Dies ist, unschwer zu erkennen, der Kunstraum der Schule. Überall stehen offene oder gar verschlossene Farben, Plakate, Leinwände und Staffeleien herum und an den Wänden hängen wunderschöne Bilder, die einst von Schülern gemalt und hier ausgestellt wurden. Der Kunstraum ist in zwei Hälften gegliedert: Die eine, vordere Hälfte besteht einzig und allein aus einigen Staffeleien, die von den Schülern im Unterricht genutzt werden können. Dahinter, also im zweiten Teil des Raums stehen Schulbänke der Reihe nach aufgegliedert, wie sie auch in einigen Klassenzimmern zu finden sind. Allerdings sind die Tische und Stühle hier von der etwas antikeren Sorte, als jene in den Klassenräumen. Erschreckt euch nicht, wenn ihr am frühen Morgen oder am späten Abend den Raum betritt und ihr plötzlich angestarrt werdet - es sind nur die Puppen, die gerne zum Malen verwendet werden.
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
Sehr viel mehr passierte auf Mathéos Bild bis zum Stundenende nicht. Sein Radiergummi war ziemlich am ackern, denn die Versuche, unregelmäßige Naturformen zu zeichnen, wurden schneller ausgelöscht, als man sie deuten konnte. Man konnte munkeln, ob es an der Selbstkritik des Tristams lag oder daran, dass er wirklich unfähig war. Was es auch war, die Qual, welche das Blatt unter seinen Fittichen erleiden musste, konnte mit nichts gerechtfertigt werden. Geschweige denn war es zu tolerieren, welcher Folter sich der Radiergummi unterziehen musste. Nur ein Untier wäre dazu in der Lage gewesen. Nur ein Mathéo Tristam wollte diesen Grauen aufbringen und die Unschuldigen an den Rand der fühlbaren Schmerzen treiben. Innerlich fluchte er, schimpfte mit dem Stift in seiner Hand, schob ihm alle Schuld zu. Erst das Klingeln des Stundenendes ließ ihn aufschrecken. Tausend Lasten ließen von seiner Seele ab. Beflügelt schien er, als er den Kopf hob, neugierig zur Uhr an der Wand schaute und sich vergewisserte, dass der Unterricht sein Ende gefunden hatte. Um genauer zu sein: der Kunstunterricht hatte sein Ende erreicht. Sie waren erlöst – ER war erlöst. Zehn Jahre früher wäre er aufgesprungen, hätte mit den Hacken in der Luft geklackt und wäre freudestrahlend davongerannt. Heute allerdings schrieb er auf Verlangen des Profs seinen Namen fein säuberlich an den Rand seines Experimentes und schob das Papier ans obere Ende seines Schreibtisches. Ganz penibel rückte er seinen Stuhl ran, um das schöne Ende bloß nicht zu verunstalten. Caiwen schnappte er sich regelrecht unter den Arm, als auch sie fertig war und wollte mit ihr den Raum verlassen, als der Lehrer nach ihr rief. Leider hatte er es so eilig, diesen Raum zu verlassen, dass ihn seine Beine nicht zum Warten dalassen konnten. Seine Hand war schnell gehoben. „Ich geh schon mal vor“, meinte er flüchtig, grinste fröhlich und verdünnisierte sich. Was nun? Damit meinte er, was für ein Unterricht als letztes auf dem Tagesplan stand. Eine Antwort hatte er sich bisher nicht zusammenreimen können. So verharrte er noch vor dem Kunstraum, bis er sich auf gut Glück zum Sternenklassenraum aufmachte. In den meisten Fällen sollte dort sein Unterricht stattfinden. Die Chance war also groß, dass er dort sein Ziel fand. Glücklicherweise war der Klassenraum kein bisschen weit weg. Von E4 ging es nun in E5. Er hätte an die Wand klopfen können und hätte herausgefunden, ob sich schon jemand im Klassenraum befand. Lustiger Zufall, wie er empfand.
