Dieses überwucherte Gebäude ist eines der wenigen großen Wohnhäuser außerhalb des Stadtkernes gewesen und mindestens genauso lang verlassen wie der Bahnhof, oder die verlassene Siedlung an sich. Nur ist hier - aufgrund eines angrenzenden Gartens - die Überwucherung weitaus extremer. Was dafür gesorgt hat, dass der Ort generell nicht so beliebt bei vielen Jugendlichen ist.
Das Haus erstreckt sich über drei Etagen und beherbergt Wohnungen verschiedener Größe. Bevor man allerdings einen Fuß hineinsetzen kann, muss man durch eine Lobby-Ähnliche Räumlichkeit mit einem Tresen und verschiedenen Briefkästen. Allerdings ist hier, wie auch bei den restlichen Wohnungen im Erdgeschoss - alles stark in Mitleidenschaft gezogen. Sorgt aber auch dafür, dass dort alle Wohnungen mit Leichtigkeit betreten werden können. Trotzdem: So manch ein Schatz lässt sich bestimmt noch in den ganzen Schränken und Schreibtischen finden! Außerdem verfügt dieses Gebäude noch über fließend Wasser! Strom hingegen ist auch hier nicht mehr zu finden.
In den oberen Etagen, die man durch eine solide Treppe erreichen kann, sieht es schon etwas besser aus. Hier findet man neben noch vollständig intakten Türen auch noch recht Intakte Möbel. Macht es zwar nicht sonderlich wohnenswert, aber immerhin. Die Fenster liefern einen guten Blick auf den Hof. Man kann also von drinnen jeden sehen, der das Gebäude ansteuert. Es gibt sogar eine Tür im Obergeschoss, die seltsam gepflegt aussieht und nicht gerade ins Bild eines verlassenen Wohnhauses passt. Ob dort wohl jemand haust? Irgendeinen Grund gibt es sicher dafür.
Boah, was ein Scheißtag! Erst war beim Frühstück nichts anständiges mehr zu holen gewesen und dann musste man sich auch noch mit irgendwelchen Vollpfosten rumschlagen, die der Meinung waren den Flur in einen riesigen Kirmes-Ersatz zu verwandeln. Wenn wenigstens die Attraktionen gestimmt hätten … aber nein. Lediglich die verfickte Lautstärke von ihrem Gebrabbel hatten Cynthia su ihrem morgendlichen Schlummer geweckt und straight dafür gesorgt, dass schon am Mittag eine gehörige Welle Aggression in ihr freigesetzt wurde. Nur konnte sie die ja schlecht abbauen, wenn sie zum Nachbarzimmer ging und da die Tür eintrat. Nein, die Genugtuung würde sie dem Wohnheim-Lakaien nach dieser einen Insel-Aktion nicht geben … vorerst. Sie hatte sich sowieso heute ein anderes Ziel gesetzt, denn es war Samstag. Heute keine verdammte Schule und morgen auch nicht. Ideal dafür, sich aus dem stickigen Wohnheim zu verpissen und zu ihrer kleinen geheimen Bude zu dackeln. Dort hatte man seine Ruhe, es gingen einem keine Vollpfosten auf den Sack und sie konnte sich ihrem Aggressionsmanagement Nummero Uno widmen: Dem Handwerk. Tatsächlich hatte sie nämlich seit einer Woche eine kleine Kommode im Erdgeschoss rumliegen, welche sie vorher aus einer der verlassenen Häuser stibitzt hatte. Dem Ding fehlte aber eine Schublade – und das sah richtig scheiße aus. Mal ganz davon ab: Wer stellte sich bitteschön kaputte Möbel in die Bude? Wahrscheinlich nur so krankhafte Ökos. War ja im Endeffekt auch vollkommen egal. Die Löwin spürte in jedem Fall die Anspannung von ihr abfallen, als der Rucksack mit Essen, Trinken und ihrer Power-Bank auf der Couch des Wohnzimmers seinen Platz fand. Natürlich hatte sie nicht nur Wasser dort drin. Wer wusste schon, ob sie in der Nacht mal wieder Bock drauf haben würde sich die Kante zu geben? Aber damit das überhaupt passieren konnte, machte sich die Blondine nach einem Wechsel in blaue Hotpants und ein weißes Tanktop und Handschuhe, sogleich auf den Weg nach unten. Dort schleppte sie neben der Kommode auch einen Eimer mit Werkzeug raus, ehe ein paar aus der Umgebung gesammelte Bretter und kleinere Holzplatten folgten. Noch konnte sie Schubladen nicht aus dem Nichts erzeugen. Wäre cool, aber so spielte die Welt nicht …
Und so ging der ganze Nachmittag der Löwin dafür drauf, eine Schublade zu basteln, die am Ende auch in das besagte Möbelstück hineinpasste. Die Temperaturen machten ihr dabei herzlich wenig aus. Mal ganz davon ab, dass sie dem brennenden Planeten sowieso deine Menge Haut entgegenstreckte. Als gebürtige Afrikanerin waren die Temperaturen – wenn überhaupt – leicht sommerlich. Nichts, womit sie nicht klarkommen würde. Anders, als die Ergebnisse ihrer so engagierten Arbeit. „Fuck, eh!“, fluchte sie am Ende des Tages und ärgerte sich darüber, dass die komische Lackfarbe nicht einstimmig mit dem Rest der Kommode war. Musste sie ernsthaft eine passende kaufen gehen? Wirklich?! Sie lehnte sich einmal in ihren blauen Hotpants nach unten, während ihr Schweif leicht hibbelig von links nach rechts wanderte. In der Hoffnung, dass die Lichteinstrahlug irgendetwas ändern würde – aber nein, tat sie nicht. „Boah, was für eine Scheiße!