Dieses überwucherte Gebäude ist eines der wenigen großen Wohnhäuser außerhalb des Stadtkernes gewesen und mindestens genauso lang verlassen wie der Bahnhof, oder die verlassene Siedlung an sich. Nur ist hier - aufgrund eines angrenzenden Gartens - die Überwucherung weitaus extremer. Was dafür gesorgt hat, dass der Ort generell nicht so beliebt bei vielen Jugendlichen ist.
Das Haus erstreckt sich über drei Etagen und beherbergt Wohnungen verschiedener Größe. Bevor man allerdings einen Fuß hineinsetzen kann, muss man durch eine Lobby-Ähnliche Räumlichkeit mit einem Tresen und verschiedenen Briefkästen. Allerdings ist hier, wie auch bei den restlichen Wohnungen im Erdgeschoss - alles stark in Mitleidenschaft gezogen. Sorgt aber auch dafür, dass dort alle Wohnungen mit Leichtigkeit betreten werden können. Trotzdem: So manch ein Schatz lässt sich bestimmt noch in den ganzen Schränken und Schreibtischen finden! Außerdem verfügt dieses Gebäude noch über fließend Wasser! Strom hingegen ist auch hier nicht mehr zu finden.
In den oberen Etagen, die man durch eine solide Treppe erreichen kann, sieht es schon etwas besser aus. Hier findet man neben noch vollständig intakten Türen auch noch recht Intakte Möbel. Macht es zwar nicht sonderlich wohnenswert, aber immerhin. Die Fenster liefern einen guten Blick auf den Hof. Man kann also von drinnen jeden sehen, der das Gebäude ansteuert. Es gibt sogar eine Tür im Obergeschoss, die seltsam gepflegt aussieht und nicht gerade ins Bild eines verlassenen Wohnhauses passt. Ob dort wohl jemand haust? Irgendeinen Grund gibt es sicher dafür.
Die Ohren von Cynthia zuckten einmal kurz leicht ungläubig, ehe sie der Aufforderung nachkam und sich langsam zur Kasse umdrehte. „Chill, du Ochse.“, entgegnete sie nur auf sein aggressives Verhalten und nahm alle Speisen des Abends in ihre Obhut. Sichtlich zufrieden mit jedem Gramm Futter, der in ihren Händen verweilte und nicht ihrem – wenn auch nur übertragen gesprochenen – Rivalen anheimfiel. So lange sie die Kontrolle über das Essen hatte, war die Löwin sichtlich glücklich mit ihrer Situation und störte sich auch keineswegs an der miesen Laune des großen Trampeltiers, welches den Weg nach Hause mit ihr bestritt. „Ja, sicher.“, erwiderte sie beim überschreiten der Türschwelle und verzog ihre Mundwinkel zu einem fiesen Grinsen, „Weil du nachts auch so unglaublich gut sehen kannst.“. Eigentlich vermutete sie eher das Gegenteil. Bei seiner Hitzköpfigen Art wäre es wahrscheinlicher, dass er sich eine Fackel bauen würde … oder einfach alles mit seinen Explosionen in kleinste Partikel schredderte. Manchmal war es echt schwer zu glauben, dass Rio mitunter echt gute Noten einfuhr. Allerdings … sie war auch nicht schlecht. Wenn sie ihre Beteiligung im Unterricht mal aufrechterhalten würde und nicht ständig aus dem Fenster starrte. Aber wen juckte das schon? Sie ganz bestimmt nicht. So weit käme es noch, dass sie sich plötzlich als übelster Streber outete und ganz brav mitmachte. Die konnte sie alle mal gepflegt am Arsch lecken! „Im Gegensatz zu dir hab‘ ich nen Oberteil, du Pfeife.“, reagierte sie sichtlich unbeeindruckt auf den neunmalklugen Regenwaldvernichter und nutzte ihre freie Hand, um ihm einen gezielten Schlag gegen die Schulter zu verpassen. Denn im Gegensatz zu ihm lief sie nicht einfach durch irgendwelche Büsche, als würde die Natur freiwillig vor ihm auseinandergehen. Allein der Gedanke daran sorgte bei ihr dafür, dass sich ein sehr breites Grinsen auf ihren Lippen abzeichnete. Würde sie nicht ihren Lutscher im Mund haben, wäre es vermutlich sogar in einem Lachen ausgeartet.
„Endlich da! Ich dachte schon ich verhungere auf dem Weg.“, verkündete Cynthia stolz die Ankunft an ihrem verlassenen Wohnblock und stellte die Tüte mit den Einkäufen im Durchgang zum Garten ab, ehe sie in einen staubigen Raum daneben ging und scheppernd einen Grill herausholte. Sie mochte das Scheißding nicht. Erstens roch es nach Ruß und dem ganzen Kack; und dann stieg ihr beim Rumschleppen auch immer dieser verdammte Staub in die Nase. Richtig beschissen war das! „Eh, Rio!“, kämpfte sie um die Aufmerksamkeit des Blondschopfs und pausierte in ihren Anstrengungen die gehasste Feuerschale zu schleppen, „Mach du mal das Feuer klar, ich kümmere mich um das Essen.“. Denn nicht mal zehn Pferde würden sie dazu überreden können sich nun freiwillig mit Feuer und irgendwelchen Grillanzündern dort hinzustellen. Allein bei dem Gedanken kringelte sich ihr Schweif ängstlich hinter ihrem Rücken zusammen. „Kohle und Anzünder sind noch in der Kammer, by the way.“, ließ sie ihn wissen und zog den Grill auf seine finale Position. Direkt neben einem alten Tisch und den anderen Gartenmöbeln, die sie vor Monaten stolz aus der Umgebung zusammengeklaut hatte. „Ach und …“, sie ging zur Tüte mit den Einkäufen und blieb dort stehen. „… da unten stehen noch nen paar Kerzen rum. Wäre vielleicht praktisch, wenn man im Dunkeln nicht so gut sehen kann.“. Denn sie rechnete nicht damit, dass er gleich am Anfang daran dachte die Beleuchtung für später mit rauszustellen. Die Wahrscheinlichkeit war viel Höher, dass er am Ende im Dunkeln sitzen würde und die ganze Zeit seine scheiß Laune vor sich herzog. Aber vielleicht half ihm ja auch der Grill dabei sich mental abzureagieren. Mit dem Essen in Reichweite beruhigten sich nämlich auch bei ihr das Gemüt. „Und wenn du damit fertig bist schwing deinen Arsch nach oben und hilf mir beim Runterschleppen.“, ermahnte sie den Dämon und hob die Tüte auf, um mit ihr im Treppenhaus zu verschwinden. Sollte er sich dazu am Ende zu fein sein, konnte er gerne selber sehen wie er seinen Alkohol bekam. Seine Freudengummis konnte sie ihm ja einfach auf den Schrank legen. Die würden sowieso erst später relevant werden … wenn sie betrunken genug war.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Was für ein Glück, dass Cynthia Gefallen daran hatte, alles einzupacken und zu schleppen. So kam sie sich wie die Besitzerin des Futters vor, ziemlich tierisches Verhalten für ein doch irgendwie menschliches Wesen. Dem Hitzkopf konnte das aber nicht egaler sein. Wenn sie die Tasche trug, würde er sicher nicht Nein sagen. Es zu klauen traute sich das Kätzchen ja ohnehin nicht. Beide standen zu ihren Worten - er bezahlte für sein und ihr Essen, womit klar war, dass jeder seinen Teil abbekam, egal wer das Geld dafür rausschmiss oder egal wer es zum alten Wohnheim trug. "Wie auch immer", äffte der Blondschopf nur als sie sein Sehvermögen kommentierte und winkte gelangweilt ab, ehe seine Hand wieder in der Hosentasche verschwand.
