Bei Schlechtwetter oder wenn es dunkel wird, wird der Sportunterricht unter Dach stattfinden. Wie jeder andere Turnsaal auch, verfügt dieser hier über einen grossen Geräteraum, mit zusätlichen Kampfutensilien wie Boxsäcke oder ähnlichem. Ansonsten unterscheidet sich die Halle nicht viel von einer gewöhnlichen, an beiden Enden befinden sich Tore für Fussballspiele und darüber Körbe für Basketballspiele. An der Decke sieht man einige Geräte, die man erst aufbauen muss, wenn man sie verwendet, wie z.B die Kletterleitern oder die Ringe. Des weiteren befindet sich am hinteren Ende der Halle eine große Bühne, die bereits auf einer weitere Funktion der Räumlichkeit schließen lässt: Hier und da wird die Sporthalle für diverse Veranstaltungen wie z.B. Schulbälle umfunktioniert - mit vollem Erfolg.
Nachdem sich... Raoul... //Wir dürfen unseren Lehrer tatsächlich beim Vornamen nennen? Großmutter hätte mich dafür tagelang mit Wasser und Brot gestraft.// Nachdem sich Raoul den Anderen beim Laufen angeschlossen hatte, blieb ich einige Augenblicke wie in Trance stehen. Er war beeindruckend schnell und ich kam nicht umhin ihn zu beobachten. Zwischendurch blieb mein Blick immer wieder bei einigen meiner Klassenkameraden hängen. Zum Beispiel an den beiden Blonden, die nebeneinander herjoggten. Vor allem der mit den grünen Augen weckte mein Interesse. Ich hatte nicht viel Ahnung im Umgang mit Auren - im Gegensatz zu meiner Mutter, die mithilfe der Auren sofort sagen konnte, was für eine Rasse ihr gegenüber war - doch seine kam mir auf merkwürdige Weise vertraut vor. Ich konnte sie nicht wirklich zuordnen, doch irgendetwas war da... Genau wie bei dem Mädchen, das sich gerade am Hallenrand niedergelassen hatte und mit dem der Lehrer gerade sprach. Ich staunte nicht schlecht, als sie wunderschöne, azurblaue Flügel entfaltete und sich damit auf die Beine holte. //Eine Engelin... Moment mal. Bedeutet das...?// Mein Blick flog zurück zu dem Jungen mit er merkwürdigen Aura. Für einen Moment hatte ich gedacht, ich hätte das Rästel gelöst, doch ich wurde enttäuscht: Die Auren strahlten zwar eine ähnliche Vertrautheit aus, aber es waren definitiv keine Gleichrassigen... //Sag mal Schätzchen... bemerkst du eigentlich, was um dich herum passiert? Deine Klassenkameraden sind fast alle schon auf dem Sportplatz draußen. Nur du, Raoul und die kleine Tagträumerin da sind noch hier.// Verblüfft sah ich mich um. //Wann...? Ach auch egal. Ich wollte schon einfach gehen, doch als sich das andere Mädchen nicht rührte, nahm ich kurzentschlossen ihre Hand und zog sie hinter mir her. Dabei achtete ch nicht auf die Tür, die auf dem Boden lag, und prompt stolperten sowohl das Mädchen als auch ich. Leise fluchend rieb ich mir den Kopf und sah zu meiner Stolperkomplizin. Erschrocken stellte ich fest, dass sie durch den Aufprall ihr Bewusstsein verloren hatte. Einen Augenblick starrte ich sie hilflos an, bis ich sie schließlich versuchte hochzuheben. Auf den ersten Versuch war das schwer, doch dann benutzte ich einen der wenigen Zauber, die ich beherrschte, und ließ ihren Körper wenige Millimeter über meinen Händen schweben. Vorsichtig darauf bedacht, nicht nochmal zu stolpern, machte ich mich auf den Weg zum Sportplatz.
