Auch der Sportplatz ist am Abend des 22. Juni in ein ganz anderes Licht gerückt. Schon von Weitem sticht das imposante Mittsommerfeuer, das relativ zentral am Sportplatz und zu Beginn des Schulballs entfacht wurde, hervor. Der wie eh und je gepflegte Rasen wird wohl nicht wenig in Mitleidenschaft gezogen werden. Das gesamte Areal ist mit Fackeln und Papierlampignons ausgestattet und durch Lichterketten, die an der Außenfassade der Sporthalle angebracht sind, wird auch ihre Bedeutung deutlich hervorgehoben. Auch wenn das Mittsommerfeuer erst kurz vor Sonnenaufgang in den Fokus des Geschehens tritt, kann man am Sportplatz vereinzelt Seelen antreffen, die den Ballsaal kurz- oder langzeitig für zu laut oder zu voll empfinden. Ein Hotspot ist einerseits das Feuer an sich, anderseits aber auch die mit Bänken und Liegestühlen ausgestattete Ruhezone am Rande des Platzes, sowie ein längst vergessener Pavillon.
Das Mittsommerfeuer
Seit Sonnenuntergang erhellt das imposante Mittsommerfeuer nun schon die Weiten des Sportplatzes. Endlich ist es soweit. Der Grill ist schon länger nicht mehr im Betrieb, stattdessen hat sich eine junge Gruppe an traditionellen Taiko-Trommlern beim Feuer versammelt und sorgen für musikalische Unterhaltung während der Tänze. Mal schnell, mal langsam und rythmisch - sollte für alle etwas dabei sein.
Eine alte, isolanische Legende besagt, dass man bis zur nächsten Wintersonnenwende von Glück und Erfolg vorangetrieben wird, wenn man in der Nacht der Sommersonnenwende bei Sonnenaufgang mit einer vertrauten Person das Tanzbein um das Feuer herum schwingt. Vor allem nach den verheerenden Angriffen in diesem Jahr verwundert es nicht, dass sich schon vor Sonnenaufgang einige übereifrige Paare tanzend um das Feuer bewegen. Wer könnte es ihnen auch verübeln. Hast du schon jemanden ins Auge gefasst, mit dem du dein Glück teilen möchtest?
Überraschenderweise schien Miyako seiner ausführlichen Antwort wirklich zu lauschen und hatte nicht bereits nach den ersten Worten auf Durchzug geschaltet, was man ihr wirklich hoch anrechnen konnte. Besonders, da sie selbst von diesem Thema nicht wirklich Ahnung zu haben schien. Doch das würde er bei Zeiten schon ändern, sollten sie in Zukunft mehr Kontakt miteinander haben. Denn dann würde er sie auf jeden Fall zu dem ein oder anderen Match rumkriegen, hatte bis jetzt ja immer gut geklappt – und wer wirklich keine Lust darauf hatte, blieb meist nicht lange in seinem Freundeskreis. Hart, aber meist hatten die Anderen nach einer Weile dann doch die Schnauze voll. Wie dem auch sei. Vielleicht war die Dämonin da ja anders drauf, der Gedanke an ihr bekannte Charaktere schien ihr auf jeden Fall zu gefallen, was den Werwolf schmunzeln ließ. Dass nicht jeder dahergelaufene Depp einen Platz in Elaria fand, musste man ihr ja nicht direkt auf die Nase binden. Zumal sie sich selbst davon ein Bild machen wollte – da wären alle weiteren Infos nur unnötige Spaßbremsen. Etwas Überraschung war ja doch nicht schlecht. „Willst du mir dann einfach schreiben, wenn du Zeit und Lust für einen Zockerabend hast?“ Ohne eine Antwort abzuwarten hatte er ihr bereits sein Handy hingeschoben und einen neuen Kontakt geöffnet, sodass sie nur noch ihre Daten eingeben musste. Im Laufe des Abends würde das sonst garantiert in Vergessenheit geraten und wer möchte sich schon betrunken einen neuen Kontakt einspeichern. Das endete meist bei Zahlendrehern und Namen, die man am nächsten Morgen eh nicht mehr zuordnen konnte. Also warum nicht gleich, ersparte unnötiges Herumgerate und ein vielleicht kaputtes Handy, weil man nicht mehr aufrecht sitzen konnte und die Motorik ohnehin am Arsch war. Seine Frage schien Gefallen zu finden, war ja auch kein Wunder, immerhin gönnte er ihnen so einen weiteren Schluck der heiligen Flüssigkeit. Und Miyako hatte Recht, er war froh, sich nicht jeden Tag in so ein Ding zwängen zu müssen. Der imaginäre Keuschheitsgürtel seines Vaters reichte schon aus. Doch man wollte bei den Damen ja kein Salz in die Wunde streuen, so ließ er das Thema lieber unkommentiert. War vielleicht das Beste, so viele Details brauchte er darüber gar nicht. Langsam etwas ungeduldig wartete er auf die nächste Frage, um endlich wieder etwas trinken zu können, stattdessen wurde ihnen ein wunderbarer Vorschlag unterbreitet. „Klingt spitze“, erwiderte er nur kurz und ging direkt auf das neue Angebot ein, trank einen weiteren großen Schluck und schmunzelte dann. Sie würde also ehrlich antworten, na klar. Selbst wenn nicht, beurteilen konnte er das ohnehin nicht – eigentlich war es doch auch egal. Solange es jetzt nicht um verheimlichte Morde ging. Ein paar kleine Geheimnisse durfte ja wohl jeder noch haben, doch wer dauernd nur am Lügen war, war im Nachhinein selbst schuld, wenn er keine Freunde fand. So zuckte er nur mit den Schultern, um zu zeigen, dass ihm das relativ gleichgültig war. „Aber wenn wir Leute verarschen müssten wir aufstehen. Und den Alk unbeaufsichtigt lassen. Der alte Mann da stiert schon dauernd zu uns rüber“, gab er mit einem Augendeut in Richtung @Vincent zu bedenken. Wehe er wagte es, sich ihnen weiter zu nähern. „Außerdem wimmelt es hier nur so von Erwachsenen, schon schlimm genug, wenn die uns später beim Trinken stören. Ich bin eher für bedeckt halten.“ Vielleicht war das auch nur eine faule Ausrede, weil er wirklich keine Lust hatte, schon wieder aufzustehen. Doch wirklich verwerflich war das nicht, es gab nicht viele Sitzgelegenheiten und wenn sie aufstehen würden, stürzten sich die Nächsten garantiert wie die Geier auf ihre Plätze. „Erzählt doch mal, wie findet ihr die Insel bis jetzt so? Konntet ihr schon kurz in eure Zimmer?“, lenkte er das Thema auf etwas allgemeinere Fragen.
