Den ganzen Nachmittag haben fleißige Schülerinnen und Schüler der Shima no Koji Oberschule damit verbracht, aus der sonst recht tristen Sporthalle einen atemberaubenden Ballsaal zu zaubern: Betritt vom reichlich mit Fackeln beleuchteten Sportplatz aus die Sporthalle durch die große Doppel-, oder durch eine der Nebentüren, so fällt sofort auf, dass Sportunterricht am heutigen Abend wohl nicht an der Tagesordnung steht. Jegliche Utensilien vom Sportunterricht wurden verräumt, stattdessen entfaltet sich ein riesiger Saal mit einer erhöhten Bühne am Ende der Sporthalle. An der Decke schweben vereinzelnte glitzernde Luftballone, die Wände sind mit unzähligen Girlanden und Lichterketten dekoriert worden. Im vorderen Bereich des Ballsaals sind elegant dekorierte, runde Stehtische angebracht, die bereits mit Sekt- und Weinflaschen, sowie Gläsern und Blumen gedeckt sind. Gegenüber dieser Tische am Rande der Sporthalle gibt es eine Bar zur Selbstbedienung, bei der man sich an weiteren analkoholischen und alkoholischen Getränke bedienen kann. In der hinteren Hälfte des Saals befindet sich die große Freifläche zum Tanzen, die erhöhte Bühne, sowie der heiß begehrte DJ-Pult der Schule. Je nach Programmpunkt werden die Lichtverhältnisse dazu angepasst, man kann sich jedoch sicher sein, dass der Ballsaal wohl über den Ballabend hinweg wohl stets etwas abgedunkelt sein wird. Ohne dies würde die gigantische Discokugel über der Tanzfläche ja gar nicht zur Geltung kommen!
Die Fahrt zur Schule war still und ereignislos. Niemand verlor ein unnötiges Wort, und ich war sowieso mehr damit beschäftigt, wieder aus dem Fenster zu schauen und zu versuchen, mir den Weg zwischen Wohnhaus und Schule zu merken. Mit meinem Orientierungssinn würde ich wahrscheinlich in irgendeiner Höhle mitten im Wald landen. Auch wusste ich, dass es nutzlos war, zu versuchen, mir den Weg zu merken - in ein paar Minuten hätte ich sowieso alles wieder vergessen, und es gab auch keine markanten Dinge auf dem Weg, welche ich mir hätte merken können. Also würde ich entweder nach dem Ball weit hochfliegen und versuchen das Haus zu finden, oder einfach anderen Schülern unauffällig folgen. Die zweite Idee gefiel mir dabei mehr, da ich im dunkeln nicht sonderlich gut sehen konnte. Nach ein paar Minuten hatte das Auto uns auch an unseren Zielort gebracht, oder eher meinen, da Julia mich ja nur zur Schule begleitet hatte, damit ich mich nicht verlief. Ausgestiegen begleitete sie mich noch zum Eingang der Sporthalle, welche scheinbar zum Ballsaal umdekoriert worden war, und dann verschwand sie auch wieder.
Ich hob nur meine linke Hand gelangweilt zum Abschied, schaute sie aber auch nicht mehr an. Mein Blick lag einzig und allein auf der Halle, welche sich vor mir befand. Stickige Luft kam aus dem "Ballsaal", welche unter normalen Umständen schon eklig und unangenehm war, aber dann noch im Sommer? Igitt. Die Ursache davon war auch sofort klar: Unheimlich viele Leute waren gerade hier und tanzten, standen rum oder betranken sich. Einige verließen die Halle auch schon und schlängelten sich an mir vorbei, doch bevor ich nachsah, wo es alle hinzog, widmete ich mich diesem stinkigen Ort. Ob sich wohl alle vorher gewaschen hatten, bevor sie sich in ihre Clownskostüme gequetscht hatten? Hoffentlich. „Ugh, ich kotz' echt gleich.“, murrte ich mir selbst zu und machte mich mit diesen motivierenden Worten auf in die Sporthalle, oder den Ballsaal, wie auch immer man es nennen wollte. Schnell wurde mir bewusst, dass ich von einigen Leuten angestarrt wurde. Hier und da gabs Getuschel. War natürlich klar, dass ich mit meinen Alltagsklamotten sofort herausstechen würde, aber sonderlich jucken tat es mich nicht. Ich war froh, nicht wie ein Volltrottel auszusehen. Nach ein paar Momenten entdeckte ich auch endlich etwas, wofür es sich lohnte, hier zu sein: Eine Bar! Meine Augen leuchteten auf und sofort lenkte ich um und steuerte auf den Tisch voller Getränke zu und hoffte, dass es hier mehr gab als nur Saft und Cola. Eilig suchten meine Augen den ganzen Tisch ab, glitten nach rechts, dann nach links, und wieder rechts. Da! Bier! Ich lächelte und atmete erleichtert aus, fast schon als hätte ich endlich einen bekannten Freund in dieser ungewohnten Welt gefunden; doch dann bemerkte ich, dass es nicht so einfach war, uns beide wiederzuvereinen. Vor der Bar stand ein Mädchen mit schwarzem Kleid und pinken Haaren, und sie stand genau vor dem Bier. Meine Augen verengten sich ein wenig bei ihrem Anblick; sie konnte mich nicht von meiner wahren Liebe fernhalten! Ich ging auf sie zu und ohne überhaupt innezuhalten legte ich meine kühle rechte Hand an ihre Schulter und schob sie mit den Worten „Du bist im Weg.