Den ganzen Nachmittag haben fleißige Schülerinnen und Schüler der Shima no Koji Oberschule damit verbracht, aus der sonst recht tristen Sporthalle einen atemberaubenden Ballsaal zu zaubern: Betritt vom reichlich mit Fackeln beleuchteten Sportplatz aus die Sporthalle durch die große Doppel-, oder durch eine der Nebentüren, so fällt sofort auf, dass Sportunterricht am heutigen Abend wohl nicht an der Tagesordnung steht. Jegliche Utensilien vom Sportunterricht wurden verräumt, stattdessen entfaltet sich ein riesiger Saal mit einer erhöhten Bühne am Ende der Sporthalle. An der Decke schweben vereinzelnte glitzernde Luftballone, die Wände sind mit unzähligen Girlanden und Lichterketten dekoriert worden. Im vorderen Bereich des Ballsaals sind elegant dekorierte, runde Stehtische angebracht, die bereits mit Sekt- und Weinflaschen, sowie Gläsern und Blumen gedeckt sind. Gegenüber dieser Tische am Rande der Sporthalle gibt es eine Bar zur Selbstbedienung, bei der man sich an weiteren analkoholischen und alkoholischen Getränke bedienen kann. In der hinteren Hälfte des Saals befindet sich die große Freifläche zum Tanzen, die erhöhte Bühne, sowie der heiß begehrte DJ-Pult der Schule. Je nach Programmpunkt werden die Lichtverhältnisse dazu angepasst, man kann sich jedoch sicher sein, dass der Ballsaal wohl über den Ballabend hinweg wohl stets etwas abgedunkelt sein wird. Ohne dies würde die gigantische Discokugel über der Tanzfläche ja gar nicht zur Geltung kommen!
Was war denn ein Tanz? Oder anders gefragt. Was war ein Tanz für Arata? Nur eine formelle Art sich zu einer rhytmischen Musik zu bewegen, einen anständigen Auftritt dar zubieten oder eine rein gekünselte Bewegung, die dem gegenüber ein anderes Bild vermitteln sollte? Er seufzte und stellte sich nochmals vor den Spiegel. Die blutrote Krawatte richtend und das Sako gleichmäßig ziehend, so dass er zu mindestens für diesen Abend nach etwas aussah, dass nicht erst um 13 Uhr aufstand und halbverschlafen am Balkon stand, Kaffee und Zigarette in der Hand haltend. Noch vor einer Stunde dachte er daran. Die Nervösität packte ihn und doch, während er Vivien sanft, mit großen Feingefühl an ihrer Hüfte hielt, ganz und gar einen Walzer einleitend, erkannte er sich nicht wieder. Für diesen einen, so unscheinbaren Moment entkam er seiner Haut und ergab sich ganz dem Charmé und dem Lebenstil seiner besten Freundin. Anders als seine Identität abzustreiten, sondern eher als große Gegenleistung für das, wofür Vivien kämpfte. Und mit dieser Form des Tanzes, einem klassischen Wiener Walzer, hoffte er Vivien gerecht zu werden. Wieder traf ihr Blick den seinen, der den Weißhaarigen beinahe aus dem Gleichgewicht brachte.
Es war nicht so, das Vivien auf eine Art Arata aus der Haut fahren ließ, nein es war eher, das Lächeln. Ein sanftes, schon auf eine Art aufdringliches Lächeln drückte sich durch ihre sonst so distanzierte Mimik. Es gefiel ihm. Er lächelte zurück und merkte schon gar nicht, dass er ihre Hüfte etwas mehr drückte. Sie war ganz warm und selbst durch die Kleidung, ahnte er und fühlte es sogleich, wie zart ihre Haut war. Dachte er diesen Schritt weiter, gab seinem Magen einmal die Chance den gesunden Menschenverstand beiseite zu schieben, so würde er sie tatsächlich verspeisen, weil sie eben so zart war. Innerlich schüttelte er sich und es entkam ihm eine dezente Röte, welche sich auf seinem Nasenrücken ausbreitete. Wie konnte er nur darüber denken. Den Moment kaputt zu machen, das war für ihn ja schon ein leichtes Spiel.
Klar, wie hätte sie auch verstehen könnte was er meinte. Sich richtig und sinngemäß auszudrücken, das war eine Eiegenschaft, die ihn schon fast zum Halse hinaushing. "Naja..", begann er. Schon fast stümperhaft wollte er sich ausdrücken, aber schaffte es noch gerade so, seinen sonst so narrenhaften Tonfall zu mäßigen. "Im Gegensatz zu den anderen, mit den ich sonst so abhänge - machen wir immer was besonderes zusammen. Wir trainieren regelmäßig und bewegen uns auch ziemlich oft. Ich mach oft einen Wettkampf draus, versuche es wenigstens. Aber gewinnen war ja eh nie so meine Stärke." Das sanfte Lächeln verschwand kurz für einen Moment aus dem Gesicht des fröhlichen Isolaner und gab dem Neid kurz die Chance. Doch er schüttelte es ab, gab einen Ruck und sagte sich, dass es nur ein blödes Stück Abfall einer Frau, den Sieg über alles nehmen würde. Egoistisch war er manchmal, aber nicht gegenüber seiner Freunde. Nicht ihr. "Also.. ja, ehm. Das ist für mich Spaß zu haben. Also mit dir, also nur wir. Deshalb meinte ich, dass wir ehh auch öfters tanzen können und so, ha, ehh - wie ein Ich und Du, Du und ich, ehhm wie zwei richtig gute Freunde, ehm wie ein Paar-" Schock. Sich schon so ungeschickt auszudrücken, den Narren eigentlich schon von Bord geschmissen zu haben, entkam ihm sowas. Am Strand schon, damals hatte er ihr fast alles gestanden und jetzt auch schon wieder. Langsam kam ihm das Gefühl sich nicht kontrollieren zu können. Als würde ihn die Nachricht darüber, dass Vivien gleich empfand, nicht länger warten können. Doch, selbst wenn ihre Maske - aus markelosem Porzellan zerbrechen würde, sie sich öffnen würde, wäre es das was Arata wollte? Die Frage beschäftigte ihn schon länger, doch verbarg sich auch unter der Hoffnung ein tiefer Schlund der Angst und des Zweifels. Er riskierte die größte und wunderbarste Freundschaft (Sorry, du Stinktier @Leviathan) und noch dazu die gesamte Masse seines Herzens. Es wäre wohl besser, dass niemals auszusprechen..