Damian und Helena schienen nicht sonderlich verärgert darüber zu sein, dass ich sie einfach so angequatscht hatte, aber wirklich tiefgründig wurde unserer Gespräch auch. Wie auch, ich war jetzt nicht wirklich mit den beiden befreundet, jedenfalls würde ich es nicht so nennen und Mika war gerade erst angekommen, also alles gut. Als Damian auf das Essen zu sprechen kam, spürte ich ein leises Grummeln in der Magengegend. Eine warme Mahlzeit wäre jetzt wirklich nicht schlecht, es war ja doch schon einige Zeit nach meiner letzten Mahlzeit vergangen. „Oh cool, danke das ist echt nett.“, ich bedankte mich höflich für den Vorschlag, dass wir uns ja zu ihnen setzen könnten und auch Mikato war von dem Vorschlag sehr angetan. Doch auch hier kamen wir nicht sonderlich weit. Mikato drehte sich plötzlich weg und hatte irgendeine Art Hustenanfall. Helena versuchte irgendwie ihm zu helfen. Ich wusste erst gar nicht was ich machen sollte, kam ihm dann aber doch näher und legte meine Hand beruhigend auf seinen Rücken. Helena war genauso hilfreich wie ich, wirklich was ausrichten konnten wir nicht. Stattdessen gaben sowohl Helena als auch Damian uns den hilfreichen Tipp einen Arzt auszusuchen. Als ob mir dieser Einfall nicht auch schon gekommen wäre. Doch dann hörte der Hustenanfall auf und Mikato beruhigte sich wieder. „Was war das? Geht’s dir etwas besser? Sollen wir lieber einen Arzt aufsuchen?“, ich sah ihn etwas beunruhigt an. Mir war auf dem Weg hier hin schon seine Nervosität aufgefallen, aber er hatte mir versichert, dass es ihm gut ging. Damian und Helena verabschiedeten sich derweil, hatten anscheinend noch was besseres vor und so wie es aussah würden wir eher zum Arzt gehen, als uns zu ihnen zu setzen. Etwas misstrauisch sah ich den beiden hinterher. Vielleicht hatten die beiden den Vorschlag auch nur so daher gesagt um nett zu sein, aber in Wirklichkeit wären wir unerwünscht gewesen. Wie auch immer. Dafür war jetzt keine Zeit. Meine Hand lag noch immer auf seinem Rücken und erst jetzt konnte ich sehen, dass sich sein Gesichtsausdruck wieder etwas entspannt hatte. „Also so einen plötzlichen Hustenanfall hab ich echt noch nicht mitbekommen, vielleicht sollten wir das wirklich von einem Arzt checken lassen, was meinst du?“
Verblüfft schaute ich auf das Smartphone, welches mir gerade über den Tisch hingeschoben wurde. Das helle Display leuchtete auf und lud mich dazu ein, mich in Cyrils Datenbank an Personen zu verewigen. Etwas verwirrt blinzelnd schaute ich zu dem Kerl auf, ehe ich dann doch wieder auf das Gerät starrte. Mit dieser Geste hätte ich gerade nicht gerechnet, überhaupt damit, dass jemand meine Nummer wollte. Nichtmal in einem Monat hätte ich damit gerechnet. Schlug ich mich hier gerade besser, als ich zuerst erwartet hatte? Oder ich schenkte der Situation gerade zu viel Gewicht; immerhin schmissen manche Leute ihre Handynummer rum wie Stripper Lapdances. Ohne weiter sinnlos darüber nachzudenken griff ich das Handy des Schwarzhaarigen und tippte meinen Namen und meine eigene Handynummer in dieses, ehe ich ihm sein Gerät wieder hinhielt und zurückgab. Anschließend lehnte ich mich etwas zurück und zog mein eigenes Handy aus meiner Hosentasche, tat es dem Schwarzhaarigen gleich und hielt ihm das Smartphone mit einem neuen Kontakt geöffnet hin. „Kann ich machen... Oooder du schreibst mir einfach, wenn du sowas vorhast. Immerhin bin ich neu hier, werd' bestimmt die nächsten Tage alle Abende frei sein.“ Ich schenkte ihm ein schiefes Grinsen, ehe ich mich nocheinmal auf dem Sportplatz umschaute. Ja, es war schon ein Wunder, dass Cyril und ich uns nicht anfeindeten. Es wäre ein noch größeres Wunder, wenn ich mehrere Gleichgesinnte hier finden würde - und mit sowas rechnete ich definitiv nicht. Demnach erwartete ich die meiste Zeit hier alleine zu sein.
