Den ganzen Nachmittag haben fleißige Schülerinnen und Schüler der Shima no Koji Oberschule damit verbracht, aus der sonst recht tristen Sporthalle einen atemberaubenden Ballsaal zu zaubern: Betritt vom reichlich mit Fackeln beleuchteten Sportplatz aus die Sporthalle durch die große Doppel-, oder durch eine der Nebentüren, so fällt sofort auf, dass Sportunterricht am heutigen Abend wohl nicht an der Tagesordnung steht. Jegliche Utensilien vom Sportunterricht wurden verräumt, stattdessen entfaltet sich ein riesiger Saal mit einer erhöhten Bühne am Ende der Sporthalle. An der Decke schweben vereinzelnte glitzernde Luftballone, die Wände sind mit unzähligen Girlanden und Lichterketten dekoriert worden. Im vorderen Bereich des Ballsaals sind elegant dekorierte, runde Stehtische angebracht, die bereits mit Sekt- und Weinflaschen, sowie Gläsern und Blumen gedeckt sind. Gegenüber dieser Tische am Rande der Sporthalle gibt es eine Bar zur Selbstbedienung, bei der man sich an weiteren analkoholischen und alkoholischen Getränke bedienen kann. In der hinteren Hälfte des Saals befindet sich die große Freifläche zum Tanzen, die erhöhte Bühne, sowie der heiß begehrte DJ-Pult der Schule. Je nach Programmpunkt werden die Lichtverhältnisse dazu angepasst, man kann sich jedoch sicher sein, dass der Ballsaal wohl über den Ballabend hinweg wohl stets etwas abgedunkelt sein wird. Ohne dies würde die gigantische Discokugel über der Tanzfläche ja gar nicht zur Geltung kommen!
Es war wirklich schwer zu sagen wie lange die beiden dort standen und an ihrem Bier tranken. Um ehrlich zu sein dachte der Doktor schon nach dem siebten Schluck, dass sein Getränk doch langsam den Geist aufgeben würde, aber dem war nicht so. Er hatte sogar noch die Hälfte im Glas, wer hätte das Gedacht? Manchmal war das Gefühl eben doch etwas anderes als die Realität, was ihn auch wieder zu seinem Saufkumpanen aufschauen ließ. Ein außenstehender hätte nun vermutlich gesagt, dass eine Konversation das Bild noch perfekt machen würde. Doch was war schon perfekt? Wenn weder Jacob noch Riley selbst etwas zu sagen hatte, stand das doch auf der einen Seite für keinerlei Probleme. Außerdem: Der Vampir machte ihm jetzt nicht den Eindruck großartig der Partygänger zu sein. Fast so ähnlich wie bei ihm. Man musste nicht unbedingt hyperaktiv herumspringen um Gesellschaft zu genießen. Das, so sinnierte er kurz in Gedanken, ging auch komplett ohne Worte.
So konnte es also auch weitergehen. Bier, er selbst, Jacob und die ganz normalen Ereignisse eines Balles. Kurz schweifte sein Blick über die Leute im Saal. Der Austausch der Massen war ihm dabei natürlich nicht entgangen. Allem voran Arata, welcher mit einer Flasche im Schlepptau durch die Menge stolperte, als würde jeden Moment das Dach über ihm einstürzen. Ein leichtes Lächeln formte sich dabei auf seinem Mund, der Junge würde sich vermutlich nie ändern. Aber auch seine Kollegen hatten sich wohl heute dazu entschieden ihm heute einmal verstärkt unter die Augen zu treten. Nicht nur Roxanne war damit heute als Begegnung abgehakt, sondern auch @Amélie schrieb sich mit ihrer Tanzeinlage automatisch mit auf die Liste. Ach, und @Deirdre auch. Zwar kannte er die Dame aus dem Wohnheim nicht so sonderlich gut, aber wen verwunderte das? Er war immerhin nicht derjenige, der jedem auf Biegen und Brechen hinterherrannte nur um den Namen in sein Gedächtnis einzubrennen. Aber selbst, wenn sie das nicht tun würde, Amélie schaffte es auf jeden Fall. Gerade wollten seine Augen die Szenerie der zwei Damen in Ruhe lassen, da erhaschte er noch dezente Anzeichen von Tollpatschigkeit in seinem Augenwinkel. Ein fürchterlich amüsiertes Lachen entfuhr seiner Kehle, während seine eine Hand Jakob an der Schulter anstupste. „Tja, für leichte Unterhaltung ist gesorgt.“, deutete er mit einem Deut in die Richtung an und übte sich an dem wohl unwiderstehlichsten Grinsen der Welt. Falls es also auf die Aufmerksamkeit seiner Kollegin treffen sollte, er scheute sich nicht seine Belustigung öffentlich kund zu tun. „Das hättest du echt sehen müssen. Wie ein nasser Sack, nur nicht so plump in seiner Fallrichtung.“, setzte er noch leicht amüsiert nach, dann war die Thematik für allerdings auch schon wieder erledigt. Es würde sich später bestimmt noch die Gelegenheit ergeben die Geschehnisse persönlich an die Engelin heranzutragen. Eine Gelegenheit, welcher er sich auf keinen Fall entgehen lassen wollte. Die Brünette konnte sich also schon einmal Mental drauf einstellen. Wenn nicht heute Nacht, dann spätestens morgen Mittag. Mal sehen ob sie sich den Fehler noch einmal erlauben würde. Der Tisch hier war immerhin prädestiniert für Beobachtungen dieser Art.