Auf ihr hungerleidenden Kommentar des ewig langen Weges bis zum Wohnheim schnaufte der Dämon laut aus. "Tze, verhungern mit Futter in den Pfoten, das wär mal n Bericht wert", meinte er nur dazu und war erleichtert endlich den Fußmarsch hinter sich zu haben. Immer noch ohne ein Shirt bekleidet lief er seiner Freundin hinterher, blieb jedoch vor der Bude stehen, sodass er auf sein Handy blicken konnte. Keine Nachricht, dafür wusste er wie viel Zeit die Beiden nun verplempert hatten. Auf ihr rufen hin stapfte er genervt zu ihr. "Ey, halt den Rand! Ich hab ja keine Ohrenverschmalzung, man!", rief er bei ihrem Brüllen und verdrehte die Augen, als er zu ihr ging. Ohne auch nur Anzeichen zu machen ihr helfen zu wollen, stand er ruhig vor ihr und ließ sich befehlen, er solle das Feuer doch machen. Er war offensichtlich mehr als nur gereizt, was man mit dem Fachbegriff hangry gut erklären konnte. Offensichtlich kümmerte Rio sich um das Feuer, was ja auch deutlich mehr Sinn machte, als wenn er das Kochen übernahm. Doch noch bevor er sich aus dem Staub machen konnte, erwartete sie noch von ihm die Kerzen mitzunehmen. "Kerzen? Was soll der Shit? Wird das ein Candlelight Dinner oder so 'n Rotz?", äffte er und rollte mit seinen roten Augen, ehe er sich von Cynthia entfernte. Sie schaffte das auch alleine dieses Teil nach draußen zu schleppen. So kümmerte sich der Brasilianer um Kerzen. Alter Schwede, wieso zur Hölle denkt die denn an sowas? Doch in der Kammer angekommen schnappte er sich auch schon den Sack mit Kohle und steckte ein paar Anzünder in die Hosentasche. Viel davon brauchte er ohnehin nicht, schließlich hatte er auch ordentlich Durchhaltevermögen. Mit der Kohle in der einen Hand und den anderem Arm die unterschiedlichsten Kerzen zwischen Oberkörper und Arm geklemmt, trat er wieder nach draußen zum Grill um alles für das Feuer parat zu stellen. "Ey, da ist gar nicht mehr so viel übrig, so ein Scheißdreck!", fluchte er abermals und stellte alles an der geeigneten Feuerstelle bereit. Dass er ab und an mit sich selber sprach, konnte schon mal vorkommen. Besonders wenn seine Freundin auf einer anderen Ebene sich mit dem Essen beschäftigte, während er der einfachheitshalber den Sack leerte und die Grillanzünder dazwischen steckte. Immer wieder konnte man ein genervtes Schnauben oder Grölen hören. Doch der Blondschopf ließ sich nicht von sich selber irritieren und machte sich schon daran das Feuer zu entfachen. Aufgrund seiner magischen Fähigkeiten war das schneller erledigt, als normalerweise. So ging er in die Hocke, streckte beide Arme von sich und heizte mit viel Pfeffer ein, bis die Anzünder brannten und die Kohle bereits zu glühen begann. Nach nur wenigen Augenblicken schon stand er wieder auf und wischte sich die Hände an der Hose ab, ehe seine schweren Schritte durch die Bruchbude hallten. "CYN!", brüllte er unüberhörbar und wurde im Minutentakt pampiger und unausstehlicher. "Scheiße man, bist du fertig?!", rief er, als er in den oberen Stock stampfte und vor dem Raum stehen blieb um einen Blick auf ihr Werk zu richten. "Mensch, lass uns das einfach auf den Grill werfen, is ja Latte ob da Kräuter dran sind oder nicht", warf er ungeduldig in den Raum und knurrte schon beinahe zähnezeigend.
