Den ganzen Nachmittag haben fleißige Schülerinnen und Schüler der Shima no Koji Oberschule damit verbracht, aus der sonst recht tristen Sporthalle einen atemberaubenden Ballsaal zu zaubern: Betritt vom reichlich mit Fackeln beleuchteten Sportplatz aus die Sporthalle durch die große Doppel-, oder durch eine der Nebentüren, so fällt sofort auf, dass Sportunterricht am heutigen Abend wohl nicht an der Tagesordnung steht. Jegliche Utensilien vom Sportunterricht wurden verräumt, stattdessen entfaltet sich ein riesiger Saal mit einer erhöhten Bühne am Ende der Sporthalle. An der Decke schweben vereinzelnte glitzernde Luftballone, die Wände sind mit unzähligen Girlanden und Lichterketten dekoriert worden. Im vorderen Bereich des Ballsaals sind elegant dekorierte, runde Stehtische angebracht, die bereits mit Sekt- und Weinflaschen, sowie Gläsern und Blumen gedeckt sind. Gegenüber dieser Tische am Rande der Sporthalle gibt es eine Bar zur Selbstbedienung, bei der man sich an weiteren analkoholischen und alkoholischen Getränke bedienen kann. In der hinteren Hälfte des Saals befindet sich die große Freifläche zum Tanzen, die erhöhte Bühne, sowie der heiß begehrte DJ-Pult der Schule. Je nach Programmpunkt werden die Lichtverhältnisse dazu angepasst, man kann sich jedoch sicher sein, dass der Ballsaal wohl über den Ballabend hinweg wohl stets etwas abgedunkelt sein wird. Ohne dies würde die gigantische Discokugel über der Tanzfläche ja gar nicht zur Geltung kommen!
Ivy hatte das Glas geleert und das leere Glas wieder auf die Bar gestellt. Sie war nicht so den Umgang mit Alkohol gewöhnt, doch das wusste sie auch genau. Die nächste Zeit würde sie sicherlich eine sehr gute Laune bekommen und das war auch genau das, was sie wollte. Hoffentlich würde sie sich dann bis zu ihrem Treffen mit Mike dann wieder ein wenig beruhigt haben, sodass sie ganz normal miteinander reden konnten. Doch dieser Anblick von Lydia und Mike so nah beieinander konnte sie einfach nicht ohne Alkohol ertragen. Eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken und ein wenig erschreckte sie und zuckte zusammen. @Leviathan war zu ihr gestoßen und hatte ihre doch etwas hastige Geste mit dem Sektglas würdigend benickt. Peinlich berührt lächelte sie etwas unbeholfen. Oh hallo Levi! sie versuchte ihre Überraschung etwas abzuschütteln und die Gelegenheit sich normal mit einem Mitmenschen zu ergreifen. Sie schaute grinsend auf sein Bier und dann wieder in Levis Gesicht. Na, kannst du das auch? Fragte sie spielerisch herausfordernd. Sie wollte gute Stimmung verbreiten und wieder zu ihrem alten fröhlichem Ich werden, auch wenn das sicherlich noch ein wenig Übung brauchte. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie @Jacob Chandler wie er den Ballsaal betrat und versuchte ihn ein wenig freundlich anzulächeln. Sie hatte ihm die letzten Wochen wirklich viel Kummer bereitet und sie müsste sich bald eine passende Entschuldigung für ihn ausdenken. Auch, dass er ihr so viel geholfen hatte und sie aus ihrer schweren Phase wieder herausgebracht hatte. Nun allerdings glaubte sie nicht, dass es der beste Zeitpunkt wäre, denn nach ihrem Gespräch schien er nicht sonderlich gut drauf zu sein und sie wollte ihm erst ein bisschen Zeit geben. Langsam drehte sie sich zu Levi und bemerkte erst, nach einem kleinem Geräusch, welches ihr Gänsehaut bereitete, dass Levi auf ihrem Kleid stand und es an einer Naht ein wenig eingerissen war. Oh nein! Sofort begutachtete sie den Schaden, doch er saß an einer Stelle, die man eh nicht so gut sah und Gott sei dank war der Riss recht klein. Sie kicherte leicht und sagte dann, gespielt beleidigt. Levi du stehst auf meinem Kleid! Sie glaubte nicht daran, dass es Absicht war, deswegen konnte sie es ihm auch nicht wirklich böse nehmen. Bei Levis nächsten Worten musste Ivy schlucken und ihr Blick ging automatisch zu Mike und Lydia. Unbewusst schaute sie einen Augenblick zu den beiden, als sie dann wieder den Blick abwandte und versuchte Levi fröhlich anzusehen, auch wenn ihr die Frage mehr als unangenehm war. Ach nene... ich bin alleine hier. Hast du etwa kein Date? fragte sie dann, um die Aufmerksamkeit ein wenig auf ihn zu lenken. Hattest du etwa zuviel Auswahl und konntest dich nicht entscheiden? fragte sie ihn neckend.