Als wir beide unsere Nummern ausgetauscht hatten steckte ich mein Handy wieder zurück in meine Hosentasche wo es hingehörte und widmete mich dann auch meiner Sektflasche, welcher ich endlich mehr als nur einen Schluck am Stück rauben durfte. Damit war das Spiel wohl oder übel beendet, aber der Grundstein hier war ja sowieso gelegt und ich hatte ein gutes Gefühl, dass es nicht sofort zu einer unangenehmen Stille kommen würde. Cyril antwortete auch sofort auf meinen Vorschlag und ich nickte ein paar Mal - er hatte ein paar gute Punkte. Vor allem das Argument, dass der Alkohol unbeaufsichtigt wäre, war ein sehr gutes. Eine Frage allerdings brannte mir schon auf der Seele, und ich schaute wieder zu dem komischen alten Mann, dann zurück zu Cyril. „Wer ist der Kerl? Arbeitet der hier?“ Womöglich irgendein Lehrer oder Arzt oder so. Oder der Hausmeister? Vielleicht aber auch nur ein zugelaufener Obdachloser den die Einrichtung einfach nicht loswerden konnte. Und warum starrte er die ganze Zeit zu unserem Tisch? Vielleicht wegen dem Alkohol. Misstrauisch warf ich dem Weißhaarigen noch ein paar stechende Blicke zu, ehe ich mich wieder meinen Tischnachbarn widmete und Cyrils Frage lauschte. „Scheiße.“, kam es von mir wie aus der Pistole geschossen, bevor ich überhaupt wirklich über die Frage nachdachte. Ich nahm noch einen Schluck meines Sektes, ehe ich meinen Kopf dann doch nachdenklich schief legte. „Naja, könnte bis jetzt schlimmer sein.“, murmelte ich und lugte zu Serah und Cyril, ehe ich einfach auf meine Flasche starrte. „War kurz in meinem Zimmer und hab meine Sachen reingeschmissen, die Tapete sieht voll eklig aus. Grün!“ Der Ekel war mir ins Gesicht geschrieben und ich schüttelte mich kurz, ehe ich doch wieder zu Cyril schaute. Seiner Frage nach zu urteilen war Serah scheinbar auch neu hier, weswegen meine nächsten Worte an ihn gerichtet waren. „Bist du schon länger hier? Wenn ja, wie ist es hier wirklich? Aushaltbar? Furchtbar? Und wie anders ist es hier, als mit menschlichen Schülern? Bisher sehen alle so normal aus!“ Ich schaute kurz zu Serah. „Naja, bis auf sie.“ Die Hörner stachen halt doch heraus, und bisher hatte ich noch niemanden sonst mit auffälligen Merkmalen gesehen.
Sabi gab der Schwarzhaarigen etwas zum Essen von der kalten Platte ab. Man konnte wahrscheinlich das Strahlen in Chloes Gesicht sehen, denn sie war sehr glücklich darüber, dass sie nun etwas zwischen ihre Beißerchen bekam. Dadurch beruhigte sich auch ihr Magen für einige Zeit wieder. Nun würde ihr Magen wohl kein Konzert mehr geben. Die Grünhaarige zeigte noch die Törtchen als Nachtisch und hielt diese Vincent regelrecht unter die Nase. Die Griechin sah sich diese an und war hin und weg davon. „Da freue ich mich aber auf deinen Nachtisch! Du hast an alles gedacht“, lobte sie ihre Freundin mit einem Lächeln im Gesicht. Besser konnte der Abend schon fast nicht mehr werden, oder? Mit einem Nachtisch war das Leben doch immer besser. Jedenfalls fand dies die Schwarzhaarige so.
Als Chloe mit dem Essen holen beschäftigt war, schien wohl Sabi einen Fisch abgestaubt zu haben. Nun ja, was hieß hier einer, es waren insgesamt drei. Sie hatte wohl Hunger. Der Grilljunge schien von der Aktion der Grünhaarigen nicht wirklich begeistert zu sein, was ja auch kein Wunder war. Wasabi versteckte sich dann hinter Vincent. Chloe konnte ein breites Grinsen nicht verkneifen. Die Situation war so amüsant, auch wenn der Grilljunge wohl anderer Meinung war, da er die Griechin anschließend böse ansah. Aber gut, jetzt konnte er seine Fische auch nicht mehr zurück haben. Das musste er wohl akzeptieren. Die Grünhaarige versuchte anschließend noch ihre Beweggründe zu erläutern. Sie hatte anscheinend nicht gewusst, dass es keine Selbstbedienung gab. „Macht doch nichts Sabi, war doch lustig. Da hatte der Grilljunge endlich mal Abwechslung“, sagte sie lächelnd zu ihr, damit sie sich nicht zu sehr schuldig fühlte.