“, denn sie hatte definitiv keine Lust jetzt noch eine Weltreise zu machen, um sich diesem Problem zu entledigen. Entnervt drehte sie sich einmal im Kreis und stemmte ihre Hände an die Hüfte. Der stechend gelbe Blick mit einem Funken Rage gefüllt, während er jeden Zentimeter des leblosen Mobiliars musterte. Am liebsten würde sie … nein, das brachte auch nichts. Das konnte sie auch einfach morgen machen … oder übermorgen. Ja, wäre besser. Dann hörte sie jetzt eben erstmal auf. Ein letztes genervtes „Super …“ ließ sich die Löwin trotzdem nicht nehmen. Nen halber Tag Arbeit, um an so ner kleinen Scheiße zu scheitern. Geil, wirklich. Da hatte doch jeder ne super Laune, oder? Na, wenigstens hatte sie hier ihre Ruhe gehabt. Also war es doch noch irgendwie ein toller Nachmittag geworden. Glücklicherweise … aber erstmal wurde es Zeit das ganze Zeug wieder reinzuschieben und aufzuräumen. Außerdem war sie reif für ne Dusche. Deswegen schnappte sie sich nach dem einräumen des ganzen Gerümpels ein Handtuch von oben, sowie ihre altbekannte Lieblingskleidung. Was auch der Grund war, warum Cynthia schon kurz darauf im Garten stand und sich ihrer kleinen Hülle entledigte, ehe sie unter eine provisorisch eingerichtete Dusche trat, die ihren Ursprung in einem grünen Gartenschlauch hatte. Das es hier nur kaltes Wasser gab, störte sie dabei herzlich wenig. Seit wann interessierte Löwen die Wassertemperatur? Außerdem: Die Dusche funktionierte, warum sollte man sich da dann noch drüber beschweren. Es war eh, warm genug draußen. Sie könnte sich also auch einfach von der Sonne trocknen lassen, die gerade in den Hinterteil des sonst so überwucherten Gartens schien. Cynthia seufzte, während sie triefend vor Wasser zum Regler stolzierte und ihn abstellte, dabei leicht instinktiv mit den Ohren zuckend. Was machte eigentlich Rio? Interessiert schaute sie auf ihre Handy, während sie dort einfach stand und sich von der Sonne wärmen ließ. Aber keine Nachricht hatte ihre Wenigkeit erreicht. „Dann isser beschäftigt.“, murmelte sie zu sich selbst. Den Zusatz „Mit was auch immer“ ersparte sie sich an diesem Punkt einmal. Stattdessen legte sie ihr Handy auf ihren sauberen Kleidungsstapel und schaute gen Sonne, ehe sich die Löwin einmal entspannt streckte. Nichts war schöner, als sich durch Sonnenstrahlen die Haut wärmen zu lassen. Da sie heute eh nicht zurück ins Wohnheim ging, hatte sie dafür auch noch eine menge Zeit...
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Was für eine Affenhitze! Doch Rio hatte Glück, dass er damit weniger Probleme hatte. Er mochte den Sommer um einiges mehr als den beschissenen Winter und obwohl er sich kaum abkühlte, so wie viele andere Jugendlichen es mit einem Sprung ins kalte Wasser taten, konnten ihm die Temperaturen nichts anhaben. Nur Sport machen war etwas schwieriger, weshalb er am Nachmittag nur eine seiner idiotischen, kürzeren Laufrunden absolvierte, ehe er frisch geduscht sich ins Wohnzimmer zurückzog um seine Ruhe zu haben. Keine Zicke, die ihn anmaulte irgendeinen Fehler gemacht zu haben, den er nicht beging. Kein Erzieher, da die alle draußen unterwegs waren bei diesem Sommerwetter. Doch irgendwann sehnte er sich doch nach etwas Gesellschaft, weswegen er sogleich beim Zimmer der Löwin einen Kontrollgang ausübte, jedoch war sie gar nicht erst anwesend. "So ein Miststück!", fluchte der Blondschopf, trat jedoch ins Zimmer ein. Einer ihrer Cinderellas hatte wohl vergessen, die Türe zu versperren oder dachte sich nur kurz nach draußen zu müssen. Umso besser für den Hitzkopf, so konnte er beim Eintreten die Bude unter die Lupe nehmen. Eines fiel ihm auf: Das Werkzeug fehlte. Mit einem breiten, bösen Grinsen sprang er auf und machte ich auf den Weg. Er wusste genau, wo er sie suchen musste um sie zu finden.
Beim Strand des alten Waisenhauses angekommen bog er in Richtung des Gebäudes ab. Es war schon einigermaßen verwachsen, weshalb er sich nicht gänzlich sicher war, ob er richtig war. Doch das würde er ohnehin nie eingestehen und quetschte sich ganz nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel" durch das Dickicht und die Gebüsche. "Verflucht, was soll das?!", fluchte er mal wieder, als er mit seinem schwarzen Tanktop an einer Dorne hängen blieb und kickte wie wild auf diese ein. "Wuuuaaaaah verdammt!" Nachdem er sie niedergetrampelt hatte, setzte er den Weg fort und kam auf etwas besseres Gelände. "Gibts doch nicht!!! Das muss doch hier irgendwo sein!!!" Warum auch hatte er sich für eine neue Strecke entschieden und konnte nicht wie jeder Vollidiot den normalen zugänglicheren Weg nutzen. "Weil ich nicht wie JEDER VOLLIDIOT BIN!" "Merda bosta!", brummte der Muskelprotz, blieb jedoch abrupt hinter dem Gebüsch stehen, als er erkannte, wer sich da vor seiner Linse räkelte. "Uh lala...", flüsterte er nur mehr und duckte sich hinter den Strächern um in dessen Schatten zu verweilen. Seine roten Augen beobachteten genau, wie der blanke Rücken sich durchstreckte und Cynthia ihm den bloßen Arsch entgegen streckte. "Verdammt, das macht die mit Absicht!", dachte sich der Voyeur und grinste so breit, dass ihm beinahe alle Zähne rausfliegen konnten. Unglücklicherweise wusste er genau, dass sie ihn bald entdecken würde - wenn sie es nicht bereits getan hatte. So entschied er sich nach eher kürzerer Zeit der Beobachtung ans Licht zu treten, egal ob sie ihn dazu aufforderte oder nicht. "Oi oi oi!" Sein breites Grinsen konnte er keineswegs einfach so abschalten, doch die ganze aufgestaute Wut besonders aufgrund der Zicke von heute gegenüber, war wie weggeblasen. Auch er präsentierte sich in einer ordentlichen Pose, bei dem er das Kinn nach oben hob und sie beäugte, als würde er neues Land entdecken. Seine Muskeln waren angespannt, sie sollte ja nicht denken, dass Rio einer der Vollidioten aus dem Wohnheim war. Die Hände hatte er in den Hosentaschen. "Extra für mich so schick gemacht - das lob ich mir." Wenigstens konnte er noch kontrollieren, was sich unter seiner schwarzen, weiten Shorts regte. Während sie super ausgestattet war mit Nahrung, Trinken und Alkohol, hatte sich der Blondschopf just mit Kleidung und Handy aus dem Staub gemacht. Und dieses nahm er sich soeben raus um die Kamera zu aktivieren...
