Im obersten Bereich, gleich unter dem Dach des Anwesens, befindet sich der Dachboden. Er ist genau wie das Anwesen sehr groß und erstreckt sich über die Gesamte Länge eines der Gebäudeteile. Hier und da stehen mal ein paar Kisten herum und Überbleibsel aus anderen Tagen lassen sich dort mit etwas Glück finden. Dennoch haben auch die Bewohner hier einen kleinen Schatz versteckt. In einer der Ecken des Dachstuhles befindet sich eine liebevoll eingerichtete Sitzecke, welche in der Nähe von Fenstern gelegen ist und dessen Ambiente eine ungemeine Gemütlichkeit ausstrahlt. Tagsüber kann man sehen, wie die Sonne durch die dort gelegenen Dachfenster scheint und den Teil der Räumlichkeit in ein angenehmes Licht taucht.
Leicht Kopfschüttelnd – und genauso lustlos wie vorher – verließ Cynthia das Mädchenklo und machte sich schnurstracks auf den Weg zurück zu ihrem Zimmer. Normalerweise sollte sie vor Wut kochen, aber irgendwie … warum? Sollte das komische Belichgesicht doch machen, was er wollte. Spätestens wenn ihn eine der Cinderellas morgen anschwärzte, weil sie sich belästigt fühlte, hätte er sowieso seine Quittung bekommen. Ihr konnte es eigentlich nicht mehr am Arsch vorbeigehen. Sie ging ja auch nicht aufs Klo, um sich neue Freunde zu machen. Allerdings … nach dem heutigen Tag wäre es kein Wunder mehr für sie, wenn sich dafür nicht auch noch irgendein beknackter Vollpfosten finden würde. Am Ende hieß dieser Pfosten vermutlich auch noch @Leviathan Nakamura. Wie sie darauf kam? Nun, als die Löwin die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, um sich einfach in ihr Bett zu chillen und die Welt zu vergessen, war es genau dieser Duft, der ihr wie eine Wand entgegenkam und ihre Nase einige Sekunden lang betäubte. Dicht gefolgt von einer Prise wimmerndem Welpen, der ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit hier gewesen sein musste. „Alter, könnt ihr nicht wenigstens das scheiß Fenster offen lassen?“, beschwerte sich Cynthia lauthals im Gang hörbar und machte genau das. „Meine Fresse …“. Und damit war ihre eigentliche Intention, hier ein bisschen Ruhe zu finden, auch schon erledigt. Am Ende kamen vermutlich noch die anderen Mädels rein und schlossen das Fenster sofort wieder. Gott, eh … konnte sie nicht einfach wieder zurück in ihr altes Zimmer? Würde doch allen Beteiligten zugutekommen. Warum die behinderten Erzieher das nicht checkten, blieb ihr einfach ein fettes Rätsel.
Sichtlich genervt von ihrer eigenen Gedankenwelt ging Cynthia an ihren eigenen Spind und griff sich eine der dort platzierten Wodkaflaschen, welche sie einen Moment lang prüfend in ihrer Hand ausbalancierte. Sie war zwar nicht in Partylaune, aber ein bisschen konnte man sich auch am Abend noch erlauben. Nicht, dass es irgendwen großartig interessieren würde. Sie hatte ja auch nicht die utopische Idee sich hier in ihrem Zimmer die Kante zu geben. Nein, da musste schon ein besonderer Ort her. Einer, an dem sich die Löwin auch körperlich einfach wohlfühlen würde und großteilig ihre Ruhe vor allen Neuankömmlingen und anderen Idioten hatte: Der Dachboden. Was auch genau der Ort war, an den sie sich nun bewegte. Ihre Zimmertür – wie immer elegant – mit ihrem Fuß hinter sich schließend, wanderte sie mit einem perfekten Blick des Desinteresses zur Treppe, welche sie in die größte Abstellkammer der Insel führte. Für sie aber kein Problem, immerhin konnte sie im Dunkeln so perfekt sehen wie kaum ein anderer. Mit einem knarzen bei jedem Schritt wanderten die Füße der Löwin in das oberste Stockwerk des Wohnheims, wo sie sich kurz danach schon an allen möglichen Kisten vorbeischlängeln musste auf denen der Staub der Jahrzehnte haftete. Grund genug seine empfindliche Nase zu schützen. Denn der Weg – das wusste Cynthia ganz genau – war es wert. Und das bestätigte sich auch einmal mehr, als sie den durch die Dachfenster vom Mondlicht erleuchtete Ecke sah, wo man sich nach Herzenslust hinlümmeln konnte. Was sie allerdings nicht daran hinderte einen prüfenden Blick – ebenso wie ihre aufmerksamen Ohren auf die Umgebung zu richten. Wenn ihr Schweif könnte, dann würde er sich vermutlich auch noch an der Suche beteiligen. Allerdings … blieb alles still. „Immerhin …“, komplimentierte sie ihr eigenes Gespür für Ruhe und Frieden, bevor sie die Vodka-Flasche auf dem kleinen Tisch vor der Couch abstellte und ihren Blick auf die oberen Balken des Dachstuhls warf. Ja, da wollte sie hoch … und das tat die Löwin auch. Mit ein paar dezent beherzten griffen und ihrem guten Gleichgewichtssinn, konnte sich ihr Hintern schon bald auf einem der schrägen Holzträger niederlassen. Mit ihren Armen hinter dem Kopf verschränkt, einem Bein auf dem Balken – und dem anderen lässig herunterbaumelnd – konnte sie nun fast gerade aus dem Dachfenster glubschen und ihr so geliebtes Gefühl der Höhe genießen. Plus: Sie war da oben komplett im Dunkeln. Fast so, als ob sie mit dem Vodka irgendwelche Abenteurer anlocken wollte, die dann von oben hinterrücks attackiert wurden. Aber wer sollte schon heute Nacht hier hochkommen? So bescheuert war doch keine dieser Pappnasen … oder?