“ zur Seite. Nicht ruckartig oder gewaltsam, aber doch bestimmt, damit ich mich wenigstens an eine gute Sache diesen Abend klammern konnte. Daraufhin griff ich mir schon ein - kühles! - Bier, schnappte mir einen Öffner und mit einem erleichterten Zischen verkündete die Flasche, dass sie offen war. Mit einem zufriedenen Lächeln trank ich meinen ersten Schluck, und schaute dann wieder zu Mrs. Kaugummi. Ich mustere sie von oben bis unten, schaute dann wieder in ihr Gesicht. Moment... hatte sie Hörner?! Die waren mir vorher gar nicht aufgefallen! Eine Art Faszination war von meinem Gesicht abzulesen als ich meine linke Hand hob und eines ihrer Hörner an der Spitze mit meinem Zeigefinger mehrmals anstupste. „Wo hast du die denn her?!“, fragte ich begeistert und hoffte, dass ich auch welche haben konnte. Wenn die Hörner natürlich waren und zu ihrem Körper gehörten gab es für mich ja vielleicht auch einen Weg, welche zu kriegen! Naja und wenn sie nur zu einem Haarband gehörten, dann sowieso.
Ihr Plan den Jungen zu triezen ging nicht so auf, wie sie es sich eigentlich wünschte, allerdings - das musste sie zugeben – lag das schlichtweg daran, dass sie etwas Falsches annahm und dementsprechend gar keinen wunden Punkt treffen konnte. Gleichzeitig drängte sich ihre Neugierde in den Vordergrund, weshalb sie ihn mit Fragen überhäufte und obwohl Serah damit rechnete, abzublitzen – gab es keinen Grund ihr alles zu beantworten – war genau das Gegenteil der Fall. Mit seiner Art gelang es ihm zumindest, dass ihre Augen sich an seine Lippen hefteten, immerhin wollte sie nicht, dass ihr auch nur ein einziges Wort entging, doch spätestens als er mit seiner Ausführung begann, erlosch ihre Neugierde parallel. Der nahm sie auf den Arm und wie! Dabei war sie erstarrt damit kein unnötiger Atemzug ihre Konzentration störte – in Gedanken hielt sie bereits ihr Notizbuch bereit. Alles umsonst. Ihre Augenbrauen kamen sich einen Deut näher, fast war Enttäuschung aus ihrem Gesicht zu lesen, bevor sie etwas eingeschnappt die Arme vor der Brust verschränkte. „Du Spaßbremse…“, brummte sie unzufrieden, obwohl sie seinen Einwand durchaus verstand. Sie würde es jedoch nie zugeben, daher überlegte sie sich eine einfache Antwort darauf, wohlwissend dass auch diese es nicht begründen würde. „Ich hab doch so lieb gefragt, da hättest du ruhig etwas erzählen können.“ Beleidigt die Wangen aufzuplustern ließ sie dabei bleiben.
Etwas Schade war es schon gewesen, schließlich glaubte die Dämonin wirklich, dass sie etwas hätte lernen können, aber das ihre Art nicht immer zu dem gewünschten Ziel führte, war nichts Neues für sie. „Außerdem“, sie nahm einen kurzen Schluck ihres Sektes, ehe das Glas leer war und wieder an die Bar gestellt wurde. „Wie soll man sich denn sonst kennenlernen?“ Ihr Einwand war berechtigt, ihrer Meinung nach, aber eine Gegenleistung zu verlangen, war genauso abwegig gewesen – daran hätte sie früher denken müssen. Noch bevor sie danach fragen konnte was ihm vorschwebte, ließ seine Frage darauf schließen worauf er abzielte. Konkret beantworten konnte sie es ihm jedoch nicht, da sie nie über die Grenzen geschossen war, geschweige denn wirklich oft Alkohol trank – nicht einmal einfaches Bier – dementsprechend konnte sie es nur abschätzen. „Das können wir ja herausfinden.“ Serah wollte sich jedoch nicht die Blöße geben, dass sie vermutlich eine Anfängerin war, weshalb sie ihn eher zu dem - was er offensichtlich eh plante – herausforderte. „Wir können ja spie-“ Bevor sie ihren Gedankengang – ein Trinkspiel, um sich kennenzulernen – vorschlagen konnte, bemerkte sie eine Berührung an ihrer Schulter, ehe sie grob zur Seite geschoben wurde. Damit brach die Person gleich zwei weitere Tabus: Sie berührte Serah ohne ihre Erlaubnis und behandelte sie auch noch wie einen Gegenstand. „Vielleicht bist du einfach nur zu Fett.“, maulte sie und wollte nach der Hand des Mädchens greifen.