tbc: Raum E5 – Sternenklasse
Levi (alt)
-22 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: siehe Sig
Etwas verwundert war der Nephilim über den plötzlichen Stimmungswechsel des Mädchens schon, legte aber lediglich den Kopf schief und blinzelte sie kurz an. Kurz fragte er sich selbst, ob er vielleicht der Auslöser gewesen war, verwarf den Gedanken aber gleich wieder und knipste mit seinem eher unmodernen Handy ein Foto von Kaji. Die Auflösung liess zu wünschen übrig, was Leviathan nun aber nicht störte, da er das Mädchen sowieso lieber lächelnd und in der Realität sah. Schulternzuckend steckte der Engel sein Handy zurück in die Hosentasche, ehe er einen gewaltigen Druck auf seinem Rücken verspürte. "Maan!", beschwerte er sich bei Cruel, der irgendwelche unpassenden Hundenamen aufzählte und wieder von seinem Rücken runterkrabbelte. "Cruel-Junior bestimmt nicht.", gab er seine Meinung ab und erhob sich, nachdem die Schulglocke erklang ebenfalls. Kaji hatte sich schneller verdünnisiert als Levi lieb gewesen war und kurz erhaschte er noch einen Blick davon, wie ihre Schwester ihr gefolgt war und etwas mit ihr zu besprechen hatte - oder einfach Sehnsucht. Kurz liess der Schwarzhaarige seinen Blick über den Raum schweifen und machte sich nicht die Mühe, seine Tasche samt den Hund aus den Fängen Cruels zu befreien. Nur noch wenige waren im Kunstraum anwesend, darunter Caiwen, die gerade eben noch das Klassenbuch in die Hand gedrückt bekam. "Caiweeeeeeeeeeen!", rief er, als hätte er sie jahrelang nicht gesehen und lief direkt auf sie zu, hängte sich kurz an sie und schnappte ihr das Klassenbuch weg. "Was steht auf dem Plan?", fragte Levi eher sich selbst als Caiwen und blätterte im Klassenbuch, bis er die besagte Information gefunden hatte - Gemeinschaft, Klassenlehrerstunde. Hä? Egal. "Komm, lass uns ins Klassenzimmer gehen.", murmelte der Engel, legte das Klassenbuch flach und vorsichtig auf Caiwens Kopf und grinste ihr kurzerhand ins Gesicht; drehte sich dann um und machte sich dran, den Kunstraum zu verlassen um das Klassenzimmer aufzusuchen: "Ich wohn' nun übrigens wieder im Waisenhaus, heisst, du kannst mich gerne mal besuuuchen kommen."
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Auf das Lachen von Matheo, zog bei mir ebenfalls ein leichtes Grinsen auf. Ich mochte es, wenn er lachte. Dann sah er noch freundlicher aus. Danach widmete er sich erneut seiner Zeichnung, grübelte und scheint etwas hilflos zu sein. Auch ich zeichnete etwas weiter und so wuchsen noch mehr Pflanzen aus dem Boden und schlängelten sich der Hauswand hoch bis zum Dach. Das erforderte viel Konzentration und genaues Zeichnen, denn sie lies die Pflanzen wirr hochwachsen. Ich hörte Levi's Worte >>Gott sei Dank ist die Stunde bald vorrüber<< wodurch ein Grinsen erneut auf meine Lippen zog. Und auch über Matheo's Antwort freute ich mich, er meinte nur noch wenige Minuten Unterricht zu haben. Was steht denn für die Nächste Stunde an? Das wusste wohl niemand so wirklich. Aber endlich raus aus dem Kunstraum. Es roch hier so intensiv nach den Verschiedensten Farben - Wachsmalfarben, Holzfarben, Wassermalfarben etc. Als Matheo mich mit dem Bleistift piekste, zuckte ich zusammen und wedelte den Stift ab, sodass er zu Boden fiel. "Sorry" meinte ich knapp, ehe ich den Bleistift aufnahm und ihm auf den Tisch legte. Mein Meisterwerk? Dass ich nicht lache. Aber wie er von mir verlangte, schaute ich mir meine Zeichnung erneut an. Auf der Rückseite versah ich ihn mit meinen Namen - Caiwen. Und schon läutete die Schulglocke. Es dauerte nicht lange, da stürmten die Schüler regelrecht aus dem Kunstraum, auch ich packte meine Sachen, lies die Zeichnung auf dem Tisch liegen und schaute zu Jukka hoch, der immer noch an der Decke zu kleben scheint. Als ich meinen Namen hörte, schreckte ich erneut auf. Hm? Was? >>Komm mal bitte eben her<< W-was wollte er denn von mir? Hilflos blickte ich zu Mat, welcher nach mir geschnappt hatte, lies mich dann jedoch los. Nein, bleib bei mir. Ich will nicht alleine mit dem Lehrer im Raum bleiben müssen o.o Doch er verschwand, meinte, er würde schon mal vor gehen. Doofer Mat. So ging ich zu ihm - den Lehrer - rüber und er mir das Buch in die Hand drückte. Ich sollte das Klassenbuch mitnehmen? wieso ich? Bäh. "Daaaaas ist alles? Okay gut. Bis dann" meinte ich und verschwand mit dem Klassenbuch in der Hand. Keine Sekunde länger will ich alleine mit einem Lehrer im Klassenraum verweilen o.o Mein Blick fiel zu Levi, welcher nach mir rief. "Levi!" meinte sie leidenschaftlich und streckte ihm die Zunge raus, damit es doch nicht so romantisch rüber kam. "Keine Ahnung, aber die anderen Laufen alle in unsere Klasse" antwortete ich und lief mit ihm aus dem KLassenraum. Woher ich das wusste? Ich konnte es riechen, dass sie da nur wenige Meter weiter wieder stehen geblieben waren -> also waren sie nun in unserem Klassenraum. Ich nickte, als er erzählte, er würde wieder im Waisenhaus wohnen. "Cruel dann ja auch, neh?" Ich bezweifelte es, ihn zu besuchen, wenn Cruel anwesend war.