Eine Kurze Phase der Stille zwischen den beiden war genau das worauf er hoffte. Das gerade - fuckoff, wirklich. Ein solcher Fehler wäre im Schach einer Niederlage gleichzusetzen. Für ihn drehte sich die Welt. Sein Herz schlug höher. Ihre Berührung, wissend es läge nicht an ihren Protesen, fühlte sich schwer - beinahe schon belastend an. Er versuchte sich zu beruhigend, doch er war wie aufgeputscht mit einer Droge, welche ihm sämtliche Nerven stiehl. So vergang ein Moment - sich dann auf den Rythmus des Tanzes wieder hingebend, fand auch sein Blut ein stilleres Gewässer und sein Herz eine Pause von der starken Pumplast. Ist man so, wenn man verliebt ist? Verflucht.
So wie es aussah, hatte nun Sabi für sich die ideale Lösung wegen des Weins gefunden. Fröhlich über diese Lösung, lächelte die Griechin ihre Freundin freundlich an. Doch dann kam ihr noch etwas in den Sinn, das sie unbedingt Wasabi noch sagen musste, bevor sie ihre Lösung in die Tat umsetzte. „Gute Idee, aber der Alkohol geht durch den Zucker schneller ins Blut, darum solltest du dann nicht so schnell und viel Wein trinken“, machte sie noch die Grünhaarige noch darauf aufmerksam. Wie sich wohl Sabi benehmen würde, wenn sie angetrunken ist? Vielleicht würde sie dann ihre Hüllen fallen lassen und schlussendlich auf dem Tisch tanzen? Egal, was heute noch passieren würde, wenn es darauf ankam, würde Chloe Sabi natürlich helfen wieder nüchtern zu werden. Auch, wenn sie gerne wissen würde, wie sich Sabi alkoholisiert benahm. Notfalls würde sie sie ins Krankenzimmer bringen, da könnte sie ihren Rausch ausschlafen. Aber die Schwarzhaarige glaubte nicht unbedingt daran, dass die Grünhaarige heute das erste Mal alkoholisiert sein würde.
Ihre Freundin schien ein wenig enttäuscht zu sein, als sie erfuhr, dass später erst die Preise ausgegeben werden würden. Aber gut, da konnte man nichts daran ändern. Dann würden die beiden später herausfinden, was ihr Gewinn werden würde. Wenn Chloe Knusperflocken gewinnen würde, dann würde sie die wahrscheinlich ihrer grünhaarigen Freundin geben, denn sie schien darauf richtig zu stehen. Vielleicht würde die Griechin ihr auch ab und zu diese kaufen, einfach als freundliche Geste. „Wir amüsieren uns einfach gut und dann kommt die Ausgabe der Preise in großen Schritten auf uns zu, ohne dass wir es merken“, versuchte die Griechin ihre Freundin ein wenig aufzuheitern, damit sie die Enttäuschung ein Ende hatte.
Nachdem Chloe wissen wollte, was die beiden derweil machen sollten. War sich Wasabi überhaupt nicht sicher. Sie überlegte kurz und nahm währenddessen einen Schluck von ihrem Wein. Eventuell könnten sie ein wenig raus gehen? Chloe wusste ja, dass es ein Lagerfeuer gab. Doch bevor sie noch etwas darauf sagen konnte, meldete sich Sabi nochmals zu Wort.
Ihre Frage überraschte die Griechin doch sehr. Seit wann interessierte sich Sabi für solche Sachen? Das Liebesleben der Schwarzhaarigen ließ wirklich zu wünschen übrig, aber sie hatte auch einfach viel zu wenig Kontakt zum anderen Geschlecht. „Nun ja, grundsätzlich habe ich nichts dagegen, aber ich hab mit den männlichen Kollegen eigentlich kaum etwas zu tun. Von dem her glaub ich nicht, dass das heute was wird, oder irgendwann in der Zukunft“, erklärte Chloe ein wenig zu ausführlich und seufzte merkbar. Die Ausführlichkeit kam sicher vom Wein, was aber nicht weiter schlimm war. Sie konnte ja Wasabi so etwas erzählen. „Wieso fragst du denn? Hast du etwa vor dir heute jemand zu angeln?“, fragte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Vielleicht hatte ja die Grünhaarige ihre Augen auf jemanden hier geworfen. Natürlich würde dann die Schwarzhaarige ihre Freundin unterstützen.