Nun hatten alle etwas auf ihre Teller geladen und Vincent kam der Griechin mit der Frage des Sitzplatzes zuvor. Zur Auswahl gab es einen Tisch, der halbbesetzt war, und eine Treppe. Chloe war dies eigentlich recht egal. „Sabi darf entscheiden“, sagte sie schließlich in die Gruppe und sah die Grünhaarige dabei freundlich an. Sie hatte nun genug Schock gehabt, vielleicht würde sie dies nun ja auf andere Gedanken bringen.
Feni konnte nicht anders, als amüsiert zu grinsen, als Isa noch etwas zu essen holte. Etwas überrascht war sie schon, dass in so eine kleine zierliche Person so viel zu essen passte, aber wahrscheinlich hatte sie einfach einen sehr guten Stoffwechsel. Gott sei dank ging sie auf ihr anhimmeln des Gärtners nicht weiter ein und erzählte plötzlich etwas von einem Auftritt. Ein Auftritt? Traurig sah sie zwischen den beiden hin und her. Ich hab echt so etwas cooles verpasst?! Fragte sie etwas lauter und empört und ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen. Feni Nein! Sie hatte sich doch geschworen nicht direkt am ersten Tag zu weinen! Nicht. Am. Ersten. Tag. Direkt! Wartet mal, ihr seid in einer Band?! Total begeistert sah sie die beiden an und ihre Augen glitzerten richtig vor Begeisterung. Sie hatte im ersten Moment nicht erwartet, dass Isa eine Person für die Bühne sein würde, da sie so schüchtern wirkte, doch bei Lyall konnte sie sich das direkt sehr gut vorstellen. Oh man ich hoffe wirklich jemand hat das aufgenommen! Ich hätte das so gerne miterlebt! Vielleicht werde ich euer größter Fan und dann würde ich die CD direkt kaufen! Vielleicht sollte ich mir schon einmal Autogramme von euch sichern? Nachdenklich hielt sie sich kurz mit der Hand das Kinn und grinste die beiden an. Den Namen der Band hatte sie wirklich nicht so richtig verstanden, da Isa einfach so genuschelt hatte. Wild? Was für ein cooler Name! Sagte sie kichernd und dachte im ersten Moment nur, dass Isa auf den ersten und sogar auf dem zweiten Blick nicht sehr "wild" wirkte. Vielleicht war das aber auf der Bühne auch anders? Wer wusste das schon? Naja sie auf jeden Fall nicht, denn sie hatte ja mal wieder alles verpasst!
Ein Drache? Niemals! sagte Feni sofort, als Isa sie veräppeln wollte, doch es auch direkt wieder auflöste. Eine Katze? Oha voll süß! Ich mag Katzen voll gerne! Lässt du dich dann auch so richtig streicheln und kuscheln? Fragte sie grinsend. Hätte Isa nicht erwähnt, dass sie die Gitarre in der Band spielen würde, hätte sie das auch noch gefragt. Naja je nachdem wie gut du das kannst, ist das vielleicht auch eine magische Fähigkeit! Sagte sie grinsend und nickte sich selber zustimmend zu.
mit Vincent und Chloe; später außerdem mit Miyako, Cyril und (Serah)
Wasabi zog eine unglückliche Schnute, als ihr Beschützer und ihr Schild selbst einen Abstecher zum Grill machte und sie somit ungeschützt vor den Blicken der Grillmeister stehenließ. Da sie dem Grill den Rücken zugedreht hatte, konnte die Grünhaarige zwar ohnehin nicht wissen, ob man ihr für den versehentlichen Diebstahl noch böse war, aber so war es ihr auch lieber. Sie machte sich ungern Feinde, auch wenn es sich nur um irgendwelche Schüler handelte, die sie gar nicht kannte und vermutlich gar nicht mehr wiedersehen würde. Etwas überfordert balancierte sie in ihren Händen den Teller mit den verschiedenen Leckereien vom Buffet, ihr Wasserglas und den gegrillten Fisch, in den sie bereits munter hineinbiss. „Lecker, lecker, lecker …“, trällerte Wasabi mit halbvollem Mund vor sich hin, während sie auf Chloe und Vincent wartete. Wenn ihre Mutter sie nur so sehen würde: mit vollbeladenem Teller, fettverschmierten Fingern und in aller Öffentlichkeit schmatzend. Ihr würde ein ordentliches Donnerwetter bevorstehen. Zu Hause konnte sie sich so etwas nicht erlauben, aber hier schien es niemanden zu interessieren, wie sie ihr Essen zu sich nahm. Ein klitzekleines schlechtes Gewissen machte sich zwar schon in Wasabi breit, doch hauptsächlich genoss sie diesen Moment, an dem kein großer Wert auf Tischmanieren gelegt wurde. Chloes beschwichtigenden Worte erwiderte die Hausmeisterin mit einem bestimmten und dankbaren Nicken. Ob die Situation wirklich lustig gewesen war, konnte sie nicht so ganz beurteilen, aber letztlich war nichts Schlimmes passiert und ein Schulterblick bestätigte, dass ihr keine bösen Blicke mehr zuteilwurden. Mit offenem Mund — den letzten Bissen Fisch hatte sie runtergeschluckt, sonst wäre der wohl rausgefallen — betrachtete sie Vincents Teller. Es stapelte sich nicht nur Fleisch, sondern zudem noch mehr Tomatensalat und etwas, das wohl gegrillter Käse sein musste. „Willst du das alles alleine essen?“, fragte sie beinahe schockiert. Dabei verdrängte sie die Tatsache, dass die Menge an Essen in Relation zu Vincents Körpergroße gar nicht so absurd war. Wahrscheinlich immer noch mehr als der durchschnittliche Mann aß, aber nicht unmenschlich viel. „Du musst aber Platz für die Törtchen lassen, ja?“ Mit flehendem Blick blinzelte sie den Riesen an, in der Hoffnung, dass sie im Nachhinein nicht auf ihren Desserts sitzenblieb. Ein Blick auf Chloes Teller gab Wasabi aber zumindest Gewissheit, dass die Ärztin noch Raum für einen Nachtisch haben würde.