„Genau“, antwortete er auf Caiwens Frage. Für mehr brauchte er sie nicht. Außerdem wurde sie eh schon von einem ihrer Klassenkameraden gerufen. Levi war es, wenn sich Bernardo richtig erinnerte. Die beiden schienen auch sehr vertraut. Nette Gemeinschaft. Bernardo schaute sich um. Zwei Schüler waren noch im Raum. Der erste von beiden war Jukka, von dem Bernardo eigentlich erwartet hatte, dass er sich schneller aus dem Staub macht, als man daran denken könnte. Zweite war Florenza, die sogar noch weniger gesagt hatte als der Werwolf. Wie war eigentlich ihre Arbeit gewesen?, fragte er sich. Er konnte sich überhaupt nicht daran erinnern, bei ihr mal vorbeigelaufen zu sein. Merkwürdig. Nachhaken würde er nun dennoch nicht. „Hopp, hopp, raus aus dem Raum, ihr müsst zu euren nächsten Unterrichten!“, spornte er die beiden Letzten an. Was da genau auf dem Plan für die beiden Schüler stand, wusste er freilich nicht, es zu schwänzen, war jedoch in keinem Fall vertretbar. Wieder klemmte er sich den Beamer unter den Arm, die Tasche hing bereits über seiner Schulter. In Gedanken prüfte er seinen Schreibtisch und die Tische der Schüler. Alles zurück zu rücken, hatte er ganz vergessen gehabt. Jetzt waren schon alle weg, auch die Nachzügler. Bernardo war ganz alleine im Raum und überlegte, ob er die Unordnung auf sich belassen sollte. „Hmpf. Ach, hilft doch auch nichts.“ Sein Murren war noch länger zu vernehmen und auch wenn es sich bös‘ anhörte, legte er sein Gepäck wieder ab und schnappte sich den ersten Tisch. Einen nach den anderen rückte er sie wieder in Reihe und Glied, sodass der nächste Kunstlehrer einen aufgeräumten Raum vorfinden konnte. Am Ende wischte er sich theatralisch den Schweiß von dir trockenen Stirn und stemmte zufrieden die Hände in die Seite. Was du nicht willst, was man dir antut, das tue auch keinem and’ren an, nicht? Frei nach diesem Leitspruch hatte er den Raum mit eigener Hand in seinen Ursprungszustand zurückgebracht, denn er selbst hätte zu Beginn des Unterrichts auch Ordnung erwartet. Nun aber konnte er endlich sein Gerümpel aufnehmen, der Beamer war sicher unter dem starken Arm verstaut. Laut dem Tagesplan gab es nur noch eine Stunde, welche die Schüler abzusitzen hatten und in dieser war der Gavri-El nicht verplant. Von daher hatte er nun Feierabend und konnte sich auf den Weg in seine Wohnung machen, welche er erst mal finden musste. Vorher aber wollte er ins Lehrerzimmer. In seinen Augen war das der erste und der letzte Raum, den ein Lehrer pro Arbeitstag zu besuchen hatte. Vielleicht gab es sogar noch trinkbaren Kaffee. Wenn ja, wäre eine Tasse Pflicht. Außerdem zuckten seine Augenlider schon. Sein Körper brauchte den Glimmstängel zwischen den Lippen, den aromatischen Rauch, der am Gaumen vorbeihuschte in die Lunge und wieder zurück. Die Tür des Kunstraumes wurde abgeschlossen. Sicher kam nach ihm niemand mehr hierhin. Den Schlüssel würde er im Lehrerzimmer lassen. Noch ein Grund eigentlich, dort hinzugehen.
