheinend ein Mädchen war, direkt auf den schwarzhaarigen Magier zusteuerte und ihn bei ihrer plötzlichen Umarmung fast nach hinten umschmiss. Ohne auch nur ein Stück Mimik zu zeigen schaute sich die Blondine das Schauspiel an. Natürlich verstand sie nicht worum es geht. Wie denn auch? Sie kannte Shiki nur flüchtig und das Mädchen hatte sie auch noch nie zuvor gesehen. Erst, als sich die beiden Setzten ging ihr Blick zu Renji hinüber. Auch er schien nicht sonderlich bewegt von der ganzen Szene. Jedoch schien ihn das ganze etwas mehr zu interessieren als Shiina. Er wirkte auf sie in einer gewissen Hinsicht nachdenklich. So, als wüsste er warum das Mädchen so weinen würde. Die Engelin hingegen schaute nur noch abwechselnd in ihrem Teilnahmslosen Gesicht in die Runde. Sie wusste nicht was sie davon halten sollte und ihr exzentrisches Gehirn machte diese Angelegenheit nicht leichter. Ohne ein Wort dazu zu sagen, riss sie die Seite von ihrem Block heraus und legte sie daneben, dann begann sie wieder zu zeichnen, stoppte aber abrupt und griff in ihre Tasche. Nach ein paar Sekunden rumkramen holte sie einen Baumkuchen hervor und legte diesen dann vor Shiki auf den Tisch. Baumkuchen heilt alle Sorgen, das war ihre Devise. Wenn es bei ihr funktioniert, wieso nicht auch bei anderen? Na gut. Shiina war was das anging auch etwas eigen. Aber man konnte es durchaus als Zeichen der Anteilnahme sehen. Denn, was sie nicht wussten, dieses war ihr letzter Baumkuchen. Für sie also ein ungeheuerliches Opfer. Danach hatte sie nämlich keinen mehr. Fraglich war nur, ob die anderen diese Aktion auch richtig deuteten. Zumindest einer am Tisch sollte es zumindest teilweise verstehen.