Die Frage nach dem Sitzplatz ließ Wasabi abwägend zwischen der dunklen, weit entfernten Treppe und dem belebten Tisch hin und her schauen, bevor sie sich ohne lang nachzudenken für den Tisch entschloss. „An den Tisch!“ Der machte einen wesentlich attraktiveren Anschein als die Treppenstufen, auch wenn Wasabi mehr als die Hälfte der Anwesenden nicht kannte. Doch solange sie sich an Chloe und Vincent hielt, würde sie schon klarkommen. Außerdem wäre sie dort außerhalb des Sichtfelds der Grillmeister, dank der übrigen Schülern, die ihr Grillfleisch lieber im Stehen vernichteten. Trotz ihrer Zuversicht ließ sie Vincent und Chloe vorgehen und bildete das Schlusslicht. Sie setzte sich auf den Rand der Bank und deponierte erst einmal ihren ganzen Kram vor sich auf den Tisch, bevor sie den Blick über die Schülerinnen und Schüler schweifen ließ. Zumindest Cyril kannte sie vom Namen, die beiden Mädchen waren ihr jedoch Fremde. Die beiden gegrillten Fische nahm sie vom Teller, den sie dann mit einem etwas reservierten Lächeln in Richtung Tischmitte schob. Vielleicht fanden das Gemüse und die Chips ja Anklang und geizig war sie mit ihrem Essen nicht, wo sie nun erstmal an drei ganzen Fischen zu knabbern hatte. „Hallo. Ihr dürft auch was nehmen. Gerne.“ Die Worte kamen ihr etwas holprig über die Lippen. Neue Leute waren immer eine kleine Herausforderung für die Grünhaarige und es dauerte eine Weile bis sie mit ihnen warm wurde und sich entspannte. Chloe war keine Ausnahme gewesen. Vincent war auch keine Ausnahme gewesen. „Außer die Törtchen. Die nicht, bitte.“ Mit diesen Worten sackte sie ein wenig auf der Bank in sich zusammen und mampfte schweigend ihr Essen, während ihr Blick gleichzeitig neugierig und überaufmerksam von Gesicht zu Gesicht wanderte. Ein wenig länger betrachtete sie die rosafarbenen Haare des einen Mädchens und die roten Hörnchen, die seitlich aus ihrem Schädel ragten. So etwas hatte sie hier noch nicht gesehen! Ob das Mädchen ein Ziegenmensch war? Wasabi würde später Chloe nach deren Meinung fragen. Als ihr Blick am anderen Ende der Bank angekommen war, fiel ihr erst auf, dass das braunhaarige Mädchen ebenfalls kein Kleid trug, sondern ganz gewöhnliche Freizeitklamotten. Mit schräggelegtem Kopf musterte sie das schlichte Oberteil der Schülerin. Ob sie nicht wusste, dass das hier ein Ball war? Vielleicht war es auch ihr erster Ball und sie hatte keine tolle Freundin, die mit ihr ein Outfit aussuchen ging.
Vincent, Dienstag23.06.2015 mit Chloe und Wasabi, Cyril und Miyako [Serah]
Verdutzt schaute ich in das Gesicht der Hausmeisterin, als man mich nach dem Essen fragte. Da es auf meinem Teller lag, war es wohl klar, dass ich ALLES essen würde. Wenn man mich allerdings lieb fragte, wäre ich natürlich bereit noch ein bisschen etwas springen zu lassen. »Ja, habe ich vor. Das Törtchen schaff ich danach noch locker.«, bestätigte ich der Grünhaarigen mit einem Grinsen. Die Nachspeise konnte ich mir schließlich nicht entgehen lassen. Immerhin wurde sie extra von Wasabi ausgewählt und für uns mitgenommen.
