Der große Speisesaal im Parterre des Wohnheims bietet Platz für unzählige hungrige Mägen. Zu Schulzeiten breitet sich hier morgens und abends der Geruch frisch zubereiteter Mahlzeiten im gesamten Erdgeschoss aus, die von der alteingesessenen Sayaka liebevoll zubereitet werden, die den Heimbewohnern schon lange nicht mehr fremd ist. Auch am Morgen kümmert sie sich darum, dass das Frühstücksbuffet immer nachgefüllt wird und am Abend steht sie an der Essensausgabe. Sie schenkt den Schülern nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern auch ein wohltuendes Lächeln. An manchen Tagen lässt sie sich allerdings von einer wohlgenährten Frau mittleren Alters vertreten, die nur sehr wortkarg ist und gerne auch zu kleine Mahlzeiten austeilt.
Der Speiseplan
Montag - 20.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsTsukune-Don - Hähnchenbällchen-Spieße mit Yakitori Soße auf Reis
AbendsGebratene Nudeln mit Tofu und Gemüse
Dienstag - 21.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Miso-Suppe, Wok mit Gemüse und Reis
AbendsGericht - Gebratene Weizennudeln mit Rindfleisch und/oder Gemüse
Mittwoch - 22.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Reis/Kartoffeln mit Tafelspitz und Meerrettich
AbendsGericht - Spaghetti Napoli
Donnerstag - 23.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Lasagne mit Salat
AbendsGericht - Toast Hawaii
Freitag - 24.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Hühnersuppe mit Nudeln oder alternativ reine Gemüsebrühe
AbendsGemüsepfanne -
Samstag - 25.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts, nur heute: frische Spiegeleier vom Wachtelhuhn!
MittagsGericht - Hähnchenbällchen-Spieße mit Yakitori Soße auf Reis
Der Engländer wusste nicht so recht, was er mit dem Gespräch anfangen sollte. Wahrscheinlich bemerkte dies auch Vivian. Aber er gab sein Bestes, um ihr eine ehrliche Antwort geben zu können. Wahrscheinlich hätte er seine Eltern an dem Abend angegriffen, wenn er dort schon seine Fähigkeiten kannte, dann hätte er es sicherlich gewagt, aber man konnte nie vorher sagen, wie man dann reagiert hätte. Die Antwort, die der Rothaarige ihr bot, schien Vivian nicht unbedingt zu gefallen oder die, die sie erwartet hatte. Aber er wollte sie nicht anlügen und beließ es deswegen auch bei dieser Antwort. Als er sie dann aber fragte, um wen es sich handelte, schien das ganze Gespräch mehr oder weniger ein Ende zu finden. Es schien schon fast so, als ob es Vivian nicht passte, dass der Magier nochmals nachhakte. Es schien so, als ob die Blondine nun endgültig zu machte und nicht mehr darüber reden wollte. Sie wollte wohl auch gleich daraufhin abhauen, falls ihre Gegenwart den Rothaarigen störte. Matt hatte in diesem Augenblick in sein Brötchen gebissen und hatte sich aufgrund ihrer Aussage verschluckt. Er brauchte eine kurze Zeit und Wasser, bis er ihr überhaupt Antworten konnte. „Also… Hm.. wie soll ich anfangen?“, überlegte er laut, als es wieder ging. „Ich möchte nicht, dass du dich wegsetzt oder so. Falls ich aber dich störe, kannst du es mir jederzeit sagen“, fing er einmal an, damit das eine Thema beendet war. Nun gab er sich dem anderen her. „Mich stört so eine Konversation nicht, nur fehlt mir hier einfach den Kontext, um eine eindeutigere Antwort geben zu können, deswegen habe ich auch nochmals nachgefragt. Wenn du mir diesen Kontext aber nicht geben möchtest, macht das auch nichts“, sagte er zu ihr und lächelte sie sanft an. Gleich im Anschluss widmete er sich den letzten Stücken seines Brots. Es war lecker, wie immer. Ja, hier konnte man gut essen. Die Stadt war natürlich für Restaurantbesuche besser geeignet, aber sonst konnte man hier umsonst sehr gut essen. Die Präferenz des Rothaarigen, mehr oder weniger. Er hatte nicht immer das Geld, um in teure Restaurants zu gehen. Da gab es hier in der Schule Personen, die er dafür immer wieder mal in der Stadt beim Shoppen oder beim Essen gehen beobachten konnte. Ja, nicht jeder war so gut betucht hier. Ein Blick zu Vivian holte den Magier wieder zurück in das Diesseits. Er hatte gerade komplett ausgeblendet, dass er ja in einem Gespräch war. Upsi! „Aber fangen wir doch erst einmal von vorne an…“, fügte er noch hinzu. Wahrscheinlich würden dann die Gespräche nachher besser gehen, jedenfalls hoffte dies Matthew. „…Erzähl mir was von dir. Woher kommst du? Welche Hobbies hast du so? Was für einer Rasse gehörst du an und so weiter“, fragte er das Mädchen ihm gegenüber mit Vorschlägen über was sich die beiden denn Unterhalten könnten. Vielleicht waren sich die beiden ja gar nicht so verschieden, wie es gerade den Anschein gemacht hatte.