Sie war jedoch schneller und schnappte sich ein Bier, ehe sich ihre – so empfand die Dämonin zumindest – genervte Mimik schlagartig änderte. Gleichzeitig zu ihrem Erscheinen machte sich in ihrem Bauch ein bekanntes Gefühl breit – Unwohlsein. Zuletzt hatte Oliver ein ähnliches Empfinden in ihr ausgelöst, aber zu ordnen konnte sie es noch nicht. Der gesamte Raum wirkte ähnlich auf sie, weshalb sie sich zunächst gar nicht damit beschäftigte. Heute wollte sie zumindest sich etwas amüsieren, was ohne Trampeltiere angenehmer gewesen wäre. Immerhin war sie nicht vollständig aus der Haut gefahren, wie sie es sonst tat, aber die Vielzahl an Eindrücken und die darauffolgende Blöße nach dem Wutanfall, verhinderten es gekonnt. Serah wollte sich just in dem Augenblick wieder zu dem Jungen wenden, als das Mädchen ihr ganz ungeniert an die Hörner griff. Sie wollte etwas sagen, bekam allerdings kein Wort über ihre Lippen, so perplex machte sie die Dreistigkeit, weshalb sie sich kurz sammeln musste. „Wie woher?“, hakte sie nach und legte den Kopf kurz schief. „Die gehören zu mir… wie Arm und Beine.“ Selbstverständlich wusste sie, dass nicht jeder derart auffällige Merkmale besaß oder diese in der Regel verborgen hielt, die Begeisterung dafür fehlte ihr jedoch – da sie stets in Erwartung war etwas ungewöhnliches zu sehen. „Bist du nicht falsch gekleidet?“ Sie meinte ihre Worte dabei nicht einmal böse, aber mit ihrem normalen Outfit fiel sie auf wie ein bunter Hund. Der Schüler, mit dem sie sich eben noch unterhielt, war dabei kurz in Vergessenheit geraten, ehe sie sich – als hätte sie einen Geistesblitz gehabt – wieder fing und dort ansetzte wo sie unterbrochen wurde. „Wir können uns ja bei einem kleinen Trinkspiel kennenlernen?“; warf sie dabei in den Raum.
Geschmacklos. Das war ihr erster Gedanke den sie hegte als sie die vermeintliche Sporthalle, getarnt als Ballsaal betrat. Eine gute Lösung um zu kompensieren das man keine andere Örtlichkeit hatte für solche Zwecke, aber beeindruckt war sie jetzt nicht. Aber was hätte sie den anderes erwarten können. Es war schließlich kein Opernball. Sie zupfte noch einmal hier Kleid zurecht, schob ihre weiße Rose an der Taille in die Richtige Position und ließ dann ihre roten aufmerksamen Augen durch den Saal gleiten. Ein paar Paare hier, vereinzelte Personen da. Während es schien, als würde sie jedes einzelne Outfit innerlich bewerten, ging sie zur Bar. Zum Glück war nicht so viel los und sie konnte sich die Getränkeauswahl in Ruhe anschauen. Das erste was sie erblickte waren die ganzen Softgetränke. Eine wunderbare Auswahl dessen. Allerdings, so dachte sie sich, würde sie heute keines davon trinken. Stattdessen hielt sie jetzt ein Rotweinglas in der Hand, dessen roter Inhalt geradezu danach schrie in einem Zug ausgelehrt zu werden. /Hoffentlich kein billiger Fusel aus einem Supermarkt. / Mit diesem Gedanken nahm sie einen kleinen Schluck. Ja. Doch. Kein billiger Fusel wie sie erst dachte, aber auch nicht das feinste was sie sich erhofft hatte. Aber man konnte es trinken. Das Weinglas schwenkend und das Gewusel überfliegend suchte sie nach Gesellschaft. Viel Lust alleine rumzustehen, sich Wein nach Wein hinterzuzwiebeln und zu beobachten wie sich Paare gegenseitig das Gesicht abschlabberten, hatte sie nicht. Ihr Blick blieb schließlich an zwei jungen Männern hängen. Zwei Schwarzhaarige, einer mit blauen Augen und einer mit recht interessanten Goldgelben Augen. Sie schienen sich zu unterhalten. Über was konnte sie nicht ausmachen, aber das ließe sich schnell ändern.