Die Ärztin war wohl auch nicht so entscheidungsfreudig und schob die Entscheidung Wasabi zu. Sollte mir nur recht sein. Ich war mit beiden Sitzgelegenheiten einverstanden. Als sich die Grünhaarige jedoch für den halbbesetzten Tisch entschied, konnte ich mir ein teuflisches Grinsen nicht verkneifen. Beinahe hätte ich auch meine teuflische Lache losgelassen, konnte mich aber gerade noch so beherrschen. Innerlich war vollkommen ausreichend. Vermutlich witterte er mich sowieso schon viel zu lange in seiner Nähe, aber damit musste er sich jetzt auch weiterhin auseinandersetzen. Gemächlichen Schrittes begab sich unsere Truppe zu besagtem Tisch. Da es sich hier um ein freies Land handelte, machte ich mir auch gar nicht die Mühe die Kids zu fragen ob wir uns setzen durften. Gefallen würden sie sowieso nicht daran finden und eine Abfuhr würde mich zwar auch nicht aufhalten, den Damen könnte es allerdings unangenehm sein. Die Bälger sollten es mir hoch anrechnen, dass ich noch einen gewissen Abstand einhielt, damit könnte man uns sogar als zwei Gruppen betrachten. Oder eben als eine Große. Wie es sich gehörte, grüßte ich die Kinder knapp, ehe ich mich meiner Mahlzeit widmete. Mein Auge hatte bereits die leeren Teller meiner Schäfchen erfasst. Immerhin konnte ich ihnen ein gewisses Maß an Intelligenz zuschreiben. Auf leerem Magen zu saufen, war garantiert nicht die sinnvollste Idee. Aber Cyril hatte ja immerhin vom Meister gelernt. Meiner Wenigkeit. Wasabi forderte meiner Aufmerksamkeit als sie ihren Teller in Richtung der Kids schob und somit in die Mitte des Tisches. War doch eine sehr nette Geste, die die Bälger besser zu schätzen wusste. Die heutige Jugend war einfach unberechenbar. Die Reaktion konnte so oder so ausfallen. Jedenfalls würde ich mir keinen neuen Platz zum Essen suchen und begann demonstrativ meinen Teller zu leeren. »Nur zur Info, kotzen gibt's nicht. Ihr solltet eure Grenzen ja kennen.«, ermahnte ich die Kids mit einem Blick auf ihren Alkoholvorrat, ehe ich mir eine weitere Fuhre Tomatensalat in den Mund schob. Ich hoffte wirklich, dass sich die Jugendlichen nicht so dermaßen die Kante gaben und oben von unten noch unterscheiden konnten. Aber bislang verhielten sich die Bälger ungewohnt vorbildlich. Vermutlich war das nur die Ruhe vor dem Sturm. Kurz ließ ich meinen Blick schweifen. Levi hatte ich weder drinnen noch hier draußen gesehen. Innerlich seufzte ich und redete mir ein, dass er bereits den Weg zum Wohnheim angetreten hatte. Ein anderes Szenario wollte ich mir gerade nicht vorstellen.
Montag, 22. Juni 2015 mit Miyako, [Serah], Chloe, Wasabi und Vincent
Den überraschten Blick, als Miyako das Telefon zugeschoben wurde, wird er so schnell wohl nicht vergessen. Sie wirkte so, als könne sie gar nicht glauben, dass jemand tatsächlich ihre Handynummer haben wollte. Doch statt darauf herum zu reiten entgegnete Cyril diese Reaktion lediglich mit einem kaum sichtbaren Grinsen. Immerhin wollte er sie nicht direkt wieder verschrecken, sodass sie es sich doch noch anders überlegte und das bereits eingetippte gleich wieder löschte. Doch das Mädchen dachte gar nicht daran, sondern schien sich wirklich darüber zu freuen, dass sie jemand um ihre Kontaktdaten bat. Und verlangte direkt das Gleiche. Doch das sollte ihm nur recht sein, so konnte eben der schreiben, der gerade daran dachte. Oder mehr Zeit hatte. Es gab zumindest keinen Grund, der dagegen sprach. So brachte Cy es schnell hinter sich und verewigte sich unter dem Namen "Gamemaster" in ihrer Kontaktliste. Jedoch nicht, ohne seinen richtigen Namen in die Notizen zu packen, sodass sie morgen früh nicht vollends verwirrt ist und man ihm das nicht als schlechte Manieren anhängen konnte.
Den Vorschlag zum Streiche spielen schien er erfolgreich abgeschmettert zu haben, kein Wunder, sie waren ja schließlich zum Trinken hier. Nicht, um es sich mit den anderen zu verscherzen und am Ende mit einem blauen Auge ins Wohnheim zu torkeln. Darauf konnte er getrost verzichten – zumindest auf das blaue Auge, bei dem Torkeln lehnte er sich lieber nicht zu weit aus dem Fenster. Ohne, dass er weitere Dinge aufzählen musste, auf die er heute Abend verzichten konnte, sprach sein Gegenüber schon das größte dieser Probleme an. Kein Wunder, denn wenn sie nicht vollends blind oder auf ihre Flasche fixiert war, sollte es nicht schwer sein, seine ständigen Seitenblicke zu verfolgen. „Ach der... der Heimleiter. Hat vermutlich unseren Alkoholvorrat gewittert und will daran teilhaben, der alte Säufer.“ War vermutlich nicht seine beste Vorstellung von ihm, doch mit seinen starrenden Blicken hatte es sich der alte Wolf selbst zuzuschreiben. Zum Glück wurde er dann auch schnell wieder Abgelenkt, sodass sein Anflug von Groll direkt wieder verpuffte. Tja, das hatte er sich schon gedacht. So genau erinnerte er sich an seine eigene Ankunft auf der Insel zwar nicht mehr, doch es gab definitiv Orte, an denen man herzlicher begrüßt wurde. Kein Wunder also, wenn Miyako den Tag nicht zu ihren Favoriten zählen würde. Doch zum Glück war das nur einer von vielen. Bei der begeisterten Beschreibung über ihr Zimmer konnte er sich ein leises Glucksen nicht verkneifen: „Ich find grün gut, aber hab zum Glück keine Ahnung, wie das bei euch Mädels als Tapete aussieht.“ Viele Mädchenzimmer kannte er nicht, warum auch. Doch wenn sie die Tapete schon so sehr nervte sollte sie mal warten, bis sie den Rest gesehen hat. „Du weißt, dass es nur Gemeinschaftsbäder gibt?“ Was auch eine perfekte Überleitung dazu war, ihr zu beschreiben, wie er es auf Isola so findet. „Kannst nicht mal in Ruhe duschen. Dauernd kommt jemand und stört, das ist so ätzend manchmal.“ Dass er damit auf @Oliver Blake anspielte, musste sie ja nicht wissen. Und auch nicht, wobei dieser Lyall und ihn beinahe gestört hätte. Diesen Gesprächsstoff behielt er schön für sich, zumindest, solange sie noch halbwegs nüchtern waren. „Aber sonst ist es hier eigentlich ganz okay. Ich weiß ja nicht, von wo du kommst, aber es gibt wesentlich schlimmere Orte. Wenigstens hast du hier ein Dach über dem Kopf, Essen und bist nie allein.“ Was schon mehr war, als einige hier ihr halbes Leben hatten. Zumindest vermutete er das, die wenigsten seiner Bekannten waren mit einem goldenen Löffel im Mund geboren. Und wenn doch, mussten sie diesen früher oder später wieder abtreten.