Er war irgendwie erleichternd zu hören, dass Luana sich nicht an meinem Verhalten störte, auch wenn ich nichts dagegen gehabt hätte für sie darauf zu verzichten. Aber so schien dann doch alles zu passen. Als es nach einem halben Spaziergang um das Thema Essen und Vorlieben ging, beantwortete mir Luana meine Frage und überraschte mich irgendwie. Ich wusste nicht wieso, aber ich war immer davon ausgegangen, dass Meeresbewohner mit Zähnen... Naja, Fisch aßen. "Heißt das, du bist unter den Nixen eine Art Vegetarier?" Dass sie trotzdem Fleisch aß - Fisch schloss Fleisch ja grundsätzlich nicht aus - bedeutete immerhin, dass wir beim Thema Nahrung keine Probleme haben sollten. Ein richtiger Vegetarier hätte wohl so meine Probleme beispielsweise mit mir essen zu gehen, wenn ich ständig Fleisch aß. Dass sie ausgerechnet Pizza am liebsten hatte war seltsamerweise genauso überraschend, obwohl ich das natürlich nachvollziehen konnte. Immerhin war es ja auch ein Gericht meiner Mutter, das ich am liebsten aß. "Bei Süßkram gehe ich immer mit.", merkte ich mit einem schrägen Lächeln an, "Aber das weißt du ja schon." Bei dem Energieverbrauch den der Fluch so mit sich brachte, war selbst eine Torte, die zu 75% aus Zucker bestand überraschend lecker, auch wenn mir das wahrscheinlich wieder zu süß wurde. Lus Erwähnung der Getränke zog meinen Blick von meinem Teller zu ihr, ehe ich ihn eigentlich schweifen lassen wollte, um zu sehen wo ich welche besorgen konnte. Allerdings zog sie diesen hinreißenden Schmollmund, der mich auf falsche Gedanken brachte. Sie zu küssen wäre garantiert eine Erfahrung, die ich wahrscheinlich wiederholen würde... wenn ich könnte. "Ähm..."Getränke, erinnerte ich mich dann langsam und riss den Blick von der hübschen Unterlippe los. "Wenn du kurz hier wartest, hole ich uns etwas.", verkündete ich und ließ den Blick kurz zu ihren Augen, dann nochmal hinab zu ihrem Mund und wieder hoch zu ihren Augen gleiten, ehe ich mich zusammen riss, kurz räusperte. "Wieder ein Glas Sekt oder etwas anderes?", fragte ich aufmerksam, ehe ich - mit samt ihrer Getränkebestellung - auf den Weg machte, um es ihr zu besorgen. Ein Getränk. Um ihr ein Getränk zu besorgen, Idiot. Damian oder Ryder. Einer von beiden hatte einen schlechten Einfluss. Wahrscheinlich beide.
Mit Jacob und Vincent, erwähnt Arata, Leviathan, Chloe und Wasabi
Nun, die plötzliche Wendung des Gesprächs war mit Sicherheit nicht nur im Interesse des Arztes, aber mit einer solchen Sache gab er sich natürlich auch zufrieden. Wann auch immer der Schwarzhaarige sich entschieden hatte mit pikanten Details aufzuwarten. Vincents Angebot der Inspirationsgewinnung hatte es auf einmal viel schwerer, die Gunst des zweifelnden Arztes zu gewinnen. Immerhin hatte sich der neue Erzieher nun selbst die Blöße gegeben und die Zielscheibe auf die Stirn geklebt. Über sich selbst lachen … mh … nicht schlecht. Ein paar Pluspunkte auf Rileys Agenda gab es dafür auf jeden Fall schon einmal. Sollte ja niemand behaupten, dass der ehemalige Inselbewohner keine Manieren besaß. „Ahhhhhh … da wäre ich mir nicht so sicher.“, schob der Arzt auf Vincents Jungfräulichkeitskommentar ein und bewegte seine Hand - wie eine Waage - leicht in beide Richtungen, „Immerhin heißt es nicht umsonst, dass stille Wasser tief sind.“. Was er auch gleich nutzte um eine Atmosphäre der Verschwörung einzuleiten. Leicht an Vincent herangerückt hielt er sich leicht schräg die freie Hand vor den Mund, redete aber natürlich so professionell, dass die betroffene Seite ohne Probleme mithören konnte. Briten waren halt schon immer Vertreter des Fair-Play-Prinzips. „Woher willst du denn wissen, was er alles für Schandtaten geplant hat? Ich meine, das Gänseblümchen könnte eine Code-Mechanik seiner Kultur sein. Du weißt schon: Das genaue Gegenteil.“, ein süffisantes Grinsen schmückte die Lippen des Blonden. „Am Ende steht es für: Lack, Leder und Fesselspiele. Und dann werden wir uns schlecht fühlen, weil Rox ihn nicht mehr gehen lässt, wenn sie das erfährt.“. Ob das jetzt wirklich der Fall war, er wusste es nicht. Der Brillenträger erlaubte sich diese Schlussfolgerung einmal, weil jeder der Kakteen als Hobby betrachtete bestimmt irgendwo auch in so eine Richtung tendierte. Zwar war die Relation von Stacheln und Peitschen eher aus seinem Kontext, aber da dachte in solchen Situationen sowieso keiner drüber nach. Außerdem war es als indirekte Parteiergreifung gegenüber seinem neuen Bier-Buddy gedacht. Wen er aber jetzt tatsächlich damit in die Pfanne haute, darüber hatte selbst er gerade nicht nachgedacht.