„Ob ich das auch kann?“, wiederholte der Engel Ivys Frage und linste dann kurz zwischen ihren Augen und seiner Bierflasche hin und her, ehe seine Blicke wieder umherwanderten, als er versuchte, Jul noch irgendwo ausfindig zu machen. Irgendwo zwischen den Massen wuselte sie auf jeden Fall herum – was machte sie schon wieder so lange? „Schon etwas unfair, dein kleines Furzglas gegen die Bierflasche“, versuchte sich der Schwarzhaarige schließlich rauszureden, auch wenn er innerlich so sehr mit sich ringte und eigentlich gerne mit Ivy ein Wetttrinken veranstaltet hätte. Vielleicht aber nicht unbedingt noch vor der offiziellen Eröffnung des Balls, auch wenn Ivy das – so wirkte sie zumindest – bestimmt gebrauchen konnte. Sie schien auch nicht 100% bei Levi zu sein. „Was? Was?!“, hinterfragte der Engel panisch, als sich die Mondklässlerin wieder zu ihm umgedreht hatte und dabei wohl ein Riss in ihrem Kleid entstanden war. Rasch blickte der Schwarzhaarige an sich herab und in seinem Kopf fühlte es sich gleich um so 1000° wärmer an. „Oh, scheiße, scheiße!“ Fuck, wie viel vermochte so ein opulentes Kleid wohl zu kosten? Sofort wich er einen Schritt zurück und begutachtete ebenso den Schaden, den er verursacht hatte. Erkannte nicht sofort, dass Ivy es recht locker nahm und sogar grinste. „Scheiße, sorry! Ich richte dir das wieder!“, versicherte er ihr und könnte sich für die Aussage im selben Moment auf den Kopf schlagen. Er und das richten? Eher weniger. Aber immer noch besser als sein Taschengeld der nächsten Monate dafür aufzuopfern. „Also, nicht hier und nicht jetzt und vielleicht auch nicht ich, aber..“ Nun sah er endlich auf und erblickte das fast schon feixende Gemüt. Auch der Engel musste lachen, kratzte sich dann aber doch leicht verlegen am Hinterkopf und nahm ein paar weitere Schlücke seines Gesöffs zu sich, weil er irgendwie doch nicht wusste, ob er dafür nun gerade stehen musste oder nicht. Zum Glück schien das das Mädchen aber nicht allzusehr zu beschäftigen und so reagierte sie – wenn auch etwas zögernd – auf die Frage nach ihrem Date. Er folgte ihren Blicken, deren Ziel wohl Lydia und Mike waren. Für Levi war es aber schwierig, genau das ausfindig zu machen. Von einer Geschichte zwischen Mike und Ivy wusste er nichts – wie auch, der Tölpel sprach ja nie wirklich über sowas. „Mein Date ist da.“ erklärte er ihr und deutete mit dem Zeigefinger auf Mikhail, der sich scheinbar schon an das erste Mädchen rangeschmissen hatte. „Zumindest haben wir uns mehr oder weniger unfreiwillig dazu entschieden, alleine herzukommen“, hing er noch dran und überlegte kurz. „Eigentlich hätte ich eh nicht gewusst, wen ich hätte fragen sollen.“ Und das war sogar die Wahrheit. Mädchen standen in letzter Zeit nicht unbedingt ganz oben auf seiner Liste – im Gegenteil. Da standen momentan eher Ryder, Mike und Ari. Waren irgendwie unkomplizierter. Das alles brachte ihn wieder auf den Gedanken, dass er Jul auf jeden Fall noch einen Tanz schulden würd. „Ivy, ich hab‘ mal eine Frage“, begann Levi langsam und schenkte etwas Sekt aus der Flasche in ihr Glas nach, das er ihr sofort wieder zurück gab. „Also, eh“, zögerte er weiterhin und blickte zwischen der Tanzfläche und Ivy hin und her. Er kam ihr mit seinem Gesicht etwas näher um leiser sprechen zu können und um zu verhindern, dass jemand von seinen nicht vorhandenen Tanzkünsten Wind bekam. „Kannst du mir zeigen, wie man tanzt? Also so zu zweit und so, wie die da hinten“, fragte er sie schließlich direkt und deutete dabei auf die Tanzfläche. Levi hatte kein Problem damit, sich alleine im Rhythmus zu passender Musik zu bewegen, aber an so mega seriöse Tänze mit einem Mädchen oder eine Frau hatte er sich noch nie gewagt. Wann auch? Wann tanzte man so? Auf Hochzeiten? Auf Beerdigungen? Nein, das passte irgendwie nicht. Hoffnungsvoll sah er der Schülerin ins Gesicht. „Oder kannst du nicht so gut tanzen wie trinken?“
Anscheinend hatte Serah wirklich großen Hunger, denn sie griff gleich in die Schale und nahm sich etwas zum Knabbern heraus. Ob dies nun ihre Laune heben würde? Da war sich der Amerikaner nicht ganz sicher, aber sie könnte ja noch mehr nehmen. Immerhin war die Schale bis zum Rand gefüllt. Somit würde die Laune der Rosahaarigen wahrscheinlich nicht komplett in den Keller fallen. Das wertete der Schwarzhaarige jetzt mal als eine positive Sache, aber ob es doch nicht anders kommen würde, wusste er im Moment noch nicht. „Das sehen wir dann“, sagte er zu Serah, als sie das Gespräch zum Fleisch lenkte. „Es wird schon gut sein und wenn nicht, können wir immer noch abhauen und in der Küche des Wohnheims uns was kochen“, schlug Oli vor und versuchte dadurch Serah zu beruhigen, ob es Wirkung zeigen würde, wusste er aber noch nicht.
Nachdem der Amerikaner seine Herkunft verraten hatte, schien die Rosahaarige sehr interessiert zu sein. Wieso wusste er nicht, denn es war nicht anders als andere Länder, aber trotzdem bemühte er sich nun mit seiner Erklärung dazu, wie Amerika so war. „Ich würde sagen, nicht anders wie andere Länder. Natürlich kann man dort größtenteils in Freiheit leben, solange man die Gesetze einhält, aber es gibt auch Kriminalität. In Amerika leben aber auch sehr viele Menschen zusammen, dadurch kommt es auch schnell zur Kriminalität“, erklärte der Schwarzhaarige und war sich selbst nicht sicher, ob diese Erklärung verständlich war, aber er hatte sein bestes versucht. „Wie ist denn Japan so? “, fragte er anschließend die Rosahaarige.
Mittlerweile schien Serah doch recht ungeduldig zu werden. Was aber auch verständlich war, denn es zog sich jetzt langsam wirklich sehr stark in die Länge. Oliver nahm noch einen Schluck von seinem Weißwein. Er schmeckte sehr gut, was aber auch kein Wunder war, denn es war ein guter Jahrgang. Auf die Frage von Serah musste der Amerikaner nachdenken. Clubtanzen konnte er nicht wirklich, da er nie in einen Club durfte, aber er musste natürlich die Paartänze lernen. Die Japanerin wollte sogleich noch mit Oli anstoßen. Er erhob sein Glas uns stieß mit ihr an. „Ja, auf einen guten Abend“, sagte er noch ehe er dann noch einen Schluck vom Wein zu sich nahm. Als er das Glas wieder abstellte, fing er an die Frage von Serah zu beantworten. „Paartanz kann ich, das musste ich von meiner Mutter aus lernen. Aber so in einem Club oder so war ich noch nie, darum weiß ich nicht wie man da tanzt“, erklärte der Schwarzhaarige ihr anschließend. „Was ist mit dir? “, fragte er dann noch und warf den Ball sozusagen zurück.
Ivy grinste. Sie konnte verstehen, dass Levi nicht wirklich jetzt schon zu viel trinken wollte, auch wenn sie sich deshalb ein wenig abgewiesen gefühlt hatte. Es war noch recht früh und der Abend konnte noch sehr lang werden, da wäre es schade jetzt schon zu übertreiben. Naja dein Bier hat ja auch nicht so viel Alkohol wie der Sekt. konterte sie, aber sie wollte auch nicht weiter darauf eingehen, schließlich wollte sie niemanden zu etwas drängen, was derjenige nicht wirklich wollte. Allzu viel Alkohol würde sie selber auch nicht wirklich vertragen, immer hin hatte sie schon ihr zweites Glas geleert, weshalb sich auch so langsam ihre Wangen leicht rosa färbten und es ihr deutlich wärmer wurde. Der Schock von ihrem Riss im Kleid saß wohl auch bei Levi ziemlich tief, weshalb sich nur bestätigte, was Ivy schon vermutet hatte: Dass Levi das absolut nicht mit Absicht gemacht hatte. Ivy winkte die ganze Geschichte einfach nur mit einer Handbewegung ab. Ach Levi mach dir keine Sorgen, es scheint gar nicht so schlimm zu sein. sagte sie etwas kichernd und wurde dann ernst. Falls doch bist du mir wohl so einiges schuldig und wirst das wohl alles bei mir abarbeiten müssen. Nach einigen Momenten, indem sie Levi ernst anstarrte musste sie lachen. Das war nur ein Witz! Alles gut! Sie machte gerne Späße und hoffte, dass Levi ihren Humor ein wenig verstehen würde.