So sah es vermutlich auch der Neuankömmling, welcher sich sogleich an deren Tisch gesellte. „Und wie die verlorenen Lämmer, zogen sie sich alle zur Tafel des Herrn und fragten: Wann kommt das nächste Bier?“, während er nebenbei eine dieser heiligen Posen mit erhobenen Händen nachahmte, nur eben noch mit einem Bierglas in der Hand, was im Endeffekt die Begrüßung auf Jacks Komplimente war und im gleichen Zeitpunkt den Personenaustausch bei Jacob und ihm symbolisieren sollte. „Na? Wie geht es unserem chronischen Vertreter der akademischen Viertelstunde?“, grüßte er nachträglich noch einmal offensichtlicher in seine Richtung, „Keine Küken die deine Hilfe benötigen?“."Vielleicht mir einer übererfolgreichen Alkoholtherapie?" Wobei er das letztere mit gutem Grund nicht verbal an seine beiden Gesprächspartner weitergab. Manche Ideen sollten dort bleiben wo sie waren, im Kopf. Aber noch wollte er niemanden zu Wort kommen lassen. „Nun, wie dem auch sei, ich heiße dich hier auf jeden Fall am Tisch der Single Leute mit geringfügigem Tanzinteresse willkommen. Wie geht’s dir?“.
Ich stand wieder mit beiden Füßen auf festem Boden und damit hätte die ganze Geschichte auch einfach vorbei sein und in die Vergangenheit rutschen können - aber so einfach war das ganze natürlich nicht. Deirdre wirkte richtig besorgt und schien sich selbst die Schuld dafür zu geben, während ich sie nur etwas verlegen anschaute. Dass sie dabei auch auf meinem Kleid rumklopfte bemerkte ich wenigstens kaum, nahm es zumindest nicht als wirkliche Berührung wahr. Mehr als würde sie gerade nebenbei einfach den Boden fegen; etwas, was nichts mit mir zutun hätte. Ich atmete tief durch und wollte gerade etwas sagen, als mein Blick durch die Halle schweifte und direkt offenbarte, woher eben das Lachen gekommen war. @Riley Constantin stand an einem der Tische und sein Blick lag eindeutig auf mir und wurde von einem breiten Grinsen begleitet. Von den Schülern erwartete ich ja solche Reaktionen, aber von einem Kollegen? ... Okay, ich konnte verstehen, dass es bestimmt lustig ausgesehen hatte; vielleicht hätte ich auch gelacht. Trotzdem hielten mich diese Gedanken nicht davon ab, ihm kurz beleidigt die Zunge rauszustrecken, ehe ich mich wieder Deirdre widmete - Riley würde ich später irgendwann erklären, warum ich gefallen war. Nur ohne den wirklichen Grund dabei zu nennen. Irgendwie.
„Gilt leider nicht für alle.“, murrte ich und nickte in Rileys Richtung, welcher zudem auch noch mit anderen Kollegen zusammen an dem Tisch stand. Die Männer sollten einfach dankbar sein, dass ich ihnen etwas Gesprächsstoff geliefert hatte! Zumindest mein Kleid sah nun unbeschadet und unbefleckt aus, ganz wie Deirdre es angemerkt hatte, und ich versuchte mich von meinem Ausrutscher gedanklich zu distanzieren. Da kam es mir nur ganz Recht, dass Dee eine Pause vorschlug und sich noch zu den Losen begeben wollte - die Lose! Irgendwie hatte ich das ganze total vergessen; dabei kam das Geld sogar etwas zugute, was ich auch gerne unterstützen wollte. „Gute Idee!“, sagte ich und lächelte die Erzieherin wie gewohnt sorglos an - teilweise ging es mir schon besser und die Scham war beinahe komplett verschwunden, egal wer noch über mich lachen sollte. Morgen würde ich sicherlich selbst einfach darüber lachen können, selbst wenn Riley mich aufziehen würde. Wie ein braver Hund folgte ich Deirdre sobald sie sich in Bewegung setzte und ging neben ihr her, ließ meinen Blick wieder kurz rumwandern; was jedoch nicht lange anhielt. Wenige Momente später standen wir schon am Tombola-Stand und ich beäugte die Personen die die Lose verteilten, ehe meine Augen rumwanderten und nach irgendetwas suchten, was nach Preisen aussah. Wusste man vorher nicht, was die möglichen Preise waren? Zumindest der große Jackpot? Etwas verwirrt schaute ich die Tombola-Frauen an, ehe mein Blick zu Deirdre wanderte, als ich sie um zwei Lose bitten hörte. „Oh!“ Mein Blick klebte an dem Los, welches die Rosahaarige mir auffordernd hinhielt, ehe ich etwas zaghaft nach diesem griff und es in meine Hand nahm. Mein Blick wanderte zu Deirdre und fast hätte ich sowas blödes wie "Wäre doch nicht nötig gewesen" gesagt, aber das wusste meine Kollegin sicher auch. Stattdessen schenkte ich ihr ein strahlendes Lächeln, gefolgt von einem „Vielen Dank!“ und steckte das Los in meine Handtasche, nachdem ich mir die Nummer darauf angesehen hatte. Das Los war eindeutig mehr wert als die Blume, die ich Dee geschenkt hatte, aber ich würde ihr diese Geste nicht madig machen indem ich sie hinterfragte oder erst gar nicht annahm. „Was glaubst du, was man hier gewinnen kann? Mehr so im Rahmen von Süßigkeiten, oder ... einem Haus?“ Ich lachte leise und war schon ganz gespannt, was bei der Tombola rauskommen würde. Ob wir beide wohl mit einem Gewinn nach Hause gingen? Ich hatte keine Ahnung, wie viel Geld die Schule und das Weisenhaus für sowas hatten, doch bezweifelte ich stark, dass ein Haus einen der Gewinne darstellen würde. Aber man konnte ja wohl träumen - das war sicherlich das spaßigste an so einem Event.