tbc: Sportplatz (+ ohnmächtige Colette)
(out: Ich war so frei, Colette mitzunehmen... Und die anderen sind auch alle schon drüben. Auch wenn sie hier keinen Post dazu gemacht haben... o.Ô)
So schnell wie ihre zittrigen Beine sie hatten tragen können, war sie durch die Stadt gerannt, ohne wirklich zu wissen, wo sie überhaupt lang musste, um zum Waisenhaus zurück zu kehren. Sie kannte sich noch nicht aus, da sie erst vor kurzem angekommen war, sodass sie keine Ahnung hatte, ob sie in die richtige Richtung rannte. Mehrere Male wischte sie sich die Tränen aus den Augen; dabei war ihr egal, was andere von ihr denken würden. Niemand hatte das mitgemacht, was sie hatte durchmachen müssen. Niemandem war das passiert, was ihr passiert war. Sie hatte sich ihre Kopfhörer aufgesetzt und irgendein Lied gestartet, das ihr ein wenig helfen sollte, zu vergessen. Aber es brachte nichts. Je weiter sie rannte, desto weniger glaubte sie daran, den richtigen Weg genommen zu haben, doch dann endlich sah sie es; das große Gebäude. Nur war das definitiv nicht das Waisenhaus. Es war ein anderes Gebäude, von dem Velia annahm, es sei die Schule. Vielmehr Gebäude gab es hier nicht mehr, denn die Stadt hatte sie breits verlassen. Sie rannte weiter, irgendwohin, um einen Ort für sich allein zu finden. Denn obwohl sie ursprünglich in ihr Zimmer hatte gehen wollen, war ihr ein anderer Ort jetzt lieber. Ein Ort, wo sie sich verstecken konnte. Wo niemand sie finden würde. Und der in diesem Gebäude war. Denn ebenso hatte sie keine Lust und Kraft mehr, noch das Gebäude des Waisenhauses zu suchen, auch wenn es sicher ganz in der Nähe sein musste. Und dann plötzlich fing es auch noch an, wie aus Eimern zu gießen, als wenn der Himmel nun auch etwas gegen sie hatte. Sie musste sich unterstellen, irgendwohin, damit sie nicht nass wurde. So rannte sie also weiter, bis sie zu einem hallenähnlichen Gebäude kam. Sie drückte gegen die Tür und zu ihrem Glück war sie nicht verschlossen. Und obwohl sie so schnell wie möglich einen trockenen Platz gesucht und gefunden hatte, betrat sie die Halle völlig durchnässt, als wäre sie draußen im Regen stehen geblieben und hätte sich nicht gerührt. Als sie sich nur kurz umsah, erkannte sie sofort, dass es sich nur um eine Sporthalle handeln konnte. Gut für sie, denn an so einem Ort konnte man sich hervorragend verstecken; und an einem Samstag würde sich hier drinnen wahrscheinlich niemand aufhalten. Sie rannte weiter bis zu einer Ecke, die im Augenblick ganz im Dunkeln lag. Dort ließ sie sich auf den Boden fallen, zog ihre Beine an und umschlang sie mit ihren Armen, ihren Kopf auf die Knie gelegt, während sie der Musik lauschte, die aus den Kopfhörern drang, die sie vor dem Regen geschützt bekommen hatte. Sie wippte hin und her, wie ein kleines Kind, und dann konnte sie die Tränen, die sie bestmöglichst versucht hatte zurückzuhalten, einfach nicht mehr schlucken. Sie war allein, also würde niemand hören, wie sie weinte, schluchzte und zitterte. Ihre komplett nassen Haare fielen ihr ins Gesicht, ihre Hose klebte an ihren Beinen, sowie ihr Top an ihrem Oberkörper klebte; doch es machte ihr nichts aus. Es war ihr vollkommen egal. Vergangenes ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf, so sehr sie es auch versuchte. Wie sollte sie nur die kommenden Tage überstehen? Wie sollte sie überhaupt jemals wieder Spaß am Leben haben?