Wegen der Frage des Dates zeigte Levi plötzlich auf Mike und Ivy war ein wenig erleichtert darüber, dass Lydia wenigstens nicht offiziell sein Date für den Ball gewesen war. Auch wenn ihr der Anblick der beiden immer noch nicht gefiel, weshalb sie direkt wieder zu Levi sah. Sie lächelte ihn freundlich an und zuckte mit den Schultern. So ein Date ist ja auch nicht so wichtig. Hauptsache man hat Spaß beim Ball und das kann man auch gut mit Freunden. bestätigte sie ihn und hoffte, dass auch Levi mit dieser Antwort zufrieden war.
Levi füllte ihr Glas wieder voll, bevor sie ablehnen konnte, da sie eigentlich schon genug hatte, und nun stand sie wieder mit einem vollem Glas da. Oh äh danke. Ja... ja klar, frag ruhig. sagte sie etwas leise und zögerlich. Das würde wohl ein sehr lustiger Abend werden, wenn das so weitergehen würde. Hoffentlich wäre sie dann noch zurechnungsfähig genug, um ordentlich mit Mike zu reden. Sie wollte das wirklich dringend wieder in Ordnung bringen. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, da Levi ihr auf einmal etwas näher kam. Sofort wurde sie etwas rot und sah verlegen auf die Tanzfläche. Er wollte tanzen lernen? Am Balltag? Sie grinste leicht. Normalerweise übt man das Tanzen eigentlich schon vorher, aber wenn du willst versuch ich dir was zu zeigen. Sie war zwar nicht sonderlich ein Ass im Tanzen, aber ihr Wissen war relativ solide. Zumindest würde sie Levi nichts falsches erklären. Bei seinen nächsten Worten lachte sie. Naja beim Tanzen hab ich auf jeden Fall mehr Ausdauer. gab sie dann schließlich zu und wurde nun etwas nervös. Wollte er das jetzt hier versuchen? Sie sah sich um und entdeckte, dass es in der einen Ecke etwas leerer war. Sollen wir es dort hinten ausprobieren? fragte sie dann schließlich. Ivy wollte ihm auf jeden Fall helfen. Es klang so, als würde Levi ziemlich in der Zwickmühle klemmen und heute noch mit jemandem tanzen wollte. Gerne würde sie ihm da aus der Patsche helfen.
Lydia war noch nie auf einem Ball gewesen? Machte Sinn, wenn der Werwolf so an ihr Gespräch vom Vormittag zurückdachte. Sie hatte schließlich erwähnt, dass sie aus einem kleinen Dorf stammte. Festliche Aktivitäten gab es dort bestimmt nicht in diesem Ausmaß. Und wenn doch, sahen sie sicherlich anders aus. „Ey, ich auch nicht. Sind wir schon zwei“, gab er zu und atmete amüsiert durch die Nase aus. Tatsächlich hatte er noch nie solch ein Übermaß an Dekoration auf einem Haufen gesehen. Ihm taten die armen Schweine, die hinterher aufräumen mussten, jetzt schon leid. Ein Glas Sekt also – gesagt, getan. „Kommt sofooort.“ Mike setzte an, um zur Bar zu marschieren, bremste sich jedoch unfreiwillig und geriet in seinem Eifer fast ins Stolpern. Seine Mundwinkel entgleisten, als er ausgerechnet @Leviathan in einem Gespräch mit @Ivy beobachtete. Seit wann kannten die beiden sich? Redeten sie über ihn? Bestimmt redeten sie über ihn. Seine Gedanken verfingen sich in einer Spirale aus den denkbar unschönsten Szenarien, während er wie eingefroren dastand. Hin und hergerissen zwischen der Option an das andere Ende der Bar zu gehen oder zu intervenieren. Doch nach ihrer schriftlichen Abmachung sich später vor der Sporthalle zu treffen, wäre es antiklimaktisch, wenn Mike plötzlich antanzen würde, um die Unterhaltung zu unterbrechen. Er redete sich diesen schwachsinnigen Plan selbst aus und machte einen Schwenker zur Seite, um stattdessen einen freien Stehtisch anzupeilen. Es kam ihm so vor, als hätte er mehrere Minuten bewegungsunfähig dagestanden, doch in Wahrheit waren es wohl kaum mehr als eine Handvoll Sekunden. Mike griff daraufhin zwei Sektgläser ab und füllte diese bis zum Rand mit der prickelnden Flüssigkeit. Stilvoll war das nicht, aber er wollte weder noch einmal laufen noch die ganze Pulle mitnehmen.
Wieder bei Lydia angekommen, drückte er ihr eines der Gläser in die Hand und hob seins, um mit ihr anzustoßen. „Auf einen geilen Abend“, grinste er und vernichtete das halbe Glas in einem Schluck. Wieso waren diese Gläser auch so lächerlich mickrig? Die darauf folgende Frage der Wölfin ließ Mike etwas stutzen. Fragend kratzte er sich am Kinn. „Ich—Tanzen? Neee, keine Chance“, gab er bestimmt zurück. Nur über meine Leiche, dachte er insgeheim. Er konnte und wollte auf Teufel komm raus nicht tanzen. Rhythmusgefühl lag ihm leider überhaupt nicht in den Genen und davon abgesehen, war es einfach nur peinlich mit den Armen und Beinen rumzuschwenken, als wäre man ein Fluglotse. All das behielt er natürlich für sich, um Lydia nicht auf den Schlips zu treten. Wahrscheinlich tanzte sie gerne. Taten doch so gut wie alle Mädchen, oder? „Ich sag dir mal was: Eine Begleitung zu haben, ist gar nicht so toll. Meine steht an der Bar und redet mit ‘nem anderen Mädchen“, sagte er und deutete mit dem Daumen hinter seinen Rücken, grob in Levis und Ivys Richtung. „Ich meine—Ich mach zwar irgendwie gerade das gleiche, aber… aber er ist als erster abgehauen!“ Das musste klargestellt werden. Dass das alles nur Jux war und sein Kumpel nur eine freundschaftliche Begleitung war, sagte Mike nicht dazu. Er setzte voraus, dass Lydia den Wink schon selbst erkannte. Während er die Schwarzhaarige aus den Augenwinkeln musterte, setzte er erneut das Glas an seine Lippen. „Du… Du angelst dir heute bestimmt noch ein Date, so h-hübsch wie du aussiehst“, gluckerte er immer leiser werdend in sein Sektglas hinein und spürte wie leichte Verlegenheit in ihm anstieg und schließlich langsam abfiel wie eine Welle. Damit war sein Glas so gut wie leer und sein Mundwerk gefühlt bereits eine Spur lockerer als ohnehin schon. „Wenn diese Rede nicht bald mal anfängt, bin ich betrunken bevor es richtig losgeht.“ Etwas ungeduldig klopfte er mit einem Finger gegen sein Glas und schaute zur Bühne. Eigentlich gab es keinen Grund zur Ungeduld. Der Abend stand noch in den Startlöchern und allzu brennend interessierte ihn die Rede sowieso nicht. Bloß das Gespräch mit Ivy, das wollte er gleichzeitig hinauszögern als auch dringend hinter sich bringen.