Eigentlich hätte es auch noch die nächsten 10 Minuten so weitergehen können. Sie, die Sonne und der letzte Rest Wasser auf ihrer Haut. Allerdings … irgendetwas unterbrach die Idylle von Cynthia nur wenige Momente später. Von ihren Instinkten getrieben zuckten ihre Ohren leicht, während sie versuchte etwas – das irgendwie wie eine Stimme klang – zu lokalisieren und zuzuordnen. Allerdings war es zu weit weg und zu dumpf, als dass sie im ersten Moment irgendetwas damit anfangen konnte. Sie ließ das komische Geräusch also erstmal Geräusch sein und widmete sich gerade wieder ihrem kleinen Sonnenbad, da … raschelte es schon wieder? Wieder horchten die kleinen Ohren der Löwin auf, während ihr Schweif leicht aufgeregt von links nach rechts wanderte. Dieses Mal war es eindeutig näher – und es kam auch nicht von vorne. Aber was genau würde sich von hinten – noch dazu durch diesen überwucherten Dschungel – in den Garten des großen Wohnhauses begeben? Eine Frage, dessen Antwort ihr sogleich über ein leises Lüftchen geliefert wurde, welches ihre Nase mit einem allseits bekannten Geruch fütterte: Rio. Langsam – und ja nicht zu auffällig – drehte sich die Löwin ein wenig seitlich, um ihre Augen auf die Buschreihe legen zu können. Innerlich hoffend, dass der Typ sich so dämlich versteckte, dass man nicht mal großartig suchen musste, um ihn zu finden. Allerdings nahm der Blondschopf ihr diese Aufgabe schon im nächsten Moment ab. Unbeholfen und wie ein Trampeltier stapfte der junge Mann aus dem Gebüsch und pumpte sich schon kurz daraufhin auf, als würde ihm dieser Laden hier gehören. Was ein Pfosten, eh. Warum zur Hölle nutzte er nicht den normalen Weg wie jeder andere? War das zu viel Verlangt? Und dann auch noch dieses selbstgefällige Grinsen …
„Was is‘?“, erwiderte Cynthia leicht genervt und zuckte kurz mit ihren Ohren, während die gelb-stechenden Blicke auf seinem Gesicht ruhten. Insgeheim die kleinen grünen Knospen in seiner Haarpracht begutachtend. Scheiße, eh; dass sah schon fast wieder lustig aus! Ihre eigene Erscheinung interessierte Cynthia hingegen ziemlich wenig. Weder stieg ihr die Röte ins Gesicht, noch hatte sie ein spontanes Bedürfnis sich so schnell wie möglich zu bekleiden. Rio schien damit – wie überraschend – ebenfalls keine Probleme zu haben. „EXTRA für dich?“, kommentierte die Löwin mit erhobener Stimme und machte damit den ersten Schritt, seinem überdimensionierten Ego Einhalt zu gebieten. „Mach mal ne Pause, Ken. Ich wusste bis eben nicht mal, dass dein Indiana Jones Hintern sich auf dem Weg hierher befindet und …“, ihr Blick verschärfte sich in dem Moment, wo sie sein Handy erkannte. Oh nein, das wagte er nicht! „Alter, ich schwör‘s dir, wenn du dein scheiß Handy nicht gleich wieder in deine verfickte Tasche packst, dann … !“, knurrte sie sichtlich aggressiv mit ausgesteckter Hand, ohne ihren Satz zu beenden. Jedes halbwegs am Überleben interessierte Lebewesen hätte da auch sofort eingelenkt - oder sich bereit gemacht, den Marathon seines Lebens hinzulegen. Auf der anderen Seite … es war Rio, von dem wir hier sprechen. Trotzdem: Der war doch nicht mehr ganz dicht?! Alter! Als ob sie es ihm gestattete, einfach so nen verschissenes Nacktbild von ihr zu machen?! Anscheinend musste sie seinem übereifrigen Ego mal wieder ne richtige Klatsche verpassen! Wenn nötig würde sie ihm das Scheißding sogar aus der Hand zu reißen und mit ihren bloßen Füßen darauf herumtreten. Mitunter auch der Grund, warum sie gerade völlig energisch auf ihn zu stapfte. Ganz und gar nicht wie eine liebe kleine Hauskatze wirkend. Sie hatte sogar schon ihre Krallen leicht aus den Fingerkuppen gefahren, als …
*Klick*
Das Geräusch des ersten Bildes war nicht zu überhören und zeitgleich damit ging Cynthias Temperament vollkommen durch die Decke. „DU ... bist sowas von tot, Rio! Ich reiß dir sowas von deinen Arsch auf!“. Das vorher leichte knurren wurde mit einem Mal deutlich lauter, während all ihre menschlichen Merkmale in Rekordgeschwindigkeit animalische Züge annahmen. Innerhalb von Sekunden fand sich Rio einer mit Zähnen fletschenden Löwin gegenüber. gerade vor ihrem heutigen Abendessen stand. Ein majestätisches Brüllen sollte das ebenfalls nochmal unterstreichen, bevor sie zu einem Sprint ansetzte, um Rio samt Handy von seinen Füßen zu reißen. Nur Gott würde wissen, was sie mit ihm machen würde, wenn er dann schutzlos auf dem Boden des Gartens kauerte. An diesem Punkt wäre es vermutlich gut zu wissen, was sie nicht mit ihm machen würde, sobald ihre Pranken sich in sein Fleisch bohrten. Allerdings … er hatte es provoziert. Nun, musste er selbst mit dieser National Geographic Situation klarkommen.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