tbc: Obergeschoss | O5 - Lehrerzimmer
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
Gespannt erreichte der Kunstlehrer den Raum im Erdgeschoss. Zuvor hatte er für alle Schüler der Regenbogenklasse, die nicht wussten, dass sie Kunst hatten, einen Zettel an der Tür des Klassenraums angebracht um so zu verhindern, dass sie nicht erscheinen oder sich all zu sehr verspäten würden. Leider hatte sich auch vor dem Kunstraum noch kein Schüler eingefunden und so öffnete er die Tür und begab sich in das Innere des Raumes, wo er sich in der hinteren Hälfte auf seinen eigenen Tisch setzte und seinen Skizzenblock hervorholte. Alexander Alvarez' Blick lag auf seinem Skizzenblock, auf welchem er mehr oder weniger beiläufig eine Zeichnung der Basilica di Santa Maria Novella mit seinem Bleistift anfertigte. Reiner Zeitvertreib, eine Methode, sich zu beschäftigen um die Zeit schneller vergehen zu lassen. Heute war es soweit. Alexanders erster Tag als Lehrer an jener ganz besonderen Schule war angebrochen. Er war erst am vorherigen Tag, spät Abends auf der Insel angekommen und fürs Erste sah der Arbeitsplan des Lehrers relativ angenehm aus. So standen ihm Dienstags lediglich zwei Unterrichtseinheiten in Kunst bevor. Diese Begebenheit erachtete er jedoch weder als gut, noch als schlecht. Es hatte seine Vor- und Nachteile, nur wenig Unterrichtsstunden zu haben. Einerseits hatte er so jede Menge Zeit, sich genauer mit seiner neuen Heimat und vielleicht auch mit seinen Kollegen zu beschäftigen, andererseits war ihm das Unterrichten selbst zumeist der liebste Zeitvertreib. Acht Uhr. Bis zum Unterrichtsbeginn waren es noch zehn Minuten und doch hatte der Lehrer sich bereits im Kunstraum eingefunden. Einerseits, lag ihm Pünktlichkeit sehr am Herzen, Zeit war schließlich nicht unendlich, irgendwann würde es jeden dahinraffen und bis dahin war es ein Muss, jede Zeit zu nutzen, die einem blieb, um wahre Größe zu erreichen und sich Wissen anzueignen. Auch die Kunst stellte in diesem Fall keine Ausnahme dar: Wenn man sich schon für eine Beschäftigung Zeit nehmen sollte, dann für die Kunst. Kurz wich Alexanders Blick ab, zu einem Zettel, welcher neben ihm auf dem Tisch lag. Eine Namensliste, mit den Namen seiner neuen Schüler. Statistisch gesehen war es wahrscheinlich, dass mindestens einer der Schüler sich verspäten würde - auch wenn die Klasse noch so klein war. Behutsam legte der Kunstlehrer den Skizzenblock bei Seite und zog einen weiteren Zettel aus seiner, neben ihm liegenden, Tasche hervor. Eine Art To-Do-List. "Klassenliste kontrollieren, Vorstellung, Klassensprecherwahl, stichprobenartige Überprüfung der bislang erworbenen Kenntnisse im Bereich der Kunst." widerholte er leise, für sich selbst.