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
Zuerst bei Oliver Blake und Serah; dann bei Levi und Ivy; zuletzt in Interaktion mit Mikhail und Lydia.
Mathéo fragte sich bereits, wann die Eröffnungsrede endlich beginnen sollte, nachdem er mal wieder an einer der übergroßen Lautsprecherboxen vorbeitigerte. Der Schall stellte ihm das gesamte Fell auf links und pustete förmlich seine spitzen Ohren durch. Wenn er am Ende dieses Abenteuers unter Tinnitus litt, wollte ihn das nicht verwundern. Immer noch verstand er nicht, wie Katzen das tagtäglich aushielten und warum Isa nicht 24/7 als Mädchen herumlief statt als Katze. Vielleicht hatte sie ihn damals aber auch genau deswegen im Park so oft besucht. Da war es ruhig, da gab es keine lauten Störquellen. Nur das Tschirpen der Vögel und die leisen Gespräche der Parkbesucher störten dort die Seelenruhe auf vernachlässigbar marginale Art und Weise. In Wirklichkeit trugen sie zum positiven Empfinden sogar bei.
Der fellige Tristam wandte sich also mal wieder von der lauten Musik ab und tapste erneut in eine neue Richtung. Das letzte Mal, als er eine Wand gesehen hatte, war schon eine gefühlte Ewigkeit her. Allmählich vermutete er, dass sein Orientierungssinn als Katze nicht mehr spürbar existent war. Er würde verdammt sein, durch diesen Saal zu geistern, bis seine süßen Pfötchen taub waren und seine Beine kraftlos zusammenknickten. Vielleicht würde sich dann jemand um ihn kümmern, ihn umsorgen … ihm eine Schale Milch hinstellen … Plötzlich schoss ein Ruck durch den dämonischen Katzenleib. Der Gedanke an die weiße Flüssigkeit mobilisierte schlagartig eine große Portion Adrenalin in seinen Gliedern, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte. War es etwa genetisch beschlossene Sache als Katze, süchtig nach Milch zu sein? Das konnte er sich so gar nicht vorstellen. Dennoch verlangte es ihm gerade danach, seinen Gedanken in die Realität umzusetzen. Ein Blick nach links und einer nach rechts zeigten ihm jedoch weder einen Milchkrug noch eine Kuh, welche er anbetteln konnte. Ob es bei der Bar so was gibt? Mathéo zweifelte seine Vermutung an, insofern die Milch nicht alkoholisch unterlaufen wurde. Darf man als Katze eigentlich Alkohol trinken? Wieder etwas, wovon er keine Ahnung hatte. Einzig die Erinnerung ploppte auf, dass er mal gesehen hatte, wie jemand seinem Hund einen Schluck Bier in den Trinknapf füllte. Das Tier lebte danach noch und lief sogar keine Schlängellinien. Doch Katzen waren keine Hunde … Hm, probieren kann man es ja, oder? Dachte sich Mathéo und fühlte sich dabei so leichtsinnig, als hätte er schon die erste Promille im Blut. Solange es alkoholisierte Milch war, würde er seine unbändige und vollkommen ungewohnte Sucht sowie seine jüngste Neugier befriedigen können. Zwei Fliegen mit einer Klatsche also – und das obwohl er nicht mal eine Fliegenklatsche halten konnte mit seinen daumenlosen Tatzen.
Auf seinem Schleichweg quer durch den Saal, kam Mathéo natürlich an etlichen Schülern und auch Lehrern wie sonstigem Personal vorbei. Kaum hatte er sich von den beiden Chevalier-Schwestern entfernt, konnte er schon nicht mehr ausmachen, woher er gekommen war. Auch Isa fand er nirgends wieder. Die dichte Parfümwolke überdeckte jede Spur, die er mit seiner ungeübten Nase hätte finden können. Nur was ihm besonders nah war, vernahm er auch eindeutig. So zum Beispiel ein junges Paar (@Oliver Blake, @Serah), welches ihn jedoch nicht mit ihrem Duft überzeugte, sondern mit ihrer Aura. Beide besaßen dasselbe Grundgerüst, schmückten es nur jeweils anders aus. Dämonen. Mathéo erkannte seine eigene Rasse ohne Probleme – selbst als Katze. Sein Hauslehrer meinte einst, dass es einem Dämon leichter viel, je reiner sein Blut und je älter und stärker seine Gene waren. Wie viel daran stimmte, hatte er nie untersucht, doch zumindest ihm selbst fiel dieses Kunststück ausgesprochen leicht. Mathéos augenscheinlich einäugiger Blick wanderte nach oben, folgte Anzug und Kleid, ehe er bei einem rosafarbenen und einem schwarzen Schopf ankam. Die Gesichter waren ihm nicht allzu bekannt, ansonsten hätte er ihre Auren vermutlich direkt zuordnen können. Worüber die sich wohl unterhielten? Mathéo lauschte etwas. Einerseits ging es ums Essen, andererseits um irgendwelche Länder … vielleicht ihre Herkunftsländer. Das mit dem Essen verunsicherte Mathéo etwas. Zweifelten die beiden etwa daran, ob es Fleisch beim Buffet gab? Gab es überhaupt ein Buffet? Hoffentlich … die Katze in ihm verlangte nicht nur nach Milch, sie verlangte auch nach den Früchten toter Lebewesen … Und wenn es dann zwar ein Buffet gab, aber kein Fleisch zur Auswahl stand, dann würde er sich an die beiden Dämonen hängen und ihnen zur Küche folgen. Für Mathéo klang das zwar nach einer schlechten Art und Weise, ein Mädel abzuschleppen, aber solange er seinen Happen Fleisch bekam, ehe das Mädel auf seine Avancen ansprang, war er zufrieden. Vor allem aber nachdem der Knabe seine Erklärung zu irgendeinem Land von sich gab, war sich Mathéo sicher, dass er die beiden nicht länger als nötig verfolgen wollte. Wovon redet der denn da?, fragte er sich in seinen katzigen Gedanken. Natürlich gab es Länder, wo es mit der Freiheit so seine Sache war, doch … größtenteils in Freiheit leben … wo kam denn der Typ her? Russland? China? Wer keine Gesetze einhielt, der landete irgendwann im Knast; und da waren nur die wenigsten frei. Nur das unterschied jetzt nicht die Länder untereinander. Erst als er Kriminalität erwähnte, hörte Mathéo auch um welches Land es ging. What?!, schoss es ihm direkt durch den Verstand. Wie schon zuvor lag seien Pfote plötzlich in seinem Gesicht. Fremdschämen war angesagt. Der Typ kam definitiv nicht aus den Staaten, der wollte nur angeben und das Mädel beeindrucken. Da gab es keinen Zweifel. Armes Ding, dachte sich Mathéo, denn sie sah sogar so aus, als kaufte sie ihm alles ab. Innerlich wie äußerlich seufzend – wobei das bei Katzen etwas eigenartig war, da es mehr nach einem seichten Miauen klang, schüttelte er noch kurz das haarige Köpfchen, ehe er sich endlich von den beiden abwandte. Seine Pfoten trugen ihn wieder davon und direkt hinüber zu den nächsten Schülern, die er belauschen wollte. Vielleicht hatten die auch etwas Milch für ihn …