Bevor er das Thema jedoch weiter vertiefen konnte, näherten sich drei Gerüche. Einen davon kannte er leider viel zu gut. Schockiert blickte er zu der Grünhaarigen, die sich wie selbstverständlich zu ihnen an den Tisch setzte und einen Teller mit Essen in die Mitte schob. Als hätten sie hier nicht noch genug rumstehen. Spinnen die eigentlich?! Von seinem Vater sollte er eigentlich nichts anderes erwarten, doch dass die Hausmeisterin und eine Ärztin dabei mitziehen, das wollte er nicht wahr haben. Kurz überlegte er, ob er sich demonstrativ das Törtchen schnappen und mit einem Bissen verdrücken sollte, entschied sich beim Gedanken an seinen rebellierenden Magen jedoch schnell dagegen. Stattdessen bombardierte er Vincent mit feindseligen Blicken und erwürgte ihn – zumindest gedanklich – als er sie ermahnte, nicht zu viel zu trinken. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Trotzigen Blickes dachte er erst gar nicht daran, die unerwünschten Gäste überhaupt zu begrüßen und sah stattdessen lieber zu seiner neuen Zockerfreundin: „Reichst du mir noch eine Sektflasche?“ Nicht so viel trinken, pah! Jetzt erst recht. In einem Zug leerte er den Rest seiner Bierflasche und brachte sie durch einen leichten Schubs Richtung Vincent aus dem Weg, sodass Platz für Neues war. Und wenn Miyako wirklich so drauf war, wie er sie bis jetzt einschätzte, würde sie ohne zu protestieren mitziehen, was ihm bereits jetzt ein breites Grinsen auf die Lippen brachte.
Kurz linste ich auf das Display meines Smartphones - und entdeckte dass Cyril sich als "Gamemaster" eingetragen hatte - bevor ich es wieder wegsteckte. Insgeheim freute ich mich schon darauf, mit ihm mal irgendwas zu zocken; vielleicht an einem regnerischen Tag, oder so, wo man sonst zu nichts Lust hat. Ich zumindest, sicherlich stand Cyril viel öfter der Sinn nach Videospielen als mir, was ja auch okay war. Erhöhte meine Chance nur, ihn in einem guten Moment zu erwischen. Sicherlich war der Schwarzhaarige auch tausendmal besser als ich in jedem Spiel, aber diese Vermutung nahm mir nicht die Vorfreude. Konnte man einen Fernseher und Konsolen auf dem eigenen Zimmer haben, oder gab es für sowas einen Gemeinschaftsraum? Ob das Heim wirklich so weit gedacht und Videospielkonsolen angeschafft hatte? Fraglich.
Eine Antwort auf meine Frage bekam ich auch prompt - das war der Heimleiter? Gut, alt sah er ja aus, passte also. Mit meiner neugefundenen Information schaute ich wieder zu dem Weißhaarigen und musterte ihn etwas genauer; mir sein Gesicht einzuprägen war sicherlich keine schlechte Idee. Ob er wohl genauso verklemmt drauf war, wie die Bardera? Bestimmt. Leute in höheren Positionen hatten immer irgendeine Art von Stock in ihrem Arsch klemmen. Meine Aufmerksamkeit widmete ich schnell wieder Cyril, als er das Wort "Gemeinschaftsdusche" fallen ließ. Im ersten Moment sah ich geschockt aus, doch nach zwei Sekunden änderte sich mein Gesichtsausdruck auch schon wieder und war neutral, fast wie eingefroren. „War ja klar.“, murmelte ich bitter - was hatte ich auch erwartet? Nichts, um ehrlich zu sein. Bisher hatte ich mir darüber keine Gedanken gemacht, aber natürlich war es klar, dass so eine Art Heim keinen Luxus hatte - oder Privatsphäre. Ich hoffte nur, dass es für Toiletten wenigstens Kabinen gab, und nicht nur eine einzige Toilette, hoch auf einem Podest, während etliche Neon-Anzeigen auf diese gerichtet waren, damit auch bloß niemand auf die Idee kam, jemals an diesem Ort alleine zu sein. Ich war mir auch nicht sicher, ob mir Cyrils Beschreibung dieser Insel gefiel. Ein Dach über dem Kopf und Essen zu haben war ja wohl das Mindeste, was irgendeine Einrichtung bieten sollte, die Kinder beherbergte. Das hieß noch lange nicht, dass es eine gute Einrichtung war - bisher klang der ganze Verein hier schlimmer, als ich es von Zuhause gewohnt war. Aber um mir ein genaues Bild zu machen mussten wohl oder übel erst noch ein, zwei Tage vergehen.