Candle … was?! Manchmal würde es dem Muskel-Albert mal guttun, wenn er seine Birne benutzen würde, bevor er sein Maul aufriss. „Kannst sie auch weglassen, aber ich bin nicht diejenige, die im Dunkeln auf die Fresse fliegt.“. erwiderte sie ohne jegliche Empathie in ihrer Stimme und ließ den Aggro-Arnold mit seiner Kerzenphobie alleine. Sie hatte besseres – und vor allem auch sinnvolleres – zu tun. Das Essen machte sich eben nicht von alleine fertig und Rios Finger sollten besser nichts anfassen, was irgendwie mit Fingerfertigkeit zu tun hatte. Seine Handwerklichen Talente im Bereich des Kochens stufte sie nämlich insgeheim als volle Katastrophe ein. Gut, vielleicht würde sie ihn die Brötchen in die Mikrowelle packen lassen. War vermutlich auch die einzige Aufgabe, die seine Geduld nicht schon ab der ersten Minute voll ausreizte. Ganz im Gegensatz zu der Tätigkeit, die sie gerade ausübte: Champignons schälen. Immerhin wollte keiner die verdreckte Hülle in sich reinschieben; und die Kräuterbutter musste ja auch irgendwie in den Hut des Pilzes passen. Das ging schlichtweg nicht, wenn da noch die Haut drüber gewachsen war. Allerdings – und das fiel natürlich auf die Löwin zurück – nahm es ein bisschen Zeit in Anspruch. Zu viel Zeit, wenn man sich anhörte wie aggressiv ihr eigener Name durch das Treppenhaus nach oben schallte. War es so verdammt schwer sich FÜNF MINUTEN auf seinen Arsch zu setzen? Meine Fresse … heute war er echt anstrengend. Als ob der Kampf heute Nachmittag nicht schon genug war, um seinen Energiespiegel auf Null zu setzen … „WAS?!“, brüllte sie letzend Endes durch den Flur zurück und kümmerte sich nicht darum, ob er sie nun wirklich gehört hatte oder nicht. Wenn es nach ihr ging hätte sie am liebsten gar nicht geantwortet, aber man war ja irgendwo noch ansatzweise sozial angehaucht; zumindest seinen Freunden gegenüber. Eine wirkliche Antwort bekam Cynthia allerdings nicht auf ihre Nachfrage. Stattdessen trampelte ein Dinosaurier die Treppenstufen empor und beehrte sie schon wenige Minuten später mit seiner unglaublich guten Laune. Der Löwin, welche gerade den letzten mit Kräuterbutter befüllten Pilz in eine für den Grill geeignete Alu-Schale packte, den sogleich letzten Nerv raubend. „Oh, klar. Ich bin schon seit fünfzehn Minuten fertig, weißt du? Ich wollte eigentlich nur wissen wie lang du brauchst, um endlich hier oben aufzukreuzen.“. Und wäre Sarkasmus eine Wandfarbe gewesen, hätte sie vermutlich mit diesem Satz die ganze Wohnung zwei Mal streichen können. Selbst Rio brauchte in dem Moment wohl kein Radar dafür, wie hart er ihr in diesem Moment gerade auf die Eierstöcke ging. Glücklicherweise war die Zucchini schon gewürzt und ebenfalls abmarschbereit. „Aber weißt du was? Hier!“, und damit drückte sie dem unaustehlich aggressiven Blondschopf das ganze Gemüse in die Hand. „Warum gehst du nicht den Kerzen unten auf den Sack, huh? Vielleicht hab‘ ich dann Zeit hier noch schnell was zu würzen, damit dein verficktes Tofu nicht so schmeckt, als würde es Pappe sein.“. Und ihr Blick ließ eigentlich keine großen Widerworte zu. Es war aber auch so ganz deutlich abzulesen, dass sie gerade ziemlich angepisst war. Allein bei dem Anblick wie ihr Schweif eine angriffslustige Kobra nachäffte, musste man eigentlich nicht mehr viel darüber nachdenken. „Also komm verfickt nochmal runter und setz dich unten nur für FÜNF MINUTEN auf deinen Arsch, bis ich da bin! Ich geh‘ dir auch nicht auf den Sack und hab nen scheiß großen Hunger! Alles klar? Gut! Dann mach nen Abflug!“, und damit wandte sie sich wieder dem Fleisch zu und hatte nicht mehr die große Lust noch irgendein anderes Wort zu sprechen. Die Gefahr, dass sie eine regelrechte Wutexplosion vollbringen würde war gerade in greifbare Nähe gerückt …
Wie auch immer das Szenario oben in der Wohnung ausging: Cynthia kam nicht mal ein paar Minuten später mit Tellern und dem präparierten Fleisch zum Grill hinunter. Glücklicherweise hatte allein der Gang nach unten eine nahezu beruhigende Wirkung auf sie und relativ ausgeglichen stellte sie das Zeug auf den Tisch, bevor sie einen prüfenden Blick auf das vor sich hin glimmernde Feuer warf. Allein das Knistern machte sie leicht nervös, aber dass ließ sie sich natürlich nicht so leicht anmerken. Ihre Ohren zuckten trotzdem bei jedem kleinen Knacken, dass aus der Richtung des Grills kam, erschrocken zusammen. „Danke für`s Anfeuern.“, brachte sie mit einem Nicken zum Feuer über die Lippen, ehe sie die Teller nahm und vor den beiden aufteilte. „Willst du grillen – oder soll ich?“, blieb als einzige Frage noch offen im Raum stehen. Ihr war es egal, auch wenn man sie vielleicht lauthals fluchen hören würde, wenn sich ein glühender Funke auf ihre tierischen Körperteile verirrte.