Den ganzen Nachmittag haben fleißige Schülerinnen und Schüler der Shima no Koji Oberschule damit verbracht, aus der sonst recht tristen Sporthalle einen atemberaubenden Ballsaal zu zaubern: Betritt vom reichlich mit Fackeln beleuchteten Sportplatz aus die Sporthalle durch die große Doppel-, oder durch eine der Nebentüren, so fällt sofort auf, dass Sportunterricht am heutigen Abend wohl nicht an der Tagesordnung steht. Jegliche Utensilien vom Sportunterricht wurden verräumt, stattdessen entfaltet sich ein riesiger Saal mit einer erhöhten Bühne am Ende der Sporthalle. An der Decke schweben vereinzelnte glitzernde Luftballone, die Wände sind mit unzähligen Girlanden und Lichterketten dekoriert worden. Im vorderen Bereich des Ballsaals sind elegant dekorierte, runde Stehtische angebracht, die bereits mit Sekt- und Weinflaschen, sowie Gläsern und Blumen gedeckt sind. Gegenüber dieser Tische am Rande der Sporthalle gibt es eine Bar zur Selbstbedienung, bei der man sich an weiteren analkoholischen und alkoholischen Getränke bedienen kann. In der hinteren Hälfte des Saals befindet sich die große Freifläche zum Tanzen, die erhöhte Bühne, sowie der heiß begehrte DJ-Pult der Schule. Je nach Programmpunkt werden die Lichtverhältnisse dazu angepasst, man kann sich jedoch sicher sein, dass der Ballsaal wohl über den Ballabend hinweg wohl stets etwas abgedunkelt sein wird. Ohne dies würde die gigantische Discokugel über der Tanzfläche ja gar nicht zur Geltung kommen!
Lydia hatte sich gleich darauf auf den Weg gemacht. Sie wusste in etwa, wo der Ball sein würde und wenn sie sich wirklich verlaufen sollte, dann musste sie eigentlich nur den anderen Mädchen hinterher laufen, die sich auch beeilten. Es war einfach schon recht spät und die Irin war auch spät dran, aber sie könnte es noch halbwegs pünktlich schaffen. Mit schnellen Schritten machte sie sich auf den Weg zum Ballsaal. Währenddessen sah Lydia sich die anderen Mädchen genauer an. Eine schöner nach der anderen. Ob die Irin sich vielleicht schöner hätte machen sollen und sich mehr Mühe geben sollen? Die Schwarzhaarige war sehr zwiespältig, doch wichtig war es eigentlich nur, dass sie sich selbst gefiel. Sie fand sich so in diesem Outfit ganz gut und auch mit der Schminke war sie sehr zufrieden. Manche Mädchen hatten ja schon fast ein Gemälde in ihrem Gesicht. Wie die das wohl hinbekommen konnten? Die Wölfin ging davon aus, dass dies jahrelanges Training war.
Nach einiger Zeit fand sie dann doch noch den Ballsaal. Sie trat hinein und sah sich ein wenig um. Es war sehr viel los. Sie sah sich umher und fand niemanden auf den ersten Blick, den sie kannte. Doch nach einigen Runden erblickte sie einige bekannte Gesichter wie Mike und Ophaniel. Die beiden schienen richtig viel Spaß zu haben. Mike sah sehr gut in seinem Outfit aus und auch das von Ophaniel passte perfekt. Die Schwarzhaarige freute sich, doch sie wollte die beiden nicht unbedingt stören, weshalb sich die Wölfin zuerst ein wenig abseits hinstellte und abwartete, was geschehen würde. Währenddessen beobachtete sie die restlichen Ballgäste und bewunderte von den Mädchen die Outfits.