Niemand anderen als @Leviathan fand Mathéo als nächstes. Ewig nicht mehr hatte er ihn gesehen, wenn man die gemeinsamen Unterrichtsstunden mal wegdachte. Stattdessen hatte er ihn nur am Rand entdeckt, während er mit anderen Jungs abhing. An Mathéo hatte er sich gar nicht mehr gewandt. Ob das an Julia liegt? Der Tristam hatte ja bereits vermutet, dass Levi nicht ganz begeistert davon war, in welcher Wohnsituation sich seine Ziehmutter und sein Mitschüler mit der Augenklappe befanden. Gut versteckt hatte er dieses Empfinden ebenfalls nicht. Die wenigen Male, wo er zu Besuch war, hatte man es ihm deutlich ansehen können. Ihn nun hier auf dem Ball anzutreffen und theoretisch in der Lage zu sein, einen Plausch mit ihm anzufangen, fühlte sich irgendwie seltsam an. Kaum jemanden auf Isola kannte der Tristam so lange wie Levi und doch schien es, als wäre es derjenige, der ihm am entferntesten war. Eine unsichtbare Distanz hatte sich aufgebaut, die nur eine Armlänge breit war, jedoch nicht mal mit beiden Armen zu überbrücken war. So nah und doch so fern, war der berühmte Satz, der Mathéo an der Stelle durch die Sinne streifte. Und wer ist das da an seiner Seite?, wunderte sich Mathéo und versuchte gleichzeitig, sich mit dieser Frage abzulenken. Auf alle Fälle war sie (@Ivy) keine Dämonin. Ganz unbekannt war ihr Gesicht dem Tristam nicht, direkt zuordnen fiel ihm jedoch mehr als schwer. Vermutlich mal auf dem Gang getroffen – mehr nicht. Die beiden schienen sich jedoch besser zu kennen, denn sie unterhielten sich und gaben sich sehr ungezwungen, wie Mathéo fand. Wobei es Levi für gewöhnlich leicht fiel, auf neue Leute zuzugehen. Mit seiner verschrobenen und chaotischen Art wirkte es immer so selbstbewusst und doch war es wohl einfach nur eine Aneinanderreihung von zufälligen Gedanken, die ihn zu zufälligen Handlungen trieben. Mathéo hatte sich etwas abseits gestellt und die beiden belauscht. Sie unterhielten sich über ihre nicht vorhandenen Dates, wobei Levi schon eines hatte, nur … Mathéo schaute hinüber, wohin der Nephilim zeigte und machte einen zweiten Jungen aus. Den hatte Mathéo sogar schon häufiger gesehen, meist unterwegs mit Levi. Doch nicht nur um ihre Begleitungen ging es. Levi machte plötzlich einen zögerlichen Eindruck, den er von dem sonst so unbekümmerten Engel gar nicht gewohnt war. Er kann nicht tanzen?, wiederholte Mathéo das Schulgeheimnis #1 gedanklich. Ein miauendes Auflachen konnte er sich an der Stelle nicht verkneifen. Zum Glück hockte er unter einem der Stehtische und war nur eine Katze in Mitten eines lauten Ballsaals. Ansonsten hätte Levi ihn vermutlich direkt erkannt und böse angefunkelt. So aber blieb dies aus und Mathéo hatte Zeit, sich wieder einzukriegen.
Was war nun aber mit der Milch? – kam es ihm wieder in den Sinn, nachdem das Lachen abgeebbt war. Neben Levi und seinem Fang war die Bar, da würde man sicher was finden. Heimlich – wie Katzen nunmal von Natur aus waren – schlich er sich zwischen den Beinen vor der Bar hindurch und machte schließlich einen großen Sprung hinauf. Gefühlt tausend Gläser standen dort neben hunderten von alkoholischen Getränken. Die Zunge wollte Mathéo jedoch nicht hineinhalten, weshalb er nach etwas suchte, was er als Trinkglas nutzen konnte. Ah! Am Ende der Bar fiel ihm eine weinrote Plastikschale in das eine grüne Auge. Diese war zwar noch mit Knabbereien gefüllt, doch das stellte für den Tristam kein Hindernis dar. Schnell hatte er mit der Pfote nach dem Rand ausgeschlagen. Im nächsten Moment flogen Chips und Co bereits durch die Luft und die Schale lag mit der Öffnung nach unten auf der Bar. Leer, dachte er sich stolz. Was Mathéo jedoch nicht im Voraus bedachte hatte: Wie sollte er die Schale nun wieder umdrehen? Mit seinen samtigen Pfoten war es ihm unmöglich, die glatte Oberfläche zu greifen. Seine Nase half ihm ebenso wenig wie seine Zähne, die nichts packen konnten. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als sich wie eine tollende Katze auf der Bar zu wälzen und mit der Plastikschale zu ringen, als wäre sie ein aufmüpfiges Garnknäuel. Der Kampf dauerte wohl ungefähr eine halbe Sekunde, dann beendete ein gezielter Tritt mit dem Hinterbein das Spektakel. Die Schale fiel zu Boden und landetet dort – glücklicherweise – auf dem Hintern. Erneut voller Stolz über seine Tat sprang Mathéo zurück auf den Boden und packte die Schale mit den Zähnen. Nun brauchte er nur noch jemanden, der ihm die Schale füllte … nur … wer? Levi? Mathéo schaute sich fragend um, doch der Nephilim war bereits verschwunden. Noch bevor der Kampf mit der Schale begonnen hatte, hatten sich die beiden Schüler bereits verzogen, um sich ihrem spontanen Tanzunterricht zu widmen. Hm.