„Auf jeden Fall…“, ließ er die Hand fallen und fixierte den Weißhaarigen ein letztes Mal durch seine Sonnenbrille hindurch, „…sind alle Kinder artig geblieben. Ich schaue ab und an Mal herum, aber außer verwirrten Teenagern habe ich noch nichts Verdächtiges sehen können.“. Wer genau die Leute auf seiner Fahndungsliste waren, ließ er seine Kollegen mit einem leichten nicken in die jeweilige Richtung wissen. Da war natürlich @Leviathan, welcher verdächtig ruhig war. @Arata Itô, der auf einmal wie Ausgewechselt erschien und sich tatsächlich an einem Tanz beteiligte. Achja! Und @Wasabi, die an @Chloe Cordalis zu hängen schien und sich wohl auch nicht so schnell von ihr lösen wollte. Zwar war sie in der Definition kein „Kind“ mehr, aber der Doktor hatte da sein eigenes Ranking. Bevor einer fragt: Ja, er betrachtet sich auch als Kind. Irgendwie musste man ja auch seinen eigenen Blödsinn vor sich selbst rechtfertigen. Aber bevor die Gedanken weiter ins unermessliche abdrifteten, schritt der Brite lieber zur Tat. Rein aus Höflichkeit heraus, grüßte er einmal in die Richtung der beiden Kollegen. Besser spät als nie und wenn andere es als Gruß empfinden würden, dann war der Zweck gleich doppelt erfüllt. Was gab es Besseres? Für ihn erstmal nichts. „Aber ich bin mir absolut sicher, dass wir da noch was zu sehen bekommen. Die Schüssel von Rox hatte immerhin schon ein paar Liebhaber. An Plänen mangelt es wohl nicht.“, und es war dementsprechend wohl auch nur die Ruhe vor dem Sturm. Spätestens wenn das Feuer in das Zentrum der Feier rücken würde, dann würden die Hormone herumgewirbelt werden wie ein Tornado die Garteneinrichtung verteilte. Das, so der Arzt innerlich, war absolut sicher. „Bleibt nur noch die Frage, worüber du so lachen musstest, Vince.“. Die Beste Taktik ever! Einfach zufällig Vorhergehendes erwähnen und hoffen, dass der andere einfach losplapperte. Der alte Wolf glaubte doch nicht etwa damit davonzukommen? Einfach so?! Niemals, dafür war der Blondschopf zu fixiert darauf alles zu erfahren. Oder so ähnlich, eigentlich wollte er nur mitlachen. Wenn der Pirat schon etwas zurückhielt, dann konnte es nur urkomisch sein. Verdammte Seeräuber, das wertvollste behielten sie einfach immer für sich. Apropro wertvoll: Ein unschuldiger Schluck aus seinem Bierglas war nun ebenfalls genau das richtige für die Wartezeit.
Die anfängliche Hoffnung, welche Aratas Worte innerhalb der Engelin auslösten, konnte sie selbst nicht so wirklich fassen. Empfand er es wirklich als etwas Besonderes? Etwas so Besonderes, dass er es auch wirklich so meinte? Vivian erhob ihren Blick erneut in sein Gesicht. In der Gegenwart dieses schwerwiegenden Gefühls in ihrem inneren, fühlte es sich an als ob der Weißhaarige ihr das Gewicht mit diesen Worten abnehmen würde. Wie schon erwähnt war sich die Engelin ihrer Wirkung auf andere sehr bewusst. Es war ihr Makel, ihr Fluch, dem sie sich beugen musste. Aber sie konnte sich weder verstellen, noch wollte sie das wirklich aus ihrem inneren heraus. Es war ihre Ehrlichkeit, die ihr einen Riegel vor solche Fassaden schob. Immerhin würde sie mit einem Falschen verhalten nicht nur die Anderen, sondern auch sich anlügen. Und woher wusste man dann noch großartig wer einen wirklich mochte? Es war nicht ihr Stil; und das würde es wohl auch niemals sein. Immerhin funktionierte es ja auch so, oder nicht? Der junge Mann jedoch bemerkte von diesem inneren Konflikt in seiner Tanzpartnerin nicht viel. Genauso wie er vergaß, dass ihre Augen weiterhin auf seinem Gesicht ruhten und bemerkten, wie sehr es ihn indirekt wurmte nicht mithalten zu können. Erneut sanken die türkis-blauen Augen auf die Höhe seiner Brust hinab. War sie zu rücksichtslos gewesen, als sie ihm etwas beibringen - ihm helfen wollte? Stille war das neue Element der Engelin geworden, während sie unterbewusst dem weiteren Rhythmus des Tanzes folgte. Neutralität fand erneut Platz auf den Lippen der jungen Frau, während sie ihre eigenen Motive hinterfragte. Das bedrückende Gefühl kehrte zurück und drohte sich in ihrem Brustkorb einzunisten. Doch Arata unterbrach diesen Prozess, indem er erneut das Wort an sie richtete. Ihr Kopf neigte sich erneut nach oben. Die Wörter und seine nun wieder aufweichende Mimik brachten auch ihre leichte Krümmung der Mundwinkel wieder zurück. Der junge Mann war ein schlechter Schauspieler, dass wusste die Engelin wie keine Zweite. Ganz besonders der bestimmte Fokus auf sie und ihn heiterte die Stimmung noch weiter auf. Aber es wäre wohl nicht Arata gewesen, wenn er sich in ihrer Gegenwart erneut mit seinen Worten verhaspeln würde. Die Augen Vivians klebten förmlich an seinem Gesicht, als er es aussprach. Gerade für die Engelin bedeuteten Worte sehr viel. Es waren wundervolle Boten eigener Ideen, Konzepte, Emotionen und Meinungen. Das Wort „Paar“ unterschied sich hier ganz eindeutig von einer normalen Freundschaft. Jedes Kind war sich seiner Bedeutung bewusst und doch hatte es hier und jetzt eine Macht das Leben von Vivian über den Haufen zu werfen, es aus seinen gewohnten Bahnen zu schleudern und in seinen Grundfesten zu erschüttern.