Vertieft in ihr Handy bekam die Schülerin nur beiläufig mit, dass sie von @Riley Constantin gegrüßt wurde und quittierte es mit einem aufgesetzten lächeln, nicht wissend, wie sie darauf eingehen sollte. Er sprach sie allerdings nicht an, weshalb sie sich darüber keinen Kopf machen musste. Stattdessen versuchte sie die eigene Nervosität und Rötung im Gesicht herunterzufahren – warum zum Teufel fühlte sie sich so? Möglicher Weise lag es an all den Storys, die sie zur Vorbereitung gelesen hatte – wer ohne Begleitung auftauchte rückte laut diesen immer in ein schlechtes Licht. Hätte sich Serah näher mit diesen befasst, wäre ihr klar gewesen, dass es sich dabei um Geschichten anderer Teenager handelte, die vieles überspitzt darstellten. Alleine sein war schließlich nichts Unangenehmes für sie, es war die Situation in der sie aktuell steckte. Dieser elende Tintenfi-, noch bevor sie ihren Gedanken zu Ende bringen und Harvey verfluchen konnte, lief jemand gegen sie. Überrascht machte sie einen Schritt nach vorne um ihr Gleichgewicht zu behalten, ehe sie den Übeltäter dafür bemerkte. Das Gesicht und vor allem die Haare @Leviathans waren ihr nicht fremd – wer würde diese markante Merkmal nicht kennen? Allerdings tat sie sich schwer damit an seinen Namen zu erinnern, weshalb nur sie zwar etwas sagen wollte, es allerdings ließ, und schief lächelte.
Die Fassung jetzt zu verlieren – der Ball war noch nicht mal richtig angelaufen – wäre vermutlich denkbar schlecht gewesen. Sie wollte nicht diejenige sein, die die Stimmung versaute. Außerdem, wenn Harvey sie schon sitzen ließ – es machte den Eindruck – musste sie sich einfach amüsieren. Alleine, um einen guten Abend nicht von einer Begleitung abhängig zu machen. Des Weiteren würde sie es ihm, sollte er ihr blöd kommen, definitiv unter die Nase reiben, alles was er sich dabei entgehen ließ: Die Dekoration, die Musik, die Getränke und am wichtigsten: Einen Tanz mit ihr! Serah atmete kurz ein- und aus, beruhigte sich dabei zunehmend, bevor sie ihr Handy in die Clutch steckte, um sich umzusehen. Langsam füllte sich der Ballsaal – ein Zeichen dafür, dass es demnächst losgehen würde mit den Feierlichkeiten. Sollte sie sich unter die Masse mischen? Es bildeten sich bereits Gruppen, aufgeregte Stimmen erfüllten die Luft, während die Dämonin sich die einzelnen Gesichter ansah, um zu entscheiden wen sie ansprechen würde. Wie genau, sie kontakt finden wollte, hatte sie sich noch nicht überlegt – aber das ergab sich doch in der Regel spontan, oder?
Aus dem Augenwinkel heraus sah sie bereits, wie jemand auf sie zu kam, hoffte allerdings inständig darauf, dass er einfach nur an ihr vorbei gehen würde – sie hatte sich noch gar nicht darauf vorbereitet mit irgendjemanden zu sprechen. Ob es legitim gewesen wäre schnell zu verschwinden? Einfach auf Toilette oder in irgendein Gebüsch? Aufhalten konnte sie niemand, doch noch bevor ihr Vorhaben in die Tat umgesetzt wurde, sprach er sie schon an. Sie unterdrückte ein aufschreckend und wandte sich dem Jungen zu, ihn kurz musternd. Ein befremdliches Gefühl breitete sich aus. Sie kannte es bereits, genauso hatte sie sich am Nachmittag bei Harvey gefühlt und bei einigen anderen ihrer Mitschülern. Nur die Ursache konnte sich Serah nicht erklären. Mit jemanden darüber zu reden, der ihr helfen konnte, kam für sie nicht in Frage – am Ende hielt sie noch jemand für völlig irre. „Ich bin Serah.“, stellte sich die Kusanagi vor und lächelte flüchtig – zwar völlig aufgesetzt, weil die ganze Situation unerwartet kam, aber sie wollte nicht abweisend wirken, obwohl sie sich etwas unbeholfen vor kam. Sie wollte sich amüsieren, also musste sie sich unter die Leute mischen. „Freut mich.“, ergänzte sie noch, bevor sie direkt – ganz ungeniert wie immer – nachfragte. „Bist du auch alleine hier?“ Da der O’Connor ihr nach wie vor nicht antwortete, war sich die Dämonin mittlerweile sicher, dass er sie sitzen ließ. Ihre Aufmerksamkeit würde sie dementsprechend Oliver schenken – insofern es ihm gelang diese auch zu behalten.