"Sag mal SPINNST DU? Indiana Jones ist voll Opa ey! Der wünscht sich einen derartigen Arsch wie ich ihn habe!!", war das Einzige, was er aus dem Gespräch als Information entnahm. Somit entschied er sich, das Wichtigste aus der Konversation zu entnehmen und ging gar nicht darauf ein, dass er den anderen Weg genommen hatte und sich nur wenige Minuten zuvor noch durch das Dickicht gekämpft hat. Die Drohung aufgrund des Handys, das Rio herausnahm um ein paar heiße Fotos seiner Kollegin zu machen, nahm er mit einem breiten Grinsen entgegen. Obwohl sie laut zu Knurren anstatt zu Schnurren begann, interessierte es ihm gerade herzlichst wenig, was sie darüber dachte. "Komm schon Cyn, nur ein Foto! Nur für mich!", versuchte er sie mit einem schiefen Grinsen zu beruhigen und konnte die Situation gar nicht mehr ausgiebig genießen, als sie auf ihn zustürmte und er schnell ein Foto machen musste, sodass es sich auch rentiert hat, das Ding überhaupt herausgenommen zu haben. Doch dass dies nur ein verwackeltes Bild wurde, war ja ohnehin klar, so schnell wie sie sich bewegte und er sich nur auf ihre wackelnden Boobies konzentrieren konnte. Im Anschluss darauf erklärte sie ihn für tot, wobei er immer noch mit dem Mobiltelefon herumfuchtelte. "Warte warte, das ist nicht geil geworden, halt doch mal inne, ey!!", wünschte er sich, doch natürlich ging Cynthia dieser Bitte nicht nach. Er konzentrierte sich darauf wieder in den Kameramodus zurückzugelangen, als das Brüllen der Löwin überhand nahm. Im nächsten Moment als er aufsah erkannte er einen ausgewachsenen, weiblichen Löwen vor sich stehen, die drohend mit den Zähnen fletschte. "SCHEIßE EY, kannst du nicht EINMAL einfach das machen, worum ICH DICH BITTE?", fluchte er darüber, denn in dieser Form war sie so ganz und gar nicht sexy. Niemals würde er jedoch zugeben, dass ihr Brüllen ihm tatsächlich Gänsehaut über die muskulösen Armen ziehen ließ. Zügig steckte er das Handy wieder in die Hosentasche und begann sich die Arme zu dehnen, indem er den sich nach oben streckte und eine Hand zwischen die Schulterblätter legte - das selbe auch umgekehrt. Doch lange hatte er nicht Zeit um sich auf die Konfrontation vorzubereiten. Er ging in Abwehrhaltung, indem er sich breitbeinig hinstellte und beide Hände vor seinem Körper hielt. Das Telefon jedoch gückselte immer noch aus der Hosentasche hervor. Seine feuerroten Augen checkten die Umgebung wenn auch nur in den Augenwinkel ab. "FAHR AB, CYNTHIA!", knurrte auch er, ehe er nur leichte Explosionen an seinen Handflächen aufblitzen ließ um ihr zu bestätigen, dass auch der Brasilianer nicht zurückhalten würde. Und gerade bei dieser Affenhitze hatte er so den Vorteil, dass er keine Probleme damit hatte Detonationen auszuüben und mit dessen Intensivität zu spielen. "Es ist nur EIN Foto, verflucht!", wollte er sie beruhigen und schmollte, ehe er im Anschluss murmelte: "Und das ist nicht mal gut geworden. Deine Boobies haben zu sehr gewackelt." Er hätte bereits im Busch versteckt ein Foto machen sollen, doch dann hätte er bestimmt wenige Sekunden später die Fangzähne in seiner Schulter gespürt, da war sich der Hitzkopf sicher. Rio wusste, dass er sie auf Abstand halten musste, denn aufgrund ihrer Zähne und Krallen war Fernkampf etwas, was ganz und gar nicht funktionierte bei ihr. Er trat drei Schritte schräg zurück, sodass er an eine Stelle kam, an der irgendetwas aus Beton zusammengebrochen war und große Trümmerstücke auf einem Haufen lagen. Indem er mit dem Oberkörper sich weit nach links und rechts drehte, dehnte er so gut es ging auch noch diese Muskelstränge, jedoch stets mit den Augen auf die Löwin fixiert. Anschließend kickte der Blondschopf mit dem rechten Fuß ein eher kleineres Stück in die Luft, ehe der Dämon mit einer Explosion an seiner Hand das Trümmerteil auf die Löwin zuboosterte. Doch ganz ehrlich: Der Muskelprotz zielte nicht direkt auf das majestätische Tier... Vielleicht würde sie das erkennen und sich zurückverwandeln, sodass er noch ein ordentliches Foto von ihr hinbekam. Er schüttelte sein Haupt, sodass ein paar Blätter von seinem Kopf fielen, während er angespannt die Zähne aufeinander biss.
Es war ihr ehrlich gesagt scheißegal, ob das Foto verwackelt war! In dem Fall musste Cynthia ihrem Vorbau sogar einmal ein Kompliment machen, wenn dieser wirklich dafür verantwortlich war. Am Grundgedanken änderte das allerdings nicht viel. Sie war entschlossener denn je dem Blondschopf den Arsch aufzureißen. Wie sie – mit einem weiteren Brüllen – eindrucksvoll unter Beweis stellte. Wäre da nicht der Fakt, dass Rio selbst einer dieser verschissenen magischen Viecher ist. Noch dazu eines mit der wohl verfickt nervigsten Fähigkeit auf diesem Planeten: Feuer und Explosionen. Ihr innerer Instinkt machte jedes Mal einen riesigen Sprung rückwärts, wenn er diese Scheiße in ihrer Nähe abzog; und das war es auch, was ihm gerade – wortwörtlich – den Arsch rettete. Statt ihm also einfach ein die Kehle zu springen, machte die Löwin lieber einen hastigen Sprung zur Seite, damit sie ihn besser in irgendeine verschissene Ecke drängen konnte. Da, wo er dann auf jeden Fall keine Möglichkeit mehr hatte wegzulaufen oder irgendeinen anderen Scheiß abzuziehen. Allerdings fragte sich die Löwin gerade, ob eine so offene Konfrontation auf lange Sicht nützlich für sie wäre. Was würde den Feuerteufel davon abhalten diese Flammen direkt zwischen seiner Hand und ihrem Fell zu machen? DAS würde extra geile Verbrennungen geben … auf die sie ja mal so gar keinen Bock hatte. Allerdings wusste Rio auch andere Methoden ihr wundervoll auf den Sack zu gehen. Denn auf ein kleines Knacken folgte sogleich … fliegendes Gerümpel.