Mathéo erinnerte sich wieder an die angebliche Ballbegleitung Levis. Dieser eine Typ, der, je näher Mathéo ihm kam, desto unangenehmer roch dieser, zusammen mit einem Mädchen etwas abseits der Bar stand. Eigentlich sahen die beiden ja nicht suspekt aus, doch die Katze in Mathéo bäumte sich bei jedem weiteren Schritt mehr und mehr auf. Als wolle sie ihn davor warnen, zu früh in seinem Spiel des Lebens die Kammer des Endbosses zu betreten, zog eine unsichtbare Kraft am Tristam. Doch Mathéo wäre nicht Mathéo, wenn er sich diesem inneren Zug nicht widersetzen würde. Ganz im Gegenteil: Es machte ihn sogar neugierig, warum sein Körper derart widerstrebte. Und außerdem wollte er etwas trinken. Wenn die beiden ihm nichts geben würden, wüsste er, warum er nicht hätte zu ihnen gehen dürfen. Wenn sie jedoch freundlich zu ihm waren, dann wollte er weiter ignorieren, was die Katze in ihm verlangte. Der Katzen-Tristam kam also bei dem dunkelhaarigen Paar (@Mikhail , @Lydia Johnson) an und warf dem Jungen direkt seine Schale vor die Füße. Ein zusätzliches langgezogenes Mauzen sollte reichen, um ihm klarzumachen, wonach Mathéo verlangte. Und wehe er tat nicht, was ihm aufgetragen wurde. Es würde Mathéo nur einen Tatzendruck kosten, um den Anzug des Jungen in Staub zu verwandeln. Mal schauen, was seine Gesprächspartnerin davon halten würde.
Es war ziemlich berührend für Avon mit anzusehen, wie die Worte so bedeutend für die kleine Nixe schienen. Sie schien auch schon einiges durchgemacht zu haben, wenn ihr seine Worte so viel bedeuteten. Genaueres wusste er nicht, doch das musste er auch nicht, um für die da zu sein. Oft half es einem, wenn einfach jemand da war und einem Beistand, hat er dies früh gelernt gehabt, so als großer Bruder. Die Rolle trug er auch noch in sich, auch, wenn seine zwei Krümel nicht da waren, was wohl immer dann zu merken war, wenn er sich um seine Schützlinge kümmerte, wie es gerade der Fall war. Und dies tat er gerne, wirklich. Leicht lächelte er, als River kurzzeitig lachte und strich ihr trostspendend über den Kopf, wo sie ihr Gesicht bei ihm verbrug - was bei seiner Muskelmasse ja einfach war -, um ihre Tränen vor Anderen zu verstecken. ,,Entschuldige Dich nicht dafür, River. Lass Deine Emotionen raus, es ist vollkommen in Ordnung." Wenn jemand weinte, war dies auch aus gutem Grund. Diese dann zurückhalten zu müssen, war unnötig schlimm. Wenn jemand da etwas sagte, dann würde Person ordentlich etwas von Avon zu hören bekommen - und schnell laufen müssen. Ganz schnell. Tägliches Cardiotraining ließ grüßen. Auf den schwarzen Schopf blickend sprach er: ,,Falls Du mal jemanden zum Reden brauchst, kannst Du gerne zu mir kommen. Oder wenn Du etwas brauchst. Ja?" Eine Bezugsperson war immer gut und was die Erwachsenen betraf, hatte sie glaube sonst keinen, außer ihn. Mehr brauchte man ja auch nicht, aber eine Person war Muss. Allgemein war er sich unsicher, ob sie gut mit anderen zurechtkam, natürlich hatte er sie schon mit anderen gesehen, aber ob sie richtige Freunde besaß, wusste er gerade nicht. Weshalb er sich ehrlich gesagt mies fühlte. Sie war doch so ein liebes Mädchen.
Er ließ sie noch zur Ruhe kommen, bevor er meinte: ,,Bald beginnt die Rede. Sicher möchtest Du nahe zur Bühne? Danach spielt ja auch die Band, sicher ist das aufregend für Dich." Immerhin war gute Musik immer schön, dass die Band für sie eher aufregend war, wegen einem gewissen Mitglied, wusste er jedoch nicht. Dass die Rede bald anfing, erahnte er dadurch, dass er nebenher mitbekommen hatte, wie sich Vincent dafür vorzubereiten schien und allem Anschein ein Textgespräch mit Julia dazu hatte, da sie sofort auf ihr Handy geschaut hatte, nachdem Vincent etwas geschrieben hatte. Ja, ein Hausmeister hatte seien Augen überall. Nieder mit den Weltbeschmutzern! ,,Nach der Rede muss ich noch etwas erledigen. Wunder Dich also nicht, wenn ich dann plötzlich weg bin", erzählte er River noch, mit dem Gedanken, er wolle ja noch den Behälter für die Blumen besorgen. Die traurige Schülerin war ihm im Moment eben wichtiger gewesen, als die Blumen. Und er liebt Blumen. Das sagt ja wohl alles, er war eben insgeheim ein guter Kerl. Was man von außen vermutlich nicht vermuten würde. Aufjedenfall überließ er es der Kleineren, ob sie während der Rede bei ihm bleiben oder ihn mitschleifen würde oder zu Freunden ging. Er selbst blickte nochmal zu seinem vorigen Grüppchen, welches inzwischen größer geworden war und betrachtete die Tulpen, welche er auch noch überreichen wollte. Dazu gehörig glitten seine roten Augen durch den Saal, auf der Suche nach einer rosahaarigen Nixe. Abwarten, wie River nun entschied, sonst würde er im Anschluss, bevor die Rede begann, schnell die Tulpen holen.