Es war schon nicht einfach seine ruhige Fassade aufrecht zu erhalten, wenn der Gegenüber plötzlich der Meinung war die gleiche Art von Höflichkeit zu erwidern und ebenfalls anbot den Tisch zu verlassen. Vivian wusste auch nicht so recht, was sie nun mit dieser Antwort anfangen sollte. Sie war es gewohnt auf solche Fragen normalerweise eine klare Antwort mit einem klaren Signal zu bekommen. So etwas wie ein „Ja, bitte“ oder „Nein, danke“. Hier jedoch fehlte das komplett. Stattdessen bezog sich der rothaarige lieber wieder auf die vorherige Situation und erörterte ihr, dass er keinen Kontext hatte, um wirklich genau auf die vorherige Frage eingehen zu können. Was die Engelin einfach komplett verwirrte. Für einen fehlenden Kontext hatte er sich a) zu viel Zeit mit der Antwort gelassen und b) eine viel zu ausführliche Beschreibung seiner Handlungen gegeben. Was ihr eigentlich nur bewies, dass es buchstäblich nicht am Informationsmangel liegen konnte. Mal ganz abgesehen davon, dass es keinen wirklichen Kontext gab. Was sie ihm auch prompt mit ihren folgenden Worten bestätigte. „Ich bedauere, aber es gibt keinen besseren Kontext. Es handelte sich lediglich um eine Fragmentierung meiner eigenen Gedanken, die ich dort zum Ausdruck gebracht habe. Ich bitte nochmals um Verzeihung.“. Womit auch hoffentlich klar wurde dass er – in Anbetracht der Umstände – richtig geantwortet hatte. Es gab schlichtweg keine weitere Chance diese Aussage zu revidieren, falls man das überhaupt musste. Matthew hatte schließlich nichts wirklich Verwerfliches gesagt und Vivian urteilte ja auch nicht über seine Persönlichkeit, sondern schlichtweg über sein langsames Reaktionsvermögen.
Doch glücklicherweise musste sich weder die Blondine, noch der Rothaarige weiter mit diesem Thema befassen. Ein Neuanfang sollte es nun werden, wogegen Vivian nicht das geringste einzuwenden hatte. Ein leichtes Nicken ihrerseits sollte diese Bereitschaft auch noch einmal zusätzlich unterstreichen, während sie ihr Tablet wieder losließ und zur normalen Frühstücksroutine überging, vereinzelt den Blick zu Matthew erhebend, damit sie nicht als unhöflich galt und keinen Blickkontakt hielt. Die meiste Zeit jedoch waren ihre türkis-blauen Augen bei ihrem Frühstück zu finden, dem sie jetzt auch mit größerem Enthusiasmus nachkam als vorher. „Was die Frage nach meiner Herkunft angeht, so befinde mich seit meiner Geburt hier auf dieser Insel. Man geht also zu Recht von der Annahme aus, dass ich noch keine Zeit außerhalb dieser Insel verbracht habe. Was – so erlaube ich mir hinzuzufügen – nicht schlimm ist.“. Insbesondere, wenn man jeden Tag mit einem Angriff auf die Insel rechnen musste, den es im Notfall zurückzuschlagen galt. Sie könnte es sich nie im Leben verzeihen bei einem solchen Ereignis abwesend zu sein. Nein, das würde sie nicht übers Herz bringen. „Redet ihr aber von meinen täglichen Pflichten, so kann ich hier lediglich die Schule nennen. Abseits davon folge ich einer regelmäßigen Trainingsroutine, sowie zwischenzeitlich Aushilfsarbeiten im Garten meine Zeit beanspruchen. Im gemeinen Volksmund würde man sicherlich sagen, dass die Natur mein Hobby ist, wobei ich mich während dieser Zeit auch körperlich zu ertüchtige.“, was sie mit einem sanften Nicken abschloss und gleich im Anschluss einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse zu sich nahm. Zwei der drei Fragen hatte sie also abgeschlossen, obgleich sie bei ihren Hobbies die genaueren Details ausgelassen hatte, um ihren Gegenüber nicht zu langweilen. Sie war es mittlerweile gewohnt, dass diese Informationen für einen Großteil der Leute nicht wirklich relevant waren. Zumindest hier musste die Blondine kein Blatt vor den Mund nehmen. „Wenn es um meine rassentechnische Zugehörigkeit geht, so darf ich mitteilen, dass ich der Gattung der Engel angehöre. Jedoch muss ich erwähnen, dass ich weder fliegen, noch großartig Magie wirken kann.“, was sie augenscheinlich kein bisschen beunruhigte. In der Tat machte sich die Engelin nicht viel aus ihrer Abstammung. „Ich bin also bedauerlicherweise nicht qualifiziert genug, um wirklich eine Auskunft darüber zu geben. Weswegen ich darum bitte, weitere Nachfragen diesbezüglich zu vermeiden, da sie mich nur in Verlegenheit bringen würden.“. Was nicht zuletzt damit zusammenhing, dass nicht einmal erfahrene Magier ihr erklären konnten, warum sie das konnte, was sie konnte. Doch wie schon vorher bei den Hobbies: Es war einfach nicht wirklich wichtig. Vivian lebte mit diesem Informationsmangel, sah sie hinter einer Ergründung der genaueren Umstände auch keinerlei Vorteil für sich und ihre Ideale. „Erlaubt mir also, das Gespräch auf euch zu lenken.“, und um den Wechsel von einer passiven in eine aktive Rolle zu verdeutlichen, unterbrach die Engelin ihr Frühstück und schaute nun wieder konzentriert in sein Gesicht. „Was hat es mit Eurer Herkunft auf sich? Wie lange seid Ihr schon auf Isola ansässig? Ich erlaube mir aufgrund meiner Beobachtungen die Vermutung, dass ihr nicht auf Isola geboren worden seid.“, sie pausierte kurz und musterte seine Reaktion einen Moment, „Inwiefern unterscheidet sich das Leben hier von dem Leben außerhalb, sofern ich diese Frage stellen darf.“. Was bei weitem keine Selbstverständlichkeit war. Manche gingen mit ihrer Herkunft sehr geheimnistuerisch um. Ebenso wie sie, wenn es um die eigenen Hobbies ging. Man ging also richtig in der Annahme, dass sie bei einer negativen Antwort auch nicht weiter nachhaken würde. Das gebot immerhin die Höflichkeit, die Grenzen des jeweils anderen zu akzeptieren.
Die vorherige Unterhaltung war seltsam. Es war für den Rothaarigen schwer einen wirklichen Zusammenhang zu etwas zu erkennen und dadurch war auch die Antwort nicht die, die sich Vivian wahrscheinlich erhofft hatte. Sie entschuldigte sich für die Frage. „Was? Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen“, sagte er und winkte mit der Hand ab, um das Thema vorübergehend zu beerdigen. Ob es später wieder aufkommen würde, würden die beiden sicherlich sehen. Vielleicht auch nicht heute, oder morgen, aber irgendwann eventuell.
Nachdem sich der Engländer dann endlich gedanklich wieder gefangen hatte, konnte er ein weiteres Gespräch mit Vivian führen. Matthew hatte die Hoffnung, dass dieses Gespräch besser werden würde, war sich aber nachdem er seine Fragen gestellt hatte, nicht ganz so sicher. Doch der Rothaarige wurde von der Blondine positiv überrascht. Sie erklärte, dass sie schon immer auf dieser Insel war. „Wow. Warst du schon einmal außerhalb dieser Insel irgendwo? Vielleicht mal um Urlaub zu machen?“, fragte Matt überrascht. Zwar war dies ihre Heimat, aber sie könnte genauso gut auch auf Reisen gegangen sein oder? Jetzt als er darüber nachdachte, war sich zwar der Magier nicht ganz sicher, aber er würde sicherlich eine Antwort von Vivian bekommen. Danach lenkte sie das Gespräch auf die Hobbies. Dass sie die Schule erwähnte verwirrte den Rothaarigen einen kleinen Augenblick, immerhin war es ihm klar, dass alle hier, außer die Erzieher in die Schule gingen. Sie schien eine Trainingsroutine zu haben und die Natur schien ihr zu gefallen. Matt nickte zustimmend, erhob im Anschluss aber dann noch das Wort. „Was für eine Trainingsroutine machst du denn?“, fragte er einfach so gerade aus und blickte ihr in die Augen. Er konnte sich unter diesem Begriff bei Vivian tatsächlich nicht viel vorstellen. Vielleicht ging sie ab und zu laufen oder sowas, aber viel mehr konnte er sich nicht darunter vorstellen, deswegen war es sicherlich besser, wenn er nochmals nachfragt. Das Thema mit der Rasse interessierte Matthew tatsächlich sehr. Er konnte sich nicht daran erinnern, je mit einem Engel gesprochen zu haben. Aber er kannte auch nicht viele Personen, die er wirklich mal effektiv nach derer Gattung angesprochen hatte. Jedenfalls war er erstaunt davon, jedoch konnte er sich nicht ganz vorstellen, was ihre Fähigkeit sein würde. Hatte sie überhaupt eine Art Kraft? Doch nachfragen wollte der Engländer nicht, denn sie bat darum dies zu unterlassen. Ein verständnisvolles Nicken machte er, ehe Vivian das Gespräch auf den Rothaarigen lenkte.
Jetzt war er an der Reihe mit Informationen herausgeben. Er nickte, als sie die Vermutung aufstellte, dass er nicht von ihr sei. „Genau. Also ich komme eigentlich ursprünglich aus England. Besser gesagt aus London. Ich bin auch eigentlich erst seit Mitte März hier auf der Insel, also jetzt noch nicht so lange, aber es gefällt mir hier sehr gut“, antwortete er ihr mit einem Lächeln im Gesicht. Danach wandte er sich dem Glas Wasser wieder zu und nahm einen Schluck daraus.
Urlaub … was für eine seltsame Annahme. Warum sollte sie Urlaub nehmen, oder generell irgendwohin wegfahren? Ihr gefiel es hier sehr gut, wenn man einmal von den besonderen Ereignissen absehen konnte. „Nein, bis jetzt habe ich nicht das Bedürfnis verspürt, mich an anderen Orten aufzuhalten.“, und beipflichten schüttelte Vivian leicht ihren Kopf, um ihrem Gegenüber die Unumstößlichkeit ihres Argumentes noch einmal zusätzlich zu demonstrieren. Natürlich kein sonderlich gutes Argument, aber was sollte man schon dagegen sagen? Es setzte ja auch zum Teil voraus, dass die Engelin sich mit der Welt außerhalb auseinandersetzte. Ihre Wunder, Sehenswürdigkeiten und Kulturen kannte, sowie diese unbedingt sehen wollte. Doch keines dieser Themenfelder erweckte wirklich den festen Wunsch in ihr hinaus in die Welt zu gehen. Fast so, als wäre eine kleine Welt viel angenehmer zu überblicken; und je mehr man über den Tellerrand hinausschaute, umso wackeliger und unsicherer wurde das ganze Konstrukt. Vivian selbst ging es dabei allerdings nur darum den Blick auf dem Wesentlichen zu halten und Ablenkungen zu vermeiden. Selbstschutz könnte man sagen, der mit ein paar kleinen Ausnahmen gesegnet war. Wie an ihrer eigenen Frage zu Matthews Herkunftsort sicherlich leicht zu erkennen war. „Dann lasst auch mich Euch auch einen angenehmen Aufenthalt hier auf der Insel wünschen.“, und sie nickte dabei leicht um ihre netten Worte zu unterstreichen, „Ich hoffe, das Klima macht Euch nicht allzu sehr zu schaffen. Ich meine mich an Schüler zu erinnern, die ebenfalls aus besagtem England stammen und Probleme diesbezüglich aufwiesen.“. Wobei man hier ganz eindeutig sagen musste, dass die meisten auch einfach nicht genug Trinken mit sich führten. Wer auf dieser Insel im Sommer Sport trieb oder unterwegs war, der sollte sich zumindest eine kleine Grundversorgung mitnehmen, oder an solche klimatischen Phänomene gewöhnt sein. Das war zumindest Vivians Meinung dazu. Sie gehörte ja auch eher zur letzteren Kategorie, weswegen die hohen Temperaturen nicht wirklich störend für sie waren; und eigentlich hätte sie auch noch mehr zu dem Thema gesagt, wäre nicht vorhin eine kleine Verständnisfrage zu ihrer Trainingsroutine unter den Tisch gefallen. „Um auf die vorherige Frage bezüglich meines Trainings zurückzukommen...“, griff sie Matthews vorherige Frage mit sandten Ton auf und blieb einen Augenblick still. Als ob die Engelin einen kleinen Moment darüber nachdachte, was genau sie ihm antworten sollte. Was – in diesem Fall – auch der Wahrheit entsprach. Nicht wenige auf dieser Insel waren sehr … kritisch gegenüber solchen Tätigkeiten eingestellt, wenn sie diese nicht sogar als lächerlich empfanden. Ob nun zu Recht, oder nicht, dass hatte die Blondine nie sonderlich interessiert. In den meisten Fällen fuhr man besser, wenn man es ehrlich beantwortete, aber nicht zu sehr ins Detail ging. „Die Routine variiert, da man nicht alle Aspekte innerhalb eines Tages abarbeiten kann.“, begann sie ihre Erläuterung und fixierte ihn einmal eindringlich mit ihrem Blick. „Es besteht aus Ausdauertraining, um die langzeitige Einsatzbereitschaft zu gewährleisten. Krafttraining, damit die Körperlichen Funktionen stetig geschult werden, sowie einem leichten Kampftraining.“, letzteres Bedurfte allerdings einer genaueren Ausführung, damit hier keiner auf falsche Ideen kam. „Letzteres schult, sofern das verständlich ist, Abläufe, um Routine und Automatismus in Situationen zu bringen und damit die Reaktionszeit im Ernstfall minimieren zu können.“. Gerade im Hinblick auf ihre eigenen Erfahrungen war dies sogar vermutlich der essentiellste Teil des Ganzen. Sie konnte immerhin nicht davon ausgehen, dass man irgendwann ihren ganzen Körper einfach ersetzte. Der bisherige Verlust war – und da würde wohl jeder zustimmen, wenn er das wüsste – hoch genug gewesen. Mehr war einfach nicht hinnehmbar. „Ich muss allerdings der Klarheit wegen hinzufügen, dass es auch Tage gibt, an denen andere Dinge ein Teil des Ablaufs sind.“. Was ihm natürlich nichts sagen würde, aber Vivian hatte jetzt auch nicht vor auch diese Sache im Detail aufzurollen. Diese Information dürfte ihm vorerst genügen. „Ich hoffe inständigst, Sie konnten sich damit ein klareres Bild meiner Aktivitäten machen.“
Sein ganzes Leben nur auf Isola verbringen, das konnte sich der Engländer tatsächlich nicht vorstellen. Früher als Kind hatte er auch schon einmal hier und da Urlaub gemacht. War das nicht normal? Für den Rothaarigen schon, doch die Welt von Vivian sah anders aus. Sie war noch nie irgendwo anders, außer auf der Insel und sie schien auch nicht unbedingt den Eindruck zu machen, dass sie dies irgendwann einmal gerne ändern würde. Aber was noch nicht war, konnte ja noch werden. Irgendwann einmal. „Also London ist sehr empfehlenswert, wenn du mehr einen Städtetrip machen möchtest. Das Wetter in England ist halt so… meh“, antwortete er der Blondine mit einem Lächeln im Gesicht. Des Wetters wegen ging wahrscheinlich niemand nach England. Aber das war in Ordnung, denn das Land konnte noch einige andere Dinge bieten. Ein Städtetrip würde sich jederzeit lohnen, selbst bei schlechtem Wetter. Das Klima in England schien der Schülerin jedenfalls schon bekannt zu sein. Der Rothaarige fing an zu lächeln und nickte. Ja, es fiel ihm tatsächlich schwer sich an dieses Wetter zu gewöhnen. Tatsächlich war es jetzt schon wärmer als in England, aber Matthew gewöhnte sich langsam daran. Er ging viel schwimmen und konnte sich somit optimal abkühlen. Notfalls, wenn viel los war, konnte der Magier auch nach der Schule noch im Schwimmnbecken sich eine Abkühlung holen, was sehr praktisch war. Schade eigentlich, dass es sowas nicht auch hier im Wohnheim gab.. „Ja, die Temperaturen hier sind seeehhr gewöhnungsbedürftig. Da geb ich dir recht. In England hat man ja überwiegend nur Regen und nicht so hohe Temperaturen. Sogar das Meer ist eiskalt. Hier ist irgendwie alles anders, aber ich habe mich schon gut daran gewöhnt. Solang ich irgendwo eine Abkühlung bekommen kann, geht’s noch“, antwortete der Rothaarige lächelnd.
Die Frage mit dem Training, die der Engländer zuvor gestellt hatte, wurde nun endlich beantwortet. Mit einem interessierten Blick sah er in die türkisenen Augen der jungen Frau. Wow… hatte sie schon immer eine solche Augenfarbe? Diese war eindeutig sehr speziell, stand ihr aber sehr gut. Doch nun zurück zum Training! Warum der Rothaarige so interessiert an einer Trainingseinheit war, wusste er selbst eigentlich auch gar nicht. Er selbst machte kein tägliches Training und würde es wahrscheinlich auch in Zukunft nicht machen. Warum? Naja, es war Arbeit und man musste Zeit investieren. Beides waren Dinge, die Matthew nicht entbehren wollte. Jedenfalls nicht täglich, ab und zu war dies schon in Ordnung. Der Engländer nickte zustimmend, als Vivian erklärte, dass es aus Ausdauer- und Krafttraining bestand. Als sie mit ihrer Erklärung fertig war, stellte sich hier für den Rothaarigen aber tatsächlich noch eine weiter Frage. „Du hast ja das Kampftraining erwähnt. Was für einen Kampfsport machst du denn?“, fragte er einfach gerade heraus. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie wirklich Kampfsport betrieb. Ob sie mit ihm eventuell eines Tages auch trainieren würde? Wäre cool, einmal wäre der Magier sicher dabei, aber er wollte sich ihr jetzt nicht unbedingt noch weiter aufdrängen. Dass jedoch Vivian nicht jeden Tag etwas machte, war sehr verständlich, deswegen nickte er zustimmend. „Also ich muss mich echt zusammenreißen, um überhaupt körperliche Aktivitäten zu machen. Ich bin in letzter Zeit so faul geworden…“, antwortete er ihr. Ja, seit Saiyana weg war, hatte er sich fast gar nicht mehr bewegt. So war es halt im Leben nun mal, wenn man unter einem tiefen Herzschmerz litt..
Offensichtlich waren die Vermutungen aufgrund ihrer früheren Gespräche richtig gewesen. So intensiv wie sich Matthew zu dem Klima auf England äußerte, wäre es vermutlich sogar besser er würde die Sommerzeit hier auf der Insel durchgehend innerhalb des Gebäudes verbringen. Wobei das so gut wie unmöglich war, wenn man auch noch zur Schule musste. Allerdings ließ der Rothaarige ja selbst schon durchsickern, dass er für dieses Problem bereits verschiedene Lösungsansätze parat hatte. Was sie zwar erleichterte, jedoch nicht wirklich zufrieden stimmte. Er hatte nämlich nie gesagt, wie er sich diesem Problem nun im Detail stellte. Andererseits … er lebte ja noch. So plump das in ihren Gedanken auch klingen mochte. Es war ja nicht den ersten Tag so unglaublich warm hier und somit bewies er ja eigentlich den Erfolg seiner Methoden. Die Engelin musste ihm also nicht extra noch eine Wasserflasche in die Hand drücken, so wie in etwa Caiwen oder Leviathan bei ihren Tätigkeiten in der Lauf-AG. Ein leicht mulmiges Gefühl verblieb dennoch leicht im Hinterkopf der Blondine, ehe sie sich diesem Thema einfach abwandte und sein Lächeln mit einem weiteren Nicken quittierte. Viel interessanter schien sowieso ihr Training zu sein. Wenn auch vermutlich nur, weil es einen relativ großen Teil des bisherigen Gesprächs einnahm. Mit der Frage nach der Art ihres Kampfstils entlockte er Vivian einen leicht schrägen Blick. Der sich noch einmal zusätzlich intensivierte, als die offene Faulheitsbekundung über seine Lippen floss. Hätte sie nicht so ein Pokerface, würde man ihr die sichtliche Verwirrung deutlich ansehen können. Die Engelin war sich echt nicht sicher, auf welche der beiden Argumente sie jetzt als erstes eingehen sollte. Vor allem erwischte sie sich mal wieder bei der innerlichen Debatte, ob das, vor dem Hintergrund seines Geständnisses, überhaupt zielführend war. Immerhin hatte er aus Faulheit ja nicht wirklich Interesse daran, oder? Ein Gedankengang der ihr vor einem Monat nicht mal im Ansatz gekommen wäre. Klar darlegend, wie verwirrt sie trotz allem immer noch mit ihrer aktuellen Situation war.
„Es tut mir leid Sie diesbezüglich enttäuschen zu müssen. Ich muss jedoch verkünden, dass ich meine Bemühungen keinem bestimmten Kampfsport widme.“, und sie richtete ihren Kopf wieder in eine vernünftige Position, um seinen Blick anstandsgemäß zu erwidern. „Meine Techniken sind stets einer improvisierten Natur und folgen lediglich einem ganz normalen Grundmuster, sie haben nichts spezielles an sich.“. Weil man eben mitten im Kampf auch einfach keine Zeit für lange ausschweifende Tritte oder Schläge hatte. Alles, was zählte, war das niederringen des Gegners in kürzester Zeit. Kampfsportarten generell ließen sich mit ihrem Vorgehen auch einfach nicht gut kombinieren. Ihr Gebiet war brutal, hektisch und blutig. Eleganz und Technik hatten da sehr wenig mit zu tun. Allem voran, weil sie viel lieber ihre Waffe benutzte, um den Job zu erledigen. „Trotzdem kann ich nur empfehlen, die Trägheit ihres momentanen Verhaltens zu überwinden.“, und damit unterbrach sie ihre höfliche Haltung und begann sich einfach weiter ihrem Frühstück zu widmen. Sie würde vermutlich nie zum Ende kommen, wenn sie nun immer still und aufmerksam dort sitzenblieb. „Ich entschuldige mich im Übrigen für die Fortsetzung meines Frühstücks. Es ist mir jedoch ein Bedürfnis meine Mahlzeit nicht abgekühlt zu mir zu nehmen. Ich hoffe, sie verstehen das.“, womit sie auch gleich wieder zum Thema zurückkam. Immerhin klang es am Anfang so als ob diese Faulheit ein echtes Problem für ihn wäre. „Eine aktivere Tagesgestaltung kann indes dazu führen, dass der Körper mehr Energie speichert, die im Gegenzug einer vorläufigeren Müdigkeit vorsorgen. Im Falle von Antriebslosigkeit ist es demzufolge stark zu empfehlen.“, wonach sie einen weiteren Schluck von ihrem mittlerweile lauwarmen Kaffee zu sich nahm und die Tasse elegant und Geräuschlos wieder auf seiner Ablage platzierte. „Es würden auch kleinere Übungen helfen, um diesem Problem vorzubeugen. Vorausgesetzt, es entspricht ihrem Handlungsinteresse, dies auch so umzusetzen.“, was sie mit einem leichten Zucken ihrer Mundwinkel noch einmal Visuelle zu untermauern versuchte. Man sollte zwar kein breites Lächeln erwarten, aber eventuell würde Matthew die Aussage so nicht in den falschen Hals bekommen. Falls das überhaupt möglich war. Doch laut Vivian war dieser – allem voran ungefragte – Ratschlag ein sehr starker Eingriff in seine privaten Tätigkeiten. Eine Grenze, die sie sonst nie zu überschreiten gewagt hat.
Die Frage nach dem Kampfsport fand Matthew jetzt nicht unbedingt schwer zu beantworten, aber irgendwie schien es für Vivian nicht so einfach zu sein. Es machte jedenfalls den Anschein. Anstatt zu erklären, um was für eine Kampfsportart es sich handelte, oder welche Partien sie bewegte, erklärte sie nur, dass es sich um eine spezielle Technik handelte. Verwirrt sah er die Blondine an. Der Magier konnte sich tatsächlich nichts darunter vorstellen. Wie auch? Es war wirklich schwer sich etwas unter improvisierter Natur vorzustellen. Aber der Engländer akzeptierte diese Antwort. Immerhin konnte es ja auch sein, dass Vivian ihr Geheimnis nicht verraten wollte, oder sich tatsächlich nicht gut ausdrücken konnte, was ihr Training anbelangte. Es gab einige Möglichkeiten, aber es war ja nicht weiter schlimm. Die Tatsache, dass der Magier faul geworden war, ließ er durchsickern. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er dies nicht getan hätte, denn die Blondine ging geradewegs darauf ein und das obwohl sie gar nicht den Hintergrund wusste, warum Matt so träge geworden war. Aber egal, vielleicht könnten ihre Worte ihn motivieren, oder ihm wenigstens ein schlechtes Gewissen einflößen, damit er doch endlich etwas für seinen Körper machte. Doch bevor ihre Worte wirklich bei dem Magier ankamen, unterbrach sie das Thema und kündigte an, dass sie trotzdem weiteressen wollte. „Ja, klar. Mach ruhig. Ich kann auch für die Antworten warten. Immerhin bin ich ja auch mittlerweile so gut wie fertig mit dem Frühstück“, antwortete er ihr lächelnd. Kurze Zeit später ging das vorherige Gespräch aber wieder weiter. Ihre Tipps waren dem Engländer zwar schon bekannt, aber trotzdem lächelte er freundlich. „Vielen lieben Dank für deine Tipps. Ich sollte echt mal etwas für meinen Körper tun…“, fing er an zu reden. Er meinte es ernst, aber seit Saiyana die Insel verlassen hatte, hatte sie auch irgendwie seine gesamte Energie mitgenommen. Seither wollte er nur noch im Bett liegen und nichts tun, was natürlich auch nicht immer einfach war. Den letzten Monat hatte Matthew deswegen tatsächlich immer wieder Diskussionen mit den Erziehern und Lehrern. Aber so war es halt. Der Rothaarige konnte nur hoffen, dass es ihm eines Tages gelingt alles anders zu sehen und endgültig auf seinen Beinen zu stehen. Vielleicht konnte ihm ja Vivian bei dem ganzen helfen. „… Würde es dich stören, wenn ich mal bei deinem Training mitmache?“, fügte er noch fragend mit an. Somit konnte er herausfinden, was sie unter Training genau verstand und eventuell konnte er so aus seinem Loch endgültig herauskommen, falls dies Vivian auch wollte. Da kam ihm plötzlich noch etwas in den Sinn, das er ihr sowieso noch sagen wollte. „Ach ja, du musst mich nicht Siezen. Es reicht völlig, wenn du mich duzt“, sagte er noch, damit das Thema hoffentlich endgültig erledigt war. Matthew nahm das Glas und trank die letzten Schlucke noch aus.
Ein weiteres Nicken sollte dem Rothaarigen mehr als eindeutig bestätigen, dass seine Worte sehr wohl zur Kenntnis genommen waren. Weswegen Vivian – bestärkt durch die Erlaubnis ihres Gegenübers – auch keine weitere Sekunde verstreichen ließ und ruhig – aber zügig – mit ihrem Essen fortfuhr. Ganz wie die Dame, die sie vom äußeren Erscheinungsbild her auch immer war. Nicht eine Bewegung wirkte zögerlich, oder gar vollkommen aus ihrem natürlichen Fluss gerissen. Es hatte eine gewisse Eleganz. Die zum Einen weltlich und doch irgendwie auf ihre Art einen Hauch der Unantastbarkeit mit sich brachte. Ein Antlitz, welches sich im Laufe des Gesprächs wieder zunehmend über ihre vorherige Erscheinung stülpte, als könne das vorher dagewesene dadurch einfach in Vergessenheit geraten. Vielleicht erzielten ihre Ratschläge deswegen so einen großen Erfolg. Denn Matthew zeigte sich in dem Punkt erstaunlich schnell Einsicht einsichtig und akzeptierte dass er nicht die ganze Zeit auf der faulen Haut liegen sollte. Ein aktiver Geist wurde eben nicht unweit von einem aktiven Körper begleitet. Wenn man keinen Sport machte, waren es meist andere Tätigkeiten, die die Bewegung oder Muskelkoordination förderten. Malen als Hobby wäre in Vivians Augen zum Beispiel ein gutes Beispiel. Die Konzentration und die Fähigkeit Muskeln lange an einer Position zu halten würden sicherlich Voraussetzungen für einen guten Scharfschützen sein. Doch sie bezweifelte sehr stark, dass solche Informationen von großartiger Relevanz in diesem aktuellen Gespräch sind. Insbesondere weil der Rothaarige nur explizit Interesse an ihrem Training hatte. „Es ist keineswegs mein Bedürfnis, dich von diesem Vorhaben abzubringen. Es bleibt deine Entscheidung ob du bei meinem Training zugegen sein möchtest.“, adaptierte sie die soeben erhaltene Erlaubnis etwas persönlicher zu werden und bediente sich nebenbei weiter an ihrem Frühstück. Sie rechnete sowieso damit, dass er entweder mittendrin abhaute oder erst gar nicht aufkreuzte. Die Erfahrung mit Emily war da doch sehr prägend für sie gewesen. Dabei hatte das hier nichts damit zu tun, dass die Engelin großartig Nachtragen war, sie versuchte lediglich aus ihrer Vergangenheit die richtigen Schlüsse zu ziehen. „Allerdings muss ich hinzufügen, dass es empfehlenswert wäre, wenn du ein solides Schuhwerk und ausreichend Wasser mitnimmst. Selbst eine reduzierte Routine ist eventuell mit einer weitaus höheren Kraftanstrengung verbunden als sie den Anschein macht.“, und das sollte man wirklich nicht unterschätzen. Immerhin waren ihre Gewaltmärsche über Stock und Stein immer von einem je nach Terrain variierenden Anspruchslevel. Sie konnten unglaublich einfach, aber im nächsten Moment wieder richtig fordernd sein. Gerade wenn sie ihr Gepäck und die Waffe auf dem Rücken hatte, war das alles sogar noch eine Stufe härter als normal. Vielleicht musste sich Vivian ja genau deswegen keine Sorgen machen, dass Matthew den Anschluss verlor. Sie packte ihm immerhin keine 20kg Gepäck auf den Rücken. Umknicken allerdings … nun, das konnte er immer noch. Vielleicht musste sie ihn im Notfall also auch noch schleppen. Eine Herausforderung der etwas anderen Art. „In weiterer Überlegung würde ich ebenfalls empfehlen ein Handtuch und Ersatzkleidung mitzunehmen. Wir werden einige Zeit unterwegs sein.“. Besonders Letzteres wirkte aus Vivians Mund wie eine sanft ausgesprochene Drohung. Damit implizierend, das ihr Ausflug nicht schon nach einer halben Stunde zu Ende sein würde. Nicht selten folgte die Dusche auch nicht im Wohnheim, sondern an einer der lokalen Wasserquellen. Was die naturverliebte Engelin als recht wild darstellen konnte; ganz im Gegensatz zu ihrer sonstigen Erscheinung. „Es kann mitunter auch vorkommen, dass wir die Rast, je nach Wetterlage, vorziehen. Dementsprechend ist es mir ein Anliegen dich auch darüber zu informieren.“, und gleichzeitig damit fanden das Besteck und ihre Tasse ihr Ende auf dem Tablett. Nun war auch Vivian mit ihrem Frühstück am Ende. „Ich breche für gewöhnlich um 12 Uhr auf, würde jedoch 15 Minuten vor dem Wohnheim auf dich warten, sofern Interesse besteht.“, und danach würde sie auch einfach losgehen. Sie hatte kein Interesse daran auf die Gutmütigkeit der Leute zu vertrauen. Nicht, wenn es um ihr Training ging, was demzufolge ein Verlust für sie darstellte. Matthew würde definitiv keinen Schaden davontragen, wenn er nicht auftauchte. „Ist es mir also möglich, mich in diesem Anlass auf deine Wenigkeit verlassen?“.
Das Siezen hörte nach der Aufforderung des Rothaarigen wie aus dem Nichts auf. Matthew war froh drum, denn so fühlte er sich nicht mehr wie eine alte Person. Einen Erzieher oder so konnte man gut siezen, aber nicht gleichaltrige. Warum dies die Blondine generell machte, wusste er nicht, aber er ging davon aus, dass es einfach ihr Charakter war. Die Idee, dass sich Matthew aufdrängen könnte, schien Vivian nicht unbedingt zu stören. Eine unerwartete Reaktion, denn er hätte es verstanden, wenn sie ihr Training allein machen wollte. Immerhin war der Engländer auch nicht so geübt wie sie und würde ihr sicher ein Klotz am Bein sein. Doch Vivian schien dies nicht so zu sein. Ein sanftes Lächeln bildete sich auf den Lippen des Rothaarigen, da er ihr sehr dankbar war, dass sie sich seiner annahm. Die Blondine gab ihm noch den Tipp, dass er gute Schuhe und viel Wasser mitnehmen sollte. Es klang schon fast so, als ob die beiden eine Wanderung machen würden. Vielleicht war es eine Kombination aus wandern und Training. Matt würde sich auf jeden Fall überraschen lassen, was da heute noch auf ihn zukommen würde. In weiterer Ausführung gab sie ihm noch zwei weitere Tipps zu denen er zustimmend nickte. „Alles klar. Dann werde ich nachher einen Rucksack packen und den dann mitnehmen“, antwortete er ihr freundlich. Im Anschluss erklärte sie ihm noch, dass sie je nach Wetter eine Rast machen würden und dass sie um 12 Uhr mittags auf ihn warten würde. Der Magier nickte zustimmend. „Ok, ich werde allerspätestens um 12 Uhr vor dem Wohnheim sein“, antwortete er ihr enthusiastisch. Matthew hatte Lust bekommen ein Training zu starten und mit einem Partner war dies sicherlich weniger langweilig. Doch dann sah er auf seinen Teller. Er hatte ein recht mickriges Frühstück. Würde er es überleben, wenn er erst am Abend etwas zwischen die Beißerchen bekommen würde? Sicher war er sich nicht. Vielleicht wollte Vivian aber auch auf eine Art Jagd gehen und sich das Essen verdienen? Aber die Blondine sah nicht wirklich so aus, als ob sie wirklich eine Jägerin war. Natürlich konnte das Aussehen aber auch täuschen. Um sicherzugehen, erhob er nochmals das Wort. „Aber darf ich noch fragen, wie es dann mit dem Mittagessen sein wird? Nimmst du dir da was mit, isst du erst etwas am Abend? Wie machst du das? Ich glaube nämlich, dass ich es nicht bis zum Abend ohne Essen aushalte, weil ich auch nicht allzu viel gefrühstückt habe…“, gab er nun offen seine Bedenken zu. Was wohl die Blondine nun dachte? Vielleicht war sie ja der Meinung, dass man auch mal ohne Essen auskommen konnte. Dem Widersprach der Magier eigentlich sowieso nicht, aber nur, wenn man auch am Morgen ausrechend gefrühstückt hatte. Doch er wartete jetzt mal gespannt ihre Antwort ab.
Dann war zumindest diese Sache schon einmal geklärt. Mit der Zusage des Rothaarigen, dass er zu besagter Zeit dort auf sie warten würde, hatte er dem unüblichen Trainingsprogramm von Vivian zugesagt. Die Engelin nickte nur noch einmal bestätigend, während sie ihre heutige Route ein klein wenig umplante, damit es nicht ganz so anstrengend werden würde. Zwar hatte sie vorher gedanklich ausgeschlossen irgendwelche Veränderungen in ihrer Planung aufgrund von anderen durchzuführen, doch im Endeffekt obsiegte auch hier ihre zuvorkommende Höflichkeit. Das garantierte zwar noch bei weitem nicht, dass ihre heutige Begleitung den Tag ohne Anstrengung überleben würde; aber es war ein Versuch wert. Sie musste ohnehin mit allen Eventualitäten rechnen. Jetzt, wo sie einen Zivilisten mit in ihrer Nähe hatte. Allein die Frage nach einem regelmäßigen Essen war so fremdartig für die Blondine, dass sie ihn einen kurzen Moment lang mit leicht schrägem Blick ansah, ehe sie überhaupt daran dachte ihm darauf eine Antwort zu geben. „In deinem Fall wäre es eventuell besser sich eine ausreichende Menge an Verpflegung mitzunehmen. Es wird bis zur Rückkehr keine feste Mahlzeit geben.“. Somit hätte sie auch den ersten Indirekten Auftrag für ihn, der schon vor dem eigentlichen Training seinen Anfang nahm. Was sollte er mitnehmen? Wie viel sollte er mitnehmen? Konnte er den Willen aufbringen seine Verpflegung während des Trainings zu rationieren? Alles Fragen, die im ersten Moment simpel und durchaus krude wirkten, ihre Wirkung aber vollends entfalteten, wenn man wirklich mal in der Situation war nicht viel bei sich zu haben. Dabei mussten es nicht einmal die großen Weltuntergangsszenarien sein, die Vivian sich immer als großes Beispiel vor Augen hielt. Es reichte, wenn man bei einer Wanderung mit Freunden verloren ging und nicht mehr heimfand. Oder aber man war in der Kampfzone unterwegs und nächtigte dort. Es wäre töricht anzunehmen, dass man überall sicher war. Matthew in eine Situation zu versetzen – wenn auch nur vorsätzlich - in der er mit begrenzten Ressourcen haushalten musste, konnte hilfreich sein. Aber niemand war perfekt und dieser Prozess nicht von heute auf morgen realisierbar. Wenn sie alle Experten im Überleben wären, bräuchten sie sich nicht so vorzubereiten… „Ich würde empfehlen diese Vorbereitung sorgsam anzugehen und davon abraten, wahllos Dinge mitzunehmen.“, ließ sie ihm noch einen kleinen Tipp diesbezüglich zukommen und trank im gleichen Zuge den letzten Rest aus ihrer Kaffeetasse aus. Somit war auch ihr Frühstück beendet und sie konnte sich noch anderen Dingen widmen, bevor am Nachmittag besagtes Training seinen Lauf nehmen würde. „Ich wünsche dir noch einen angenehmen Morgen, Matthew. Ich werde dich dann heute Mittag erwarten.“, und mit einer kleinen Verbeugung, nachdem sie von ihrem Sitz aufgestanden war, entfernte sich die Blondine dann auch vom Tisch und ging ihres Weges. Alles weitere würde am heutigen Mittag seinen Platz finden.