Leicht perplex schaute die Löwin kurz zu dem Haufen Schutt, der da gerade wie ein abstürzender Satellit an ihr vorbeigerauscht war. Alles klar, so wollte er also an die Sache herangehen? Gut, dann eben All-in. Flink wie sie in ihrer Form war, machte sie einen weiteren Bogen um den schlechten Nacktfotografen herum und wollte von einem besseren Winkel angreifen und zu einem riesigen Sprung ansetzen, da ….
*Krack*
Rettete Rio der Boden in gewisser Weise das Leben. Ihre ignoranz gegenüber dem leicht brüchigen Boden sorgten dafür, dass ihre Beine nicht den Halt bekamen, der notwendig gewesen war. Innerhalb von einer Sekunde rutschte ihr hinterer Körper weg, während sie eine Welle an Schutt nach hinten wegkatapultierte. Es mehr als offensichtlich zeigend, was gerade ihr Ziel gewesen war. Außer ihrer neuen Position hatte sich also nichts geändert … FUCK! Sie war SO kurz davor gewesen diese scheiß Distanz zu überbrücken und dann passierte NATÜRLICH so ein scheiß! Bereits jetzt konnte sie sich das dreckige Grinsen auf dem Gesicht des Dämons ausmalen, wie er sich in seinem triumphierenden Abwehrmanöver sonnte und … pah! Am Arsch, eh! Frustriert und immer noch wutgeladen brüllte die Löwin ein weiteres Mal aus vollster Kehle, damit er ja nicht auf die Idee kam einen weiteren dummen Spruch hinterher zu klopfen. Als ob sie es einsah, dass er nach dieser Aktion nicht mindestens eine Kratzspur davontragen würde! „DU willst dein scheiß Foto?“, knurrte die Löwin in einer etwas erwachseneren Stimme und nutzte diese Ablenkung, um sich sein Antlitz etwas genauer anzusehen. Unnötig zu erwähnen, dass sein Handy natürlich vollkommen in ihrem Blick landete. „Dann verdien es dir doch, Zweibeiner!“. Was natürlich eine nicht zu unterschätzende Motivation für ihn darstellen würde. Allerdings – so ihr Gedankengang – wollte sie ihn damit auch zum pro-aktiven Handeln bewegen, ihn unachtsam und anfällig für Fehler machen. Alles, was sie machen müsste, wäre sich sein Handy zu schnappen. Und das ging am besten … durch das Element der Überraschung. Mit einem schnellen Sprint weiter von ihm weg, hüpfte Cynthia aus der freien Fläche und hinein in den Dschungel, in welchem sich Rio gerade so abgemüht hatte. Ihr war es egal, sie hatte jetzt die Höhe und das Know-How ihm hier den Arsch aufzureißen, sollte er sich hier hinein trauen. Auf der anderen Seite konnte Cynthia sich so von verschiedenen Richtungen an ihn heranpirschen - und dann eiskalt überraschen. Ihm entweder das Handy aus der Tasche klauen – oder ihre Krallen über den Rücken ziehen. So lange er sich also nicht verpisste, würde er sich entweder in der einen – oder der anderen Situation wiederfinden. Vor allem: Als ob der blonde Arnold fliehen würde; wäre ja mal was ganz Neues. Dafür war sein scheiß Ego einfach viel zu groß. Wenn sie jetzt noch an alles gedacht hatte – und wie vorhin nicht wieder was dazwischenkam – wiegte sie sich in Sicherheit hier jetzt als Siegerin zu stehen. Er würde wohl kaum den ganzen Urwald hier abwackeln … oder?