Vivians Lächeln wurde etwas breiter, obgleich sich ihre Augen erneut von ihm abwandten. Eine während des Tanzes zur Routine gewordene Tätigkeit. Die Blondine war von der Bedeutung des Wortes überfordert. Die Harmonie zwischen Schwarz und Weiß wurde zunehmend zu einem Strudel in welchem sich das Chaos ausbreitete. Grenzen vermischten sich um etwas neues zu entwickeln und strebten zur gleichen Zeit danach, ihre eigenen Grenzen wieder klar abtrennen zu können. Eine Spirale tat sich auf. Doch trotz dem das ihr die Sache sehr viel abverlangte, fühlte sich dieses Chaos nicht falsch an. Irgendwo hinter diesem Gefühl der Freundschaft schien noch etwas zu sein, etwas unverständliches und für die junge Frau kaum greifbar. Sie war verloren in ihrem eigenen Kopf, verlassen von ihrer Logik und verwirrt von ihren Gedanken. Würde sie jetzt nicht gut tanzen können, so wäre sie dem Weißhaarigen sicherlich auf die Füße getreten. „Wie ein Paar …“, wiederholte ihre sanfte Stimme seine Worte und der Tanz wurde von ihrer Seite aus etwas langsamer. „Ist das die Art und Weise, wie Du es empfindest, Arata?“, richtete sie ziemlich schamlos und direkt die Frage an ihn, welche ihr dazu im Kopf auftrat. Immerhin war es für Vivian fraglich eine solche Person sein zu können, geschweige denn als so eine Person angesehen zu werden. All das was über eine Freundschaft hinausging war sie nicht in der Lage zu geben, zumindest nicht ihres Wissens nach. Aber es zu „lernen“ kam auch nicht infrage. Wie lernte man so etwas? Kein Buch und kein Brief der Welt konnten so etwas vermitteln. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Ansprüchen genügen kann.“, wiederholte sie den gleichen Satz zu einem anderen Thema. Ihr Blick sich nun an ihm hinauftastend und nach antworten suchend. Ihre elegante Art wurde begleitet von einem Anflug der Trauer. Trauer und Wut, weil sie sich selbst nicht verstand, egal wie sehr sie es auch versuchte. „Oder habe ich diesen Ansprüchen bereits genüge getan, ohne es bemerkt zu haben?“. Sie stoppte den Tanz und stand nur noch dort. Diese Frage brannte bereits in ihren Gedanken, so sehr beschäftigte die Engelin das Thema schon. Hatte Vivian sonst immer die Antworten auf so vieles parat, so suchte sie dieses Mal nach einer. Wissend, dass das was folgen könnte, ihr nicht gefallen würde.
Die Dramaqueen ging wohl gerade mit der Blondine durch. Damian quittierte ihre Darbietung mit einem schrägen Lächeln. Immerhin war das Überraschungsmoment auf seiner Seite gewesen und Helena war ganz gewiss kein Mädchen, welches gleich vor Schreck umfiel. »Dann musst du aber definitiv noch mehr trinken.«, kommentierte der Blondschopf und deutete auf den Tisch mit den Getränken. Es gab genügend Auswahl und so wie es schien, würde niemand durstig bleiben. Es war auch für die Leute gesorgt, die keinen Alkohol zu sich nahmen. Da war der Italiener ganz vorne dabei. Gerne wurden man aufgrund dieser Tatsache als Spaßverderber oder Langweiler abgestempelt, aber damit konnte der Junge ganz gut leben. Es machte mehr Spaß die betrunkenen Leute zu beobachten, damit gingen einen die Geschichten für den nächsten Partyabend nie aus. Und manche waren einfach nur mega peinlich, die erzählte der Blondschopf nur in speziellen Fällen. Dass seine Entschuldigung von der Engelin angekommen wurde, überraschte ihn nicht. Schließlich war er ein begehrtes Bandmitglied und dazu noch ihre Ballbegleitung. Der Römer war sich auch ziemlich sicher, dass das Ankommen von Helena, Aleksandra und ihm selbst nicht unbemerkt geblieben war. Und seiner Ballbegleitung jetzt einen Korb zu geben, wäre doch sehr unpassend und schaffte Raum für wilde Spekulationen, die sich garantiert niemand antun wollen würde. Helena schien ebenfalls gefallen an den Blümchen zu haben, was Damian erleichterte. Es hätte durchaus sein können, dass die Blondine nicht auf Blumen stand. »Da hab ich anscheinend noch einmal Glück gehabt, dass du so gnädig zu mir bist.«, gab das Mischwesen zu verstehen und grinste wackelnd mit den Augenbrauen zu Helena, die sich sehr erkenntlich zeigte und dem blonden Riesen einen Kuss auf die Wange drückte. Dafür musste sie sich allerdings ein wenig strecken, ihre Mordwaffen an den Füßen halfen da schon ein wenig. Es war ihm noch immer unklar, wie die Mädels mit solchen Dingen laufen konnten, ohne sich die Beine zu brechen. Vielleicht war es auch einfach angeboren, dass die weibliche Rasse dieses Talent besaß. Wobei Ausnahmen bestätigten die Regel. Er hatte bereits ein paar Exemplare ohne solche Schuhe gesehen, allen voran Kiris Begleitung. »Es erleichtert mich wirklich, dass sie dir gefallen. Hätte ja sein können, dass du mir den Kopf abreißt, weil du keine Blumen magst.«, gestand der Blondschopf und kratze sich verlegen am Hinterkopf. Zu solchen drastischen Mitteln würde Helena garantiert nicht greifen, aber ihn mit Ignoranz zu strafen, wäre sicher im Bereich des Möglichen. Und er konnte es sich gut vorstellen, dass Helena auf eine solche Foltermethode zurückgriff.