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Auf die Fresse fliegen? Wenns nicht mehr zu sehen gibt, lässt der Dämon doch einfach kleine Explosionen oder Flammen an der Hand entstehen, sodass er nicht vor der Löwin mit dem Boden knutschte. "Ey, in welch einer Galaxis lebt die..." Dass der Jugendliche immer unausstehlicher wurde, war vermeidbar gewesen, wenn sie schon zuvor den Einkauf erledigt hätten und er nicht so lange auf etwas zum Essen warten musste. Es lag ja schon direkt vor ihm, das dauert ja verdammt ewig, bis es endlich auf dem Grill landete! Und mit seiner furchtbar guten Laune steckte er bekanntlicherweise seine Begleitung an, die ebenso aggressiv reagierte, als er nur nach ihr rief. Normalerweise hätte er geschmunzelt bei solch einer Reaktion, jedoch war ihm nicht nach grinsen zumute. "Greeeeh, Schnauze - sonst Beule", kommentierte der Hitzkopf den Sarkasmus der Köchin und lehnte sich gegen den Türrahmen. Doch noch ehe er Schnauze sagen konnte, drückte die Löwin ihm schon eine Schüssel in die Hand, die er mit nach unten nehmen sollte. Rio schnaubte nur unzufrieden und nahm wie gewollt das fertige Gemüse mit nach unten. "Mensch, wenn du wenigstens erst das Fleisch gemacht hättest, verfickte Scheiße", maulte er auf dem Weg nach unten jedoch laut hörbar. So gönnte er der Blondine eine Pause von sich und stapfte wieder in das Erdgeschoss, wo die glühenden Kohle bereits auf das Fleisch wartete. Er stellte die Schüssel ab und schob auch noch den Tisch und die Stühle etwas näher, sodass sie nicht weit weg von der Grillstelle sitzen mussten. Ganz sicher lief er keine Kilometer nur um das Fleisch umzudrehen, ey! Es wurde bereits dunkel, weswegen der Hitzkopf tatsächlich die Kerzen mit seinen bloßen Händen anzündete und zwei davon auf den Tisch stellte. So würden sie - oder eher er - sehen, was sie zumindest in den Mund schaufelten. Die anderen stellte er direkt neben den Eingang der Bruchbude, so war das Wichtigste also ausgeleuchtet. Im Anschluss platzierte der Brasilianer tatsächlich seinen Hintern auf den Stuhl und wartete darauf, dass die Köchin ihm das Essen brachte. Das dauerte auch nicht mehr lange, da trat sie heraus und hatte eine ordentliche Portion Fleisch bei sich. Genüsslich knurrend stand der Hitzkopf auf und ging zu ihr um die Nahrung abzunehmen. "Lass mich", meinte er besitzergreifend und schnappte sich das Fleisch um zum Grill hinüberzugehen. Dort belegte er den Grillrost mit ordentlich viel Fleisch und dem Aluteil mit Gemüse darauf. Es duftete fabelhaft und begann sogleich an zu brutzeln, als er es über die Hitze stellte. "Scheiße geil", kommentierte er und setzte sich für einen Moment wieder zurück. Womöglich beruhigte ihn der Geruch des brutzelnden Fleisches und den leckeren Kräutern so sehr, dass er sich tatsächlich für einen Moment zurückhalten konnte. Doch da fehlt noch was... "Was willste trinken?" Bei seinem nächsten Gedanken seufzte er sogleich. "Scheiße, das Bier war ja noch nicht eingekühlt. Man" Vor lauter Hunger hatte er das schon voll vergessen. "Auch Wasser?" Heftig wie vernünftig der 17 Jährige doch war! Doch er hatte echt einen mörderischen Durst, weswegen er hinein stürmte und zügig zwei Becher Wasser holte, die er mit nach draußen brachte. Einen hatte er drinnen bereits geleert und wollte die Blondine kein einfaches Wasser sondern nur Alkoholhaltiges konnte er auch den zweiten Becher leeren. "Who cares" Er stellte die Becher ab, ehe er sich dem Grill widmete und das noch nicht fertige Fleisch beobachtete. Man, das dauerte einfach zu lange...
Zugegeben: So ganz recht war es der Löwin nicht ihre gerade fertige Beute sofort wieder aus der Hand zu geben. Doch angesichts der Tatsache, dass Rio wohl kaum den Grill nehmen und damit vor ihr wegrennen würde, war es einigermaßen akzeptabel. Außerdem saß sie nicht mal fünf Meter von ihm weg. Jeglicher andere Fluchtversuch würde also mit einem schnellen Sprung direkt von ihr unterbunden werden. „Lass das Zeug bloß nicht verbrennen …“, ermahnte sie ihn aus reiner Vorsicht heraus und ließ sich in den Stuhl sinken, während ihr Blick den Himmel im Auge behielt. Ein kleiner Moment der Ruhe, nachdem sie sich vorhin so wunderschön am Siedepunkt ihrer Emotionen befunden hatte. Zur Abwechslung gab es also mal keine hitzigen Wortgefechte oder sarkastischen Zwischenrufe. Nur zwei junge Erwachsene die sich am Feuer wärmten und auf ihr zukünftiges Essen freuten. Wäre da nicht … „Wäre ja auch zu einfach gewesen …“, seufzte sie bei der plötzlichen Realisation, dass der Alkohol fehlte. Andererseits schadete es nicht die ganze Sauferei auf später zu verschieben. Sich auf leeren Magen die Kante zu geben war sowieso nie eine krass gute Idee gewesen. Die Idee mit dem Wasser traf also nicht auf großartigen Widerstand. „Jo, Wasser.“, bestätigte sie dem plötzlich marschbereiten Grillmeister und warf in seiner kurzen Abwesenheit selbst einen prüfenden Blick auf ihre brutzelnde Feuerstelle, bevor sie hinter sich wieder ein paar Schritte vernahm, die Rio’s Ankunft verkünden sollten.