Nachdem Oliver sich vornahm das Mädchen anzusprechen, war er wirklich der Meinung, dass sie abhauen würde oder dass sie ihn zumindest wegschicken würde. Immerhin kam ein wildfremder Junge auf sie zu. Da wäre dies doch sehr verständlich gewesen. Doch zur Überraschung der Schwarzhaarigen blieb sie und sagte ihren Namen. Serah, hatte der Amerikaner den Namen schon irgendwo mal gehört? Sicher war er sich nicht, aber das wäre sicherlich nicht wirklich schlimm. Das Mädchen fragte ihn, ob er auch alleine hier sei. Wow, jetzt kannte Oli endlich jemanden, der auch alleine hier war. Das war für ihn wie das achte Weltwunder, da er damit eigentlich überhaupt nicht mehr gerechnet hatte, dass jemand anders als er hier alleine auf den Ball gehen würde. „Ja, aber wer braucht auch schon ein Date, um an diesen Ort zu gehen“, sagte der Schwarzhaarige und versuchte zu überspielen, dass er sich mit Mädchen einfach generell schwer tat. Aber gut, dieses Problem hatte der Amerikaner mit jedem anderen Wesen, das auf der Welt umherwandelte. Der Schwarzhaarige überlegte kurz, was er zu Serah sagen sollte. Immerhin hatte er jetzt einen Gesprächspartner gefunden und wollte sie nicht unbedingt sofort vergraulen. „Bist du denn versetzt worden? “, fragte er vorsichtig. Sein Blick wanderte auf ihr Handy, das sie zuvor so angestarrt hatte, als er zu ihr kam. Es war ja nichts Schlimmes, aber sicherlich nicht angenehm für Serah. Aber gut, für wen wäre es denn angenehm versetzt worden zu sein? Wahrscheinlich für niemanden. Der Amerikaner wartete ihre Antwort ab und sah sich derweil noch ein wenig im Saal um. Ein Wahnsinn wie viele Personen mittlerweile hier waren. Es füllte sich im Minutentakt schon. Ob es bald anfangen würde?
Er machte genauso einen unbeholfenen Eindruck wie sie selbst, das nahm ihr die Unruhe gewaltig. Sie musste sich also nicht komisch dafür fühlen alleine hier zu sein, immerhin war sie nicht die einzige. Im Gegensatz zu ihm ließ sich die Dämonin nichts davon anmerken, dass dieser Umstand sie doch störte. Zumindest meinte sie es aus seinen Worten herauszuhören, dass es ihn ärgerte. Sie legte die Stirn nachdenklich in Falten - hoffentlich glaubte er nicht, das sie für ihn die Notlösung war. Dafür wäre sich Serah definitiv zu schade gewesen, sie würde niemals die zweite Wahl sein wollen. Sie wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen und verschwieg ihren Unmut. Obwohl er unzufrieden mit seiner Situation war, lag er mit seinen Worten richtig. Sie brauchte niemanden um sich amüsieren zu können. Im Zweifelsfall wäre sie die beste Gesellschaft für sich selbst gewesen, auch wenn es - dachte sie genauer darüber nach - ziemlich traurig klang. „Du hast recht.“, stimmte sie ihm zu, so dass ihr Lächeln sich in ein ehrliches wandelte. Sie würde ihm gegenüber nicht erwähnen, dass sie versetzt wurde - solange es nicht dazu kam. Noch hatte sie eine Gewissheit. Vielleicht war Harvey nur die Treppen heruntergefallen und hatte sich den Kopf gestoßen - es gab etliche Szenarien, die seine Abwesenheit erklärten. Freiwillig auf einen Abend mit ihr zu verzichten wäre schlichtweg dumm gewesen.