Bevor wir Jugendliche unser Gespräch jedoch weiterführen konnten, kamen die Erwachsenen und quetschten sich ungefragt mit ihren unwillkommenen Ärschen direkt auf unsere Bänke; mit von der Partie war auch der Heimleiter. Grimmig murrend schaute ich den Fremden zu, wie sie sich einfach zu uns setzten - vor allem auf den Weißhaarigen hatte ich ja mal gar keinen Bock. Was für ein Pech musste man bitte haben, um erst von der Direktorin vom Hafen abgeholt zu werden, und dann belästigte einen der Heimleiter beim Ball ein paar Stunden später?! Das gab definitiv Minuspunkte für diese Schule - ob sie wohl einen Eintrag auf Yelp hatten? Oder Tripadvisor? Ich schaute auf den Teller der Frau mit den Haaren als hätte sich jemand auf ihr übergeben und rümpfte die Nase. Als ob irgendjemand ihre stinkigen Reste haben wollte. Einen kurzen musternden Blick schenkte ich ihr, ehe ich doch wieder zum Weißhaarigen schaute, welcher seine Worte ebenfalls an uns richtete. Was für ein fabelhafter erster Eindruck. Sicherlich war es ihm komplett egal, was die Schüler von ihm dachten. Missbilligend schaute ich ihn an und griff meine Sektflasche, um demonstrativ einen großen Schluck aus dieser zu trinken, ehe ich sie kräftig wieder auf den Tisch knallte. „Und wenn, dann nur auf Ihre Schuhe.“, sagte ich und schenkte dem Opa ein Lächeln, ehe ich zu Cyril schaute, welcher meine Aufmerksamkeit verlangte. Der Gute schien auch nicht sonderlich begeistert von dem Aufrtitt der Drei zu sein - wobei eine der Frauen so unscheinbar war, dass sie für mich direkt in den Hintergrund rutschte. „Aber gerne!“, versicherte ich ihm mit einer fast schon zum kotzen liebreizenden Stimme und beugte mich etwas runter, um eine Sektflasche an ihrem Hals zu greifen und sie ihm Anschluss Cyril vor die Nase zu stellen. Was für ein ungewollter Plottwist an diesem Abend. Ob die drei wohl dachten, sie konnten uns mit ihrere Anwesenheit in einem angemessenen Rahmen halten? Da wollte man doch nur viel mehr rebellieren. Ich bettete meinen linken Ellbogen auf dem Tisch ab und stützte mein Kinn auf meine dazugehörige Handfläche, während ich der grünen Frau wieder meine Aufmerksamkeit schenkte und sie gelangweilt anschaute. „Sind die Haare gefärbt?“, fragte ich relativ monoton. Ob man sich sowas freiwillig färben würde? Wenn das ihre natürlich Haarfarbe war tat sie mir fast schon leid. Fast.
Wasabi schien wohl überrascht über den beladenen Teller von Vincent zu sein. Jedenfalls hatte die Griechin das Gefühl, wegen dem was die Grünhaarige sagte. Chloe fand dies als normal, wenn man die Größe von Vincent betrachtete. Aber vielleicht kannte Sabi dies auch einfach nicht. Der Heimleiter bestätigte anschließend noch, dass er das Törtchen danach sicher noch essen könnte.
Nachdem Chloe ihrer Freundin die Entscheidung übertrug, schien sie recht schnell eine Entscheidung getroffen zu haben. Es würde der Tisch werden. Gesagt getan, somit gingen die drei gemeinsam zu dem Tisch, an dem auch einige Schüler schon saßen. „Hallo“, begrüßte die Schwarzhaarige die Anwesenden am Tisch mit freundlichen Gesicht und setzte sich dann neben Wasabi hin.
Anschließend gab Wasabi den Teller mit den Snacks in die Mitte und sagte auch den anderen am Tisch, dass sie sich da bedienen durften. Was war denn mit den Törtchen? Würden sich die die Schüler auch schnappen? Dann würde aber die Schwarzhaarige sauer werden, da sie sich richtig auf den Dessert freute. Doch gerade als sie irgendwas sagen wollte, schien es so, als ob ihre Freundin ihre Gedanken lesen konnte. Denn sie sagte, dass die Schüler die Törtchen nicht essen dürften. Mit diesen Worten, sah man im Gesicht von Chloe, dass sie nun wieder glücklich wurde. Nun widmete sie sich ihrem Teller voller Essen, denn sie wollte nicht, dass ihr Magen wieder von vorne anfing mit seinem Knurrkonzert.
Währenddessen ermahnte noch Vincent die Kinder wegen des Alkoholkonsums und Chloe nickte zustimmend. Sie hatte heute nicht wirklich darauf Lust Alkoholleichen zu versorgen. Das musste eigentlich wirklich nicht sein. Doch für Cyril schien dies noch eher wie eine Einladung zu sein, um mehr zu trinken. Nun ja, solange er keine Alkoholleiche werden würde, war dies für die Griechin in Ordnung. Sie versuchte jetzt ein wenig unauffällig das Thema zu wechseln, damit es hier kein Drama am Tisch wegen der Sektflasche geben würde. „Schmeckt euer Essen auch so gut? Oder ist es bei mir nur, weil ich so einen Kohldampf habe?“, fragte sie und trank danach einen Schluck aus ihrem Sektglas. Anschließend aß sie weiter.