Mit sicheren Schritten und ein freundliches Lächeln trat sie zu den beiden dazu, legte ihren Ellbogen in die Hüfte und balancierte das Weinglas auf ihrer Handfläche. “Guten Abend die Herren. Würde es stören, wenn ich mich zu euch geselle?” Erster Eindruck zählt, das wusste sie, also wollte sie nicht allzu energisch auf die beiden eingehen. Allerdings wartete sie gar nicht erst auf eine Antwort und redete getrost weiter. “Ich habe mir nur gedacht ich leiste euch mal ein wenig Gesellschaft. Ich kenne ja kaum jemanden hier.” Sie kicherte. Beim Kichern musste sie allerdings das Weinglas etwas von ihrem Körper entfernen damit nichts überschwappte und ihr Kleid dadurch versaut werden würde. Es war ja schließlich ihr Lieblingskleid. Da stand sie nun. Gesellschaft gesucht und gefunden. Jetzt müsste sie nur noch feststellen wie die beiden tickten. Würden sie ihre Freundlichkeit erwidern, könnte es zu interessanten Gesprächsthemen führen. Wenn nicht. Naja dann hätte sie zwei weitere männliche Gestalten die sie auf ihre Trampeltierliste schreiben konnte. Und um ehrlich zu sein hatte sie auf dem Weg hier hin schon genug von diesem Erspähen können. Jetzt stand sie da, das Weinglas in der Hand, mit einem spitzen Eckzahn lächelnd und auf Antwort wartend. Ganz Außen vor stand allerdings die Tatsache, dass sie nicht wusste ob das die Richtige Wortwahl war um Personen in diesem Umfeld so anzusprechen.
Was zuvor geschah: JJ, Serah und Oli unterhielten sich mehr oder weniger gut. Naja, zwischen JJ und Serah schien sich eher eine Kluft aufgemacht zu haben. Aber der Schwarzhaarige amüsierte sich doch schon recht prächtig mit den beiden. Für ihn schien es eher mehr wie eine Comedy-soap zu sein, als irgendwelche Differenzen zwischen den beiden. Vielleicht war aber auch einfach der Start nicht so gut. Irgendwann würden sich die beiden eventuell besser verstehen. Sollte da der Amerikaner als Vermittlung gelten? Es war nicht seine Art und er wollte sich da auch nicht unbedingt einmischen, aber vielleicht würde er mal ein wenig mit JJ sprechen, um ihm zu erklären, dass er diese Art nicht bei jedem bringen konnte. Aber eigentlich hatte er noch nicht das Recht dazu so mit ihm zu sprechen, denn die beiden kannten sich nicht einmal den ganzen Abend. Vielleicht würde er dies später einmal machen, aber da war er sich nicht so sicher. Gedanken versunken, merkte Oliver nicht einmal, dass Serah plötzlich in der Menschenmenge verschwunden war. Ihre Abwesenheit merkte er aber nach kurzer Zeit, da seine Comedy-soap wohl zu ende war. Er sah sich um, doch er entdeckte sie nirgends. Sie würde schon wieder auftauchen und wenn nicht, dann hatte sie sich wohl bessere Gesellschaft gesucht, was auch okay war.
Mit Liliana (& JJ):
Oliver nahm noch einen Schluck aus seinem Glas und sah sich in der Menschenmenge um. Jeder hatte wohl sehr viel Spaß und hier saßen zwei einsame Seelen und warteten bis… auf was warteten denn die beiden? Vielleicht auf irgendeinen Unfall auf der Tanzfläche? Egal was es war, Oli blieb sitzen und nahm noch einen Schluck aus seinem Glas. Als er das Glas wieder abstellte, sah er eine Person auf die beiden zulaufen. Dieses Gesicht hatte er zuvor noch nicht gesehen, aber gut, er kannte eigentlich viele Gesichter nicht. Das Mädchen kam auf die Jungen zu und fragte, ob sie sich zu ihnen gesellen könnte, da sie ihr kaum jemanden kannte. Also doch eine Neue. Oliver kam sich ein wenig vor wie eine Vermittlung für Neue und verwaiste Wesen, was ihn aber nicht unbedingt störte. So konnte er irgendwie Bekanntschaften knüpfen und neue Leute kennenlernen, obwohl er eigentlich nicht so die Person dafür war. Doch es war der Ball, also wieso nicht mal aus seiner Bequemlichkeit heraus kommen und neues ausprobieren? Nun ja, er würde schon noch sehen, was der Abend so bringen würde. „Hallo, klar setz dich zu uns. Ach ja, du musst nicht so höflich sein. Ich bin Oliver“, stellte sich der Schwarzhaarige vor. „Und du bist? “, fragte er dann vorsichtig das Mädchen. Er war jetzt nicht der Kommunikativste, aber wer wusste schon, ob diese Mädchen die beiden Männer genau gleich wieder verlassen würde, wie es Serah vor einigen Minuten getan hatte.