Kaum war der Blondschopf wieder in ihr Blickfeld getreten, folgten ihm die gelben Augen der Löwin bei jeder Bewegung, während ihre Lippen eine regelrechte Welle der Freude ausstrahlten. Mit dem Geruch von Essen in der Nase war ihr sowieso gleich viel wärmer und fröhlicher zumute. „Ist auch nich‘ so wichtig, wir können uns auch später noch zuschütten. Hält uns ja keiner auf …“, ließ sie ihn an ihren Gedanken teilhaben und wandte ihren Blick wieder in den Himmel, welcher sich durch die verschwindende Sonne langsam leicht rötlich färbte. Ein für Isola typischer Vorgang – aber das machte ihn nicht weniger schön. Nicht, dass Cynthia das jemals so offenkundig zugeben würde. Mal abgesehen davon, dass man solche Gedanken eh besser für sich behielt. Immerhin war das hier keine dieser komischen Serien, wo man sofort auf jedes scheiß philosophische Thema ansprang – nur, weil es gerade in den Raum geworfen wurde. Aber … konnte es schaden? „Eh, Rio …“, verlangte sie nach seiner Aufmerksamkeit und seufzte, ehe sie versuchte aus ihrer zurückgelehnten Position einen guten Blick auf ihren Rudelkollegen zu erhaschen. „Wenn du die Chance hättest eine Sache in deinem Leben anders zu machen, was wäre das?“. Dabei war ihr jetzt schon klar, dass er vermutlich zum Großteil eine Troll-Antwort abgeben – oder sich über sie lustig machen würde. Interessieren tat sie das allerdings herzlich wenig. Klar, es würde ihr tierisch auf die nerven gehen. Doch die Löwin wollte gar nicht wissen wie oft sie ihm schon eine verbal-sarkastische Schelle ins Gesicht gedrückt hatte, wenn er was Ernsthaftes von ihr wissen wollte. Ein leichtes Grinsen auf ihre Lippen zaubernd, als ihr im Gegenzug so viele Antworten einfielen, die man sowohl als Spaß betrachten und gleichzeitig ernstnehmen konnte. Womit ihr die Kondome von vorhin wieder in den Sinn kamen. „Und komm mir verfickt nochmal nich' mit der scheiß Situation auf dem Dachboden! Ich meine schon was verdammt wichtiges.“. Sie würde im Gegenzug natürlich auch was von sich preisgeben. Quasi einen Einblick in die für andere sonst so verschlossene Welt geben. Rio wusste zwar schon einiges, aber eben nicht alles. Aber da waren sich die beiden Rüpel letzten Endes ziemlich ähnlich. Trotzdem: Es gehörte einfach dazu, sie konnte sich ja schlecht die ganze Zeit nur mit ihm Anlegen.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
"Du magst es blutig, ich weiß", versprach er der Löwin ihr Fleisch nicht allzu durch zu braten. Er trank einen ordentlichen Schluck Wasser als wäre es ein Wettbewerb, wer der Beiden mehr Wasser auf einmal trinken konnte. Doch mehr unbewusst als bewusst - er hatte das Konkurrenzdenken schon so verinnerlicht, dass er nicht mal was dagegen hätte tun können. Auf ihren Vorschlag sich später die Birne vollknallen zu lassen, nickte er nur mit einem Brummen. Plötzlich wurde es überaus still. Doch das war nichts, was unangenehm war. Im Gegenteil, es tat den Beiden bestimmt sehr gut mal die Ruhe zu bewahren und auch zu genießen. Erst als sie seinen Namen erwähnte, blickte er vom Grill hoch in ihr Gesicht. Es klang dieses Mal jedoch anders, wie sie seinen Namen aussprach, weshalb er keine weitere Reaktion als gänzliche Aufmerksamkeit zeigte. Schlussendlich warf sie eine überaus philosophische Frage in die Runde."Alter, was is'n das für ne Frage?", warf er zurück und raffte sich auf um sich ordentlicher zu ihr zu drehen. Doch noch bevor er ihr antworten konnte, kam sie sogleich auf die Situation am Dachboden zurück. Seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Schmunzeln, als sie die Kondome erwähnte. Daran hatte er nicht so schnell gedacht, wie sie. Womöglich war ihr die Situation unangenehmer gewesen, als ihm - oder nicht? "Fuck, meinst du echt, ich würde an mir was anderes machen wollen?", sagte er selbstbewusst und warf die Hände in die Höhe. "Ich bin scheiße geil geworden durch meinen Lebensstil. Alte - denkste wirklich, ich würde mit jemandem tauschen wollen oder was?" Natürlich musste er sein Ego aufpuschen in dieser Situation. Doch wenn er ganz hart nachdachte, gab es bestimmt irgendetwas, das er anders machen würde. Wer hatte denn noch nicht so eine Situation gehabt, in der man falsch reagiert hatte? Er wurde wieder etwas ruhiger, seine Lippen zogen sich wieder nach unten, als er erneut in die Hocke ging um zu sehen, wie das Fleisch auf der unteren Seite aussah, indem er mit seiner Gabel hineinpiekste und es kurz hob, ehe er es wieder ruhen ließ. Er wirkte durch das Herumgepiekse wohl etwas geistesabwesend, jedoch war der Blondschopf einfach noch damit beschäftigt, seine Gedanken zu ordnen um eine passende Antwort abgeben zu können. "Womöglich hätte ich irgendwann mal meiner Mum 'Danke' gesagt", entkam es ihm dabei, als er die Fleischstücke umdrehte, sodass sie erneut zu zischen begannen. Sogleich er jedoch mit dem letzten Stück fertig war und die Antwort ausgesprochen war, blickte er mit drohenden zusammengekniffenen Augen zur Blondine und zeigte mit der Fleischgabel auf sie. "Scheiße ich prügel dich windelweich wenn du mir jetzt blöd kommst", warnte er seine Gesellschaft und zog die Augenbrauen verärgert zusammen, ehe er sich aufraffte und mit selbstbewusster Haltung vor dem Grill stand und sich zu ihr umdrehte. "Was ist mit dir? Hättest das letzte Mal nicht Nein sagen wollen, oder wie kommst du auf den Scheiß?", warf er die Frage wenn auch uncharmant zurück und blickte sie fordernd mit seinen roten Iriden an. Es war noch nicht einmal Alkohol im Spiel und sie kam mit den bescheuertsten Gedanken daher. War das versteckte Kamera oder so 'n Scheiß?!