Montag, 22. Juni 2015 mit Riley und Jack, erwähnt Deirdre und Amélie
Gefühlt war eine Ewigkeit vergangen, seit seine Ballbegleitung verschwunden war und ihn allein mit ihrem Kollegen zurückließ. Und mit jeder weiteren verstrichen Minute schwand auch die Hoffnung, dass sie vielleicht doch noch zurückkommen würde. Wahrscheinlich war dass das Zeichen, es mit dem Daten vielleicht doch besser aufzugeben. Klar, sie hatte als Ärztin nun mal ihre Pflichten. Aber wenn das immer so weiter ging, konnte das ja nie was geben. Vielleicht war es doch an der Zeit, sich erstmal auf etwas anders zu konzentrieren. Sein Bier zum Beispiel. Alles, was vom Inhalt verschwunden war, ist wahrscheinlich einfach verdunstet. Von den paar mickrigen Schlucken mal abgesehen. Doch angesichts dessen, dass er nicht viel vertrug, war das sicher etwas Gutes. Was er nicht trank, verdrückten eben die Schüler. Einer nach dem anderen verschwand mit mehr oder weniger großen Mengen Alkohol nach draußen. Doch da er aus dem Augenwinkel erhascht hatte, wie @Vincent ebenfalls seinen Weg nach draußen fand, fiel das wohl in dessen Aufgabenbereich. So war Aufgabenteilung leicht gemacht. Einfach machen, nicht lange drüber diskutieren. Immerhin stieg ihm so nicht der ganze Zigarettengeruch der Raucher in die Nase, sodass er den Abend vielleicht ohne weitere Suchtmittel abhaken könnte. Vorbildfunktion erfüllen und so.
Als sein bis vor wenigen Sekunden noch so stiller Saufkumpan auf einmal auflachte, hatte dieser wieder seine volle Aufmerksamkeit, gepaart mit einem fragenden Blick seitens des Vampirs. Doch lange wurde er nicht im Dunkeln gelassen. Dem Zeichen des Brillenträgers folgend erblickte er ein recht fragwürdiges Schauspiel zweier Damen, welches ihm ein breites Schmunzeln entlockte. Das Lachen konnte er sich wenigstens noch verkneifen, zumindest bis zu dem Moment, als @Amélie seinem gescheiterten Wingman die Zunge rausstreckte. Dann war es auch bei ihm mit der Zurückhaltung vorbei. „Sei lieber froh, dass sie sich nicht verletzt hat. Sonst war’s das mit dem freien Abend“, erwiderte er belustigt. Oder behandelten Ärzte sich immer selbst? So ganz war er noch nicht hinter das Prinzip gestiegen, aber das musste er ja auch nicht. Lag nicht in seinem Aufgabenbereich, konnte also egal sein. Irgendwie regelten die Kittelträger das schon unter sich, was ihn wieder zu einem Thema brachte, von dem er für den Rest des Abends auch genug hatte. So freute er sich über die willkommene Ablenkung seines Kollegen. Rileys Begrüßung fiel recht extravagant aus, weshalb er dem nur ein lächelndes Nicken hinzufügte und sich den Worten seines Herren fügte, indem er endlich einen weiteren Schluck seines mittlerweile abgestandenen Biers trank. Wenigstens war es noch nicht lauwarm, sonst hätte er sich vermutlich geschlagen gegeben. Da der Arzt die weitere Gesprächsführung vorerst übernahm griff er zu seinem Handy und beschloss, sich für den weiteren Verlauf des Abends wenigstens etwas Klarheit zu verschaffen. So wüsste er wenigstens sicher, ob die Ärztin nochmal zu ihnen zurückfinden würde oder nicht. Nachdem die Nachricht abgeschickt war, galt seine Aufmerksamkeit wieder den zwei anderen am Tisch. „Und wenn du doch noch eine Begleitung suchst, vielleicht hat eine der zwei Damen ja Interesse. Oder du nimmst beide“, ergänzte er mit einem weiteren Blick Richtung @Amélie und @Deirdre. „Wenn du zu lange bleibst könnte unsere abschreckende Aura auf dich abfärben, pass lieber auf.“ Ja, er versuchte, das Ganze mit Humor zu nehmen. Gelang zwar nur ansatzweise, aber wenigstens versuchte er es. Vielleicht fanden die beiden Männer ja Gefallen an dem Gedanken. Da sein Date offenbar verpufft war, blieb ihm nur noch eine weitere Frage offen. Was stellte er jetzt mit dem gekauften Los an? Es war ja ursprünglich so gedacht, den Gewinn an seine Begleitung abzutreten. Doch vielleicht… Er zog den Zettel aus seiner Hosentasche und wedelte damit kurz in der Luft herum. „Habt ihr Lust auf ein kleines Spiel? Der Gewinner bekommt das Los. Vielleicht gibt’s ja was Tolles zum Abstauben.“ Und zu tun hatten sie im Augenblick eh nichts Besseres. Die Kinder benahmen sich alle halbwegs, zumindest erforderte es noch kein Einschreiten seinerseits, so konnte man die Zeit auch anderweitig nutzen. Zumindest, wenn beide zustimmten. Mit den Details würde er dann natürlich auch noch rausrücken.