Zugegeben, ein Sturz würde Wesen, wie sie es waren, wohl kaum aufhalten - immerhin waren ihre Körper durchaus in der Lage mehr wegzustecken, als die gewöhnlicher Menschen. Andererseits täte es ihr kaum Leid, wenn sich die Annahme bewahrheitete - wer zu spät kam, bestrafte das Leben. Da Serah nicht so recht wusste, worüber sie sich mit ihm unterhalten sollte, entschied sie sich dafür zu Schweigen. Manchmal reichte schon die Anwesenheit, um sich nicht alleine zu fühlen - auch wenn sie sich gar nicht so fühlte. Es machte aber immerhin den Eindruck, los wäre sie nicht alleine auf dem Ball, daher begrüßte sie es. Oliver war in Sachen fragen offensichtlich genau wie sie. Ganz ungehalten fragte er nach ob sie versetzt worden war, weshalb sie sich etwas ertappt fühlte. „Gute Frage.“, meinte sie und wandte sich ihm wieder zur. Sie wollte ihm jedoch noch nicht antworten. Ihre Mimik war wieder nichtssagend, während sie ihn ansah. Seine gesamte Erscheinung machte keinen zurückhaltenden oder unbeholfenen Eindruck, seine Frage und das holprige Gespräch ließen jedoch darauf schließen.
Dieses Mal wandte sich ihm Serah vollständig zu, vielleicht würde das seinen Redefluss lösen und sie weniger abweisend wirken lassen. „Sicher, dass das Fragen sind mit denen du dir Freunde machst?“ Die Schülerin wollte ihn bewusst verunsichern - würde sich angegriffen fühlen, würde parallel seine Hilflosigkeit verschwinden und Entspannung eintreten. „Wurdest du versetzt?“, stelle sie ihm seine eigene Frage. „Oder hast du kein Glück bei den Mädchen gehabt?“ Die Kusagani warf ihm vor sich mit seinen Fragen keine Freunde zu machen, tat es ihm allerdings - unbewusst - gleich indem sie Salz in die Wunde streute. Erst nachdem sie sich ihre eigenen Worte in Gedanken noch einmal wiederholte, ertappte sie sich dabei. „Ich glaube zumindest versetzt worden zu sein. Er reagiert auf keine meiner Nachrichten.“ Es ging ihn nichts an, aber wenn sie am Ende nicht alleine dastehen wollte, musste sie ihre Eigenart zurückstellen - zumindest soweit, dass sie niemanden auf den Schlips trat. Dafür würde sie sich definitiv ab und an auf die Zunge beißen müssen, aber das würde sie sicher überstehen.
Irgendwie hatte ich es geschafft die Schule und die Sporthalle/den Ballsaal zu erreichen, ohne zu stolpern oder mich irgendwie zu blamieren. Rückblickend konnte ich nicht sagen, ob meine Bemühungen, Luana nicht zu begaffen, wirklich erfolgreich waren oder nicht. Als wir unser Ziel erreichten, war die reizende Frau an meiner Seite die erste von uns dreien, die etwas sagte, was mir zumindest halt meine Bemühungen jetzt erfolgreich in die Tat umzusetzen. Ich war nicht minder beeindruckt, als ich sah, was aus der Sporthalle gemacht worden ist. "Die Helfer haben wirklich ganze Arbeit geleistet.", stimmte ich zu und ließ kurz den Blick gleiten, während unser Kompass - Cyril - uns geradewegs zu seinem Prinzen führte, der mit Isalija am Eingang der Sporthalle stand. Ein bisschen überrascht sie in dem Outfit zu sehen, hob ich die Brauen und sah von ihr zu Lyall und wieder zurück. Ich hatte das Mädchen noch nie in einem Kleid gesehen und war neugierig, wie sie darin Gitarre spielen wollte, ohne sich die Blöße zu geben. Als Cyril die Mund-zu-Mund-Beatmung einstellte, lächelte ich die beiden Bandmitglieder an. "Hallo ihr zwei. Seht gut aus.", begrüßte ich sie und blieb auf der Stelle stehen, während Luana Lyall begrüßte. Für einen Moment war ich eifersüchtig auf so ziemlich jeden, weil sie sich keine Gedanken darüber machen mussten, ob sie aus Versehen jemanden berührten. Aber ich erstickte das Gefühl schnell wieder und atmete tief durch. Dann gab ich den Aussagen von Luana und Cyril mit einem Nicken meinen Zuspruch. "Ich wünsch euch heute Abend viel Erfolg auf der Bühne."