Es regnete wie aus Kübeln... warum nur? Warum gerade dann, wenn er mit Renai SMS austauschte, sie ihm wohl gar nicht so böse war und sie sich mal treffen wollte, irgendwann. So musste er früher oder später sein Smartphone wegstecken. Er lief aber nicht schneller, nur weil es so schüttete und ein Gewitter tobte... Jax liebt den Regen. Draußen herumzulaufen, während einem die Regentropfen ins Gesicht schlugen war irgendwie angenehm, befreiend und dazu noch angenehm kühl. Seine Kleidung litt darunter natürlich, war sie doch schon längst klitschnass. Aber er spazierte trotzdem weiter, seine Frisur sah auch furchtbar aus... eine Weile lief er, dann kam das Gebäude in Sicht. Mehr oder weniger, denn so wie es regnete war die Sicht stark eingeschränkt. Und das Gehör auch, denn das Rauschen war unglaublich laut. Die Halle war groß... sehr groß sogar. Damit hätte er nicht gerechnet. Andererseits waren hier so viele besondere Spezies angesiedelt, die vermutlich alle ziemlich stark waren, wieso sollte man also nicht lieber für etwas mehr Platz sorgen, falls mal jemand umher flog? Kurz vor der Halle beschleunigte Jax seine Schritte dann doch mal, denn so langsam wurden seine Klamotten so nass, dass es schon unangenehm wurde. Zieh doch den Mantel aus sagte sie, es ist warm sagte sie... ja, aber an den Regen hat sie nicht gedacht. Egal, sie hatte wesentlich größere Probleme im Moment. Vermutete Jax zumindest, sie machte sich ja selbst so große Vorwürfe. An der Tür angekommen hoffte er... eine verschlossene Tür wäre jetzt wohl das schlimmste auf der Welt. Er lehnte sich sanft gegen die Tür aber sie ging langsam auf. Zum Glück. hinter sich schloss er die Tür leise. Man konnte noch das wundervolle leise Trommeln des Regens vernehmen, dass ihn komischerweise beruhigte. Normalerweise sollte ihn jetzt nichts beruhigen können! innerlich brodelte es in ihm, er musste es einfach raus lassen. Irgendwo musste doch ein Gerät sein, an dem an seine Wut auslassen konnte! Er schnaubte lautstark, als er sich von innen gegen die Tür lehnte. Langsam zog er seine Schuhe aus und stellte sie direkt neben den Eingang... sie sollten trocknen. Seine Socken genauso. Hier sind bestimmt schon schlimmere Dinge herumgerannt als barfüßige Vampire, er nahm das nicht ganz so ernst. Auch sein weißes Hemd zog er aus, es sollte wenigstens ein kleines bisschen trocknen. Immerhin sah man sowieso inzwischen komplett durch, als ob das jetzt noch einen wirklichen bekleidenden Zweck erfüllen würde. Jax seufzte lautstark und machte kurz einen krummen Rücken, indem er seine Hände auf die Oberschenkel stützte. “Oh man... was für ein komischer Tag.“ hauchte er enttäuscht aus und ging ein wenig weiter in die Halle, nur in seiner schwarzen Hose. Sanft verwuschelte er seine Haare, damit diese wieder ansatzweise die Form annahmen, die er so an seiner Frisur liebte. Er sah sich gespannt um, es war ziemlich dunkel... aber er sah nicht so schlecht im Dunkeln, denn er lebte normalerweise in eben dieser Dunkelheit. Das dumpfe Trommeln... und ein, was war das? Er hörte ein leises Schluchzen... ein Weinen. Hektisch blickte er sich um. “Oh bitte, lass das nicht Renai sein...“ dachte er sich nur, als er ein vergleichsweise kleines Mädchen entdeckte. Es war nicht Renai, was ihn beruhigt aufatmen ließ. Allerdings sollte er sie jetzt wenigstens auch mal begrüßen. Er winkte, auch wenn sie nicht zu ihm sah. “Hallo, ich hoffe es macht dir nichts aus, dass ich hier ein bisschen Sport mache...“ Er rief ihr zu, nicht zu laut, er wollte sie ja nicht erschrecken. Für den Fall, dass sie nicht reagieren würde, wovon er fast schon ausging, würde er sich kurz umsehen und dann in den Geräteraum gehen. Dort würde er genau das finden, was er suchte... einen Boxsack. Gemütlich würde er ihn hinaustragen, an die passende Wandhalterun setzen und ein wenig dagegen boxen. Ein wenig... nun gut, mit seiner Vampirstärke, er war sauer auf sich selbst und das ließ er da auch raus. Er würde solange an dem Sack rumboxen, bis er vor Schweiß nur so strömen würde... er war einfach nur so wütend darüber, was er getan hatte. Jetzt musste der Boxsack dafür leiden.