Eigentlich hatte Deirdre geglaubt, dass der kleine Ausrutscher ihrer Tanzpartnerin unbeobachtet geblieben war. Zumindest unbeobachtet, was den Kreis ihrer werten Kollegen betraf. Die einen oder anderen Tanzpärchen, die sich ebenfalls auf der Tanzfläche bewegten und ausschließlich aus Schülerinnen und Schülern bestanden — was war nur los mit dem Kollegium hier? — hatten das Schauspiel natürlich mitverfolgt; teils grinsend und kichernd. Das hauthalse Lachen gehörte jedoch nicht zu einem Schüler, sondern zu einem Kollegen mit dem Deirdre bis dato noch nicht allzu viel zu tun hatte. Sie hatte ihn trotzdem ursprünglich als einen der eher seriösen Sorte eingeschätzt, vermutlich, weil alle Ärzte erst einmal in diese Kategorie fielen. Zu Unrecht, wie sich nun doch herausstellte. „So ein Kindskopf.“ Deirdre warf dem Arzt einen empörten Blick zu, der die Zielperson leider nicht rechtzeitig erreichte und stattdessen bei Jacob landete. Der lachte zwar nicht, doch war ihm die Belustigung ebenfalls eindeutig ins Gesicht geschrieben. Am liebsten wäre die Erzieherin zu den Herren herübergestiefelt, um ihnen ins Gewissen zu reden, doch sie wollte weder als Spießer vom Dienst herhalten noch Amélie dadurch in Verlegenheit bringen. Und wenn sie ganz ehrlich war … wahrscheinlich hätte sie auch ein wenig gekichert, wenn einer der Männer sich rücklings aufs Parkett geworfen hätte. Also beließ sie es bei dem kurzen tadelnden Blick zum Stehtisch und wandte sich stattdessen Amélie und der Besorgung der Lose zu.
Zum Glück nahm Amélie das Los ohne Protest an, sodass sie sich das „Das kann ich nicht annehmen“-„Doch, nimm schon“-Spielchen sparen konnten. Im Endeffekt hätte die Brünette sowieso den Kürzeren gezogen, dessen war Deirdre sich sicher. Wenn es ums Beschenken ging, ließ sie sich nicht so leicht abwimmeln und schlug auch mal gern über die Stränge. Da war dieses mickrige Los nur ein Vorgeschmack auf das, war die Ärztin möglicherweise an ihrem Geburtstag erwarten könnte. Die Tatsache, dass sie sich kaum kannten, war für Deirdre dabei kein Hindernis, um ihrer Nachbarin eine kleine große Freude zu machen. Sie konnte ihre Vorfreude kaum zügeln, was sich in ihrem Lächeln spiegelte, als Amélie das Los entgegennahm. Es mochte kitschig und ausgelutscht klingen, aber anderen eine Freude zu machen, machte Deirdre einfach automatisch auch glücklich. So war sie einfach von jeher gepolt. „Nichts zu danken!“, erwiderte sie an Amélie gewandt, nickte den Verkäuferinnen kurz lächelnd zu und nahm ein wenig Abstand zur Tombola. Hinter ihnen stand zwar niemand mehr, aber wahrscheinlich würden die Damen bald mit der Auslosung beginnen, wenn Deirdre so an die Uhrzeit dachte. Sie wollte hinterher nicht beschuldigt werden die beiden Frauen geschmiert zu haben, sollte sie tatsächlich den Jackpot gewinnen. Amélies Frage war ihr dabei auch schon durch den Kopf gegangen. „Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht“, gab sie kopfschüttelnd zurück. Da war Deirdre wirklich genauso ahnungslos wie Amélie. Vielleicht hätte sie Vincent wegen der Preise fragen sollen. Wenn einer Bescheid wissen musste, dann doch wohl der Heimleiter. Aber so wie sie ihn kannte, hätte der sture Esel ihr sowieso nichts verraten. „Gegen einen zweiten Wohnsitz hätte ich aber nichts einzuwenden. Also wenn ich ein Strandhaus gewinne, schenke ich dir eine Hälfte“, scherzte sie lachend. Immerhin waren sie bereits Nachbarn. Mit ihren Balkonen in unmittelbarer Nähe zueinander, konnte man schon fast meinen, dass sie zusammenlebten. Deirdre dachte oft daran, wie viel Glück sie mit ihrer Nachbarin gehabt hatte. Was hätte sie nur getan, wenn irgendein schmieriger Kerl, der sie beim Sonnenbaden beobachtete, nebenan eingezogen wäre? Allein bei der Vorstellung schüttelte es sie fast. „Und das gilt übrigens auch, wenn ich eine Tafel Schokolade oder eine Flasche Wein gewinne“, fügte sie zwinkernd hinzu und stützte sich schließlich auf einem anderen der zahlreichen Stehtische ab. Der Tisch war nah genug an ihren Kollegen, um sie zu beobachten, aber leider zu weit weg, um die Gespräche abhören zu können. Schade.