Die Begrüßung des Heimleiters entlockte mir ein schräges Lächeln, bei dem ich mich einen Moment fragte, ob das echt oder nur ein Reflex war. "Ich weiß nicht. Mich mit Frauen rumzuschlagen hat mir bisher Spaß gemacht. Männer finde ich bisher etwas... reizlos." Mal abgesehen davon interessierte ich mich nicht auf die Weise für Männer. Weitere Details behielt ich aber lieber für mich. Auf Vincents Wink hin fiel mein Blick auf die Bar und ich überlegte mir kurz ein Getränk zu holen. Da wurde aber auch schon der Arzt beschworen und zog meine Aufmerksamkeit auf sich. "Da wir uns zum Verwechseln ähnlich sehen, war das auch nicht so schwer.", entgegnete ich trocken und schob auf Rileys Frage hin die Hände in die Hosentasche. "Ich hab versucht die Lehrerschaft zu überreden, aber als sie mitgekriegt haben, dass du im gegnerischen Team mitspielst, wollten sie nicht mitmachen. Wir haben keine Ärzte." Amüsiert zuckte ich mit den Schultern, ehe mein Blick weiter zu Karina glitt, die ebenfalls die Gruppe erreichte. Etwas skeptisch beobachtete ich sie dabei, wie sie einen nach dem anderen wärmstens begrüßte und überlegte bereits wieder mir etwas zu trinken zu holen, als sie sich dafür entschied mich in die Runde einzuschließen. So viel zum Thema Entspannung. Überrascht von der unwillkommenen Begrüßung setzte ich ganz aus Reflex die freundliche Maske auf. "Schön fängt er auf jeden Fall schon an.", antwortete ich und kämpfte mit dem Bedürfnis sie einen Meter weg zu schieben oder mich wie ein kleines Kind auf die andere Seite des Tisches zu stellen. Ihr Kompliment zu unseren Outfits ließ ich unkommentiert und spürte, wie mir ein kleines Seufzen entwich, das Lächeln auf meinem Gesicht noch immer intakt. Glücklicherweise machte sich Avon auf den Weg zur Bar und brachte Gläser und eine Flasche Sekt. Damit nicht gleich alles in Scherben am Boden lag, nahm ich ihm ein paar der Gläser ab und stellte sie sicher auf dem Tisch ab. Cyril wirkte in der Gruppe ein wenig wie ein verirrter Kater, der um die Ecke gebogen war und sich plötzlich in der falschen Umgebung wiederfand.
Viel musste die Engelin nicht an ihrem gesamten Antlitz ändern. Im Vergleich zu den anderen Mädchen war sie wohl…naja, wie soll man das sagen? Genau! Sie war ziemlich normal. Ihr Kleid war nicht herausstechend, ihre Frisur die gleiche wie sonst auch. Selbst der grüne Edelstein, welcher sonst immer ihren Kragen zierte, hing an einer Kette um ihren Hals herum. Wäre man nun mit einer bösen Zunge gesegnet, so könnte man auch sagen, die Blondine hätte einzig und allein ihre blaue Jacke weggelassen. Aber die Wahrheit sah ganz anders aus. An den Schuhen würde man schon auf den ersten Blick erkennen, dass etwas nicht stimmte. Wo sonst immer Stiefel saßen, fanden nun weiße Low-Heels ihren Platz. Extravagant genug für Vivian, zu durchschnittlich für die exotischen Darbietungen des Balls. Ophaniel, so war es sicher vorbestimmt, würde mit seinem Balldate kein Blickfang werden.