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Rio wusste, dass die Blondine das Brüllen ernst meinte und ihm den Arsch aufreißen wollte. Doch so einfach machte er es ihr natürlich nicht - verflucht, wenn er schon mal kämpfen konnte, nutzte er das Training auch in vollen Zügen aus! Ihr gesamter Körper war angespannt, genauso wie der des Hitzkopfs. Keiner der Beiden wird einfach so aufgeben, die Idee kam ihnen nicht einmal in den Sinn. Besonders als sie zum Sprung anlegte und die Distanz verringern wollte, folgte der Muskelprotz mit seinen Händen wie eine Art Waffe dem Tier und hielt abrupt inne, als sie... als sie... "Wat?!"... einstürzte? Es sah ganz und gar nicht anmutig aus, wie sie abmühte und erneut wieder inne hielt, da ihr Plan nicht aufging. Breit grinsend konnte sich der Dämon das Lachen nicht verkneifen. Zu süß, wie sie sich auf ihn stürzen wollte aber einen Grund brauchte, seinen atemberaubenden Körper nicht zu zerkratzen. "Hah! Krass - nicer Move, ey!", übergoss er das Feuer mit Benzin um sie noch mehr aufzuwühlen, jedoch hörte das Kätzchen gar nicht erst zu, sondern brüllte erneut verdammt laut, ehe sie ihn in ihrer Löwenform ansprach. Verdammt, auch sie war so dämlich der Grinsebacke weiter einzuheizen indem sie ihn ermutigte es weiter zu versuchen. Das Lippen verzogen sich zu einem schiefen, zufriedenen Lächeln. "Das musst du mir nicht zweimal sagen!" Und als sie daraufhin von ihm wegsprintete, tat erdas, was man womöglich am wenigsten geplant hätte: Er rannte ihr hinterher. "Die rennt einfach weg? Tze!", dachte er sich, doch so schnell wie sie war Rio bei weitem nicht. So blieb er abrupt stehen, während sein Bremsweg ihn bis zu einem Meter vor dem Urwald zog. "Versteck dich ruhig, das wird dir nichts bringen!", maulte er unzufrieden und zog die Luft zwischen den Zähnen ein. "Ich muss nur das Miezekätzchen finden, dann ist sie dran!", murmelte er mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht. Er stellte sich breitbeinig hin, ehe er jeden einzelnen Muskel - vorallem die Armmuskulatur - anspannte und die Handflächen nach unten zeigten. Erneut spielte er mit eher kleineren Explosionen, dessen Intensität er stetig erhöhte, bis seine Füße nicht mehr den Boden berühren konnten. Die Explosionen wurden immer größer, bis er wenige Meter über der Erdoberfläche schwebte und von oben herab den Dschungel durchforstete. Seine roten, vor Aggressivität leuchtenden, Augen suchten das Gebüsch nach der Löwin ab, doch es war vergebens. Sie konnte sich nicht nur gut darin verstecken, sondern machte auch keinen Muckser mehr mit ihren weichen Pfoten auf dem Boden. "Verdammt CYN! Beweg deinen ARSCH HIER HER!", raunzte er unzufrieden damit, dass er sie nicht finden konnte und nicht wusste, ob sie nicht schon längst über alle Berge ist. Doch so schätzte er seine Kollegin nicht ein, denn einfach im Kampf abhauen tat sie bestimmt nicht. "Vorallem haben wir erst mit unserem Spielchen angefangen", dachte sich der Hitzkopf und hatte im Biologieunterricht wohl einen Ticken zu wenig gelernt, denn Löwen waren einzigartige Killermaschinen, die nicht nur schnell, sondern auch hoch springen konnten. Seine Augen versuchten überall alles abzusuchen und an jedem Fleck gleichzeitig zu sein um eine mögliche Bewegung wahrzunehmen. Es stresste ihn sehr nicht zu wissen, wo seine Gegnerin sich befand, doch war das auch eine gute Übung. Dennoch hatte er gerade keinen Plan, was sein nächster Schritt sein wird. Am liebsten würde er sie einfach windelweich prügeln! Ein Knacksen ließ ihn zusammen fahren und sofort reagieren – denn es war nicht weit weg von Rio, sodass er sich fallen ließ und mitten ins Gebüsch stürzte mit den Armen schützend vor seinem hübschen Gesicht. Ob er wirklich auf der Löwin landete oder einfach nur ein anderes kleines Tier sein Unwesen hier trieb, wusste er erst, nachdem er mit seinen Beinen federnd auf dem Boden landete. "Argh…", keuchte er, als er an sämtlichen Ästen und Zweigen hängen blieb. das werden geile Schrammen, da musste er sich noch überlegen, wie er die Geschichte ausdenken konnte, wie er dazu gekommen war.
Kurz nachdem sich die Löwin innerhalb des Laub- und Blattwerks befand, stellte sich in ihrer tierischen Gestalt ein kleines Gefühl der Sicherheit ein. Hier wäre sie wenigstens nicht so auf dem Präsentierteller wie in diesem Hinterhof. Auch wenn sie sich innerlich schon sehr gut ausmalen konnte, dass danach eine weitere Dusche fällig sein würde. Ein Gedanke, der sie schon wieder innerlich die Augen rollen ließ. Wirklich super. Aber was tat man nicht alles dafür einem aufgeblasenen blonden Vollarsch den Tag zu verderben. Fuck, das triumphierende Lächeln würde er bis zum Abend sicherlich nicht von ihrem Gesicht wischen können, so viel war sicher. Die weiteren Träumereien behielt sich Cynthia allerdings für das Ende des Kampfes auf. Noch waren sie nämlich erst am Anfang des Schauspiels, aber trotzdem schon voll dabei. Sie zuckte nur mit den Ohren, als sie die immer lauter werdenden Explosionsgeräusche vernahm, die plötzlich nicht mehr von irgendeiner Seite kamen, sondern sich so anhörten, als ob er über ihr sein würde … und tatsächlich, da flog er. War der komplett behindert? Wie krass wollte er sich eigentlich noch in den Mittelpunkt rücken. Wenn sie nur nicht so weit weg wäre …. Mist! Es half nichts, sie musste näher ran. Immer unter der ständigen Bedrohung, dass der aufgeblasene Selfie-Man sie innerhalb des Blattwerks erspähen würde – oder sie irgendein anderes hinderliches Geräusch von sich gab. Gut, dass sie sich gerade noch zurückhalten konnte auf seine Provokation zu reagieren. Wie gerne hätte sie ihm gerade sein Vorlautes Maul gestopft, aber nein. Jetzt setzte sie erstmal ganz leise eine Pfote vor die andere. Was aber, wenn sie …
Ein finsteres Grinsen erschein auf dem Maul der Löwin, als sie sich bereits so nah an ihn herangepirscht hatte, dass ein Sprung allein ausreichen würde, um sich mit ihm zusammen ins Dickicht zu stürzen. Ein Teil von ihr wollte sogar schon ungestüm lossprinten, die Pranken ausfahren und die Zähne in sein Fleisch bohren. Doch die menschliche Seite behielt stets die Oberhand über ihre Instinkte. Mit einem geradezu hyänenmäßigen Kalkül, nahm Cynthia einen Stein in ihre Pranke und katapultierte ihn gekonnt durch eine Astgabelung zu einem – von ihrer Position aus – überschaubaren Ort. Gespannt darauf, was Rio als Reaktion an den Tag legen würde. In seinem allseits bekannten und blinden Aktionismus würde er sowas auf jeden Fall nicht unbeantwortet lassen. Aber was dann passierte … nun, Cynthia hätte es nicht besser machen können. Wie ein nasser Sack stürzte sich der Tanktop-Florida-Verschnitt in die Gebüsche unter sich. Genau dorthin, wo sie ihn vor wenigen Sekunden auch noch haben wollte. Aber ein Jäger schlug nicht gleich zu, wenn sie die Gelegenheit bot. Auch Löwen spielten gerne mit ihrer Beute, ließen sie zappeln und trieben sie zur Erschöpfung. Genau deswegen pirschte sie sich einfach nur weiter an ihren Freund heran. Anmutig bog sich ihr tierischer Körper um die ganzen Äste und Blätter herum, während ihre Augen stets fix auf das Ziel gerichtet waren. Bald – ja, in nur wenigen Sekunden – war es soweit. Noch ein weiterer Schritt nach links, ein bisschen Feinjustierung der Beine und … Sprung.