Seufzend betrachtete Deirdre die leere Sektflasche, die noch nicht vom Tisch geräumt worden war. Ein Glas hätte sie noch vertragen können, um die Wartezeit bis zur Verkündung der Preise zu überbrücken, aber es sollte ihr wohl nicht vergönnt sein; nicht weiter schlimm. Mit einer heitereren Miene wandte sie sich an Amélie. „Darf ich dich noch was persönliches fragen?“ Wimpernklimpernd wartete die Erzieherin einen kurzen Moment, bevor sie einfach losschoss. „Warst du eigentlich schon immer ein Engel oder warst du ursprünglich ein Mensch? Du musst nicht antworten, aber ich musste einfach fragen. Dass es Wesen gibt, die nicht—“ Sie wedelte mit der Hand herum, auf der Suche nach dem richtigen Wort. „—nicht irdisch sind, kann ich irgendwie nicht fassen. Obwohl ich ja selbst kein Mensch bin, aber trotzdem.“ Den Kopf auf eine Hand gestützt, musterte sie Amélie mit sichtlicher Faszination und Wissbegierde. Himmel und Hölle, Engel und Dämonen — Deirdre wusste um ihre Existenz. Trotzdem sprengte es ihre Vorstellungskraft, wie ein Engel wohl erschaffen wurde, wie er auf die Erde kam und wie es im Himmel aussehen mochte.
Saiyana und Matt tanzten auf der Tanzfläche so, als würden sie daher schweben. Zumindest fühlte es sich für Sai so an. Sie wusste, dass sie nicht unbedingt die beste Tänzerin war, immer hin hatte sie noch nie in ihrem Leben so wirklich getanzt und dies war ihr erstes Mal, doch mit Matt, der sie so gut führte, fühlte es sich einfach so flüssig und richtig an. Sie musste etwas schlucken und wollte eigentlich nichts blödes fragen, doch die Frage stolperte quasi einfach aus ihrem Mund heraus, ohne dass sie das überhaupt wollte. Aber sie ist nur eine Freundin? fragte sie schließlich und schnell wandte sie den Blick von Matt ab. Ach schon gut. murmelte sie leise vor sich hin. Wie unangenehm! Und auch bei seinen nächsten Worten wurde sie wieder rot. Wieso war sie nur so unglaublich nervös gewesen? Naja die Antwort wusste sie ja eigentlich selber: Sie war noch nie so berührt worden und die Tatsache, dass auch noch Matt sie so berührte lösten halt einige Gefühle in ihr aus. Naja also... stammelte sie leise und wusste nicht genau wie sie sich da jetzt rausreden sollte. Mich also naja... ihr wurde ganz warm und ihr Herz schlug so schnell. Würde es gleich einfach herausspringen? Ich war noch niemandem so nah. Sagte sie dann leise und sah Matt für einen Augenblick an, ehe sie dann wieder den Blick vor Verlegenheit abwenden musste.
Während meine Begleitung und ich uns etwas von der Tombola entfernten und Abstand gewannen, schaute ich mich noch kurz ein wenig um und lugte hinter den Stand der Frauen - waren die Preise wirklich nirgendwo zu sehen? Oder vielleicht verlosten sie einfach die Dekoration im Ballsaal; ob ich so einen Stehtisch irgendwo gebrauchen konnte? Ich schüttelte leicht frustiert den Kopf, das alles machte keinen Sinn! Das Mysterium um die Preise würde mir noch meinen letzten Nerv rauben, denn mit jeder Sekunde mehr, die verstrich, wurde ich neugieriger auf die möglichen Gewinne. Man sollte meinen, Engel wären mit nur dem Nötigsten zufrieden und absolut nicht materialistisch - ja klar. Wobei ich nicht wirklich erwartete, dass es hier ein Haus oder etwas von ähnlichem Wert zu gewinnen gab. Sollte es dies doch geben, schien Deirdre aber wohl schon einen Plan zu haben. Ich lachte amüsiert auf, als sie mir die Hälfte ihres neuen Hauses anbot - wie lieb. Natürlich war das ganze nur scherzhaft gemeint, aber davon träumen durfte man ja noch. Mir ging es sehr ähnlich wie meiner Kollegin und Nachbarin; ich war froh, dass sie es war, die mir räumlich nahestand, und keine unangenehme Person. Bei sowas konnte man wirklich Pech haben, doch davon waren wir beide verschont geblieben - hoffentlich störte die Rosahaarige sich nicht an meiner Musik, welche ich manchmal vielleicht etwas zu laut in meiner Wohnung laufen hatte. „Das Gleiche gilt für dich!“, sagte ich lächelnd und meinte dies auch definitiv so. Schokolade und Wein waren besser, wenn man sie teilte. Bei einem Haus oder Auto mussten wir dann überlegen, ob wir uns sowas wirklich teilen wollten. Die Antwort war, so nahe wie wir uns gerade standen, sicherlich ein nein.