Gespannt lauschte der Römer ihren Ausführungen zum Mittelalter. Ein wenig Geschichte dufte anscheinend nicht fehlen. »Du könntest aber auch die Bachelorette nachspielen und mir die letzte Rose geben.«, grinste der blonde Riese und zwinkerte der Langhaarigen zu, die ihre Rosen bereits in der Farbe ihrer Strähnen sortiert hatte. Eine Gegenleistung erwartete Damian nicht von der Engelin. Er hatte ihr die Blumen aus freien Stücken geschenkt und weil es eine Frage des Anstandes war. Es stellte also keinen Bestechungsversuch da. Und Helena war sowieso nicht unbedingt so bestechlich. Nur ein bisschen. Die Blondine wollte ihn also mit einer List auf die Tanzfläche locken. Gar nicht schlecht. Zu dem Lied konnte man auf alle Fälle tanzen. Eng, mit einer Menge Körperkontakt. Damian war nicht abgeneigt ihrer Aufforderung nachzukommen. »Trink aus und dann schwingen wir das Tanzbein.«, verkündete der Blondschopf und wartete bereits darauf, dass Alix einen Einwand vorbrachte. Es könnte aber sein, dass Helena bereits mit ihr gesprochen hatte und Aleksandra sich nur darauf beschränkte, ihn mit ihren Blicken zu ermorden. Wie viele Tode er bereits gestorben war, vermochte er nicht zu sagen, es waren garantiert schon unzählige gewesen. »Darf ich bitten.«, und dabei hielt Damian Helena bereits seine Hand hin. Um seiner Ernsthaftigkeit noch einmal mehr Glauben zu verleihen, wackelte er mit seinen Augenbrauen und verzog seinen Mund zu einem schiefen Grinsen. Jetzt konnte dem Beginn des Balls nichts mehr im Wege stehen. Außer die Engelin brach sich auf wundersame Weise beim Tanzen doch ein Bein.
Angestrengt runzelte die Langhaarige die Stirn. Konnte man sie wirklich als Vegetarier bezeichnen, weil sie als Meerjungfrau keinen Fisch aß? Auf diese Idee war sie noch gar nicht gekommen, zum Glück war sie mit einer so klugen Ballbegleitung aufgeschlagen, der sie erleuchtete. Es war doch wirklich ein wenig absurd, wenn man genau darüber nachdachte, daher kam sie nicht umhin doch noch kurz zu lachen. »Ich glaube, dass könnte man so sagen. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich darüber noch nie nachgedacht.«, gestand die Nixe und grinste schief. Sie hatte absolut keine Ahnung wie man ihre Gattung nannte, die kein Fisch aß, aufgrund ihrer Rasse. »Ich wurde auch so erzogen, dass Fische Freunde sind und kein Futter.«, zitierte sie einen Passage aus dem Film "Findet Nemo". Den Film, welchen man schon zu oft im TV gesehen hatte. Es gab immer wieder solche Filme, die einfach zu jeden Feiertag, zu jedem Festtag und noch dazwischen lief. Findet Nemo war einer davon. So als Nebengeräusch war der Film nicht zu verachten, würde aber die meiste Zeit von Luana weggeschalten. Wobei hier gab es dieses Problem nicht. Bislang vermisste die Langhaarige das Fernsehen auch nicht, es war viel interessanter sich mit den Leuten hier zu unterhalten oder Unterhaltungen zu lauschen. Und zudem musste die Schule ebenfalls besucht werden und am Nachmittag hieß es meistens die Hausaufgaben zu lösen. Eine unnötige Qual der Schülerschaft. Aber davon wollten die Lehrkräfte nichts wissen und Luana gerade auch nicht. Daher wischte sie diese unnötigen Gedanken beiseite und widmete sich wieder Ciarán. Der Blondschopf war dem Süßen ebenfalls nicht abgeneigt. Das war auf alle Fälle ein weiterer Pluspunkt auf der Skala. »Gibt es etwas bestimmtes an Süßkram dem du absolut, unter keinen Umständen widerstehen kannst?«, ergriff die Langhaarige die Chance abermals eine Frage über Essen zu stellen. War jedenfalls eine Abwechslung zu den üblichen Fragen über seinen Fluch. Hoffentlich wusste der Blondschopf ihre Anstrengung zu schätzen. Immerhin war der Fluch wesentlich interessanter als die Fragen nach dem Essen, wobei diese auch nicht ganz uneigennützig gestellt wurden. Den Wink mit dem Zaunpfahl hatte Ciarán jedenfalls verstanden. Sie wollte ihn keinesfalls seiner guten Manieren berauben, daher schenkte sie ihm ein entschuldigendes Lächeln. Die Frage nach ihrem Getränk stellte sich als schwieriger dar, als vorher angenommen. Sekt hatte sie bereits getrunken. Wollte sie noch ein Glas? Kurz ging Luana tief in sich, um darüber nachzudenken. »Ich nehm' dasselbe wie du, außer es ist Bier. Bier finde ich ziemlich widerlich. Ich lass mich gerne überraschen.«, gestand die Langhaarige, wobei sie Überraschungen eigentlich nicht leiden konnte. Aber der Blondschopf würde ihr bestimmt etwas Trinkbares besorgen. Daher würde sie auch brav hier warten, zumal sie sowieso nichts Besseres vorhatte. Ihre blauen Irden ließ sie, nachdem sich ihre Ballbegleitung auf den Weg zur Bar gemacht hatte, kurz durch den Raum schweifen. Sonderlich viel konnte man allerdings nicht entdecken. Nur wenig war auf der Tanzfläche los, war wohl einfach noch zu früh oder der Alkoholpegel war noch nicht groß genug. In der Menge konnte Luana ihre Freundin @Helena Chevalier entdecken, die sich ebenfalls an der Bar aufhielt und zudem noch den Zwilling von Ciarán an der Backe hatte. War wohl so gewollt und würde sicher noch zum Gesprächsthema der beiden Damen werden.