Irgendwie tat ihm das Mädchen ja leid, wie sie voller Neugier seine Erzählung abwartete und viel zu lange brauchte um zu begreifen, dass er ihr gerade einen Bären auf die Nase gebunden hatte. Doch mehr als schmollender Protest brachte sie ihm nicht entgegen – so schlimm scheint es sie also nicht getroffen zu haben. Zumal sie direkt auf seine Frage einging, zumindest mehr oder weniger. Wenigstens war sie nicht abgeneigt, mehr erwartete er schon gar nicht. Und wenn sie wirklich noch nie viel getrunken hatte – was ihre Aussage vermuten ließ - konnte das noch lustig werden. Solange sie nicht zur Type 'ich heul mir die Augen aus, wenn ich betrunken bin' gehörte. Aber davon wollte er erst gar nicht ausgehen, man musste den Spaß ja nicht schon trüben, bevor es überhaupt richtig losging. Doch ehe das gehörnte Mädchen ihren Satz zu Ende sprechen konnte wurden sie einfach unterbrochen. Ein weiteres Mädchen erschien in seinem Blickfeld, schob die Rosahaarige unsanft beiseite und grabschte nach einem Bier. Skeptisch beäugte Cyril das Geschehen, den Störenfried von oben bis unten musternd. Ein passendes Outfit war was anderes, es sah eher aus, als wäre sie hier nur schnell rein gesprungen um etwas zu trinken. Gehörte sie überhaupt zu ihrer Schule? Vom Alter her schienen sie ungefähr gleichauf zu sein, doch wahrscheinlich war sie genau so neu wie Pinky. Stillschweigend beobachtete er das Treiben, dachte überhaupt nicht daran, sich einzumischen. Zwei Frauen störte man besser nicht beim Streiten, zumindest kannte er keine Situation, in der so etwas gut ausging. Da konnte man nur verlieren. Also nutzte er die Zeit und nippte in aller Ruhe an seinem Bier, ließ den Blick etwas durch den Saal schweifen, doch entdeckte zu seinem Bedauern kein bekanntes Gesicht, was ihm in der ätzenden Situation hätte Gesellschaft leisten können. Zumindest niemanden, den er gerade gerne dabei hätte. So musste er sich wohl oder übel auf das Geschehnis vor sich einlassen, wenn er den heutigen Abend nicht allein in einer Ecke verbringen wollte. So hatte er sich den Ball nicht vorgestellt. Doch man musste nehmen was man kriegen konnte – in seinem Fall waren das eben zwei Irre, die sich seit dem ersten Blickkontakt ankeiften. Und betatschten. Er hatte Mühe, seine Augenbrauen an Ort und Stelle zu halten und nicht am laufenden Band die Stirn zu runzeln, doch was zur Hölle trieben die da eigentlich? Wie kam man dazu einer Fremden einfach so an die Hörner zu fassen? Wenigstens wurde ihm damit die Frage erspart, woher sie die Dinger hatte. Und das erklärte auch den dämonischen Geruch, der an ihr haftete. An beiden. Nachdem die Grapschstunde beendet war, Cy sein Bier geleert hatte und bereits für Nachschub sorgte schenkte man ihm auch endlich wieder etwas Beachtung. Um genau zu sein setzte seine Gesprächspartnerin wieder dort an, wo sie kurz zuvor den Faden verloren hatte. „Jep, genau darauf wollte ich hinaus“, unterstützte er ihren Vorschlag und war sofort wieder voll dabei. „Allerdings haben wir zwei ja schon einen kleinen Vorsprung, also müsstest du dich mit deinem Bier etwas beeilen“, warf er noch in die Runde und sah dabei schon wieder leicht grinsend zur einzig fehlgekleideten im Saal. Zwar hatte er streng genommen schon viel mehr intus als das läppische Bier – immerhin war er bereits beim Haare machen mit Luana gut dabei gewesen – doch das tat ihrem Vorhaben ja keinen Abbruch. Konnte nur lustiger werden.
Die Komplimente aus Vincents Mund, die sowohl Chloe als auch ihr selbst galten, ließen die Hausmeisterin freudig kichern. Immerhin hatten sie viel Zeit und ihrerseits viel Überwindung in die Garderobenwahl gesteckt. Dass sich die Mühe gelohnt hatte, war eine willkommene Bestätigung für Wasabi. „Danke!“, gab sie zurück und zupfte dabei obligatorisch ein wenig an ihrer Bluse herum. Es sollte schließlich alles ordentlich sitzen, wenn sie schon mit Komplimenten überhäuft wurde. Flüchtig strichen ihre Finger über die Verbände an ihrem Hals und es folgte ein leises Seufzen. Könnte sie diese nur für einen Abend loswerden und aussehen wie eine ganz normale Person und kein übel zugerichtetes Brandopfer. Da die Narben jedoch noch unansehnlicher waren, als die Bandagen, stand diese Möglichkeit sowieso nicht zur Erwägung. Doch sie war eigentlich keine Grüblerin und wollte erst recht nicht an so einem schönen Abend in unnötige Was-wäre-wenn-Szenarien eintauchen. Mit dem Sekt, der dank Vincent in ihr Glas floss und dabei eine Schaumkrone bildete, wurden Wasabis Gedanken wieder ins Hier und Jetzt befördert. Aufmerksam beobachtete sie den steigenden Pegel, bis der Schaum ihre Markierung überschritt. „Stopp, stopp, stopp!“ Sie war drauf und dran ihr Glas reflexartig wegzuziehen, besann sich jedoch eines Besseren und tat es nicht. Es hätte nur eine riesige Sauerei auf dem Stehtisch hinterlassen. Zumal sie feststellen musste, dass der Sekt genau bis zur Markierung reichte, nachdem sich der Schaum aufgelöst hatte. Vincent musste ein gutes Augenmaß haben oder öfter Sekt einschenken. Das dachte Wasabi sich jedenfalls anerkennend. Sie stieß mit ihren Kollegen an und nahm einen kleinen Probierschluck. Es schmeckte bis auf den Nachgeschmack ganz okay, sodass Wasabi sich nichts anmerken ließ und noch einen weiteren Schluck trank. Gerade fühlte sie sich wie eine richtige Erwachsene, in ihrem eleganten Hosenanzug und dem Sektglas in der Hand. Doch sie wäre nicht Wasabi, wenn sie diesen Eindruck nicht prompt mit einem unzufriedenen Schmollen zu Nichte machen würde. „Mawww… nicht fair. Du weißt bestimmt was für Preise es gibt. Wenn du sagst, gebe ich dir etwas von meinem Preis ab“, versuchte sie mit ihm zu verhandeln. Sie schenkte Chloe beiläufig ein dankbares Lächeln, als diese die Knusperflocken erwähnte, richtete ihre Aufmerksamkeit dann allerdings wieder auf den Heimleiter. Sie konnte dickköpfig, gar nervtötend sein, wenn sie sich an einer Sache festgebissen hatte. Und momentan war die Tombola das Nr.1 Ereignis dieses Balls.