Cynthia seufzte leicht genervt, als die von ihrer erwarteten Reaktion eintrat. Allerdings hatte sie nicht großartig das Bedürfnis da jetzt nochmal nachzuhaken. Wenn sie solche Themen anschnitt, dann ging man entweder drauf ein oder man ließ es bleiben. Die Löwin hatte nicht das Interesse anderen auf Teufel komm raus ihre etwas tiefgründigeren Gedanken an die Backe zu labern. Wie scheiße hilfsbedürftig wirkte das denn bitteschön? Nein, da grübelte sie lieber selbst – und im Stillen – drüber nach. Man konnte eben nicht alles mit seinen Mitmenschen teilen, das war nun einmal die bittere Realität. „Keine Ahnung, kann ich Gedanken lesen?“, maulte sie nur leicht mürrisch zurück und schlürfte ein Schluck aus ihrem Glas. Innerlich erleichtert darüber, dass sich der Grillmeister doch noch dazu erniedrigen konnte ihrer Frage zumindest ein Teil seiner Gehirnkapazität zukommen zu lassen. Aber sie hätte es besser wissen müssen … eigentlich. „Dein fucking Ernst? Ich rede nicht über’s verfickte tauschen. Es war ne simple Frage! Also entweder du sagst was - oder hältst einfach die Fresse.“, war die mehr als gereizte Antwort auf seine überschwängliche Eigenwerbung, bevor Cynthia sich zurück in die Lehne ihres Stuhls fallen ließ und dabei einen frustrierten Schwall an Luft in ihre Umgebung pustete. Manchmal würde sie schon echt gerne wissen, was in seinem Kopf vorging. Hatte ja verdammt nochmal niemand angezweifelt wie geil er war. Oder wollte der Dämon es so lange wiederholen, bis ihm die Pflanzen hier im Garten auch noch ihre uneingeschränkte Unterstützung zusicherten und ihre Blätter im tosenden Applaus seine unglaubliche Größe feierten? Tse, so weit käme es noch! Aber sie würde einen Teufel tun und ihm das jetzt gegen den Kopf werfen, war eh verschwendete Luft. Sie brauchte eh erstmal ein paar Minuten um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen, weswegen ihr die anschließende Stille sehr gut in den Kram passte. Bis …
Hatte er gerade? Nein, oder? Doch! Ja, doch, dass hatte er! Rio hatte tatsächlich mal sein Ego überwunden und was sinnvolles von sich gegeben. Scheiße, dass sie das in so einer Situation nochmal erleben würde, grenzte irgendwie fast an ein Wunder. Ebenso wie sie ihm dafür keinen sarkastisch angehauchten Kommentar in die Fresse schmiss, sondern einfach zuhörte. „Hab‘ ich irgendwas gesagt?“, stellte sie die rhetorische Frage in den Raum und beobachtete den Testosteron-Dämon dabei, wie er sich zu ihr umdrehte. Nicht mal ein kleines Zucken schaffte es über Cynthias Lippen, während ihre, zu schmalen Schlitzen verengten, Pupillen auf sein Gesicht gerichtet waren. Den Moment mit einer kurzen – und durchaus angespannten – Stille durchtränkend. Genug, um Rio die Zeit für einen Gegenschlag zu liefern. Der ließ allerdings stark zu wünschen übrig, selbst für ihn. „Pffff! Von wegen. Träum weiter.“, zerstörte sie seine Hoffnungen und grinste leicht, ehe sie in ihrem Stuhl leicht hin und her rutschte. Bequem war eben was anderes, wenn man auf Jahrealter Plastikschrott-Gartenmöbel hockte. „Als ob es mich juckt, dass ich dich an einem Abend meines Lebens nicht ficken wollte. Mach mal ne Pause, eh. Ich wollte es einfach mal wissen.“. Was ja nicht einmal falsch war. Er sollte mal nicht so aggressiv werden. Mal abgesehen davon würde sie die Antwort wohl kaum nehmen und in irgendeiner Form gegen ihn verwenden. So eine hinterlistige Göre war sie nicht und würde es auch nie sein, das war ihm hoffentlich bewusst. „Oder hätt‘ ich dir stattdessen sagen sollen, dass du nen fetten Arsch hast und mich dann an der Reaktion ergötzen sollen? Absolut keinen Bock drauf.“, und sie stand vom Stuhl auf und stellte sich direkt vor ihn hin, den Kopf leicht nach oben geneigt, um den Blickkontakt halten zu können. „Ich hatte nur kurz drüber nachgedacht, was aus mir geworden wäre, wenn ich den Leuten damals nicht die Fresse poliert hätte.“. Sie lächelte und schaute kurz hinunter auf das Fleisch. Als würde sie irgendetwas daran stärker beschäftigen, als sie es sich selbst eingestehen wollte. „Oder – noch schlimmer – wenn ich mich einfach angepasst hätte. Zu so ner Cinderella geworden wäre, die mit ihrer scheiß Nase in den Wolken rumhängt.“. Die Löwin schüttelte sich einmal, als würde sie dieses Szenario damit aus ihrem Kopf verdrängen wollen. Auch ihr Schweif kringelte sich kurz in einem Anflug plötzlichen Ekels zusammen. „Allerdings: Ich wüsste auch gern, was meine Alten gerade so machen … Arschlöcher.“, und Cynthia wusste in dem Moment nicht, ob sie das letzte Wort wirklich ernst meinte. Auf der einen Seite schon, weil sie verstoßen wurde und man das nur machte, wenn man jemanden nicht im Rudel haben wollte. Auf der anderen Seite hatte sie aber auch menschliches Verständnis dafür und liebte ihre Eltern. Es war ein scheiß Zwiespalt, den sie da mit sich herumtrug; und das Schlimmste daran war, dass sie da keiner jemals verstehen würde. Nicht mal der Blondschopf neben ihr.