Aber es wäre auch wirklich nicht der Persönlichkeit der Engelin entsprungen, wenn sie nun komplett aufgepeppt hier stehen würde. Ganz normal, mit einem Gang der sich von ihrem normalen kaum unterschied, betrat sie die Sporthalle. Das Zentrum der Festivitäten und seit heute Morgen auch das Objekt ihrer Begierde. Ein überprüfender Blick glitt noch an ihrem Look hinunter, dass braune Band an der Taille musste sich noch einmal einem Test unterziehen, dann ging es los. Kurz wurde noch ein prüfender Blick auf die Umgebung geworfen, aber Ophaniel war nirgends zu sehen. Er musste wohl drinnen schon warten. Einen seichten Schritt nach dem anderen durchschritt sie nun endlich die Türschwelle zum gelobten Land. Es war…Vivian wusste gar nicht wie sie es ausdrücken sollte. Schön? Nein, dass wäre eine zu triviale Abhandlung des Ganzen. Es sah bezaubernd aus, geradezu lieblich einladend. Das hier übertraf das letzte Mittsommerfest vor zehn Jahren bei Weitem. Noch nie zuvor hatte man so einen Aufwand betrieben. Die türkis-blauen Augen der Blondine strahlten förmlich vor innerlicher Freude. So viele Erinnerungen an die schöne Zeit spielten sich gerade in ihrem Kopf ab. So berührt, wenn man das so sagen durfte, sah man sie selten und wie durch Zauberhand begann das Porzellangesicht seine plastische Beschaffenheit aufzugeben. Langsam aber sicher kam es zum Vorschein: Ein seichtes und liebevolles Lächeln. Es blieb sogar auf den Lippen der jungen Frau hängen und verschwand nicht gleich wieder. Nein, es wollte sogar noch breiter werden! Ein amüsiertes Lachen jedoch, erwartete man nun vergebens. Rechtzeitig erspähte sie Ophaniel unter den Gästen und bewegte sich zu ihm, sie waren immerhin verabredet.
„Ich entschuldige mich, für meine Verspätung.“, entschuldigte sie sich vor dem Blondschopf und machte eine kleine Verbeugung. „Du siehst sehr gut aus, wenn ich mich so ausdrücken darf.“, setzte sie gegenüber dem kleinen Mann noch einmal nach. Auch @Leviathan und @Mikhail sollten von ihr nicht ignoriert werden. Sie waren zwar nicht die besten Freunde, aber zumindest Leviathan kannte sie schon eine ganze Weile. So oder so machte es aber trotzdem keinen großen Unterschied. Ihr freundliches Lächeln auch an die anderen beiden verteilend, folgte - wie sollte es auch anders sein - ein Knicks. „Ich wünsche einen guten Abend, Leviathan.“, sie drehte sich zum anderen Schwarzhaar, „Ebenfalls auch Dir einen guten Abend, Mikhail.“. Sie hatte von den beiden schon oft genug mitbekommen, dass sie keine Fans von ihren Nachnamen waren. Vielleicht eine angeborene Sache, dass der Nachname nur in Stresssituationen, oder Ärger mit der Familie benutzt wurde. Bei den Beiden aber wohl eher Ärger mit den Erziehern. Vivian hatte so ihre Geschichten gehört. „Auch Eure Garderobe lässt an Eleganz nicht missen, die Herren.“, bekamen auch die beiden anderen Jungs ein Kompliment zugeworfen. Wer jetzt schon damit gerechnet hatte, dem soll gesagt sein: Wären sie normal angezogen, dann hätte Vivian sie darauf angesprochen. Sich passend zu kleiden hatte für sie nun einmal viel mit Taktgefühl zu tun. Die drei hier besaßen es zumindest. „Ich hoffe, ich habe Euch bei nichts wichtigem unterbrochen.“, fuhr sie weiter fort und verblieb mit übereinandergelegten Händen in einer eher anmutigen Warteposition. Natürlich rechnete sie noch mit einem Sturmangriff des kleinen Mannes vor sich, aber ihre Etikette wollte die Blondine trotzdem nicht aufgeben. Auch, wenn ihre Erwartungen an Levi eher weniger hoch waren. Sie hatte immer noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen, wenn es um die Wörter ging, welche er dem kleinen Engel tagtäglich indoktrinierte. Der Garten heute hatte der jungen Frau das wieder klar gemacht.
Der Schwarzhaarige fand wohl jemanden, der seine Ansichten, was ein Date auf dem Ball anging, teilte. Dies freute den Amerikaner sehr, denn so fühlte er sich nicht alleine mit dieser Meinung. Aber gut, es war halt einfach so, dass Oliver nicht so wirklichen Kontakt zu den Mädchen hier hatte und somit auch nicht wirklich jemanden fragen konnte. Aber das war schon okay. Immerhin hatte er ein paar Freundschaften geschlossen. Dies reichte dem Amerikaner eigentlich auch schon. Er war sowieso von sich selbst verblüfft, dass er überhaupt Freundschaften geschlossen hatte. Immerhin tat er sich richtig schwer und hatte auch in der Vergangenheit keine guten Erfahrungen gesammelt. Aber hier schien es irgendwie zu funktionieren. Ob Magie wohl im Spiel war? Oder vielleicht war er einfach selbstbewusster, weil er hier seine Wurzeln nicht verheimlichen musste? Egal was es war, es schien auf jeden Fall zu funktionieren, was ihn doch glücklich machte.