Die Augen hatte sie inzwischen geschlossen, sie versuchte, ihre Atmung zu beruhigen, was ihr jedoch nicht gelang. Weiterhin wippte sie hin und her, lauschte der Musik, doch es half gar nichts. Wieso nur hatte sie sich überhaupt erst darauf eingelassen? Wieso war sie in diese Bar gegangen? Und wieso passierte das alles ihr? Nie hatte sie irgendetwas schlimmes getan. Sie hatte niemals jemanden umgebracht...nur beinahe. Zählte das etwa schon? Aber Velia glaubte nicht daran, dass es soetwas wie Gott gab, der für Gerechtigkeit sorgte. Vielleicht hatte sie einfach nur Pech. Allerdings half ihr das nicht weiter. Sie konnte weiterhin nicht aufhören zu weinen und blendete alles um sich herum aus. Es würde ohnehin niemand kommen. Warum auch? Selbst den Regen hörte sie nicht mehr. Demnach zuckte sie auch zusammen, als jemand sie ansprach. Panisch sah sie auf, nahm die Kopfhörer ab und sah zu dem Jungen, der einzig und allein mit einer Hose dastand. Wie lange war er schon hier? Aber er wollte ja nur trainieren. Oder? "Nein..macht mir nichts..." sagte sie mit zittriger Stimme, die man noch dazu kaum hören konnte, da es mehr ein Schluchzen war als alles andere. Sie versuchte auch gar nicht erst, zu verbergen, dass es ihr mies ging, da es eben alles andere als die Wahrheit war und sie auch keine Kraft dazu hatte, sich noch weiterhin gegen den Drang alles rauszulssen zu wehren. "Mach nur was du willst...ich stör schon nicht gross..." flüsterte sie mehr zu sich selbst als zu ihm, sodass sie sich sicher war, dass er es nicht gehört haben konnte. Es interessierte sich doch sowieso niemand für sie.
Das Mädchen war wohl völlig fertig mit ihren Neven, zuckte sie doch unglaublich zusammen, nur weil er sie vorsichtig rief. Aber gut, wer konnte es ihr schon verübeln? Wenn man alleine in einer Halle saß, in der vermeintlich niemand war, dann konnte man sich schon mal erschrecken, wenn plötzlich ein halbnackter Kerl vor einem stand. Sie nahm ihre Kopfhörer ab und sagte ihm, nur ganz leise, dass es ihr nichts ausmache. Ihre Stimme klang zittrig, sie war anscheinend unglaublich nervös und unsicher... was sie wohl erlebt hatte? Jedenfalls ging es ihr furchtbar, das konnte selbst ein Blinder sehen. Doch war auch Jax gerade nicht unbedingt in der Lage jemandem zu helfen, denn er war so wütend auf sich selbst, dass er es vermutlich nur an ihr ausgelassen hätte. Danach murmelte sie noch etwas. Er hatte so seine lieben Probleme sie zu verstehen, trotzdem tat er es, denn seine Sinne waren nun mal ziemlich gut... sie meinte er solle ruhig machen, sie würde nicht groß stören. War ihr Selbstbewusstsein so stark gesunken...? Jedenfalls lenkte sich der junge Vampir fürs erste damit ab den Boxsack zu malträtieren und solange zu schlagen, bis dieser völlig fertig war. Gut, er war nicht wirklich fertig, aber Jax stellte sich vor es wäre ein Boxgegner, dem er im Ring gegenüberstand. Sein Gegner kassierte einen Schlag nach dem anderen, nach einer Weile schlug Jax so heftig gegen ihn, dass seine dumpfen Schläge dröhnend durch die Halle schallten. In Verbindung mit dem Regen und dem Gewitter außerhalb klang es nun endgültig so, als würde die gesamte Welt einfach nur noch untergehen. Langsam aber sicher bildete sich Schweiß auf seinem Körper, auch wenn er nicht wirklich körperlich verausgabt war, seine Körpertemperatur erhöhte sich immer weiter und anscheinend wollte sein Körper diese Hitze nicht ertragen und kühlte sich so ab. In Gedanken ging er Alles durch, wie immer wenn er so fertig war. Jede Einzelheit der Dinge, die er am heutigen Tag völlig verbockt hatte und die er nun ändern musste, wohl oder übel. Was würde Renai sagen, wenn sie sich wieder sahen? Was würde er tun, um diesen Hunger loszuwerden? Es nervte ihn, dauerhaft diesen unterbewussten Hunger ertragen zu müssen, aber sich davon erlösen konnte er auch nicht so wirklich. Und neben all den Geräuschen war da das Schluchzen... das leise Wimmern des Mädchens, das so am Boden zusammengekauert saß. “Wow... soll das jetzt meine Chance sein den Tag zu retten...? Klasse... naja versuchen kann man es ja.“ Er seufzte leise und lehnte sich schwerfällig gegen den Boxsack. Dann stieß er sich ab und ging quer durch die Halle zu dem Mädchen. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert, er war nun fröhlich, sanftmütig... und irgendwie freundlich. Vor ihr ging er in die Hocke, setzte sich auf seine Fersen und stütze die Unterarme auf seine Knie. Er lächelte sie aufmunternd an. “Kann ich dir irgendwie helfen...? Immerhin... glaube ich ist es nicht so gesund an so einem Tag alleine zu sein.“ meinte er mit einem freundlichen Ausdruck im Gesicht und sah das Mädchen an. Jax dachte kurz nach, dann kramte er kurz in einer Hosentasche und zog ein kleines zusammengefaltete Tuch hervor. Ein Stofftaschentuch, das er ihr direkt entgegenhielt. “Hier.“ meinte er lächelnd. Sollte sie es ihm nicht abnehmen, würde er es ihr einfach aufs Knie legen. Immerhin brauchte der Vampir gerade wirklich kein Stofftuch, das Mädchen hingegen hatte sicherlich eine Verwendung dafür, zumindest im Moment.