„Ich gebe doch nicht mein Geschenk aus der Hand!“, und ein gespielter Schmollmund drückte kurz die Fröhlichkeit zur Seite. Auf einen Hundeblick hingegen wartete der Italiener vergebens. Die Pariserin war sehr schlecht mit sowas so ein unterwürfiges und durchaus demütiges Verhalten passte auch einfach nicht zu ihr. Dafür, um auch mal die negativen Seiten dieser Charaktereigenschaft aufzuzählen, war sie viel zu stolz. Helena würde einen anderen Weg zum Ziel finden. Geschickter, gerissener, geduldiger. Irgendwie so in der Art. Immerhin hatte es in ihrem vorherigen Leben auch funktioniert und es wäre ja gelacht, wenn das hier nicht auch funktionieren würde. Dämon und Engel hin oder her, das Wort war mächtiger als Schwert und Stift. Aber genug davon. „Außerdem will ich es spannend halten.“, fügte sie noch frech hinzu und lächelte Damian dabei süß und unschuldig ins Gesicht. Ihr Ziel, ihn mit dem Reiz des Unbekannten zu ködern, würde sie auch noch lange nicht fallen lassen. Er musste sich schon einen besseren Plan ausdenken, wenn er denn einen Blick in die Karten der Französin erhaschen wollte. Ein bisschen mehr Finesse musste er an den Tag legen. Aber das würde der junge Mann schon schaffen, die Blondine glaubte fest daran.
Die Aufforderung zum Austrinken musste er in jedem Falle nicht wiederholen. Zwei Mal schlucken – der Wein möge ihr vergeben – und das Glas war leer. Zufrieden und ausdrucksstark kräftig stellte sie das leere Gefäß auf dem Tresen ab und fixierte ihre Ballbegleitung mit einem entschlossenen Blick. „Dann mal los!“, grinste sie wieder und konnte ein Lachen nicht zurückhalten. Als die wackelnden Augenbrauen den Anblick des einladenden Gentlemans auf die Schippe nahmen und geradewegs aus dem Fenster katapultierten, da war es sehr schwer sich noch zu beherrschen. „Aber gerne doch.“, und ehe sich der Italiener umsehen konnte, hatte er bereits die Hand der Französin in seiner eigenen liegen. In diesem Punkt wusste der Blonde wohl einfach, wie er mit ihr umzuspringen hatte und so lange er es mit seinen Augenbrauen nicht überstrapazierte, würde es auch weiterhin etwas amüsantes bleiben. Ihr gefiel es definitiv schon damals auf der Veranda. „Dann lasse ich mich doch gerne einmal führen, egal wohin die Reise gehen soll.“, deutete sie an und bemühte sich einen sehr auffordernden Blick in seine Richtung zu werfen. Das mit den Augenbrauen versuchte sie ebenfalls, versagte dabei allerdings kläglich. Diese Technik musste sie ihm wohl früher oder später noch abluchsen. „Ich übe noch!“, verteidigte sich ihr Stolz noch in wehmütiger Kürze, ehe es weiter zur Tanzfläche gehen konnte. Einen Platz zu finden sollte sich in jedem Falle nicht als zu schwierig erweisen. Es war eine recht überschaubare Menge an tanzenden Paaren unterwegs. Wieder einmal überraschte es die Französin, dass die Leute, welche das Tanzen auch für andere Sachen nutzen konnten, es nicht taten. Wieder ein Thema bei dem die Blondine mit gutem Beispiel vorangehen konnte, während sie sich von ihrer Begleitung leiten ließ. Mal sehen wohin der Tanz führen sollte. Die Engelin hatte so ihre kleinen Erwartungen. Zum Beispiel beim Tanzen keinen Fuß auf ihrem zu spüren – oder umgekehrt. Nichts war peinlicher als dem Anderen auf die Füße zu treten. Gerade für sie, bei der man es erwarten konnte, dass sie in eben dieser Richtung eine Ahnung hatte. Außerdem rechnete sie damit, dass ihr Tanz sicherlich nicht gerade der unschuldigste sein würde. Alles andere würde die Dame aus der Großstadt enttäuschen. Sicher: Manieren und Zurückhaltung waren wichtig, aber wozu war Tanzen denn sonst gut? Sie würde es in jedem Falle nutzen und dem blonden Riesen definitiv seinen Spaß nicht verwehren. Vorerst ging es aber erst einmal daran, die Blumen sanft im Eimer des Hausmeisters zu lassen. Natürlich im Beisein ihrer Begleitung.