Mit einem animalischen Brüllen und der Schnauze voraus preschte der Körper der Löwin aus dem Dickicht hervor. Direkt in die Richtung von – dem nun vermutlich nicht mehr so ahnungslosen – Rio. Selbst wenn er es schaffen würde auszuweichen, so könnte sie direkt wieder im nächsten Dickicht verschwinden. Oder sie schaffte es den Blondschopf mitsamt ihres Gewichts umzustoßen und ihre Zähne direkt vor seinem Gesicht zu fletschen. Immerhin – und das war hoffentlich selbstverständlich – wollte sie ihn nicht ernsthaft verletzen. Vielleicht war es aber auch genau das, was es Rio am Ende ermöglichte den Spieß umzudrehen. So oder so – sein Handy würde hoffentlich bei dem Versucht irgendetwas zu machen unbemerkt aus der Tasche fallen. Damit wäre – so wertete es Cynthia – es zumindest ein Teilsieg. Trotzdem: Diesen Adrenalinschub der Jagd, diesen Kick mal wieder auf Beute zu lauern, sich heranzupirschen. Sie fühlte sich wieder so richtig lebendig, so voller Energie! Der muskelbepackte Aggro-Zwerg hatte ihr schon jetzt was Gutes getan. Nicht, dass sie es ihm in der Situation ins Gesicht sagen würde.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Rio wartete auf irgendein Geräusch oder eine Bewegung und achtete aufmerksam darauf was seine Ohren und Augen vernahmen. Und sei es ein kleiner Pups oder ein Rülpser, denn auch Katzen mussten sich doch irgendwie fortbewegen und machten Fehler! Besonders bei Cynthia konnte der Dämon sich das gut vorstellen, dass sie einen Fehltritt aufgrund ihrer überwiegenden animalischen Art machte. Also wartete er nur auf ein Versehen seitens seiner Kollegin um sie erwischen zu können. Dass er wohl Glück hatte, dass sie sich nicht sogleich auf ihn stürzte, war dem Hitzkopf nicht bewusst. Er fühlte sich relativ sicher in der Höhe und ohnehin immer aufgrund seines stolzen Egos gut dazustehen. Beim nächsten Laut also stürzte sich der Blondschopf auf den Boden und landete dort ziemlich hart, jedoch schlussendlich kniend auf dem staubigen Dreck. Keuchend raffte er sich auf und musste er zugeben einen falschen Gedanken gehabt zu haben, weswegen er sich von der harten Erdoberfläche abstützte und hastig um sich blickte. Ein Leuchten ließ ihn unaufmerksam werden, als er neben sich auf dem Boden das Handy liegen sah, welches vom erdigen Staub beschmutzt wurde. "Porra porra porra!", fluchte der Brasilianer flüsternd und schnappte sich sogleich das Telefon und wollte es soeben wieder einstecken. Doch ein Geräusch aus dem Dickicht ließ ihn aufschrecken, weshalb er beim Erscheinen der dunklen Gestalt sogleich das Handy wieder unachtsam in die Tasche steckte und die Hände aufrecht gegen sie hielt um sie von sich abzuschrecken. Doch das funktionierte nicht, er war etwas zu spät dran dafür. Der elegante Körper der Löwin preschte mit hoher Geschwindigkeit auf den jungen Mann und vergrub ihn völlig unter sich. Auf dem Rücken liegend spannte er alle Muskeln an. Er hatte seine ausgestreckten Arme zeitgerecht gehoben und stemmte sich gegen ihre Schulterblätter, sodass sie ihn mit dem Maul nicht erreichen konnte - hoffentlich. Zähnefletschend knurrte sie und Rio konnte direkt in ihre von animalischen Trieben gesteuerten, gelben Augen blicken, die er mit ernster Miene und zusammengekniffenen Zähnen erwiderte. Ihre Krallen jedoch vergruben sich in den Oberkörper des Blondschopfs. Doch die Genugtuung ihr zu zeigen, dass es schmerzte, wie sie ihre Klauen in seinen Körper bohrten und deutliche Spuren hinterließen. Doch das siegessichere Lachen fiel gänzlich aus. "Grah, verflucht!", keuchte er angestrengt und erhoffte sich nicht bald einen Kopf kürzer zu sein. Wer war stärker - eine Löwin oder ein Muskelprotz? Das würde sich sogleich herausstellen - wobei auch die Löwin ausschließlich aus Muskelsträngen bestand. "Putz dir die Zähne...", fauchte er und winkelte seine Beine an um auch die gegen ihren Bauch zu drücken. "Fahr ab!" Damit versuchte er sie von sich zu heben mit Händen und Beinen gegen den flauschigen Körper drückend. Er wollte sie mit reiner Muskelkraft über seinen Kopf werfen, während der Hitzkopf ihr mit den Augen eindringlich folgte. Ihr Mundgeruch war grässlich, da musste er unbedingt schnell von ihr weg. Außerdem wollte er nicht noch mehr von ihr abbekommen, als er ohnehin schon hat. Erneut ließ er Detonationen an seinem Körper entstehen um sie von sich wegzuhieben und zu schleudern. Mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht folgte er der Katzengestalt um keine Bewegung von ihr zu verpassen. Doch dass sie eindeutig einen Vorteil im Dickicht haben, darüber musste er nicht diskutieren. Dennoch gab es nur eine Möglichkeit hier rauszukommen: Rio musste gewinnen. Ob sie aufgeben würde? No Chance. Doch der Dämon ebenso nicht!