Ungeniert starrte sie Vincent noch für einige Augenblicke ins Gesicht, bevor sie vorerst naserümpfend nachgab. Sie kannte den Heimleiter nun schon eine Weile und hatte ihn bis dato eher als konsequent statt nachgiebig erlebt. Er würde entweder hartnäckig bei der Behauptung bleiben nichts zu wissen oder ihr einen Bären aufbinden. Es ärgerte die Grünhaarige ein wenig, aber dieses mal musste sie wohl einfach abwarten. „Hast du eigentlich eine Begleitung? Wer ist es? Darf ich raten?“, fragte sie schließlich neugierig und wechselte damit das Thema. Allzu groß war die Auswahl an Damen zugegebenermaßen nicht, wenn man Wasabi aus offensichtlichen Gründen und Chloe ebenso bereits abzog. Da sie sich für jeglichen Klatsch und das ganze Wer-mit-wem auch nicht interessierte, könnte sie sowieso nur einen Schuss ins Blaue wagen.
Ihr wurde angeboten sich dazuzusetzen. Schnell, präzise und Kurzgehalten wurde ihr klargemacht das sie sich nicht mehr in der Anwesenheit von irgendwelchen Schnöseln befand. Sie war zwar auch nicht grade das beste Beispiel, allerdings gefiel ihr die Tatsache das ihr nicht mehr die aufgesetzte Höflichkeit entgegenkam die ihr normalerweise aufgedrückt wurde. “Vielen Dank” Sie zog einen Stuhl vom Tisch, setzte sich und schlug die Beine übereinander. “Ich bin Liliana Lullaby Maxwell. Freut mich dich kennenzulernen Oliver.” Noch hatte sie sich nicht daran gewöhnt etwas lockerer mit Fremden umzugehen. Die meisten hier schienen auch in ihrem Alter zu sein. /Reiß dich doch mal zusammen Lili / rief sie sich in ihrem Kopf auf. Dennoch empfand sie das direkte Duzen als recht unkonventionell, da man grade mal den Namen des anderen kannte. Sie biss die Zähne zusammen, stellte das Weinglas ab und drehte sich lächelnd zu Oliver. “Du kannst mich aber einfach Liliana nennen.” Schrecklich. Normalerweise bevorzugte sie Miss Maxwell, aber in dieser Gesellschaft ist sowas wahrscheinlich nicht alltäglich. “Ich bin zwar schon seit ungefähr Zwei Wochen hier auf der Insel, aber auch erst seit kurzem auch Schüler. Schön direkt jemanden nettes kennenzulernen.” Sie nahm wieder in Weinglas und genehmigte sich einen kräftigen Schluck um sich ein wenig Mut anzutrinken da sie nicht sonderlich daran gewöhnt ist sich auf diese Weise zu Äußern. “Ich frage einfach mal direkt heraus. Was interessiert dich den am meisten? Vielleicht findet man ja Gemeinsamkeiten wo man sich drüber unterhalten könnte.” Das war jetzt sehr direkt. Aber sie wollte jetzt nicht nur schweigend dort rumsitzen, an ihrem Weinglas nippen und wie Klein Doof durch die Gegend starren.
Es freute mich natürlich auch, dass mein Outfit gelobt wurde. Im Grunde konnte man es auch als mein tägliches Outfit betrachten, wobei die Anzughose und Krawatte nur zu offiziellen Anlässen aus dem Schrank geholt wurden. Die Hemden gehörten allerdings zu meiner Standardkleidung. Trotz allem war es nett zu hören, dass meine Aufmachung bei den Ladies gut ankam. Und Wasabi mochte sogar meine Krawatte. Lila war eine gute Wahl gewesen. Aber lila war auch meine Lieblingsfarbe. Die durfte bei einem Ball nicht fehlen. »Extra für die Damenwelt schick gemacht.«, grinste ich schief und strich wie zur Bestätigung über mein Jackett. Was natürlich völliger Quatsch war. Ich wollte definitiv niemanden aufreißen oder gar mit nachhause nehmen. Das war nicht mein Stil, bei Avon sah die Sache schon anders aus.