Den fordernden Blick beibehaltend und immer noch ein spitzes Lächeln auf ihren Lippen tragend, bewegte sie sich nun endlich mit ihm zur Tanzfläche. Die Art des Tanzes wollte sie vollständig ihm überlassen. Ob Walzer oder doch etwas … intimeres, sie hätte keinerlei Probleme mit beidem. Gerade jetzt bot sich jedem die Gelegenheit den ein oder anderen Körperkontakt auch noch elegant zu verschleiern. Welche von sich überzeugte Person konnte da schon widerstehen? Überraschen lassen wollte sich die Engelin dann aber doch nicht. „Wonach steht dem Herrn denn der Sinn? Unkonventionell oder Unartig?“, ein kleines Kichern war noch zwischen ihren Lippen hervorgekrochen, dann hefteten sich ihre Blicke gespannt an die des Riesen.
Ein wenig zurückgewiesen fühlte Mikhail sich schon, als Ivy sein Angebot ausschlug, obwohl er ihren Grund dafür nachvollziehen konnte. Die Hand, die bereits voreilig ins Portemonnaie gewandert war, um zwölf Zen herauszufischen, schnellte ebenso schnell wieder heraus und die Brieftasche verschwand mit einem weiteren Handgriff in der Hosentasche. „Okay, deine Entscheidung“, gab er zurück, wobei ein Mundwinkel leicht nach oben zuckte. An ihrer Stelle hätte Mike auch selbst gezahlt, dies musste er sich dann doch eingestehen. Daher verflüchtigte sich das Gefühl einen Korb bekommen zu haben so rasch wie es aufgekommen war. Er war sich ziemlich sicher, dass die Getränke heute Abend umsonst waren. Ivys Grinsen unterstrich, dass sie scherzte, woraufhin Mike lächelnd mit den Augen rollte. „Schon klar. Damit meinst du, dass ich mich nachher, wenn alle dicht sind, an der Bar nach vorn prügeln darf, um dir was zu trinken zu holen?“ Er schnalzte gespielt missbilligend mit der Zunge, gefolgt von einem Grinsen. Er freute sich jetzt schon auf das Handmenge um die letzten Flaschen Wein und Bier… nicht. Sicherlich hatten die einen oder anderen ihren eigenen Schnaps am Start, aber die Nacht war noch lang und der Werwolf noch nicht einmal ansatzweise angeheitert. Die frische Luft musste das bisschen Alkohol in seinem Blut verpufft haben lassen. Mike warf einen neugierigen Blick auf das Los, das Ivy ergattert hatte. Plötzlich auflachend deutete er auf die Ziffer. „Als ob! Das ist auf jeden dein Glückslos! Ich hab am elften Geburtstag!“, grinste er amüsiert über diesen Zufall und verdrängte dabei den Gedanken, dass das Los eigentlich für Jaden gedacht war und nicht für ihn. Doch er fand diesen kleinen Zufall zu witzig, um ihn nicht zu kommentieren. Jetzt musste er nur darauf hoffen, dass Ivy später nicht mit einem Trostpreis abgespeist wurde, sondern den Hauptgewinn zog.
Schließlich wandte er den Blick von Ivys Los ab und ließ die Augen durch den Saal wandern, in der Hoffnung schnell bekannte Gesichter zu entdecken. Mit fast schon zu konzentrierter Mimik suchte er die Tanzfläche nach Levi ab, entdeckte dort aber nur Arata und Vivien sowie Damian mit seiner Ballbegleitung. Ein verschmitztes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Konnte sein bester Kumpel überhaupt tanzen oder würde Mike gleich Zeuge davon werden, wie ein Goliath ungeschickt über das Parkett stampfte? Die Vorstellung war zu amüsant, sodass er seinen gespannten Blick zunächst gar nicht abwenden wollte. Erst nachdem einige Augenblicke verstrichen waren, beschlich ihn das Gefühl, dass er sich wohl etwas zu lange hat ablenken lassen. Räuspernd wandte er sich wieder zu Ivy um und kratzte sich mit einem entschuldigenden Lächeln die Wange. „Äh—Ich hab grade keine Ahnung wo die anderen sind. Wollen wir noch was trinken? Ich bin mindestens drei Bier zu nüchtern“, schlug er einfach mal vor und betete, dass Ivy sich von den tanzaffinen Schülern in der Mitte des Saals nicht hat inspirieren lassen. Er würde sich bei dieser Musik nur sehr, sehr ungern (nüchtern) auf die Tanzfläche, zwischen all die Pärchen, zerren lassen. Er würde es vielleicht noch hinbekommen, bei schnellerer Musik mit den Armen zu wedeln und es nach tanzen aussehen zu lassen, aber bei Paartänzen war er einfach vollkommen verloren.