Der Rosahaarigen schien wohl die Frage von Oli nicht zu gefallen. Was auch klar war, sowas hörte kaum einer gerne. Der Schwarzhaarige verstand, dass sie anschließend doch recht sauer auf ihn war. Jedenfalls wirkte es so für ihn. „Ich sag’s mal so, ich bin nicht versetzt worden, noch habe ich überhaupt versucht ein Mädchen zu fragen. Also im Prinzip wollte ich alleine hierher kommen. Ach ja, klar mache ich mir so keine Freunde, aber ich bin sowieso nicht der Typ der viele Freundschaften hat, von dem her ist mir das auch egal“, sagte der Schwarzhaarige zu dem Mädchen. Er wusste, dass dies eventuell barsch ankommen würde, doch das war okay, denn auch so hatte Serah zuvor ihre Fragen gestellt. Nun ja, zumindest kam dies bei dem Amerikaner so an und dies mochte er gar nicht. Vielleicht war sie auch nur deshalb ein wenig zickig, weil Oli zuvor die unpassende Frage gestellt hatte, ob sie versetzt wurde. Doch dann schien Serah sich nicht ganz sicher zu sein, ob sie wirklich versetzt wurde, immerhin hatte er anscheinend nicht auf ihre Nachrichten geantwortet. „Ach wer weiß, vielleicht muss er noch für die Blumen kaufen oder so was in der Art“, sagte der Schwarzhaarige sanft lächelnd, um Serah aufzuheitern. Gut, irgendwie wäre das schon eine Möglichkeit gewesen, dass das wirklich der Wahrheit entsprach, aber er kannte die Person, von der Serah redete, wahrscheinlich sowieso nicht. Von dem her konnte er es nicht wirklich wissen. Aber gut, die Hoffnung würde sicherlich zuletzt sterben. „Wenn du willst, könnten wir ja den Abend gemeinsam verbringen, bis deine Verabredung dann kommt“, sagte er zu ihr. Wieso auch nicht? Der Schwarzhaarige hatte sowieso nichts besseres zu tun und dann wäre Serah nicht alleine.
Gab er sich nun als besonders unnahbar, den desinteressierten - welcher es nicht nötig sah sich jemanden für die Veranstaltung zu suchen? Es erinnerte sie ein wenig an sie selbst, den Gedanken pflegte sie auch schon öfter, ohne es anderen auf die Nase zu binden. Serah unterdrückte ein Seufzen und setzte alles daran ihr Gesicht nicht zu verziehen, auch wenn seine Worte in dem Fall für sie in den Bereich TMI fielen: too much information. Sie war selbst schuld, wenn sie danach fragte und Interesse täuschte, obwohl es von keiner Bedeutung für sie war. Andererseits offenbarte es ihr etwas ziemlich wichtiges über Oliver. Offensichtlich war es nicht das erste Mal, dass er sich für so etwas rechtfertigen oder mit dem Thema auseinander setzen musste. Er tat sich also wirklich genauso schwer wie sie, wenn nicht sogar schwerer. „Na, wenn das so ist, musst du dir ja darüber keine Gedanken machen, im Gegensatz zu mir.“, meinte sie und hoffte das Thema zu beenden. Die Dämonin wollte nicht unbedingt die Büchse der Pandora öffnen, indem sie tiefer grub. Es wäre durchaus sehenswert gewesen jemanden zu brechen - indem sie ihm die eigenen seelischen Wunden offenbarte - aber sie wollte nicht als Schulter zum Ausweinen dienen.