Natürlich reagierte er nicht mehr groß. Wahrscheinlich hatte er sie auch gar nicht verstanden. Und selbst wenn, warum hätte er auch weiter mit ihr reden sollen? Immerhin wollte er trainieren, nur deshalb war er hier. Und sie war unwichtig. Nur kurz beobachtete sie ihn noch dabei, wie er gegen den Boxsack schlug, dann vergrub sie ihren Kopf wieder in ihren Knien und schloss die Augen. Da hatte sie nun also wieder die Gelegenheit, über alles nachzudenken. Auch wenn sie das nicht wollte. Aber wenigstens wurde sie von dem trainierenden Jungen abgelenkt, dessen Schläge gegen den Boxsack dumpfe Geräusche verursachten, und auch vom Regen, der gegen die Fenster schlug. Irgendwie hatten diese Geräusche etwas beruhigendes für Velia, auch wenn es für manch anderen vielleicht alles andere als das sein mochte. Trotzdem konnte sie nicht aufhören zu weinen, selbst wenn sie das wollte. Aber sie bemühte sich nicht mal. Irgendwann kam nunmal der Zeitpunkt, wo man nicht immer alles hinunterschlucken und vergessen konnte. Und dieser Zeitpunkt war jetzt erreicht. Irgendwann aber konnte sie keine Schläge mehr hören, weshalb sie aufsah und den Jungen auf sie zukommen sah. Was wollte er? Sofort machte sie sich noch kleiner und drückte sich noch weiter in die Ecke, einfach weil sie niemandem mehr traute und einfach Angst hatte. Paranoid konnte man das schon nennen, allerdings auch kein Wunder bei der vergangenen Nacht. Man konnte eben nie wissen. Aber wie sich heraus stellte, hatte er nichts Bösartiges im Sinn. Dennoch antwortete Velia nicht sofort. Sie würde sich sowieso an ihrer eigenen Stimme verschlucken, demnach brachte es nichts, zu antworten. Als er ihr aber das Tuch hinhielt, griff sie mit zittrigen Händen vorsichtig danach, betrachtete es eine Weile, ehe sie sich damit die Tränen aus dem Gesicht wischte. Schwarz wurde es deshalb aber nicht, da sie ohnehin keinen Mascara oder anderes Make-Up trug. Immerhin war sie seit einem Tag nicht mehr in ihrem Zimmer gewesen und hatte alles abwaschen müssen. "D-danke.." meinte sie mit zittriger Stimme, saß jedoch immer noch zusammengekauert da - entspannen konnte sie sich einfach nicht. "I-ich wollte...a-allein sein.." beantwortete sie auch endlich seine Frage; nur stimmte das so vielleicht gar nicht. Sie redete sich ein, allein sein zu wollen, aber wer wollte in so einer Situation schon allein sein? Eigentlich brauchte sie jemanden, der ihr half und dir Angst nahm. Ihr wieder Freude gab. Nur kannte sie niemanden auf dieser Schule. Sie hatte niemanden mehr, der ihr das erfüllen konnte. Und deshalb wollte sie lieber allein sein. Lieber hatte sie niemanden um sich, als jemanden in ihrer Nähe zu haben, der ihr nur noch mehr weh tat. Aber jetzt war sie nicht mehr allein. Jedenfalls für einen Moment nicht. Wie lange dieser anhakten würde, konnte nur der Junge entscheiden, der jetzt, wo er ihr so nah war und sie ihn mustern konnte, gar nicht übel aussah. Aber dafür hatte sie keine Gedanken. "Du musst...wegen mir nicht...hier bleiben.." sagte sie leise. Wenn er gehen wollte, sie würde ihn nicht aufhalten.