Der Sekt war schnell eingeschenkt. Ich ließ mich allerdings von Wasabis Einwand nicht aus der Ruhe bringen. Ein Könner wusste wie viel er einschenken musste, damit es die besagte Markierung erreichte. Schien auch die grünhaarige Hausmeisterin zu bemerken, da sie zufrieden ihr Sektglas entgegennahm. Somit war das Anstoßen mit Kollegen ein voller Erfolg gewesen und auch die Auswahl des Sekts konnte sich sehen lassen. Da Chloe eine Schülerin lobte, eine gute Auswahl getroffen zu haben, viel mir auch wieder ein, dass Chloe für den Einkauf mit den Kids eingeteilt war. »Die Wahl ist wirklich nicht schlecht. Allerdings sollten die Kids nicht so viel Ahnung vom Alkohol haben.«, gab ich grübelnd von mir, als ich mir einen weiteren Schluck zu Gemüte führte. Aber die heutige Jugend kannte sich mit Alkohol leider viel zu gut aus. Die Gesetze wurden aber auch immer lascher. Aber wer war ich denn, mich weiter darüber aufzuregen. Heute durften die Kinder mal ein wenig trinken solange sie ihre Grenzen kannten, da fiel mein Blick allerdings auf meinen Sohn @Cyril van Nykvist, der alles andere als sober war. Ich hoffte, dass mein stechender Blick ihm kurzzeitig einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Er sollte sich bloß nicht die Kante geben und mich blamieren. Ein Donnerwetter wollte er ganz gewiss vermeiden. Da meine Aufmerksamkeit verlangt wurde, musste ich meinen stechenden Blick abwenden. Immerhin war ich ja in weiblicher Gesellschaft. Und diese wollte ich natürlich nicht vernachlässigen. Glück oder einfach nur Können, es war egal. Ich wusste die Preise nicht und das war das Einzige was zählte. Somit war das weitere Quengeln von Sabi vergebliche Müh, was sie allerdings doch schneller einsah als angenommen. Knusperflocken waren anscheinend die Ausbeute, die man erhoffte hinter der Losnummer zu ergattern. Ich konnte mir ein lautstarkes Lachen nicht verkneifen, als mir Wasabi sogar anbot den Preis zu teilen, wenn ich ihr verriet was es zu gewinnen gab. Goldig. »Ich weiß es wirklich nicht. Tut mir leid.«, entschuldige ich mich und konnte mir das Grinsen noch immer nicht vom Gesicht wischen. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte die Grünhaarige auch als Schülerin durchgehen. Aber bei ihrer Arbeit war sie professionell, da war kaum diese Kindlichkeit zu spüren wie jetzt. Vielleicht lag es aber auch an der Anwesenheit von Chloe, schließlich mochten sich die beiden doch recht gerne.
Bevor ich allerdings weiter darüber grübeln konnte, wollte Wasabi meine Ballbegleitung raten. Wenn sie allerdings auf die weibliche Belegschaft abzielte, würde sie es wohl nicht erraten. »Ein Tipp: Meine Ballbegleitung ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen« , ob dieser Tipp überhaupt hilfreich war, bezweifelte ich. Zumal ich auch nicht wusste, ob die Grünhaarige überhaupt in eine andere Richtung denken würde. Immerhin war es doch meistens so, dass die Männer in weiblicher Begleitung auf einen solchen Ball aufkreuzten. »Chloe kann gerne mit raten.«, richtete ich meine Antwort an die Schwarzhaarige und wackelte kurz mit den Augenbrauen. Ich war gespannt, mit wem ich zusammengewürfelt werden würde.