An einem der Stehtische angekommen fiel mir die leere Sektflasche nicht sonderlich auf; viel mehr stellte ich sicher, dass der Tisch sauber und nicht klebrig von irgendwelchen Getränken war, bevor ich irgendetwas auf diesen legte. Leicht mit den Fingerspitzen meiner rechten Hand über die Platte streichend stellte ich zufrieden fest, dass hier nichts verschüttet oder gekleckert wurde, sodass ich meine Tasche auf dem Tisch ablegte. Wenn man schon die Möglichkeit hat, warum dann noch extra Ballast mit rumschleppen? Auch wenn meine schwarze Tasche klein und nicht sonderlich schwer war. Auf Deirdres Worte hin schaute ich neugierig zu ihr und nickte sofort - eine persönliche Frage? Solche waren immer am interessantesten und ich wurde ein wenig nervös, während ich sie gebannt anschaute und darauf wartete, dass sie fertig sprach. Als Deirdre fertig war und mich gebannt anschaute, stellte ich mich bewusst aufrecht hin und schaute kurz grübelnd in die Menschenmenge, während meine Hände übereinander auf der Tischplatte lagen. Manchmal vergaß ich, dass ich hier fast ein Sonderling war. Sicherlich gab es andere Wesen, welche von noch verrückteren Orten stammten als ich, aber Deirdres Frage erinnerte mich wieder daran, dass meine Herkunft nicht für jeden einfach Selbstverständlich war und gar nicht hinterfragt werden musste. Um sie nicht länger warten zu lassen schaute ich Dee wieder an und lächelte sanft. „Eine gute Frage. Manchmal vergesse ich, dass ich einen anderen Werdegang habe, als viele andere hier.“ Ich verstummte kurz - ich konnte Deirdres Neugierde sehr gut verstehen, Unbekanntes war immer unheimlich spannend. Hoffentlich würde sie mich nur nicht über jedes Detail ausquetschen. „Ich war nie ein Mensch. Ich wurde im Himmel erschaffen; genau so, wie du mich jetzt siehst. Demnach war ich auch nie ein Kind, und ich habe keine Eltern.“ Ich grinste sie an, um ihr zu vermitteln, dass diese Tatsache mich keineswegs traurig machte. Es war einfach normal für mich. „Bestimmt willst du auch wissen, wie es im Himmel so ist? Ich will jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, aber...“ Ich legte meinen rechten Zeigefinger nachdenklich an mein Kinn, überlegend, wie ich ihr eine kurze Zusammenfassung geben konnte. „Menschen würden es durchaus ein Paradies nennen. Es gibt keine Autos oder Technik oder so, das ist alles von Menschen gemacht. Wir fliegen einfach. Hmm...“ Was sonst würde jemand von Außerhalb noch wissen wollen? Sicherlich gab es viele Unterschiede, aber es war schwer für mich einzuschätzen, was für Deirdre wohl am wichtigsten war. „Es ist ein unglaublich großes Reich, ich kenne nicht alles davon, nichtmal annähernd. Es ist wunderschön und Kriege gibt es nicht, aber es gibt überall ein paar Unruhestifter, weswegen es auch sogesehen Ordnungshüter gibt.“ Ich könnte noch mehr erzählen; davon, dass es hier und da Aufträge für Engel gab, man sich sonst aber frei entfalten konnte, doch das würde zu sehr ins Detail gehen. Stattdessen beließ ich es erstmal bei meinen Worten und schaute Deirdre interessiert an - was würde sie davon wohl halten? Ob ihr die Erklärung gut genug war? Ihre eigentliche Frage hatte ich ja durchaus beantwortet, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie der Rest auch interessieren würde. Ich hoffte nur, dass sie mich nicht nach meinem Alter fragte. Viele Leute reagierten komisch, wenn ich es nannte, und ich war es ohnehin von meinem Leben unter den Menschen gewohnt, dieses Zahl eher geheim zu halten.
Jack Wilson
Jack Wilson
160 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Eine knielange weite Jeans, ein dunkles T-Shirt und dunkle Sneakers
Die Begrüßung von Riley fiel recht extravagant aus. Der Blonde musste irgendwie grinsen und nahm anschließend einen Schluck von seinem Bier, nach den Worten des Arztes. Anschließend fragte er noch nach dem Befinden des Erziehers. „Gut gut, euch so? “, fragte er in die Runde. Riley und auch Jacob kannten den Neuseeländer einfach zu gut, denn sie wussten beide, dass er immer zu spät war. Er schenkte den beiden ein entschuldigendes Lächeln. „Jemand muss hier ja die akademische Viertelstunde einhalten“, sagte er dann ein wenig frech zurück. Zur Frage nach seiner Arbeit nickte der Blonde. „Zum Glück nicht, denn dann wäre ich noch später erst gekommen“, sagte er. Wahrscheinlich hatte da Riley sowieso das schlechtere Los mit seinem Beruf gezogen. Spätestens morgen mit den Alkoholleichen würde viel Arbeit auf ihn warten. „Und du? Musstest du schon Alkoholleichen versorgen? “, fragte er den Arzt zurück.