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Die Löwin war natürlich gereizt nach der ersten Reaktion des Hitzkopfs, der ihr nur verständlich machen wollte, dass er nichts bereute, was er jemals getan hat. Würden die Pflanzen ihn plötzlich ebenso anhimmeln wie die Mädels, dann könnte er tatsächlich behaupten, alles im Leben erreicht zu haben. Doch dass dies eher weniger passieren würde, war klar - nicht mal auf Isola würde derartiges passieren. Rio hatte einen ernsten - also seinen üblichen - Blick aufgelegt, als er Cynthia vorwarnte und die linke Augenbraue hochzog. Doch sie kam ihm nicht blöd, sondern schien die Antwort hinnehmen zu wollen, ohne weiteres zu hinterfragen. Auf ihre Aufforderung hin, er solle doch weiter von ihr träumen, grinste er schelmisch und drehte das Fleisch ein letztes Mal um. "Schade", murmelte er nur und hätte das zu gern nachgeholt. Doch das war der Blondine bestimmt bewusst, sie kannte ihn in dem Sinne ja schon viel zu gut. Er war bestimmt nicht derjenige, der Nein dazu sagen würde. Als sie auf seinen Arsch zu sprechen kam, knurrte der Brasilianer gereizt und verzog seine Oberlippe. "Fick dich, Cyn. Gibs zu, du liebst meinen Arsch", versuchte er verzweifelt das Blatt zu wenden, nahm es jedoch auch in Kauf, dass diesen Kommentar die Löwin keineswegs stören würde. Schlussendlich kam sie ihm physisch näher nur um ihm mitzuteilen, wohin ihre Gedanken zuvor schwelgten. "Scheiße, was für ein Hirnfurz ey", bekräftigte er ihre Gedankengänge und war gar nicht in der Lage zu überlegen, was er gemacht hätte, wenn sie so eine bescheuerte Cinderella wäre. Fuck, dann hätte wohl jemand anderes den Kopf herhalten müssen und der oder diejenige hätte es bestimmt nicht als angenehm empfunden mit Rio abhängen zu müssen. Schließlich war er immer noch zum Teil ein menschliches Wesen und empfand somit ebenso was dabei, wenn er Freunde hatte oder eben mit Cynthia abhing. Alleine machte das natürlich keinen Spaß und wär sogar ziemlich frustrierend auf die Dauer. Während nun die Löwin diejenige war, die sich ihr Herz ausschüttete und über ihre Eltern redete, wandte sich Rio den Tellern zu, sodass er - ganz geschickt mit beiden Tellern in nur einer Hand - die Fleischstücke darauf packte, ebenso das Gemüse mehr auf ihren Teller als auf seinen aufteilte. "Was denkste machen die denn jetzt? Verstecken sich in der Bude oder was...", versuchte er die Aufmerksamkeit auf ihr zu behalten. Dabei servierte er zuerst sich und dann seiner Begleitung das Abendessen, wobei es mittlerweile echt schon dunkel geworden ist. "Scheißengeil, endlich was zwischen die Zähne bekommen. Fett!" Seine Mimik veränderte sich - sie wurde tatsächlich ein wenig weicher bei dem Anblick der Fleischportion und dem leckerem gegrilltem Gemüse - "Fuck! Wieso macht mich das beschissene Grünzeug so an?" Um seinem Hirn selbst aus dem Weg zu gehen, schnappte er sich ein großes Stück des Fleisches mit der Gabel und schob es sich in den Mund. "Geil, Fleisch! Da brauchste kein Gemüse mehr", versuchte er es sich hoffnungslos einzureden. "Früher oder später wärste wieder so hammer geworden, wie du jetzt bist. Irgendwann hätte es dich so angeschissen ne Cinderella zu spielen - spätestens wenn du mich getroffen hast, wärste durchgedreht", kommentierte er kauend das abendliche Menü und überlegte gar nicht groß, ob das zu sentimental für Cynthia war oder nicht. Alles in allem war er gerade so zufrieden, da er verdammt noch mal Hunger hatte und endlich was Geiles für den Magen bekam.
„Wenn ich ihn sehen würde, bestimmt.“, flog prompt die Antwort zu seinem Konter zurück und das Thema war damit ein für alle Male beendet. Sie wollte das Ganze nicht zu einem laufenden Arsch-Wettbewerb hochschaukeln. Wohlwissend, dass Rio darauf ohne Umschweife eingehen würde. Was denn auch sonst? Glücklicherweise eskalierte die Situation nicht und ihr blieb so eine Art Gesprächsthema erspart. Stattdessen konnte sie ihre Gedanken weiter ausführen und erntete dabei eine harsche, allerdings auch sehnlichst gewünschte Reaktion. „Kein Scheiß.“, pflichtete sie ihrem langjährigen Kollegen bei und beobachtete ihn eine Weile in der mittlerweile eingetretenen Dunkelheit, während er versuchte das Fleisch auf beide Teller zu verteilen. Ein verdammt lustiges Schauspiel, wenn man so wollte. Zwei linke Hände hatte er auf jeden Fall, wenn der Magen leer war - das konnte nun echt keiner bestreiten. Vielleicht zog sie ihn auch gerade nur nicht damit auf, weil er ihr zur Abwechslung mal zuhörte. Glaubte man vielleicht nicht, konnte aber durchaus manchmal vorkommen. „Tchz … kein Plan, was die machen.“, fluchte sie leicht angesäuert und drehte sich zu einer der innenhofwände um, als würde dort die Antwort geschrieben stehen. „Vermutlich sperren sie sich ein und machen einen auf super coolen Menschen, während sie langsam aber sicher zur Hauskatze degenerieren.“. So, wie sie es auch schon mit ihr versucht hatten. Allerdings war sie nicht so dumm ihnen diese Geschichte abzukaufen. Von wegen, dass es das Beste für sie wäre. Die Löwin war immer noch felsenfest davon überzeugt, dass ihre Erzeuger einfach nur Schiss hatten. Weswegen sie kein bisschen verstand, warum sie nicht einfach auf Isola blieben. Wie bescheuert musste ein Löwe sein, der freiwillig wieder in den Käfig dackelte und auch noch stolz drauf war? So kam ihr das nämlich vor: Einfach nur widerlich! Ganz im Gegensatz zum Essen, welches gerade hinter ihr auf den Tisch gesetzt wurde. Ohne auch nur ein weiteres Wort sagen zu müssen, fanden sich beide Raubtiere am Tisch ein und begafften eine Zeit lang ihre warme Mahlzeit des Abends. Cynthia – wie gewohnt – mit zuckenden Ohren und einem aufgeregt zuckenden Schweif. Da war der erste bissen nicht weit entfernt; und ehe man sich versah, landete die erste Portion Fleisch zwischen ihren spitzen Zähnen, die es problemlos für seine letzte Reise vorbereiteten. „Mhm … geil.“, stimmte sie zu und grinste zufrieden, „Haste gut gemacht.“. Ein bisschen Lob musste immerhin auch sein. Nicht jeder bekam es hin das Fleisch gerade so blutig zu braten, dass es ihrer tierischen und menschlichen Seite gefiel. In dem Punkt hatte der Blondschopf echt was drauf, keine Frage. Das gab sie ihm auch gerne schriftlich … wenn er es denn jemals Schwarz auf Weiß haben wollte.