Das würde sie bei weitem noch mehr seelische Vorbereitung kosten, als zum Ball zu gehen. Oliver Georg das Thema selbst nicht mehr auf, weshalb sie jedes weitere Kommentar blieben ließ. Es folgten keine unangenehmen Nachfragen mehr, stattdessen versuchte er Harveys Fernbleibend zu entschuldigen. Im Augenblick war es ihr egal geworden, sie konnte ihre Zeit nicht damit verschwenden sich zu fragen wo er denn blieb. „Das wäre wohl das Minimum.“, murmelte Serah etwas missmutig, den Gedanken aus ihrem Kopf verbannend. „Selbst Schuld, wenn er sich das entgehen lässt.“ Demonstrativ deutete sie auf sich, bevor sie den Jungen aufgeregt ansah. Schluss mit der schlechten Laune. Olivers Angebot kam ihr dabei gelegen. „Klingt gut.“, nahm sie dieses an und hakte sich bei ihm ein. Es wurde Zeit den eigenen Charme zu spielen, um ihn um den Finger zu wickeln - auch wenn es für sie selten eine Herausforderung war. „Wollen wir etwas trinken? Ich will mich nicht mehr damit beschäftigen, warum ich hier alleine herkam.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, nahm sie den Jungen mit sanfter Gewalt mit an einen der Stehtische, um sich die Getränke anzusehen. Auswahl sah definitiv anders aus, mehr als Sekt und Wein gab es offensichtlich nicht. Sie hingegen würde sich wohl an den Wein halten, da ihr ersteres viel zu schnell zu Kopf stieg und auf einen Kater hatte sie keine Lust. Auch wenn sie nicht in aller Früh aufstehen musste.
Die Stille, die zwischen den beiden eintrat, überbrückte die Dämonin mit Smalltalk- obwohl sie ihn selbst nicht besonders mochte, aber vielleicht fand sich so ein Thema über das weniger zwanghaft gesprochen werden musste. „Bist du schon lange hier?“ Etwas besseres fiel ihr nicht ein, vor ihrem geistigen Auge schlug sie bereits enttäuscht die Hände vor dem Gesicht zusammen, selbstverständlich ohne sich dabei etwas anmerken zu lassen. Sie musste das Negative ablegen.
Mit einem Funkeln in den Augen, das normalerweise nur Rhea persönlich vorbehalten war, bestaunte Wasabi die Dekorationen. Lichterketten, Luftballons, eine schwebende glänzende Kugel – ihr Kopf drehte sich beinahe um die eigene Achse. Dazu die vielen gedeckten Tische und Grüppchen, die sich vor der Bühne tummelten. Die Sporthalle war gar nicht wiederzuerkennen. In einer positiven Art und Weise, natürlich. Nachdem der anfängliche ´Schock` über die Verwandlung der Sporthalle überwunden war, begann Wasabi etwas unbeholfen nach ihrer guten Freundin oder zumindest nach ihr bekannten Gesichtern zu suchen. Sie wusste, dass Rhea heute entweder gar nicht oder mit einer Verspätung erscheinen würde. Ein Gedanke, der die Vorfreude gelegentlich abebben ließ und stattdessen Enttäuschung hinterließ. Sie hatte sich darauf gefreut den Abend mit Chloe und Rhea zu verbringen. Ihren engsten Freundinnen auf der Insel. Dass nun die Hälfte ihres näheren Bekanntenkreises fehlte, machte die Grünhaarige traurig. Mit langsam steigender Anspannung zupfte sie an den Dornen und Blättern der Schnittblumen herum bis… „Autschie!“ Reflexartig führte Wasabi den blutenden Finger in ihren Mund, um die Blutung zu stoppen. An ihrem Zeigefinger nuckelnd, entdeckte sie schließlich einige ihrer Kollegen unter den Schülerinnen und Schülern. Wie sie Herrn Vincent, Avon und Riley (die allesamt nicht kleingewachsen waren) zuvor übersehen konnte, war ihr ein Rätsel. Wahrscheinlich hatte die Reizüberflutung ihren Teil dazu beigetragen. Da sie in Sichtweite der etwas größeren Gruppe stand, winkte sie ihnen kurzerhand enthusiastisch mit dem Rosenstrauß in der Hand und dabei breit lächelnd zu. Es beruhigte sie, dass zumindest einige vertraute Gesichter anwesend waren. Sich zu ihnen zu gesellen, traute Wasabi sich jedoch nicht. Sie kannte weder Karina noch den Schüler gut genug, um sich in das Gespräch integrieren zu können. Außerdem war sie ja mit Chloe verabredet, nach der sie weiterhin fieberhaft Ausschau hielt, nachdem sie ihre Kollegen begrüßt hatte.