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
So ein Bullshit! Zu solch später Stunde die Hausaufgaben machen? Was zur Hölle fällt dem Wicht ein, das nicht früher zu erledigen? "Macht dem das etwa Spaß?!", murmelte der Blondschopf und stapfte aufgewühlt durch das Wohnheim. Eigentlich hätte er schon geschlafen, doch die Situation regte Rio so sehr auf, dass er sich erst irgendwo abreagieren musste, ehe er sich hinlegen konnte. Zwar hatte er sein tägliches Training wie üblich erledigt, jedoch fiel es etwas kürzer aus, als normalerweise. Seine Müdigkeit war an dem heutigen Tag also nicht ausgeprägt genug um sich just in dem Moment hinzulegen und mit eingeschaltetem Licht zu schlafen. Der andere Knallkopf von Engel lümmelte bestimmt wieder irgendwo herum und wird irgendwann mitten in der Nacht das Zimmer stürmen und ihn aufwecken. "So ein Scheiß!", fluchte der Dämon weiterhin und lief mit geballten Fäusten den Flur entlang. Spontan entschied er sich, den Weg in das nächst höhere Stockwerk zu nehmen, was für ihn reine Intuition war. "Gibt es hier etwa einen Dachboden?!", überlegte Rio stets mit einer unfreundlich verzogenen Mimik. Für einen Moment blieb er stehen, zuckte wutentbrannt mit der Lippe, ehe er die Hände in die Hosentasche steckte und die knarzigen Stufen nach oben entlangging. Auch wenn die Erzieher in den Gängen unterwegs waren, das war dem Blondschopf egal. "Sollen die mich ruhig erwischen.", dachte sich der Hitzkopf und stampfte auf dem Untergrund, als könne er ihn durchbrechen. Die Nacht verschluckte jegliches Licht und das merkte man besonders auf dem alten Dachboden. Mit der rechten Hand auf höhe der Brust ließ der Junge immer wieder eine kleine Explosion entstehen um nur etwas Licht zu haben. Er hatte zwar keine Angst vor der Dunkelheit, jedoch wollte er es sich nicht mit den bescheuerten Kisten und dem rumliegenden Kram verscherzen und stolpern. "Grah!", entkam es ihm wütend, als er sich umschaute. Er wusste, dass es hier einen Dachboden gab, er hatte auch mal raufgespäht. Doch so genau hatte ihn dieser staubige Raum zuvor auch nicht interessiert. Umso besser, dass er nun alleine hier war um sich abzureagieren. "Verdammte Scheiße!", rief er und kickte die nächste Schachtel mit dem Fuß, sodass sie einknickte und beschädigt war. Es war wohl etwas schweres darin, da sie sich nur wenig bewegte und nicht gleich durch die Lüfte flog. Die Hand steckte er wieder in die Hosentasche, als er ein Fenster erkannte, wodurch ein wenig Licht hereinschimmerte. Wie in einem Film präsentierte sich da eine gemütliche Sitzecke und eine heilige Flasche auf dem Tisch. Mit einem schelmischen Schmunzeln trat er näher und erkannte, dass es sich um eine hochprozentige Flüssigkeit handelte. Rio nahm die heilige Vodkaflasche an sich und drehte sie so, dass er das Label erkannte. "Cynthia?" Sie hat doch des Öfteren eine solche Flasche bei sich, oder etwa nicht? Und wenn schon - konnte auch Zufall sein. Schließlich gab es hier auf Isola nichts weiter. Nachdem er sich umgeschaut hatte, öffnete er mit einem Grinsen die Flasche. "Cyn." Er wusste, die Löwin war hier irgendwo, aber bemühte sich nicht sie zu finden. Bald würde ein emotionaler Ausruf getätigt werden, wenn jemand an ihre wertvolle Ware wollte. Deshalb stellte er sie mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck wieder zurück. "Shit, was machst du hier?" Genervt ließ er sich auf einen gemütlichen Ohrensessel plumpsen und streckte beide Arme aus um sie über die Lehne fallen zu lassen. Mit seinem Gesäß rutschte er relativ weit nach vorne, sodass er Nackenschmerzen bekommen würde, wenn er nicht solch eine gute Muskulatur hätte.
Kaum hatte Cynthia diesen Gedanken gefasst, hätte sie eigentlich schon einen Fünf-Minuten-Countdown auf ihrem Handy einstellen können. Viel länger konnte sie die Ruhe dort oben auf ihrem Balken auch nicht genießen. Mit einem missfallenden Zucken tasteten die Ohren der Löwin nach dem Ursprung des plötzlichen Lärms, den sie nur Sekunden später am Eingang des Dachbodens ausmachte. Dicht gefolgt von einem leichten Seufzen ihrerseits, nachdem sich zu den schweren und frustrierten Schritten auch noch das laute Organ eines kurzhaarigen Blonden gesellte. Es sollte schon was heißen, wenn sie seine Worte fast schon gesprochen scharf auf diese Entfernung mithören konnte. Zwar begnügte sie der Fakt ungemein, dass er selbst an irgendetwas zu kauen hatte. Aber verdammte Scheiße nochmal … konnte er nicht ein einziges Mal irgendwo auftauchen, ohne gleich die halbe Insel auf sich aufmerksam zu machen? Allerdings würde sie ihm vermutlich auch noch einen Gefallen tun, wenn aus der anderen Ecke des Dachbodens plötzlich ihre Stimme ertönte und ihn fragte, ob seine Verwandten nicht zufällig von Dinosauriern abstammten, so laut wie er hier umherstapfte. Vielleicht verkrümelte er sich ja gleich wieder, nachdem seine Wut an irgendwelchen Gegenständen verklungen war. Für die ersten 60 Sekunden hatte Cynthia in der Tat die Hoffnung, dass er einfach wieder nach unten verschwinden würde und sich nicht länger mit dem dunklen Ort hier oben abgab. Was wollte der Typ hier auch weiter veranstalten? Es gab hier ja nichts Besonderes, außer dieser kleinen Oase der Ruhe. Die immer näherkommenden Schritte bewiesen ihr allerdings sehr schnell das Gegenteil. Innerlich seufzend, um ihre Vorteilsposition im Dunkeln nicht zu verlieren, nutzte sie ihre Ohren, um die genaue Position der laufenden Testosteronbombe zu bestimmen. So lange, bis sich auch eine leichte Kopfdrehung als wirksam erwies, um den fast gleichgroßen Kerl auf den Rücken zu starren. Eigentlich müsste sie ihm nur noch mit ihren Krallen in den Rücken springen … aber die Raubkatze hatte diesen Plan schnell verworfen, nachdem die unmittelbare Gefahr bestand, dass er dabei ihren Vodka fallen ließ. Stattdessen lauerte sie dort oben mit aufgerichteten Ohren und beobachtete ihre nichtsahnende Beute. Würde er sich nun umdrehen und gen Decke schauen, könnte er die durch das Mondlicht gelb schimmernden Augenpaare mehr als deutlich erkennen; und sehen, wie fixiert sie auf sein Antlitz gerichtet waren. Aber wer schaute an solchen Orten schon nach oben? Keiner – und Rio war da keinesfalls eine Ausnahme. Musste er auch nicht. Sein Vorteil bestand ganz klar darin, dass er alle im Raum vorherrschenden Fakten zu einem Gesamtbild zusammensetzen konnte. Er wusste, dass er nicht allein war. So betrachtete Cynthia mit einem leichten schmunzeln auf ihren Lippen, wie die Flasche nach der Nennung ihres Namens zurückgestellt wurde. Fast so, als würde man einem Raubtier die gerade geklaute Beute wieder hinlegen. Mit der simplen Hoffnung erfüllt, es würde einen dann auch nicht mehr Fressen. So leicht kam ihr der tropische Arnold Schwarzenegger allerdings nicht davon …
„Ich wollte für verfickte fünf Minuten mal meine Ruhe haben.“, warf sie ihm relativ charmant-knurrend aus ihrer erhöhten Position entgegen, bevor sie sich mit einem kleinen Ruck vom Balken rutschen ließ und ein wenig Abseits des Tisches im Schatten landete. Ebenfalls eine Position, von der aus man das katzenartige Schimmern in ihren Augen deutlich erkennen konnte. Was verschwand, als sie die wenigen Schritte ins Mondlicht wagte, wo Rio sie dann auch komplett sehen konnte. „Bis eben gerade war ich fest davon überzeugt, ein verdammter Elefant macht sich auf den Weg hierher …“, begann sie ihr Statement und schnappte sich im gleichen Zug den Vodka vom Tisch, bevor der Wannabe-Bomberman noch auf die Idee kam sich schnell noch einen Schluck vor ihr zu nehmen. Ihre Beute, also auch ihr Privileg. So einfach war die Geschichte! Jeder andere konnte sich gerne hinten anstellen. „Alter, ohne Witz. Ich hab‘ dich gehört, bevor ich dich gerochen habe!“, was sie auch sogleich mit einem leicht ungläubigen Kopfschütteln zusätzlich verdeutlichte, bevor sie den Blick wieder auf sein genervtes Antlitz im Sessel richtete, „Selbst ein verdammter Drache ist leiser als du.“. Und im Prinzip war es ihr ziemlich egal, was er genau darauf antworten würde. Denn eigentlich konnte sie sich den Wortlaut schon irgendwo denken. Der indirekte Hinweis, dass es sich bei seinem Stammbaum um eine Reihe fetter Elefanten handeln musste, durfte aber trotzdem nicht fehlen. Es war also wenig verwunderlich, dass sich auf den Lippen der Löwin ein sehr süffisantes Grinsen abzeichnete. Da konnte der Blondschopf noch so genervt in seinem Sessel sitzen. „Und? Was isses‘ dieses Mal? Haste keine gute Note abgestaubt? Oder hat man mal wieder deinen Alk geklaut?“, kam nun endlich die produktiv freundschaftliche Frage, während ihr Schweif gechillt von links nach rechts wanderte, ihre eigentliche Entspannung deutlich zur Schau stellend. Zumindest war es mehr als deutlich, dass sie ihm gerade nicht unbedingt ans Bein pinkeln wollte. Sollte er es aber so auffassen, war sie immer mehr als bereit mitzugehen. Nur, weil man gut befreundet war, schützte das einen nicht vor ihren Launen – ebenso umgekehrt. Wobei sie sich in dem Moment selbst fragte, welche Klausur sie denn genau meinte. Sie würde sich auf jeden Fall daran erinnern, wenn sie eine Klausur geschrieben hätten. Mh … aber vielleicht empfand sich ja eines der FTFs ganz lustig und hatte ihm so ne Zwischenprüfung reingedrückt – konnte ja auch sein.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Rio hatte nichts zu verbergen. Seine Stimmung gab er stets offen Preis. Besser die anderen wussten, dass mit ihm nicht zu scherzen war, sodass sie sich ihm nicht in den Weg stellten. Oftmals war das Abschreckung genug, wodurch er seine Ruhe hatte. Von seinem Glück, dass er die Vodkaflasche in der Hand hielt und dadurch einer Attacke entging, wusste der halbe Amerikaner nichts von, was möglicherweise auch besser für ihn war. Ansonsten hätte er sich in Angriffsstellung begeben müssen und hätte der Löwin keine Gnade walten lassen. Als ihre genervte Stimmer erklang, konnte sich der Dämon ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Wärst halt früher rauf gekommen.", kommentierte er nur augenrollend und drehte seinen Kopf dahin, wo er die Stimme vernahm. Wie eine Katze lag sie auf dem Balken, was der Junge jedoch nur schemenhaft erkennen konnte. Doch das sprach für sie, sich wie eine Raubkatze zu verhalten. Schließlich war sie zum Teil auch eine. Er beobachtete, wie sie sich vom Balken fallen ließ, es jedoch sowas von gar nicht plump wirkte, sondern äußerst grazil. Ihre Augen glänzten im Mondlicht, umso erfreulicher war es für Rio, als sie nach vorne trat und ihren Körper im sachten Licht präsentierte. Sie wusste, wie man einen ordentlichen Auftritt vollführte. Sie wusste, dass sie hübsch war. Die Kombination beeindruckte den Blondschopf doch sehr, sodass er seine Augen nicht von ihr lassen konnte. "Nenn mich nicht Elefant!", brüllte er bedrohlich und beobachtete, wie sie ihren Schatz an sich nahm, welcher kurz zuvor in den falschen Händen lag. Rio legte seine Handflächen nach oben und ließ abwechselnd auf der Linken und Rechten kleine, helle Explosionen entfachen. "Und stinken tu ich auch nicht!", rief der Dämon genervt und seufzte laut. "Greh." Augenverdrehend blickte er zum Fenster, durch welches das meiste Licht herein kam. Dass die Löwin ihn gerne neckte, dem war sich der Dämon bewusst. Sie war wohl auch die Einzige, bei der er sich das ab und zu gefallen ließ. Die kleinen Explosionen in den Händen verhalfen dem Hitzkopf sich etwas zu beruhigen. Denn eigentlich war er doch recht müde und wollte nur ins Bett. Dass ihm bei diesem Wunsch jemand im Weg stand, ging ihm deutlich auf den Sack. Schlussendlich fragte die Blondine doch noch interessiert nach, was denn los war, dass die Stimmung - wie so oft - im Keller war. Sie kannte ihn wohl gut genug, um gewisse Szenen auszuarbeiten. Dennoch lag sie damit falsch. "Greh, ne. Ich schreibe keine schlechten Noten.", kommentierte er mit der halben Wahrheit und drehte sein Gesicht wieder zu seiner Gesprächspartnerin, ehe er die Arme verschränkte und mit dem kleinen Lichtspiel aufhörte. "Und seit ich mit dem Knallkopf an Engel zusammen in einem Zimmer bin, besitze ich keinen Alkoholvorrat mehr." Und da war ich immer noch sauer, denn nicht mal Cyn hatte ihn davor gewarnt, dass er des Öfteren an die Vorräte seiner "Freunde" ging. Dann präsentierte er seine Story, indem er beide Arme nach vorne streckte. "Der Heini in meinem Zimmer meint tatsächlich, er muss JETZT noch die bescheuerte Hausaufgaben machen, mit der BESCHISSENEN Ausrede, er hatte davor keine Zeit. WAS SOLL DAS?!" Seine Arme wedelten auf und ab um seinen Ärger etwas mehr Ausdruck zu verleihen. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einer verächtlichen Mimik. Ihm war sein Schlaf - das mag etwas merkwürdig klingen - sehr wichtig. Würde er nicht genug schlafen, hat Rio keine Energie am nächsten Tag, weder für die Schule, noch für das Training. "Kann mir doch egal sein!" Beleidigt verschränkte er erneut seine Arme und blickte aus dem Fenster. Man konnte lediglich den Himmel erkennen, was ziemlich lame war. Eine Schlägerei anzetteln brachte ihn am heutigen Abend auch nicht weiter. Jack würde bestimmt rasch im Zimmer stehen und dann hatte er noch mehr Ärger am Hals, als er ohnehin schon hatte. Deshalb die Flucht in einen anderen Raum - das konnte Cynthia bestimmt ohne Worte erkennen. "Und was zur Hölle treibst du da? Lümmelst auf dem verstaubten Balken rum, als hättest kein eigenes Bett. Tust mir ja fast schon leid.", stellte der Blondschopf die Frage zurück an die Löwin. War auch sie einer Konfrontation aus dem Weg gegangen? Innerlich lachte er auf bei dem Gedanken, dass es ihr womöglich gleich erging wie ihm. Sein Blick fiel auf ihre Vodkaflasche. Wollte sie die nun alleine trinken?!
Alter … sein verdammter Ernst? Cynthia verdrehte die Augen und presste einen genervten Schwall an Luft zwischen ihren Lippen durch, um ihrer aufkeimenden Unlust zusätzlichen Ausdruck zu verleihen. Wenn ihr der Holzkopf auch nur einen Moment lang zugehört hätte, dann müsste er sich jetzt auch nicht für seinen Geruch verteidigen. So verdammt kompliziert hatte sie sich jetzt auch nicht ausgedrückt! Eher das Gegenteil war der Fall. Immerhin hatte er weder den Duft von diesem dunkelhaarigen Posterboy an sich, noch war er in ihrer Zimmergenossin baden gegangen. Von daher war seine Anwesenheit schonmal eine deutliche Steigerung zu den anderen Cinderellas, die sich sonst in unmittelbarer Nähe ihres Schlafplatzes befanden. Nicht, dass sie ihm das noch einmal extra unter die Nase reiben musste. Sein Ego polieren war das Letzte, was die Löwin in diesem Moment im Sinn hatte. Das schaffte er schon selbst gut genug, wie er ihr mit seinem kleinen Feuerschauspiel gerade bewies. Was sie nicht daran hinderte die wenigen Schritte zu seinem Sitzplatz auch noch zurückzulegen, damit sie ihm schön von oben herab ins Gesicht schauen konnte. So war der Weg auch gleich viel kürzer, sollte sie gleich das spontane Bedürfnis verspüren ihm eine reinzuhauen. So lange wie er jetzt schon versuchte auf dem Sessel Glühwürmchen mit seinen Händen anzulocken, hätte er es einfach verdient. Allem voran, weil die Löwin einfach kein Fan von Feuer war. Besonders nicht, wenn der Verursacher Rio hieß und Langeweile hatte …
„Sicher.“, kommentierte sie mit despektierlich gehobener Augenbraue und wanderte so monoton wie möglich mit ihren gelben Augen seinen Körper entlang. Als ob sie damit die Stichhaltigkeit seiner Aussage zweifelsfrei überprüfen könnte. Dabei verwunderte sie es lediglich, dass seine Realisation – dass wohl keine Glühwürmchen hier waren – mal wieder rechtzeitig kam und ihn vor einer kleinen Prise physischer Zuneigung bewahrte. Aber wer kannte es nicht? Der mächtige Rio, der jedes Mal nur eine Eins mit nach Hause brachte und von all seinen Mitschülern dafür gefeiert wurde. Hätte er vermutlich gerne, da war sich die Blondine sicher. Täuschte leider nicht darüber hinweg, dass es einfach keine Sau interessierte. Zumindest war ihm noch kein Mädel in die Arme gestolpert, dass unbedingt Nachhilfe von ihm haben wollte. Bis heute konnte Cynthia nicht wirklich verstehen, für wen genau er sich da teilweise so ins Zeug legte. Naja … man musste nicht alles an Leuten verstehen. Den spontanen Schwund von seinem Alkoholvorrat fand sie dann allerdings wieder recht plausibel. Sichtlich amüsiert balancierte sie den Wodka in ihrer Hand und warf einen prüfenden Blick auf den Inhalt, der im sanften Mondlicht schimmerte wie irgendein neues Wunderwasser. Eine Äußerung von ihr folgte nicht. Selbst sie drückte ungern Salz in diese Wunde. Sonst würde sie sich ja nichts mehr bei ihm erschnorren können, sollte mal bei ihr eine spontane Flaute herrschen – ebenso umgekehrt. Selbst dieser Vodka hier war schon längst nicht mehr für sie allein bestimmt; im Rudel teilte man eben. Aber selbst das war wohl nicht das dringendste Problem für ihn, sonst wäre er schon bei dem Thema … und da ging es auch schon los.
Irgendwie erkannte die Löwin in dieser Geschichte den momentanen Konflikt mit ihrem Zimmer. Nur, dass sich dort niemand wirklich lange aufhielt, aber ihr jedes Mal die Dunstwolke vom halben Wohnheim entgegenkam. Fast so, als hätte eine der Cinderellas was mit dem ganzen Wohnheim am Laufen. Dauerbesuch ahoi, oder so. Am Ende der Geschichte war es einfach nur mehr als offensichtlich, dass sie beide hier oben waren, weil sie sich sonst wohl sehr eng mit den Erziehern bekanntmachen würden. Ruhe, eben. Auch wenn Rio schon im nächsten Moment so dreinblickte, als würde ihm diese Stille hier komplett auf den Sack gehen. Ein Problem, welches er auch glatt in Angriff nahm. „Fick dich.“, folgte auch sogleich die erste eloquente Reaktion der Löwin, während sie sich nun endlich dazu entschied den Alkohol von seinem Deckel zu befreien. „Hab‘ doch schon gesagt, dass ich mal für fünf Minuten meine verdammte Ruhe haben wollte.“, und sie nutzte das Ende des Satzes, um sich einen großen Schluck des kristallklaren Rauschmittels die Kehle runterzuspülen. Scheiße, tat das gut. Das brennen im Hals war gerade genau das richtige für sie. Mal ganz abgesehen vom Rausch, der sich vielleicht noch einstellen würde. „In meiner neuen Bude ist sowas ja schwer möglich, eh. Fuck man! Ich sag’s dir: Wenn du keine Sau in dem scheiß Zimmer vorfindest, kannst du mindestens vier verschiedene Leute allein schon am Geruch erkennen, die während deiner Abwesenheit zu Besuch waren.“, was sie eigentlich mit einem zweiten Schluck untermauern wollte, aber es sich dann doch anders überlegte und die Flasche an ihr Rudelmitglied weiterreichte. „Und dann hab‘ ich auch noch einen verdammten Hund auf meinem Zimmer … einen wimmernden noch dazu.“, knurrte sie animalisch zum Abschluss und ließ sich an der Seite des Sessels hinabsinken. Letzteres störte Cynthia eher als die bloße Rassenzugehörigkeit. Aber selbst, wenn sie Caiwen das direkt stecken würde. Das Hündchen hätte vermutlich nicht mal gecheckt, worauf sie abzielte. „Keine Ahnung, man … die letzten zwei Tage haben mich total abgefuckt.“.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Rio's rote Augen beobachteten den weiblichen Körper genau, als sie sich vor ihn hinstellte und ihn gefährlich betrachtete. Natürlich war ihm bewusst, dass er ihren Launen nicht entkommen konnte, doch ebenso spielte sich dieses Spiel auch umgekehrt. "Sag ja nichts Falsches.", warnte er seinen Spielpartner mit ernster Mimik. Über Noten diskutierte er nicht weiter mit ihr, das war wohl eine Ansichtssache. Dass der Halbbrasilianer die Zeit im Unterricht wenigstens für etwas Sinnvolles nutzte, was der Löwin nur ab und zu gelang, wussten wohl Beide. Es war ihm auch nicht wichtig, allen die Noten unter die Nase zu reiben. Schlichtweg der Fakt besser zu sein als die anderen hatte für den Hitzkopf Relevanz. Auch die Vodkaflasche bekam einen grazilen Auftritt im Schein des Mondes und präsentierte seine Rundungen auf Cynthia's Handfläche balancierend. Auf die Story von Rio kam keine weitere Aussage. Das war dem Blondschopf aber auch Recht, da er weder Mitleid noch blöde Kommentare akzeptieren würde. Dass die Raubkatze ebenfalls Schwierigkeiten mit ihren Cinderellas hatte, seit sie in das neue Zimmer musste, hat sie nicht nur einmal die letzte Zeit erwähnt. Auch sie versuchte dem Ärger aus dem Weg zu gehen, manchmal musste das leider sein. Da hatten die Beiden ähnliche Ansichten. Ihre beleidigende Aussage zu Beginn ließ den Dämon schief grinsen. Hätte sie einen derartigen Kommentar nicht ausgesprochen, hätte Rio sich womöglich auch Sorgen gemacht. Genau beobachteten seine feurigen Augen, wie Cyn nun endlich den Deckel der Flasche öffnete und sich letztens doch noch dem Alkohol hingab. "Fünf Minuten also?", überlegte er, während sein Mund sich beim Anblick, wie sie die Flasche an die Lippen legte, mit Sabber füllte. "Kann sie haben." Womöglich nahm er das etwas zu wörtlich, doch den Gefallen konnte er ihr tun. Die erste Schweigeminute nutzte die Löwin um nach dem ersten, großen Schluck mal wieder davon zu erzählen, wie sehr sie die Wohnsituation verärgerte - um es mal nett auszudrücken. Die Sache mit dem Geruch würde er wohl nie verstehen. Sie war wohl wütend, dass so viele unterschiedliche Leute ins Zimmer kamen und sich zu wohl fühlten. Die Idee, diesen ignoranten Anderen aufzulauern und sie zu vermöbeln, war insofern mehr nervig als gut, da man den ganzen Tag im Zimmer warten musste, bis jemand eintrat, der nicht hier hin gehörte. Jedoch mit der Kombination eines interessanten Spiels würde Rio sie bestimmt unterstützen. Anschließend wurde die Flasche weiter gereicht. Ohne zu zögern griff die rechte Hand des Blondschopfs das Getränk und nahm die offene Flasche an sich. Die zweite Schweigeminute erwähnte sie natürlich Caiwen, mit der sie überhaupt nicht klar kam. Normalerweise hätte er laut geseufzt und einen Plan geschmiedet, wie sie den Hund vergraulen konnte. Doch er hielt sich zurück um seiner Königin ihre fünf Minuten der Ruhe zu gewähren. Im Anschluss legte auch er die Flasche an die Lippen und trank einen noch größeren Schluck daraus. "Aaah.", entkam es ihm genüsslich, als er das Ritual des Teilens beendete und die Flüssigkeit seine Kehle entlangglitt. Es brannte wie üblich und tat gerade verdammt gut. Das hätte er am liebsten auch kommentiert, jedoch brach erst die dritte Schweigeminute an. Schlussendlich erwähnte sie die beschissenen letzten zwei Tage, ehe sie sich neben den Feuerkünstler platzierte. Es wurde ruhig auf dem Dachboden und Rio reichte dem Mädchen die ihr gehörende Vodkaflasche als Andeutung, sie brauchte bestimmt noch mehr davon, schließlich war sie bereits ziemlich abgehärtet. Das war unter anderem der Nachteil, wenn man sich des Öfteren etwas Alkohol gönnte... Die vierte Minute... Rio blieb ruhig und stierte an die dunkle Decke. Es war nur mehr seinen Atem von ihm zu hören, kein Brüllen, kein Knurren, kein gar nichts! Die gefühlt zehnte Minute war um und er drehte abrupt den Kopf wieder zu seiner Gesprächspartnerin. "Fünf Minuten sind aber schon viel verlangt.", kommentierte er, ehe er sich etwas aufsetzte und breitbeinig an die Kante des Sessels saß. "Vergraul sie oder platzier dich hier her.", schlug er schlussendlich vor, obwohl Rio sich eigentlich nicht aktiv an der Problemlösung beteiligen wollte. Diese Schweigeminuten gaben ihm wohl zu sehr die Möglichkeit über einiges nachzudenken. "Wehe sie fordert sowas noch einmal ein." "Deine Cinderellas kommen ganz sicher nicht hier her. Iiiieh, eine Spinne! Iiiiieh, das ist ja dreckig!", äffte er gewisse Mädchen nach und verzog sein Gesicht schauspielerisch und warf die Hände angewidert in die Höhe. Mit herausgestreckter Zunge kommentierte der gebürtige Brasilianer solche Prinzessinen mit einem tiefen "Grööööh.". Kurz nach seinem schauspielerischen Akt lehnte er sich mit den Ellbogen an seine Knie. "Fuck, wie lange halten wir das noch aus."
Moment, hatte er gerade wirklich gesagt das … nein, oder? War echt nicht sein Ernst! „Alter, hast du jetzt ernsthaft fünf Minuten lang deine Klappe gehalten!? Wirklich?!“, folgte eine verdutzte Antwort auf ihre Realisation hin, während sie sich sie sich von ihrer sitzenden Position aus zu ihm umdrehte. Ihre gelben Augen teils verwirrt, teils genervt zu ihm hinüberschauend. Was zur Hölle? Wann hatte sie ihm … ach, egal. Sie wollte seine Selbstdisziplin ja nicht einfach so in einem Schwall von tausend Kommentaren ertränken, wenn er sich einmal für sie am Riemen gerissen hatte. Stattdessen nahm sie lieber zwei kräftige Schluck aus ihrer Flasche und hinderte sich somit effektiv selbst daran noch mehr als nötig zu der Aktion zu sagen. Mal ganz abgesehen davon, dass der Schluck vorhin eindeutig nicht ausreichte, um irgendeinen permanenten Effekt zu erzielen. Was ihm wiederum die nötige Zeit gab seinen genialen Lösungsvorschlag mit ihr zu teilen. Nicht ohne Konsequenzen, wohlgemerkt … positive Konsequenzen. Denn schon beim beginn seines Schauspiels, zuckten unweigerlich die Mundwinkel der Löwin nach oben, ehe sich daraus ein recht herzhaftes Lachen formte. So herzhaft, dass so mancher sich vermutlich fragen würde, ob Cynthia überhaupt eine so fröhliche Stimme ihr eigen nennen konnte. Wobei jeder mit so einer Frage vermutlich erstmal eine verpasst bekommen hätte, ehe die lautstarke Antwort „Man solle sich um seinen eigenen Scheiß kümmern“ ertönte. „Alter, das ist die Idee!“, pflichtete sie ihm bei und schnaufte einmal sichtlich amüsiert durch, bevor sie sich mit ihrem Hintern einfach auf die Lehne neben ihm pflanzte. Wenn es ihn störte, konnte er sie ja wieder runterschubsen. Momentan allerdings grinste sie sichtlich angetan von dem Schauspiel in das Dachfenster hinein. Allein die Vorstellung war mehr als nur Genugtuung für ihre Seele. Wobei sie definitiv nichts gegen eine Live-Aufführung des Spektakels hätte. In ihren Augen traf es die Einstellung dieser Weiber perfekt. Wäre da nicht im Anschluss die schwelende Existenzfrage aus Rios Mund entflohen, die ihrer erschreckende Ähnlichkeiten mit ihrer eigenen Aufwies. „Is' doch vollkommen wumpe.“, kommentierte sie seine Sorgen und hielt ihm die Vodka-Flasche vor die Nase, als ob dies die Lösung aller Probleme war. „Wir haben noch unsere Bude im alten Stadtteil, vergessen?“. Was eigentlich ihre Bude war, wenn man es genau nehmen würde. Aber im Rudel teilte man eben … zumindest die wichtigen Dinge. Außerdem hatten sie in der Bude alles was sie brauchten. Die Wohnung war so gemütlich eingerichtet und mit einer menge Liebe von Cynthia hergerichtet worden, dass man da eigentlich schon direkt einziehen könnte. Wobei selbst jetzt wohl noch irgendwo ein Penner über die Insel lief, der ihr dafür noch eine monatliche Miete abluchsen würde, sollte sich die Möglichkeit für Profit ergeben. Aber sie waren eh noch zu jung, als dass man sie ohne Vorbehalte einfach durch die Gegend marschieren ließ … „Mal ganz abgesehen davon, dass wir hier oben immer noch in Reichweite von allen möglichen Vollpfosten wären.“, was er wohl kaum widerlegen konnte. Sie waren mit Abstand nicht die Ersten hier oben gewesen und würden zu einhundert Prozent auch nicht die Letzten sein. Dem musste man sich in so einem – mit allen möglichen Leuten – vollgestopften Laden einfach bewusst sein. „Hier oben waren schon mehr Leute, als in meinem verdammten Zimmer, eh.“, was sie mit einem abwertenden Zucken ihrer Ohren und einem deutlich hörbaren Atmen noch einmal zusätzlich untermauerte, „Ich kann die verdammten Visagen hier immer noch riechen, so penetrant ist deren Fährte.“. Was natürlich mal wieder nur ihr eigenes Problem war. Schließlich war Rio weder ein Tiermensch, noch hatte er eine besonders empfindliche Nase. Bevor er also erneut sein mangelndes Verständnis darüber zum Ausdruck bringen konnte, redete einfach weiter. „Also, wenn wir uns verpissen wollen, dann wohl eher zurück in’s verlassene Viertel … “, währenddessen sie im Zuge spontaner Selbstbeschäftigung ihre Fingernägel beobachtete und aus Lust und Laune heraus ihre Krallen leicht aus – und wieder einfuhr …
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
"Eh, ja?", bestätigte er murrend die Beobachtung der Löwin, welche erneut aus der Flasche trank, als wäre es ihre Katzenmilch. Ob es daran lag, dass ihre Laune plötzlich umschwankte? Unbeeindruckt wandte er sein Gesicht zu ihr und beobachtete, wie sie ihren Hintern elegant auf der Armlehne platzierte, wodurch Rio’s Arm, welcher auf der lehne ruhte, fast an ihrem Gesäß lag. Dass sie seine Idee als so genial auffasste, das überraschte den Dämon dann doch etwas. "Da ist doch was faul.", überlegte er misstrauisch und beobachtete jede ihrer Regungen und Zuckungen in ihrem Gesicht oder an ihrem Körper. Das Angebot der Flasche nahm er zügig an, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Mit der Öffnung an den Lippen, blickte er sie erwartungsvoll an, als sie die Bude im alten Stadtteil erwähnte. "Mhm.", bestätigte der Blondschopf zeitgleich mit der Entnahme eines großzügigen Schluckes die Aussage der Löwin. Doch da sie zuvor - ja er hatte das genau beobachtet - zwei mal daraus getrunken hatte, machte er dies ebenso. Nicht, dass die Blondine ihn daraufhin noch beleidigen oder ansprechen würde. Darauf konnte der Hitzkopf verzichten. "Stimmt.", bezeugte er ihre Aussage dahingehend, dass irgendwer bestimmt raufkommen würde auf den Dachboden und den Beiden die sehr geschätzte Ruhe nahm. Bei ihrem erneuten Erwähnen ihres ach so fabelhaften Geruchssins seufzte Rio laut und verdrehte die Augen. "Gröööööh, komm schooooon Cyn!", maulte der Feuerkünstler und warf ihr einen genervten Blick zu. Anschließend zog er mit einem Arm an ihrem Gesäß um sie umzuwerfen - und zwar auf sich. Die Flasche mit dem wertvollen Vodkainhalt hielt er weit weg von sich gestreckt, sodass mit ihr nichts passieren konnte. "Das wärs noch!", lachte er innerlich, wenn die Raubkatze ihn anfallen würde, weil er den Alkohol ausleerte. "Kannst du nicht einmal deine Nase abschalten? Das muss ja furchtbar nervig sein!" Er wagte es mit der Vodkaflasche über ihrem Gesicht zu spielen und stierte sie mit Feuer in den Augen lodernd an. Würde sie still halten, könnte er ihr sicher die durchsichtige Flüssigkeit in den Mund träufeln. "Ich schütt dir Vodka in die Nase, dann riechst diese Popelnascher nicht mehr." Sein teuflisches Grinsen auf den Lippen konnte er sich nicht verkneifen. Die Idee war doch zu gut, oder etwa nicht? Mit einem selbstsicheren Grinsen auf den Lippen tat er Kund, wie ihm ihre Idee jedoch gefiel. "I'm totally in.", kommentierte er zuletzt und versuchte in ihrem Gesicht abzulesen, ob das nun wirklich ihr Plan war. Abhauen aus dem Waisenhaus? Das mussten die Beiden noch genauer besprechen, wie das funktionieren sollte. Entweder versuchten die Zwei nicht aufzufallen und konnten dadurch immer noch das Essen des Waisenhauses nutzen, oder sie stiegen komplett aus dem Waisenhaus aus. Wobei letzteres riskant war, ohne Job und Einkommen.
Was sollte man auch dagegen sagen? Spätestens morgen früh würden vermutlich die ersten kleinen Pimpfe hier hochstrolchen und nach ihrer versteckten Playboy-Ausgabe suchen. Oder aber der Prinzessinnen-Verein versteckte hier oben seine abertausenden Tagebücher, in die nur sie selbst ihre Augen stecken durften. Sie hatte ohnehin nie verstanden warum man ein komplettes Buch für seine Erlebnisse anlegen muss. Es kam ihr einfach so unglaublich sinnbefreit vor jedes scheiß Detail aufzuschreiben, damit man irgendwann mal beweisen konnte, dass man interessant war. Richtig unnötig, wenn es nach ihr ging. Dabei war auch sie – leider, wie sie nun sagen würde – auch mal mit in dem Verein gewesen. Bevor sie das allerdings jemandem auf die Nase band, wanderte sie lieber in die Arktis aus. Ein Glück wurde das auch nicht weiter zum Thema gemacht.
„Was … ?!“, erwiderte die Löwin in ähnlich genervter Tonlage ohne seinen Blick zu erwidern. Wenn er ihr damit implizieren wollte, dass sie sich komplett menschlich machen sollte, konnte er sie mal gepflegt am Arsch lecken. Seine Nasen-Kritik konnte sich der Blondschopf also sonst wo hinstecken. Viel besser wäre es, wenn er sie einfach komplett sein lassen würde. Er brauchte auch gar nicht mit Ideen ankommen, die so etwas wie „Nase zuhalten“ oder „Klammern“ beinhalteten. Klar, sie war auch richtig geil darauf wie der letzte Depp rumzulaufen. Mittlerweile sollte er doch wissen, dass ihr Geruchssinn zu ihr gehörte wie Schweif und Ohren. Der Wodka-Arnold sollte sich das besser mal wieder hinter seine menschlichen Ohren schreiben. Außerdem … was zur?! Sichtlich verwirrt – anders wäre es auch kaum glimpflich ausgegangen – zog Cynthia die Schwerkraft einen kurzen Moment zur Seite. Der plötzliche Verlust von Boden unter ihrem Hintern sorgte dafür, dass jeglicher Gedankengang sofort unterbrochen wurde. Leicht panisch ruderte die Löwin mit einem ihrer Arme umher, ehe sie sich – mit dem Gesicht nach oben – in Rio’s Schoß wiederfand. „Alter …“, kommentierte sie unbeeindruckt seine Aktion, während sich ihm das wohl mit Abstand beste monoton-gelangweiltes Gesicht der Welt präsentierte. Direkt neben den leichten Mord-Botschaften, die ihre gelben Augen – befeuert durch das Mondlicht – in seine Richtung sendeten. Aber es passierte nichts weiter, außer dem ungläubig-abwechselnden Zucken ihrer Ohrenpartie. Kein Kratzen, kein Beißen … nicht mal ein dummer Kommentar folgte dem Ganzen. Vermutlich wegen der Wodkaflasche, mit der Rio gerade vor ihrem Gesicht herumfuchtelte. Wobei man die besänftigende Wirkung des Hochprozentigen in ihrem Blutkreislauf sicherlich auch nicht verachten sollte.
Da gab ihr Rudelmitglied aber noch lange nicht Ruhe. „Ist halt so.“, gab sie sichtlich genervt zurück und beobachtete skeptisch den Blick, welcher sich gerad auf dem Gesicht ihres Kollegen breit machte. Zum Glück dauerte es nicht lange, bis er mit seiner – im wahrsten Sinne des Wortes – Schnapsidee um die Ecke kam. „Schütte mir den Alk in‘s Gesicht, und ich zerkratze dir deine Fresse!“, war das recht eloquente Statement zu so viel Ideenreichtum, bevor sie demonstrativ ihre Krallen aus der den Fingerspitzen ausfuhr und damit vor seinem Gesicht herumspielte, „Also vergiss es einfach, klar?“. Eh, würde er auch nur einen Tropfen davon in ihre Nase packen … er würde heute Abend auf jeden Fall nicht mehr glücklich werden. Das – so stand es jetzt schon fest – konnte ihm Cynthia relativ sicher versprechen. Deswegen war es wohl ein Segen, dass die Thematik relativ schnell wieder zum Auswandern umschlug. Immer noch auf seinem Schoß liegend, stieß sie einen frustrierten Schwall an Luft nach oben aus, dabei ihre mittlere Haarsträhne kurz auf Wanderschaft schickend. „Nützt uns halt nur leider nich‘ viel.“, drückte sie die Stimmung und rutschte ein bisschen weiter nach hinten, damit ihr Kopf auf der anderen Seite des Sessels Platz finden konnte und ihr Schweif nicht mehr so eingeklemmt rumhing. „Selbst, wenn wir uns dahin verkriechen, wird‘s wohl nicht länger gehen als ein verschissenes Wochenende.“, denn es wäre einfach Wahnsinn sich so schnell auf eigene Beine zu stellen. Sie beide waren weder leichtsinnig, noch abgrundtief dumm. Eher das Gegenteil war der Fall. Es wäre eindeutig intelligenter erst einmal die Schule hinter sich zu bringen, ehe man darüber nachdachte sich ein eigenes Heim zuzulegen. „Ich verwette meinen Arsch darauf, dass sie uns nach ein paar Tagen sowieso suchen würden … und ich hab‘ alles vor, nur keine dieser erwachsenen Flachpfeifen in unsere Bude einzladen.“. Wobei jeder wusste, was mit „einladen“ eigentlich wirklich gemeint war. „Mal abgesehen davon, dass wir dort keine Mensa haben …“, was auch ein Punkt war, dem ein Raubtier wie sie nicht einfach entsagen konnte. Sie war zwar gerne Löwe, aber jeden scheiß Tag für zwei Leute essen auf Isola jagen? Sie hatte besseres zu tun, eindeutig. „Scheiße, es wär‘ halt echt schlauer immer direkt nach der Schule dort reinzuschneien …“, und ihre Finger zählten langsam von Eins bis Drei hoch. „Schule, Futtern, Bude.“, sprach sie die Reihenfolge noch einmal für Rio deutlich aus, damit er sich mit ihrem groben Plan vertraut machen konnte. Es gab halt keine bessere Lösung … irgendwie. Was sie sicherlich genauso frustrierte, wie Rio selbst. War ja auch nicht das erste Mal, dass sie sich bei diesem Thema aufhingen. Das war sowas wie der Evergreen unter den Gesprächsthemen. Hinderte Cynthia trotzdem nicht daran dabei immer richtig wuschig zu werden. Sie gestand sich eben nicht gern ein, eigentlich keine wirkliche Option zu haben. Als wenn man in einem verdammten Käfig hocken würde … einfach nur ätzend. „Kein Plan, man ...“, äußerte sie nochmal unkoordiniert ihren Unmut, ehe sich ihre Arme über ihrem Bauch verschränkten und ihr Schweif die Lücke nutzte, um sich seitlich über Rios Schulter zu hängen. Leider konnte man im Liegen nicht Frustsaufen ...
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Hätte Cynthia die Playboy Hefte erwähnt, wäre seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet worden, die Magazine ausfindig zu machen. Welch ein Glück, dass dieser Gedankengang im Kopf behalten wurde und nicht zwischen ihren Lippen zum Vorschein kam. Der Geruchssinnskommentar gefiel der Löwin verständlicherweise nicht, dennoch ließ sie sich von ihrem Kumpel umwerfen und landete auf dem Schoß des Blondschopfs. Umso überraschender, dass sie ihn weder physisch noch psychisch angriff, sondern ein schlichtes Alter hervorgerufen wurde. Womöglich hatte der Alkohol schon eine gewisse Auswirkung auf die Beiden, denn Hochprozentiges fuhr doch recht zügig in den Blutkreislauf ein. Die Flasche senkte Rio mit einem genervtem Seufzen, nachdem sie ihn darum bat. Er beobachtete mit müden Augenlidern die Finger, welche mit langen Krallen vor seinem Gesicht tanzten. Mit seinem Oberkörper beugte sich der Brasilianer etwas nach vor um in ihr hübsches Gesicht blicken zu können und wie eine blonde Strähne über ihre Stirn huschte. Etwas verträumt beobachtete Rio die Gesichtszüge der Löwin, als sie erklärte, dass die Idee wohl nur für ein Wochenende realisierbar war. "Ich nimm, was ich kriegen kann.", sagte mit ruhigem Gemüt. Ein Wochenende ohne sich groß verkopfen zu müssen klang sehr nach dem, wonach sich der Blondschopf sehnte. "He…", begann er nach reiflicher Überlegung und wirkte tatsächlich so, als ob er gerade ernsthaft über etwas grübelte. "Die Knackis sind ja auch nicht immer da." Er wechselte den Blick zwischen ihren beiden Augen hin und her. "Wir müssen eigentlich nur wissen, wann das der Fall ist und dann ist ganz klar, wo wir sind." Das war vielleicht einfacher gesagt als getan. Doch ein Versuch war es wert, dem Ungeziefer im Wohnheim aus dem Weg zu gehen. Die Aufmerksamkeit des Dämons wurde plötzlich auf etwas anderes gelenkt. Geschmeidig legte sich ein Schweif über seine Schultern, welchen er beobachtete. Erst im Anschluss wandte er sich wieder der Löwin zu und konnte spüren, wie seine Sinne sich langsam von einem leichten Schleier bedecken ließen. Ohne nachzufragen, entnahm er dennoch noch einen Schluck, ehe er sich zur Löwin nach vorbeugte und sie auffordernd anschaute. "Mund auf.", befahl er ihr und wollte ihr die Öffnung der Flasche an die Lippen legen. Mit einem amüsierten Grinsen im Gesicht würde er ihr noch etwas Vodka einflößen, sofern sie es zuließ, ehe die Flasche neben dem Sessel auf dem Boden abgestellt wurde. Sie vertrug bestimmt noch ein wenig mehr davon, auch wenn morgen früh wieder Schule anstand und die Beiden früh raus mussten. Schließlich war es nur mehr der Freitag, der anstand, bevor sie wieder etwas mehr Freiheiten hatten und tun konnten, was sie wollten.