Sie hatte offenbar Angst... nein, das war es nicht. Sie roch nicht so sehr nach Angst. Sie schien vielmehr einfach allein sein zu wollen. Sich einfach nur in der Dunkelheit verkriechen, um vom Antlitz der Welt zu verschwinden... doch als er näher kam roch er es doch. Angst. Wieder... er musste jetzt wirklich vorsichtig sein, man sah es ihm zwar nicht an, aber er war nun hochkonzentriert. Er fokussierte sich voll auf sein wahres Ich, nochmal wollte er nicht die Kontrolle verlieren und ein Mädchen so blöd anmachen. Zumindest musste das nicht unbedingt gleich heute wieder passieren, und schon gar nicht bei einem Mädchen, das sowieso schon völlig durch den Wind war. Zittrig griff sie nach dem Stofftaschentuch, das er ihr anbot, und sah es eine Weile an. Vieleicht suchte sie selbst nach Anzeichen von irgendwelchem Gift, oder Chloroform? So erbärmlich war Jax wirklich nicht, er war ein Vampir und nicht allzu hässlich, also konnte er wirklich auch auf andere Mittel zurückgreifen. Wenigstens beschloss sie nach einer Weile sich doch das Gesicht mit dem Tuch abzuwischen und die Tränen zu entfernen. Jax lächelte sie dabei freundlich an, denn so sah sie schon wesentlich besser aus. Nicht mehr ganz so am Ende. Sie bedankte sich wieder mit zittriger Stimme, stotterte leicht, aber ansonsten schien sie soweit noch gesund zu sein. Seine Frage beantwortete sie jedoch nicht ganz so positiv, sie meinte sie wollte allein sein, deswegen war sie hierhergekommen. Jax zog die Augenbrauen hoch, weil er das einerseits komisch fand... andererseits hatte er aber genau das gleiche getan, also war es vielleicht gar nicht mal so abwegig. Er saß noch ein Stück so da, dann meinte sie dass er wegen ihr nicht hierbleiben musste. Der Vampir grinste einfach nur freundlich und nickte kurz. Er dachte kurz nach, dann rutschte er zur Seite und setzte sich neben das Mädchen, ein klein bisschen Abstand natürlich, und lehnte sich gegen die Wand. Es war ziemlich dunkel hier, der Regen knallte immer noch gegen das Haus und trommelte in seinem ganz eigenen Rhythmus. Jax lehnte tief einatmend den Kopf gegen die Wand und drehte ihn dann in Richtung des Mädchens mit einem netten Lächeln darauf. “Weisst du, ich hatte heute auch keinen guten Tag... bin neu hier. Und gleich die erste Person, die ich kennenlerne... naja, sagen wir wir hatten einen kleinen Streit und sind dann wieder auseinandergerannt. Eigentlich ist das ja auch der Grund, warum ich hier bin. Bisschen abreagieren, also quasi wie du...? Und ja, ich bleib jetzt hier, so sehr ich dich vielleicht auch nerve, hehe. Also. Hast du auch einen sinnvollen Grund hier zu sein? Musst natürlich nicht antworten... ich war nur der Meinung, naja eventuell brauchst du ja doch etwas Gesellschaft.“ Der letzte Satz kam nur leise, er war vorsichtig formuliert und ebenso vorsichtig ausgesprochen, er wollte sie ja zu nichts drängen... er wollte einfach nur helfen. Er hatte so etwas noch nie vorher gemacht. Er hoffte nun darauf, dass das Mädchen nicht solche Angst haben würde, wie Renai zuvor. Naja, er würde ja auch nicht wieder solche Dummheiten begehen wie zuvor.