Der Tisch war wohl der der Singles mit geringfügigem Tanzinteresse. Jack grinste, denn dieser Name des Tisches war auch sehr passend auf den Blonden. „Dann bin ich hier wohl goldrichtig“, sagte er daraufhin. Jacob ergänzte noch, dass wenn Jack eine Begleitung suchen würde, dann wäre eventuell @Amélie oder @Deirdre die perfekte Ansprechperson. Die beiden hatte er eigentlich noch gar nicht gesehen. Er sah sich um und entdeckte die beiden. Amélie kannte er jetzt nicht wirklich gut, doch die beiden sahen wirklich gut in ihren Kleidern aus. Aber eine Begleitung auf dem Ball suchen? Jack war eigentlich nicht der Typ für sowas, vielleicht nach einigen Bier, aber vorher ganz sicher nicht. „Neee lieber nicht. Wer weiß, ob die beiden mich dann Köpfen wollen, weil ich den Mädelsabend störe“, sagte er anschließend zu Jacob. Er kannte Deirdre und wusste, dass sie auch wie er die Schwertkunst beherrschte. Mit ihr würde er sich sicher nicht so schnell anlegen wollen, außer es wäre im Training. Jacob sagte dann noch, dass er aufpassen sollte, denn die abschreckende Aura könnte auf ihn übergehen, wenn er zu lange hier bleiben würde. Der Blonde wusste nicht, was vorgefallen war, aber er wusste, dass die beiden ganz sicher keine abschreckende Aura hatten. „Die habt ihr beide meiner Meinung nach nicht. Ihr seid höchstens schadenfroh und das ist auch in Ordnung“, ergänzte er noch kurz. Ob er jetzt die richtigen Worte gefunden hatte, wusste er nicht, aber er hatte sein Bestes versucht.
Ganz plötzlich zog Jacob anschließend einen Zettel aus seiner Hosentasche. Es war wohl ein Los von der Tombola. Jacob wollte wohl ein Spiel um das Los spielen. „Klar, ich bin immer dabei“, sagte der Neuseeländer. Man konnte wahrscheinlich die Begeisterung in seinen Augen sehen. Es würde sicher noch ein lustiger Abend werden, da war er sich sicher.
Mit Jacob und Jack „Erinnere mich bitte nicht dran.“, winkte er ab und ließ ein leicht angespanntes Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen. „Du weißt gar nicht wie froh ich bin, hier einfach nur stehen zu können.“. Und Gott war das wahr. Wenn er jetzt noch im Krankenzimmer sitzen musste um irgendjemanden zu versorgen … uff. Vor allem seine Kollegin, welche gerade das Tanzbein schwang. Es gab buchstäblich nichts Grausameres. Und das war nicht, weil sie nicht hübsch anzusehen war, oder eine Charakterliche Schreckschraube. Ihm ging es lediglich um die Tatsache, dass seine Schadenfreude nicht unbemerkt geblieben war. Die Wahrscheinlichkeit einer möglichen Vergeltungsaktion waren also durchaus gegeben und das interne Gefahrenradar des Arztes schien ihm da in gewisser Weise recht zu geben. War zwar nicht so intensiv als würde er in Avons Nähe einfach achtlos den Müll wegwerfen, aber egal. Es ging ums Prinzip, nicht mehr. Zum Glück kam Jack in dem Moment vorbei und beglückte ihn mit einer geschaffenen Ablenkung. Auch wenn seine Reaktion sehr zu wünschen übrigließ. Schien so als hätte der junge Mann grundsätzlich keinerlei Probleme mit einem zu späten erscheinen. Den Humor mit irgendwelchen Notfällen hatte aber auch er im Petto. Was hatten die Leute eigentlich immer mit diesen Unfällen? Hatte er so eine Ausstrahlung eines Retters der Schnapsleichen? Literally nach jeder normalen Feier kam immer jemand mit dieser Frage an, oder eben währen der Feier. Er ging deswegen auch gar nicht wirklich drauf ein, sondern ließ nur ein leichtes „Zum, Glück nicht.“ in seine Richtung los, ehe sein freundliches Antlitz kurz einen leichten Einblick in seine Gedanken offenabarte. Der nachfolgende Blick durch seine Brillengläser hindurch, welcher allein auf Jack fokussiert war, verriet auch gleich das Ziel. Doch noch würde er sich zurückhalten. Der Zeitpunkt war noch nicht gegeben und wie jeder normale Mensch wusste: Timing ist die halbe Miete. Vielleicht würde sich ja gleich was ergeben … und er wurde nicht enttäuscht.
Die Vorlage zum Singledasein schien bei jedem der Männer zumindest ein bisschen die Zunge gelockert zu haben. Gerade Jacob überraschte ihn sogar ein wenig mit seiner lockeren Art. Aber wen verwunderte es? So wie Rox gekommen und wieder gegangen war, konnte er sich den seelischen Schmerz schon ein bisschen vorstellen. Oder, besser gesagt, er glaubte es nachvollziehen zu können. Gedankenlesen war leider noch keine seiner Fertigkeiten. Aber ob er darüber unglücklich sein sollte? Wohl eher nicht. „Also ganz im Ernst.“, fing der Brite an und stellte sein Bier wieder auf dem Tisch ab, „Wenn die Beiden hier auf dem Ball einen ‚Mädels Abend‘ veranstalten, dann kann ich ihnen auch nicht mehr helfen.“. Und sein Blick glitt abermals zurück zu den beiden Tanzwütigen Frauen etwas weiter entfernt. „Außerdem hat der neue Erzieher es ja auch schon angedeutet. Geh‘ einfach hin und schnapp sie dir beide. So wie ich dich gerade kennengelernt habe ist zu früh kommen ja sowieso nicht dein Ding.“, lachte er los und verschränkte selbstbewusst und siegessicher die Arme vor der Brust. Leicht lächelnd, aber innerlich hämisch grinsend stand er nun dort und wartete eine Reaktion ab. Jacob fand es sicherlich auch mal interessant nicht die ganze Zeit im Fadenkreuz zu stehen. Wobei er selbst auch mal gerne ein bisschen Gegenwind bekommen wollte. Was gab es Besseres als einen kleinen Schlagabtausch unter Gleichgesinnten … na gut, fast gleichgesinnten. Persönliche Differenzen sollten ja auch mit einkalkuliert werden. „Wenn ich dich denn da beim Wort nehmen kann.“, setzte er dann noch einmal leicht provokant nach und richtete seine Brille.