Bei dem Kompliment über sein angeblich unglaubliches adrettes Auftreten wirkte Ophaniel ganz Stolz, richtete er sich dann auch ordentlich auf und stand ganz vornehm da. Das Kompliment erfreute ihn und mit strahlenden Augen entgegnete er: ,,Du siehst auch toll aus, Vivi! Aber Deine Kleider sehen ja sowieso immer voll hübsch aus!" War auch so, noch nie hatte er die Blondine erlebt, dass man sie als "unhübsch" betiteln könnte. Allerdings, was für ein Schönheitempfinden konnte ein Knirps schon haben? Etwas schon, immerhin sah seine Papierblume aus und nicht wie das peinliche Werk eines Kindes, was man schnell wieder vom Kühlschrank hing, sobald es aus dem Blickfeld war. Nein, seine Basteleien sahen immer ziemlich schön aus, nun keine Kunsterwerke, aber dafür, dass er die Magie des Tinkerns besaß, musste er ja schon irgendwie kreativ und künstlerisch veranlagt sein. Sonst könnte er sicherlich nur Requisiten für eine Horrostadt erschaffen. Nein nein, lieber schöne Dinge, wie die Kristallrose, die er einst für seine Freundin @Ruby Fire gemacht hat, als sie mal traurig war. Solch eine hätte er nun gewiss auch für Vivian machen können, doch war ihm die Zeit, welche er für das Basteln aufbrauchte, gerade wertvoller gewesen. Bei der Rothaarigen musste es damals schnell gehen. Sicherlich würden ihn einige Weiber erwürgen, weil er ihnen anstatt Kristall Papier schenkte, aber hey! Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Sich darüber freuend, dass sich die Engelin über das Geschenk freute, kam bald jemand neues zum Grüppchen, niemand anderes, als der werte Arata. Dieser würde auch vom Knirps gebührend begrüßt, immerhin mochte er seinen Mitbewohner sehr. Natürlich ehrte er den Brofist, welchen er auch gleich mit Fischimund und einem: ,,Wuuuuh", erwiderte. Freute er sich jedes Mal, wenn der frühere Weißschopf dies mit ihm vollzog und somit als Kumpel würdigte. Auch dessen Kompliment machte den Kleinen Stolz wie Oskar, sodass kurz die Flügelchen zuckten, welche wie immer zwischen seinen Schulterblättern zu sehen waren. Es freute ihn auch, dass Arata nicht mit den anderen zwei Jungs, also Levi und Mike, im Partnerlook war, sonst hätte er sich vermutlich als Außenseiter gefühlt. ,,Dein Anzug ist auch - eh - Bombe!" Das sagten die Anderen doch gelegentlich? Sollte stimmen, ja.
Mit den Händen auf dem Rücken gefalten, ein wenig auf den Füßen hin und her wippend und mit einem Lächeln betrachtete er seine zwei Freunde, welche miteinander redeten. Die Tatsache, dass Arata dabei aussah, wie die Rosen im Garten und auch das Mädchen unübliche Reaktionen zeigte, fiel ihm nicht sonderlich auf. Er war eben mental ein kleines Kind. Wobei auch der ausgewachsene Rasiel wohl nicht allzu viel peilen würde. Vielleicht ganz vage. Die Worte des Arata über die Blondine ließen ihn erst kichern und dann fragend gucken. ,,Warum Wingman? Ich habe doch Flügel!", kam es irritiert. Wing bedeutete doch Flügel, wenn er sich richtig erinnerte? Dies verstand er nicht ganz, nickte aber dann und flüsterte zurück, mit den Händen zu einem Sprachrohr geformt: ,,Viv ist toll, Du kannst doch auch mit ihr tanzen! Ich nehme sie keinem Weg!" Das Gespräch wurde kurzzeitig unterbrochen, davon, dass wer nach dem Samen seines Vorbildes trachtete und der kleine Engel laut fragte, ob Levi schwanger sei. Diese Frage schien sehr gut anzukommen, so wie Arata sich wohl echt beherrschen musste, nicht laut loszugröhlen, was der Naivität in Person natürlich entging. Die Augen des Kleinen wurden riesig und er legte die Hände an die Wangen, aufgeregt atmete er ein. ,,Levi wird Papa?! - Oder Mama?! Ehhh - dass ist ja toll! Oh, ja, ich frage sie nachher!" Vollkommen aufgeregt von dem Gedanke, er wurde Onkel, hinterfragte er nichts. Da war er voll auf den Leim gegangen. Bevor er wirklich lossprinten konnte, um nachzufragen, kam das Thema des Tanzes zurück, wofür er direkt wieder Feuer und Flamme war. Zusammen mit Vivian ging es zur Tanzfläche. Bewundernd sah er zu, wie River und Avon zusammen tanzten - wobei Letzterer das Mädchen eher trug. Der Blondine lächelnd zunickend drückte er sachte ihre Hände und fing an mit ihr zu tanzen. Dabei zwar meistens auf seine Füße guckend, weil er seiner Freundin nicht auf die eigenen trampeln wollte und sich erst noch orientieren musste, wie die Schrittfolge ging. ,,Tanzt Du gerne, Viv?", fragte er sie schließlich und blickte zu ihr auf. ,,Oh, wenn Ari tanzen kann, macht das sicher gleich viel Spaß mit ihm! Mit wem möchtest Du heute sonst noch tanzen?" Vielleicht hatte sie ja eine Liste im Kopf.
Lyall,22.06.2015, abends mit Isalija, Luana, Ciarán, Ryder, Damian & Cyril
Dass Isalija bereits Erfahrung im Musikspielen vor Publikum hatte, bewunderte der rote Wolf ja sehr. Hatte er gespannt zugehört, wenn sie davon und ihren Erfahrungen gesprochen hatte. Aber sie konnte auch unglaublich gut Gitarre spielen, da war es kein Wunder. Eine wirkliche Bereicherung für die Band. Er würde ja auch gerne ein Instrument spielen können, aber es lag ihm nicht so. Aber es liebte es zu singen, dies war ja wohl die Hauptsache - so als Sänger der Band. ,,Dann stell Du Dir die Leute nackt vor", zwinkerte er ihr zu, bevor er schief grinste. ,,Wir müssen als nächstes sowieso Lieder schreiben, wo wir zusammen singen. Deine Stimme ist sehr schön, nicht nur als Background." Für den Tanz würde er sie Notfalls tragen, sprach er ihr zu, dann wurde die Gruppe auch schon größer. Es wurde begrüßt, geknutscht und gekuschelt und kurzzeitig spaltete sich sein Schatz auch ab, nur um den Heimleiter aufzusuchen. Gegrüßt hatte er diesen ja schon, sonst wäre er mitgekommen. Erstmal standen seine Freunde an. ,,Aber ich wollte", grinste der Rotschopf seine beste Freundin an, welche die geschenkte Blume kommentierte. ,,Die Surfstunden bekommst Du so oder so, wann Du willst! Heute war es einfach wieder toll zusammen. Müssen wir bald wiederholen." Lächelnd dachte er an den gemeinsamen Tag am Strand zurück, da tauchte auch schon Bandkollege Nummer drei auf, welche jeden wie eh und je voller Zuneigung begrüßte. Er gluckste und musste schließlich auflachen, als der Kindeswunsch lautstark geäußert wurde, ehe er lächelnd ausseufzte. Kinder wären schön, gerne hätte er irgendwann welche mit seinem Schatz. Allerdings wäre dies natürlich nicht so einfach, wie er sich wünschen würde. Davon abgesehen, dass sie jung waren, sind beide männlich und somit nicht befruchtbar. Was auf einer Insel wie Isola schon schade war. Doch wusste er auch von der dezenten Abneigung gegen Kinder, welche Cyril besaß. Es war verzwickt. Aber solange er seinen Schatz hatte, brauchte er keine Kinder und war glücklich!