Er ging nicht? Er setzte sich tatsächlich neben sie? Verstehen konnte sie das nicht, ebenso glaubte sie es nicht wirklich, aber sie sah es, wenn sie sich nur zu ihm umdrehte. Aber das tat sie nicht. Sie sah auf ihre Knie, und hörte ihm zu. Nach einem guten Tag klang das wirklich nicht. Ähnlich wie bei ihr. Nur dass es bei ihr nicht unbedingt um den Tag ging. Nein, es ging um die Nacht, auf die dieser Morgen gefolgt war. Alles vermischte sich irgendwie und sie war ganz allein daran Schuld. Niemand sonst...jedenfalls nicht in vollen Zügen. Aber abreagieren...nein, das wollte sie nicht hier. Aber sie wusste auch nicht, wie man es sonst nennen konnte. Beruhigen vielleicht. Oder Vergessen. Abreagieren aber war das falsche Wort. Langsam drehte sie ihren Kopf zu ihm und sah ihn an, ohne Angst ihm gegenüber. Ein nur leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen; aber es war da gewesen, bis es wieder verschwunden war, so schnell, dass man meinen konnte, dass es nie da gewesen wäre. Irgendwie war es nett, dass er blieb statt zu gehen, nur weil er glaubte, dass sie Gesellschaft brauchen konnte. Aber vielleicht hatte er damit ja auch recht. Sie sah wieder auf ihre Beine und überlegte, Was sie ihm sagen konnte. Oder ob sie ihm überhaupt etwas sagte. Was wirklich passiert war, das würde sie aber niemandem sagen. Das hatte sie bereits für sich entschieden. Auch wenn es sie von innen auffressen sollte. "Ja...ich..wollte allein sein...und...entfliehen." stotterte sie vor sich hin. Damit hatte sie nicht zu viel gesagt, aber zumindest geantwortet. "Kennst du das Gefühl, wenn einfach alles zu viel wird? Wenn man nicht mehr weiter weiss?" sprudelte es plötzlich aus ihr heraus, erstaunt über sich selbst, dass sie etwas gesagt hatte. Aber in genau einer solchen Situation war sie jetzt. Es wurde ihr alles zu viel und sie wusste nicht weiter. Der Abschied, der Kampf und als Gipfel des Ganzen die letzte Nacht, die niemals jemand erfahren durfte. "Ich bin allein und deshalb...warum bist du nicht gegangen?" wollte sie wissen. Hatte er doch irgendetwas mit ihr vor? Oder war er wirklich nur da um ihr Gesellschaft zu leisten?
Während er ihr von seinem Tag erzählte, in der Hoffnung sie würde dadurch ein wenig von ihren eigenen Problemen abgelenkt. Wer konnte schon genau sagen, wie sie reagieren würde? Aber anstatt wirklich auf ihn einzugehen starrte sie auf ihre Knie. Vielleicht war es auch besser so, so fiel es Jax leichter ein paar der eher deprimierenden Passage auszulassen und ihr somit nur zu zeigen, dass sie nichtallein auf der Welt war. Als er fertig war schaffte sie es ihren Kopf zu ihm zu drehen... und sie lächelte ihn sogar kurz an! Wenn sie fröhlich sah, sah sie sogar ziemlich gt aus, vermutlich war sie generell eher eine Frohnatur, das vermutete der Vampir zumindest. Aber heute wohl nicht, ihr Lächeln hielt nur Sekunden an, dann setzte sie wieder einen eher deprimierten Blick auf, wie schon zuvor. Jax lächelte sie trotzdem fröhlich an und versuchte sie mit seiner gespielten guten Laune anzustecken! Möglicherweise konnte es ja klappen, dann würde er zumindest den Tag als nicht ganz so verkorkst abstempeln. Sie sah wieder von ihm weg... vielleicht war es ihr ja doch unangenehm, dass er hier blieb? Aber selbst wenn... es war ihm völlig egal. Er würde trotzdem dableiben und ihr Gesellschaft leisten. Sie war seine Möglichkeit den Tag doch noch rund über die Bühne zu bringen. Es dauerte einige Momente, bis sie ihm antwortete. Offenbar dachte sie intensiv darüber nach, was sie ihm denn so wirklich sagen wollte... war es doch vielleicht voller Ablehnung. Sie meinte sie wollte allein sein und entfliehen. Aber was? Vor was konnte jemand so dringen fliehen wollen, dass man sogar weinen musste? Und waren hier nicht alle Leute besonders... konnte man sich da so fürchten? Ihre Stimme zitterte wieder ein wenig... aber wenigstens roch sie nicht so abartig nach Angst. Oder konnte er es einfach nur besser ignorieren als noch kurz zuvor? Vielleicht hatte er sich für heute genug verausgabt, als er so empfindlich auf Renai reagiert hatte... das musste es sein! Und doch plötzlich redete das Mädchen wesentlich freier, es schoss geradeso aus ihr heraus, fast so als würde sie es sich von der Seele reden wollen. Sie fragte nach, ob Jax das Gefühl kennen würde, dass einfach alles zu viel wurde. Dass man nicht mehr weiter wusste. Jax lächelte noch, es wirkte eingefroren, erstarrt, fast schon ein wenig geschockt. Aber er lächelte noch... und nickte ihr überzeugt zu. “Ja, ich kenne das Gefühl. Man fühlt sich verloren und will wegrennen. Aber weisst du was? Ich hab gemerkt, dass das ziemlicher Mist ist! Es gibt immer irgend nen Weg. Okay. Meistens hab ich den falschen genommen und noch mehr Mist gebaut, aber wem passiert das nicht?“ Er lachte kurz amüsiert und grinste das Mädchen fröhlich an. Als Vampir wusste er, was es hieß verloren zu sein. Ihm passierte das häufiger. “Ist nicht so schlimm. Ich mein... wenn du nicht weiter weisst, warum fragst du nicht einfach jemanden nach Rat? Irgendjemand kennt immer eine Antwort!“ meinte er zuversichtlich. Außerdem fragte sie, warum er nicht gegangen sei. Sie war der Meinung allein zu sein... woraufhin Jax nur wieder lachen konnte. “Du bist nicht allein, ich bin noch hier, oder? Und... ich bin nicht gegangen, weil... öhm... keine Ahnung. Ich bin der Meinung, dass man eigentlich nie wirklich allein sein muss, nur wenn es nicht anders geht. Und du sahst so aus, als wäre Gesellschaft das richtige im Moment für dich.“ meinte er mit einem höflichen Lächeln und sah sie an. Ob ihr das gefallen würde oder nicht, er würde hier nicht weggehen.
Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte sie wohl irgendetwas falsches gesagt. Aber das erste Mal fühlte sie sich nicht schuldig oder wollte es rückgängig machen. Dafür war sie einfach noch zu...ihre Gefühle konnte sie selbst nicht richtig beschreiben. Dass er aber das Gefühl kannte, welches sie eben beschrieben hatte, bezweifelte sie. Aber selbst wenn er es kannte...wirklich helfen taten ihr seine Worte nicht. Denn sie hatte es schlimmer gemacht. Wenn sie nicht versucht hätte, zu vergessen, was sie getan hatte, wäre das, was in der letzten Nacht passiert war, niemals geschehen. "Ich hab den falschen Weg genommen..." flüsterte sie leise. Und dass jemand immer eine Antwort kannte, war ja schön und gut, nur half ihr das auch nicht weiter. Jedoch sagte sie das erst einmal nicht. Sie ließ ihn weiter reden, hörte ihm einfach nur zu und dachte kurz nach, was er gesagt hatte. "Ich meinte das allein sein nicht bezogen auf das Hier und Jetzt, sondern vielmehr darauf, dass...ich niemanden hab, dem...ich..." Ihre Stimme verlor sich, bis sie ganz verstummte und wieder kurz davor war, zu weinen. Aber sie atmete tief durch und setzte erneut an. "Ich hab niemanden, den ich um Rat fragen könnte oder würde..." brachte sie also ihren Satz zu Ende. Wahrscheinlich konnte er das nicht verstehen. Für Velia selbst war es auch irgendwie unglaubwürdig und neu. Immer hatte sie jemanden gehabt, zu dem sie hatte gehen können. Immer hatte sie sich jemandem anvertraut. Und in einer Stimmung wie dieser war sie noch nie gewesen. All das gefiel ihr nicht. Es war einfach zu viel Neues, das sie verarbeiten musste, es aber nicht schaffte. Egal, wie sie es auch versuchte. Wie lange sie nun schon da saß und dem Regen lauschte, während sie mit dem Jungen sprach, wusste sie nicht. Es musste viel Zeit verstrichen sein, denn die Sporthalle hatte sich nun komplett verdunkelt. Wahrscheinlich war es bereits Abend, auch wenn Velia das nicht so vor kam. Den Namen des Jungen kannte sie noch immer nicht, jedoch machte sich wieder Panik in ihr breit. Es war Abend und sie war allein mit einem Jungen; dank ihrer verbesserten Sehfähigkeiten konnte sie ihn wenigstens noch erkennen. "I-ich bin..Velia." stellte sie sich endlich vor, um einerseits auch seinen Namen zu erfahren und andererseits um sich nicht zu sehr in diese Angst hineinzusteigern, die sie seit der letzten Nacht hatte. "D-danke, dass du...nicht gegangen bist." stotterte sie, während sie sich durch die noch immer nassen Haare fuhr, die ihr ins Gesicht gefallen waren. Wie sie ins Waisenhaus zurückkehren sollte, ohne vollkommen durchnässt dort anzukommen, wusste sie auch noch nicht. Wahrscheinlich war das unmöglich. Aber sie war sowieso schon nass, da machte ein wenig Regen mehr auch nichts aus. Und ob sie nun krank werden würde oder nicht war im Endeffekt auch egal.