Doch auch diese Situation sollte nicht wirklich lange vorhalten. Mit einem amüsierten Schnaufen wechselte der Kopf des Arztes seinen Fokus zum Schwarzhaarigen hinüber. „Ich schließe mich unserem Jüngling an.“, stimmte er mit in das noch unbekannte Speil ein und zeigte dabei noch einmal lässig mit dem Daumen der rechten Hand hinüber zu Jack, ehe er wieder seine alte Pose einnahm. „Ich hoffe jetzt aber nicht, dass die Wette unsere zwei Tollpatsche auf der Tanzfläche beinhaltet.“, erhob sich eine Augenbraue hinter dem Brillengestell empor, „Oder?“.
Ein Mädels Abend auf dem Ball. Jetzt, wo der Arzt es laut aussprach, klang das wirklich ziemlich abwegig. Da waren sie wirklich selbst schuld, wenn einer der Anwesenden sie dabei störte. Vielleicht hatten sie ja auch Hoffnung, das männliche Kollegium hätte schon eine Begleitung im Petto, doch Fehlanzeige. Soweit er sich erinnerte, war hier niemand in einer Beziehung. Vielleicht lag das gar nicht an ihrem Tisch, sondern der Insel allgemein? Insel der Single. Wie kam er gerade nur auf solche absurden Gedanken? Vielleicht war es nicht seine schlechte Aura, die allmählich auf die anderen abfärbte und sie zu einer Solonummer auf dem Ball werden ließ, sondern der Arzt, der ihn mit in seine dunklen Abgründe zog. Nichts desto trotz musste er bei dem Gedanken an eine solche Insel schmunzeln. Perfekt für das Fernsehprogramm der Arbeitslosen, eine weitere Show, bei der sie ihr eigenes Leben vergessen konnten. Dennoch stupste er Jack aufmunternd mit dem Ellenbogen in die Seite: „Na los, viel zu verlieren hast du ja eh nicht. Im schlimmsten Fall kommst du einfach zu uns zurück.“ Dann war er wenigstens nicht der Einzige, der heute abserviert wurde. Ja, der Ballabend würde definitiv keiner seiner Lieblingstage werden. Drachenbändiger am Morgen, sitzen gelassener Kerl am Abend. Und seinen Spitznamen bei Riley würde er wohl nie loswerden, doch den hatte er sich schließlich selbst zuzuschreiben. Es gab schlimmeres. Zumal er durch den anzüglichen Kommentar eh nicht weiter darüber nachdenken konnte, viel mehr musste er sich bemühen, sein Schmunzeln zu verbergen. Doch da das Ziel von ihm zum Neuankömmling gewechselt zu haben schien, sollte ihm das gut gelingen. „Solange er sie nicht ewig warten lässt, irgendwann wird es dann doch langweilig.“ Und wund. Genauer wollte er darauf nicht eingehen, immerhin hatte er einen Ruf zu verteidigen.
Das Wedeln mit dem Los schien seinen gewünschten Effekt zu erzielen. Zumindest hatte er die Aufmerksamkeit der beiden, auch wenn der Sonnenbrillenträger nicht direkt so überzeug schien, wie sein werter Kollege. Wenigstens ließ dieser noch einen Vorschlag mit einfließen. „Tut mir leid, da muss ich dich enttäuschen.“ So wie die Tänzerinnen zu ihnen hinüber geschaut haben, wären sie garantiert nicht begeistert, wenn die Dreiergruppe sie noch weiter belästigte. Dennoch ließ Jake sich diese Chance nicht nehmen, Riley auch mal etwas zu ärgern. Zumindest hoffte er, dem Arzt damit auch mal einen auswischen zu können. „Es sei denn, du möchtest unbedingt. Welche der beiden muss ich denn für einen Tanz mit dir begeistern? Oder doch beide? Dann wäre Jack sicher stinkig, weil du ihm seine Dates streitig machst.“ Das provokante Grinsen musste er zwar noch etwas üben, doch wenigstens hellte es seine Laune endlich wieder auf. Sodass er den beiden nun endlich seinen eigentlichen Plan unterbreiten konnte. Ganz ausgereift war er noch nicht, doch vielleicht kamen sie ja mit einem bessern Vorschlag um die Ecke. Er wollte ja nur nicht am Ende mit seinem Gewinn alleine dastehen, viel Mühe steckte also nicht dahinter. „Ich dachte da an etwas ziemlich simples. Wir raten einfach, was es so für Preise geben wird. Und sobald sie auf der Bühne präsentiert werden und jemand Recht hatte, bekommt er das Los.“ Mehr steckte auch gar nicht dahinter, doch so hatten sie wenigstens etwas Beschäftigung, bis er sich doch um die ersten Betrunkenen kümmern musste. Oder, bis Roxanne ihm endlich auf seine Nachricht antwortete.