Erleichtert ließ Jona den letzten Rest des Essens in ihrem Mund verschwinden. Wie gut, dass ich noch etwas gefunden habe. Sonst hätte mein Bauch wohl den ganzen Unterricht hindurch geknurrt., stellte sie für sich fest. Ob man dann gedacht hätte, sie würde die Leute anknurren? Bei dem Gedanken entfuhr ihr ein leichtes Kichern. Eher zufällig hielt sie vor der Tür zum Kunstraum inne und kramte in ihrer Tasche, welche sie noch schnell aus ihrem Zimmer geholt hatte. Sie förderte einen Stundenplan zutage. „Kunst. E4.“, murmelte sie und grinste zufrieden, als sie genau diese Bezeichnung vor sich sah. „Richtig gerochen.“, stellte sie fest und trat hinein. Im Inneren war der Geruch nach Farbe und Holz noch intensiver, jedoch war er noch nicht so konzentriert, dass er Jona stören würde. Deshalb ging sie neugierig durch den vorderen Teil des Raumes und ihre Öhrchen zuckten begeistert, als sie die Kunstbilder sah. „Wie schön.“, rief sie aus und trat an eines der Landschaftsbilder. Jona mochte Kunst und liebte sie regelrecht, wenn sie die Natur darstellte. Vor Begeisterung wedelte ihr Schweif hin und her, wobei sie auch die an den Wänden hängenden Bilder anderer Schüler betrachtete. Wie gut, dass meine erste Stunde Kunst ist., überlegte sie und grinste eines der Bilder zufrieden an. Jedoch hielt das nur Sekunden. In Kunst lerne ich doch nicht stärker zu werden, oder?, vertrieb ihr nämlich dieser zweite Gedanke die gute Laune. Seufzend drehte sie sich in den Raum um. Als sie sah, dass sie nicht allein war, zuckte sie erschrocken zusammen. „G-guten Morgen.“, brachte sie steif hervor und ging nervös in den hinteren Teil des Raumes. Hier rutschte sie in eine der Bänke und betrachtete den Mann, der wohl ihr Lehrer war, neugierig. Unsicher, wie sie sich einem Lehrer gegenüber zu verhalten hatte, schweifte ihr Blick schließlich aus dem Fenster und setzte sich an einem kleinen Vogel fest, der dort umher flog. Ob ihre Mitschüler wohl bald auftauchen würden?
Während dem Marsch in die Schule hatte sich meine Laune wieder verschlechtert. Ich stieß die nur angelehnte Tür auf und sondierte die Klasse mit einem gleichgültigen Blick. Als erstes sah ich einen Mann, den ich als unseren Lehrer einschätzte. Erst danach bemerkte ich, dass noch jemand hier war. Es war ein Mädchen das genau so wie Sayo katzenähnlich Ohren hatte. Waren hier solche Ohren im Trend, oder war ich nun doch schon wahnsinnig? Langsam schüttelte ich meinen Kopf. Ohne ein Wort zu sagen, warf ich meine Schulsachen auf eine der Bänke und schaute gelangweilt auf die Zeichnungen, wobei sich meine Hände im Schulmantel vergruben.
Schon mit dem ersten Fuß den die Schülerin in den Raum gesetzt hatte war sie Alexander aufgefallen. Dieser jedoch schenkte ihr vorerst - von einem flinken Blick abgesehen - keine weitere Aufmerksamkeit, obgleich sich in seinem Inneren ein Gefühl der Freude ausbreitete. Eine seiner Schülerinnen war pünktlich und sogar VOR dem eigentlichen Unterrichtsbeginn eingetroffen. Zudem war auffällig wie genau sie sich zwischen den Bildern umsah, wie intensiv sie die Eindrücke wahrnahm - eine Kunstliebhaberin? Kurz lächelte der Lehrer in sich hinein, ehe er seine Liste bei Seite legte. „Guten Morgen!" entgegnete er ihr geradezu fröhlich. „Wie ich sehe gibt es hier Schüler die Pünktlichkeit schätzen - vorbildlich!" Die goldenen Augen des Magiers hatten mittlerweile die Schülerin fest fokussiert und musterten sie eindringlich. Weiße Tierohren - zweifelsohne ein Tiermensch. Welchen Rassen der Rest seiner Schülerschaft wohl angehören würde? Sachte rutschte der Mann von seinem Tisch und trat einen Schritt nach vorne, näher an die Bänke der Schüler heran, ehe er ihrem Blick folgte und das Fenster betrachtete. „Würdest du mir bitte schon einmal deinen Namen verraten, damit ich deine Anwesenheit festhalten kann?" Einen Moment lang hielt Alexander Inne, blickte wieder nach draußen, dann wieder zur Schülerin ehe er fortfuhr. Er wollte ihr etwas auf den Zahn fühlen, solange er noch die Zeit dazu hatte. Somit war es an der Zeit aufgrund seiner bisherigen Beobachtungen und Eindrücke eine Vermutung aufzustellen. „Die Natur bietet eine der wundervollsten Vorlagen für ein Kunstwerk, nicht wahr? Sie ist gleichermaßen ruhig und majestätisch, wie auch brachial und von solch mächtiger Gewalt!" schwärmte der Kunstlehrer in der Hoffnung aus ihrer Reaktion mehr über ihre künstlerischen Vorlieben erschließen zu können. Mittlerweile war auch schon der nächste Schüler eingetreten. Dieser war zwar pünktlich löste jedoch keine all zu große Freude in seinem Lehrer auf - er verhielt sich unhöflich. „Guten Morgen heißt das.", betonte Alexander, „Ich habe kein Problem damit, wenn ein Schüler schlechte Laune hat - jeder hat mal schlechte Laune - das ändert jedoch nichts daran, dass ich Respekt und Höflichkeit seitens des Schülers erwarte. Oh und verrate mir doch bitte deinen Namen." Obgleich die Worte des Lehrers die Möglichkeit aufwiesen, als missgelaunt gedeutet zu werden, verhielt er sich ruhig, behielt seine freundliche Stimme bei. Es hatte keinen Sinn sich aufzuregen, er ging die Dinge da lieber etwas ruhiger an - der Schüler würde schon zur Einsicht kommen.