Doch zurück zum eigentlichen Thema. Im Gegensatz zu vorhin war das jetzige Thema trotz gefräßiger Stille noch lange nicht vom Tisch. Cynthia musste zumindest kurz lachen, als sie Rio’s Begründung hörte. „Fuck, das klingt so nach mir, da könntest du echt recht haben.“. Sie war meist so freiheitsliebend und direkt – schon als Kind gewesen -, dass Eloquenz vermutlich keine ihrer Stärken geworden wäre. „Scheiße, ich würde sogar sagen du hättest mich vermutlich nur durch bloße Präsenz zur Weißglut gebracht!“, ein Wort mit dem sie die Gabel erhob und auf ihn richtete, „Die Frage is‘ nur, ob du überhaupt mit mir geredet hättest. Ich mein‘, hätte sicher ne Clique voller notgeiler Püppchen gehabt, die allesamt in Kleidchen rumrennen.“. Ein Satz, bei dem sie prompt nochmal anfing zu lachen und sich seufzend zurück in die Lehne ihres Stuhls fallen ließ. Mit ihren gelben Augen stets den Blickkontakt zu ihrem Rudelmitglied haltend. Eigentlich musste sie dankbar dafür sein diesen rabiaten Fitness-Freak kennengelernt zu haben. Aber es konnte eben nicht alles im Leben scheiße laufen. Manchmal – aber auch nur manchmal – musste man auch einfach Glück haben. „Scheiße … alleine die Vorstellung sorgt für Brechreiz.“, und sie begann wieder mit dem Essen, „Am Ende … mhm … iffef gut so … wie es gekommen ist. Ich mein ein Leben ohne deine Sprüche? Fuck, nein! Never ever!“. Ein Kommentar, den sie nicht nur wegen des Essens mit einem Lächeln unterlegte. Eines, wie man es nur selten von ihr bekam und einen kleinen Funken davon preisgab, wie süß die Löwin vielleicht wäre, wenn ihre Schule nicht so viel scheiße in ihr Leben geworfen hätte. So blieb es nur ihren engsten Freunden vorbehalten … von denen sie nur einen hatte. Wer das war, kann sich sicherlich jeder selbst beantworten. „Der Abend kann also nur noch besser werden. Geiles essen, danach noch ne Flasche wegbechern und dann …“. Tja, dann würde sie sehen, wie es weiterging. Alles konnte passieren, da musste sie sich jetzt noch keine Gedanken drüber machen.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Beinahe hätte er sich umgedreht um seinen Allerwertesten der Löwin zu präsentieren. Doch die Motivation auf einen Bootycontest war gering, schließlich war schon das Essen parat und er hatte eindeutig etwas besseres zu tun. Ihn störte es nicht, dass er von ihr genaustens beobachtet wurde, als er ihre Beute - die er bezahlt hatte - auf die Teller pampte um das Essen zu servieren. "Fuck, dabei wären sie doch viel cooler als diese kleinen Muschis", erwähnte der Hitzkopf nebensächlich als er das Abendessen servierte. Es war schade, dass ihre Eltern die Chance nicht nutzten, die sie bekamen. Stattdessen krepieren sie zuhause und versuchen normal zu sein. Das ist nicht nur öde, sondern auch vergeudetes Potenzial. Wenigstens war Cynthia nicht so wie ihre Alten geworden, da hatte sie schon Recht. Sie weiß, was sie kann und nimmt ihren Ursprung wahr. Das war eines der Dinge, die Rio an ihrer Kollegin befürwortete. Warum hatten sie denn die magische Fähigkeiten als Tierwesen? Um es ungenutzt zu lassen? Ey, denen sollte mal jemand der Schimmel in den Gehirnritzen rauswischen. Das Lob der Blondine zum Geschmack des Fleisches nahm der Brasilianer mit einem schiefen Schmunzeln an. Wäre er ein Weichei, würde er behaupten, dass dies sich wie Balsam auf seiner Seele anfühlte. Doch auch nur, weil es aus Cynthia's Mund kam - bei jeder anderer x-beliebiger Person hätte die Gleichgültigkeit nicht höher sein können. "Scheiße, das ist echt mal was Geiles, nicht dieser Nudelkram im Wohnheim", stimmte der Blondschopf zu und gab sich noch mehr vom Hühnchen. Zwischendurch landete auch was vom Grillgemüse in seinem Mund. Er würde es nie zugeben, aber es schmeckte ebenso lecker wie das Fleisch. Das lag wohl daran, dass Cynthia es mit der Kräuterbutter präpariert hatte und durch das Grillen es den richtigen Geschmack bekommen hat. "Könnte", wiederholte er lachend mit ungekauter Nahrung im Mund ihre Worte. Natürlich wäre es so gekommen! "Hah, wenn, dann hättest eher du mit mir geredet", wendete er das Blatt und schaufelte sich zufrieden das Essen in den Mund. Doch er stimmte auf ihr Lachen ein, ehe es wieder ruhiger wurde. Es fühlte sich ein wenig befremdlich an, wie die Löwin erklärte, dass sie sein Rudelmitglied schätzte und ihn nicht hätte missen wollen. Natürlich wusste der Dämon das ohnehin schon. Dennoch es ausgesprochen zu hören, war etwas anderes. "Mach dir nicht ins Hemd, mich wirste ned so schnell los", meinte er kauend. Man konnte beinahe an seinem weicherem Gesichtsauszug erkennen, dass das Essen sein Gemüt beruhigte. Oder waren es die Worte seiner Kollegin, die ihn erweichen ließen? Wie dem auch sei, er fühlte sich gerade pudelwohl und wusste, dass er sich hier bei ihr gehen lassen konnte. Auf ihren unfertigen Satz hin hielt er plötzlich inne mit einem Stück Zucchini auf die Gabel gesteckt. Überrascht blickte er vom Teller hoch in ihr Gesicht. "Und dann gefällt mir am besten", erläuterte er und grinste schief, ehe er das Stück Gemüse in den Mund schieben wollte. Doch so unperfekt wie er war, rutschte ihm das Essen von der Gabel, machte eine ölige Spur auf seinem Oberkörper ehe es auf dem Boden landete. "Fuck ey!", fluchte Rio und blickte mit der leeren Gabel in der Hand nach unten in seinen Schritt. Doch das Ding war tatsächlich auf den Boden gelandet, sodass er es mit dem Fuß zur Seite kickte, ehe er mit der bloßen Hand über seine immer noch unverdeckte Brust strich, um den Dreck wegzuwischen. Naja, nun hatte er das an der Hand - doch was solls? Er konnte sich ja später noch waschen. Im Anschluss aß er weiter. "Was war eigentlich das Schlimmste, das du damals angestellt hast?" Sie haben sich schon einiges erzählt, doch wusste er nicht, wie das Rating der Stories war, weswegen er danach fragte. Von dieser riesen Schlägerei, die er mit seinen Freunden hatte, hatte er schon einmal erzählt. Dass er jedoch von der Polizei festgenommen wurde, den Teil kannte Cynthia noch nicht. Mit welcher Geschichte sie nun kommen würde?