Die Reaktion des Mädchens, welches ich zur Seite schob, war relativ erheiternd. Und machte auch keinen Sinn. Wenn sie vor dem Bier stand und niemand es erreichen konnte, wäre ja eher sie die Fette. Anstatt die Beleidigung aber sinnlos einfach zurückzuwerfen grinste ich sie nur an. „Mh-hm, ich bin fett, klar.“, sagte ich, während ich mit meiner linken Handfläche kurz meinem flachen Bauch ein paar Klapser gab. Solche Beleidigungen wirkten ganz gut bei Leuten mit wenig Selbstvertrauen, weswegen sie an mir einfach abprallten. Ich wusste nur zu gut, dass ich nicht fett war, und auch nicht scheiße aussah - anders als manche Weiber hier in ihren Kleidern; womit ich nicht unbedingt das Kaugummimädchen hier meinte. Ich nippte immer wieder ab und zu an meinem Bier, während die Pinkhaarige ganz verwirrt auf meine Begeisterung reagierte. Die Hörner waren also echt? „Cool!“, sagte ich nur bewundernd und fragte mich, ob ich mir auch irgendwie welche wachsen lassen konnte. Ob es hier irgendwelche Lehrer gab, die dabei helfen könnten? Mit Zaubertränken? Oder Zaubersprüchen? Was genau wurde hier überhaupt unterrichtet?! Wieder nahm ich einen Schluck meines Bieres, als das Mädchen vor mir ansprach, wie sehr ich in diesem Raum doch herausstach. Auf ihre Worte hin schaute ich mich nocheinmal kurz im Ballsaal um, obwohl ich ja genau wusste, was ich sehen würde. Überall Schüler, die sich in Kleider oder Anzüge gequetscht hatten, um sich für eine Nacht total schick und nobel zu fühlen. Ob ich wohl da mitgemacht hätte, wäre ich ein paar Tage früher angekommen? Fraglich. Ich schaute wieder zu Bubbles - so hatte ich sie gerade in meinem Kopf getauft - und grinste sie an. „Ich bin als einzige richtig gekleidet - alle anderen sehen aus wie Clowns.“ Ich zuckte mit den Schultern und seufzte. „Bin grade auf der Insel angekommen. Mir wurde ungefähr vor 20 Minuten von 'nem blonden Eisklotz erzählt, dass dieser Ball existiert.“ Ich wusste nicht genau, warum ich ihr das erzählte, denn mich an ihrer Stelle hätte sowas nicht interessiert. Aber da hatte sie es, die Erklärung, warum ich kein Kleid trug. Sollte sie damit machen, was sie wollte. Plötzlich schlug sie ein Trinkspiel vor um... sich kennenzulernen? Ich war etwas verwirrt, bis plötzlich ein schwarzhaariger Kerl, der neben ihr stand, sich auch zu Wort meldete. Ganz verblüfft blinzelte ich ihn an - ich hatte gar nicht gemerkt, dass die beiden hier zusammengehörten. Ich dachte der Typ stand einfach sinnlos im Raum rum. So enthusiastisch wie er reagierte hatten sie vielleicht vorher schon über das Thema geredet, bevor ich einfach dazugestoßen war. Und jetzt sollte ich mitmachen? Der unscheinbare Kerl sagte mir, ich solle mich mit meinem Bier beeilen, und für einen Moment überlegte ich, mich nun extra langsam zu bewegen. Aber ich entschied mich dagegen. Ich hatte keine Ahnung, warum Bubbles mich kennenlernen wollte - oder nur zu ängstlich war, mich zu verscheuchen - aber was auch immer. Ich legte den Kopf in den Nacken und trank den Rest des Bieres in ein paar aufeinanderfolgenden Zügen aus, ehe die Flasche leer war und ich sie energisch zurück auf den Tisch stellte. „Alles klar, bin dabei.“, sagte ich in die Runde grinsend und vermutete, dass die beiden es bald bereuen würden, mich dabei zu haben. „Was für ein Spiel hattet ihr im Sinn?“
Ich hatte eigentlich gedacht, ihr die Eskimos zu backen, sei eine gute Alternative dazu ihr einfach nur plump zu erklären was sie waren. An sich war ich auch weiterhin der Meinung, obwohl sie sich beschwerte und diese hübschen Lippen wieder zu einem verführerischem Schmollmund verzog. Vielleicht sollte ich anfangen sie hin und wieder zu necken... Allerdings fiel es mir etwas schwer mich auf ihre Worte zu konzentrieren, wenn sie mich so ansah. "Ich... ähm... Also..."Was hat sie gefragt? Eskimos. Genau. Nicht die Inuit, sondern das Gebäck. "Ich würde sagen... wenn ich es dir jetzt schon verrate, macht es die Überraschung am Ende kaputt." Ich räusperte mich kurz. "Und bis dahin bin ich bereit dich mit meinem Leben vor allem und jedem zu beschützen." Das Gespräch auf das Treffen, das ich gern als Doppeldate betrachtete, zu lenken war recht einfach, auch wenn ich mich irgendwie ertappt fühlte, als sie mehr feststellte als fragte, dass ich bereits etwas ausgemacht hatte. Dementsprechend fühlte ich mich genötigt vorsichtig zu sein, bis sie verkündete, dass sie dabei sei. "Sehr gut.", entgegnete ich lächelnd, "Ich habe nur noch keine Antwort von Damian." Nicht, dass ich ein Nein akzeptiert hätte. Vor allem jetzt, da Lu zugesagt hatte. Allerdings standen die Chancen eigentlich gut, dass er ebenfalls zusagte, denn wenn er nicht bereits mit Hel auf den Weg in irgendeine dunkle ungestörte Ecke war - wahlweise auch eines der Zimmer im Wohnheim oder eine leere Klasse, da die Schule ja nicht weit weg war - sollte wohl nichts dagegen sprechen. Noch während ich den letzten kleinen Snack von meinem Teller aß, überlegte ich, ob Luana wohl Spaß an einem Tanz hätte, traute mich diesmal allerdings nicht direkt zu fragen, sondern warf erst einmal einen Blick auf ihren eigenen Teller, ehe ich hinüber zu den Tanzenden sah. Einerseits würde ich gern mit ihr tanzen. Andererseits wollte ich sie nicht hin und her zerren. Vielleicht hatte sie ja selbst etwas im Sinn, was sie machen wollte.