Ich schaute meinen Lehrer nun direkt und vollkommen emotionslos an. "Morgen." Mehr sagte ich vorerst nicht. Nachdem einige Augenblicke vollkommener Stille vergangen waren, fuhr ich langsam fort. "Ich heiße Flamex Terraken." Ich versuchte ein halbwegs akzeptables Lächeln aufzusetzen, das aber wahrscheinlich fast nicht auffiel. "Respekt?"Jetzt weiß ich wieder, was ich den ganzen Leuten, die ich umgebracht habe, nicht erwiesen habe! Nach diesem recht seltsamen Geistesblitz, konzentrierte ich mich wieder auf meinen Lehrer. "Ok, ich werd's versuchen. Was werden wir denn so zeichnen?" Insgeheim hoffte ich, dass wir es selbst entscheiden durften, aber das war sehr unwahrscheinlich. Dann schaute ich zum Fenster und fixierte den Himmel. Weshalb war ich hier? Warum war ich noch nicht weitergezogen, wie es für mich üblich gewesen war. Was ist der Grund dafür, dass ich noch lebe? Bei der letzten Frage, die ich mir selbst gestellt hatte verfinsterte sich mein Gesicht wieder. Die Welt um mich herum erschien mir wieder farbloser und noch abstoßender als zuvor. Langsam ließ ich meinen Blick über den Boden auf meine Schuhe gleiten. Innerlich verfluchte ich mich selbst. Ich konnte mich wirklich immer in jeder Situation demoralisieren. Es war schon fast wie ein Fluch. Um mich abzulenken schaute ich wieder zu meinem Lehrer. Dabei viel mir auf, dass er für mich schon wieder rein nebensächlich geworden war. Da ich das ein bisschen vertuschen wollte, versuchte ich wieder zwanghaft zumindest ein Lächeln anzudeuten.
Jona konnte sich erst von dem Anblick des Vogels losreißen, als dieser aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Dann blickte sie ihren Lehrer an, der einen recht fröhlichen Eindruck machte. Jona musste lächeln. "Jona.", antwortete sie auf seine Frage. Erst nach wenigen Sekunden wurde ihr bewusst, dass er wohl ihren vollständigen Namen hören wollte. "Johanna Zeyen.", fügte sie deshalb an. Dann bemerkte sie den anderen Schüler und sah auch, wie missmutig dieser ihre Ohren musterte. Kurz legten sich diese deswegen unsicher an, aber schon sprach der Lehrer sie wieder an. "Ja, die Natur ist wundervoll.", entgegnete sie auf seine Worte hin schwärmerisch, was ihren Schweif wieder ein wenig in Bewegung brachte und die Ohren wieder munter aufstellte. "Und Kunst, vor allem von der Natur, natürlich auch." Mit seinen Worten hätte sie es wohl nicht ausgedrückt, aber sie konnte nachvollziehen, was er sagen wollte. Dann beobachtete sie die Reaktion ihres Mitschülers. Dass er so schlecht gelaunt war, irritierte sie. Wie konnte man nicht fröhlich werden, wenn man von Naturbildern umgeben war? Nun war es an ihr, kurz den Kopf zu schütteln. Als sie jedoch sein bemühtes Lächeln sah, grinste auch sie ihm kurz entgegen. Vielleicht würde sich seine Laune ja noch bessern. Fast magisch wurde ihre Aufmerksamkeit wieder zu dem Lehrer gezogen und sie blieb an seinen goldenen Augen hängen. Erinnern an Herbstlaub., dachte sie, während sie ihn verträumt anstarrte.