Dann kam auch schon der Letzte der Band an, zusammen mit seinem Traumwolf. Letzterer wurde natürlich lächelnd geknutscht und verliebt angeguckt, bevor es mit der Hand an der Taille seines Liebsten an die Getränke ging, wo er mit einem Nicken auf die Frage antwortete. Mit Freuden stellte er fest, dass eines seiner Lieblingsgetränke vorhanden war, so nahm er sich einen Becher mit EisTee, wo er sich direkt einen Schluck genehmigte. Herrlich. ,,Was magst Du trinken?", fragte er den Schwarzschopf und betrachtete die Auswahl, wo ein Großteil Alkohol war. Diesen betrachtete er nachdenklich. ,,Ich denke, später probiere ich auch mal etwas Alkohol. Oder ich klau einfach mal einen Schluck von Dir. Du schmeckst übrigens schön nach Erdbeere." Breit lächelte Lyall ihn an, bevor das Thema Foto aufkam, wo er begeistert nickte. ,,Oh, gute Idee! Davor-" Bevor er es vergaß und der Becher noch aus seiner Hand fiel, weil er noch eine weitere Lilie in dieser hielt, in blau, wand er sich dem Riesen den Schülerschaft zu oder auch dem besten Freund seines Schatzes. Diesem hielt er die Blume hin. ,,Als Dankeschön, dass Du Cyril so ein guter Freund bist!" Er schätzte dies wirklich sehr und war Damian dafür dankbar, immerhin trug dieser zum Wohlbefinden seines Traummannes bei.
Da bald die Rede sicherlich losgehen würde und wenn sich alle mit einem Foto einverstanden gaben, würden sich sicher alle schnell zusammentun und den Posingtipps vom Kirikäse folgen. Freudig lächelte er in die Kamera, bevor er sich wieder seinem Schatz zuwandete und diesen sanft küsste, bevor er zu seinen Bandmitgliedern blickte. ,,Besser, wir warten am Bühneneingang, damit wir sofort drauf können, oder?"
„Vorne kurz, hinten lang“, wiederholte Wasabi und kicherte. Irgendwie machte es Spaß, das auszusprechen. Dass das Kleid letztlich doch ganz anders aussah als in ihrer beinahe kindlichen Vorstellung, war eine Überraschung, die Chloe unabsichtlich gelungen war. Die Grünhaarige linste sogar einmal mehr, nur um festzustellen, dass tatsächlich kein Schlüpfer zu sehen war! Chloes Freude über den Strauß wurde direkt von Wasabi aufgesogen und reflektiert, als wäre sie Schwamm und Spiegel in einem. Freudestrahlend sog sie ebenfalls einmal tief Luft ein, um den blumigen Duft wahrzunehmen. Sie liebte frische und süßliche Düfte, die von Blumenwiesen, Schnittblumen und dezenten Parfüms ausgingen. Man sah es der Hausmeisterin vielleicht nicht an, aber in dieser Hinsicht war sie eine waschechte Frau. „Mmn, riechen gut“, bestätigte sie und öffnete ihre Augen, die sie für einen vagen Moment geschlossen hatte. Ein Geschenk von Chloe hatte sie wiederum ganz und gar nicht erwartet. Gespannt lugte Wasabi in Chloes Tasche und machte schließlich große Augen als die Schwarzhaarige ein dubioses Päckchen Irgendwas auspackte. „Was ist das?“, fragte sie, den Mund zu einem fragenden „O“ verformt. Ihre Neugier gewann ohne Weiteres und Wasabi nahm die Packung an sich. Ohne den Aufdruck zu inspizieren, riss sie die Tüte auf, sodass eine Hand voll Knusperflocken heraus kullerten. „Oh oh.“ Prompt bückte sie sich, um die Ausreißer einzusammeln und nach einer halben Sekunde des Zögerns in ihren Mund zu befördern. Mit einem zunächst unschlüssigen Gesichtsausdruck kaute sie entgegen Chloes Empfehlung auf der süßen Masse herum. Wenn es nach Wasabi ging, dann bevorzugte sie ganz klar deftige Kost. Doch zu Schoki sagte sie auch selten Nein, vor allem wenn sie von ihrer lieben Freundin kam. „Die sind lecker! Wer ist Arata? Er hat guten Geschmack. Ist er heute hier? Ich muss ihm Danke sagen“, plapperte Wasabi fröhlich und schob eine Knusperflocke hinterher. Diesmal ließ sie sich die Süßigkeit jedoch auf der Zunge zergehen, bis die Schokolade vollständig geschmolzen war. Dann händigte sie das Tütchen über. Leider hatte sie keine Tasche dabei. Hatte Chloe eine? Ansonsten würde Wasabi heute freiwillig und zu gerne den Trageservice spielen.
Obwohl auf der Bühne noch keine Sicht vom Heimleiter war, willigte Chloe ein, weiter nach vorn zu gehen. Letztlich hatten sie einen Platz erreicht, von dem aus man eine hervorragende Sicht auf das Geschehen haben sollte. Mit einem etwas enttäuschten Ausdruck wandte Wasabi sich an Chloe, nachdem diese meinte, dass wohl noch einige dazukommen würden. „Meinst du Rhea kommt noch? Ich will, dass sie hier ist.“ Mit dem Kopf gen Boden musste sie sich ein Schniefen verkneifen. Sie wollten doch zu dritt diesen Ball unsicher machen. Plötzlich hakte Wasabi sich ohne Vorwarnung bei Chloe unter und legte ihren Kopf auf die Schulter der Ärztin. „Du bleibst heute bei mir, oder? Auch wenn ein Junge mit dir tanzen will?“ Dass sie Chloe damit eventuell in eine unangenehme Situation brachte, registrierte Wasabi nicht. Sie riss Chloe auch nicht aus böswilligen Gründen auf solch egoistische Art an sich. Doch wenn Chloe verschwand, stünde die Grünhaarige ganz allein inmitten der vielen Fremden da. Diesen furchterregenden Gedanken konnte sie nicht ertragen.