Man könnte es auch als die langanhaltende Leere bezeichnen, bevor man sein Opfer schlussendlich mit seinen Pranken niederrang. So fühlte sich der finale Sprung an, der den muskelbepackten Blondschopf letzten Endes von seinen Füßen riss und (fast) wehrlos zu Boden gehen ließ. Normalerweise wäre es jetzt bereits vorbei gewesen. Cynthia wusste, wie ihre animalischen Triebe tickten und dass nun eigentlich ein schneller Biss in den Hals folgen würde, der das ganze Spektakel beendete. Doch Rio war nicht ihr verdammtes Abendessen … und sie wollte ihn auch nicht umbringen. Dementsprechend triumphant begnügte sich die Löwin damit in sein angespanntes Gesicht zu starren, während ihre Krallen sein elendes Gezappel verhindern sollten. Klappte natürlich nicht, wie immer. Warum konnte der Typ nicht einfach liegen bleiben? Grimmig knurrte die Löwin und fletschte ihre Zähne bei seinen vergeblichen Versuchen ihren – nun eindeutig schwereren Körper – von sich herunterzuheben. Für sie aber war das nur ein willkürliches Zappeln. Der Zappelrio war wieder unterwegs im Dschungel – und machte sich zur Lachnummer. Tse! Wenigstens hatte er noch genug Luft, um sich über ihren Mundgeruch zu beschweren. Weswegen Cynthia ihm – aus purem Trotz heraus – noch einmal extra ins Gesicht hauchte. Doch selbst das brachte den sturen Dickschädel nicht zum Einlenken. Was musste sie denn erst tun, damit er verdammt nochmal endlich von diesem Kampf abließ? Ihm ins Gesicht rülpsen? Fuck, eh. So langsam dämmerte auch ihr, warum der Instinkt die Jagden immer so kurz wie möglich hielt. Das war ja mal richtig ätzend hier …
Ein plötzlicher Schmerz unterbrach die gedankliche Hasstirade über Freundschaftskämpfe und weitete die Augen der Raubkatze. Eine Druckwelle schob sie plötzlich – und mit einer nicht zu unterschätzenden Kraft – von ihrer Beute herunter. Ihr ein kurz wehleidiges Brüllen entlockend, während sie sich wenige Meter neben dem Blondschopf im Dickicht abrollte und mit ihrem Gesicht sofort wieder zu ihrer ehemaligen Position schnellte. WAS ZUR HÖLLE?! WAS WAR DAS DENN FÜR EINE SCHEIßE GEWESEN?! FUCK, EH! Und warum zur verfickten Hölle tat ihr plötzlich der ganze Bauch weh? Er hatte doch nicht so kräftige Gliedmaßen um … warte. Wie in einem Kino holten Cynthia die Erinnerungen an Rios Fähigkeiten ein. Explosionen, um sich hochzuheben. Explosionen, um Dinge wegzuschleudern … das Arschloch hatte sie mit Explosionen weggeschleudert!? Anscheinend auch gar nicht so schlecht, wie sich bei der nächsten Bewegung herausstellte; und es der Löwin verwehrte ihm dieses Mal richtig an die Kehle zu springen. Jede noch so kleine Bewegung in ihrem Körper zog gerade so dermaßen heftig, dass man meinen Könnte ihr würde ein Psychopath mit Messer bei jedem Atemzug die Spitze in den Bauch drücken … und es machte Cynthia aggressiv. Schmerz war immer ein Katalysator, der die Vernunft in den Hintergrund stellte; so war es schon immer gewesen. Dementsprechend heftig hallte das Brüllen der Löwin durch das Dickicht, ehe sie sich mit vorsichtigen Schritten nach hinten von ihm entfernte, die rückwirkende Strecke mit ihrem Schweif auf Hindernisse überprüfend. Sie konnte nicht nachschauen, doch die Aktion wird sicherlich eine Brandwunde hinterlassen haben. Sie hatte sich einmal – als sie noch klein war – ihren Schweif an einer offenen Feuerstelle verbrannt … und das fühlte sich Punktuell genauso beschissen an. Glücklicherweise konnte man ihrer tierischen Form den Schmerz nicht unbedingt ansehen. Aber allein der Fakt, dass sie nicht gleich wieder auf vollen Angriff ging, stellte für den Dämon wahrscheinlich schon einen Sieg dar. Aber was nun? Sie konnte ihn weder angreifen, noch hatte sie Lust ihn jetzt mit Worten zu bombardieren. Wenn er glaubte, dass ihm diese Aktion den Sieg eingebracht hatte, dann hatte er sich sowas von geschnitten! Doch welche Optionen standen ihr gerade offen, wenn wegrennen allein nichts mehr brachte? Egal wie oft sie ihn auf den Boden schmeißen würde. Jetzt, wo er wusste, wie er die Löwin von sich runter bekam, wäre jeder weitere Versuch absolut sinnlos. So ein verdammter Dreck! Hätte er nicht einfach liegen bleiben können?! So eine beschissene Scheiße! Ihr blieb ja buchstäblich nur noch eine Sache … und dann - wenn das nichts brachte - würde sie vermutlich einfach aufgeben. Obwohl Rio für diese Aktion mindestens einen Schlag in die Eier verdient hätte … mindestens. Also … dann mal los! Mit einem Satz nach vorne sprang Cynthia wieder an den Brasilianer heran. Dieses Mal aber nicht auf ihn, sondern vor ihn. Mit hoffentlich genug Abstand, um nicht von seinen Explosionen erwischt zu werden. Ihre Pranke dabei in den Boden grabend, damit sie jetzt eine große Menge an Dreck und Sand direkt in sein Gesicht schleudern konnte. Ob es traf, konnte sie nicht sagen. Löwenpranken waren nicht gerade für ihre Zielgenauigkeit bekannt. Es war schon sehr verzweifelt, aber im Kampf war eben vieles erlaubt. Auch seiner Freundin das Fell verbrennen. Sie wollte ihn ja nicht so krass verletzen, deswegen mussten seine Augen jetzt dieses Malheur ausbaden. Hier soll noch einmal jemand behaupten, sie hätte keine Selbstbeherrschung …
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche