Das gesamte Gelände des Wohnheims mitsamt seinen Freiflächen wird von einem Mauerzaun umfasst. Das Eingangstor zum Areal ist unter Tags stets geöffnet und wird in den nächtlichen Stunden in der Regel verschlossen, wobei jeder Bewohner sowohl einen Schlüssel für das Eingangstor und die Haustüre, als auch einen für sein eigenes Zimmer besitzt. Nach einem kurzen Marsch spaltet sich die Zufahrt um ein kleines mit Bäumen bepflanztes Areal in zwei Wege auf, welche nach Besagtem direkt vor dem Anwesen wieder zusammenführt. Das Yanega-Anwesen aus den 1920ern verfügt im ersten, sowie im zweiten Stockwerk über einen Haupt-, einen West- und einen Ostflügel. An der Rückseite des Gebäudes erstreckt sich ein riesiger Garten, den man von vorne betrachtet oft gar nicht vermuten möchte. Im unteren Stockwerk befinden sich allgemeine Räumlichkeiten, sowie die Apartments der Erzieher, während die Bewohner im ersten Stock in zwei Trakte aufgeteilt sind. Vom Prestigebalkon aus hat man einen guten Ausblick über das Gelände vor dem Wohnheim, der bis zum Eingangstor zurückreicht und bietet eine gewisse Überwachungssicherheit - eine Gewissheit, die den Isolanern seit der Angriffe der Lykantropen wichtiger zu sein scheint.
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Ich übergab dem Engel meine Tasche, die ich zum Laufen mitgenommen hatte. Es war nicht schwer und ich merkte, dass er mir einfach nur helfen wollte. So diskutierte ich nicht darüber, sondern war ihm wirklich sehr dankbar über seine Unterstützung. Er schien sich immer noch Sorgen um meinen Gesundheitszustand zu machen, weshalb ich umso mehr versuchte mich zusammenzureißen und den Weg alleine laufen zu können. Leviathan war übervorsichtig und hielt mich an meinem Oberarm, was sich jedoch für mich gut anfühlte. Ich lächelte ihn vorsichtig an, ehe ich mich zu Ivy gesellte. Sie wirkte ebenfalls verunsichert, weshalb ich Schuldgefühle bekam. Dass sie sich wegen etwas anderem, viel schlimmeren, verkopfte, wusste ich nicht. Vielleicht war es für mich auch besser, das nicht genauer zu wissen oder zu hinterfragen. Dennoch könnte es später beim Essen ein Gesprächsthema werden, sofern wir uns wirklich gut zu verstehen lernen. Ich musterte das Mädchen beiläufig und bemerkte etwas, was mich ein wenig irritierte. Sie zitterte. Doch kalt konnte ihr nicht sein, dafür waren die Temperaturen trotz niedergehender Sonne zu hoch. Mein Blick fiel auf Leviathan, welcher bei ihr nachfragte, ob denn alles in Ordnung war. Ich wollte somit nicht weiter darauf eingehen und ließ es bleiben. Es war recht ruhig während dem Weg zum Wohnheim, als wären alle recht erschöpft vom Training. Doch wer miterlebte, was dieser Strand für Auswirkungen für jeden von uns hatte, wusste, dass es nicht (nur) an der Leibesertüchtigung lag, sondern viel mehr dahinter steckte. Dem Blick zu Vivian hielt ich begrenzt. Ihr Augenschein breitete bei mir ein Unwohlsein aus, was mich beunruhigte, da ich das Gefühl hatte einen guten Draht zu ihr zu haben. Ich konnte ihre Augen an meinem Nacken kleben spüren, bis sie begann mit Leviathan zu quatschen. Von da an meinte ich zu glauben, dass sie mir keine große Beachtung mehr schenkte.
Am Waisenhaus angekommen war ich sichtlich erleichtert, aber auch erschöpft. Die Sonne ging langsam unter, dennoch war es immer noch drückend warm. Leviathan überreichte mir die Tasche, welche ich auf meine rechte Schulter legte. Ein müdes Lächeln brachte ich noch heraus, ehe er das Wort ergriff und meinte, dass er nichts essen gehen würde. Wie ein Lehrer beäugte er mich und meinte, ich solle doch was zu mir nehmen. Daraufhin nickte ich zu seiner Besänftigung nur. Bevor er sich aber der Eingangstür widmete, blieb er noch kurz bei Ivy hängen. Unbeabsichtigt hörte ich zu, was er zu sagen hatte. Wenn jemand genau horchen würde, hätte die Person wohl bemerkt, dass für einen Augenblick mein Herz aufhörte zu pochen. Natürlich versuchte ich meine Augen wo anders hinzulenken, so blieb mein unaufmerksamer, leerer Blick bei Vivian hängen. Ich dachte mir doch, dass zwischen den Beiden irgendetwas merkwürdig war. Ihr Verhalten zueinander war geheimnisvoll. Doch wollte ich das wirklich wissen, was hinter der Fassade steckte? Bisher gaben wir dem Thema "Mädchen" keinen Raum, weshalb es für mich immer merkwürdig war, wenn ich etwas mitbekam. Erst als Leviathan dann endgültig verschwand, konnte ich wieder durchatmen. Ich ließ meinen starrenden abwesenden Blick von Vivian und schielte auch zu Ivy rüber. Unsicher wechselte ich den Blick zwischen den beiden Mädchen hin und her, ehe ich den Klos im Hals runterschluckte und zu beiden meinte: "Ihr wisst ja gar nicht, wie dankbar ich euch bin." Ich meinte es ernst und hätte es eigentlich auch dem Nephilim sagen wollen. "Danke." Sie hatten – so viel ich mitbekommen hatte – rasch und gut reagiert um mir zu helfen, was wohl der Grund dafür war, dass es mir bald wieder gut ging. Ich war mir sicher, dass wir unser Training nun eher auf besseres Wetter abstimmen würden, was mich etwas erleichterte. "Ich denke, ich werde mich erstmal mit einer kalten Dusche abkühlen, ehe ich noch was essen werde. Außerdem stinke ich vom Training. ", erklärte ich, wobei ich letzteres eher leiser sprach. Dennoch hatte ich es ausgesprochen um auf Verständnis zu hoffen. Ich schnaufte noch einmal tief durch. Dann schenkte ich den Beiden zum Abschluss noch ein sachtes Lächeln. "Vielleicht sehen wir uns später ja noch im Speisesaal. ", erwähnte ich, ehe ich die Hand zum Abschied hob und das Wohngebäude betrat. Ich hatte ein mulmiges Gefühl, sowohl bei Ivy, als auch bei Vivian. Da war etwas Unausgesprochenes im Busch.
Der Weg zum Wohnhaus war sehr ruhig gewesen. Irgendwie sagte keiner was. Vielleicht lag es einerseits daran, dass sie versuchten das Bild vom Waisenhaus-Strand aus dem Kopf zu bekommen, oder daran, dass sie vom Training einfach geschafft waren. Bestimmt war Caiwen auch sehr müde, nach so einem Schwächeanfall würde es ihr sicherlich nicht so gut gehen, wie sie es von sich behauptete, deswegen schaute sie immer mal besorgt zu ihr, ob sie irgendwie wackelig auf den Beinen war oder sonstiges. Dass Levi sie gefragt hatte, ob alles gut war, hatte sie einfach ignoriert und nur kurz genickt. In dem Moment hatte sie einfach einen riesigen Kloß im Hals. Dieses Bild und dieser Moment. Diese Unwissenheit, ob Jaden gelitten hatte, oder es ein schneller Tod war. Wieso war sie nicht da, dann hätte sie ihm irgendwie helfen können? Schuldgefühle und Trauer gemischt spukten in ihrem Kopf herum, wie ein androhender Sturm. Die Tatsache, dass niemand auf dem Rückweg die Situation irgendwie auflockern wollte, ließ Ivy nur noch mehr in diesen Gedanken versinken. Vivan und Levi redete über etwas, doch Ivy hörte nicht richtig zu, es schien so, als wäre Vivians Frage einzig und allein an Levi gerichtet und sie wollte auch nicht lauschen oder so etwas in der Art. Stattdessen hatte sie gehofft, dass sie zusammen etwas essen gehen würden und sich wieder normal unterhalten, sodass Ivy abgelenkt war und es nicht zu irgendwelchen unangenehmen Vorfällen kommen würde.
Gefühlt eine Ewigkeit später waren sie endlich vorm Waisenhaus angekommen und sowohl Levi, als auch Caiwen machten ihre Hoffnungen zunichte. Erst verabschiedete sich Levi, dass er keinen Hunger hätte. Kurz bevor er allerdings ging, fragte er, ob Ivy später noch kurz Zeit hatte. Verwirrt hatte sie ihm nur zugenickt. Wollte er wohl nochmal über die Sache sprechen, damit sie endlich richtig vom Tisch war? Sie hoffte es, denn dann könnten sie wieder normal miteinander umgehen. Dann verabschiedete sich Caiwen auch noch. Sie wollte duschen gehen, was Ivy auch irgendwie verstehen konnte. Erst wollte Ivy vorschlagen, dass sie doch zusammen ins Bad gehen könnten, doch vielleicht kam das etwas komisch herüber. Ja hoffentlich sehen wir uns gleich noch. Sagte Ivy lächelnd und winkte Caiwen hinterher. Uff. Nun waren nur noch sie und Vivian übrig geblieben. Sie drehte sich zu Vivan und lächelte. Und du? Möchtest du etwas essen? fragte sie hoffnungsvoll und sah Vivian schon fast flehend an. Sie wollte jetzt auf keinen Fall allein sein. Seitdem Jacob sie am Ballabend zur Vernunft gebracht hatte, hatte sie sich nicht richtig mit der Trauerbewältigung befasst, sondern sich einfach immer abgelenkt. Sie wollte einfach nicht darüber nachdenken und sich damit auseinandersetzen. Lieber wollte sie mit Freunden Spaß haben und etwas schönes erleben, doch immer wieder kamen diese Gedanken hoch. Bisher hatte sie sie gut verdrängen können, wie lange das wohl noch funktionieren würde?
cf: Die Stadt | Am Strand | Waisenhaus-Strand Wäre Vivian nur einen Fünkchen Schlagfertiger (und würde den Drang verspüren Arata in diesem Punkt in Schutz zu nehmen) hätte sie Leviathan wohl schon bei seinem ersten Ratschlag sehr energisch in seine Schranken verwiesen. Mindestens aber wäre ein sarkastischer Kommentar geflossen. Naja … wie gesagt. Vivian war in dem Punkt nicht schlagfertig genug und erst recht nicht konnte man sie als normales Mädchen bezeichnen. Außerdem konnte sie das Argument verstehen, so war es ja nicht. Auch sie war des Öfteren über Aratas „Fehltritte“ gestolpert und hatte diese mitbekommen. Sie wartete also dementsprechend darauf, dass er ihr etwas Neues erzählte. Ein Geheimnis das man nur beobachten konnte, wenn man sehr lange mit ihm in einem Zimmer gewohnt hat. Eine Vorliebe, die sich super als Geschenk eignete … aber nein, es blieb still. Starr und wie festgefroren ruhte der Blick ihrer stechend türkis gefärbten Augen auf dem Nephilim. Mit dieser Antwort allein, würde sich die Blondine auf jeden Fall nicht zufriedengeben. Eine härte, die Belohnt wurde. Diese Antwort jedoch, sorgte kurzzeitig für einen schrägen Blick. Sich selbst konnte man doch schlecht verschenken … oder doch? Nachdenklich widmete sie ihren Blick auf den Weg, den die Gruppe noch zurücklegen musste. Was gehörte zu solch einem Geschenk denn dazu? Eine Schleife? Eine Grußkarte? Sollte sie es einfach so tun? Vivian hatte absolut keine Ahnung. „Mit Verlaub, ich weiß.“, entgegnete sie ruhig sprechend und ließ ein kleines Zucken ihrer Mundwinkel auf der sonst so starren Porzellanmaske erscheinen. Die Bestätigung von Aratas Zuneigung tat ihr … irgendwie gut. Sie konnte es selbst nicht so wirklich nachvollziehen. Kurz vor dem Wohnheim ergriff Leviathan dann noch einmal die Initiative. Fast schon geheimnistuerisch – auch wenn sich Vivian fragte warum – lehnte er sich zu ihr hinüber. Dabei erneut eine Frage offenbarend, die in der Engelin für mehr Diskussionsstoff sorgte, als man vielleicht auf den ersten Blick annehmen würde. Sofort fragte sie sich ob es überhaupt möglich war nicht „ganz zusammen“ zu sein. Zumindest hatte sie noch nie von „halb zusammen“ gehört … oder einem „¾ Zusammen“. Irgendwie war das ganze Konstrukt verwirrend. Die Antwort war – trotz aller Umstände – so klar wie nie. „Ja, wir sind zusammen.“, gab Vivian den ersten Teil ihrer sanft klingenden Antwort und verzog dabei keine Miene. Auch ihre Stimme war alles andere als gesenkt, handelte es sich hier doch um ein normales Gespräch. Lediglich die leicht gehobenen Mundwinkel zeugten hier noch zusätzlich von einer Thematik, die sie wohl etwas mehr berührte als der ganze Rest. „Wir haben uns, um dies weiter auszuführen, heute Mittag am Stadtbrunnen dieses Zustandes gegenseitig versichert und die Regeln zum Küssen durchgesprochen.“. Besonders letzteres sollte ja als Indiz ausreichen. Wer redete schon darüber, wenn er nicht zusammen war? Leviathan würde das sicherlich verstehen.
Am Wohnheim angekommen hatte sich die Stimmung noch weiter beruhigt. Auch, wenn man es eher als die Ruhe vor dem Sturm bezeichnen konnte. Sicherlich hatten viele noch heute Abend mit den Geschehnissen zu kämpfen. Auf die eine oder andere Art. Vivian würde, das wusste sie selbst sehr gut, sicherlich wieder die Nacht vom März durchleben. Immer und immer wieder. Ohne, dass sich am Ausgang etwas ändern würde. „Es freut mich, dass ich behilflich sein konnte.“, verabschiedete sich Vivian mit einem leichten Knicks von Caiwen und schaute ihr beim Verschwinden zu. Nun waren sie nur noch zu zweit vor dem großen Gebäude, während die Abendsonne auch dieses Gelände langsam in einen tagesendenden Flair eintauchte. Für einen Moment lang verfing sich die Engelin in diesem Anblick. Allem voran, weil sie die Natur an sich sehr schätzte, bevor Ivys Stimme ihre gesamte Aufmerksamkeit einforderte. Präzise wie ein Uhrwerk landeten die mittlerweile türkis-blauen Augen bei ihrer AG-Partnerin, die sie nach dem weiteren Verbleib befragte. „Ich bedauere darüber gerade keine Auskunft geben zu können. Einen Moment.“, erwiderte sie schließlich und holte ihr Telefon aus einer ihrer Taschen. Kurz entsperrte sie das Display, dann wanderte das Gerät zurück an den Herkunftsort. „Ich bin am heutigen Abend an eine Verabredung gebunden und die Zeit dafür lässt keine weitere Verschiebung zu.“, erklärte Vivian und übersah dabei den flehenden Blick der Weißhaarigen. So empathielos wie die Blondine nun einmal war, durfte man auch einfach nichts anderes erwarten. So lange ihr nicht offensichtlich die Tränen eine Wange hinunterliefen, sie nicht blutete oder herumschrie, durfte Ivy von ihr keine Reaktion erwarten … leider. „Ich ebitte um Verzeihung, das nicht eingeplant zu haben. Wenn du es wünschst, werde ich diesem Vorschlag morgen nachkommen.“, und eine kleine Verbeugung in Ivys Richtung folgte, „Ich entschuldige mich und wünsche dir noch einen angenehmen Abend, Ivy.“. Worte, mit denen die Engelin sich wieder aufrichtete, einen kleinen Moment noch den Blickkontakt aufrechterhielt; und letzten Endes im Wohnheim verschwand …
All ihre Hoffnungen wurden zerstört, als Vivian sich, wie immer äußerst höflich, verabschiedete und sagte, dass sie noch etwas anderes vorhatte. Uff. Oh, dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend. sagte Ivy dann doch offensichtlich enttäuscht. Nun waren alle weg und sie wusste nicht wirklich was sie mit sich anfangen sollte. Sie war nicht so hungrig, dass sie alleine in den Speisesaal gehen würde und müde war sie auch noch nicht so sehr, dass sie jetzt auf ihr Zimmer gehen würde und dann ins Bett. Etwas unschlüssig blieb sie einige Augenblicke einfach genau so stehen, wie Vivian sie hinterlassen hatte. Unfähig sich zu entscheiden, wohin mit ihr. Sollte sie Lydia suchen, einfach nur, damit sie nicht alleine war? Allerdings fühlte sie sich immer noch ein wenig komisch, weil sie bei ihrem Pizzaessen einfach in Tränen ausgebrochen war. So sehr hatte sie ihre wahren Gefühle in letzter Zeit nie gezeigt und es fühlte sich irgendwie nicht richtig an. Schließlich setzte sich Ivy einfach nur auf eine Mauer und schaute in den Himmel. Es war zwar noch warm, aber mittlerweile war es recht schattig und die unerträgliche Hitze war weg gewesen. Die frische Luft tat schon ganz gut. Mit dem Blick in den Himmel kam ihr wieder eine Erinnerung von Jaden, wo sie als Drache durch die Lüfte flog und sie dann gemeinsam ins Meer stürzten, als Ivy ihre Verwandlungskette verloren hatte. Sofort spürte sie die Trauer wieder in sich hochkommen und sie schaute wieder zu Boden. Sie wollte sich nicht mehr erinnern, egal ob die Erinnerung schön oder schlecht war, denn jede Erinnerung schmerzte einfach nur noch. Mit der Trauer kam auch immer noch diese Wut in ihr. Die Wut gegen die Werwölfe, bei der sie einfach immer die Kontrolle verlor. Heute Mittag konnte sie sich noch beherrschen, da ihre Angst, Lydia zu verletzten zu groß war, doch nun war sie alleine und ihre Gedanken flogen wild durch ihren Kopf. Sie stand wieder von der Mauer auf und ihre Atmung wurde schneller. Mit Händen zu Fäusten geballt, hielt sie ihre Arme vor sich und starrte sie verkrampft an. Sie hatte wieder so einen riesigen Druck und ihre Arme pulsierten. Waren da etwa Drachenschuppen auf ihren Armen? Sie durfte nicht zulassen, dass sie wieder die Kontrolle verlor, doch sie hatte einfach keinen Halt mehr. Was passierte hier grade?
Kaum traf die nicht so abgestandene, warme Abendluft auf seine Haut, machte sich in Darick ein Verlangen breit, dem er schon den ganzen Tag nicht wirklich nachgehen konnte. Während der Bootsfahrt war er damit beschäftigt gewesen, sich vor den störenden Sonnenstrahlen zu schützen und im Wohnheim galt striktes Rauchverbot. Nicht, dass ihn irgendeine Form von Verbot davon abhalten würde, wenn er es wirklich tun wollte, aber wie bereits erwähnt, war es vielleicht nicht schlecht am ersten Tag nicht sofort für großes Aufsehen zu sorgen. Ein kurzer Griff in die Hosentasche, vorbei an seinem Smartphone, ein kurzes Kramen. Dann das altbekannte metallische Klicken und schon tanzte eine Flamme um das Ende der Zigarette, die er sich zwischen die Lippen geklemmt hatte. Die eingeatmete Luft mischte sich mit ungesunden Rauch, als sich die Spitze der Zigarette mit einem knisternden Geräusch entzündete. Die Brust des Vampirs bäumte sich auf, als er den Qualm weiter in seine Lungen sog. Die Sonne ging unter. Langsam wurde es dunkel. Während es für viele ein Zeichen war langsam den Heimweg anzutreten, war es für Darick ein Zeichen, dass der "Tag" eigentlich erst so richtig losgehen konnte. Die Nacht war sein Ding. Die Dunkelheit sein Freund. Verblasste Erinnerungen, an alte Tage voller Jagd und Blut, zuckten durch seinen Schädel. Ein breites Grinsen wuchs auf den schmalen Lippen des Vampirs, während der Rauch langsam in dünnen Schwaden aus den Mundwinkeln trat. Sollte er seine erste Nacht auf dieser Insel wirklich damit verbringen durch die Nacht zu streifen? Wieso eigentlich nicht.. was würde er schon verpassen? Den morgigen Schultag? Was sollte da schon großartiges passieren? Mit federnden Schritten entfernte sich der großgewachsene Weißhaarige vom Eingang des Wohnheimes. Zumindest ein kleiner Spaziergang war drin. Doch er sollte nicht weit kommen, ehe der feine Geruchssinn des Blutjägers zwischen dem strengen Gestank von Zigarettenrauch und dem dezenten Schleier aus Blumenduft eine weitere Fährte witterte. Seine aufmerksamen Augen, die mit zunehmender Dunkelheit nicht an Effektivität verloren, zuckten über das vor ihm liegende Gelände, bis sie die Spitze eines ebenso weißen Haarschopfes erblickten. Ein Mädchen. Ein Fakt, der Daricks Interesse schlagartig von einer Stufe auf die nächste springen ließ. Wieso den kleinen Spaziergang nicht ein wenig verschieben? Dem Mädchen ein wenig Gesellschaft leisten? Sie saß ganz allein da, die Arme.. er wollte ja nur nett sein. "Yo." mit leichten Schritten war er an die Weißhaarige herangetreten "Was geht?" Mit einem gewissen Argwohn in der Stimme beäugte Darick das Mädchen aufmerksam, während er die Zigarette aus dem Mund zog und einen großen Schwall Rauch in die Luft blies. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr.. oder? Sie sah irgendwie.. beschäftigt aus. Ging es ihr nicht gut? Hatte sie gerade einen Anfall oder so?
Es wurde immer schlimmer, dieser Druck, er war kaum auszuhalten und irgendwie musste er entweichen. Immer deutlicher zeichneten sich kleine Drachenschuppen auf ihren Armen ab, ehe sie plötzlich eine Stimme hörte und voller Schrecken zusammen zuckte. Sie sah verwirrt um sich und erkannte jemanden. Sie war so sehr abgelenkt gewesen von ihrer vermeintlichen Verwandlung, dass sie die Welt um sich herum absolut gar nicht mehr wahr genommen hatte. Deshalb hatte sie auch nicht gemerkt, wie sich ein anderes Lebewesen auf sie zu bewegt hatte. Mit verwirrten Augen sah sie nun ein männliches Wesen vor ihr, aber sie kannte es gar nicht. Diese Haare und dann die Augen, einfach total anders. Gerade in diesem Augenblick hatte sie das Gefühl, dass es perfekt war, dass sie nicht Jaden vor sich sah. Schnell versteckte sie ihre Arme hinter ihrem Rücken und so langsam verschwand der Druck wieder. Hatte sie sich gerade so erschreckt, dass die Verwandlung unterbrochen wurde? Naja so musste es wohl gewesen sein, denn auch die Drachenschuppen auf ihren Armen verschwanden wieder. Sie legte den Kopf schief und es dauerte noch einen Augenblick, bis sie endlich Worte aus ihrem Mund bekam. Sicherlich musste er sich jetzt denken, dass sie verrückt war oder so. Oh hey! Sry ich war grad irgendwie in Gedanken. sagte sie nur und kratzte sich etwas verlegen den Hinterkopf. Sie lächelte und sah ihn sich noch einmal genauer an. Ne. Tatsächlich hatte sie ihn noch nie gesehen. Ich bin Ivy! Schön dich kennen zu lernen! Bist du neu hier? fragte sie dann einfach geradeheraus. Warum lange Rätsel raten, wenn man die Sache schnell klären konnte? Schnell wollte sie irgendwie das Thema ablenken und so tun, als hätte sie gerade nicht fast einen Anfall oder so etwas in der Art gehabt. Vielleicht würde der Neuling dann die Sache auch vergessen. Sie sah zu, wie der Rauch aus seinem Mund in den Himmel stieg. Uff, sicherlich nicht der beste Geruch, aber an der frischen Luft konnte man es noch ertragen. Er schien recht locker zu sein, also versuchte sie ebenfalls wieder etwas lockerer zu werden. Ich wollte nur die frische Luft genießen, jetzt wo es etwas kühler ist und du so? entgegnete sie seine Frage. Eigentlich war es perfekt gewesen, dass sie nun wieder Gesellschaft hatte. Einerseits war es nie verkehrt neue Leute kennen zu lernen und gerade Neulinge konnte man am Anfang noch sehr gut für sich gewinnen und andererseits konnte sie sich dann endlich wieder von ihrer Trauer um Jaden ablenken. Die Gedanken waren beim Gespräch und der Umgebung und flogen nicht wild in ihrem Kopf umher. Sie musste noch herausfinden, wie Ivy das hinkriegen konnte, wenn sie alleine war. Naja so oder so hatte sie endlich eine Ablenkung gefunden und sie würde ihre Aufmerksamkeit lieber einer neuen Bekanntschaft, oder vielleicht sogar Freundschaft, je nachdem wie ihr Gegenüber so drauf war, widmen! Auch wenn sie deshalb im Hinterkopf wieder einige Schuldgefühle spürte. Eigentlich sollte sie sich doch mit dem Tod von Jaden befassen, sonst würde sie wahrscheinlich nie darüber hinweg kommen. Ihre Gedanken waren hin und hergerissen, doch zum Glück hatte sie es nun drauf, dass nicht nach außen zu zeigen. Sie lächelte den Neuling einfach an und hoffte, dass sie vielleicht ein nettes Gespräch führen könnten.
Darick war sich sicher, dass irgendetwas mit der Kleinen nicht in Ordnung war. Sie sah ihn an, ganz deutlich, und brauchte dennoch einen Moment, ehe sie sich zu einer Antwort bewegen konnte. Ein amüsiertes Grinsen kroch über die Gesichtszüge des Vampirs "Hat man überhaupt nich' gemerkt." das Grinsen verschwand mit einem Schulterzucken. "Egal." Darick nahm sich den Moment und zog an seiner Zigarette, deren Ende daraufhin hell in der dunkel werdenden Abendstimmung aufleuchtete. Dann widmete er sich der Vorstellung und Frage des Mädchens, welches sich als Ivy vorgestellt hatte. "Freut mich, Ivy." wieder ein schmales Grinsen, welches diesmal jedoch breit genug war, um die Spitzen seiner Reißzähne zu offenbaren "Mein Name is' Darick. Und ja, bin neu hier. Vorhin erst angekommen." und schon eine Menge erlebt. Geistesabwesend strich er sich mit der freien Hand über das blutige Tank-Top. Während die andere Hand nach dem Glimmstängel griff. Wieder entwich seinen Lippen ein dichter, grauer Qualm, der sich nach einem Meter in der Luft verflüchtigte. "Das selbe. So ungefähr." die wachen Vampiraugen verfolgten, wie sich der Rauch in Luft auflöste, ehe sie das Gesicht der jungen Dame fixierten "Hab eigentlich gedacht, dass so'n abendlicher Spaziergang nich' verkehrt is'. Aber ich kenn mich hier noch nich' so aus, also weiß ich nich', wo man da am besten hingehen kann." erneut wuchs dieses breite Grinsen auf seinen Lippen heran, als hätte es sein Gesicht nicht verlassen "Wenn man seine Ruhe haben will, weißt du.." ganz bewusst hielt er Blickkontakt, während er die Worte dem Ende seines Glimmstengels entgegenraunte. "Du kennst dich hier doch bestimmt besser aus.." beinahe schon achtlos ließ Darick die Zigarette, die gerade mal zur Hälfte aufgebraucht war, auf den Boden fallen und trat sie nur dürftig aus, als er an Ivy vorbeiglitt und wie selbstverständlich den Platz auf der Mauer direkt neben ihr in Beschlag nahm. Vielleicht ein wenig aufdringlich, wenn man bedachte, dass sich die beiden gar nicht kannten, aber wer war Darick, dass er sich über solche Dinge Gedanken machte. Und der merkwürdige Eindruck, den Ivy gerade eben noch auf ihn gemacht hatte, war für ihn in diesem Moment bereits wieder vergessen "Ich mein, wie lang bist'n du schon hier? Du kennst die Insel doch bestimmt wie deine Westentasche, stimmts?" erwartungsvoll lehnte er sich nach vorne und sah Ivy an. Er war ihn nun näher, aber nicht so nah, dass sie sich bedroht fühlen konnte. Wovon auch? Er wollte sich ja nur nett unterhalten. Ohne Frucht und ohne ein einziges Blinzeln nahm er sich einen Moment, um die Erscheinung des Mädchens mit seinen roten Augen zu erfassen. Sie sah.. "nett" aus.
Ivy war es immer noch ein wenig unangenehm, dass er sie dabei erwischt hatte, wie sie sich fast verwandelt hatte. Eigentlich hatte er bestimmt gar nicht mitbekommen, dass sie kurz vorm verwandeln war, sondern dachte wirklich nur, dass sie in Gedanken war, aber das war auch besser so gewesen. Der erste Eindruck war ziemlich gut von Darick. Er schien wirklich ein netter offener Kerl zu sein. Und er war wirklich neu. Überraschung. Fröhlich grinste sie ihn an und bemerkte zwar seine spitzen Zähne, doch irgendwie wäre sie nicht auf die Idee gekommen, dass er ein Vampir war. Sie war noch nie einem Vampir begegnet und ansonsten hatte sie auch noch nicht so viel von der Rasse mitbekommen. Ich hoffe deine Reise war einigermaßen angenehm. Sagte sie lächelnd und machte es sich auf der Mauer gemütlich. Zwar fand sie den Qualm, den Darick aus seinem Mund pustete eher ekelig, aber zum Glück kam der ganze Geruch nie wirklich an. Ihr Blick blieb auf seinem Tanktop hängen, wo sie Blut erkannte. War das wirklich Blut? Wie von irgendwas gestochen, kam direkt wieder die Erinnerung vom Strand, von Jadens Blutüberströmten Körper, in ihren Kopf und kurz zuckte sie zusammen. Nach nur einem Augenzwinkern war das Bild wieder weg, doch die Verwirrung war weiterhin da. Äh.. ist das Blut? fragte sie einfach verwirrt und sah Darick nun eher besorgt an. Bist du verletzt? Geht es dir gut? Sie wollte nicht wie eine Mutti rüberkommen, weshalb sie lieber still wurde und nichts mehr dazu sagte. Wenn er verletzt wäre, dann würde er sicherlich nicht hier rumgammeln, sondern zum Arzt gehen, oder zumindest schlechter aussehen. So sah er eigentlich ganz gut aus. Ivy sah ihm in die Augen, als er die Worte benutzte "wenn man seine Ruhe haben will..." und hatte im ersten Moment gar nicht verstanden worauf er genau hinaus wollte. Meinte er...? Oder...? Ne! Bestimmt nicht! Ivy kratzte sich verwirrt am Hinterkopf und lächelte einfach nur leicht. Also ich kenne mich echt gut aus. Ich weiß ja nicht, was du gerne für Orte magst. Eher so Gärten und Wälder, oder doch lieber irgendwelche Gebäude oder Sehenswürdigkeiten? fragte sie neugierig und betrachtete, wie er es sich neben ihr gemütlich machte. Dagegen hatte sie definitiv nichts, denn die Mauer war groß genug und Platz hatte man reichlich. Also Orte für Ruhe findet man hier genug. Die Insel ist doch recht groß und es gibt überall so kleine abgelegene Orte, die dennoch wirklich schön sind. Immer noch fragte sie sich, was genau er damit meinte. Hatte er grade wirklich so offensichtlich eine Andeutung gemacht? Wahrscheinlich war sie einfach nur total wirr im Kopf, dass sie wieder anfing alles falsch zu interpretieren, also ging sie lieber nicht weiter drauf ein. Hast du schon irgendwelche Leute kennen gelernt? Wenn nicht kann ich dir gerne irgendwann mal meine Freunde vorstellen, die sind echt cool! Damit meinte sie natürlich Lydia, Levi und Mike. Irgendwie wollte sie auch schon Caiwen dazuzählen, aber da war sie sich noch nicht so sicher, wie der Standpunkt von Caiwen da war. Es war erfrischend jemanden anzusehen, der wirklich mal ganz anders aussah als Jaden. Bei Mike hatte sie immer das Gefühl direkt Jaden zu sehen und das war an sich wirklich kein schönes Gefühl. Und da war sie schon wieder beim Thema Jaden. Egal was sie machte oder woran sie dachte, immer endete es mit einem Gedanken an Jaden. Es schmerzte und irgendwie nervte es sie auch ein wenig. Kurz sah sie auf ihr Handy, wo sie als Sperrbildschirm immer noch ein Foto von sich und Jaden hatte, und checkte nach, ob Levi ihr vielleicht geschrieben hatte, doch es war keine Nachricht zu entdecken. Ein wenig gespannt war sie ja schon darauf, was Levi noch mit ihr bereden wollte, wobei sich Ivy schon denken konnte, dass es wahrscheinlich einfach nur die letzten Reste vom Streit waren, die aus dem Weg geräumt werden sollten. So gefiel ihr das. Alles wieder normal. Freundlich sah sie Darick an und hoffte, dass man das Chaos in ihren Gedanken nicht von außen erkennen würde.
"Naja.." Darick legte den Kopf in den Nacken und sah ziellos in die Luft, als würde er tatsächlich einen Moment über seine Antwort nachdenken "Hätte spannender sein kön'. Hätte aber auch durchaus mehr schief geh'n kön'. Also bin ich einfach froh, dass ich es heil auf die Insel geschafft habe." ein müdes Schulterzucken und ein halbherziges Schmunzeln später, war dieser Gedanke aber auch schon wieder aus seinem Kopf verschwunden. Er war froh, endlich hier zu sein. Also eigentlich nicht wirklich. Er hatte keine Lust auf diesem Eiland, welches bislang noch von sich überzeugen musste, rumzuhocken und die Schule zu besuchen. Abgeschottet vom Rest der Welt.. er war lang genug eingesperrt worden. Er wollte hinaus in die Welt und sie entdecken. Erleben und sein Leben genießen. Doch um dies tun zu können, musste er seinen Onkel überzeugen. Um dafür musste er wohl die Schulbank drücken. Um zu zeigen, dass er "Verantwortung übernehmen kann und erwachsen geworden ist". Wieso sollte er sich Eigenschaften aneignen, die seine Eltern nicht besessen hatten? Hatten sie Verantwortung für ihn und seine Art und Weise übernommen? Hatten sie sich von ihrer erwachsenen und reifen Seite gezeigt, als sie ihn für ein Jahrhundert in dieses Verlies verbannt hatten? Wohl kaum.. Darick verwarf diese Erinnerungen und Gefühl so schnell, wie sie aufgekommen waren. Er hatte keine Lust sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Er musste sich ablenken. Und da kam diese Ivy ihm gerade gelegen. "Hm?" die großen Augen, die ihn plötzlich so besorgt ansahen, ließen ihn aufhorchen. Er folgte dem kurzen Blick auf sein Oberteil, wo er einen nicht gerade kleinen roten Fleck entdeckte, den er beinahe ganz vergessen hatte. "Oh.. achso.." er leckte die Spitze seines Daumens an und rieb ein paar Mal über das eingetrocknete Blut, nur um festzustellen, dass sein Vorhaben ohne Erfolg gekrönt sein sollte. Das Blut bließ im weißen Stoff des Tops haften. Wahrscheinlich musste er es mal gründlich waschen.. oder einfach entsorgen, weil er zu faul war, die Wäscherei aufzusuchen. "Is' halb so schlimm. Hatte 'ne kleine Auseinandersetzung mit ein paar Jungs. Du kennst es doch.." die gleiche Lüge, wie bereits im Krankenzimmer. Dasselbe überzeugende Grinsen auf den Lippen, während er Ivy von seiner Rauferei mit gleich mehreren Jungs erzählte. Wie viele waren es nochmal gewesen? Drei oder vier? Nicht zu sehr übertreiben, sonst würde sie vielleicht etwas wittern. Doch auf keinen Fall die Wahrheit! Nie im Leben würde Darick zugeben, dass ihm ein Mädel, welches gerade mal halb so klein wie er gewesen war, in derartig zugerichtet hatte. Auch wenn die Umstände ein wenig zum Vorteil der Dame waren. Sie hatte Darick auf dem falschen Fuß erwischt. Ansonsten wäre ihm so etwas nie passiert. Ganz bestimmt nicht! "Du hättest die anderen sehen sollen. Haben es wahrscheinlich nich' mal bis zum Krankenzimmer geschafft." Darick musste lachen und er wusste nicht einmal genau wieso. War es einfach der Situation entsprungen? Oder lag es an dem Fakt, dass er sich die Geschichte beinahe selbst abgekauft hätte, weil er sie, in seinen Augen so glaubhaft präsentiert hatte? Jahrelange Übung hatten ihn nun mal zu einem ganz passablen Lügner werden lassen. "Wälder, mysteriöse Steine, antike Gebilde oder irgendein Gebäude.. alles hat seine Vorzüge. Ich mag *fast* alles. Solange man seine Ruhe hat, versteht sich." Darick hatte ein wenig das Gefühl, als wäre der lauernde Unterton in seiner Stimme völlig an der Weißhaarigen vorbeigeschossen. Hatte er sich zu wage ausgedrückt? Wollte sie ihn einfach nicht verstehen? Oder war sie doch mehr Mauerblümchen, als er gedacht hatte? Vielleicht hatte er auch einfach einen schlechten Moment erwischt. Also wollte er diese Art von Kurs erst einmal nicht weiter verfolgen. Doch der van Carstein verlor nicht plötzlich all sein Interesse.. im Gegenteil. "Die sind also cool hm?" mit einem amüsierten Grinsen legte der Vampir erneut den Kopf in den Nacken. Wie oft hatte er sowas schon gehört? Und wie oft waren diese besagten Leute wirklich "cool" gewesen? Auf der anderen Seite.. was hatte er zu verlieren? "Ich hab noch niemanden kennengelernt, nein." die schmerzvolle Begegnung mit der brünetten Schlampe, die seine Nase immernoch zucken ließ, und die Versorgung samt kurzem Plausch mit dieser Ruby ließ er bei seiner Antwort unbedacht. "Aber daran darfst du gern etwas ändern, Kleines." das Grinsen wich wieder dem Ausdruck eines aufmerksamen Raubtieres, welches seine Beute in Augenschein nahm "Ich würd' deine Freunde gern mal kennenlernen. Aber nur, wenn du mir versprichst, dass sie wirklich cool sind. Wenn nich', biste mir 'ne Rundführung schuldig. Dann musste mir jeden deiner abgelegenen Plätze zeigen, 'kay?" als Zeichen dafür, dass es ihm ernst war, oder zumindest um dne Eindruck zu erwecken, streckte der Hüne dem Mädchen die Hand, die im Vergleich zu ihrer riesig sein dürfte, entgegen. Und um ihr keine andere Wahl zulassen, als einzuschlagen, lehnte er sich demonstrativ nach vorne, sodass ihre Nasenspitzen nur noch wenige Fingerlängen trennten "Deal oder nich'?"
Die Frage über seine Anreise beantwortete Darick mit seiner Antwort ziemlich wage und für einen Moment hatte Ivy das Gefühl, dass er in Gedanken versunken war. Vielleicht hatte er nicht so gute Erinnerungen an seine Vergangenheit? Es gab hier viele Wesen, die aus den unterschiedlichsten Gründen auf die Insel gekommen waren und selten waren es Gründe, die wirklich gut waren. Aber so neugierig Ivy auch war, sie behielt ihre Neugierde für sich, denn Darick schien nicht den Eindruck zu machen, als würde er darüber reden wollen. War ja auch okay so, sie kannten sich schließlich erst ein paar Minuten. Dann kann es ja jetzt nur noch besser werden. Versuchte Ivy ein paar aufmunternde Worte herauszubringen und lächelte Darick freundlich an.
Der Blutfleck, der Ivy auch erst beim zweiten Hinsehen aufgefallen war, war anscheinend für Darick kein großes Thema gewesen, also war er wohl nicht wirklich verletzt. Ein bisschen musste sie grinsen, als er versuchte mit ein wenig Spucke den doch recht großen Fleck wegzubekommen. War ja klar, dass der nicht wieder rausgehen würde. Seine Worte allerdings ließen sie ein wenig aufhorchen. Er hatte ne Auseinandersetzung mit Jungs? Eigentlich war sie recht lange auf der Insel und hatte nicht erwartet, dass sich hier die Kerle prügeln würden. Wobei sie natürlich auch die meisten nicht ganz so gut kannte. Bisschen misstrauisch verengte sie die Augen, als er meinte, dass die anderen es bestimmt nicht bis zum Krankenzimmer geschafft hatten. Das war eigentlich gar kein gutes Zeichen? Dann mussten sie sie suchen gehen und ihnen doch helfen! Oder machte Darick grade einfach nur einen Witz? So um sich stärker darzustellen als er eigentlich war, oder so? Sie konnte Gewalt nicht leiden und immer wieder musste sie dabei auch an Jaden denken, der so viel Gewalt erleiden musste, dass er schließlich starb. Ein wenig machte sie die Aussage von Darick also wütend. Ich kenne keine Kerle, die sich prügeln würden... setzte sie an, doch in dem Moment kam ihr die Erinnerung mit Mike in den Kopf, wo sie sogar gegeneinander gekämpft hatten. Er hatte sich in einen Werwolf verwandelt und sie hatte ihn als Drache angegriffen. Sie schluckte und ließ ihren angefangenen Satz einfach absterben, indem sie einfach leiser wurde und am Ende einfach lachte. Ja, hoffen wir mal, dass nichts allzu schlimmes passiert ist. Lachte sie einfach und versuchte die Aussage von Darick eher wie einen Witz anzunehmen, denn sonst würde sie wirklich wütend werden und sie wusste ganz genau, was dann passieren würde. Hoffentlich konnten sie das Thema einfach ganz schnell vergessen. Darick war nicht verletzt worden und damit war der Blutfleck unbedeutend geworden.
Ivy musste schlucken, denn Daricks Worte klangen doch immer noch genauso anzüglich, wie am Anfang. Sie hatte es eigentlich abgetan, dass sie es falsch interpretiert hatte, doch da hatte sie sich wohl geirrt. Auch seine weiteren Worte unterstrichen sein eigentliches Vorhaben. Ruhige Plätze also. Jaja. Ivy jedoch verhielt sich so, als hätte sie immer noch nicht verstanden, was er eigentlich von ihr wollte und laberte einfach drauf los. Ja du hast Recht, ob die schöne Architektur, oder die hübsche Natur, alles ist irgendwie auf eine Art wunderbar. Sie lächelte etwas ahnungslos und überlegte krampfhaft, wie sie dieser komischen Situation entgehen konnte. So sympathisch ihr Darick am Anfang war, desto unsympathischer wurde er ihr mit jeder Minute, oder mit jedem Wort, welches er aussprach.
Dann schlug er einen Deal vor, der Ivy ehrlich gesagt ein wenig Angst machte. Die Tatsache, dass sie gerade "Kleines" genannt wurde, ließ sie wieder schlucken. Sie kannte diesen Typen gar nicht und seine Art schien ihr etwas merkwürdig, doch sie war eigentlich keine Person, die so verschlossen gegenüber Neulingen war und wer weiß, vielleicht würde sich hinterher doch alles noch zum Guten wenden. Sie zuckte etwas zusammen, als Darick so nah kam und ihr die Hand reichte. Etwas in seinen Augen ließ ihr einen kleinen Schauder über den Rücken laufen. Sie wussten nicht wieso, aber irgendwie schien er ihr in diesem Moment gefährlich. Wie kam sie denn jetzt aus dieser Nummer heraus? Ihre Unsicherheit schlug um, und sie sah ihn etwas herausfordernd an. Ein paar Zentimeter kam sie mit ihrem Gesicht näher.Naja, da ich mir sicher bin, dass meine Freunde "cool" sind, geh ich gerne auf deinen Deal ein. Wenn sie dir nicht "cool" genug sind, liegt es vielleicht daran, dass du einfach derjenige bist, der nicht "cool" ist? Sie hatte keine Zweifel daran, dass er sich mit Levi und Mike verstehen würde. Hoffentlich würde sie sich dabei wohl nicht irren. Sie lachte etwas, um die Sache etwas aufzulockern und ihre Worte nicht zu "hart" klingen zu lassen. Sie schlug also ein und bemerkte, wie klein ihre Hände im Gegensatz zu seiner wirkte. Deal! Sofort nachdem sie eingeschlagen hatte, lehnte sie sich wieder zurück, um ihren sicheren Abstand zu gewährleisten. Ivy musste sich zusammenreißen, um nicht direkt zurück zu zucken, doch sie wollte aus irgendeinem Grund nicht zu schwach wirken. Vielleicht lag es einfach bisschen an ihrem Ego, oder an der langsam aufkommenden Angst, die Daricks Augen bei ihr verursachten.
So oder so war Ivy froh, dass sie nicht alleine war. Vielleicht war die Richtung, die das Gespräch eingeschlagen hatte, etwas komisch, doch das hieß nicht, dass es ein schlechtes Gespräch war. Sie wollte nicht zu viel Gewicht auf die Äußerungen legen, die Darick getätigt hatte. Im Endeffekt konnte er dennoch ein ganz netter neuer Freund werden! Vielleicht waren seine Aussagen auch einfach nur ein wenig lustig gemeint! Wer wusste das schon. Ivy wusste es auf jeden Fall nicht und deswegen würde sie nicht zu früh urteilen. Optimismus war ihr Motto mal gewesen und das sollte es auch wieder sein! Also versuchte sie die Zeit einfach mit dem Neuling zu genießen. Sie lächelte freundlich und grinste dann. Levi wird dir bestimmt gefallen, der macht immer nur Unsinn! Sie kicherte leicht.